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Nanshoku

Die Farben der Liebe
von

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Ein Streit mit dem Fürsten...

Kojuro und Yukimura machten sich an die Feldarbeit. Gemeinsam hackten sie auf dem ersten Feld die Erde so locker, damit die nachfolgenden Männer, die Samen setzen konnten. Dann nahmen sie sich große Körbe mit jungen Pflänzchen auf den Rücken nachdem sie ihre Schuhe ausgezogen hatten. Mit den Körben und ein paar der Pflanzen stapften sie in ein schlammiges tiefes Feld, dass bis zu ihren Knöcheln mit Wasser bedeckt war. In langen Reihen steckten sie die Reispflänzchen in die Erde. Kojuro ermahnte Yukimura dass die Pflänzchen unbedingt in einer geraden Reihe mit einem genauen Abstand stehen sollten. Yukimura sah ihm genau zu und setzte dann die Pflanzen genauso ein wie Kojuro.

Einige Stunden später machten sie endlich eine Pause und setzten sich an den Rand der Felder. Yukimura legte sich seufzend auf das junge grüne Gras.

„Glaubt Ihr wirklich, der Fürst ruht sich aus? Oder hört auf Michiko?“, fragte er zweifelnd.

„Oh ja, das wird er. Auch wenn Michiko recht zierlich wirkt, sie weiß schon, wie sie mit ihm umgehen muss.“, versicherte ihm Kojuro.

Yukimura sah den großen Mann an. Er musste daran denken, wie dieser Mann mit dem Fürsten umging. Wie war das nur möglich, dass er die Klingen des Fürsten dafür nicht zu spüren bekam? „Sagt mal, Meister Katakura... Wie macht Ihr das? Wie könnt Ihr so, wie in den letzten Tagen, mit Fürst Date reden, ohne dass er Euch an die Gurgel geht?“, fragte er.

„Weißt du, wir kennen uns jetzt schon mehrere Jahre lang. Mein Fürst weiß durchaus, dass ich meistens Recht habe, aber er ist zu stolz, das zuzugeben. Dazu kommt noch, dass er sehr ungeduldig ist, was ihn sehr oft Vernunft und Vorsicht ignorieren lässt. Insofern ist es ganz gut, dass ich ihm das klarmachen kann, ohne dass er mich gleich tötet.“, erklärte Kojuro mit einem Lächeln.

Yukimura war überrascht, dass Kojuro nicht nur wusste, was sein Fürst mochte und was nicht, sondern dass er ziemlich genau wusste, wie der Fürst eigentlich tickte. „Ihr kennt ihn sehr gut...“, meinte er.

„Ja allerdings. Aber ich glaube, das ist auch völlig normal, wenn man tagein tagaus mit einem Menschen fast alles teilt.“, sagte Kojuro.

Yukimura wusste nicht, was es war oder woher es kam, aber er spürte einen Stich im Herz. Mit einem Blick zu Kojuro schien er zu verstehen. Der Ältere sah auf das Feld hinaus, aber Yukimura wurde das Gefühl nicht los, dass Kojuro vor seinem inneren Auge den Fürsten sah. Ihm wurde bewusst, dass diese beiden Männer eine tiefe Bindung zueinander hatten. Ob sie nur auf die Ergebenheit Kojuros zu seinem Fürsten beruhte oder mehr, das vermochte Yukimura nicht zu sagen. Wenn es mehr war, was zwischen diesen beiden Männern zu solch einer Bindung führte... Spielte dann der Fürst nur mit Yukimura? Er seufzte. Eigentlich sollte er schon längst wieder bei seinem Fürsten Takeda Shingen sein.
 

Kojuro und Yukimura verbrachten auch den ganzen Nachmittag auf den Feldern mit hacken, säen und Unkraut jäten. Als es langsam dämmerte brachten sie die Geräte mit den anderen Männern zusammen zu einem kleinen Schuppen, den Kojuro dann abschloss. Die Männer verabschiedeten sich von Kojuro und dem jungen General und gingen zu ihren Hütten, die etwas entfernt von den Feldern standen.

Kojuro legte eine Hand auf Yukimuras Schulter. „Vielen Dank.“

„Kein Problem.“, sagte Yukimura monoton.

„Dann werden wir jetzt zu Abend essen und mal sehen was der Fürst sagt.“

Yukimura nickte und folgte ihm.

Das Abendessen verlief eher schweigsam an diesem Abend. Nachdem Michiko alles abgeholt hatte, holte Kojuro einen zweiten Futon heraus.

Yukimura hingegen senkte seufzend den Kopf.

„Was ist denn los?“, fragte Masamune.

„Ich müsste eigentlich längst wieder bei meinem Fürsten sein. Wisst Ihr, ich wäre am liebsten vorhin schon losgeritten, aber ich wollte mich wenigstens noch verabschieden.“

„Oh nein, du willst mir nicht sagen, dass du jetzt sofort losreiten willst! Das kannst du vergessen! Auch wenn Katako manchmal meint, ich vergesse was Vernunft ist, aber dass du jetzt losreiten willst – im Dunkeln! - das lasse ich nicht zu!“, sagte der Fürst vehement.

Yukimura sah ihn überrascht an. So eine energische Reaktion hatte er gar nicht erwartet. „Aber...“, setzte er an.

„Nichts aber! Du reitest hier nicht mitten in der Nacht los! Was ist, wenn dein Pferd stürzt und es sich verletzt? Oder du dich dabei verletzt? Ich will gar nicht wissen, was Takeda dann mit mir macht!“

Erst jetzt meldete sich Kojuro zu Wort. „Da muss ich dem Fürsten zustimmen. Es ist gefährlich mitten in der Nacht loszureiten. Du musst über die Berge und durch Wälder. Dein Pferd kann da leicht stürzen und wenn es sich verletzt, wird es eher daran sterben, als du ahnst. Und wenn du dich verletzt, bist du eine leichte Beute für Wegelagerer.“

„Gut, vielleicht habt Ihr Recht.“, murmelte Yukimura.

Masamune atmete erleichtert aus. Takeda hätte ihm allerdings die Hölle heiß gemacht. Immerhin hatte er dessen General hier in seiner Obhut und Takeda hätte es ihm wohl niemals verziehen, hätte er ihn jetzt gehen lassen und er hätte sich auf der Reise verletzt oder wäre gar getötet worden.

Kojuro nickte dem jungen General zu. „Da du nun noch hier bleibst.... wärst du so freundlich nochmal eine Nacht auf den Fürsten acht zu geben? Ich würde jetzt gerne noch baden gehen.“

„Ja... in Ordnung, Meister Katakura.“

Masamune sah Kojuro schräg an. „Ist das dein Ernst?“, fragte er.

„Mein Fürst... Ich kenne Euch. Je besser es Euch geht, desto eher seid Ihr geneigt zu glauben, dass das Training sofort wieder losgehen kann. Ich versichere Euch, dem ist noch nicht so. Und damit Ihr nicht auf dumme Gedanken kommt, wird Sanada noch einmal auf Euch aufpassen.“

Masamune knurrte genervt und entließ seinen Vasall mit einem Handwedeln.

Yukimura sah ihm nach und dann zu Masamune, der dessen Blick erwiderte. Dann lächelte der Fürst.

„Wollen wir ein bisschen Schach spielen?“, fragte er.

„Was ist das?“

„Wie? Du weißt nicht, was Schach ist? … Ach ich vergaß, das ist ja ein europäisches Spiel... Hmm, es ist ähnlich wie Go. Ich finde, es ist leichter zu spielen als Go.“, erklärte der Fürst.

„Aha.“

„Warte, ich zeig es dir.“, sagte Masamune und stand auf.

Aus einer Schublade hinter den Futons holte er eine kleine Holzkiste heraus, die mit zweifarbigen Quadraten gemustert war. Die eine Seite konnte man mit zwei kleinen Messingscharnieren öffnen. Masamune klappte die Kiste auf und darin lagen mehrere schwarz und weiß lackierte Figuren. Innen war die Kiste mit grünem Samt ausgekleidet. Der Fürst drehte die Kiste um und die Figuren purzelten auf den Futon. Die aufgeklappte Kiste legte er mit dem Quadratmuster auf den Futon neben die Figuren.

„Wie du siehst, ist das Spielfeld kleiner als bei Go. Beim Go sind alle Figuren gleich, bei Schach gibt es sechs verschiedene Figuren. Drei davon in doppelter und eine Figur in achtfacher Ausführung.“, erklärte der Fürst und sortierte die Figuren nach schwarz und weiß.

„Beim Go legt man die Steine nach Spielbeginn auf das Feld. Beim Schach werden die Figuren schon vor Spielbeginn nach einem bestimmten System aufgestellt. Die Armee steht also schon bereit, während die Armee beim Go gezielt durch den Spieler eingesetzt wird.“, sagte Masamune mit einem Lächeln.

Yukimura sah zu, wie der Fürst die Figuren auf dem Brett anordnete.

„Die Türme jeweils links und rechts außen, neben ihnen die Reiter, daneben die Läufer und in der Mitte der König und die Königin. Und vor ihnen die acht Bauern. Genauso werden sie auch auf der anderen Seite aufgestellt, nur dass der König der gegnerischen Königin gegenübersteht und die Königin dem gegnerischen König.“

Yukimura betrachtete stirnrunzelnd das Feld. Go kannte er, wenngleich er kein guter Spieler war. Aber das hier? Was sollte das werden? So ein Spiel hatte er noch nie gesehen. „Und die setzt man jetzt auch wie bei Go?“, fragte er.

„Nein, nein. Wir führen unsere Kriege zwar ähnlich wie die Europäer aber beim Schach sind die Europäer ziemlich realitätsnah geblieben.“

Yukimura legte den Kopf fragend schief.

„Pass auf. Die Türme dürfen nur in einer geraden Linie aber dafür soweit wie man möchte gezogen werden. Die Pferde hingegen dürfen nur ein Feld geradeaus und eines zur Seite. Wie herum man diesen Zug führt, bleibt einem selbst überlassen, solange es nur ein Feld in eine Richtung und ein weiteres zur Seite sind. Die Läufer dürfen nur schräg aber dafür auch so weit wie man möchte gezogen werden. Die Königin darf in alle Richtungen ziehen. Der König allerdings darf immer nur ein Feld vorwärts ziehen, das aber auch in alle Richtungen. Und die Bauern dürfen bei ihrem ersten Zug zwei Felder vor und jeder weitere Zug ist nur ein Feld. Allerdings nur geradeaus, es sei denn zum Schlagen eines anderen Bauerns – dann dürfen sie auch schräg gezogen werden. Wenn man es schafft, einen Bauern ans Ende des gegnerischen Feldes zu bekommen, dann kann man eine Figur vom Gegner zurückverlangen.“, erklärte der Fürst und bewegte jede Figur entsprechend der ihr vorgegebenen Züge.

Yukimura sah aufmerksam zu, aber er befürchtete bereits, dass er das mehr schlecht als recht umsetzen würde können. Ihm schwirrte ja jetzt schon der Kopf, von den vielen verschiedenen Zügen. „Alle Figuren sind lebenden Wesen nachempfunden... warum gibt es dann Türme?“, fragte Yukimura verwirrt.

Masamune runzelte die Stirn. Diese Frage wäre ihm nie im Leben eingefallen. „Ich vermute mal, das hat etwas mit der europäischen Kriegskunst zu tun...“, meinte der Fürst.

Yukimura zog eine Augenbraue hoch. „Ah, ich verstehe nicht so recht, was das soll, aber nun gut. Das ist schließlich ein europäisches Spiel...“

„Und? Möchtest du ein paar Runden mit mir spielen?“, fragte Masamune.

„Ich kann es ja mal versuchen...“

„Gut. Ich geb dir einen Vorteil und nehme Weiß.“

Yukimura betrachtete kurz das Spielfeld und sah dann Masamune an. „Wo ist da der Vorteil, wir haben doch die gleiche Anzahl Figuren?“

Masamune grinste. „Die Europäer haben da ein Sprichwort: Weiß beginnt, Schwarz gewinnt.“

„Achso? Da bin ich ja gespannt, ob sich das bewahrheitet.“

„Das werden wir sehen. Es liegt eigentlich mehr daran, ob du gut zugehört hast.“, sagte Masamune mit einem Augenzwinkern.

Yukimura errötete, während Masamune einen der Bauern vorschob. Dann sah er sich den Zug des Fürsten an. Da er das Spiel nicht kannte, war ihm auch nicht klar, wohin das alles führen würde und welchen Zug er jetzt machen sollte.

„Du darfst als erstes nur die Bauern ziehen. Die anderen Figuren können sowieso erst nach den Bauern gesetzt werden, weil sie Freiraum brauchen. Mal abgesehen von den Pferden, die dürfen über die Bauern hinweg springen.“, erklärte der Fürst zusätzlich, als er Yukimura überlegen sah.

Yukimura nahm einfach irgendeinen Bauer und schob ihn zwei Felder vor. Der Fürst setzte einen weiteren Bauern und so ging es immer weiter, bis Yukimura eine Figur nach der anderen verlor und der Fürst ihn Schachmatt setzte.

„Was ist... Schachmatt?“, fragte Yukimura.

„Schach ist das, was beim Go Atari heißt. Schachmatt ist allerdings der eindeutige Sieg. Ich habe deinen König geschlagen, denn das ist das Ziel beim Schach.“

„Hättet Ihr mir das nicht gleich sagen können?“

Masamune sah ihn eindringlich an. „Du bist ein General, ein Feldherr... Du solltest eigentlich wissen, dass die ranghöchste Person auf dem Schlachtfeld immer das Ziel des Gegners ist. Sowohl Go als auch Schach sind Kriegsspiele.“

„Spielen wir nochmal!“

Sie spielten eine weitere Runde, doch auch die verlor Yukimura.

„Was habe ich jetzt falsch gemacht?“, maulte er.

„Nichs weiter. Du bist ein Anfänger in diesem Spiel. Die Europäer sagten mir, dass das ganz normal ist. Mir ging das anfangs auch so. Es gibt allerdings bestimmte Spielzüge, die einem zum Sieg verhelfen. Zum Beispiel die Rochade, aber selbst ich habe diesen Zug noch nie gemacht. Ich weiß nur theoretisch wie man ihn macht.“, sagte Masamune.

„Aber Ihr kennt diese speziellen Züge! Habt Ihr auch welche angewandt?“, fragte Yukimura mürrisch.

„Das habe ich bestimmt... Ich merke mir nur nie, wie diese besonderen Züge heißen. Oder ich mache sie unbewusst. Eigentlich bin ich ein mittelmäßiger Schachspieler... Ich kann bedeutend besser Go spielen.“

„Lasst uns nochmal spielen.“, forderte Yukimura.

„Wie du möchtest.“

Sie spielten eine weitere Runde, doch da der junge General diesmal sehr genau das Spielfeld beobachtete und sich jeden Zug zu überlegen schien, dauerte es deutlich länger als die beiden Spiele davor. Und trotzdem verlor er wieder.

„Das darf doch nicht wahr sein! Ich kann doch nicht dreimal hintereinander verlieren!“, schimpfte Yukimura.

Masamune konnte darüber nur lächeln. Der Jüngere war ja so niedlich, wenn er sich aufregte.

„Das ist nicht lustig, Fürst. Das ärgert mich!“

„Das sollte es nicht, es ist nur ein Spiel.“, meinte Masamune ruhig.

„Ich mag es aber nicht, zu verlieren!“

„Man kann nicht immer gewinnen.“

„Ach...“, knurrte Yukimura.

„Auf einem Schlachtfeld, welches dein Gegner sehr gut kennt, dass du aber kaum kennst – wer wird da wohl gewinnen?“, fragte Masamune wissend.

„Das ist ja ein toller Vergleich!“

Der Fürst seufzte. Yukimura wurde langsam ungehalten. Ein schlechter Verlierer also. „Jetzt beruhige dich wieder.“

„Nein, ich will mich aber nicht beruhigen! Spielen wir noch eine Runde?“

„So spiele ich nicht weiter mit dir. Du bist wütend, das ist keine gute Grundlage.“

„Nicht? Auf dem Schlachtfeld ist es das manchmal schon!“

„Auch da nicht! Und erst recht nicht für einen General!“

„Ach ja?“

„Ja... Das ist der einzige große Nachteil am Schachspiel. Es fördert zu sehr den Ehrgeiz, weil man nur gewinnen oder verlieren kann... Beim Go kann man wenigstens ehrenvoll aufgeben...“, seufzte Masamune.

„Ich gebe ungern auf.“

„Und deshalb würdest du auch beim Go gegen mich verlieren...“

„Ihr seid ungerecht!“

Masamune sah ihn scharf an. „Bist du jetzt endlich still und beruhigst dich wieder?“

„Mir ist nicht sonderlich danach!“

Masamune knirschte mit den Zähnen, dann packte er Yukimura im Nacken und zog ihn an sich heran. Dann küsste er ihn. Doch diesmal war es kein einfacher Kuss, er war leidenschaftlicher als zuvor.

„Jetzt sei still...“, sagte Masamune leise und ruhig.

Yukimura sah ihn zunächst überrascht an, doch dann wollte er widersprechen, was Masamune sofort unterband.

„Willst du, dass Kojuro dich rauswirft? Das würde er durchaus tun. Jetzt sei ruhig und hör auf dich aufzuregen, weil du nicht gewonnen hast. Du kennst das Spiel doch kaum, es ist völlig normal am Anfang immer wieder zu verlieren! Ich habe Spieler kennengelernt, die bereits monatelang spielen und trotzdem immer wieder mal verlieren. Das Spiel ist eben nicht leicht.“

„Es ärgert mich trotzdem... Weil Ihr gesagt habt, dass ich als ein General, soviel Verstand haben sollte, Eure Taktiken zu erkennen. Das habe ich aber nicht.“

Masamune schüttelte den Kopf. „Natürlich ist Schach ein Kriegspiel und es ist dem Krieg sehr ähnlich, aber nur weil du die Züge der einzelnen Figuren kennst, heißt es nicht, dass du auch gewinnst. Es gibt so viele lang vorbereitete Züge beim Schach, das kann ein Anfänger überhaupt nicht überblicken und schon gar nicht verstehen – egal ob General oder Bauer! Und Schach ist und bleibt ein Spiel!“

Yukimura blickte zu Boden. „Sind Eure Küsse dann auch nur ein Spiel?“, fragte er mit einem bitteren Unterton.

„Wie bitte? Was hat das denn jetzt damit zu tun?“, fragte Masamune irritiert.

„Ihr küsst mich einfach und ich weiß gar nicht woran ich dabei bin! Meister Katakura hat eine deutlich engere Bindung zu Euch als ich, glaubt nicht, dass ich blind wäre – was sonst als ein Spiel sollte das denn sein!?“, maulte Yukimura.

Masamunes Blick verfinsterte sich. „Wenn du das glaubst... dann solltest du jetzt besser gehen...“, sagte er mit rauer tiefer Stimme.

Yukimura erhob sich wortlos und ging zu den Shoji.

„Aber wenn du jetzt losreitest und wegen einer Baumwurzel mitsamt dem Pferd stürzt und dir das Genick brichst... dann sei dir gewiss, dass ich trauern werde!“

Der junge General hielt inne. Hatte der Fürst das gerade wirklich gesagt? Hatte er das ernst gemeint? Er seufzte. „Glaubt Ihr wirklich, ich wäre so dumm, mitten in der Nacht nach Hause zu reiten?“, sagte er leise.

„Dann bleib hier.“, meinte Masamune.

„Ich bleibe. Aber nur bis morgen. Ich schlafe aber nebenan und Ihr versprecht mir, dass Ihr nicht heimlich trainiert!“

Masamune zog eine Augenbraue hoch. „Du glaubst nicht wirklich, dass ich das einhalte...“

Yukimura zog grimmig die Augenbrauen zusammen.

„Das klappt nur, wenn du hierbleibst.“

Der Jüngere schüttelte den Kopf. „Ich hole Meister Katakura...“

„Oh... Ich glaube nicht, dass Katako gerne geweckt wird, nachdem er den ganzen Tag auf den Feldern war...“

„Ich war auch den ganzen Tag auf den Feldern und kann mich sogar noch mit Euch streiten.“, seufzte Yukimura, hielt an den Shoji dann aber doch inne und sah zurück zum Fürsten.

Der klopfte sachte auf die Futondecke neben sich.

„Oh nein, ich lege mich ganz bestimmt nicht zu Euch!“, entgegnete Yukimura auf diese Geste.

„Wie schade...“, meinte Masamune lächelnd und sah sich um. „Aber... ich wüsste nicht, wo du sonst noch schlafen könntest, außer in dem Futon neben mir.“

Yukimura kam zurück und blieb genau vor dem Fürsten stehen. „Ich schlafe ja auch nicht, ich passe auf, dass Ihr Euch nicht heimlich zum trainieren in den Garten schleicht!“, bemerkte er bissig.

„Ich schwöre, ich gehe nicht heimlich trainieren, solange du hier neben mir liegst.“, sagte Masamune lächelnd.

Erneut lief Yukimura puterrot an, dann stürmte er aus dem Zimmer. Masamune sah ihm grinsend nach. Wie niedlich... Was für ein Angsthase...

Yukimura hielt schwer atmend vor Kojuros Zimmer an und klopfte. Er hörte Kojuro von drinnen murren und nach einigen Sekunden öffnete Kojuro die Tür. Sein Anblick entlockte Yukimura gerade mal ein genervtes Seufzen, nachdem der Fürst ihn bereits so auf die Palme gebracht hatte. Kojuro hatte seinen Kimono nur notdürftig übergeworfen und zugebunden. „Was machst du denn hier? Du solltest doch auf den Fürsten aufpassen.“, sagte er.

„Ich kann das nicht... Er... Ich will nach Hause, Meister Katakura...“

Kojuro runzelte die Stirn. „Geh in dein Zimmer...“, murmelte er und band sich seinen Kimono richtig zu. Gähnend ging er neben dem jungen General her und weiter zu Masamunes Zimmer. Ohne zu klopfen ging er hinein. Der Fürst musterte ihn.

„Was habt Ihr mit Sanada gemacht?“, fragte er ohne Umschweife.

„Ich habe ihn gebeten, zu bleiben.“, sagte Masamune.

„Und wie habt Ihr das gemacht?“, hakte Kojuro nach.

„Ich habe ihm versprochen, nicht heimlich trainieren zu gehen, wenn er sich neben mich legt. Immerhin hast du ja einen zweiten Futon neben meinen gelegt.“

Kojuro seufzte schwer. „Musstet Ihr den Jungen ärgern? Er ist völlig verstört.“

„Nun gut, das war nicht unbedingt meine Absicht... Aber sag du mir, wie ich ihn hätte zurückhalten sollen! Er wollte gehen! Mitten in der Nacht!“

Kojuro setzte sich seufzend neben den Fürsten auf den Futon. „Mein Fürst. Ihr hättet ihn vielleicht gehen lassen sollen. Er will nach Hause, das hat er mir eben gesagt.“

Masamune sah zu den Shoji die zum Garten führten. „Schade, ich hatte gehofft, er bleibt noch etwas...“

„Mein Fürst... Ernsthaft, was ist los?“

Masamune lächelte ihn an. „Es macht mir einach Spaß, ihn zu necken. Er reagiert immer so lustig.“

Kojuro lächelte ihn ebenfalls an. „Ja, das kann ich verstehen... Aber wir lassen ihn morgen nach Hause reiten. Fürst Takeda wird ihn schon vermissen.“

„Nagut.“

„Und Ihr schlaft jetzt endlich. Und wehe, ich höre auch nur ein Schwert im Garten sirren oder ein Knarren auf den Dielen!“, sagte Kojuro.

Masamune seufzte. „Katako... Ich bin noch gar nicht müde.“

Kojuro seufzte. „Und nun?“

„Wann haben wir das letzte Mal allein miteinander geredet?“

„Das ist... schon eine Weile her...“, gab Kojuro zu. „Aber ich muss Euch enttäuschen... Dazu bin ich jetzt zu müde. Können wir uns nicht morgen zusammen setzen? Seid Ihr damit einverstanden?“

„Das werde ich wohl sein müssen, wenn ich morgen einen gut gelaunten Katako erleben möchte.“, sagte Masamune.

„Danke, mein Fürst. Ihr solltet Euch trotzdem hinlegen, die Müdigkeit kommt von allein.“

„Versprochen, Katako. Ich gehe auch nicht heimlich trainieren.“

Kojuro stand auf und verließ das Zimmer. Masamune legte sich dann auch hin und schloss die Augen.

Kojuro schlich sich leise den Gang hinunter zu seinem Zimmer und kroch dort müde unter seine Decke. Doch von Schlafen konnte kaum die Rede sein...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Tamanna
2014-05-16T18:58:38+00:00 16.05.2014 20:58
Puh~
Endlich komme ich mal dazu, deine Kapitel weiter zu kommentieren. Also~
Ja, Schach ist ein schweres Spiel... Ich persönlich verliere immer, wenn ich gegen meinen Vater spiele. Anders als Yuki bin ich kein mürrischer Verlierer, aber es macht dennoch keinen Spaß, gegen ihn zu verlieren, weil er immer so ein schlechter Gewinner ist...
Aber wirklich wieder süß, wie Yuki und Masa miteinander interagieren. Sehr schön ;)
Von:  the-cooky-girl
2014-04-23T10:25:42+00:00 23.04.2014 12:25
Wieder ein tolles Kapitel ^.^
Ich finde es sehr sehr sehr toll das du die Schachregeln ganz genau erkährt hast. Einfach Wunder bar *.*
Ich würde bestimmt irgendwann voll genervt sein und aufgeben:-)

LG svenny
Antwort von:  Rajani
23.04.2014 21:19
hihi ich würde wohl eher bei Go ganz schnell aufgeben, die Schachregeln kannte ich wenigstens schon XD


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