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Romeo sucht Tybalt

von

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Träume sind Schäume...

„TYBALT!!!“
 

Augenverdrehend widmete sich Gerufener weiterhin seinem Training.
 

„TYBALT!!!! HILF MIR ANKLEIDEN!“
 

Er musste seufzen und legte das Schwert zur Seite, nur um erneut die aufdringliche Stimme seiner Tante zu vernehmen:
 

„TY~BALT!!!!! MEINE KORSAGE SCHREIT NACH HILFE!“
 

Ein würgendes Geräusch unterdrückend machte sich ein wirklich zu bemitleidender Muskelprotz auf den Weg in die Gemächer seiner verachtungswürdigen...naja.

Was er dort vorfand bewegte ihn fast dazu, umzukehren, denn ein altes Weib in Unterkleidung war nicht unbedingt eine Augenweide. Von den Fettpölsterchen mal abgesehen. Julia im Gegensatz...wohlproportioniert, wunderbare Rundungen, …
 

„Ah, da bist du ja endlich.“
 

Ein kalter Schauer bahnte sich seinen Weg über Tybalts Rücken.
 

„Du musst mir das Korsett zumachen, Schatz. Ich glaube, ich habe zugenommen...“

„Sehr wohl, Tante.“, antwortete der Arme und begann dann, mit spitzen Fingern die Ösen zu schließen.

„Nicht so schüchtern, Süßer. Pack nur richtig zu.“, meinte die Herrin lächelnd. Mit verzogenem Gesicht schüttelte Tybalt den Kopf:

„Nein danke, Tante.“

„Och Tybalt, du bist immer so zurückhaltend, wenn wir zwei allein sind. Leg deine Schüchternheit einmal ab und sei ein Mann, wie du es im Kampf bist!“

„Ich bin ein Mann, Tante, doch sehe ich mich nicht dazu geneigt, Euch diesen Wunsch zu erfüllen. Entschuldigt, ich habe andere Pflichten.“
 

Mit diesen Worten wendete er sich zu Gehen um, als ihn die penetrante Stimme nochmals hinwies:

„Und bevor ich´s vergesse: Julia sucht dich, Spätzchen. Geh und lass meine Tochter nicht warten.“
 


 

Ein wohliges Gefühl breitete sich in ihm aus, als Tybalt endlich vor Julias Tür hielt. Sein eher zaghaftes Klopfen wurde mit einer lieblichen Stimme begrüßt, welche ihn hineinbat.
 

Dort lag Julia in den seidenen Kissen, die Augenlider halb geschlossen, die kirschroten Lippen und das güldene Haar glänzte im Sonnenlicht. In einem Sessel am Fußende des Bettes saß die Amme und vertrieb sich ihre Zeit mit Nähen.
 

„Geliebter Cousin, ich erwartete dich bereits“, sprach Julia und richtete sich leicht auf, um Tybalt dann direkt anzusehen.

„Mir geht es heute nicht gut. Eine Erkältung hat mich dahingerafft. Sei so nett und erfülle meine Pflichten zusätzlich.“

„Welche Pflichten meinst du?“
 

→ zwei Stunden später ←
 

Ein etwas verwirrter Tybalt war von der Amme auf den Balkon geschoben worden, um Julias einzige Aufgaben zu erfüllen: Dastehen und Winken.

Und da man die Tür nach innen verschlossen hatte, wäre der einzige Ausweg ein Abseilen gewesen. Nur hatte Tybalt weder ein Seil, noch war er gewillt, sein Leben aufs Spiel zu setzten und außerdem wollte er Julia nicht enttäuschen.

Was übrig blieb? Die Tatsache, dass er, ein stolzer und gut aussehender Capulet, sich hier zum Narren machte.
 

Und das Schicksal wollte es nicht anders:

In der Zeit, in der Tybalt noch mit sich selbst im Unreinen war, hatte sich eine kleine Menschenmenge unter dem Balkon Julias versammelt und starrte nun mehr oder weniger irritiert nach oben. Dabei unterschied man zwischen reichen Schnöseln und dem einfachen Volk.

Einer von ihnen fiel Tybalt sofort ins Auge:

Der Sohn der Montague- Familie, wie hieß er noch gleich?............Ach ja, Romeo.

Ein hübscher Junge, nicht unbedingt als schön zu bezeichnen, schwächlicher Körperbau und mit den Gedanken scheinbar immer wo anders. Trotzdem akzeptabel, im Gegensatz zu seinem Anhang!
 

Als sich die Menge langsam aber sicher verflüchtigt hatte, befand sich der Montague- Spross allerdings noch am selben Platz.

Die Sonne stand glühendrot am Abendhimmel, die hellsten Sterne bahnten sich einen Weg, um ihre ganze Pracht darzulegen. Tybalts Körper wurde in ein heiliges Licht getaucht und Romeo hätte fast schwören können, dass die Engelschöre sich extra Mühe gaben, um diese Herrlichkeit zu untermalen.
 

Das sich Tybalt nun doch von dem Balkon herunter geschwungen hatte, bemerkte der Montague nicht. Erst der warme Atem des Capulet riss Romeo aus seinem tranceartigen Zustand. Ihre Gesichter waren sich so nah wie nie zuvor und diesmal schien die Begegnung sogar von friedlicher Natur zu sein.

Hätte Tybalt bloß den spöttischen Unterton abgelegt, wäre dieser Moment der Zweisamkeit perfekt gewesen.
 

„Was macht ein kleiner Junge wie du um diese Uhrzeit hier draußen? Und vor allem so ganz allein...? Es könnte dir ein Unglück geschehen... Hat dir deine Mutter nicht beigebracht, dass man das Territorium anderer meiden sollte?!“, meinte der Capulet hämisch und kam damit Romeos Ohr gefährlich nahe, sodass der, mit einer Gänsehaut versehen, mehr oder weniger schutzlos ausgeliefert war. Nicht das es ihn gestört hätte, nein, unter anderen Umständen...

Und der Wunsch nach einer Blumenwiese kehrte zurück.
 

„Es ist meine Angelegenheit, wann ich wo hingehe!“, zischte Romeo, versucht, die Erregung in seiner Stimme zu unterdrücken.

„Ach ja“, fragte Tybalt lächelnd und wandte sich urplötzlich zum Gehen um, jedoch nicht ohne einen Blick auf Romeos Schritt zu werfen.

„Halt dich von mir fern, Junge! Und bring deine Gefühlswelt in Ordnung oder bist du tatsächlich so tief gesunken, dass dir bereits bei Männern die Worte fehlen?!“
 

Fünf Minuten lang konnte sich der Montague nicht vom Fleck bewegen. Dann flüsterte er in die dunkle Nacht hinein:
 

„Ich bin nicht irgendein Junge! Ich will nicht einer von vielen sein... Ich bin Romeo!“



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