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Wöchentliche Schreibaufgabe

Die Ergebnisse des 24-h-WBs
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Wie die Schnappschildkröte zu ihrem Namen kam

Lang, lang ist's her, da lebte einmal auf einer kleinen, süßen Insel eine kleine, süße Schildkröte. Wie die Schildkröte hieß habe ich vergessen, aber das interessiert hier glaube ich sowieso keinen. Damals war noch die Zeit, als Schildkröten entweder keinen oder absolut dämliche Namen hatten, und die Protagonistin bloßzustellen wäre kontraproduktiv.

Diese Schildkröte jedenfalls lebte friedlich und glücklich in ihrem dortigen Gewässer, und sie lebte wohl auch heute noch friedlich und glücklich dort, wenn... ja, wenn nicht der Mensch gewesen wäre.
 

Der Mensch tat die ganze Zeit recht freundlich, weswegen die Schildkröte auch nie einen Grund dazu sah, sich ihm gegenüber unfreundlich zu verhalten. Die beiden wurden gute Freunde und redeten miteinander, Stunden, nein, Nächte, ja sogar Wochen vergingen wie im Fluge, und während sie sich gegenseitig über ihr Herkunftsland ausfragten, Familienstand, Kinderwünsche, Heiratspläne, Verkupplungsversuche und was Menschen und Schildkröten sonst noch so beschäftigt wenn sie nichts zu tun haben, fiel ihnen langsam auf, dass die Früchte, die ihnen anfangs noch recht gut geschmeckt hatten, ihnen nach und nach immer mehr zum Halse heraus hingen. Was auch immer sie essen wollten, nichts war nach ihrem Geschmack, und während die Schildkröte mehr und mehr verzweifelte, hatte der Mensch eine Idee.

Es ist wohl überflüssig zu sagen, dass die Idee zunächst gar nicht so übel zu sein schien: Da der Mensch ja, klug wie er war, nicht ohne Vorräte auf die Insel gegangen war, hatte er zufälliger Weise noch einige Gläser Dosenwürstchen übrig, die er aufgrund des reichen Früchtevorkommens ja zunächst nicht gebraucht hatte. Nicht, dass die auch nur geringfügig genießbarer waren, aber nach so langer Zeit, in denen sich die beiden von Früchten ernährt hatten, erschien ihnen das Glas wie das Paradies auf Erden, das von Engel Gabriel auf seinen goldenen Schwingen-...

Ich schweife ab. Nun, jedenfalls betrug es sich so, dass der Mensch auch der Schildkröte etwas von den Würstchen abgab, schließlich waren sie ja befreundet und Freunde teilen ja Freud und Leid und alles andere mit dazu, so zumindest der Mensch, aber da der unbestreitbarer Weise während seinem kurzen Leben insgesamt mehr Mist zusammenschwafelte, als im Meer seit Anbeginn der Zeit Fische gelebt hatten, werde ich das hier nicht weiter ausführen. Um es kurz zu machen, der Schildkröte sagte der Geschmack der Würstchen ebenfalls zu und zusammen schmausten sie und waren wieder friedlich und glücklich bis an ihr Lebensende...
 

Oder zumindest wäre es so gewesen, wenn die Insel nicht die einzige Insel gewesen wäre, auf der diese Art von Schildkröten lebten, und natürlich wenn die Kokospalmen der Insel nicht zufälliger Weise alle gleichzeitig für die Insulanischen Spiele trainiert hätten. So jedoch kam es, dass der Mensch die Schildkröte mitsamt ihrer Familie, deren Familien und deren Familien, also kurz gesagt die gesamte Gattung dieser Schildkröten, mit zu sich nach Hause nehmen wollte, um ihnen eine Abwechslung von den langweiligen Früchten zu bieten und Würstchen, so viele sie nur essen konnten, denn der Mensch war außerdem Würstchenfabrikbesitzer und ein wenig profitgeil, aber das ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls waren die Schildkröten und der Mensch gerade dabei, das Schiff zu besteigen, als die Palmen anfingen, für die Disziplin des Nusswerfens zu trainieren. Viele Nüsse stürzten in die Fluten und ertranken, noch mehr starben den Tod durch Gefressenwerden... aber da es momentan nicht um das armselige Ableben der Kokosnüsse geht sondern um die Geschichte der Schildkröten und des Menschen, die ja noch immer dabei sind, das Schiff zu besteigen, muss wohl auch gesagt werden, dass einige Nüsse gerettet wurden und statt in ihren Tod auf die Köpfe der Schildkröten und des Menschen fielen. Nun waren es nicht viele Schildkröten und nur ein Mensch, aber Tausende und Abertausende Kokosnüsse, weswegen die Trefferquote recht hoch war.

Die nun leicht geschädigten Schildkröten und der Mensch bemerkten von dieser Begebenheit allerdings nicht viel, da sie sich dank einer äußerst starken Gehirnerschütterung an nichts mehr erinnerten, und machten da weiter, wo sie gewesen waren, als wir sie das letzte Mal verließen, um umzuschwenken auf das Schicksal der armseligen, bemitleidenswerten, nun fast ausgerottete Art der Kokos-...

Nun, der Mensch brachte die Schildkröten jedenfalls zu seiner Heimat. Während der Fahrt stellte sich jedoch heraus, dass sowohl die Schildkröten wie auch der Mensch nun so geistig verwirrt waren, dass sie Würstchen nicht mehr von Fingern und Zehen unterscheiden konnten. Das war nicht weiter schlimm, kein vernünftiger Mensch braucht heutzutage noch seine Zehen und Finger, und so kamen sie auch (fast) unbeschadet an Land.
 

Wie es der Zufall aber nun wollte, bemerkten die Menschen an Land nicht die Schildkröten an Bord, da sie voll und ganz damit beschäftigt waren, den Mensch, der ihrer Meinung nach nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte, womit sie nicht so ganz daneben lagen weil er seine einzige während der Schifffahrt versehentlich fallen gelassen hatte, wegzusperren, angeblich um ihn vor sich selbst zu beschützen.

Die weitere Rolle der Schildkröten ist hier schnell erzählt: Als sie merkten, dass sich niemand mehr um sie kümmerte, gingen sie von selbst an Land, um nach diesen wundervollen Würstchen zu suchen, wegen denen sie gekommen waren... den Rest kann der Leser sich wohl denken.

Und auch hier lässt sich nur die unglaubliche Dummheit des Menschen bemerken: Statt einen Zusammenhang herzustellen zwischen dem Würstchenfabrikant ohne Finger und Zehen und den scheinbar aggressiven Schildkröten, erklärten die Wissenschaftler den Mensch zu einem unheilbaren Irren und die Schildkröten zu einer neuen Art. Nun, wenn es sie glücklich macht...
 

Und die Moral von der Geschichte: Wenn du eine Schnappschildkröte triffst, hau ihr eine Kokosnuss auf den Kopf – bewiesen ist nichts, aber vielleicht lässt sich das Ganze ja auch rückgängig machen...?

(Oder auch im Volksmund: ein Schlag auf den Hinterkopf erhöht das Denkvermögen... ;D)



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  lomelinde
2008-11-23T23:20:39+00:00 24.11.2008 00:20
"Damals war noch die Zeit, als Schildkröten entweder keinen oder absolut dämliche Namen hatten, und die Protagonistin bloßzustellen wäre kontraproduktiv."

Doch weiß wie sie hieß und um die Protagonisten bloß zu stellen nenne ich jetzt auch fieser Weise einen Namen. Nämlich *Trommelwirbel* Die Schnappschildkröte heißt [[Tentakel]]. Mmh wirklich ein sehr dummer Name für eine Schildkröte, die haben nicht mal Tentakel. Hast also mit der Aussage absolut recht.

So nun aber zum Inhalt deiner Geschichte.

Die Idee finde ich klasse. Ich meine ich weiß ja, dass du sie bei der Schreibaufgabe geschrieben hattest, aber ich hatte sie nicht gelesen. Ich hätte es mal tun sollen, denn ich hab das Gefühl mir ist was entgangen. Naja, besser spät als nie.
Ich mag deine ironische Art und Weise mit der du die Geschichte angehst. Das ist sehr schön. Auch die Perspektive gefällt mir sehr gut.
Ich denke auf der anderen Seite wiederum, dass du viel zu oft abschweifst. Ich weiß, dass das von dir beabsichtigt und in einer normalen Erzählung ist dies ja auch der Fall, aber nicht so oft. Mir ist das einfach zu häufig.
Ansonsten muss ich mich Mostertier anschließen, dass du einfach manchmal die Sätze etwas zu viel verschachtelst.
Der Witz in diner Geschichte ist davon abgesehen aber wirklich kaum zu toppen. Sehr gut gefallen hat mir an der Stelle die Sache mit den Kokosnüssen.
Als interessant empfinde ich auch dein, ich nenne es mal Fazit. Kurz und brignant!

Alles in allem eine sehr schöne lustige kleine Geschichte.

Lieben Gruß lomeli
Von: abgemeldet
2008-04-24T22:24:22+00:00 25.04.2008 00:24
*rofl* Ich wollte unbedingt diese Geschiche auch noch lesen... der Titel war ja jedenfalls schon mal toll *g*

Alles in allem gefällt es mir sehr gut. Vor allem die Idee find ich witzig. An der Umsetzung haperts zum Teil. Imo verstrickst du dich ab und an in zu lange Sätze (zB beim vorletzten Absatz, der erste Satz... ist ein ziemlicher Bandwurmsatz). Und es wäre vllt auch nicht schlecht, kurz zu erwähnen, wieso der Mensch auf die Insel kam und dort alleine so lange blieb. Sind nur Kleinigkeiten, aber das waren so die gröbsten Sachen, die mich gestört haben.

Ansonsten, wie gesagt, find ich die Geschichte gut. Gefällt mir von der Idee her sehr gut *g*

LG
Das Monstertier


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