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Nanshoku

Die Farben der Liebe
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
kleines Glossar:
Cho = jap. Längeneinheit
1 Cho = 0,109km Komplett anzeigen

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Oh mein Fürst – Halt endlich die Klappe!

Es war Nachmittag. Die Pferde waren gesattelt, die vier Soldaten machten sich bereit, die Sänfte zu tragen und Katakura brachte gerade den Proviant, den Shibata ihm letztendlich doch zur Verfügung gestellt hatte.

Widerwillig zwar, aber er er hatte es getan. Nachdem Katakura das Essen in den Satteltaschen verstaut hatte, sah er zu Masamune.

„Das ist nicht Euer Ernst? Ihr wollt doch nicht wirklich reiten? Seid Ihr wahnsinnig?“, fragte er, als der Fürst sich gerade auf sein Pferd schwingen wollte.

„Natürlich will ich reiten. Du hast doch selbst gesagt, die Wunde sieht gut aus. Jetzt mach nicht so ein Drama, Katako.“

Katakura schüttelte den Kopf. „So geht das nicht! Was ist, wenn die Wunde wieder aufreißt? Ihr wisst, wie Euer Rappe läuft. Und ich weiß, wie Ihr ihn führt!“

Masamune seufzte genervt. „Ich reite, keine Widerworte!“

Katakura kam neben den Rappen und sah Masamune ernst an. „Nein, Ihr reitet nicht.“

Der Fürst sah ihn mit funkelnden Augen an. „Was soll das werden?“

„Ich sage, dass Ihr nicht reitet. Und dabei bleibe ich.“

Masamune sah ihn noch eine Weile lang ausdruckslos an. „Nein. Ich reite.“

Katakura knurrte. Yukimura stieg hastig auf sein Pferd auf. Wenn Katakura das Schwert zog, um den Fürsten zu überzeugen, dann wollte er besser nicht im Weg stehen.

„Nagut, dann reitet... Aber die Sänfte folgt uns. Wenn Ihr Schmerzen habt, sagt Ihr sofort Bescheid und wir halten sofort an! UND wir reiten langsam!“, knirschte Katakura.

Masamune ließ ein genervtes Geräusch verlauten, dann half Katakura ihm in den Sattel, bevor sich der Fürst jetzt schon die Wunde aufriss, weil er sich überanstrengte.

Yukimura sah zu und wartete, bis auch Katakura im Sattel saß und losritt. Der älteste gab das Tempo vor und Masamune knurrte etwas, während Yukimura stillschweigend hinter ihm ritt.
 

Es dauerte nicht lange, bis die Ungeduld aus Masamune sprach. Er drehte sich zu Yukimura um, bedacht darauf, dass er sich nicht zu weit drehte und damit die Wunde zerrte. „Jetzt sag doch auch mal was! Wir reiten viel zu langsam, wann wollen wir denn so ankommen?“

„Meister Katakura wird schon wissen, was er tut.“, sagte Yukimura vorsichtig.

„Ja, normalerweise schon! Aber ich bin hier der Verletzte und da werde ich doch wohl am besten einschätzen können, wie schnell ich reiten kann!“

Katakura drehte sich nun auch um. „Ich weiß sehr wohl was ich tue und ich entscheide zu Eurem Wohl, mein Fürst! Wenn wir schneller reiten, passiert genau dasselbe, wie nach dem Mord an Azai! Und nochmal will ich das nicht erleben. Wir reiten jetzt nach Hause und zwar langsam, damit Eure Wunde nicht aufreißt!“

Wieder war ein genervtes Stöhnen von Masamune zu hören, doch dann war er still. Für den Moment jedenfalls.

Als die Dämmerung langsam einsetzte, war es mit der Ruhe vorbei. „Jetzt wird es dunkel! Wären wir in meinem Tempo geritten, dann wären wir jetzt schon in Takedas Provinz! Aber nein...!“

Katakura reagierte nicht darauf. Er sah sich suchend um und ritt dann auf den Wald zu. Am ersten Baum schlug er mit dem Schwert ein paar Kerben in die Rinde, als Zeichen für die Sänftenträger.

„Kommt mit.“, sagte er nur und ritt dann in den Wald hinein.

„Wir übernachten im Wald?“, fragte Masamune mit tiefer und genervt klingender Stimme.

„Wo sonst? Sollen wir jetzt erst einen Bauernhof suchen? Wo Ihr dann im Stroh schläfst und Euch nachts das Stroh in die Wunde sticht? Ganz sicher nicht.“, entgegnete Katakura und lenkte sein Pferd auf eine kleine Lichtung.

„Du immer mit meiner Wunde... als ob ich nicht selber auf mich aufpassen könnte!“

Wieder sagte Katakura nichts dazu. Yukimura musste wieder unweigerlich an die Situation mit Fürst Shibata denken – Diplomatie. Es war wohl besser, nichts dazu zu sagen, als sich um Kopf und Kragen zu reden.

Katakura wusste, wie man das machte. Wie man mit einem wütenden Fürst Date sprach, ohne sein Leben zu riskieren.

„Wir warten jetzt auf die Sänfte. Wenn sie da sind, dann werdet Ihr in der Sänfte schlafen und Sanada und ich passen auf.“, sagte Katakura an Masamune gewandt.

„Natürlich machen wir das so. Ich hätte auch nichts anderes akzeptiert.“

Katakura grinste. „Ich weiß.“
 

Wenige Stunden später holte sie auch die Sänfte endlich ein und Katakura gelang es, Masamune mit nur wenigen Worten in die Sänfte zu zwingen. Die vier Soldaten ließen sich auf dem Rasen nieder und Katakura ging die Lichtung ab, um zu prüfen, ob wirklich alles in Ordnung war. Yukimura setzte sich vor die Sänftentür ins Gras. Katakura setzte sich daneben.

"Wie hast du ihn nur so schnell da rein bekommen?", fragte Yukimura seufzend.

"Ich kenne ihn, ich weiß was ich tun muss.", meinte Katakura nur.

"Ich kann euch hören! Und Kojuro, das war Glück! Ich gebe zu, dass ich tatsächlich müde bin. Und jetzt Ruhe da draußen!", maulte Masamune aus der Sänfte.

Yukimura warf Kojuro einen Blick zu und musste dann grinsen. Kojuro ging es da nicht anders, auch er ließ ein Lächeln auf seinem Gesicht erkennen.
 

Es war alles still. Kojuro warf einen Blick auf Yukimura, der letztendlich doch eingeschlafen war. Nun gut, sei es drum, er wollte dem jungen General keinen Vorwurf deswegen machen. Er beobachtete ihn einen Moment und sah dann, dass er fror. Yukimura trug nur einen dünnen Mantel, natürlich musste er nachts frieren. Am Tage ging es zwar aber die Nächte waren wirklich kalt. Kojuro zog sich seinen Mantel aus und legte ihn Yukimura über den Oberkörper. Er selbst konnte mit der Kälte besser umgehen.

Wiederum ein paar Stunden später schreckte Yukimura aus dem Schlaf. Kojuro musterte ihn, während der junge General hastig seine Hand absuchte.

"Was ist denn los? Schlecht geträumt?", fragte Kojuro.

Yukimura sah ihn an. "Äh...ja...", stammelte er.

Kojuro grinste. "Dass Fürst Date dir die Hand abhackt?"

Yukimura schluckte. "Wie kommt Ihr darauf?"

"Ziemlich offensichtlich, so wie du deine Hand überprüft hast."

Yukimura lehnte seufzend den Kopf an die Sänftentür. "Na klar... Ich muss Euch ja vorkommen, wie ein Kind."

Kojuro legte eine Hand auf dessen Schulter. "Manchmal ja. Aber weißt du, du bist eben noch fast ein Kind. Du bist Siebzehn, wenn ich das richtig verstanden habe. Da weiß man bestimmte Dinge noch nicht oder macht Dinge, die ich beispielsweise ziemlich kurios finde."

Yukimura sah ihn lange an. "War das nötig mir jetzt zu sagen, dass ich noch unerfahren bin?"

"Das hab ich damit nicht sagen wollen.", seufzte Kojuro.

"Dann hab ich unerfahrener Dummkopf, das wohl falsch gedeutet?"

Kojuro konnte nicht anders, er musste einfach lachen und ihm mit der Hand in den Haaren wühlen. "Ja du bist unerfahren, aber das machst du mit deiner Art und vor allem deiner Stärke doppelt wieder wett."

"Ihr wolltet mich nur ärgern oder!"

"Weißt du, manchmal forderst du das geradezu heraus. Es gibt Dinge, die du vielleicht nicht sagen solltest.", sagte Kojuro mit einem sanften Lächeln.

Yukimura machte mit den Armen eine hilflos wirkende Geste, sah Kojuro ernst an und schwieg.

"Ja, so in etwa. Willst du noch weiter schlafen?", fragte Kojuro.

"Wir wollten gemeinsam Wache halten. Ich hab es nicht eingehalten, wie angebracht ist es dann, wenn ich jetzt weiterschlafe? Gar nicht, also bleibe ich wach."

"Schlaf weiter.", sagte Kojuro. "Es wird nichts passieren und wenn, dann schaff ich das auch alleine. Mehr als ein verirrtes Tier kann es nicht werden."

"Nagut, wie Ihr meint." Yukimura zog den Mantel um sich und merkte erst jetzt, dass es Kojuros war. "Wann habt Ihr...?", fragte er.

"Vor ein oder zwei Stunden, du hast gezittert."

"Danke, Meister Katakura."
 

Am Morgen weckte Kojuro die Soldaten und Yukimura, dann warf er einen Blick in die Sänfte. Masamune schlief noch. Kojuro lächelte und entschied sich, ihn noch schlafen zu lassen.

"Ist alles in Ordnung?", fragte Yukimura neben ihm.

"Er schläft noch, lassen wir ihn. Jungs, hebt vorsichtig die Sänfte an, wir reisen weiter, damit wir bald ankommen. Wir haben noch einen langen Weg vor uns."

"Wie weit ist es denn noch?", fragte Yukimura.

"Wir werden noch mindestens drei oder vier Tage unterwegs sein. Von Echizen aus sind es etwa siebenundsechig Cho, wir waren schon einen Tag unterwegs, also werden wir noch etwa fünfzig Cho vor uns haben.", sagte Kojuro.

"So weit noch? Seid Ihr sicher?"

"Nun ja, so in etwa.", meinte Kojuro und sah auf den Waldweg hinaus.

Die Soldaten bemühten sich, die Sänfte so vorsichtig wie möglich anzuheben, sodass der Fürst nicht sofort aufwachte, doch vergebens.

"Hey... Lasst mich raus, ich will weiter reiten.", murrte es von drinnen.

"Nichts da.", sagte Kojuro.

Masamune schob die Sänftentür auf und warf einen äußerst übellaunigen Blick aus verschlafenen Augen auf den Schwertmeister. Kojuro sah ihn einen Moment an, während Yukimura neben ihm schluckte. Dann musste er unweigerlich lachen. Masamunes Haare standen teilweise in alle Richtungen ab und er sah müde aus, sodass der böse Blick eigentlich überhaupt keine Wirkung mehr hatte.

"Katako...!", knurrte Masamune.

"Nein, nein, nein mein Fürst. Heute bleibt Ihr in der Sänfte.", sagte Kojuro mit einem milden Lächeln.

Masamune schnaubte und schob die Sänftentür wieder zu. Yukimura und Kojuro hörten nur noch ein unverständliches Gebrabbel, dann schwangen sie sich auf ihre Pferde. Kojuro nahm Masamunes Rappen an den Zügeln, sodass er neben seinem Pferd herlief. Yukimura ritt auf der anderen Seite neben ihm, sodass sie jeweils die vordere Flanke abdeckten.
 

Sie waren sicher nur wenige Kilometer geritten, als aus der Sänfte Masamunes Stimme zu hören war: „Ich habe Hunger!“

Kojuro griff in die Satteltaschen und ließ sich etwas nach hinten fallen, wo er an die Sänftentür klopfte und dann ein Mochi hineinreichte.

„Danke, Katako!“, sagte Masamune mit einem süßlichen Lächeln.

„Aber gerne doch, mein Fürst.“, gab Kojuro mit demselbem Lächeln zurück.

Während Kojuro wieder zu Yukimura zurückritt, war aus der Sänfte Masamunes genervtes Gebrabbel zu hören. Jedoch nur kurz, denn der Hunger trieb das süße Mochi hinein.

Den Hunger auf das Frühstück konnte Yukimura noch nachvollziehen, das menschliche Bedürfnis in die Büsche zu verschwinden, war auch in Ordnung. Auch, dass der Fürst etwas trinken wollte. Doch dann fing es an, ihm auf die Nerven zu gehen. Dann juckte pötzlich der Verband, dann wollte er wieder reiten (was Kojuro erfolgreich abschmettern konnte) und dann wollte er eine Pause machen. Der Fürst! Wo doch die Soldaten am ehesten darum hätten bitten sollen, dass sie sich ausruhen dürften. Normalerweise wechselten die Sänftenträger alle drei Stunden, aber sie waren lediglich zu viert und Kojuro zog es vor mit so wenig Pausen wie möglich voranzukommen. Sie konnten also nicht wechseln und mussten außerdem solange es hell war die Sänfte tragen.

„Können wir jetzt endlich eine Pause machen? Dieses lange Sitzen bringt mich noch um!“, jammerte Masamune.

Kojuro warf einen Blick auf die Sänfte und seufzte. „Mein Fürst... Eigentlich sollten Eure Sänftenträger nach einer Pause fragen, schließlich müssen sie Euch und die Sänfte tragen und dürfen nicht den ganzen Tag rumsitzen.“

Die Sänftentür wurde aufgestoßen und der Fürst mühte sich, nach vorn zu Kojuro und Yukimura zu schauen. „Katako! Du weißt, was ich meine!“

„Oh ja, das weiß ich. Deshalb will ich ja so schnell es geht nach Hause. Weil du eben so ungeduldig bist. Das heißt aber auch, dass die Pause sich auf die Nacht beschränkt. Umso schneller sind wir.“, sagte Kojuro.

Genervt grummelnd schob Masamune die Sänftentür wieder zu. Yukimura schaute Kojuro an.

„Wenn du weißt, dass die Soldaten viel eher eine Pause brauchen... warum lässt du sie dann nicht?“, fragte er.

„Je eher wir in Oshu ankommen desto besser. Ob Masamune nun reitet oder in der Sänfte reist – es ist beides eine Anstrengung für ihn, der ich ihn ungern zu lange aussetzen will. Und ich habe Vertrauen in die vier, dass sie das schaffen. Die haben schon Schlimmeres überstanden.“

Yukimura sah zu den Soldaten zurück und musste eines feststellen: Wenn sie tatsächlich erschöpft waren, dann konnten sie das sehr gut verbergen. Kojuro musste also Recht haben, dass sie das recht gut aushalten konnten.
 

Sie waren nun den dritten Tag unterwegs und Yukimura hatte die Launen des Fürsten bis hier her tapfer ertragen, doch jetzt hatte er genug.

„Mir ist langweilig!“, protestierte Masamune laut in seiner Sänfte.

Yukimura seufzte genervt. „Warum hört er denn nicht auf... Ich halte das nicht mehr aus!“

„Yukimura... Eigentlich musst du das alles still hinnehmen. Du hast kein Recht, dich zu beschweren. Er ist ein Fürst. Ein kranker Fürst. Und wenn Fürst Date krank ist, ist er für gewöhnlich unerträglich... Ich kenne das schon ziemlich gut.“, sagte Kojuro, bedacht darauf, dass Masamune den letzten Teil nicht hörte.

„Wenn er kein Fürst wäre, würde ich ihm am liebsten den Hals umdrehen.“, murmelte Yukimura.

„Ob Fürst oder nicht – bei ihm würde ich mir das gründlich überlegen. Selbst jetzt, in diesem Zustand, dürfte er dich davon abhalten können. Und wer weiß, was dann passiert, wenn es ihm wieder besser geht? Obwohl ich inzwischen bezweifle, dass er dann noch so wütend auf dich sein wird. Immerhin – du hast ihm das Leben gerettet und ihn in einem schwachen Moment erlebt und ihm beigestanden – umbringen würde er dich wohl nicht.“, sagte Kojuro leise.

„Sehr aufmunternd, Meister Katakura. Das ändert aber wohl nichts daran, dass ich ihm gleich in die Sänfte steige und ihm sage, was ich von seinem Gejammere halte. Das ist doch für einen Fürsten nun wirklich nicht angebracht! Und es regt mich wirklich auf!“

„Tu, was du nicht lassen kannst.“, grinste Kojuro.

Yukimura ließ sich unbeeindruckt zur Sänfte zurückfallen, wo er das Pferd anband und dann anstandshalber an die Tür klopfte.

„Was gibt es denn? Sind wir bald da?“, maulte Masamune.

Yukimura kletterte in die Sänfte. „Nein, tut mir Leid. Deshalb bin ich nicht hier. Ich möchte Euch um etwas bitten, Fürst.“

Masamune zog eine Augenbraue hoch. „So? … Um was denn?“

„Hört bitte mit dem Gejammer auf.“

Der Fürst sah ihn verdutzt an. „Wie bitte? Darf ich etwa nicht sagen, dass mir die gesamte Situation gerade gewaltig stinkt?!“

„Ich kann Euch ja verstehen, mein Fürst. Meister Katakura hat mir schon gesagt, dass Ihr sehr ungeduldig seid... Aber es kann Euch jeder hören...“, sagte Yukimura.

„Das soll auch jeder hören! Ganz besonders du und Katako!“

„Ich halte das nicht mehr aus! Seit wir bei Fürst Shibata abgereist sind geht das nun schon!“

Masamune ließ ein wölfisches Grinsen spielen. „Aha... So ist das also... Und was gedenkt der General jetzt zu tun?“

Yukimura überlegte kurz. „Wenn Ihr weiter so jammert, dann reite ich jetzt sofort zu Fürst Takeda. Ohne mich zu verabschieden. Und ich werde meinem Fürsten berichten, was für ein Häufchen Elend dieser jammernde Fürst Date Masamune ist, wenn er verletzt ist!“, sagte er dann. Oh Mann, ich bin verrückt! Das werde ich niemals über die Lippen bringen können!

Masamunes Auge verengte sich. „Das wirst du nicht tun!“, zischte er.

Diesmal lächelte Yukimura. Und das beinahe genauso wölfisch wie Masamune zuvor. „Und was gedenkt Ihr jetzt zu tun, mein Fürst?“, fragte er ihn, mit einer deutlichen Betonung auf dem „Ihr“.

Der Fürst packte ihn so schnell im Nacken und zog ihn nahe an sich heran, dass Yukimura keine Chance hatte und ihn geschockt ansah. „Dich daran erinnern, dass wir beide noch etwas zu klären haben, General Sanada Yukimura Genjiro!“, sagte er.

Und gab ihm dann einen Kuss! Yukimura war verwirrt und sah ihn erschrocken an. „Mein Fürst...?“

Masamune gab ihm einen Schubs, sodass Yukimura augenblicklich die Tür im Rücken hatte. „Und jetzt raus hier! Ich will meine Ruhe haben, bis wir endlich da sind!“, blaffte er dann und würdigte ihn keines Blickes mehr.

Yukimura kletterte aus der Sänfte und stieg auf sein Pferd. Während er noch die Zügel losband stieß Masamune mit dem Fuß die Sänftentür zu. Kopfschüttelnd ritt Yukimura an Kojuros Seite zurück.

„Ah... der junge General lebt ja doch noch.“, sagte Kojuro lächelnd.

„Warum auch nicht...“, murmelte Yukimura, immer noch verwirrt.

„Ich bin überrascht... Es herrscht Stille. Wie hast du das hinbekommen?“, fragte Kojuro.

„Wenn ich das wüsste... Eigentlich hat er mich ruhiggestellt.“

Kojuro lachte. „Ha! Das kann ich mir vorstellen! Da bin ich ja mal gespannt, wie lange das anhält.“

„Hoffentlich, bis wir ankommen...“

Kojuro grinste ihn breit an. „Glaubst du das wirklich?“
 

Stunden später, als langsam die Dämmerung einsetzte, erreichten sie endlich Sendai und das Anwesen des Fürsten Date. Kojuro war immer noch sprachlos, denn der Fürst war, bis auf wenige Angelegenheiten, wie Durst und ein dringendes Bedürfnis, tatsächlich die ganze restliche Reise über ruhig geblieben. Doch da er nun, da sie angekommen waren, nicht ausstieg und auch keine Anstalten dazu machte, öffnete Kojuro die Tür und sah hinein. Und ihm wurde auch klar warum Masamune sich den Rest des Tages ruhig verhalten hatte. Der Verband musste dringend gewechselt werden!

„Yukimura! Hisahide muss schon zurück sein, die Armee wird schneller gewesen sein als wir. Hol ihn!“, sagte Kojuro hastig und zog den Fürsten aus der Sänfte.

Yukimura sah zu ihm und reichte sofort die Zügel seines Pferdes an einen der Stallburschen weiter. Ohne etwas dazu zu sagen, rannte er sofort hinein.

Es dauerte eine Weile, doch er kam gerade noch rechtzeitig mit Hisahide zurück, als Kojuro den Fürsten gerade stützend in das Haus bringen wollte.

Hisahide ließ ein Seufzen vernehmen und sah Kojuro und Yukimura fordernd an. „Himmel hilf...“, seufzte er und sah Masamune prüfend an. „Habt ihr ihm denn nicht den Verband gewechselt?“

„Hisahide...“, knurrte Kojuro.

Der Heiler sah ihn missbilligend an. „Wann habt ihr ihn gewechselt?“, fragte er genervt.

„Vor vier Tagen.“

„Vier Tage? Um Himmels Willen, Katakura, also wirklich! Das ist zu lange! Was zum Henker, habt ihr gemacht?“

Kojuro sah ihn wütend an. „Entschuldige bitte, aber von Echizen bis hierher sind es über sechzig Cho! Ich möchte mal wissen, wie schnell du es im Schritttempo von Echizen nach Sendai schaffst!“

„Ja ja ja, schon gut. Rein jetzt mit ihm! Der Verband muss sofort runter!“, maulte Hisahide und ging voran. Yukimura und Kojuro mit dem Fürsten an seiner Seite folgten ihm, so schnell es ging.

Sie brachten ihn in sein Schlafgemach und während Hisahide seine Utensilien holte, zog Kojuro dem Fürsten die Kleider soweit aus, dass Hisahide an den Verband kam. Der alte Heiler war rasch wieder zurück und wickelte den inzwischen übelriechenden Verband so geübt ab, dass Yukimura nur staunen konnte. Der stinkende Stoff landete in einer Kupferschale und Hisahide tupfte die rosige frische Haut mit einem Kräuteröl ab.

„Glück gehabt. Es sieht gar nicht so übel aus, wie ich dachte.“, sagte er und holte einen neuen Verband aus einem Korb, den er – diesmal ohne Kräuter – dem Fürsten anlegte. Dann legte er seine Hand auf die Stirn des Fürsten, nur um sicher zu gehen. Er seufzte. „Leg ihn hin.“, bat er Kojuro. „Holt euch eine Schale kühles Wasser und dann bitte ich darum, dass diese Nacht mindestens einer von euch hierbleibt. Der Fürst hat Fieber. Wenn ihr das nicht kühlt, dann könnte es problematisch für ihn werden.“, fügte er hinzu.

Kojuro warf Yukimura nur einen Blick zu. Der verstand und ging sofort los um kühles Wasser zu organisieren.

„Was bedeutet das jetzt?“, fragte Kojuro.

„Passt ja gut darauf auf, dass das Fieber nicht weiter steigt. Es ist nicht sehr hoch, aber es darf nicht steigen. An und für sich ist das ein gutes Zeichen, denn es heißt, dass sein Körper um seine Gesundheit kämpft. Aber je höher es steigt, desto gefährlicher wird es. In seinem Zustand wäre zu hohes Fieber tödlich.“

Kojuro nickte verstehend, während Hisahide seine Utensilien zusammenräumte und aufstand. Dann kam Yukimura mit Michiko zurück, die das Wasser trug.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tamanna
2014-04-04T18:54:41+00:00 04.04.2014 20:54
Hihi, Masa, die Nervensäge.
Echt lustig, wie Kojuro ihn immer zurechtweißt. Ich glaube, Kojuro brauch keine Kinder, er hat ja schon Masa ;)


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