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Destiny

Prince of Yago
von

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Prolog

Titel: Jedi auf Abwegen II

Untertitel: One Ship - One Destiny

Genre: Adventure, Comedy

Fandom: Star Wars Jedi Academy

Warning: Insider, Denglish, Engleutsch, Silly

Disclaimer: I do own a lot of things. But nothing concerns this story and I don't make money with it.
 


 


 

It is said...
 

„I told you – DON'T – AIM – FOR THE CAPITOL!“ Obwohl Elijah schrie, konnte er seine eigenen Worte in dem ohrenbetäubenden Lärm um ihn herum kaum verstehen. Musste er ja auch gar nicht – ER wusste schließlich, dass man nicht so blöd sein durfte, mit einem ausländischen Schiff über Vilar Azair zu fliegen. Außerdem war er gerade beschäftigt. Vorzugsweise damit, sich wie ein Irrer an der Steuerkonsole festzuhalten, um nicht kreuz und quer über die Brücke zu purzeln, so wie Alice, die gerade zum dritten mal an seinem Gesicht vorbeiflog und dabei dem ohnehin schon nervenzerreißenden Poltern noch ein wütend-verzweifeltes Schreien in c-moll beisteuerte, was die Harmonie jedoch nicht wirklich besser machte.

„Why room all shakeeeeeeeey?!“
 

...some lives are linked across time.

„BLOODY GOOD FOR NOTHING BASTERD OF A SPANISH GALGO! IT WAS YOUR IDEA TO COME BACK TO THIS STINKING HOLE YOU CALL PLANET!“
 

There are certain people...

„YOU ARE RIGHT! ARKANIA IS SO MUCH BETTER. ALL CHEERY WHEN YOU SHOW UP, LITTLE SENORA I-KNOW-EVERYTHING-BETTER-THAN-YOU!“
 

...connected by an ancient calling...

„Gleich erschieß ich sie.“

„Kareena, links!“

„I DON'T WANNA DIE!“

„Teida, stop room spiiiiiiiiiiin!“
 

...that echoes through the ages.


 

„FAYE, WATCH OUT!“

„I got it!“, rief Faye, während sie das Ruder hoch riss und gerade noch so unter dem bauchigen Rumpf eines dieser yagonischen Kriegsschiffe hindurchtauchte, die aussahen, als wäre der ganze Planet in der Steinzeit stecken geblieben. Was – wenn man Faye fragen würde – auch gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt war.

Aus den Augenwinkeln bekam sie mit, wie die Tür zur Brücke aufjuckelte, wo sie normalerweise mit einem sanften Zischen einfach zur Seite glitt. Offenbar bekam diese Holonet-reife Verfolgungsjagd der Bebop nicht gut. Eyleane, Logan und Eun purzelten übereinander in den Raum und reihten sich ins allgemeine Chaos ein, indem sie im nächsten Looping auf Stix landeten, der seinen Kopf mit einem verdächtig hohlen Ton an einen der Stühle rammte, die im Gegensatz zu den Passagieren festgeschraubt waren. Gut. Dann waren sie ja jetzt zumindest komplett auf der Brücke und konnten dem Absturz alle beiwohnen, dachte Faye grimmig.

Kareena hatte sich auf dem Sitz des Co-Piloten festgeschnallt und war im Vergleich zum Rest der Sikar erstaunlich ruhig, auch wenn sie schon zweimal innerhalb der letzten fünf Minuten, in denen sie schon vor der yagonischen Flotte Reißaus nahmen, ihren Blaster gezogen und mit dem Gedanken gespielt hatte, einen ihrer kreischenden Mitreisenden einfach über den Haufen zu schießen, um der Situation zumindest irgend etwas Positives abgewinnen zu können.

Hinter ihr saß – momentan schwebte sie, da Faye und Kareena den Looping gerade wieder in geordnete Bahnen zu lenken versuchten – Mikayla auf ihrem Hooverchair. Dafür, dass sie ihre Beine nicht gebrauchen konnte, war die Grapplergun in ihrem linken Arm gar nicht verkehrt, denn mit der hielt sie sich beharrlich hinter den beiden Pilotinnen und versuchte ihnen Augen und Ohren zu sein, von denen man im Moment sicher nicht genug haben konnte. Der schien es, genau wie Kareena, völlig egal zu sein, ob sie hier alle draufgingen.

Dahinter an der Wand – ich hatte es bereits erwähnt – war ein Knäul, aus dem ein Paar Beine von Eun, ein Arm und ein Zopf von Eyleane, ein Ellbogen von Logan und mittlerweile auch der Schwanz eines gewissen Corgi-Droiden herauslugten. Stix war freilich auch dabei, aber momentan war von ihm nichts zu sehen und dank der Kopfwunde, die ihm der vorherige Aufprall vermutlich verpasst hatte, gottseidank auch nichts zu hören. Wo dieses Grüppchen sich bis zum Beginn der ungleichen Luftschlacht herumgetrieben hatte, konnte Faye nur ahnen, aber nach der Zahl von Blessuren und blauen Flecken zu urteilen, die sich unschön auf ihren ineinander verknoteten Gliedmaßen abzeichneten, waren sie jedenfalls nicht angeschnallt gewesen. Tse. Selbst schuld.

Nächster um die Ecke war Teida, die sich krampfhaft an einen Haken in der Wand festhielt, der eigentlich als sowas wie ein Ablageplatz gedacht war. Ihre sonst so gesunde Hautfarbe war einem seltsamen dunkelgrün-grau-Mix gewichen, der wohl daher rührte, dass sie mit Fayes aktuellem Flugstil nicht so ganz einverstanden war. Auch selbst schuld. Wenn sie's besser konnte, dann sollte sie verdammt nochmal herkommen und es besser machen.

„WOAH!“ - „....!“ Gerade noch so hatte Kareena das Ruder herumgerissen, um dem Beschuss eines Steampunk-Fliegers zu entgehen, der aussah, als gehöre er in ein Museum. Wie alles auf diesem scheiß Planeten! Einschließlich seiner Bewohner! Vor allem eines ganz bestimmten, der sie überhaupt erst in diesen Mist reingeritten hatte.

Also, wo war sie stehen geblieben mit der Bestandsaufnahme? Achja. Teida. Danach kam aktuell Alice, die jetzt...

„Roof turning floor agaaaaaaain! ME NOT WANT TO FAAAAALL!“

...die vorhin noch wie ein Ertrinkender Teidas Bein umklammert gehalten hatte und mit der Situation schlichtweg überfordert zu sein schien. Tja, hätten sie ihr auf Arkania ein Hirn anstelle von Muskeln an Orten verpasst, an denen man überhaupt keine Muskeln brauchte, wenn man nicht auf Hämorrhoiden stand, dann wäre dieses Hirn zumindest in der Lage, einen Befehl aufzuführen, den wahrscheinlich sogar jeder Taschenrechner heutzutage verstehen konnte, wenn man ihn nur in Nullen und Einsen umschrieb: 'Fest-hal-ten!' Naja, auch auf Arkania gab es schwarze Schafe.

Nächster: Tali, die gerade versuchte, den kaputten Geschützturm in Gang zu bringen, der allerdings schon bedenklich qualmte, wenn das nicht Alice' Kopf war, der gerade versuchte festzustellen, warum die Welt um sie herum sich plötzlich so lustig drehte. Dass Tali lautfluchend wie ein Corellianischer Seemann mit Händen und Füßen auf die Konsole eindrosch, sollte vermutlich bedeuten, dass es kleine, technische Schwierigkeiten gab. Okay, zurückfeuern gestrichen. Shay neben ihr – keine große Hilfe, da der kleine Mann sich gerade ins Bein seiner Schwester verbissen hatte, um Alice nicht Gesellschaft auf ihrem Freiflug erster Klasse Yagoni-Airlines zu leisten. Immerhin war das Kind klüger als Fayes eigene Schwester. Das tat schon irgendwo weh.

Zuletzt... wie hieß der Junge? Dave, der sich gerade an Fayes Stuhllehne festhielt und ihr dabei unangenehm den Ellbogen in die Seite rammte. Und verdammt viel Glück hatte er auch noch, denn immer, wenn Faye zurückrammen wollte – auf Augenhöhe versteht sich! - musste sie gerade ein so waghalsiges Manöver fliegen, dass es vielleicht doch keine schlechte Idee war, beide Hände am Ruder zu behalten.

Und damit waren sie komplett, da Statist Nummer 126 heute morgen schon von ihnen gegangen war, als er 'versehentlich' in die Dusche... ach, das war eine andere Geschichte.

Wo Adria war?

„LASS MICH LOS, DU VERKRÜPPELTES MISTSTÜCK!“

Muss das wirklich noch erwähnt werden?

„Okay, at least, we're all gonna be in one place, when we die, like a happy little family on a stupid family-picknick in the freaking yagonian desert, that's beneath us!!“

„Huh?“ Tali gab sich in all dem Gebrülle und Motorengedröhne tatsächlich noch die Mühe, nachzufragen, was Faye damit sagen wollte. Süß.

„Wo ist Elijah?“

„What?“ Fayes Kopf schnellte zu ihrer schwarzgelockten Kopilotin herum. Kareena hatte recht. „How can he be gone? He was here just a minute ago!“ Doch wie immer ließ die Antwort nicht lange auf sich warten. Das technische Rauschen machte den Funkspruch beinahe komplett unkenntlich, aber ein paar Worte der vertrauten Stimme mit dem verdammten, spanischen Akzent, ließen sich kristallklar heraushören:

„Don't.... trying to distract... just keep.... landing... Mao Lyth...“ Und noch bevor Faye sich das Funkgerät greifen und irgend eine deftige Beleidigung hineinbrüllen konnte, sah sie vor sich einen roten Jäger in das Meer der anderen yagonischen Maschinen eintauchen.

„That bloody good for nothing son of a cunt can't leave even ONE single opportunity of getting himself killed!“

„ICH SAGTE, LASS MICH LOS!“, brüllte Adria noch einmal und schlug wild um sich, wobei sie beinahte ihrer geliebten Frau Mama eine Backpfeife verpasst hätte, die natürlich sofort mit einem Seitenhieb parierte, der härter war, als notwendig. „LOSLASSEN!“

„Bitte...“

Mikayla war niemand, der in so einem Moment mit dem blonden Mädchen streiten würde, also tat sie mit einem Schulterzucken, wie ihr geheißen.

Das Ganze hatte nur einen Haken.

Adria verdeckte sowohl Kareenas als auch Fayes Sicht, wenn sie so an der Frontscheibe klebte.
 

Destiny.

„I CAN'T EVEN IDENTIFY THAT WHITE-YELLOW THING, THAT'S APPROACHING SO FAST!“

„Das ist der Boden, Faye....“

Bad Hair Day

Elijahs Kopf dröhnte schlimmer als nach jenem Kater damals, der ihn bei der Resistencia in einem Bett neben Kareena hatte aufwachen lassen. Und der Anblick von damals hatte die Kopfschmerzen ja vielleicht wettmachen können, aber das einzige, was der 'junge' Aristokrat (immerhin war er nicht einmal 1500 Standartjahre alt!) diesmal zu Gesicht bekam, war Sand.

Yagonische Wüste. Klarer Fall. Abgestürzt. Mal wieder ein Jäger al cuerno und er war mysteriöserweise noch immer am Leben. Nicht, dass er sich beschweren wollte, aber... wo waren die Teile seines Jägers abgeblieben?

Elijah stemmte sich auf die Ellbogen hoch und weißer, feiner Sand rieselte mit einem nahezu beruhigenden Geräusch aus den Falten seines Schals auf seine Brust herunter. Nichts außer Sand, weit und breit. Dabei sollte man meinen, rote Schiffsteile auf weißem Untergrund würden auffallen.

Es war seltsam. Wie damals, als der kleine, verwöhnte Principesco ihn aus der abstürzenden Swordfish heraus-.... das war es! Prinz Zerou! Oder irgend ein anderer Surethru musste ihn an einen anderen Ort versetzt haben. Runter auf den Planeten. Mitten in die yagonische Wüste, wo er vermutlich zum Sterben zurückgelassen werden sollte, nachdem sie sengende Hitze der Sonne, die ungehindert auf ihn niederbrannte, ihn wahnsinnig gemacht hatte. Das konnte Salomé und ihren Garden in Vilar Azair so passen, pah!

Entschlossen, dem alles entgegen zu setzen, was er aufbringen konnte, band Elijah sich seinen Schal zu einem Turban um den Kopf und sagte sich innerlich, dass es nicht 'paranoid' hieß, wenn sie wirklich hinter einem her waren. Und dass Kaiserin Salomé noch etwas anderes zu tun hatte, als Verräter zu jagen, das bezweifelte er manchmal von Herzen. Wie dem auch sei, mit dem roten Turban fühlte er sich zwar in alte Zeiten zurückversetzt – uh, Dungaa-Training in der Wüste, wo man noch mehr schwitzte, als ohnehin schon – aber die Frisur war ruiniert. Und alles nur, weil irgend ein Idiot sein richtiges Haargel nicht bekommen hatte.

Nun, in welcher Richtung mochte die Stadt liegen?

Noch bevor der Yagoni sich richtig orientiert hatte, hörte er bereits eine Stimme: „Heda!“ Alarmiert fuhr er herum, die Hände an den Schwertern. Dungaa. Mit Sicherheit. Aber... Sein Lichtschwert war verschwunden. Wo zur Hölle... Und was noch viel seltsamer war, statt des Lichtschwerts hatte er seinen zweiten Säbel wieder, den er seinerzeit bei Principessa gelassen hatte.

Und was dem Fass fast den Boden ausschlug war, dass dieser Typ, ob Dungaa oder nicht, so ziemlich den schlechtesten Modegeschmack auf ganz Yago hatte: Elijahs. Er trug die selben altmodischen Pluderhosen, ein viel zu buntes Hemd... und statt eines Phryksäbels hatte er einen hundsgewöhnlichen an seiner Seite. Kurzum, er war gekleidet, als käme er direkt aus Yagos alten Perser-Tagen. Aber Elijah hatte von Einsiedlern gehört, die fernab von jeden Nomaden in der Wüste lebten, wie noch vor über 100 000 Jahren.

Jedenfalls war er kein Dungaa. Oder verdammt gut getarnt für einen. Vielleicht konnte Elijah von ihm eine knappe Wegbeschreibung oder sogar ein Pferd bekommen? „Ich bin ni-“ Noch bevor er dem komischen Kauz erklären konnte, dass er ein harmloser Reisender war, brach der plötzlich vor ihm zusammen. Sehr langsam allerdings. Beinahe kontrolliert.

„Ihr seid Elijah!“

Mierda! Sofort zog der Verunglückte beide Säbel. Doch ein Dungaa?

„Ich habe Euch überall gesucht!“ Erst jetzt hob der altmodische Mann, der aus einem tausend-und-eine-Nacht-Holofilm sein konnte, wieder den Kopf und etwas an dem Entsetzen, mit dem er die beiden Säbel betrachtete, störte den Sikar. Doch kein Dungaa?

„Das kann ich mir vorstellen“, knurrte er und richtete seine Waffen trotz allem auf den am Boden Liegenden. „Wer bist du?“

„Euer Ergebener Diener...!“ - „Qué!?“ - „...mein Prinz.“
 

Das Schweigen, das auf diese Worte gefolgt war, hatte gute vierzig Sekunden angehalten. Der kleine Wicht am Boden hatte sich nicht getraut, einem vollbewaffneten 'Prinzen' einen vom Pferd zu erzählen und Elijah... nun, der hatte einige Zeit gebraucht, um zu überlegen, wie er mit der Königsfamilie verwandt war. Und wenn man Salomé umbrachte, der piratenverschnitt von einem kaiserlichen Gatten sich ins Grab soff, die gute alte Majesdad Afeni dement in einem Lazarett lag, Principesco Zerou sich endlich mit einer Zeitbombe um in den Bauch in den Ozean teleportierte, Elijahs kleine Principessa sich einen Mann suchte, der nicht nur Sith-System-Lord war, sondern sie auch in seine verquere Mirror-Mirror-World entführte, Arista an einer Puderquaste erstickte, Kaguras Kinder in einem Waisenhaus für Mao Lyth Anwärterinnen landeten, Veronica Gonzales mit einer Liebhaberin durchbrannte, die zu viel Testosteron geschluckt hatte – ach, moment, das war ja bereits passiert! - und noch rund 20 andere aristokratische Idioten, die unter die Überschrift „yagonische Kaisersverwandtschaft“ gehörten, starben.... Und Elijah dann noch endlich seinen alten Vater Sajjid loswurde, dann hatte er wahrhaftig und tatsächlich ein Anrecht auf den Thron.

Jetzt seht ihr, warum er so lange gebraucht hatte, um diesen Gedanken zu fassen.

Ob es deshalb berechtigt war, ihn 'Prinz' zu nennen, das musste er einen Journalisten der hiesigen Regenbogenpresse fragen. Das kam auf der To-Do-Liste direkt nach obenstehenden Vorhaben, die alle wie Unfälle aussehen mussten. Das würde einige Zeit in Anspruch nehmen.

Wie dem auch sei, Elijah hatte von dem Mann, der vor ihm kniete erfahren, dass ein Großaufgebot an Boten losgeschickt worden war, um ihn zu suchen – jedoch keine Dungaa, das beste kam nämlich noch: – damit er, seine königliche Majestät Prinz Elijah Ari Bahir von Yago, die heilige Stadt Vilar Azair einnehmen würde. Und zwar zusammen mit seinen zwei Brüdern.

Ganz abgesehen davon, dass Elijahs Mutter bei seiner Geburt gestorben war und er somit das einzige Kind seines Vaters blieb, der seiner toten Elena noch immer hinterherweinte, konnte Elijah sich nicht erinnern, jemals jemanden von diesem stinkenden Dreckloch, das man Hauptstadt nannte, als 'heilige Stadt' sprechen gehört zu haben.

Da er aber hinter einer Truppe, die Vilar Azair einnehmen wollte, vollkommen zurecht die gute alte Resistencia vermutete, war er mit dem geistig verwirrten Beduinen mitgegangen. Seit irgend so eine ebenso wahnsinnige wie attraktive Frau ihn aus seinem gemütlichen kleinen Erdloch auf Yavin IV geschossen – ja, geschossen! – hatte, waren ihm zu viele merkwürdige Dinge widerfahren, als dass er sich noch wirklich wundern konnte.

Von ebendieser charmanten wie hübschen Blondine, die sich während eines Attentats auf die Kaiserin mitten auf dem Marktplatz von Vilar Azair vor seinen Augen plötzlich in Luft aufgelöst hatte, über eine Bekannte von ihm, die nichts besseres zu tun hatte, als eines Morgens etwas falsches zu essen und als Teenager wieder aufzuwachen, bis hin zu einer wahnsinnigen arkanischen Kampfmaschine mit Sprachfehler, die glaubte, sich in ihn verliebt zu haben, gab es unzählige Beispiele. Nicht zu vergessen, dass er plötzlich mitgeteilt bekam, eine Tochter zu haben, die er nie gezeugt hatte, weil eine verrückte Wissenschaftlerin zufällig sein Genmaterial noch im Schrank herumliegen hatte - oder dass eines Tages eine Kopfgeldjägerin vor seiner Tür stand, um ihm zu erzählen, dass sein Sohn, der mit 15 Monaten gestorben sein sollte, sich gerade mit der künftigen Königin von Süd-Yago verlobt hatte... Womit wir wieder bei der testosterongestörten, hochzeitssprengenden Liebhaberin angekommen wären. Und das seltsamste überhaupt war, dass er diese ganze Truppe irgendwie liebgewonnen hatte.
 

Was er am Ende der Wanderung mit dem verwirrten Einsiedler vorfand, war kein Vergleich zur Resistencia, die er kannte. Was er vor sich sah, war vielmehr eine Weltmacht. Mehr Soldaten, als unter Salomé oder ihrer Schwester jemals gedient hatten... Dungaa. Unmengen Dungaa. Und er mittendrin.

„Da bist du, Elijah!“ Noch bevor der Angesprochene seinen Säbel ziehen und den Angreifer erdolchen konnte, hatte dieser ihn auch schon fest in einem Klammergriff. Schnell. Wendig, obwohl er alt war. Elijah kannte die Stimme. Sie verfolgte ihn, wohin er auch ging. Genau wie der Name dieses Mannes.

Eli Sajjid Bahir.

Doch zu Elijahs Entsetzen tätschelte dieser ihm jetzt den Rücken, wie einem kleinen, weißen Wolfswelpen. Schlechter Vergleich, Elijah!, schalt er sich sogleich selbst. „Umarme mich nicht! Du bist nicht mehr mein Vater!“

Sajjid lachte nur, packte seinen Sohn bei den Schultern und drückte ihn von sich weg, um ihn anzusehen. Kleine Lachfalten kräuselten sich in seinen Augenwinkeln, die ihn alt und sympathisch aussehen ließen. Etwas, dass der Sikar schon beinahe vergessen hatte. „War ich das je, mein Neffe?“, fragte der Hauptmann der Dungaa mit amüsiert glucksender Stimme. Langsam aber sicher war es vielleicht doch Zeit, sich zu wundern. ...oder wahlweise zuerst mit dem Säbel zuzustechen, so schnell wie möglich zu verschwinden und sich DANN zu wundern. Aber andererseits war es vielleicht keine gute Idee, seinen Vater vor tausenden von elitären Palastwachen umzubringen, wenn man abends noch eine Verabredung hatte. Oder je wieder haben wollte. Wieder andererseits könnte er bei dieser stürmischen Umarmung ja ausversehen in den Säbel gestolpert sein...

„Deine Brüder, du und ich haben einiges zu besprechen, wenn wir Vilar Azair einnehmen wollen“, unterbrach Sajjid Elijahs Gedanken, die doch gerade mit solch angenehmen Wunschträumen beschäftigt gewesen waren. „Heilige Städte haben heilige Schutzschilde...“

Und in diesem Moment fiel es Elijah endlich wie Skalpelle von den Hundeaugen (und diese Redensart war nur für Leute falsch zitiert, die Elijahs liebe Freunde nicht kannten). Vilar Azair war von jeher der Sitz göttlicher Macht gewesen. Mittlerweile saß dort Salomé, die einige Fehlgeleitete wohl für die Nachkommin der Götter halten mochten... Aber früher war Yago noch nicht unter der Fuchtel dieser alten Schachtel und ihres vielleicht nicht ganz so für Regierungsgeschäfte geeigneten Ehemann gewesen und auch nicht unter der ihrer Vorfahren. Yago war in die Herrschaftsbereiche geteilt, die man noch heute kannte – und sie waren autonom gewesen. Und da in Vilar Azair die Nachkommen der Götter hausten, war es die heilige Stadt gewesen. Die Kleidung der Leute um ihn herum hatte ihren yago-typischen Steampunk-Charme verloren und sah stattdessen altyagonisch aus. Kurzum: Es war wie in einem dieser schlechten Filme, die Faye andauernd sah und von denen sie behauptete, dass es keine Filme waren, weil man sie fernsteuern konnte (wer schon einmal versucht hat, seinem Großvater den Charakter eines Videospiels nahe zu bringen, weiß wie Faye sich gefühlt haben muss)... Ein Mann namens Eike Kush reiste in die Vergangenheit, um die Geschichte zu ändern. Der übliche Teenagerwahnsinn.

„Okay, Faye, Adria, very funny, you may come out now and end this stupid projection.“

Das einzige, was ihm dieser Satz jedoch einbrachte, war der verstörte Blick seines Vaters, der sich für seinen Onkel hielt (oder womöglich sogar seine Tante; abstruser konnte es doch sowieso nicht mehr werden).

„Elijah, wir müssen jetzt gehen. Du weißt, dein großer Bruder ist ein hervorragender Feldherr und der beste Stratege des Landes. Er wird womöglich schon einen Plan gefasst haben, die heilige Stadt einzunehmen. Und dein kleiner Bruder ist ein Hitzkopf, den man besser nicht warten lässt.“

Was auch immer hier vorging, es blieb ihm sowieso keine andere Wahl, als mitzugehen. Umgeben von Dungaas von vor hundert Jahrtausenden war es genauso unklug, sich seinem Vater zu widersetzen, wie es dämlich war, als gesuchter Revolutionär unbewaffnet in den Palast zu rennen und bei der Kaiserin, die sich für die Herzkönigin aus Alice im Wunderland hielt, nach seinem Sohn zu verlangen (sagt nicht, ihr hättet noch nie irgend etwas getan, was ihr später am Stammtisch vielleicht lieber unter den Tisch fallen lasst, wenn ihr mit euren großen Taten prahlt!).

Und so ergab sich der Sikar seinem Schicksal und ließ sich von seinem Vater, Onkel, Ururururgroßonkelvater – was auch immer – in ein mit goldenen Ketten versehenes Zelt schieben, das groß genug war, ein ganzes Bankett zu beherrbergen.

Doch was er darin sah, war genauso wenig yagonisch, wie es in diese seltsam verdrehte Zeit passte.

Aber Logan Scar in altyagonischer Tracht zu sehen, war es sicherlich wert gewesen, hierher zu kommen.

Family Affairs

„Logan? What are you doing here?“

Der Angesprochene fuhr herum und seine starren Züge erweichten sichtbar, als er Elijah im Zelteingang erkannte.

„Wenn ich das wüsste, wäre mir schon geholfen. Wir sind plötzlich hier aufgewacht und man sagt uns, wir wären Brüder, die eine Stadt zu stürmen haben.“

„We?“, echote der Yagono und ignorierte wie immer die Tatsache, dass Logan ihn vermutlich am liebsten dafür häuten würde, dass er stur Neuarkanisch sprach, statt auf Basic umzusteigen, wie jeder normale Mensch auch. Aber Elijah war nunmal kein Mensch und wenn man Logan fragte, konnte von normal auch keine Rede sein.

„Hi there, CoolMan! Nice new look.“

„Madre de dios...“ Um zu wissen, wen er dort sehen würde, musste Elijah gar nicht erst den Kopf drehen. „They can't truly believe that you are my brother.“

Tali'Zorah lachte, nahm sich einen Apfel vom Buffet, das im Zelt aufgebaut war, und setzte sich für eine Frau sehr unziemlich in einen der bauchigen Stühle. „That's not the first time I've been mistaken for a guy.“

Elijah fand das überhaupt nicht lustig. „No I meant... They can't seriously think that YOU are MY brother!“

„Witzig, Eli“, mischte sich Logan trocken ein und machte eine noch ernstere Miene als sonst. „Wir sollten lieber herausfinden, wo wir sind und was hier gespielt wird, bevor wir hingerichtet werden. Mir ist der letzte Besuch auf deinem wunderbaren Heimatplaneten hier noch sehr gut in Erinnerung.“ Ohja, das war lustig gewesen, erinnerte sich Elijah. Logan war plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht, als er selbst mal wieder damit beschäftigt gewesen war, ein Attentat gegen die damalige Kaiserin zu planen, bis dieser Idiot von einem Menschen ihm erzählt hatte, Kareena brauche seine Hilfe. Natürlich hatte Elijah ihm kein Wort geglaubt – niemals, so dumm war er nicht! Nein, er war aus purem Mitleid mit diesem überaus schlechten, schlechten Lügner mitgegangen. Aber nicht bevor er Logan in einer der Gassen nahe des Marktplatzes hatte überfallen, niederschlagen und entführen lassen, um ihn gefesselt und mit verbundenen Augen rechtherzlich bei der Resistencia willkommen zu heißen – garniert mit ein paar Schlägen. Und genauso war er Logan wieder losgeworden. Hach, manchmal vermisste er die guten alten Zeiten, wo man noch klarmachen konnte, wer das Alphamännchen war, ohne einem anderen Mann ins Quartier pissen zu müssen. Aber naja, Revier ist Revier und was ein Mann tun musste, das musste er eben tun.

„I believe, some one wants us to think, that we are in the past of Yago“, klärte er großzügig seine beiden 'Brüder', von denen einer nicht die körperliche Veranlagung hatte, ein Bruder zu sein, über seine Theorie auf. „And he's taking quite some effort, if you take a look around you.“

„That's insane!“, sagte Tali nur gelinde beeindruckt und machte eine Geste, die nicht nur das ganze Zelt, sondern wohl den gesamten Planeten umfassen sollte. „Not even your Empress would make such a fuss to kill you. We'd already be dead if this was some kind of trap. We don't have anything they could possibly want from us alive.“

Logan antwortete darauf nichts, sondern sah Elijah prüfend an.

„No, I don't remember anything they could want, either.“ Tali'Zorah hatte gar nicht so unrecht mit dem, was sie sagte. Und angenommen – nur mal angenommen – sie waren durch irgend einen vollkommen wahnwitzigen Riss im Raumzeitgefüge in die Vergangenheit katapultiert worden und bekleideten dort nun die Hauptrollen irgend eines skurrilen Schmierentheaters über den großen yagonischen Krieg, dann... war dem eine gewisse Nutzbarkeit nicht abzusprechen. Der Schatten einer Idee begann sich in Elijahs Kopf zu formen, von der er bereits ahnte, dass sie ihn vollständig besitzen würde, wenn er nur noch eine Sekunde länger daran dachte. Deshalb suchte er lieber nach einer Alternative zu etwas Unmöglichem wie Zeitreisen. Und leider war diese Alternative weitaus weniger abwegig: „We're dead.“

„Right, I remember the Bebop crashing“, murmelte Tali und schien den Gedanken ebenfalls nicht ad absurdum führen zu wollen. Es ist immer ein schlechtes Zeichen, wenn du sagst, dass du tot bist und keiner dir widerspricht.

„Great, I'm dead, so this must be hell.“

„Thanks a lot, CoolMan.“

„It's 'Elijah'!!!“

„Könntet ihr beiden für einen Moment damit aufhören? Davon ausgegangen, wir wären wirklich tot... könnten wir daran jetzt auch nichts mehr ändern. Also sollten wir von einer Theorie ausgehen, an der wir sehr wohl noch etwas ändern können und das versuchen; das ist unsere einzige Hoffnung.“ Logan gefiel die Idee nicht sonderlich hier festzustecken und es war eine militärische Grundregel, dass man zwar immer vom Schlimmsten ausgehen sollte, dass das aber keinen Zweck hatte, sobald dieses Schlimmste keinen Ausweg mehr bot. Wenn man die Wahl hatte zwischen kapitulieren oder handeln, was sich im schlimmsten Fall als sinnlos herausstellte und DANN kapitulieren, dann wollte er zu denjenigen gehören, die die zweite Option wählten.

„Yeah, he's right.“ Tali biss ein Stück von ihrem Apfel ab und murmelte mit vollem Mund weiter. „Doeshn' tas'e deat. Sho we're shtuck 'n the pas'... Why?“

„Das ist es, was wir herausfinden sollten.“

„Don't look at me, I have no idea...“ Noch bevor Elijah den Satz wirklich beendet hatte, öffnete sich der Zelteingang erneut und Sajjid trat ein. Oder eben irgend ein Vorfahre Elijahs, der Sajjid exakt aus dem Gesicht geschnitten war. Und wenn der sich für den Onkel der Regentenfamilie hielt, erklärte das immerhin, wie Elijah mit der Kaiserfamilie in der Gegenwart verwandt war.

„Gosh, Eli, he looks exactly like you!“ Tali war so erstaunt, dass sie vollkommen vergaß, ihn 'CoolMan' zu nennen. Oder zu erwähnen, dass Sajjid zwar sehr ähnlich aussah, aber trotz allem sichtbare dreitausend Jahre älter war.

„Meine Prinzen... Habt ihr bereits einen Plan gefasst, wie wir die Stadt einnehmen können?“

Alle Blicke wandten sich wie auf ein Stichwort zu Logan, der das alles andere als angenehm empfand, so schmeichelhaft es auch sein mochte. „Richtig“, pflichtete Sajjid – oder wie auch immer er heißen mochte, nennen wir ihn 'Sajjid' – Elijah und Tali'Zorah bei. „Du warst schon immer ein Meister der Kriegskunst, Taz.“ Mit Taz war eindeutig Logan gemeint.

„Was?“, fragte dieser sichtlich ungehalten. „Ich habe keine Ahnung von dieser Stadt. Das ist deine Sache.“ Ein Kopfnicken zu Elijah. Doch auch der hob abwehrend die Arme.

„I'm a guard and a trained assassine, I'm no good at war-things, other than face to face-battles.“

„And there we have our first problem“, summte Tali für den Geschmack der beiden anderen Sikar etwas zu fröhlich. „'cause I am a bountyhunter, not a soldier like the two of you.“

„Ihr sprecht in Zungen!“,* entfuhr es Sajjid entsetzt und auf seiner Stirn traten tiefe Sorgenfalten hervor, die Elijah schon wieder an die menschliche Seite seines Vaters erinnerten – wenn man von Yagoni als 'menschlich' sprechen konnte.

Deshalb wandte er sich, als einziger der yagonischen Sprache mächtig, seinem Urahn zu. „Du verstehst sie nicht? Hörst du nicht zu?“ Es war immer gut, erstens: erstmal unauffällig zu bleiben und zweitens: die Schuld jemand anderem zuzuschieben. Zu seiner Überraschung antwortete Sajjid jedoch mit: „Doch. Doch, ich verstehe euch, meine Prinzen.“

„Oh, really?“, fragte Tali mit stechendem Sarkasmus in der Stimme, doch auch darauf wusste Sajjid eine Antwort: „Natürlich.“

Die Kopfgeldjägerin beugte sich so unauffällig wie möglich zu Logan herüber und murmelte aus dem Mundwinkel so etwas wie „He actually does understand. I don't know what's going on, but if you're right about this past-shit then maybe it's assimilating us to their culture or something like that.“

„Wie dem auch sei – Euer Schlachtplan, Majestät?“

Logan guckte einen Moment grimmig in die drei Gesichter zurück, die ihn erwartungsvoll ansahen, bis Tali ihn mit dem Ellbogen anstieß. „Just act along.“

„Na schön, na schön, her mit den Plänen von dieser Stadt....“
 

„Und damit wäre alles geklärt“, schloss der älteste Prinz und größte Kriegsherr von Yago seine Ausführungen und blickte nacheinander in die drei ernsten Gesichter, die die Augen nicht von der alten Karte abwandten, die unter ihnen auf dem Tisch ausgebreitet war. „Eine Truppe stürmt das Haupttor zur Ablenkung, während eine andere einen geheimen Schlag gegen diese Rückwand unternimmt, um in die Stadt einzudringen und das Osttor von innen zu öffnen, wo der Rest der Truppen versteckt warten wird, bis sie das Zeichen zum Stürmen bekommen.“

„Warum greifen wir die heilige Stadt an?“, fragte Elijah plötzlich völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Aber auch die beiden anderen Zeitreisenden mussten zugeben, dass diese Frage eigentlich erst erstaunlich spät gefallen war.

„Euer Vater will es so. Wir sollen die Stadt einnehmen, damit ganz Yago sich uns unterwerfen wird. Ein Reich wie unseres wird nie zerbrechen.“

Elijahs Blick verfinsterte sich schlagartig. Die Idee kehrte zurück. Und diesmal wusste er, dass er unterliegen würde: Wenn also dies wirklich die Vergangenheit war, dann hatte er eine Chance, sie zu ändern. Wenn Yago niemals komplett unterworfen würde, hätte Salomés Herrschaft vielleicht in der Gegenwart nicht die Ausmaße angenommen, die er hatte erdulden müssen. Und vielleicht – oder sogar ganz sicher – wäre sein Leben anders verlaufen. Mit IHR an seiner Seite.

Tali'Zorah kannte diesen Blick auf dem Gesicht des yagonischen Ex-Fürsten mittlerweile und konnte sich ungefähr denken, was er zu bedeuten hatte. In jedem Fall nichts Gutes. „Could you... uh...“ Als sie angefangen hatte zu sprechen, hatte sie auch schon wieder vergessen, womit sie Sajjid eigentlich loswerden wollte. „We kinda need t'discuss something. Like a gift. To our father. Happy birthday and so on.“

Der Angesprochene hob beide Augenbrauen in offener Skepsis, wobei er Elijah nur noch ähnlicher sah, zog sich aber schließlich mit einem letzten gutgemeinten Rat zurück: „Nicht wieder diese Dinger, die nicht funktionieren. Was soll er mit einem Kompass, der nicht nach Norden zeigt?“

Kopfschüttelnd sah die Kopfgeldjägerin ihm hinterher, bis sie sicher war, dass er sich auch wirklich außer Hörweite befand. „Hey, look, Elijah – I know what you're thinking and I don't think we should take this city, either. This isn't our war, after all.“

Logan nickte ernst. „Wir müssen die anderen und einen Weg zurück in unsere Zeit finden.“

„Assuming this IS the past and there IS a way out.“

„Deine Schwarzmalerei bringt uns nirgendwohin, Mädchen. Das sind die beiden Dinge die wir tun werden.“

„And a third one“, mischte sich Elijah mit gesenkter Stimme ein, ohne die beiden anzusehen. Er sah aus, aus spräche er mit sich selbst. „We have to warn the people of Vilar Azair and make them win this war. If there's no Salomé, there will be an Ayana.“
 


 

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* Ich möchte keine Spanischkenntnisse für euch voraussetzen, weshalb ich möglicherweise mit den verschiedenen Sprachen in die Irre führe.

Yagowha ist in dieser Geschichte durch Deutsch ersetzt, genau wie Basic. Englisch ist Neuarkanisch. Und sonst sprechen sie bei den Sikar ja gottseidank keine anderen Sprachen.

Möge der Bessere gewinnen

Sich nachts heimlich in dem fremden Lager rechtzufinden, war gar nicht so schwer, wie Elijah angenommen hatte. Allerdings hatte ihn sehr bald ein leicht angetrunkener yagonischer Soldat freundschaftlich 'umarmt' (Elijah vermutete, dass er nicht vorgehabt hatte, ihn überhaupt zu berühren, dass er aber andernfalls dank des Alkoholskonsums auf dem Boden gelandet wäre).

„Prinz Elijah, wollt Ihr Euch heute Abend nicht wieder mit Eurem besten Freund schlagen, sodass wir Wetten abschließen können?“

Nein, eigentlich nicht, schoss es dem Sikar durch den Kopf. Er hatte Besseres zu tun, als irgend einem idiotischen Soldat aus der Vergangenheit den Kopf einzuschlagen. Allerdings fiel ihm plötzlich auf, dass er selbst Elijah genannt wurde, während Logan zu „Taz“ und Tali – wie sich mittlerweile herausgestellt hatte – zu „Garsif“ geworden war. Er schob das einerseits auf bloßen Zufall – nämlich dass zu dieser Zeit vielleicht tatsächlich ein Prinz Elijah Ari Bahir gelebt hatte – und andererseits darauf, dass er nunmal einen yagonischen Namen hatte und die anderen nicht und es für einen Prinzen hierzulande eigenartig klänge, "Logan" zu heißen. Das klang Elijahs Meinung auch so schon eigenartig genug.

„Bys ist sicher ganz wild darauf, sich heute wieder mit Euch zu messen. Er kommt zwar aus der Gosse, aber er weiß, wie man die Leute unterhält“, fuhr der lallende Soldat fort und zog Elijah in seine Richtung. Nur war sich der Zeitreisende nicht ganz sicher, ob der Mann ihn zu diesem „Bys“ bringen wollte oder einfach nur mal wieder das Gleichgewicht verloren hatte.

„Ich habe keine Zeit, mich zu schlagen“, entgegnete er ungeduldig und versuchte sich von dem Arm um seine Schulter zu befreien.

Dem Betrunkenen gluckerte ein Lachen aus der Kehle, das von sehr tief unten zu kommen schien, während er schlicht und ergreifend jetzt die Seite wechselte und Elijah den anderen Arm um die Schultern legte. „Oh, das kann ich mir vorstellen. Eure Frauen reden schon von nichts anderem mehr, als von Prinzessin Tamina, die nach der Eroberung auch noch in euren Harem gehören wird.“

„Harem?“ Das Thema wurde plötzlich deutlich interessanter. Hey – nicht, was ihr denkt! Immerhin konnte es doch gut sein, dass eines der Sikar-Mädchen für eine Haremsdame gehalten wurde, oder? Es konnte ja nicht jeder mit einem Mann verwechselt werden, so wie diese Chica von einem Prinzen. Jedenfalls konnte es doch nicht schaden, sich diesen Harem einmal anzusehen, nicht wahr?

„Natürlich, Majestät.“ Und wieder lachte dieser Typ blöd. „Eure Frauen erwarten Euch auch bereits bei Bys und den anderen.“

„Bring mich hin.“

Das Lager, durch das sie gingen, war voller und kitschiger geschmückt, als Elijah es je auf Yago für möglich gehalten hätte. Tatsächlich; obwohl das Reich der Familie Kaminaga in der Gegenwart um einiges größer war als das der jetzigen Regenten, konnte er sich nicht vorstellen, dass Salomé auch nur annähernd so viele Soldaten in ein stehendes Heer stopfen konnte. Offenbar war er in der Blütezeit Yagos gelandet.

Aber der Sikar konnte den Marsch nicht ungenutzt verstreichen lassen. „Was weißt du über meinen Freund Bys?“

„Ich weiß, dass er ein Straßenkind ist, Herr. Und ungehobelt; keine Tischmanieren. Grauenhaft, ich weiß nicht, wie Ihr Euch mit so etwas abgeben könnt.“

„Oh, I know exactly what you're talking about...“, murmelte Elijah in sich hinein, als er an einen gewissen, blonden Teenager dachte, der nicht nur von einem Sithlord, sondern nach den Essgewohnheiten zu urteilen auch von einem Schwein abstammen musste.

„Aber da Ihr mit ihm befreundet seid, muss er wohl das Herz auf dem rechten Fleck haben.“

„Redet ihr über mich? Das ist nicht besonders freundlich.“

Elijah drehte den Kopf in Richtung der Stimme, die ihm vage bekannt vorkam. So auch das Gesicht, das er erblickte. „Ah, you're that guy from the ship... what was your name again?“

„Stix“, antwortete der schlechtgekleidete Bauerntölpel und verschränkte herausfordernd die Arme. „Schön, dass du mich endlich erkennst, Chef. Der Anschiss und die Kopfnuss vorhin waren absolut unnötig!“

Elijah verdrehte die Augen. „Why can't anyone tell that this man is three THOUSAND years older than me. Threethousand, that's more than twice my age! I don't look that old.“

„Na, also wenn man nach den Falten geht, dann bist du-“

„Hold it right there.“

„Werdet Ihr Euch jetzt endlich schlagen?“, fragte der Betrunkene mit anrührender Ergriffenheit dazwischen. Vermutlich wartete er nur darauf, eine Wette platzieren zu können, die seine nächste Flasche finanzieren würde.

„I'd really like to go for it, at the moment...“

„Hallo?! Ich hab doch nur gesagt, dass-“

„You don't wanna go there, believe me“, unterbrach ihn Elijah noch einmal und Stix verstummte. Allerdings eher wütend als eingeschüchtert. „Soooo~, where's my harem?“

„Harem? Sonst hast du grad keine Probleme, oder was?“

„Folgt mir, Herr, gleich dort drüben.“

„Hast du's nötig oder was?“

„...what would I get for beating him up, you said?“

„So, Herr, da wären wir, Euer Harem!“

„Heya, CoolMan!“

„WHAT ARE YOU DOING HERE?!“ Vor Elijah saßen drei hübsche Frauen und in deren Mitte eine.... nicht ganz so hübsche in Männerkleidern. Das Schlimme war nur, dass eine der drei ersteren auf dem Schoß von letzterer saß und die anderen beiden auch gerade nicht untätig mit zu Gange waren.

„Oh, I thought, I'd … you know.“ Sie zuckte vollkommen unschuldig die Schultern und hatte einen Tonfall, als ob sie es tatsächlich ernst meinte; was... Elijah wusste es genau! … nicht stimmte! „Sneak around, trying to gather some information instead of leaving all the work to you. You can thank me another day. Now you should look some place else, I got the situation under control.“

„That's MY harem!!“

„It is?“ Tali'Zorahs Augenbrauen hoben sich in neckendem Sarkasmus. „Oh, I thought, you'd be born a couple of years from now, trying to sneak into Kareena's pants.“

„Don't you DARE-“

„Mach dir nichts draus, der ist schon den ganzen Tag so mies drauf“, warf Stix ungefragt ein und verdrehte genervt die Augen mit einer eindeutigen Kopfbewegung zu Elijah.

„I told you that was Sajj-“

„Tell me about it.“ Die Kopfgeldjägerin machte eine wegwerfende Handbewegung. „He's always that angry when he realises I'm winning this kind of 'competition'.“

„ALWAYS?!“, echote Elijah lautstark.

„Oh, come on, don't be a sore loser.“ Tali grinste und begann an den Fingern abzuzählen. „There was A-“

„If you're gonna say Adria now, I'll choke you.“

„Hallo?! Mich hat er eben sogar gehauen, nur weil ich-“

„THAT WAS SAJJID FOR CRYING OUT LOUD!“

„Oh come on, CoolMan, he looks exactly like you. How are we supposed know your wrinkles from his?“

„THAT'S IT!“

Der Betrunkene hatte in diesem Moment seine helle Freude. „Hey, kommt schnell her! Heute schlagen sich nicht Bys und Prinz Elijah, sondern Prinz Elijah und Prinz Garsif!“

Als Elijahs Faust nach vorne geschnellt war, hatte Tali'Zorah dank ihrer Reflexe gerade noch so eine Rolle rückwärts über die Lehne des Sofas gemacht, das im offenen Zelt des Harems stand und auf dem sie es sich mit den drei Damen gemütlich gemacht hatte. Und es hatte sogar so ausgesehen, als wäre es geplant gewesen! „C'mon, CoolMan, we c'ld jus' talk 'bout it!“

„I told you, it's Elijah!!“ Der Yagoni brauchte drei Schritte um das Sofa herum; gottseidank genug Zeit für die Kopfgeldjägerin, aus dem Zelt zu stürzen und sich nach einer Fluchtmöglichkeit umzusehen. Ohne Waffen war ein Kampf gegen Elijah nicht gerade die tollste Aussicht und noch dazu hatte sie eigentlich gar keinen Grund gegen ihn zu kämpfen. Immerhin saßen sie im selben Boot.

„Come back here, you cagón!“

„Don't ya think, you're a BIT overreactive?! Wait! Wow! No, leave that thing alone! You can't mean that! Elijah, I was jus' jokin'! C'mon! NO!“

Seufzend trat jetzt Logan hinter Stix, denn bei dem Radau, den Tali und Elijah gerade im gesamten Lager veranstalteten, hatte er keine Schwierigkeiten gehabt, sie zu finden. „Vielleicht solltest du versuchen, die beiden zu trennen, 'Bys'.“

„Dichoso testosterona controlado niño travesio! Deténte!!“

„Nein, ich denke, ich warte bis er sich wieder abgeregt hat...“

„Elijah, 're you insane?! We've to get outta here, not kill each o- … Hey, what are you doing? Drop that stone!!!“

Das Kapitel, in dem Tali'Zorah etwas auffällt, das sie in der Gegenwart womöglich nie erfahren hätte

'Pissed' war normalerweise der Ausdruck, den sie für diese Stimmung benutzte. Aber momentan war 'pissed' nicht mal in Verbindung mit 'fucking' auch nur eine ansatzweise geeignete Untertreibung für ihre Laune. Niemals. NIEMALS. In ihrem ganzen Leben wollte sie wieder so gedemütigt werden. Und dieser Köter von einem Wolf würde dafür bezahlen!

„Was hast du denn, so schlimm sieht das blaue Auge doch gar nicht aus!“

Tali warf Stix für diesen Kommentar den kalten Wasserlappen über, den sie sich aufs Auge gepresst hatte. „Shut it!“ Tat er natürlich nicht. Der Blödmann kicherte weiter. Sie hob den Lappen wieder auf und warf ihn nochmal. „AU! VERDAMMTE SCH- WAS HAST DU MIT DEM DING GEMACHT?“

„Wrapped the same stone in it, with which CoolMan tried to throw out my eye“, sagte Tali düster und erstach den jungen Mann beinahe mit ihrem Blick. „Which is exactly what is gonna happen to you, if you don't give me back my clothes RIGHT NOW!“

Stix rieb sich noch einmal die Stirn und trat mit dem Fuß den Stein weg. „Ach, bist du deshalb so schlecht drauf? Das Zeug steht dir doch gut!“

Mit einem schweren, schnaufenden Atemzug konnte Tali sich selbst davon abhalten, an sich herunterzublicken und das bunte, mit Perlen, Pailletten und klimpernden Goldglöckchen besetzte Mao Lyth-Bauchtanzkostüm herunter zu reißen, um es Stix in sein großes Maul zu stopfen, auf dass er daran ersticken mochte! Dummerweise wäre sie dann nackt, weil sie die Boxershorts irgendwie nicht unter dieses... dieses... DING bekommen hatte. Andererseits war sie sich nicht sicher, ob nackt nicht doch ein besserer Zustand war als das hier.

War doch nicht ihre Schuld, dass Eli so überreagierte, sie hatte doch nur einen kleinen Spaß gemacht! Und dann jagte er sie gleich zweimal durchs ganze Lager. Ein Glück, dass sie am Ende wieder im Haremszelt gelandet war, wo ihr eine der Damen – aus Gründen, die wir hier nicht näher ausführen wollen – freundlicherweise mit einer Tarnung aushelfen wollte. Hätte die knochenharte, abgebrühte Kopfgeldjägerin gewusst, was das Mädchen meinte, hätte sie sich zu wehren angefangen, bevor drei kichernde Weiber um sie herumgestanden, ihr neue Kleider angezogen und ihre Haare zu einem peinlichen Zöpfchen geflochten hatten! Zwar hatte Elijah sie daraufhin tatsächlich nicht mehr gefunden, obwohl er zweimal an ihr vorbeigelaufen war – und hey, wer würde schon annehmen, dass die hübsche Bauchtänzerin dort drüben unser männlichstes weibliches Crewmitglied ist? – aber sie war sich nicht sicher, ob es das wirklich wert war, ihre Würde zu begraben. Deshalb wollte sie sich ja sofort wieder umziehen, aber dieser Witzbold dort drüben hielt ihre Kleider als Geisel.

Dabei hatte sie wirklich und wahrhaftig nur nachschauen wollen, ob in diesem Harem nicht vielleicht doch eine von ihren in-der-Vergangenheit-verschollenen Freunden steckte. Zumindest zuerst. Dann war die Sache zugegebenermaßen etwas aus dem Ruder gelaufen, aber war das denn so schlimm? Die Mädchen hatten sich jedenfalls nicht beschwert.

Warum aber war in diesem ganzen blöden Lager kein einziger ihrer Gefährten mehr aufgetaucht? Waren sie vielleicht gar nicht hier? Oder gab es noch andere Faktoren, die mit in diese skurrile Geschichte hineinspielten? Immerhin waren alle drei Prinzen, die auf dieser Seite in der Schlacht mitkämpfen würden, von drei Zeitreisenden besetzt worden. Vielleicht wurden sie ja immer nur an die wichtigsten Stellen manövriert. Wenn also im Geschichtsbuch in der Gegenwart von drei mutigen Prinzen und einem Bauernjungen oder so die Rede war, dann mussten sie als nächstes den Bauernjungen suchen. Sobald dieser auf den Schwanz getretene Wolf wieder bei Sinnen war und ihr nicht mehr an die Gurgel sprang, sobald er sie sah, musste sie ihn unbedingt danach fragen.

Blieb nur zu hoffen, dass CoolMan im Geschichtsunterricht gut aufgepasst hatte.

„Hey, have you seen a – Olà, chica bomba!“

Tali zuckte zusammen. Das durfte doch jetzt nicht wahr sein. Langsam, gaaaanz langsam schob sie ihren ersten Fuß zur Seite, dann den zweiten... Nur nicht hetzen, einfach weg hier. Noch einen Schritt. Gleich war sie auf und davon, bevor er Yagono es überhaupt bemerkte.... Jinginginging~! Welcher vollends bekloppte Idiot war auf die Idee gekommen, Glöckchen an Kleidern zu befestigen? Das konnten ja nur diese hirnverbrannten, yagonischen Volltrottel gewesen sein!

Stix musste sich die Faust in den Mund stecken, um nicht laut loszulachen. Logan war zu seinem Glück schon wieder irgend etwas Konstruktives tun gegangen. Was auch immer er unter 'konstruktiv' verstand.

„Excuse me, we haven't been introduced yet.“

Komm nicht auf die Idee, mich zu dir umzudrehen, begannen alle Stimmchen in Talis Kopf einen Sprechchor zu bilden. Sieh mich nicht an! Schau mir nicht ins Gesicht! Ich bin nicht dein Typ, geh einfach weiter!

Natürlich nicht. Natürlich musste dieser penetrante Weiberheld von einem Ex-Dungaa ihr eine Hand auf die Schulter legen und sie zu sich umdrehen. Immerhin war der Schreck darauf ein klein wenig aufmunternd für sie, als Elijah zu schreien begann.

„AAAAH! YOU!“ Blitzschnell zog er die Hand zurück, als wäre die nackte Schulter plötzlich in Flammen aufgegangen. „What the heck are you wearing?!“ Immerhin schien die allgemeine Konfusion Elijahs Wut verrauchen zu lassen. Toll, dann konnte sie ja jetzt die Kleider wieder ausziehen.

„Hey, funny guy, give me back my clo-“

„STIX, ELIJAH, TALI'ZORAH, SCHNELL HIERHER!“ Logans Stimme kam von einem großen Zelt weiter in Richtung der Stadtmauern gelegen. Tali schluckte ihre Pläne, Stix ihre Boxershorts abzuringen, vorerst herunter und musste wohl oder übel als Mao Lyth verkleidet mit den beiden Männern zusammen zu Logan gehen, der eigenartigerweise bereits jetzt eine yagonische Kriegspanzerung trug. „Sie wollen im Morgengrauen angreifen; los, wenn du diese ominöse Prinzessin in Vilar Azair warnen willst, Eli, dann schlage ich vor, du tust es jetzt. Sonst wird es zu spät sein.“

„Oh for crying out loud...!“ Hektisch knurrend zurrte besagter seine Säbel am Stoffgürtel fest und wollte sich gerade auf die Suche nach einem Seil machen, als Tali etwas einfiel.

„Wait, Eli, I need to ask you something. I thought about who we are and maybe those who travel time end up being the greater personalities in history. Like three princes for example.“

„Hey!“, beschwerte sich Stix sofort. „Und was ist mit mir?“

„Hm. Come to think of it, I really remember some history class about three princes in a battle with the capitol. Taz, Garsif and... Dastan.“

„Huh?“ Für einen Moment stockte die Kopfgeldjägerin. Dastan? Hatten ihn nicht bisher alle bei seinem richtigen Namen genannt? Egal, es kam ja ungefähr hin und wer wollte schon pingelig sein, wenn man plötzlich in einem Zeitalter auftauchte, in dem die meisten Kulturen noch nicht einmal die Raumfahrt entdeckt hatten. „Okay, now, how about li'l Stix here?“

„Why do you ask me? I'm not a history profess-“, wehrte der Sikar ab, stockte jedoch von selbst. „Wait. Bys. There was a soldier called Bys who lead the troops into the city.“

„Hah, ich bin wichtig!“, postulierte besagter 'Bys', der eigentlich Stix hieß und warf sich stolz in die Brust. „Warte, eigentlich hab ich gar keine Lust auf so ein Aufhebens, das wird bestimmt anstrengend.“

„Great!“ Tali schrie vor Begeisterung kurz auf und machte einen Luftsprung, während sie triumphal die Faust nach oben rang. Die fürchterlichen Glöckchen, die sogleich an ihrer Kleidung mit einem Jinginginging~ einstimmten, vermiesten ihr die gute Laune wieder gewaltig schnell. Ihren Gedankengang führte Logan mit gerunzelter Stirn für sie zu Ende. „Du meinst, wenn wir also herausfinden, welche Personen wichtig sind, dann wissen wir, wo wir nach unseren Freunden suchen müssen?“

„That's exactly the point! So CoolMan, you remember anything, now?“

Elijah dachte sichtlich angestrengt nach. Zu wissen wann welcher König, welche Schlacht gegen wen geführt hatte, war ja eine Sache, aber sich an die Namen irgendwelcher Feldherren zu erinnern, wenn man zwar politisch, aber weniger geschichtlich engagiert war, war eine ganz andere. „Okay, there was this princess Tamina of course, of whom everybody is talking around here. The princess that's heading Vilar Azair. Then, I believe, she had a noted guard, who fought like a lion because he was madly in love with princess Tamina and I think he was afraid, they'd kill or dishonour her....”

Tali, Logan und Stix nickten mit den Köpfen, als ob sie sich selbst an diese Geschichte erinnerten. Dabei war Logan, der alte Militärhaudegen vermutlich der einzige, der wirklich Ahnung von seiner Geschichte, zumindest im Militärischen Bereich, hatte. Und leider hatte selbst die nicht das Geringste mit Yago zu tun. Aber eine Prinzessin und eine Garde, das war doch schon ein Anfang.

„Then again, there was something about a blessed item. I don't remember.”

„Ist doch auch egal“, meinte Stix mit einer wegwerfenden Handbewegung. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer von uns mit 'ner Reliquie verwechselt wurde.“

Elijah knurrte irgend etwas in sich hinein, das sich verdächtig nach „Hereje“ anhörte und überlegte noch einige Sekunden, in denen Logan unverwandt die Stadtmauern und die sich rüstenden Truppen im Auge behielt und Tali mittlerweile nervös von ihren Fersen auf die Zehenspitzen und zurück wippte und sich auf die Lippe biss. Wenn wirklich welche von ihnen Prinzessin und Anhang in dieser Stadt dort drüben spielten, dann hatten sie gerade keine all zu guten Karten, denn wie Elijah ihnen schon vor einiger Zeit eröffnet hatte, musste Vilar Azair an diesem Tag eine vernichtende Niederlage einstecken, wenn sie nicht bald etwas unternahmen.

Schließlich schüttelte der Yagono den Kopf. „I don't remember any more persons. I'm sorry.“

Logan jedoch nickte nur kurz und knapp. „Gut. Los jetzt, wir müssen in diese Stadt, bevor unsere Truppen es tun.“

Tali stimmte ebenfalls in das Nicken ein. „Alright. Just let me get changed and I-“

„Wir haben keine Zeit mehr zum Rüstungen anziehen, los jetzt.“

„But-“

„LOS!“ Der Militärdrill in Logans Stimme war noch nicht vollends verloren, egal wie lange es her sein mochte, dass er das letzte mal als Heerführer auf einem Schlachtfeld gestanden hatte. Und auch wenn Tali normalerweise keine Befehle von einem noch so autoritären Typen annahm – nein, erst recht nicht von Darth Cain – hatte sie momentan nicht besonders viele andere Optionen, als ihren Freunden hinterher zu hechten, als diese im Dunkel der zu Ende gehenden Nacht lautlos über die tote Zone zwischen ihrem Lager und den dunklen Stadtmauern huschten.

Und mit einem wurde ihr etwas bewusst, das sie lange in ihrem Herzen verborgen gehalten hatte:

Jinginginging~.

Sie hasste Glöckchen.

Als es begann, schief zu gehen

Es gibt drei Arten von Leuten, wenn es darum geht, eine Stadtmauer zu überwinden. Die Schlauen verkleiden sich als Haremsdame, klopfen freundlich an und wollen hinein gelassen werden. Die Brutalen bauen sich einen Rammbock und reißen ein Loch in besagte Mauern, machen ein riesiges Aufhebens um ihren Einbruch und erschießen oder erschlagen alles, was ihnen in die Quere kommt. Die dritte Gruppe aber, die Verrückten, versuchen über die Mauer zu springen. Leider gehörten unsere Helden zur letzten Gruppe.

„Okay, that obviously didn' work....“, sagte Tali, als sie sich mit dem Oberkörper über den am Boden liegenden Elijah beugte, der seinem eigenen Schrei nach zu urteilen nicht mehr von alleine aufstehen konnte. Wenn man seinem Gesichtsausdruck ebenfalls glauben wollte, nie wieder.

„I thought I should act a prince, not the hero of a jump-and-run game“, antwortete dieser mit schmerzverzerrter Stimme und versuchte festzustellen, welche Knochen in seinem Körper nach dem Sturz aus 3 Metern Höhe noch heil waren. Tali und Logan wechselten einen skeptischen Blick, fragten aber lieber nicht, ob der 1500 Jahre alte Opa überhaupt wusste, was ein Jump-and-Run Game war. Elijahs Augen wandten sich dem Mädchen in der Mao Lyth Montur zu. „'Just run up the wall', huh?“

Tali'Zorah zuckte die Schultern mit einem entwaffnenden Lächeln. „It sure would have looked cool, if it had worked.“

Elijahs Gesicht verfärbte sich zornesrot. „Is that your only reason for chasing me up that wall?!“ Erneut ein Schulterzucken von dem Mädchen. Da der ehemalige Dungaa leider momentan nicht aufstehen und die Kopfgeldjägerin erwürgen konnte, wandte er sich mürrisch an den anderen Oberkörper, der hinter seinem Blickfeld in die Höhe ragte. „Logan, what was that idea with the pony, again?“

„Ich glaube nicht, dass die Leute von Vilar Azair so dumm sind, auf ein trojanisches Pferd herein zu fallen, Eli.“

„They like ponies around here“, warf das Mädchen ein und richtete sich auf, um Elijahs todbringendem Blick zu entgehen. Dieser hob beide Hände und ließ sich wortlos von seinen beiden Freunden auf die Beine zurück ziehen. „Ponies, strange animals, Mao Lyth, strange people, that's what Yago is about, righ'?“

Logan und Elijah hörten gar nicht zu, als Tali schon wieder einen Gedanken formte, der gar nicht so dumm war und sie ins Grübeln brachte, während die beiden Männer gerade per Räuberleiter einen sehr kläglichen Versuch starteten, die Stadtmauern zu überwinden. Nicht zum ersten mal in dieser Nacht. „Hey guys, about what I just said...“

„So wird das nichts. Du musst dich aufrichten, Eli.“

„I'm trying, I'm trying.“

„The Mao Lyth. Weren' they involved in this circus?“, führte Tali ungeachtet des einmaligen Schauspiels, das die beiden Männer ihr gerade boten, den Gedanken zu Ende.

„Elijah, lehn dich nicht so nach vorne!!“

Und schon war Elijah wieder an seinem Stammplatz. Am Boden. „My back....“

„The Mao Lyth, CoolMan!“, erinnerte Tali ihn mit auffallend gutgelauntem Unterton. Irgendwie war ihre Stimmung immer um einiges besser, sobald der Yagono von der Mauer wieder auf seinem Allerwertesten landete. Gemein? Hey, er war nicht derjenige, der ein Bauchtanzkostüm tragen musste!

„Yah, of course, the Mao Lyth were involved.“ Der Gestürzte schien an dem Geistesblitz nichts Interessantes zu finden. „Just like almost every other folks there is.“

„Was one of 'em importan' enough to be one of us?“

Logan hievte Elijah erneut hoch, dieser schien jedoch mit seinem Bodenplätzchen ganz zufrieden gewesen sein. Von dort konnte man immerhin nicht mehr tiefer fallen. „The leader of the Mao Lyth should be the leader of the whole eastern continent. That's pretty important.“

„Why didn' you tell us earlier?!“, fragte Tali sofort, unisono mit Logan (auf Basic versteht sich), der den anderen vor Empörung wieder fallen ließ.

„MY BACK!!!“

„Shhhh, be quiet, we don' want 'em to discover us, do we?“

„I didn't tell you, because I thought you KNEW that the Mao Lyth are almost everywhere – and everywhen – on Yago.“

„Das könnte wichtig sein“, sagte Logan in seiner typischen was-hast-du-dir-nur-dabei-gedacht-Stimme.

„Hell, how should I know, that was decades ago!“

Logans Blick verfinsterte sich nur. „Na schön, die Zeit wird knapp, also steh endlich auf und hoch auf die Mauer.“

„I DEFINITLY WON'T-“

„Shhhhhhh!“

„Wir brauchen einen Enterhaken“, sagte Logan ernst unter erneuter Betrachtung der Wand, die sich vor ihnen erhob und sie von der Stadt trennte, die so dringend ihrer Hilfe bedurfte. „Oder irgend etwas, das hart genug ist, um es in die Mauer schlagen zu können und daran nach oben zu klettern.“

„So I won't have to RUN up there, again?“

„Elijah, kein Mensch kann eine Wand hoch laufen.“

In der Nähe schrie ein Käuzchen. „....“

„Was?“

„AND WHY DIDN'T YOU COME TO THIS CONCLUSION ABOUT TEN MINUTES AGO?!“

„Ich dachte, du wolltest zeigen, was du kannst.“ Diesmal war es an dem Militärexperten, desinteressiert die Schultern zu zucken. „Und wer weiß, ob ihr Yagoni nicht irgendwelche Hafthärchen an den Füßen habt, mit denen ihr senkrecht nach oben laufen könnt.“

„THAT'S SPIDERS!“

„Richtig, jetzt wo du es sagst... Und übrigens: Pssssschhhht! Stix steht zwar Schmiere, aber das heißt nicht, dass wir nicht doch entdeckt werden können.“

Damit hatte Elijah endgültig genug von seinen beiden 'Freunden' und verabschiedete sich würdevoll, indem er wie eine beleidigte Leberwurst davonstampfte, um die Schattenseite der hinteren Stadtmauer nach Vorsprüngen oder kaputten Steinen abzusuchen, die man als Trittstufe benutzen konnte. In ihrer Eile hatten sie bisher nur dürftig die Stellen unter die Lupe genommen, die im fahlen Mondlicht zumindest ein kleines bisschen übersichtlich waren, damit sie sich nicht alle Knochen brachen. Aber da jetzt ohnehin alle Knochen in Elijahs Körper zertrümmert waren, hatte sich der Grund seiner Meinung nach erledigt. Außerdem musste er dort die Nörgeleien der beiden anderen nicht mehr mitanhören, die immer noch an ihrer Ausgangsstelle zu Gange waren.

Jinginginging~.

„Psssssschhht!“ Ärgerlich drehte Logan sich um, nur um Tali auf halbem Wege auf der Mauer herumklettern zu sehen.... und wieder herunterfallen. „Wer zieht denn zu einer geheimen Militäraktion Glöckchen an?!“ Eine Drossel zwitscherte. Kein gutes Zeichen; die Nacht ging zu Ende.

„Are you high?!“ Gerade klopfte das Mädchen sich den Hintern ab, auf dem sie gelandet war und wollte schon auf Logan losgehen, der sie schließlich indirekt genötigt hatte, diesen Fummel anzubehalten, als plötzlich Stix Stimme ein scharfes „HEY!“ über den Platz zischte. Beide Köpfe wandten sich der Stimme zu, deren anhängender Körper sich im Dunklen nur sehr schemenhaft vom Hintergrund abhob – er kam auf sie zu. „Stix, was ist los? Du solltest doch Wache halten, damit niemand kommt.“

„Da kommt aber jemand“, rief der junge Mann genervt bis ärgerlich.

„Dann solltest du wie eine Eule rufen und nicht herkommen!“

„Ich habe zweimal gerufen!!“, verteidigte der arme Kerl sich empört.

Logan glaubte nicht, was er da hörte und sein Kopf brauchte einige Sekunden um zu schalten, was der andere überhaupt meinte. „Das war ein Kauz und eine Drossel, du Idiot!“

„Woher soll ich denn das wissen?! Ich bin doch kein Diplombiologe!“

„FUCK!“ Talis Augen weiteten sich und ihre Hände fuhren automatisch dorthin, wo sie normalerweise ihre Waffen trug. Natürlich waren sie nicht da. Logan aber brauchte ein wenig länger, um zu bemerken, was sie hatte; seine Augen waren nicht mehr ganz das, was sie einmal waren. Aber der Anblick von Stix, der von zwei schwerbewaffneten Wachen mitgeschleift und sage und schreibe fünfzehn weiteren eskortiert wurde, ließ selbst dem altbewährten Militärführer das Blut für einen Moment in den Adern gefrieren.

Einer der Soldaten hob an zu sprechen. „Dass so ein vermaledeyter Straßenköter wie Bys uns verrät, wundert mich kein Stück.“ Abscheu war in der Stimme des Söldners, der Logan und Tali mit einem Blick zwischen Entsetzen und unbändigem Zorn von oben bis unten musterte. „Aber Prinz Garsif und Ihr, Prinz Taz... Wie konntet Ihr uns verraten? Euren Vater Sharaman! Euer Volk!“

So eiskalt es Logan auch erwischt hatte, hatte er sich äußerlich doch im Griff und straffte augenblicklich seine Schultern, während Tali zwischen Weglaufen und Kämpfen schwankte, sich aber lieber ersteinmal im Hintergrund hielt, da ihr Kumpane es offensichtlich mit Reden versuchen wollte. „Wir haben niemanden verraten. Wir erkunden die Umgebung, damit wir morgen beim Angriff nicht unangenehm überrascht werden.“

„Ja, hör auf ihn!“, schaltete sich Stix wieder ein und versuchte noch immer, sich vom eisernen Griff der Männer loszureißen, obwohl er längst wissen musste, dass es aussichtslos war.

Offensichtlich glaubte der Offizier ihnen kein Wort. „Und warum sollte Bys Euch dann warnen wenn wir kommen, mein Prinz? Leugnet es nicht, wir haben jedes Wort gehört. Ich würde Euch niemals beschuldigen, wenn ich mir nicht sicher wäre. Gerade Ihr... Garsif, Ihr wart schon immer ein Hitzkopf, aber doch nur wegen Eures Patriotismus! Und Taz, der weiseste und klügste Yagono im ganzen Land...“ Wäre es nicht so bitterernst gewesen, hätte der arme Fremde ihnen fast leid tun können; sein Weltbild schien völlig in sich zusammen zu fallen. Jetzt musste selbst Logan einsehen, dass Ausreden ihnen nicht mehr helfen konnten.

„Und was tut Ihr hier, wenn laut Euch nur Verräter hier sein können?“, fragte er ruhig und gleichzeitig wütend. Wütend auf diesen verdammten Trupp, dem sie haushoch unterlegen waren, wütend auf Stix, der nicht einmal wie eine verdammte Eule schreien konnte und vor allem wütend auf sich selbst, dass er für so etwas keinen Schlachtplan parat hatte.

„Wir suchen eine entlaufene Sklavin. Eure, um genau zu sein. Aber Ihr müsst mit uns kommen, meine Prinzen. Ich muss Eurem Vater von alledem erzählen. Morgen wird er eintreffen und dann bestimmen, was zu tun ist. Wenn Ihr wirklich unschuldig seid – und ich bete zu den Göttern, dass es so ist – dann wird er es wissen. Bis dahin bitte ich Euch inständig, Eure Zelte nicht zu verlassen. Kommt mit uns.“

„Vergesst es!!“, schrie Stix aus voller Kehle und scheiterte bei dem Versuch, einem der Männer gegen das gepanzerte Schienbein zu treten. Allerdings war er kein Prinz und wurde auch nicht wie einer behandelt – sondern wie der Straßenjunge, für den sie ihn hielten. Er hatte beinahe schneller ein Schwert am Hals, als Tali einen Satz nach vorne machen und den betroffenen Soldaten mittels der Autorität, die Garsif ihr verlieh, davon abhalten konnte, es zu benutzen.

„Do we have a choice?“, knurrte sie, nicht nur sauer deswegen, weil sie ertappt worden waren, sondern auch, weil ihr eigenartiger Aufzug bei den yagonischen Soldaten einen regelrechten Starr-Wettbewerb ausgelöst hatte. Sicher hatten sie den jüngsten und kriegerischsten Prinzen ihres Reichs SO noch nie gesehen.

„Wir kommen mit Euch“, sagte Logan streng. Tali hatte recht. Eine Wahl hatten sie nicht mehr. „Und lasst Bys los. Wir könnten sowieso nicht fliehen, selbst wenn wir wollten.“

Aus einem dunklen Winkel, hinter einer ausladenden Ecke der Stadtmauer, musste Elijah mitansehen, wie seine Mitstreiter von sechs yagonischen Wachen entwaffnet und abgeführt wurden. Er haderte noch immer mit sich, ob er nicht doch eingreifen und den aussichtslosen Kampf schlagen oder sich zumindest mit ihnen einsperren lassen sollte, statt sie einfach in einem fremden Land ihrem Schicksal zu übergeben, aber... jenseits dieser Mauern lag das Schicksal der Zukunft.

Er konnte Ayana retten! Dieser Gedanke hatte mittlerweile sein Denken überwuchert wie Unkraut, das jede andere Pflanze gnadenlos erstickte, egal wie lieb und teuer sie dem Gärtner zuvor gewesen sein mochte. Tali, Logan und Stix waren auf sich allein gestellt. Es würde ihnen nichts bringen, wenn er sich mit ihnen stellte. Vilar Azair musste gerettet und die Herrschaft der Familie Kaminaga beendet werden, bevor sie überhaupt begonnen hatte. König Sharaman Kaminaga würde am nächsten Tag eine erbitterte Niederlage einstecken. Dafür musste er sorgen!

„Dieses Biest kann sich durch jeden noch so kleinen Spalt zwängen.“ Zwei der Soldaten, die zurückgeblieben waren, trafen sich nicht weit von Elijah entfernt. Er musste sich näher an die Wand drücken und den Atem anhalten, um nicht zu riskieren, dass man ihn entdeckte.

„Sie ist kein Biest“, antwortete der andere. „Sie war eine Prinzessin, bevor wir den Kontinent des Nordens eingenommen haben. Und jetzt ist sie Prinz Taz' Sklavin. Rede nicht so abfällig über sie.“

Es war wieder der erste, der abfällig schnaubte. „Sie ist eine Plage. Hat ein loses Mundwerk und glaubt, selbst die Prinzen herumkommandieren zu können. Wenn man ihr sagt, sie solle irgendwo warten, ist sie im nächsten Moment verschwunden. Du bist ein Narr, wenn du auf sie hereinfällst. Sie ist hübsch und hat dir den Kopf verdreht, merkst du das denn nicht? Sie ist eine Sklavin und sie ist geflohen. Also finde sie gefälligst, diese Farah!“

Erst während die Rufe der Wachsoldaten sich wieder entfernten, bemerkte Elijah die Augen, die neben ihm in der Dunkelheit glühten.

Gone

„WAIT!“ Noch bevor er seine Hand ausstrecken konnte, war die zierliche Silhouette, die er in den Schatten erkannt hatte, bereits ins Nichts verschwunden. „Come back here!“ Er versuchte sich zu erinnern, was der Wachtrupp gesagt hatte, dem er nur mit halbem Ohr zugehört hatte. „Are you Farah?“ Keine Antwort. Keine Regung in der Dunkelheit. Sie konnte noch nicht weit sein, aber trotz seiner Wolfsaugen hatte der Yagono Probleme, Genaueres auszumachen. Er legte seine Hand auf den kalten Stein der uralten Mauer, die er selbst aus seiner Gegenwart noch kannte. Sie war zur inneren Stadtmauer geworden und die Stadt war um sie herum gewachsen, aber es war die gleiche Mauer, auf die er als Kind immer zu klettern versucht hatte. Und er war genauso erfolglos gewesen, wie heute.

Hektisch, um die einzige Spur nicht zu verlieren, die er hatte, glitten seine Fingerspitzen über kleine Ritzen, aus denen der Mörtel bröckelte, über nichtssagende Risse in den kunstvollen Steinen mit den altyagonischen Mustern – und schließlich... versanken die in einer Nische.

„Qué...?“

Gerade steckte er den ganzen Arm hinein, weil sie sich als zu eng für seinen Oberkörper entpuppte, als er auch schon den Schmerzensschrei unterdrücken musste.

„Wenn du mir zu nahe kommst, beiß' ich nochmal!!“, drohte eine zittrige, weibliche Stimme aus dem nirgendwo. Etwas an dieser Ankündigung ließ Elijah seinen Arm zurückziehen. Nicht, dass er glaubte, dieses Mädchen könne ihm irgend etwas anhaben (ihrem ängstlichen Tonfall nach zu urteilen, glaubte sie das selbst nicht), aber irgend etwas war komisch. Und zwar, dass sie nicht Yagowha gesprochen hatte, sondern Basic.

„Eyleane?!“

Aus der Nische in der Wand kam eine kleine Gestalt gerade zu herausgestürzt, als sie die Stimme des Eindringlings erkannte. „Eli! Der Macht sei Dank! Ich dachte schon, ich wäre ganz alleine und du einer dieser Soldaten! Sie sind überall und immer hinter mir her!“ Der Wortschwall wurde nur von ihrem gelegentlichen Schluchzen unterbrochen und der Yagono wartete lieber bis sie sich etwas beruhigt hatte, bevor er das Wort an sie richtete. „Sie behaupten, ich wäre eine Sklavin und gehöre irgend so einem Prinzen. Sie halten mich für eine Prinzessin namens Farah... Ich hatte solche Angst, als sie sagten, dieser Prinz käme heute Nacht, da habe ich einen Bogen gestohlen und bin weggelaufen.“

„It's alright, I'm here now“, erwiderte Elijah nur und streichelte dem aufgelösten Mädchen einmal kurz über den Kopf, bevor er ihr mit einer Handbewegung zu verstehen gab, von nun an lieber leiser zu sprechen. „And that prince you were talking about is probably Logan.“

„Logan? Ist er auch hier?“ Eyleane war sichtlich verwirrt und Elijah musste gestehen, dass er das auch wäre, wenn er so wie sie aufgewacht wäre: Mit sehr knappen, nordyagonischen, rotgoldenen Gewändern, die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden und barfuß, nur mit Goldringen an Händen und Füßen. Na schön, Elijah wäre noch viel verwirrter gewesen, aber auch nur, weil ihm dieser Frauenfummel ganz sicher nicht stehen würde.

„I'll tell you, what I know so far, but I'll make it short“, seufzte er und berichtete dem Mädchen von den Geschehnissen bisher, von ihren Mutmaßungen und dem wahnwitzigen Plan, in den Palast von Vilar Azair einzubrechen, um die Prinzessin und ihren Leibwächter zu suchen. Was er ihr verschwieg war jedoch sein Grund dafür; statt ihr zu erzählen, dass sie womöglich die Geschichte ändern und die Familie Kaminaga entthronen würden, behauptete er, dass es schlichtweg darum ginge, dass Tali ziemlich überzeugend dafür argumentiert hatte, dass Prinzessin Tamina samt Anhang womöglich zu ihrer Gruppe der unfreiwillig Zeitreisenden gehörte.

„Wir müssen Stix, Logan und Tali helfen!“, rief Eyleane sofort, noch bevor der Mann ganz geendet hatte. „Wer weiß, was sie mit ihnen machen. Verräter werden doch bestimmt schwer bestraft, ob sie jetzt Prinzen sind oder nicht! Eli, worauf wartest du denn?“

Mit bedauerndem Gesichtsausdruck schüttelte der Angesprochene den Kopf. „Traitors are executed. Even in nowadays. But the best way to help them is keeping to the plan and rescuing as much of our group as we can. The more we are, the greater the possibility to save them. We've got the whole central-yagonian empire against us, if we walk in there and tell them to free Garsif, Taz and Bys!“ Einen Moment hielt er inne, nachdem er das gesagt hatte. Die plötzliche Erkenntnis erschreckte ihn, dass er gerade ohne zu Zögern nicht nur gelogen hatte, sondern seine Pläne, Salomé zu stürzen, über das Leben dreier seiner Kameraden stellte. Dass Ayana wieder leben könnte, seine Fehler ungeschehen gemacht würden, war ein so überwältigendes Gefühl, dass er dafür ohne mit der Wimper zu zucken seine Seele verkauft hätte. Aber die Seele von drei anderen Sikar, die sich auf ihn verließen? Nein, das konnte er nicht tun. Aber was war die Alternative? Die Front der Belagerer durchbrechen und zusammen mit Eyleane gegen ein ganzes Heer antreten?

„Also zuerst diese andere Prinzessin finden und hoffen, dass sie eine von uns ist?“ Eyleane war nicht gerade begeistert von dem Gedanken, so lange mit der Rettung ihrer Freunde – insbesondere Logan – zu warten. Und Elijah mittlerweile auch nicht mehr. Was mit seiner Frau geschehen war, bereute er bis heute – aber er hatte keine Lust, das selbe noch einmal bei seinen Freunden durchleben zu müssen, weil er sich einem Hirngespinst hingegeben hatte.

„No matter who she is, she has got the city of Vilar Azair on her side. We need someone like that to turn against King Sharaman.“ Und sie würden gleichzeitig Ayana retten. Das war die einzige Möglichkeit. Und die beste obendrein. Elijahs Entschluss war gefasst.

Das Mädchen schluckte. Egal wie hart es sein mochte, es war tatsächlich ihre einzige Hoffnung, wenn man es so betrachtete, das sah sie ein. „Was müssen wir tun?“

„We have to get into the city. Cross the wall.“ Mit dem Kopf machte er eine Bewegung zu den Mauern, in deren Schutz sie sich gerade vor den Wachen versteckten, die noch immer irgendwo nach der entlaufenen Farah suchen mussten. Eyleanes Augen wurden groß. „Da drin? Da war ich vorhin.“

„WHAT?!“, entfuhr es dem Dungaa, obwohl er genau wusste, wie wichtig es gerade jetzt war, still und unauffällig zu bleiben. „How the Sith did you get in there?!“ Sie deutete auf den Spalt, in den Elijah eben seine Hand gesteckt hatte und aus dem Eyleane herausgekrochen war, als sie seine Stimme erkannt hatte.

„Das Loch geht durch die Mauer durch. Ganz.“

Mit wachsender Begeisterung betastete und besah Elijah die kleine Lücke in der Wand, als ob sie ein Neugeborenes wäre, das jetzt alle Aufmerksamkeit seines Vaters brauchte. Aber die Informationsausbeute war ernüchternd: Er würde nie – niemals! - durch diesen Spalt passen. Und wenn er sich noch so quetschte.

„'Tschuldigung, dass ich dir in die Hand gebissen habe“, nuschelte das Mädchen neben ihm aus heiterem Himmel, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und sah betreten zu Boden, als beichte sie ein Kapitelverbrechen.

„Qué? Ah, si, si. Are you sure you fit in there?“

„Natürlich, ich komme doch gerade da raus!“

„Okay, listen. I need you to sneak in there and find something to get me across the wall, too. A way up the wall, so you can let down a rope or anything. Can you do that?“

Eyleanes Tonfall war unsicher, aber doch nicht völlig mutlos. „Ich kann's versuchen.“ Und schon war das Mädchen in der Nische verschwunden. Elijah konnte nur hoffen, dass alles gutging. Wer wusste schon, was hinter diesen Mauern geschah?
 

„Was habt Ihr zu Eurer Verteidigung zu sagen?“ Mit dem Kopf leicht geneigt, ein Bein über die Lehne seines Throns geworfen betrachtete er einen Apfel, den er kurz an seinem goldblauen Hemd abwischte, bevor er einen laut knackenden Bissen nahm. König Sharaman war alles andere als an seinen beiden abtrünnigen Söhnen interessiert. Deshalb übernahm der Großwesir das Verhör. Nizam.

Tali hätte ihm am liebsten das Gesicht umgestaltet, aber das würde ihre Lage wohl auch nicht besser machen. „What I gotta say? That I'm not a fucking prince. And I don't give a SHIT if you believe me.“

„Du bist also nicht Garsif?“

„No, I'm not Garsif“, spie sie ihm entgegen und hätte ihm sicher auch einen Kinnhaken verpasst, wenn er nicht zu weit weg gewesen wäre. „I'm not even a guy, you fucking idiot!“

Logan hatte augegeben, Tali beruhigen zu wollen. Er stand nur da, zwischen den Wachen und sah den Wesir an, da er von dem König nicht viel zu erwarten hatte. Nizam aber würdigte ihn keines Blicks. Wahrscheinlich nahm er sich erst Prinz Taz vor, wenn er mit Garsif fertig war, schätzte Logan. Sharamans Schwert stand unbeachtet in der Ecke. Sollte alles aus dem Ruder laufen, wusste er, was er zu tun hatte. Er hoffte, dass es nicht dazu kam.

Nizam trat einen Schritt näher zu Tali und musterte sie noch abfälliger als zuvor. „Eine Frau? Tatsächlich.“ Seine Stimme knarrte wie eine alte Tür. Türen sind zum Zuschlagen da, dachte die Kopfgeldjägerin. „Wer Ihr auch seid. Ein Verräter seid Ihr in jedem Fall.“

„You can't betray someone you've never been loyal to. Let us go and find your fucking princes yourself!“

„Ihr habt eine ziemlich lose Zunge. Vielleicht sollte man sie Euch abschneiden.“

„Fuck you!“

„Es ist genug, Tali“, schaltete sich Logan ein. Er zweifelte nicht daran, dass Nizam seine Warnung wahr machen würde. Die Kopfgeldjägerin sah Logan nicht an und er sie auch nicht, und doch war er sich sicher, dass ihr Blick in diesem Moment Bände sprach. Er konnte es ihr nicht verdenken. Aber die Situation war schlimm genug, auch ohne dass sie sich mit dem Großwesir anlegte, der ihr Schicksal in der Hand hatte.

„Und Ihr“, wandte sich besagter Yagono jetzt doch an den Mann, den er für Taz halten musste. „seid Ihr auch kein Prinz?“

Darauf wusste Logan keine Antwort. Machte es überhaupt einen Unterschied, ob er nun die Wahrheit sagte, oder log? Das Wasser stand ihnen bereits bis zum Hals. „Ich bin kein Verräter“, antwortete Logan ruhig.

„Das entscheidet Ihr nicht“, entgegnete Nizam.

„Oh, so YOU just walk around calling us traitors if you want to? You know what? I don't give a fuck about what you say! Fuck you!“

Nizam verzog den Mund zu einem blutleeren Strich. Logan war sich nicht sicher, ob es ein Lächeln oder ein Zeichen der Empörung war. Es kam ihm vor, als dauerte diese Sekunde, in der seine Lippen beinahe verschwanden, eine Ewigkeit und ein seltsames, flaues Gefühl schoss sein Rückgrat hinauf, bis in seinen Kopf. Am liebsten hätte er geschrien, noch bevor der Großwesir den Befehl gab.

„Tötet sie.“

„NEIN!“ Logan machte einen Schritt und lehnte sich nach vorne. Aber er war nicht sicher, ob er nach dem Schwert des Königs greifen, oder Tali mit sich reißen wollte. Und diese Sekunde des Zögerns machte die Entscheidung unwichtig. Der Säbel eines Dungaas ragte aus ihrer Brust, als sie gerade die Faust gehoben hatte, um sich zu wehren. Ungläubig starrten Tali und Logan auf die silberne Metallspitze, von der unendlich langsam ein zähflüssiger roter Tropfen auf den Boden fiel.

Noch bevor sein Verstand überhaupt wieder richtig denken konnte, hatte Logan schon das Schwert in der Hand und schwang es über dem Kopf. Jetzt sprang sogar König Sharaman auf. Nizam hob den Stab, den er bei sich hatte, als habe er Angst, dass Logan auf ihn losgehen könnte, doch das einzige, was der noch tun konnte, war zu fliehen. Die Klinge riss mühelos ein Loch in die dicke Zeltwand und Logan stürzte hindurch als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her. Er wollte Tali nicht zurücklassen, aber es war zu spät. Das wusste er.

Er konnte nichts tun, als um sein Leben rennen und hoffen, dass Stix noch lebte.

Im Auftrag Ihrer Majestät

Auf den Straßen von Vilar Azair war die Hölle los. Die Einwohner der Stadt wussten vielleicht nicht, wann sie angegriffen würden, doch um so sicherer schwebte das Damoklesschwert über ihren Köpfen, DASS es geschehen würde. Frauen hetzten und scheuchten ihre Kinder durch die Menge der wimmelnden Soldaten, die vielleicht früher einmal Bauern oder Müller gewesen waren. Der Krieg machte keinen Unterschied. Ihnen allen stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben und ab und an ging ein leises Raunen durch die Reihen, das der Gefahr aus der Ferne einen Namen gab: „Die Perser.“

Als sie sich endlich aus dem Schutz der Schatten traute, wurde Eyleane sofort von einem Mann zur Seite gestoßen. Immerhin, dachte sie bei sich, werde ich in der Aufregung nicht bemerkt. Denn auch wenn diese Perser, von denen alle Gossen rumorten, deren Name sich jedoch keiner laut auszusprechen traute, sie gefangen genommen und zur Sklavin gemacht hatten, war sie sich in diesem Fall nicht sicher, ob der Feind ihres Feindes bereitwillig ihr Freund sein würde. Immerhin hatte sie vor, einem der gegnerischen Kriegsherren Zugang zur Stadt zu verschaffen und das sahen die eingekesselten, panischen Stadtleute sicher nicht gerne.

„Zum Südtor“, brüllte ein Bewaffneter direkt neben ihr – mit einer Stimme wie mit einem modernen Megaphon, sodass ihr die Ohren klingelten. „Wir haben zu wenig Truppen am Südtor!“ Antworten schallten ihm aus allen Ecken und Enden Vilar Azairs entgegen, aber über den entstehenden Geräuschpegel hinweg kam nichts bei der geflohenen Prinzessin an. Alles vermischte sich zu einem einzigen, grauen Rauschen.

Welche Wahl hatte man, wenn man hier herein wollte? Möglichst lebendig, verstand sich. Über die Mauer, unter der Mauer hindurch oder direkt DURCH die Mauer. Letzteres würde nur funktionieren, wenn sie eine größere Nische fand – und danach hatte sie schon gesucht – oder eines der Tore (wie sie den gebrüllten Befehlen der buntgeschmückten Hauptmänner entnehmen konnte, war es in jeder Himmelsrichtung jeweils eines) sich öffnete, die dafür jedoch viel zu gut bewacht waren. Auch wenn der Schreihals neben ihr anderes behauptete.

Einen Gang unter der Mauer hindurch zu graben aber, würde mehr Werkzeug und Zeit erfordern, als Elijah und sie mit ins Rennen brachten. Also musste doch so etwas wie ein Seil her, das sie unbemerkt zu ihrem Kumpanen herunterlassen konnte.

Ihr Blick schweifte die Steinwand entlang und blieb schließlich an einer engen, gemauerten Treppe hängen, die von einer alten, doch soliden Holzleiter fortgesetzt wurde: Der Weg, auf dem die Wachposten nach oben kamen, um von dort aus schneller vor dem bevorstehenden Angriff Alarm schlagen zu können.

Verstohlen schaute sie nach links und rechts, bevor sie still und heimlich die Treppe bis zu einem kleinen Plateau erklomm. Niemand hielt sie auf. Keiner schrie. Erleichtert atmete Eyleane auf und setzte gerade den ersten Fuß auf die Leiter, als sie eine große, kalte Hand auf ihrer nackten Schulter spürte. Sie zuckte so heftig zusammen, dass sich ihr Fuß zwischen den Sprossen verfing und die Leiter mit einem lauten Klappern zu Boden ging.

Als sie ängstlich den Kopf drehte, sah sie aller Augen auf sich ruhen.

„Weib, du hast da oben nichts ver-“, begann der grobschlächtige Krieger in paramilitärischer Rüstung, der sie festgehalten hatte, doch als sein Blick auf ihre fremdartige, nordische Kleidung fiel, unterbrach er sich selbst. „Wer seid Ihr?“

„Eyleane“, rutschte es aus ihrem Mund, bevor sie es hatte aufhalten können. Einige der Leute, die sie anstarrten, runzelten die Stirn; der Kerl jedoch, der sie festhielt, quetschte ihren Arm nur noch härter zusammen. „Verkauf mich nicht für dumm! Das ist kein nordischer Name.“ Nach einer kurzen Pause, die Eyleanes Gedanken zumindest ein bisschen zur Ruhe kommen ließ, fügte er entschieden hinzu: „Das ist überhaupt kein Name.“

Der Schmerz in ihrer Schulter hielt sie davon ab, darauf zu bestehen, dass 'Eyleane' nunmal ihr Name war und er sich mit Beschwerden gefälligst an ihre tote Mutter ins Jenseits wenden sollte. Doch je länger sie mit einer neuen, besseren Antwort wartete, desto argwöhnischer starrten einige der Leute um sie herum sie an. Und so kam aus ihrem Mund das einzige, was ihr auf die Schnelle in den Sinn kam. „Farah!“, rief sie gequält und ruckte an seinem plötzlich nicht mehr ganz so festen Griff. „Mein Name ist Farah!“ Das Gemurmel der Menge war mit einem Mal verstummt. Wo sie vorher nur vereinzelte, fremde Blicke auf sich gezogen hatte, hatte sie nun ungeteilte Aufmerksamkeit.

„Farah?“, echote der Soldat mit einer guten halben Minute Verzögerung. „PRINZESSIN Farah des Nordens?“ Langsam aber sicher, in der Totenstille der belagerten Stadt, zwischen einem Haufen prähistorisch buntangezogener Leute, die eher einem Netzstreifen, als dem wahren Leben entsprungen zu sein schienen, überkam Eyleane das nagende Gefühl, gerade einen nicht wieder gut zu machenden Fehler begangen zu haben. Und dabei fragte sie sich selbst, wieso um alles in der Welt gerade dieser Name, den sie bis vor einem Tag in ihrem ganzen Leben noch nie gehört hatte, plötzlich so besessen ihren ganzen Kopf beherrscht hatte, dass sie außer ihm nicht einmal mehr auf die Namen ihrer eigenen Familie oder ihrer Freunde gekommen war.

„Seid Ihr Prinzessin Farah?“, fragte der ungläubige Soldat noch einmal und der drängende Ton in seiner Stimme ließ ihr einmal mehr keine Zeit zum Überlegen, welche Antwort nun wohl die geringere Katastrophe verursachen würde.

„Ähm... ich... ja?“

„Aber...“ Immerhin schien ihr 'Aufseher' ebenso aus dem Konzept gebracht, wie sie selbst. „Was tut Ihr hier? Hieß es nicht, Eure Städte wären vor den Persern gefallen?“

„Ich...“ Jetzt zu erzählen, dass sie eine entflohene Gefangene der Feinde war, erschien ihr nicht die beste Idee. Zumindest würde es unweigerlich die Frage nach sich ziehen, wie sie hier her und in die Stadt hereingekommen war – eine Frage, die sie sehr wohl ehrlich beantworten konnte, ohne in die Bredouille zu kommen – aber das wiederum würde mit ein wenig Pech weiter zu der Frage führen, was sie auf der Mauer und was ein Persischer Prinz davor zu suchen hatte. Und an einem Tag, an dem man als Sklavin im Harem eines Mannes in einem fremden Land aufwachte, schien Eyleane ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, um auf sein Glück zu vertrauen.

Das erste, was ihr Hirn jedoch ausspuckte, war ein Reservename, den es sich für die letzte Frage aufgespart hatte – und von dem Eyleane genauso überrascht war, wie von ihrer ersten Antwort: „Prinzessin Tamina!“

Wo vorher schon unheimliches Schweigen geherrscht hatte, trat jetzt Grabesstille ein. „Was ist mit Prinzessin Tamina?“, durchbrach ihr Fänger diese nach einigen Sekunden, da Eyleane offenbar keine Anstalten machte, ihre leider etwas rätselhaft geratene Antwort weiter auszuführen.

„Sie schickt mich.“

„Wohin?“ Die Augenbrauen des Soldaten kräuselten sich misstrauisch, doch sein zusehends lockerer Griff ließ die Sikarierin hoffen, dass sie vielleicht doch nicht ganz auf dem Holzweg war. Wohin also?, dachte Eyleane. Na, nach Möglichkeit doch dorthin, wo du sowieso gerade hin willst. „Zu dem Posten auf der Mauer. Hier hast du mich doch aufgehalten, du Grobian!“ In diesem Moment schossen so viele Gedanken durch ihren Kopf – Informationen, die sie nur zu verwerten brauchte – sodass ihre Unsicherheit mit einem Schlag gänzlich verflogen war: Der Wachposten auf der Mauer musste verschwinden, wenn sie Elijah hinüber schmuggeln wollte. „Er soll abziehen. Unverzüglich.“ Eine logische Erklärung dafür hatte ihr Soldat doch vorhin selbst geliefert: „Und zum Südtor gehen. Es sind zu wenig Leute dort.“ Kombiniert mit der Antwort auf die unbeantwortete Frage von vorhin, damit keiner an ihrer Autorität zweifeln konnte: „Lass mich nicht glauben, dass diese Allianz meiner und eurer Stadt völlig umsonst war, nachdem Prinzessin Tamina so viele Schwierigkeiten damit hatte, mich von diesen Mistkerlen zu befreien!“ Und zu guter Letzt garniert mit etwas, dass diese Leute in genug Schrecken versetzen konnte, sodass weitere Nachfragen bereits im Kern erstickt wurden: „Die Perser greifen bald an! Sie sammeln sich dort am Südtor. Es darf auf unter keinen Umständen fallen.“

Die Menge kam ruckartig aus ihrer Stasis wieder in Bewegung; auf der Plaza wurde noch mehr geschubst und gedrängelt als zuvor und die Schreie erhoben sich von laut zu hysterisch. Die vermeintliche nordische Prinzessin fühlte, wie ihre Schulter schlussendlich freigegeben wurde.
 

Elijah derweil konnte nur erahnen, was sich jenseits dieser Mauern abspielte und er fand es ärgerlich, dass Logan, Tali und ihr eigenartiges Anhängsel Stix nicht wieder aufgetaucht waren. Als jedoch nach einer gefühlten Ewigkeit plötzlich unterdrücktes Geklapper hörbar wurde und eine vertraute Stimme „Psst, Eli!“ über seinem Kopf flüsterte, war die üble Laune wie weggeblasen.

Er lief gut zehn Meter von der Mauer weg in den Schutz eines Baumes, um über das Ungetüm von Schutzwall hinweg eine kleine Gestalt erblicken zu können, die gerade eine hölzerne Leiter über die Steine hinausschob... und schließlich dort verharrte. Toll! Was sollte er denn mit einer parallel zum Boden über ihm schwebenden Leiter anfangen? Aber Eyleane das über die nicht gerade geringe Distanz hinweg zu fragen, würde vermutlich mehr ungelegenen Besuch anlocken, als er im Moment vertragen konnte.

Fein, dachte er grimmig, als Sikar lernt man eben mit dem zu arbeiten, was man hat.

Die Mauer etwa zehn Meter. Die Distanz zwischen Mauer und Baum ebenfalls. Der Baum ragte gerade so bis zur Hälfte des Stadtwalls in die Höhe. Und die Leiter schließlich stand etwa vier Meter von den Steinkanten nach vorne.

Also entweder war Tali mit ihrem dummen Vorschlag, über die Mauer zu kommen, Hellseherin gewesen, oder er hatte gerade die blödeste Eingebung seit der Idee, Kareena mit der Großmeisterin der Mao Lyth bekannt zu machen. „So, let's run up this wall, right?“, murmelte er beinahe lautlos zu der nicht mehr anwesenden Tali'Zorah und ging vier Schritte zurück, ehe er noch einmal tief Luft holte und dann schließlich losrannte.

Im Rennen waren es nur noch drei Schritte zum Baum; der erste Fuß, den er senkrecht zur Erde setzte, saß. Der zweite. Beim dritten musste er abspringen. Immerhin das hatte er aus seinen schmerzhaften Erfahrungen zuvor am Abend gelernt. Zwei Schritte eine Wand hoch, beim dritten würde er immer fallen.

Die Welt drehte sich um 180 Grad und Elijah spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss; wie beim letzten Looping, den er mit der Swordfish über den Häusern von Vilar Azair gedreht hatte. Und gerade, als die Umgebung sich wieder richtig herum sortierte und er spürte, wie er wieder zu fallen begann, nahm er alle Konzentration zusammen und stieß mit der Macht des Gondothru so fest gen Boden, dass ein recht beachtlicher Krater den Rasen vor der Mauer zerriss. Der Rückstoß schleuderte ihn zu einem erneuten Überschlag noch höher in die Luft. Wenn er jetzt fiel, würde er nicht mehr mit einem wehen Kreuz davonkommen.

Doch er landete mit dem Rücken zur Mauer: Auf der äußersten Leitersprosse. „Hah! Did you see tha-“ Noch während Elijah sich herumdrehte, blieb ihm seine Lobrede auf sich selbst im Halse stecken. Er sah das andere Ende der Leiter auf sich zukommen. Und sich selbst erneut fallen.

Eyleane, die sich selbst als Gegengewicht auf der anderen Seite der Holzkonstruktion platziert hatte, war kein Vergleich zu dem, was der persische Prinz auf die Waage brachte, und kippte nun samt ihres Mitstreiters und der Leiter dem Übergewicht auf der Außenseite der Mauer entgegen. Und dem zehn Meter entfernten Boden unter ihnen.

„ELI!“

Doch der Angesprochene, der gerade in ungeheurer Geschwindigkeit die einzelnen Sprossen der fallenden Leiter hochspurtete, trat auf der Stelle – bis er schließlich auf der letzten Stufe angekommen war und sich mit aller Gewalt nach oben abstieß und so schnell er konnte nach vorne lehnte, sodass er selbst und die ebenfalls auf dem Weg nach unten befindliche Eyleane gegen den harten Stein der Stadtmauer schlugen.

Und seine Fingerspitzen griffen eine Kante.

Das Mädchen jedoch, das mit dem Rücken an die Wand gestoßen worden war, brauchte einen Moment zu lange, um sich wieder zu orientieren und als sie panisch ihre Arme nach oben riss, war es bereits zu spät, um den rettenden Vorsprung noch erreichen zu können.

Elijahs Bein aber kam ihr gerade recht.

Den harten Ruck an seinem von Kareena malträtierten Fuß quittierte dieser mit einem nicht gerade leisen Aufschrei und einer Hand, die durch das Gewicht den notdürftigen Halt verlor.

Weit unter ihnen hörten sie die Leiter zuerst mit einem dumpfen Ton auf der Wiese aufschlagen und groteskerweise erst danach knackend und berstend in tausend Teile zerbrechen. Elijah musste keinen Blick nach unten werfen, um zu wissen, dass er nicht genauso enden wollte. Er schwang sich – trotz der Schieflage durch Eyleane an seiner rechten Seite – mit der zweiten Hand wieder an den Vorsprung und linste zwischen seiner Brust und der Mauer nach unten. „Are you alright?“, stieß er durch die Zähne hervor.

„Mir geht’s gut“, kam die etwas klägliche Antwort von einer Stimme, die anderes vermuten ließ.

„Well, that's gonna change soon, because I can't hold the weight of both of us any longer with only my fingertips!“

Dass er das ausgesprochen hatte, sollte er auch sogleich bereuen, da Eyleanes prompte Lösung für diese Misere war, hektisch die Körperteile ihres Begleiters als Leiter zu benutzen und ohne Rücksicht auf Verluste zu dem Stuckvorsprung, der sie beide hielt, hochzuklettern.

„Ou! Watch my nose!“

Mit leisem Ächzen zog sie sich auf die Verzierung. Elijah tat es ihr mit leichter Verzögerung und weitaus derberen Flüchen gleich. „Okay, that sure did alarm someone. Let's get the hell out of here!“

„Das musst du mir nicht zweimal sagen.“

Unmittelbar über ihren Köpfen erhoben sich die orientalisch anmutenden Zinnen der vorher noch unüberwindbar wirkenden Mauer, sodass sie nach dieser abenteuerlichen Aktion keine größeren Schwierigkeiten mehr hatten, sich von dem handbreiten Stuckvorsprung auch zu den sicheren Steinen der Stadtmauer hochzuziehen und über die Weite der Überwachungsanlagen zu spähen.

„Where are the watchmen?“, flüsterte Elijah überrascht.

„Abgezogen“, grinste Eyleane und zwinkerte ihm in fröhlichem Stolz zu. „Im Auftrag Ihrer Majestät.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von:  Ayumi_Kirifuda
2011-02-22T11:45:51+00:00 22.02.2011 12:45
also ich fand es klasse das sch eyleane verplaudert hatte.
das ist so typisch für dieses mädel.
aber das diese missgeschicke passiert sind macht das ganze glaubwürdiger.
es sind eben nicht alles mary sues.
Von:  Chosei
2011-02-21T17:45:58+00:00 21.02.2011 18:45
1. das nächste mal, wenn du bei mir hockst und weiter schreibst, mach dir gefälligst den rolladen hoch. xD

2. kommen wir zum eigentlichen kommentar. u___u
super, ehrlich!
bei der stelle, wo Eyleane ihren richtigen namen genannt hat musste ich irgendwie an die musketiere denken, Athos, wenn du dich noch erinnerst. xD
in dem kapi is zwar nicht so viel passiert, außer das die zwie die mauer überwunden haben, aber ich fands trotzdem sehr gut...gerade weil es nicht so schnell und einfach gegangen ist.
jetzt bin ich natürlich gespannt, wies weiter geht...weiß ja noch nicht alles. |D
Von:  Chosei
2011-02-06T16:34:57+00:00 06.02.2011 17:34
wouh~
drama, baby, drama! oO
die szene mit Eli und Eyleane war irgendwie süß. ich muss mir jetzt die ganze zeit vorstellen wie Eli vor dieser mauer steht und...wartet. mal gespannt was Eli noch so alles macht und wie er wann auf wen trifft.

und dir zweite hälfte...oh oh.....Tali muss überleeeebeeeen! >_____<
ich will weiter lesen........°________°
Von:  Chosei
2011-02-06T16:20:16+00:00 06.02.2011 17:20
oh macht, oh macht...atmen....phuuu...ich sterbe vor lachen, ehrlich!
die erste hälfte is echt zum tot lachen. die zweite baut spannung fürs weiter lesen auf....
aufjedenfall war die aktion total game mäßig....nur das es im spiel geklappt hätte, was die drei "prinzen" da versucht haben. xD
und das sie gefangen wurden war auch irgendwie passend. ich lese direkt mal das nächste kapitel, weil ich sehr gespannt bin, wies weiter geht. |D

ach ja...mein lob an dich, das du noch weißt, das Logans augen ein wenig angeschlagen sind. hätte nicht gedacht das sich das wer merkt...oder hab ich das in seinen stecki geschrieben? ich glaube nicht..egal jetzt. xD
Von:  Ayumi_Kirifuda
2011-01-31T17:43:20+00:00 31.01.2011 18:43
ich mag das kapitel sehr.
du hast eyleane viel besser als stix getroffen.
nur eine kleien anmerkung. sie nennt stix immer nur skippi.

Von:  Chosei
2011-01-17T19:28:52+00:00 17.01.2011 20:28
jingjingjingjingjing.....bwahahaha~
das war echt genial. Tali kann einem fast leid tun.......aber nur fast.
aufjedenfall fallen sie mit ihr im schlepptau jetzt ein bisschen auf...naja...egal...das ist es wohl wert. xD
ich freue mich schon, aufs weiter lesen. x3
Von:  Chosei
2011-01-17T19:27:12+00:00 17.01.2011 20:27
der letzte kommentar von Stix/Bys ist...sehr weise. ich würde mich bei den beiden auch nicht einmischen wollen. xD
ich hab wieder viel gelacht~
Von:  Chosei
2011-01-17T19:25:52+00:00 17.01.2011 20:25
sehr interessantes kapitel. da fängts an, richtig rund zu gehen...wenn man das so nennen kann.
die idee, Tali zu nem bruder zu machen...ist unheimlich lustig. xDD
hat aufjedenfall wieder spaß gemacht, es zu lesen. ich bin wirklich gespannt, wie es weiter geht.

ach ja...Logan is kein mensch...aber das reibt er wahrscheinlich nicht gleich jedem unter die nase. ;D
Von:  Chosei
2011-01-17T19:20:07+00:00 17.01.2011 20:20
der...kapitel...name....xDDD
die sache mit dem haargel wird ihn ewig verfolgen.
ließ sich sehr schön lesen das kapitel. ich mag Elis VaterOnkelWahtever.
und......ich würde Logan auch gerne in so klamotten sehen....oô
Von:  Chosei
2011-01-17T19:18:15+00:00 17.01.2011 20:18
also...der schluss war jetzt echt genial. xD
ich musste eh die ganze zeit schon grinsen...aber das mit dem Boden....da musste ich wirklich lachen. xDD
*muss jetzt immer an eine an der scheibe klebenden Adria denken*


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