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Nanshoku

Die Farben der Liebe
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Glossar:
Shoji - Reispapiertüren Komplett anzeigen

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Ein Traum?

Kojuro schickte Yukimura in eines der Gästezimmer. Diese Nacht würde er auf den Fürsten aufpassen. Die Schale mit dem Wassser stand an seiner Seite und Kojuro wechselte immer wieder das Tuch, wenn es zu warm wurde. Der Fürst war bis zum Kinn zugedeckt, damit er nicht fror, was, wie Hisahide meinte, durchaus möglich wäre. Zwischendurch prüfte er mit dem Handrücken die Temperatur des Fürsten. Er konnte kaum eine Veränderung ausmachen, aber als der Morgen langsam näher kroch hatte er das Gefühl, dass das Fieber gesunken war. Erleichtert legte er nochmal das Tuch auf die Stirn des Fürsten und stand dann auf, um nach Yukimura zu sehen.

Er spähte ins Nebenzimmer und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Yukimura lag wieder zusammengerollt wie eine Katze auf seinem Futon und schlief seelenruhig, während die ersten Sonnenstrahlen in das Zimmer lugten. Leise schob Kojuro die Tür wieder zu und kehrte zu seinem Fürsten zurück, wo er sich neben ihn setzte.

Er betrachtete ihn eine Weile und strich ihm die wirren Haare aus dem Gesicht. Er lächelte, denn Masamune war davon aufgewacht.

„Guten Morgen, Fürst.“, sagte Kojuro.

„Katako... Guten Morgen...“, murmelte Masamune.

„Wie geht es Euch?“

Masamune seufzte und legte einen Arm über den Kopf. „Ach ich weiß nicht... Mir ist warm, aber jetzt, wo ich den Arm unter der Decke hervorgeholt habe, ist mir wieder kalt.“

„Dann lasst den Arm unter der Decke. Ihr werdet noch etwas Fieber haben.“

„Fieber?“, fragte Masamune, sah ihn an und ließ ein genervtes Stöhnen hören.

„Ich weiß, das gefällt Euch gar nicht.“

Masamune sah Kojuro lächelnd an. „Du kennst mich eben.“

„Ja, das tue ich. Und deshalb werdet Ihr auch auf mich hören müssen, wenn Ihr so schnell wie möglich wieder gesund werden wollt.“

„Du bist genauso ein Folterknecht wie Hisahide...“

Kojuro lachte laut auf. „Findet Ihr?“

„Oh ja, allerdings...“, sagte Masamune mit einem Lächeln. „Wo ist eigentlich Yukimura?“

„Der schläft noch. Michiko hat ihn nebenan einquartiert.“

Masamune nickte und Kojuro entschuldigte sich, weil er für ihn Frühstück holen gehen wollte.

Der Fürst sah zur Terrasse herüber. Die Sonnenstrahlen drangen gedämmt durch die Shoji, die Reispapier-Türen, hindurch. Kojuro hatte einen kleinen Spalt geöffnet, sodass Masamune einen schmalen Streifen des Gartens sehen konnte. Normalerweise trainierte er dort und es ärgerte ihn sofort, dass er jetzt dazu verdammt sein sollte, die nächsten Tage, vielleicht sogar Wochen, nicht trainieren zu dürfen.

Zum Frühstück kam auch Yukimura zu ihnen und Masamune ärgerte sich gleich noch mehr, als dieser kleinlaut zu verstehen gab, dass er jetzt auch gerne endlich wieder trainieren wollte und sich der Garten doch ideal anbieten würde.

Da Kojuro nichts dagegen hatte und Masamunes Training vorerst ausgesetzt war und er sich dazu missmutig enthielt, stand Yukimura nach dem Frühstück im Garten und schwang die Lanze.

Kojuro hatte es Masamune gestattet sich an die Terassentür zu setzen, damit er Yukimura wenigstens zusehen konnte. Missmutig saß er nun da, auf seinem Futon, den Kojuro ihm an die Terasse geschoben hatte und schaute dem jungen General zu. Eine Weile lang ärgerte er sich noch, doch das verflog rasch, je länger er ihm zusah. Nach ein paar Minuten waren seine Gedanken zu ihrer gemeinsamen Reise nach Azuchi abgeschweift...
 

Bei ihrem schnellen Ritttempo brauchten Masamune und Yukimura gerade einmal drei Tage. Damit ihnen die Pferde nicht unter den Hintern wegstarben machten sie nachts Pausen. Auch damit sie selbst schlafen konnten. Die Nächte waren kalt und sie hatten außer sich, ihren Pferden, ein wenig Proviant und ihren Waffen nichts weiter dabei.

Schon die erste Nacht war so kalt, dass Yukimura die Nähe des etwas älteren Fürsten suchte. Heimlich lugte er zu ihm hinüber und dachte wahrscheinlich, dass Masamune es nicht merken würde. Dann schob er sich vorsichtig ganz nah an ihn heran. Masamune reagierte nicht darauf, denn immerhin war die Körperwärme des jungen General auch für ihn sehr angenehm.

Auch die zweite Nacht war sehr kalt und am Morgen wachten sie Arm in Arm auf. Yukimura war zunächst peinlich berührt und ein Rotschimmer legte sich auf seine Wangen, als Masamune ihn lange ansah. Doch da Masamune nichts dazu sagte, legte er seinen Kopf wieder an seine Schulter zurück und schmiegte sich an ihn.

Masamune lächelte und sah zu ihm hinunter. „Du bist süß...“, sagte er leise.

Yukimura lief puterrot an. „Mein Fürst?“

Der Fürst sagte nichts dazu, sondern strich dem General die vom Schlafen noch ganz struppigen Haare aus dem Gesicht. Der sonst so wilde Sanada Yukimura Genjiro war wie gelähmt, als er in die Augen des Fürsten blickte. Dieser nutzte die überraschte Schweigsamkeit des Jüngeren und gab ihm einen sanften Kuss. Und damit war es mit Stille schlagartig vorbei.

„Mein Fürst! Ihr-“, japste Yukimura, doch er war zu sprachlos, um einen sinnvollen oder gar zusammenhängenden Satz zustande zu bringen.

Masamune ließ ihn augenblicklich los. „Entschuldige meine Umnachtung... Ich schlafe wohl noch...“, murmelte er und stand auf, um ihre Pferde wieder zu satteln.

Es war beiden sehr wohl bewusst, dass diese Begebenheit sich nicht einfach so aus ihren Köpfen verbannen lassen würde, doch der Kampf gegen Oda Nobunaga würde schon bald ihre volle Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen...


 

Masamune merkte, dass er Yukimura gar nicht mehr richtig beobachtet hatte, als er an den Morgen vor dem Kampf gegen Oda denken musste. Als Kojuro den Raum betrat, spürte er ein gewisses Unbehagen in sich aufsteigen. Und dennoch war es mit einem anderen Gefühl gemischt, was er nicht so recht deuten konnte. Oder wollte er es gar nicht verstehen? Er entschied sich jedenfalls, Kojuro nichts von dem Kuss zu erzählen.

Seine rechte Hand - oder wie viele andere auch sagten: sein rechtes Auge – setzte sich neben ihn. Masamune verspürte pötzlich ein Kribbeln auf seiner Haut. Oh ja, das war noch immer so. Er erinnerte sich daran, wie es war, als er als Heranwachsender den großen Kojuro das erste Mal gesehen hatte. Da hatte es ihm auch auf der ganzen Haut gekribbelt. Masamune musste sich eingestehen, dass Kojuro eine unglaubliche Anziehung auf ihn ausübte – aber der junge Yukimura tat das anscheinend auch. Masamune sah zu dem General Takedas zurück, der gerade die Lanze wild wirbeln ließ.

„Gar nicht mal so übel...“, bemerkte Kojuro während er Yukimura beobachtete.

Masamune machte ein zustimmendes Geräusch. Kojuro kannte ihn besser als jemand anders sonst. Er sah zu ihm hinüber und musterte ihn einen Moment lang. „Mein Fürst? Ist alles in Ordnung? Ihr seid doch sonst nicht so schweigsam.“

Masamune warf ihm ein leicht grimmiges Lächeln entgegen. „Er kann trainieren – ich nicht. Ich beneide ihn ein wenig.“

Kojuro wusste, dass der Fürst den General nicht nur ein wenig beneidete. Nein, er beneidete ihn sogar sehr darum. Er grinste. „Würde ich Euch nicht davon abhalten, dann würdet Ihr schon längst wieder trainieren – und damit Euer Leben riskieren. Die Sache mit Oda war schon beinahe zu viel für Euren Körper.“

Masamune sah ihn einen Moment lang an. „Katako... Du hast ja Recht, aber lass mich bloß nicht so lange zappeln. Du weißt, wie ich das hasse.“

Kojuro erwiderte seinen Blick. „Mein Fürst. Ihr werdet so lange warten, bis alles verheilt ist. Wem soll ich sonst dienen, wenn Ihr wegen einer nicht kurierten Verletzung sterbt?“

Masamune legte den Kopf schief und stützte ihn auf eine Hand. „Yukimura sieht das auch so?“, fragte er.

Kojuro runzelte die Stirn und warf einen Blick zu dem jungen General. „Sicher wird er das. Immerhin hat er Euch als ebenbürtigen Gegner auserkoren, so wie Ihr ihn auch.“

„Das stimmt, ja...“, bestätigte Masamune und stand auf.

Kojuro hielt ihn am Arm zurück. „Nicht zu viel bewegen.“, mahnte er.

Masamune blieb seufzend stehen und sah zu Yukimura zurück.

Seine rechte Hand bemerkte seinen Blick. „Was ist auf Eurer Reise nach Azuchi passiert?“

Der Fürst sah ihn etwas erstaunt an. Wie kam er denn jetzt nur darauf? Über ihre Reise nach Azuchi hatten sie doch gerade überhaupt nicht gesprochen. „Wie meinst du das, Katako?“

„Ihr seht Sanada beim Training zu und ich merke, dass Ihr ihn darum beneidet. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass da noch mehr ist. Was ist passiert?“, fragte Kojuro.

Masamune sah ihn eine Weile lang an, ganz so, als müsse er genau überlegen, was er sagen wollte. „Was soll denn passiert sein?“

Kojuro runzelte die Stirn. „Mein Fürst...“, sagte er nur und klang dabei, als wüsste er längst, was der Fürst sagen würde.

„Katako...“, er seufzte. „Die Nächte waren kalt und weder Yukimura noch ich hatten vor, uns an die Pferde zu drängen, um es warm zu haben. Es ist nichts weiter passiert!“

Er entzog sich Kojuros Griff. „Ich hab Hunger.“

Kojuro stand ebenfalls auf, sagte aber nichts zu Masamunes Erklärung. „Legt euch hin, ich sage Michiko Bescheid.“ -und an Yukimura gewandt rief er: „He Kleiner! Mach Pause, wir essen gleich!“

Yukimura hielt inne und kam zurück zum Zimmer. Vor den Shoji legte er die Waffen ab und betrat dann das Zimmer, das jetzt zu Fürst Dates Krankenlager umfunktioniert wurde. Masamune sah ihn mit einem undurchschaubaren Blick an, der dem jungen General die Röte ins Gesicht trieb. Ein Lächeln stahl sich auf die Lippen des Fürsten und Yukimura rutsche das Herz geradewegs eine Etage tiefer.

„Mein Fürst?“, fragte er unsicher.

Masamunes Lächeln blieb. „Nichts, Yukimura. Ich musste nur gerade an unsere Reise nach Azuchi denken.“

Yukimura wäre am liebsten im Boden versunken. „Ich glaube, ich sollte jetzt besser bei seiner Herrlichkeit, Fürst Takeda, sein.“, murmelte er.

„Ich glaube, deinem Fürsten Takeda geht es inzwischen wieder gut. Zumindest besser als mir, wenn es nach Katako geht...“, sagte Masamune, während er seine Decke richtete.

Das Gesicht Yukimuras nahm endlich wieder eine normale Farbe an und er musste lachen. „Meister Katakura stellt seinen Fürsten aber ganz schön unter seinen Pantoffel. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr Euch das lange gefallen lasst.“

Masamune lachte. „Vermutlich nicht, nein. Allein deswegen bin ich ganz froh über deine Anwesenheit.“

„Wie meint Ihr das, mein Fürst?“, fragte Yukimura stutzend.

„Du bist nicht so steif wie Kojuro manchmal und erst recht nicht so katzbuckelig wie alle anderen hier.“, sagte Masamune und legte den Kopf in den Nacken.

Yukimura setzte sich, immer noch verdutzt, an Masamunes Seite. „Meister Katakura und steif?“, fragte er.

„Naja nicht steif... Manchmal ist er eben... Ach du weißt schon, du hast ihn ja jetzt eine zeitlang erlebt.“, sagte Masamune.

Der Jüngere nickte verstehend. „Ja, da habt Ihr allerdings Recht, mein Fürst.“

Es klopfte sachte, dann schob Michiko die Tür auf. Hinter der zierlichen Frau stand, der im Vergleich zu ihr hünenhafte, Kojuro mit einem Tablett. Michiko schob ein Tablett mit einer Kanne Tee und drei Bechern in das Zimmer, dann machte sie Kojuro Platz, der das große Tablett mit mehreren gefüllten Schalen hineintrug. Er bedankte sich bei Michiko, die die Shoji wieder schloss und stellte dann das Tablett neben Masamune auf den Futon.

Der Fürst inspizierte hungrig die Schalen. Da war Reis, gegrillter Fisch, Misosuppe, gedünstetes Gemüse und gebratenes Schweinefleisch mit Sesamkruste. „Hmm! Schweinefleisch! Michikos Spezialität!“, freute er sich schon.

Doch Kojuro gab ihm einen sanften Klaps auf die Hand. „Nichts da, mein Fürst! Ihr esst die Suppe, die Michiko für Euch gekocht hat!“

Masamune schaute ihn missbilligend an. „Katako!“

Kojuro warf einen ebenso wirkenden Blick zu ihm. „Mein Fürst. Ihr sollt Euch kurieren und Euch nicht den Bauch vollschlagen.“

Der Blick des Fürsten wurde trotzig. „Du bist gemein, weißt du das? Ihr lasst euch beide hier Fisch und Schwein auftafeln und mich wollt ihr mit einer Suppe abspeisen?“

Yukimura konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und verschluckte sich beinahe an einem Stück Fisch.

Masamune sah daraufhin zu ihm. „Das ist nicht lustig! Ich habe Hunger und eine Suppe macht nicht gerade satt!“

Yukimura schluckte den Fisch hinunter. „Natürlich nicht, mein Fürst. Esst doch etwas Reis zu Eurer Suppe.“

Der Fürst bedachte Yukimura mit einem wütenden Blick. „Ihr nehmt mich nicht ernst, oder? Ich habe Hunger, wie oft soll ich das noch sagen?“, jammerte er dann.

Stillschweigend reichte Kojuro seinem Fürsten dann doch ein Stück Schweinefilet mit ein paar Sesamkörnchen darauf.

Masamune sah ihn zunächst überrascht an, nahm dann aber mit einem dankbaren Lächeln das Fleischstück und aß es rasch auf. „Mmmh... Lecker...“, nuschelte er.

Die beiden Männer an seiner Seite konnten ein belustigtes Grinsen nicht unterdrücken und beide reichten ihm je ein Stück Fisch und noch ein Stück Fleisch.

Kojuro betrachtete seinen Fürsten und musste feststellen, dass seine Freude ihm etwas Kindliches verlieh – etwas Unschuldiges.

„Vielen Dank! Es geht doch! Ich werde davon schon nicht sterben – außer ihr zwei wollt mich weiter mit Suppe füttern!“

Kojuro lachte herzhaft. „Ich glaube, wenn wir das tun, dann bringt er uns um, Sanada-kun.“

Yukimura grinste. „Besser wir lassen es, Meister Katakura.“

Masamune wedelte mit den Essstäbchen vor ihren Nasen herum. „So ist's recht. Ab jetzt gibt es wieder ordentliches Essen, verstanden? Nur Suppe bringt mir nicht meine Kraft zurück!“

Kojuro nickte. „Natürlich mein Fürst. Morgen lasse ich auch für Euch Fisch zubereiten.“

„Das klingt schon besser.“, sagte Masamune zufrieden.
 

Auch tags darauf war Masamune dank Kojuro zum Nichtstun verdonnert. Kojuro hatte Yukimura als Aufpasser für den Fürsten eingebunden, damit er selbst seiner Arbeit auf den Feldern nachgehen konnte. Oder besser gesagt, er wollte Masamunes Gejammere nicht dauernd hören.

Yukimura nutzte die Gelegenheit um weiter zu trainieren. Für den Fürsten zog er sogar den Futon auf die Terrasse hinaus und half ihm, sich darauf niederzulassen. Er selbst nahm dann seine Lanze und ging in den Garten um sie dort hin und her zu schwingen.

Masamune beobachtete ihn dabei. Nachdem er lange genug mit kritischem Blick zugesehen hatte, rief er: „Yukimura! Halt die Lanze etwas niedriger! Du bietest deinen Bauch sonst als Angriffsfläche an!“

Yukimura hielt inne und sah ihn verwirrt an. „Mein Fürst...? Ihr seid doch Schwertkämpfer.“

„Ja und als solcher denke ich auch gerade. Du hältst die Lanze gerade so hoch, dass ein Schwertmeister die Lücke sofort erkennen und nutzen würde!“

Der junge General schaute sich seine eigene Position und Haltung an und bemerkte jetzt selbst den Fehler. Er korrigierte sich und der Fürst nickte zufrieden.

Zwei Stunden lang trainierte Yukimura, dann kam er zu Masamune zurück, legte sein Lanze auf den Holzdielen der Terrasse ab und setzte sich zu ihm.

„Du bist gut.“, sagte der Fürst, ohne ihn anzusehen.

„Danke... aber ich glaube, ich muss wohl doch noch ein paar Dinge lernen.“

„Kleinigkeiten... Wenn ich nicht auch bald wieder anfange zu trainieren, dann kannst du mich wohl schlagen.“

Yukimura sah den Fürsten an. „Solange Ihr nicht in Vollbesitz Eurer Kraft seid, werde ich nicht gegen Euch antreten.“

Masamune schaute ihn lächelnd an. „Das ist aber sehr zuvorkommend.“, grinste er und wuschelte ihm durch die braunen Haare.

„Fürst Date!“, maulte dieser.

„Du bist süß, Kleiner!“, lachte Masamune.

„Was?“, fragte Yukimura verstört. Hab ich gerade richtig gehört?

„Ich sagte, du bist süß.“, wiederholte Masamune und ein nur noch leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.

Yukimura schüttelte den Kopf.

„Was ist?“, fragte Masamune, ohne dabei wirklich interessiert zu klingen.

„Das muss ich wohl geträumt haben.“, antwortete Yukimura.

„Ich glaube nicht, dass du gerade eben geträumt hast. Du siehst jedenfalls nicht schlafend aus.“, meinte Masamune stirnrunzelnd.

„Nein, nein... Nicht jetzt... Als wir nach Azuchi geritten sind...“

„Ach das.“

Yukimura bedachte ihn mit einem fragenden Blick, der eine Antwort forderte.

„Du hast nicht geträumt.“, sagte der Fürst schlicht.

Yukimura riss die Augen auf. „Wie bitte?“

„Du hast dich wirklich an mich gelehnt.“

„Ich...“

„Und ich habe wirklich gesagt, du bist süß.“

„Ihr...“

Der Fürst sah ihn jetzt eindringlich an.

„Das... das habe ich doch nicht nur geträumt? Dann habt Ihr...“, stammelte Yukimura.

Auf Masamunes Gesicht prangte ein so breites Grinsen, dass Yukimura sich beinahe fragte, wie er das nur hinbekam. Er selbst hingegen war so blass wie Reispapier geworden und sah den Fürsten an, wie ein aufgeschrecktes Reh. Masamune hätte beinahe laut losgelacht, doch er konnte sich noch zurückhalten.

„Ich habe.“, brachte er grinsend hervor, wohl wissend, dass Yukimura den Kuss meinte.

„Ihr... Ich... Oh nein...“, flüsterte Yukimura geschockt.

Masamune konnte nicht mehr an sich halten. Er lachte lauthals los. Yukimuras Verhalten war einfach zu komisch.

Der junge General schaute ihn mit puterrotem Gesicht und gereiztem Blick an. „Macht Ihr Euch etwa über mich lustig?!“

Masamune antwortete nicht sofort, weshalb Yukimura ruckartig aufstand. Doch der Fürst hielt ihm am Handgelenk zurück.

„Ich mach mich nicht über dich lustig... Aber deine Reaktion war einfach Gold wert.“, sagte er.

Yukimuras Blick verdüsterte sich. „Ihr macht Euch doch über mich lustig!“

„Nein, wirklich nicht, Yukimura.“

Der Jüngere runzelte die Stirn. „Dann heißt das...?“

„Hilf mir mal, Yukimura...“, grummelte Masamune und zog an Yukimuras Hand.

Er half dem Fürsten auf die Beine. Dann nahm er den Futon, brachte ihn zurück zur Mitte des Zimmers und half dem Fürsten, sich wieder darauf niederzulassen. Dann sah der Fürst ihn ernst an.

„Ja, das heißt es... Du hast dich tatsächlich an mich geschmiegt und ich habe es zugelassen. Ich habe auch wirklich gesagt, dass du süß bist und ja – ich habe dich wirklich geküsst...“, sagte Masamune.

Yukimura ließ sich wie ein Stein neben den Fürsten sinken. „Wirklich...?“

„Ja, Yukimura... Wie oft soll ich es dir noch sagen?“

„Oh nein... Nein, nein, nein...“, stammelte Yukimura.

„Ach jetzt hör auf zu jammern.“, seufzte Masamune und klang genervt.

„Was habt Ihr Euch bloß dabei gedacht?!“, fauchte Yukimura und sah den Fürsten böse an.

„Nichts vermutlich... Weißt du, vergiss es einfach!“

Yukimura verstand selbst nicht, warum er es tat, aber rückte näher an den Fürsten heran. „Dazu ist es zu spät...“

Masamune runzelte die Stirn einen Moment lang. „Zu spät? Was willst du mir damit sagen?“, fragte er und seine Stimme klang plötzlich ziemlich rau, wie Yukimura feststellen musste.

„Es war nur ein einziger Kuss. Ein sanfter...“, flüsterte er, ohne recht zu wissen, was er dem Fürsten eigentlich damit sagen wollte.

Masamune lächelte über diese Unbeholfenheit und zog Yukimuras Kopf nahe zu sich, dann gab er ihm einen Kuss.

Yukimura genoss es, doch Schritte auf dem Flur ließen ihn einen halben Meter vom Fürsten wegspringen. Und das gerade rechtzeitig, denn Kojuro kam ins Zimmer und brachte das Mittagessen.

„Wie versprochen, Fisch für den Fürsten... gegrillt und mit Tofu.“, sagte er mit einem leichten Lächeln und stellte das Essen vor dem Fürsten ab.

Masamunes lautes genervtes Seufzen erfüllte den Raum. Kojuro hatte zwar gesagt, er würde Fisch bringen, aber eigentlich hatte er sich insgeheim auf Schweinefleisch mit einer kräftigen Soße gefreut. „Katako! … Du quältst mich!“, jammerte er.

„Weil ich weiß, dass Ihr das aushaltet!“, sagte Kojuro.

„Und weil du Spaß daran hast!“, fauchte Masamune.

Kojuro grinste breit. „Bestimmt auch das.“

„Ach... Jetzt gib schon her!“, maulte der Fürst und nahm sich Schale und Stäbchen.

Kojuro erhob sich wieder. „Und nach dem Essen ruht Ihr Euch aus.“, sagte er. „Ich werde Michiko schicken, dann kann Sanada mir auf den Feldern helfen. Einer der Männer hat sich den Fuß verstaucht.“

„Von mir aus. Wenn es denn sein muss... Was soll ich schon tun? Ich darf ja nicht.“, grummelte der Fürst.

„Richtig. Ihr dürft nicht.“, bestätigte Kojuro.

„Dann macht doch, was ihr wollt. Der Fürst von Oshu hat ja im Moment sowieso nichts zu sagen!“, maulte Masamune.

„Mein Fürst...“, seufzte Kojuro, beugte sich zu ihm hinunter und sah ihm in die Augen. „Ich kann Sanada wirklich gut auf den Feldern brauchen. Und Ihr braucht meiner Meinung nach eine Pause. Noch seid Ihr nicht wieder völlig gesund.“

„Ist ja gut, Katako! Jetzt geh endlich!“

Kojuro lächelte. „Komm Sanada.“

Yukimura folgte Kojuro stillschweigend mit einem Blick zurück zum Fürsten. Sie gingen hinaus auf die Felder, wo Yukimura die Stille genoss, die durch die Mittagspause der Bauern gerade herrschte.

„Meister Katakura? Können wir ihn wirklich allein lassen?“, fragte er nachdem sie den Rand eines noch unbearbeiteten Feldes erreicht hatten.

„Nein. Ich sagte ja schon, Michiko passt auf... Mach dir keine Sorgen, auch wenn sie recht zierlich wirkt, sie weiß schon, wie man mit ihm umgehen muss.“, erwiderte Kojuro.

Yukimura nickte und ließ sich von Kojuro eine Schale Reis mit etwas Gemüse geben, bevor sie mit Hacken das Feld bearbeiten würden.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tamanna
2014-04-11T19:28:50+00:00 11.04.2014 21:28
Wow~ Tolles Kappi.
Die Szenen mit Masa und Yuki waren soooo süß! Und ich hab auch viel gelacht XD
Danke dafür! ;)
lg TamTam


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