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Lost in Blue

von

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Auftrag

,,Dieser Blödmann!!", wütete ich, während ich über die Wiese Richtung Höhle stapfte. ,,Soll der doch zur Hölle fahren! Ich geh bestimmt nicht zurück! Soll der doch im Wald versauern!" Ich konnte nicht ahnen, was im Wald nachts passiert, und ganz ehrlich: Es interessiert mich nicht. Der kommt klar! Ist ja nicht normal, ein Taschenmesser mit sich herumzutragen! Ich wette, der macht bei einem Fechtklub oder so mit! Ich wollte wieder zurück zu unserer Höhle gehen. Ach was, jetzt ist es ja meine Höhle! Der soll bloß nicht wagen, sich noch einmal blicken zu lassen! Sonst jage ich den so schnell wieder heraus, wie er hereingekommen ist! In der Höhle Richtung Strand kam ich an der Wasserstelle vorbei. Ich blieb kurz stehen, dann kniete ich daneben nieder und spülte mein Gesicht mit Wasser aus. Dann trank ich einen großen Schluck. Ich wischte mir den Mund ab. Da spürte ich eine Kraft meinen Körper durchströmen. Ich rannte los und stoppte erst, als ich direkt vor der Höhle stand. MEINER Höhle! Ich ging erst einmal zum Strand. An der Sonnenuhr sah ich, dass es etwa vier Uhr war. ,,So spät schon!", murmelte ich erstaunt vor mich hin und ging ein paar Kokosnüsse sammeln. Diese legte ich in der Höhle zu den Vorräten. Seltsam... so viel hatte ich doch gar nicht gesammelt! Das musste Toki gewesen sein! Ob er im Wald genug zu essen findet? Warum mache ich mir darüber eigentlich Sorgen? Im Wald gibt es eine Menge Beeren! Glaube ich zumindest...
 

***T
 

Der Boden unter mir kalt und steinig. Langsam kam ich wieder zu mir. Ich zwinkerte und bemerkte, dass ich tatsächlich auf einem dunklen Steinboden lag. Nein, nicht der Boden war dunkel, sondern die Umgebung war dunkel. Stöhnend richtete ich mich auf. Ich sah mich noch leicht benommen um und erschrak: Ich war in einer Art Zelle! Draußen im Gang waren Fackeln angebracht. Zumindest eine, die den Weg ein wenig erhellte. Vor der Tür war der Schatten zweier Personen, die sich leise unterhielten. Ich versuchte, etwas zu hören, doch ich konnte nicht. Vorsichtig wollte ich näher kriechen, doch da hörte ich das Rasseln einer Kette. Ich sah mich um. Na toll! Angekettet war ich auch noch! Als ob das nicht reichte, wurden die beiden auf mich aufmerksam. Einer blickte um die Ecke. Es war ein Mann. Er war anscheinend Mitte zwanzig, noch ziemlich jung also. Seine Haut war kreidebleich und seine Augen stechend gelb. Ich zuckte zurück. ,,Er ist wach.", sagte der Typ zu seinem Kollegen. Nun blickte eine Frau um die Ecke. Sie hatte dunkelbraune, fast schwarze Haare mit einer einzigen, weißen Strähne im Haar. Sie war eigentlich noch gar keine Frau, etwa in meinem Alter, wenn nicht noch jünger. Oh Mann! Wo war ich hier? Ich hätte mich nie mit Seiran streiten dürfen! Andererseits, sonst wäre sie auch gefangen worden... Oder wurde sie etwa schon... Ich durfte nicht daran denken! Ich musste mich zusammenreißen und auf meine gegenwärtige Situation konzentrieren! ,,Was wollt ihr von mir?", fragte ich noch etwas schwach. ,,Nichts Böses!", erklärte das Mädchen und lächelte. In ihren Mundwinkeln konnte ich zwei spitze Eckzähne aufblitzen sehen. Sie war ein Vampir! Ich blickte sie wütend an. ,,Ach ja? Und deswegen sitze ich in einer Zelle? Was wollt ihr denn wirklich?", fragte ich sarkastisch. ,,Wirklich nichts Böses!", bekraftigte das Mädchen ebnso ruhig wie vorher. ,,Nur... Sagen wir eine Art Besprechung unter Kollegen...!" Sie grinste. ,,Wenn du verstehst...!", fügte sie vielsagend hinzu. Mir dämmerte es. Ich war doch (leider) auch ein Vampir! ,,Was wollt ihr denn mit mir besprechen?", fragte ich misstrauisch. ,,Komm einfach mit!", forderte sie mich auf. Ich musste lachen:,,Mitkommen?! Ich bin angekettet in einer Zelle!" Sie schnippte einmal mit den Fingern. Die Kette zerbrach und die Tür öffnete sich. ,,So etwas solltest du auch bald können...!", erklärte sie mit leicht genervtem Gesichtsausdruck. Ich musste schlucken. Ich rappelte mich auf und folgte dem Mädchen. Der andere blieb dort.
 

***S
 

So langsam machte ich mir wirklich Sorgen. Wo blieb Toki nur? Ich weiß, ich hab mich mit ihm gestritten. Aber... Okay, so langsam sehe ich ein, dass Toki nicht unbedingt wissen konnte, was dieses Vieh war, er hatte es ja auch wirklich nur kurz gesehen. Mittlerweile tat es mir wirklich leid... Ich ging zum Strand. Es war Ebbe. Ich lief so weit wie möglich zum Meer. Ich konnte es nicht fassen: Hinter dem Felsen, der das Meer durchtrennt hatte, war eine kleine Bucht! So schnell wie möglich lief ich dorthin. Ich konnte einige Bäume erkennen, die merkwürdige rote Früchte trug, so ähnlich wie Äpfel. Ich schüttelte einen der Bäume und eine dieser Früchte fiel herunter. Ich hob sie auf und biss hinein. Sie war sehr saftig und soooo lecker!
 

***T
 

Ich folgte dem Mädchen in einen großen Saal. In der Mitte stand ein großer, länglicher Tisch mit vielen Stühlen drum herum. Sie winkte mich an das hintere Ende des Tisches heran. Es war nur ein wenig heller als in der Zelle. Der Raum wurde von einigen Kerzen spärlich beleuchtet. ,,Wir haben diese Kerzen nur wegen dir angemacht.", erklärte sie mir. ,,Eigentlich sind die immer aus. Du weißt ja wahrscheinlich, wir mögen kein Licht." Ich nickte nur. Wir waren die einzigen. Sie forderte mich mit einer Handbewegung auf, mich zu setzen. Ich tat, wie mir befohlen und setzte mich auf einen der schwarzen, hohen Stühle. Und wirklich: Die Lehne war so hoch, dass ich selbst wenn ich doppelt so groß gewesen wäre, nicht über den Rand hätte schauen können. ,,Worüber wollt ihr denn mit mir sprechen?", fragte ich ernst. Das Mädchen guckte verdutzt, dann begann sie zu lachen. ,,Ach ja!", dann wurde ihr Blick fast noch ernster als meiner. ,,Es ist so, musst du wissen: Seit mehreren Jahrhunderten leben wir nun von den Tieren dieser Insel. Es ist unglaublich lange her, dass wir alle mal wieder richtig satt waren. Und wir sind nicht viele. Vielleicht um die fünfzehn bis zwanzig. Nun ist es aber so, dass du jemanden mitgebracht hast, der ziemlich... na ja, sagen wir; nahrhaft scheint. Du weißt, wen ich meine.", erklärte sie vielsagend. Ich stand abrupt auf und rief:,,Ihr wollt euch an Seiran vergreifen?! Das kommt überhaupt nicht in Frage! Sie ist in den besten Jahren ihres Lebens und..." Ich wurde von ihr unterbrochen. ,,Und sie würde es ewig bleiben, wenn sie durch uns zu einem Vampir werden würde. Warte, ich muss mich wohl klarer ausdrücken...!", meinte sie und stand bedrohlich auf. ,,Wenn du heile von hier fortwillst, musst du beweisen, dass du auch dazu in der Lage bist. Du wirst diesem Mädchen bis auf den letzten Tropfen vergönnen, ewig jung zu bleiben und zu leben. Wenn du verstehst!" Ich starrte sie entsetzt an. Ich sollte... WAS?! Übersetzt hieße das... ich sollte Seiran... ich sollte ihr Blut trinken. Bis auf den letzten Tropfen. ,,Überleg doch mal. Sie hätte dadurch nur Vorteile. Abgesehen davon, dass sie wie ein Vampir halt leben müsste. Sprich: Kein Kontakt zur Sonne, täglich eine Ration Blut, was sie irgendwie auch zu einer Mörderin machen würde, denn nicht alle überleben so einen Angriff und sie sollte Knoblauch meiden. Auf dieser Insel gibt es keinen. Du könntest mit ihr hierbleiben, für immer, und ihr wärt bestimmt beide glücklich.", argumentierte sie. ,,Aber...!", wollte ich widersprechen, bemerkte aber, dass dies keinen Sinn hätte. ,,Lasst ihr mir ein wenig Bedenkzeit...?", fragte ich zaghaft. ,,Solange du nicht heimlich von der Insel verschwindest. Sonst werden wir uns das Mädchen vornehmen. Und falls du sie mitnehmen solltest, was du wenn tun würdest, würden wir dich innerhalb von wenigen Stunden aufspüren und dir das Leben zur Hölle machen. Ach ja, ihr dann natürlich auch. Du darfst gehen.", sagte sie streng. Ich schluckte, nickte und ging Richtung Tür. ,,Den Weg wirst du allein finden. Es liegt dir im Blut. Ach ja, wenn du welches hättest...!", sie kicherte. Ich ballte eine Hand zur Faust, beließ es jedoch dabei und ging hinaus.

Ich hielt mir eine Hand vor Augen, da die Sonne mich blendete. Ich stand an einer Bucht. Vor mir erstreckte sich das Meer. 'Achso, ich bin am Strand...', dachte ich und lief an einer Felswand vorbei, die fast bis ins Meer reichte, weswegen meine Füße auch nicht ganz trocken blieben. Ich sah mich um und konnte unsere Höhle Richtung Landesinnere entdecken. Ob Seiran dadrin war? Ich lief in die Richtung, als ich einen Zweig sah, der im Sand steckte. Drumherum waren die Zahlen drei, sechs, neun und zwölf in den Sand gekratzt. Aha! Eine Sonnenuhr! Ob Seiran die aufgestellt hatte? Ich lief weiter zur Höhle. Als ich reinging, sah ich Seiran auf ihrem Stroh liegen. Anscheinend schlief sie. Ich setzte mich im Schneidersitz auf das andere Stroh und dachte über die Worte der Vampirin nach. Ich kann Seiran doch nicht... Nein, niemals.

Ich hörte ein leises Rascheln neben mir, auf der anderen Seite der Feuerstelle. ,,...kalt...", murmelte Seiran. Ich musste automatisch grinsen. Ich stand auf und ging zu unserem Feuerholzstapel, um ein wenig Feuerholz auf die Feuerstelle zu legen. Dann nahm ich ein Stück Borke aus Holz aus meiner Tasche, ebenso einen kleinen, geraden Zweig. Ich legte die Borke direkt neben das Holz und bohrte mit meinem Taschenmesser ein kleines Loch hinein. Dann setzte ich den Zweig an dieser Stelle an und begann, ihn zwischen den Handflächen gleichmäßig schnell zu drehen. Als man einige Funken sehen konnte, nahm ich den Zweig weg und blies sanft auf die Funken. Diese vergrößerten sich schnell, bis ein kleines Lagerfeuer entstand. Seiran drehte sich auf ihrem Strohbündel um. Ich setzte mich neben das Feuer und hielt meine gefrorenen Hände entgegen den warmen Flammen. Seiran nuschelte irgendetwas unverständliches. Ich dachte wieder nach. Anscheinend war ich so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkte, dass Seiran wach wurde und mich verdutzt anschaute. Als ich es endlich wahrnahm. sah ich verlegen zur Seite. ,,Es tut mir leid...", murmelte ich. ,,Nein. Mir tut es leid. Ich hätte wissen müssen, dass man innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde kein Tier eindeutig erkennen kann.", widersprach sie. Ich konnte ihr nicht in die Augen sehen. ,,Wo warst du denn eigentlich? Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht!" Jetzt bekam ich erst Recht Schuldgefühle. ,,Du hast echt eine tolle Sonnenuhr gebaut. Auf die Idee wäre ich nicht gekommen.", wollte ich das Thema wechseln. ,,Du hast ja auch eine Armbanduhr. Und außerdem: Lenk nicht vom Thema ab!", Letzteres fauchte sie wütend. ,,WO bist du denn jetzt gewesen?!" ,,Hatte mich verirrt.", log ich. Seiran seufzte. Erst dachte ich, dass sie mich durchschaut hätte, doch sie sagte nur:,,Pass nächstes Mal besser auf, okay?" Verwirrt darüber, dass sie auf meine Lüge hereingefallen war, sah ich auf und nickte. ,,Das vorhin... war echt gruselig...", murmelte sie dann. ,,Was denn? In dem Wald?" ,,Nein. Als du... plötzlich ein... Vampir warst..." Ich sah wieder zur Seite. ,,Seiran... Ich... ich muss dir...", begann ich, doch die Worte blieben mir im Hals stecken. ,,Hm? Was denn?", fragte sie verdutzt und sah mich neugierig an. Als ich ihren Blick sah, so voller Lebensfreude und Energie, konnte ich es nicht. ,,Ach nichts...", winkte ich ab. ,,Was ist denn?", fragte sie nochmals. ,,Nichts!", bekräftigte ich, etwas lauter als beabsichtigt. Seiran fuhr zurück. ,,Ist... gut...", stammelte sie. ,,Entschuldige...", murmelte ich.
 

***S
 

Also, das wurde mir langsam zu blöd. Ich stand auf. Toki sah auf. ,,Ich geh spazieren.", meinte ich und ging hinaus. In Wahrheit wollte ich aber wissen, wo Toki war und folgte seinen Fußspuren. Es war noch Ebbe. Seine Spuren folgte einer Felswand, die ins Meer mündete. Dort, wo sie aufhörte, gingen seine Spuren davor vorbei, in eine weitere kleine Bucht. Ich folgte den Spuren weiter. Merkwürdigerweise endeten sie vor einer Felswand. Verwundert berührte ich diese, tastete sie ab. Da öffnete sich eine eingebaute Tür. Ich ging vorsichtig hinein. Drinnen war es dunkel. Ich blinzelte ein paar Mal, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Da stand plötzlich ein Mädchen direkt vor mir, nicht älter als zwölf oder dreizehn. Ich stolperte erschreckt einen Schritt zurück. ,,Was machst du denn hier?", fragte sie mich verwundert. Sie hatte eine ziemlich hohe, leicht heisere Stimme. ,,Ich... Ich wollte nur sehen, wo Toki war...", erklärte ich leicht zitternd. Das Mädchen kicherte. ,,Er war bei uns.", sagte sie. Einfach so. ,,Bei... euch?", hakte ich nach. ,,Ja. Ich habe ihm einen Auftrag gegeben, der ihn als würdig erweist, ein Vampir zu sein. Davon hat er dir bestimmt schon erzählt...", meinte sie, doch ich widersprach:,,Nein. Hat er nicht. Deswegen bin ich ja hier." Sie sah ziemlich erstaunt aus. ,,Nicht? Na, dann erkläre ich es dir. Du weißt ja, dass Toki ein Vampir ist.", ich nickte, ,,Und nun muss er sich durch eine Art Mission als würdig erweisen, einer zu sein." ,,Und was für eine Mission?", hakte ich nach. ,,Nun ja... Wie soll ich es sagen... Es ist schwierig zu erklären...", druckste sie leicht gekünstelt. ,,Bitte, sag es mir!", flehte ich sie an. ,,Also gut. Er soll dich zu einem Vampir machen, sprich, sozusagen seinen Durst stillen." Ich fuhr zurück. ,,W... Was?!", schrie ich auf. ,,Er soll..." Sie nickte nur. Auf ihrem Gesicht bildete sich ein Grinsen. ,,Keine Sorge, das Leben als Vampir ist viel einfacher." ,,Aber..." Sie grinste mich weiter nur an. Ich wurde plötzlich wütend. Wütend auf Toki, der mir nichts gesagt hatte. Wütend auf die ganze, ungerechte Welt. Und vor allem, wütend auf sie. Sie war schließlich an allem schuld. Ich rauschte wieder hinaus. Ich rannte an der Felswand vorbei, zu unserer Höhle. Drinnen wartete Toki bereits auf mich. ,,Da bist du ja! Wo warst du...", wollte er anfangen, doch er kam nicht weiter. Ich hatte ihm eine geknallt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Armer Toki XD, irgendwie enden Kapitel oft damit, dass Seiran ihm eine Ohrfeige gibt. Vielleicht sollte ich nicht so sadistisch z Toki sein ^^' Komplett anzeigen

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