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Romeo sucht Tybalt

von

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Der Maskenball

Die Schlafzimmertür Benvolios wurde hektisch aufgerissen und ein völlig aufgelöster Romeo ließ sich neben seinem besten Freund ins Bett fallen. Ein lautes Aufstöhnen und ein gegrummeltes 'Was´n los?' waren die Antwort.

„Er war so nah bei mir, dass ich ihn hätte mühelos küssen können!“, keifte der Verliebte los und Benvolio griff sich an den Kopf, nur um dann zu fragen: „Und warum hast du´s nicht getan?“

„Er hätte mich wahrscheinlich eher getötet, als das er den Kuss erwidert hätte. Und mein frühzeitiger Tod würde keinem helfen!!“, lachte Romeo hysterisch auf.

„Mensch, warum gibst du ihn nicht einfach auf? Der ist doch so selbstverliebt und intolerant, dass er deine Situation sowieso nicht verstehen würde! Tu ich ja auch kaum...“, meinte Benvolio müde und warf sich auf die andere Seite.

„Du bist mir wirklich eine großartige Hilfe, weißt du das?“

„Soll ich etwa zu deinem ach so tollen Tybalt gehen und sagen 'Ja, der Romeo ist unheimlich in dich verliebt, traut sich aber nicht, es dir zu verraten. Bitte verurteile ihn nicht und sei mit ihm zusammen, obwohl du es vielleicht gar nicht willst.' Echt ein fabelhafter Plan!“

„Naja, du musst es ja nicht gleich so direkt erklären, aber du könntest-“

„Vergiss es, Romeo!“, blockte Benvolio ab und damit schien das Gespräch für ihn beendet.

„Tse, und sowas soll mein bester Freund sein! Weißt du was? Ich frag Mercutio, der hat bestimmt genügend Courage dafür!“, murmelte der Montague vor sich hin, doch sein Vetter konnte das Grinsen im Dunkeln nicht erkennen.

„Bist du des Lebens müde? Mercutio ist doch genauso scharf auf Tybalt wie d- Oh Scheiße!“

Leichenblass und ein wenig ungläubig wandte sich Romeo an Benvolio: „B-bitte was?!“
 

Mit starrem Blick und Augenringen saß Romeo aufrecht und in eine dicke Decke eingewickelt auf seinem Bett und ließ sich von Benvolio füttern. Er konnte noch immer nicht glauben, was ihm der junge Mann in der letzten Nacht erzählt hatte. Den frisch gepressten Orangensaft schlürfend betrachtete er eine einzelne Blüte auf der glasklaren Oberfläche seines Wasserbeckens...

„...und ich weiß nicht, ob das so schlau wäre. Romeo, hörst du mir überhaupt zu?!“, endete Benvolio empört.

„Mhm? Oh entschuldige, was hast du gesagt?“

„Schon klar, wie immer ganz wo anders. Wusstest du eigentlich, dass Lady Capulet einen Maskenball angekündigt hat, zur Verlobung ihrer Tochter Julia?“

„Einen...Maskenball, sagst du?“, fragte Romeo sofort und das Desinteresse verschwand aus seinem Gesicht.

„Ja“

„Wann?“

„Heute Abend aber....................Romeo, was hast du vor?!“ Dieser jedoch sprang wie ein junges Reh aus dem Bett und verschwand aus dem Zimmer. Kopfschüttelnd zurück gelassen zweifelte Benvolio an seinem Verstand und beschloss dann, den Dingen ihren Lauf zu lassen und angeln zu gehen.
 

Zur gleichen Zeit war Romeo vorsichtig in die Nähe von Mercutios Gemächern geschlichen, natürlich um diesem seine Meinung an den Kopf zu werfen, sodass der Keim des Bösen erstickt werden würde.

Der Montague musste allerdings feststellen, dass sich sein 'Gegenspieler' nicht am Hof befand. Trotzdem konnte er sich nicht zurückhalten und, Neugierde war eine seiner vielen Schwächen, er betrat den Raum. Das ihn der Schlag so heftig treffen würde, hätte Romeo allerdings nicht gedacht:
 

Eine pink- blaue Welt aus regenbogenfarbenen Kleidern und Perücken sowie die unterschiedlichsten Make ups für alle Hauttypen war definitiv zu viel des Guten! Und doch.....ja, Rache ist süß!!

Die kurioseste Idee der letzten drei Jahrhunderte packte den Montague; er würde sich in das schönste Kleid werfen und seinen Märchenprinzen im Sturm der Liebe erobern.

Gesagt getan, doch die Suche nach dem richtigen Kostüm war schwerer, als sie zuerst schien...

Wenig später und Benvolio fragte sich nun wirklich, wo sein bester Freund abgeblieben war, rauschte eine unbekannte Schönheit an ihm vorbei. Und sie erinnerte ihn an jemanden...
 

„Mach ja keinen Blödsinn, Romeo!!!!“
 


 

Wütend knallte Tybalt sein leeres Glas auf eines der Tablette, welche von den zahllosen Dienern geführt wurden. Julia hatte ihm zum wiederholten Male einen Korb gegeben und sich doch tatsächlich freiwillig mit diesem Idioten von Graf Paris verlobt. Und ihren Cousin missachtend tanzten sie nun schon seit einer halben Stunde.
 

Nach unzähligen Gläsern und eifersüchtigen Blicken auf seine Julia war Tybalts Wahrnehmungsvermögen zumindest soweit getrübt, dass er erst jetzt die wunderhübsche Frau am Fuße der Treppe bemerkte. Ihr bronzefarbenes Haar glänzte schwach im Schein der Kronleuchter. Das natürlich weiße Gewand bestand aus einem langen engeren Rock, einer fest geschnürten Korsage und einer halb durchsichtigen Bluse mit aufgebauschten Ärmeln. Die elfenbeinfarbene Maske war mit Schwanenfedern besetzt und verlieh der exotischen Dame ein feenhaftes Aussehen und ihre etwas schmetterlingshaften Bewegungen brachten Tybalt fast um den Verstand.

Aufrecht ging der Capulet nun auf diesen Traum von Frau zu, um ihr seine Aufmachung zu erteilen und murmelte nebenbei immer wieder:

„Ich kann dich, Julia, vielleicht nicht haben, aber dafür alle anderen!!“
 

Er bahnte sich rücksichtslos einen Weg durch das weiße Meer von tanzenden Paaren, um schließlich vor der Fremden zu stoppen.

„Wollt Ihr tanzen, MyLady?“, fragte Tybalt galant und küsste vorsichtig die Hand des jungen Mädchens. Dieses nickte verträumt und begutachtete den ganzen Mann vor sich mehr oder weniger aufdringlich. Was den nicht zu stören schien, da er leider komplett hin und weg und damit nur noch für eine Sache zu gebrauchen war. Aber fangen wir langsam an:
 

Höflich führte Tybalt seine Beute auf die Tanzfläche und schloss seinen Arm besitzergreifend um ihre Taille. Als die Musik in Form von feurigen Klängen ertönte, wanderte die Hand des Capulet nach unten und legte sich bestimmt auf den zierlichen Hintern, der von dem Rock vollständig verdeckt wurde. Und dann begann der Tanz...
 

Etwas erschöpft zerrte Tybalt die neue Errungenschaft an die Seite und winkte einen der Diener herbei. Ein Glas gefüllt mit Wein wanderte in die Hand des Mädchens, wenn es leer war folgte das nächste.

Spät am Abend, die zwei Turteltäubchen waren nach fünf weiteren Tänzen und einer endlosen Menge an Wein so betrunken, dass sie nicht mehr wussten wo hinten und vorn war, flüsterte Tybalt der Schönen ins Ohr: „Lass uns spazieren gehen.“

Das der Weg in seinem Schlafzimmer enden würde, erwähnte er nicht.
 


 

Lautes Lachen erfüllte die klare kalte Nachtluft.

Auf den starken Arm neben sich gestützt schwankte Romeo zwischen den Rosenhecken hin und her. Sein rechter Ärmel war von garstigen Dornen zerfetzt, der Saum des Kleides vom feuchten Boden dreckig und durchgeweicht.

Der Montague hatte es nicht leicht, die Langhaarperücke festzuhalten, denn die Zweige des Gestrüpps zogen und zerrten daran.
 

Tybalt dirigierte seine Begleitung in Richtung einer Nebentür, welche normalerweise von den Angestellten benutzt wurde. Der Gang dahinter endete in der Küche, doch der Capulet steuerte eine knorrige Holztreppe weiter hinten an. Kurz davor hielt er, packte den verdutzten Romeo unter Armen und Kniekehle und hiefte ihn hoch.

„Was-“, keuchte Romeo erschrocken auf.

„Schhhhh, mein Goldkelchen. Nur keine Angst, wir sind gleich da.“

Die Treppe führte zu einem weiteren Durchgang, dann eröffnete sich ihnen ein langer, prunkvoll geschmückter Flur. Rechts und links gingen Türen in verschiedene Räumlichkeiten, eine von ihnen steuerte Tybalt jetzt an.
 


 

Von dem recht großen Himmelbett war, außer einer blutroten Tagesdecke, nicht viel zu erkennen. Generell hatte man das Zimmer in warmen Terracotta- Tönen gehalten, die Einrichtung bestehend aus Bett. Tisch, zwei Stühlen und einer Ottomane, war nicht unbedingt prunkvoll sondern schlichter.
 

Romeo stockte der Atem, als Tybalt ihn plötzlich grob absetzte und ihn sanft aber bestimmt an eine Wand drückte. Mit großen Augen starrte der Montague auf seine Gegenüber. War dies der Moment, von dem er schon so lang träumte? Und war er unter diesen Umständen überhaupt erschwinglich?

Tybalts alkoholischer Atem und Romeos eigene Schweißausbrüche, ob vor Trunkenheit oder Aufregung, sprachen etwas anderes. Doch war es nun in dem Moment zu spät, indem der Kleinere schüchtern die Lider senkte und sein wahrscheinlicher Liebhaber begann, ihn in einen tiefen, wilden Kuss zu verwickeln.

Spätestens, wenn die letzte Hülle, das seidene Korsett, fallen würde, würde hoffentlich auch Tybalt bemerken, worauf er sich hier einließ...



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