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Romeo sucht Tybalt

von

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Böses Erwachen

Abgestandene Luft, der Geruch von Schweiß und noch etwas anderem, was er nicht zuordnen konnte, und der dadurch plötzlich entstandene Würgreiz weckten Tybalt auf. Sein Kopf schmerzte fürchterlich, die einzelnen Gliedmaßen fühlten sich zementschwer an. Bei dem Versuch sich aufzurichten, drehte sich die Welt um ihn um die eigene Achse, was den Capulet dazu bewegte, sich zurück in die Seidenkissen sinken zu lassen.
 

„Keine schnellen Bewegungen mehr, Junge“, murmelte er und streckte sich langsam. Dabei ertastete Tybalt etwas warmes, weiches...das sich nun ebenfalls zu regen begann.

Er konnte sich nicht an die letzte Nacht erinnern, weshalb er auch nicht wusste, ob und mit wem er in seine Räumlichkeiten verschwunden war. Wobei sich erstere Frage ja schon erledigt hatte. Vielleicht eine traumhaft schöne Frau, die Julia ein klitzekleines bisschen ähnelte...
 

„Oh Gott, tut mir der Hintern weh!“, stöhnte eine definitiv nicht weibliche Stimme rechts neben Tybalt auf.

Moment mal, die kam ihm jetzt aber wirklich mehr als bekannt vor! Gehörte sie nicht zu...-

Währe der Capulet kein echter Mann gewesen, hätte er nun wahrscheinlich mädchengleich aufgeschrien. Stattdessen starrte er nur mit ungläubig großen Augen auf ein kleines Häufchen Elend, auch bekannt unter dem Namen Romeo Montague. Und zum ersten Mal in seinem Leben war Tybalt wirklich und vollkommen sprachlos!

Romeo konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, denn trotz aller Schmerzen in seinem Unterleib, welche das Geschehene bezeugten, war er irgendwie glücklich. Bloß blöd, das die Erinnerung nicht zurückkehren wollte.
 

Nach langer Zeit des Anschweigens brach der Montague endlich die Stille und fragte fast schüchtern: „Und was nun?“

Ein Ruck ging durch den Körper Tybalts. Kalt betrachtete er seinen Gegenüber, wickelte sich dann in eine der Decken und begab sich zu der Kommode neben seinem Bett. Mit einem Griff zog er ein Hemd und eine lange Hose heraus und warf sie Romeo zu.

„Zieh das an!“

Dieser tat wie ihm geheißen, auch wenn ihm die Kleidung sonst wo hing. Er war überrascht, dass der Capulet so ruhig blieb. Der trat nun dicht hinter ihn und flüsterte gefährlich leise: „Wenn du etwas erzählst...“

Den Rest konnte man sich ja denken. Zaghaft nickte Romeo, um gleich einen weiteren 'Befehl' zu erhalten:

„Raus!“

„Aber ich-“

„Raus, sage ich! Nimm den Hinterausgang und geh!!“

Schnell raffte der Montague Kleid und Perücke zusammen. Seiner (heimlichen) Liebe einen letzten, fast flehenden Blick zuwerfend verschwand er aus dem Zimmer.
 

Nachdem Romeo gegangen war, ließ Tybalt die Decke rutschen und fiel zurück auf das Himmelbett. Was hatte er da nur angestellt?! Das er mit einem Mann geschlafen hatte, war schon schlimm genug. Das gerade Romeo sein musste...

Fluchend stemmte sich Tybalt wieder hoch. Woher kam überhaupt das Wissen für diese Art von Liebesakt? Nur eine Frage der Intuition? Hatte er seinem Partner vielleicht weh getan? Ach Quatsch!! Sein Blick fiel eher unbewusst au das Korsett, welches ihn gestern so viel Zeit gekostet-
 

Oh. Mein. Gott!? Da erschienen doch tatsächlich Bilder vor Tybalts innerem Auge die...........garantiert nicht jugendfrei waren!!
 

„Ich glaub, ich muss mich wieder hinlegen“
 

Der Plan, zur Ruhe zu kommen ging gewaltig und im wahrsten Sinne des Wortes in die Hose. Sich hin und her wälzend durchlebte Tybalt Abschnitte der letzten Nacht:
 

Er sah die samtweichen, leicht geschwungenen Lippen Romeos vor sich, wie sie seine eigenen verwöhnten. Die verspielte Zunge, welche sich immer wider in seinen Bauchnabel verirrte. Die geschickten feingliedrigen Finger, die ihn mehr als einmal zum Höhepunkt getrieben hatten. Das lustvolle Keuchen und Stöhnen, die glasigen Seelenspiegel. Das verschwitzte Haar, das wie wild schlagende Herz in Romeos Brust.
 

Ein wehmütiges Seufzen entglitt Tybalt und er drehte sich auf den Rücken. Seine Hand wanderte langsam unter die Bettdecke und umfasste seine eigene Männlichkeit, um dann erst sanft und später immer schneller und kräftiger Druck auszuüben. Hätte er es nicht so nötig gehabt, würde sich der Capulet selbst dafür ohrfeigen! Er war nun einmal ein Mann, Romeo war auch ein Mann und noch dazu ein Montague! Tybalt liebte Julia und nicht seinen Erzfeind!!

Trotzdem wollte er den unheimlich erregenden Anblick nicht vergessen, als Romeo ihn langsam in sich gleiten ließ. Das in den Nacken geworfene Haupt, Mund und Augen weit aufgerissen, Tybalts Namen schreiend...
 

Mit einem Ruck setzte sich der Capulet auf und starrte entsetzt seine Hand an, die ihn eben noch befriedigt hatte.
 

„Das darf doch alles nicht wahr sein!!“
 


 

Inzwischen hatte sich Romeo, welcher glücklicherweise unbemerkt das Capulet- Anwesen verlassen konnte, an einem Brunnen in Verona niedergelassen. Sich das kühle Wasser in Gesicht und Mund schöpfend wartete er darauf, das sich sein rasendes Herz beruhigte. Okay, Tybalt hatte ihn auf eine noch höfliche Art nach draußen verwiesen. Und auch, wenn es den jungen Montague schmerzte, konnte er es doch ein wenig verstehen.

„Dennoch weiß ich nicht, ob und wie ich ihm das nächste Mal, falls es eines geben wird, gegenüber treten soll...“, grübelte Romeo vor sich hin und bemerkte Benvolio nicht, welcher sich nun ruhig neben ihn setzte. Er hatte seinen Vetter gesehen, als er auf dem Weg nach Hause über den kleinen Marktplatz gegangen war. Jetzt legte er einen Arm um Romeo und fragte vorsichtig: „Alles in Ordnung mit dir?“

Aus seinen Gedanken gerissen blickte Angesprochener Benvolio irritiert an, besann sich dann jedoch und deutete ein Kopfnicken und gleich darauf aber ein Schütteln an.

„Willst du reden?“, fragte der Freund nochmals. Nun war die Verneinung deutlich.

Stattdessen lehnte sich Romeo ihm entgegen und nun konnte er die Tränen nicht zurückhalten. Unkontrolliert rücksichtslos bahnten sie sich einen Weg über das hübsche Gesicht, hinterließen glitzernde Spuren. Benvolio wusste das es besser war, Mund zu halten und den Trost zu spenden, den der Kleine brauchte.
 


 

Abends kehrten die beiden Montagues heim und und wurden sogleich von einem wütend aussehenden Mercutio begrüßt:

„Wo. Ist. Mein. LIEBLINGSKLEID!!!?“

Ein kurzer Blickwechsel zwischen Benvolio und Romeo reichte, dann brachen beide in schallendes Gelächter aus. Empört stemmte Mercutio beide Arme in die Seiten:

„Was ist so witzig daran, hm?“

Zwar erhielt er keine Antwort, doch das leicht zerknitterte Bündel, welches Romeo ihm hinhielt sprach für sich.

„Es ist etwas feucht und die Perücke muss nochmal kräftig durchgekämmt werden, aber sonst...“

Fassungslos sah der Besitzer dieser Sachen seinen Gegenüber an, danach schnappte er sich das Bündel und stapfte hoch erhobenen Hauptes davon.
 

„Nochmal Glück gehabt“, grinste Benvolio ehe er seinem besten Freund die Hand auf dessen Schulter klatschte.

„Wir sehn uns sicher.“

Dann lief der Mercutio hinterher.
 

Lächelnd blieb Romeo zurück. Schienen seine Freunde auch noch so verrückt, er liebte sie trotzallem. Sie waren immer für ihn da. Naja, Mercutio weniger...
 

„Romeo!“
 

Dieser drehte sich um und sah in das freundliche Gesicht seiner Mutter.
 

„Romeo, ich muss mit dir sprechen.“

„Was gibt’s, Mutter?“

„Ich habe mich dazu durchgerungen, eine Brautschau zu veranstalten.“

„Brautschau? Wozu?“, fragte Romeo erstaunt, in seinem Kopf machte sich eine böse Vorahnung breit.

„Du bist 20 und noch unverheiratet, mein Junge. Es ist Zeit, sich die Frau fürs Leben zu suchen.“

„Frau?!“

„Natürlich, was denn sonst?“

„Mutter, ich interessiere mich nicht für-“

„Morgen Nachmittag, Sohn!“

Kopfschüttelnd drehte sich die Lady Montague um.
 

„Warum brauche ich eine Frau, wo ich doch einzig Tybalt will...“, murmelte Romeo bedrückt.

„Nur das er mich anscheinend nicht will...!“

Traurig kuschelte er sein Gesicht in die Kleider des Geliebten.
 

Hätte der kleine Montague in diesem Moment Tybalts vor Lust verzerrtes Gesicht sehen können, wäre die Hoffnung wohl nochmals aufgekeimt.



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