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First love never die!

Rivers Erinnerungen an seine erste Liebe
von

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Nachtschicht

Langsam gingen alle Lichter um den Wissenschaftler herum aus. Alle hatten sich verabschiedet und gingen langsam aus der Abteilung. Nur der Gruppenführer River Wenham und der Abteilungsleiter Komui Li waren anwesend und hingen über ihren Akten.

„Gruppenführer River! Noch einen Kaffee!“, verlangte Komui und hielt seinem Kollegen seine leere Tasse unter die Nase. Doch der Gruppenführer reagierte nicht. Er war vertieft in eine Anleitung einer neuen Art von Golems und nahm Komui nur nebenbei wahr.

„Ich kann nicht arbeiten, wenn kein frischer Kaffee da ist!“, jammerte der Abteilungsleiter und schlug mit der Hand auf den Tisch. River zuckte zusammen. „Komui, was ist los?“, wunderte er sich und setzte für einen Moment seine Lesebrille ab. „Du hörst mir wohl nicht zu!“, seufzte Komui und erhob sich. Die Uhr über den beiden zeigte schon 3 Uhr morgens.

River überlegte einen Moment. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass Komui ihn angesprochen hatte, doch das lag daran, dass er alles und jeden überhörte, wenn er sich konzentrierte.

Der Gruppenführer nahm einen großen Schluck Cola und seufzte. Er würde auch diese Nacht nicht viel Schlaf bekommen, so wie auch die letzten Nächte.

„Abteilungsleiter Komui.... wann werden wir mal wieder eine Nacht genug schlafen können?“, murmelte River und legte die Anleitung zur Seite. Er war zu müde und zu erschöpft, sie noch weiter ins Englische zu übersetzen. Die kleinen Kanjis verschwommen vor seinen Augen und es fiel ihm schwer, „ni“ von „mi“ zu unterscheiden.

Komui sah ihn an. Einen Moment lang wusste er nicht, was er sagen sollte, dann seufzte er lang. „Tut mir Leid! Ich würde mich auch freuen, wenn wir mal einen Tag nicht bis in die Nacht arbeiten müssten!“, entschuldigte er sich und senkte seinen Blick. Doch River winkte ab. „Es ist ja nicht deine Schuld, Komui!“

Der Abteilungsleiter lächelte schwach. Dann drehte er sich um. „Ich sehe mal eben nach, ob Jerry noch wach ist! Soll ich dir eine neue Cola mitbringen?“, erkundigte er sich. River nickte. Dann lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und sah gegen die Decke. Und die Decke sah zurück.

Der Gruppenführer erschreckte sich. Er zuckte so heftig zusammen, dass er mitsamt dem Stuhl zu Boden fiel. Die Zimmerdecke hatte ihn angestarrt, mit roten Augen.

Der junge Australier rieb sich durchs Gesicht, dann starrte er wieder zur Decke. Doch die Augen waren verschwunden.

„River!“, sagte plötzlich eine Stimme und wieder zuckte er zusammen. „W-wer bist du?“, stotterte er und sah wieder wie gebannt zur Decke.

Jemand legte ihm eine Hand auf die Schulter und antwortete: „Ich bin es doch nur, Johnny!“ Der Gruppenführer sah in die Richtung und tatsächlich stand Johnny Gil neben ihm.

„Was machst du denn auf dem Boden?“

„Ich bin hingefallen!“, log River und stand wieder auf. „Sag mal, Johnny... glaubst du an Geister?“ Der Wissenschaftler sah ihn zweifelnd an. „Natürlich nicht! Warum auch?“

„Nichts. Es war nur so ein Gedanke!“, redete sich der Australier raus und stellte seinen Stuhl wieder auf. „Ich denke, so etwas gibt es nicht!“, überlegte Johnny und setzte sich zu ihm.

„Aber es gibt doch auch Akuma! Warum sollte es dann keine Geister geben?“, murmelte River und blätterte dabei lustlos durch seine Unterlagen. „Ich weiß es nicht! Aber ich gehe jetzt auch wieder ins Bett! Gute Nacht, Gruppenführer River!“, mit diesen Worten ging Johnny.

„Ich bin mir sicher, es gibt welche... es gibt ja auch Dämonen!“, sagte er zu sich selber und nahm den letzten Schluck Cola aus seinem Becher. Vor seinem inneren Auge erschienen Bilder eines jungen Mannes. Es war ein Mann, den er einst kannte, doch den er wieder aus den Augen verlor, als er beschloss, den Orden zu unterstützen.

Komui kam langsam die Treppe herunter zu River und hielt zwei Tassen in der Hand. Vorsichtig stellte er diese Tassen auf dem Tisch ab und ließ sich seufzend wieder neben River fallen.

„Lass uns gleich auch schlafen gehen!“, gähnte der Abteilungsleiter und legte seine Akten zur Seite. River nickte zustimmend und trank die Cola mit einem Schluck aus. Dann stand er auf.

„Gute Nacht, Komui!“

„Gute Nacht, River!“

Der Gruppenführer ging leise den Gang entlang, um keinen der Exorzisten zu wecken. Er wusste, wie sehr sich die Auserwählten anstrengten, um den Millennium-Grafen aufzuhalten. Und auch er, River, wollte sein bestes geben, um die Welt zu retten. Dafür kämpfte er und das musste auch der junge Mann aus seinen Erinnerungen einsehen. Auch wenn River ihn verletzt hatte und ihn verließ, hoffte er inständig, dass er ihm verzeihen konnte.

Tränen liefen dem Australier über die Wange und seine Kehle fühlte sich an, als wäre sie zugeschnürt. Warum musste er nur jetzt wieder so an diesen jungen Japaner denken, den er vor 10 Jahren verlassen hatte? Er war doch der erste, den River jemals geliebt hatte. Und er war auch bis jetzt der einzige.

Plötzlich öffnete sich neben ihm eine Tür und Allen Walker, ein junger Exorzist trat in den Gang. Er sah River und blieb augenblicklich stehen.

„River-san? Was ist los mit Ihnen?“, fragte der Junge erschrocken und trat auf ihn zu. Doch der Gruppenführer wich zurück und rieb sich die Tränen aus den Augen. „Es ist alles in Ordnung. Ich hatte nur etwas im Auge!“, log er und ging mit schnellen Schritten weiter. Allen sah ihm verwirrt hinterher.

Nach wenigen Schritten erreichte der Australier sein Zimmer und warf sich dort auf sein Bett. Er versuchte, mit allen Mitteln, das Bild des Mannes aus seinem Kopf zu bekommen. Doch das Bild war das einzige, das River von ihm blieb, denn hatte seinen Namen vergessen.

„Wie kann ich nur so grausam sein? Warum erinnere ich mich nicht mehr an seinen Namen?“, schluchzte er und drückte sein Gesicht ins Kissen. Es war, als hätte jemand den Namen aus seinem Gedächtnis gelöscht.

„Wer bist du....?“, brachte der Gruppenführer zwischen Tränen hervor und versuchte sich krampfhaft an den Namen zu erinnern, doch das brachte ihm nur Kopfschmerzen. Je mehr er es versuchte, desto weniger wollte er ihm einfallen. Und nun verschwand auch noch die Erinnerung an sein Gesicht.

„... warum nur?“, schluchzte River verzweifelt und zog sich die Decke über den Kopf. Er weinte noch einige Minuten, dann schlief er unter Tränen ein.

Traumatische Erinnerung an einen Mord

River verließ die Schule nach seiner letzten Stunde. Er wollte schnell nach Hause, bevor ihn die Jungs aus seiner Klasse erwischten und wieder ärgerten. Der junge Australier war oft alleine und hatte keine Freunde. Er war fleißig, aber einsam.

„Sehr mal, Leute. Da ist ja das Streberlein!“, lachte einer der Jungen und stellte sich vor River. „Wo willst du denn hin? Heim zu Mama und ihr von deiner guten Note berichten?“

River drehte sich weg. „Heute werde ich mich nicht ärgern lassen! Heute nicht!“, dachte er verbissen und wollte an ihnen vorbei gehen, doch der größte hielt ihn feste.

„Nicht so schnell, Wenham! Gib mir deine Mathe Hausaufgaben und ich lasse dich in Ruhe!“, verlangte Uria, der Anführer der Clique.

„Nein!“, sagte River bestimmt und riss sich los, doch Uria hielt ihn wieder feste. „Werde mal nicht gleich unverschämt... wir sind doch so etwas wie... Freunde!“, lachte er und drückte sein Opfer auf den Boden. Dann setzte er sich auf Rivers Bauch, griff in seine Tasche und durchsuchte sie. Dann warf er sie weg.

„Rede, Wenham! Wo sind deine Schulsachen?“, fauchte sein Peiniger und fuchtelte mit seiner Hand vor Rivers Gesicht herum. Doch er schwieg. Der junge Australier hatte genug von den Schikanen der anderen und er wollte sich nicht alles gefallen lassen.

„REDE!!“, schrien die anderen Jungen um sie herum, doch River schwieg weiter. Er wusste, dass er wieder mit blutiger Nase nach Hause kommen würde, doch es reichte ihm wirklich. Er wollte nicht mehr der kleine schwache Streber sein, für den ihn alle hielten.

Uria ballte die Faust und holte aus. Mit gewaltigem Schwung näherte sich seine Faust Rivers Gesicht, doch dann wurde sie gebremst.

Uria sah auf und blickte in zwei azurblaue Augen. „Ich würde es lassen, wenn ich du wäre!“, sagte der Mann mit sanfter Stimme, doch der Griff um Urias Handgelenk war stark und bestimmt.

River sah auf. Der Mann, der ihn gerettet hatte, hatte schwarze Haare, die bläulich in der Sonne glänzten. Seine Haut war gebräunt und er war groß, fast zwei Meter.

„Lass mich los, Alter!“, beschwerte sich Uria, doch es half nichts. Der Fremde verstärkte den Griff noch. „Lasst den Jungen in Ruhe, oder ich werde wütend!“, warnte er und seine Miene verfinsterte sich. Nun konnte er einem richtig Angst machen.

Die Jungen wichen zurück. Auch Uria sprang von River runter und machte einige Schritte nach hinten. „Und jetzt verschwindet!“, war die Anweisung des Mannes. Das ließen sich die Jungen nicht zweimal sagen und rannten Hals über Kopf davon.

„Hey, ist bei dir alles in Ordnung?“, fragte Rivers Retter und kniete sich zu ihm, um ihn aufzuhelfen, doch der Junge ließ sich nicht helfen.

„Ich kann alleine aufstehen!“, sagte er abweisend und sammelte seine Sachen zusammen. Der Fremde lachte. „Davon bin ich überzeugt!“, antwortete er und reichte River seinen Schlüssel, der neben ihm lag. Dabei erhaschte er einen Blick auf den Anhänger, auf dem „River“ stand.

„River also, hm?!“, fragte er gut gelaunt und sah zu, wie er auch die letzten Sachen noch in seiner Tasche verstaute und sie dann zuband. „Ja... mein Name ist River Wenham!“, seufzte er und sah dann endlich zu seinem Retter. „Vielen Dank für die Hilfe!“

„Ehrensache“, lachte er, „mein Name ist übrigens ----!“

„Sie sind Japaner?“, staunte River und seine Augen funkelten.

„Ja! Ich bin ne waschechte Japse!“, lachte sein Retter und fuhr sich mit den Fingern durch seine langen schwarzen Haare.

„Woooooow!! Können sie mir japanisch beibringen?“, bettelte River und seine Augen funkelten vor Freude. „Mal langsam, Kleiner!“, der Japaner lächelte freundlich und streichelte River über den Kopf. Doch der Junge mochte diese Geste nicht und wich nach hinten aus. „Lassen Sie das! Ich bin doch kein Kind mehr!“, beschwerte er sich und nahm seine Tasche wieder auf den Rücken.

„Nein, ein Kind bist du wahrlich nicht mehr!“, der junge Mann war vergnügt über Rivers Benehmen. Er nahm etwas aus seiner Hosentasche und reichte es dem Jungen. „Wenn du wieder ärger hast, ruf mich an!“, mit diesen Worten ging er.

River sah dem Japaner noch einige Minuten hinterher, dann setzte auch er sich in Bewegung und seine Füße trugen ihn ohne sein dazutun zum Haus der Wenhams.

„Mama, Papa, Fio, ich bin wieder da!“, rief er durch das Haus, doch er erhielt keine Antwort. Es war drückend still und alles war anders als sonst.

River hielt einen Moment inne. Es roch nicht nach Essen, wie es sonst um die Zeit der Fall war. Er hörte auch nicht, wie Fio spielte oder sang oder durch das Haus hüpfte. Und er hörte auch nicht, wie sich seine Eltern stritten.

Der junge Australier ging leise durch den Flur in die Küche. Er nahm einen beißenden Geruch wahr, der in der Luft hing wie die Feuchtigkeit nach einem Sommerregen. Doch dieser Geruch erinnerte ihn an Zahnfleischbluten oder den Geruch einer offenen Wunde. Sofort wusste River was es war: Blut.

„MAMA!! PAPA??“, rief er verzweifelt und fing nun an zu rennen. Er rannte aus der Küche ins Wohnzimmer, wo er einen Zettel liegen sah. Es war eine Nachricht von seiner Mutter, das erkannte er auf den ersten Blick an der Handschrift.

„Mein geliebter Sohn“

River nahm den Zettel in die Hand und wusste, dass er nichts gutes verheißen würde.

„Ich weiß, wie schwer es dir fallen wird, aber ich kann diese Last nicht mehr tragen!“

Der Junge schluckte hart. Er wusste, wie sehr seine Mutter unter den Launen seines Stiefvaters litt und dass sie sich trennen wollte.

„Ich werde die Scheidung so schnell wie möglich einreichen!“

Langsam ließ er sich aufs Sofa fallen und spürte, wie die Tränen in seine Augen traten und drohten, wie ein Wasserfall seine Wangen entlang zu laufen.

„Ich wollte nicht, dass es so kommt... ich wollte Fio und dich verschonen!“

Eine einzelne Träne lief über Rivers Wange, doch er wusste im Inneren, das dies nicht die einzige bleiben sollte.

„Ich war in letzter Zeit keine gute Mutter, verzeih mir. Ich wollte immer für dich da sein, doch ich hatte immer mehr das Gefühl, ich würde dich für immer verlieren!“

Weitere Tränen rollten langsam seine Wangen runter und glänzten wie Eiskristalle auf seiner hellen Haut.

„Es tut mir so unendlich Leid, mein Sohn... ich hoffe du kannst mir vergeben.... ich wünschte mir, dass du mir dein Herz öffnest und mich in deine Welt eintreten lässt!“

Ohne es zu registrieren zerknüllte River das Blatt und Tränen rannen ihm unaufhaltsam durchs Gesicht. Diese Nachricht bewegte so viel in dem 16-jährigen Jungen und er fühlte sich auf einmal so schlecht und schuldig, dass er seiner Mutter gegenüber so abweisend war.

„Ich wünschte, ich könnte die Vergangenheit einfrieren, um sie vor der kalten Zukunft zu schützen!“, murmelte River und ließ den Kopf sanft auf die Tischkante fallen. Er fühlte sich auf einmal so alleine und verletzlich.

Ein Kratzen an der Tür ließ den Jungen hochschrecken. Sein kleiner Hund stand im Flur und jaulte erbärmlich. An seinem Fell klebte überall Blut und River konnte die Trauer und den Schreck in den Augen des Tieres sehen. Und nun konnte er sich denken, was passiert war, und vor allem, wo seine Eltern waren. Doch er war wie gelähmt und konnte sich nicht bewegen.

„Ich...ich muss nachsehen... ich...bilde mir das nur ein!“, keuchte er und überwand sich um aufzustehen. Er schleppte sich mühsam zur Tür und ließ sich von seinen Füßen in das Arbeitszimmer seines Vaters tragen.

Was er da sah, raubte dem jungen Australier fast den Verstand. Auf dem Boden direkt vor ihm lagen drei Menschen. Sie waren alle tot, ermordet durch einen Schuss in den Kopf. Der Boden war rot vor Blut und es roch abscheulich.

Gleich zu Rivers Füßen lag seine Mutter, den Mund wie vor Überraschung leicht geöffnet. In ihren Augen glitzerten noch einige Tränen. Ihr weißes Kleid war von Blut getränkt und sie wirkte angespannt, wie bei der Vorbereitung auf einen harten Kampf ohne Aussicht auf einen Sieg.

Gleich neben ihr lag ein junges Mädchen. Sie lag in den ausgestreckten Armen der Mutter. Ihr stand der Schreck in den Augen geschrieben. Ihr Gesicht war angespannt und sie sah aus, als würde sie noch jetzt schreien. Ihr ganzer Körper war dem der Mutter zugewandt, um dort Schutz vor der Waffe zu finden. Doch auch sie traf eine Kugel in den Kopf und noch immer floss Blut ihre Stirn runter.

Ganz am Ende des Raumes lag ein Mann, ganz in schwarz gekleidet. Sein Gesicht hatte im Gegensatz zu dem seiner Mutter und Fios einen entspannten Ausdruck. Alle viere hatte er von sich gestreckt. In seiner linken Hand lag eine Pistole. Seine Augen waren geschlossen, doch auch in seinen Augenwinkeln waren Tränen zu erkennen.

River starrte mit aufgerissenen Augen seine Mutter und seine Halbschwester an. Er konnte nicht Schreien, denn seine Kehle war wie zugeschnürt. Er wollte sich bewegen und den Anblick nicht mehr ertragen, doch sein Blick war wie gebannt auf dieses Blutbad gerichtet.

„N-nein.“, stotterte er und torkelte nach hinten. Noch immer konnte er seine Augen nicht abwenden von der Katastrophe, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte.

Der Junge schrie aus vollem Leibe. Er wusste nicht, wer hinter ihm stand, doch die Angst war so groß, dass River das Gefühl hatte, er würde daran sterben. Ganz langsam bewegte er seine Augen nach hinten, um die Person hinter sich wahrnehmen zu können.

Doch River hielt diese Spannung nicht aus und drehte sich ruckartig um. So ruckartig, dass der Fremde erschrak und nach hinten fiel.

„Hey.. ich bin es doch nur!“, beruhigte der Japaner vom Vormittag den aufgebrachten Jungen. „---, was machen Sie denn hier?“, wunderte er sich und wischte sich durchs Gesicht. Doch der junge Mann winkte ab. „Tragisch.... der Boden spricht Bände!“, seufzte er.

River verstand das nicht. „Wie?“, brachte er hervor und versteckte sich hinter dem Fremden. Dieser streichelte ihm beruhigend durch die Haare. „Der Boden... das Blut sagt mehr als 1000 Worte!“, erklärte er und kniete sich hin. Vorsichtig berührte er das Blut am Boden und zerrieb es zwischen Daumen und Mittelfinger. Dann roch er einige Sekunden daran.

„Was...ehm... sagt das Blut Ihnen?“, fragte der Junge angewidert und entfernte sich einige Schritte. Noch immer war ihm das Entsetzen ins Gesicht geschrieben.

„Nicht so wichtig!“, vertuschte der Japaner es und verließ das Zimmer. River folgte ihm. „Du solltest zu deinen Verwandten nach Paris gehen!“, schlug der Mann vor und drehte River den Rücken zu. Doch dieser fragte: „Warum? Was ist hier geschehen?“

Doch der fremde war verschwunden...

Die "lieben Verwandten"

River schreckte hoch. Hatte er geträumt? War das der Tag gewesen, an dem er seine erste Liebe zum ersten Mal begegnet war? Doch warum konnte er sich immer noch nicht an den Namen des Mannes erinnern? Wieso war er wie aus seinem Kopf ausradiert?

Wieder fing Rivers Kopf heftig an zu schmerzen. Es war ihm scheinbar nicht vom Schicksal gegönnt, sich an diese Jugendschwärmerei zu erinnern. Vielleicht war es auch schon übertrieben von ihm, das als Liebe zu beschreiben! Er musste einfach einen klaren Kopf bekommen.

River stand auf und ging langsam zum Fenster. Das Wetter war trüb und es nieselte. In der aufgehenden Morgensonne wirkte der Nieselregen wie Silberfäden, die vom Himmel fielen. Dieser Anblick bewegte etwas in dem jungen Mann und er musste sich einen Moment hinsetzen. Ein Schwindelgefühl kam in ihm auf, als wollte eine höhere Macht ihn auf jeden Fall daran hindern, sich an diesen Japaner zu erinnern. Doch diese Tatsache schmerzte so sehr.

„River!“, flüsterte plötzlich eine sanfte Stimme und für einen Moment hatte der junge Australier das Gefühl, jemand hätte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt, doch als er sich umdrehte, war da niemand.

„bist du das, Ma- ?“, River stoppte. Ma? Waren das die Anfangsbuchstaben des verzweifelt gesuchten Namen? Doch wie ging der Name weiter?

„Ma-!“, mehr bekam der Gruppenführer nicht zusammen. Er konnte sich beim besten Willen nicht den Rest zusammen reimen.

River grübelte weiter über den Namen und bemerkte dabei nicht, dass die Sonne schon hoch am Himmel stand, als es plötzlich klopfte.

„Gruppenführer River? Geht es dir nicht gut?“, fragte Komui uns streckte vorsichtig den Kopf ins Zimmer. Er trug in jeder Hand eine Tasse Kaffee und wirkte ebenso müde, wie River sich noch immer fühlte. „Vielen Dank, Komui!“, seufzte der Australier und nahm dem Abteilungsleiter eine Tasse ab. „Könnte ich mir heute Vormittag frei nehmen?“

Komui sah ihn verwundert an, dann lächelte er. „Du warst gestern schon so komisch! Eine Auszeit wird dir gut tun!“, antwortete er verständnisvoll und setzte sich neben seinen Freund. Dann wurde sein Gesicht ernster. „Hast du irgendwelche Probleme, über die du reden willst?“

River dachte einen Moment nach und schüttelte dann den Kopf. „Nein“, sagte er bestimmt, „ich wollte nur meine Verwandten unten in der Stadt besuchen!“

So kam es, dass der Gruppenführer nur eine halbe Stunde später bei dem Haus seiner Verwandten stand und nicht den Mut hatte, die Klingel zu betätigen. Es würde für seine Tante und seinen Onkel bestimmt einen undankbaren Eindruck machen, wenn er jetzt, nach 8 Jahren ohne Kontakt auf einmal wieder in der Tür stand, um seine alten Tagebücher durchzusehen.

„Vielleicht wohnen sie schon nicht mehr hier!“, überlegte der Australier seufzend und versuchte, so unauffällig wie möglich durch das Fenster zu spähen. Er konnte aber drinnen nichts erkennen. Es war dunkel und scheinbar war niemand zu Hause.

Nun war Rivers Neugier geweckt und er ging um das Haus rum. Dabei streifte er den verwilderten Garten und die Schaukel, auf der er oft gesessen hatte, nur beiläufig mit einem Blick. Was ihn viel mehr interessierte, war, was in dem Haus passierte.

Als der Australier durch die Terrassentür sah, erkannte er, dass wohl schon lange niemand mehr da gewesen war. Selbst durch das verschmutzte Fensterglas konnte er eine dicke Staubschicht erkennen. Das war ganz und gar unmöglich für Rivers Ordnung liebenden Verwandten. Es sei denn, das Haus war seit längerer Zeit unbewohnt.

Der Gruppenführer sah sich um und erblickte einen Hoffnungsschimmer. Eine der Kellerluken stand offen und er konnte bequem herein klettern. Das hatte er als Kind schon immer gemacht.

Von drinnen sah das Haus noch schlimmer aus. Schritte, die man machte, klangen dumpf unter dem Staub und es war schwer, zu atmen, ohne husten zu müssen.

Im Wohnzimmer blieb River stehen und sah sich um. Am Boden lag Kleidung. Sie sah aus, als lag zuvor noch eine Person da, doch jetzt war dort nur etwas, das an Sand erinnerte.

„Sie wurden wohl von Akuma getötet!“, murmelte der Wissenschaftler trocken und trat näher heran. Er bedauerte den Tod seiner Verwandten nicht wirklich, denn er hatte sich nie wohl gefühlt in diesem Haus. Er war immer so etwas wie ein Störenfried.

Plötzlich zog etwas anderes Rivers Aufmerksamkeit auf sich. Es war ein Aufgeschlagenes Buch, das am Boden lag. Dieses Buch war eins von den Tagebüchern seiner Tante und der Australier nahm es in die Hand und blätterte es durch. Er wollte wissen, was so reiche und eingebildete Menschen, wie seine Tante einer war, in ihr Tagebuch schrieben.

„12. September: Heute hat sich die Nachbarin einen neuen Hund gekauft. Ich habe ihr zwar davon abgeraten, doch sie hört ja nicht auf mich. Die gute Frau sollte lieber mehr Geld für ihr Aussehen investieren...“, las River laut und seine Gesichtszüge waren starr.

Er blätterte noch ein wenig weiter, als er durch Zufall auf etwas interessantes traf.

„28. Dezember: Ein seltsamer Mann stand heute Morgen vor der Tür und wollte unbedingt mit River sprechen. Das kam mir sofort komisch vor, weil der Junge nie Freunde hatte. Als ich diesem Mann sagte, dass der Junge schon seit 2 Jahren nicht mehr hier wohnt, bestand er darauf, sein altes Zimmer zu sehen. Nach langen betteln des Fremden gab ich nach und ließ ihn in das Zimmer. Es ist eigentlich egal, da das Zimmer eh nur noch als Abstellkammer dient. Als er sich eine Weile umgesehen hat, ging er auch wieder, aber ich glaube, er hat in dem Zimmer etwas vergessen. Seltsamer Weise verriet der Fremde seinen Namen nicht.“

River schluckte hart. War dieser Fremde seine erste Liebe? Hatte er sich auf den Weg gemacht, ihn zu suchen? Doch dieser Eintrag war 6 Jahre alt und er gab die Hoffnung auf, dass er noch immer nach ihm suchte.

River überflog den Eintrag noch einmal und legte das Buch dann weg. Alle wichtigen Informationen behielt er sich gut im Kopf. Einen Moment überlegte er noch, ob er auch nichts übersehen hatte, dann ging er langsam in sein ehemaliges Zimmer.

Dieses Zimmer war wirklich nicht mehr als eine staubige Abstellkammer. Doch seine Möbel und auch seine Bücher waren noch zu erkennen.

Aber jetzt gab es etwas anderes, das den Wissenschaftler interessierte. Was hatte dieser Mann nur in seinem Zimmer vergessen?

Nach kurzem Suchen fand River einen Briefumschlag mit japanischen Zeichen drauf. Das war es wohl, wonach er gesucht hatte. Der Australier riss schnell den Umschlag auf und holte hektisch den Brief raus. Mit zitternden Händen hielt er ihn fest.

Mein geliebter River,

es tut mir so unendlich Leid, was geschehen ist!

Ich wollte nicht, dass du es erfährst, um dich zu schützen.

Bitte versteh meine Gefühle. Ich bin dein Freund, gleichzeitig aber auch wie ein Vater.

Es lag nicht in meiner Absicht, dich zu verstoßen.

Ich kenne die Wahrheit nicht, doch wenn es meine Schuld ist, dass du nach Paris gingst, möchte ich dir mein ganzes Bedauern aussprechen. Ich wünschte mir, ich könnte die Schuld lindern.

Wenn du mir eines Tages verzeihen kannst, werde ich da sein, um dich wieder in die Arme schließen zu können.

In großer Reue,

......

River sah wie gelähmt auf den letzten Teil des Briefes. Das durfte doch nicht wahr sein?! Warum musste grade dort die Tinte so verlaufen, dass nur noch ein schwarzer Fleck übrig blieb?!

Der Australier zerknüllte den Brief vor Wut und warf ihn weg. Doch dann überlegte er sich, dass er ihn als Andenken behalten wollte und über den Sinn nachdenken musste. River verstand nicht, warum ER sich die Schuld gab? Schließlich hatte River selber beschlossen, nach Paris zu gehen um dort zu studieren. Er dachte immer, er wäre derjenige gewesen, der einen Fehler gemacht hatte. Und sein Freund hatte ihn ganz sicher nicht verstoßen.

Der Gruppenführer hob den Brief wieder auf. Dabei warf er einen Blick auf das Buch, auf dem er gelandet war und erstarrte in seiner Bewegung. Es war sein Tagebuch von vor 8 Jahren. Das letzte Tagebuch vor seiner Reise nach Paris...

Hinweise

28. Dezember:

Heute hab ich meinen ersten Kuss bekommen.... von einem Mann!

Ma-kun hat mich aufgenommen, da er sagte, er wolle nicht, dass ich alleine nach Paris fliege. Er meinte, es wär für einen Jungen in meinem Alter einfach nicht sicher. So hat er mich mit in seine „Wohnung“ genommen. Und diese Wohnung hat den Namen nicht verdient... es war eher ein Haus, das er für sich alleine hatte.

Jedenfalls war er total lieb zu mir. Er hat mich getröstet und ließ mich in seinem Bett schlafen. Ma-kun hat dafür auf dem Sofa geschlafen.

Ich bin immer noch sehr geschockt über den Tod meiner Familie, aber ich habe jetzt einen Halt. Eigentlich kann ich es immer noch nicht richtig glaube.... aber jedes Mal wenn ich daran denke, tauchen diese Bilder in meinem Kopf auf und ich muss weinen.

Ma-kun sah es und hat mich ganz sanft an sich gedrückt. „Es ist gut, wenn du weinst“, hat er gesagt, „so kannst du die Schmerzen raus lassen!“

Ich weiß nicht, was los war. Bin ich verwirrt? Ich habe dieses taube Gefühl im Körper, wenn ich ihn ansehe und er mir ein Lächeln schenkt. Ich bin mir sicher, dass er mich nie belügen würde.... ich fühle mich sicher bei ihm.

Ich habe mich aus Trauer ganz feste an ihn gekuschelt und ließ all meine Schmerzen raus. Und es half wirklich... je länger ich weinte, desto besser wurde es. Ma-kun hat mir sehr geholfen. Er hat mir über die Wange gestreichelt und seinen Kopf dann ganz langsam zu meinem bewegt.... Ich wusste erst nicht, was ich machen sollte, aber als er dann mit seinen Lippen meine berührt hat, habe ich gefühlt, dass es das richtige war, was er tat. Ich habe dann meine Lippen gegen seine gedrückt und dann hat er angefangen, meinen Mund mit seiner Zunge zu erkunden.

Ich hab immer noch dieses kribbelige Gefühl im Bauch, wenn ich an diesen Kuss denke. Ich kenne Ma-kun erst seit einem Tag, aber ich glaube, ich habe mich in ihn verleibt.... in einen Mann, der 12 Jahre älter ist als ich..... Peinlich, Peinlich!
 

29. Dezember:

Es ist Samstag und das Wetter ist schlecht. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, also habe ich angefangen, Ma-kun’s Haus zu putzen... Ma-kun war arbeiten und ist es auch jetzt noch, obwohl es schon 23:45 Uhr ist.... Wo er wohl bleibt?

Jedenfalls hatte sein Bad es nötig, geputzt zu werden. Da sah es aus, als würde nie jemand da putzen. Ich hatte da wirklich eine Menge zu tun.

Die anderen Räume sahen zum Glück sehr viel besser aus. Dort hatte ich nicht so viel zu tun. Aber unter dem Bett von Ma-kun habe ich etwas seltsames entdeckt.... Es war ein sehr altes Buch, das scheinbar noch handgeschrieben war.... ich hatte Angst, es aufzumachen.... vielleicht würden die Seiten zu Staub zerfallen.

Meine Neugier ist groß...aber ich will nicht riskieren, dass das Buch kaputt geht. Ma-kun wäre sicher sauer auf mich. Vielleicht sollte ich ihn darauf ansprechen, wenn er wieder kommt.... vorausgesetzt, ich bin da noch wach.... ich merke schon, wie meine Augen zufallen.

Vielleicht sollte ich es wirklich morgen machen!
 

30. Dezember:

Entweder ist Ma-kun schon wieder weg oder er war nicht zu Hause. Ich mache mir ein bisschen Sorgen. Er ist zwar schon 28, aber trotzdem ist es doch nicht normal, zwei Tage am Stück zu arbeiten...oder doch?

Ich habe mir noch die Zeit damit vertrieben, alle möglichen anderen Bücher zu durchforsten, aber keines reizte mich so sehr wie das große unter dem Bett. Ich wollte es unbedingt lesen.

Dicho y hecho, wie der Spanier sagen würde..... also, gesagt, getan und ich hatte das Buch in der Hand. Ganz vorsichtig hab ich es aufgemacht und stellte fest, dass es wirklich handgeschrieben war. Aber ich konnte kein bisschen davon lesen, weil ich kein Japanisch kann.... nur ein Gedicht war da, das Englisch war. Das hab ich gelesen und mir auch gut gemerkt:
 

Willst du der Sonne entflieh’n

Und der Nacht vertrau’n

Kannst dich der Kraft nicht entzieh’n

Musst du auf den Vollmond bau’n

Die Kraft liegt in dir

Ergib dich ihr ganz

Vertraue nur mir

Gib dich hin dem teuflischen Tanz
 

..... das klingt übel.... ich weiß nicht, ob ich wirklich Ma-kun danach fragen soll. Hat er vielleicht etwas mit schwarzer Magie zu tun? Ich habe ein bisschen Angst, dass ich einen Fehler gemacht hab.

Unter dem Gedicht stand noch etwas.... aber was „Masaho“ bedeutet, weiß ich nicht. Aber ich sollte Ma-kun jetzt suchen gehen... ich finde es nicht normal, dass er immer noch weg ist.
 

31. Dezember:

.......
 

River legte sein Tagebuch weg. Schon wieder erhielt er keine Auskunft über den Namen. Er erinnerte sich jetzt zwar daran, dass er ihn immer „Ma-kun“ nannte, doch der wirkliche Name war noch immer wie aus seinem Gedächtnis gelöscht.

„Seltsam“, murmelte der Australier, „warum ist beim 31. Dezember kein Eintrag?“ Er blätterte weiter. Alle Einträge danach waren nur noch darüber, wie er den Japaner seine Liebe gestand, sich dann aber entschloss, fort zu gehen....

„Er hat mich auch geliebt!“, seufzte River und sah sich noch ein wenig um. Dabei hinterließ er in der Stabschicht am Boden deutliche Fußabdrücke.

River sah noch kurz zum Bett und blieb dann wie vom Schlag getroffen stehen. Die auf dem Bett verstreuten Bücher bildeten das japanische Schriftzeichen „Ro“.

„Ro? ...was soll das heißen?“, dachte River laut nach, dann traf es ihn wie ein Blitz. Es war die letzte Silbe des Namens seines geliebten Japaners.

„Ma....ro!“, doch mehr brachte River immer noch nicht raus. Er hatte auch leider vergessen, was Ma-kun mal über seinen Namen gesagt hatte....

„VERDAMMT!!!“, schrie der Australier und schlug gegen die Wand. „Warum kann ich mich nicht erinnern...? Warum nicht?“, Tränen stiegen wieder in seine Augen und liefen seine Wange runter. Er litt sehr unter dem Verlust und bestrafte sich selber dafür, dass der Kontakt abgebrochen war. Doch er konnte sich nicht erklären, was mit dem Brief gemeint war.

Plötzlich zuckte der Gruppenführer zusammen. Es war ihm, als hätte er deutlich zwei Stimmen gehört. Eine erwachsene Stimme, die weise und gütig klang und eine von einem Jugendlichen.

„Mata aimashô ka?“

„Ii desu yo!“

Die Tränen, die Rivers Augen verließen, wurden immer mehr. Er wusste, wer diese Stimmen waren, und er wusste auch, was sie sagten. Es waren er und der Japaner, als sie sich am Flughafen voneinander trennten.

„Sehen wir uns einmal wieder?“

„Sehr gerne!“

„Du Idiot... warum hast du mich gehen gelassen?“, keuchte River und sank auf die Knie. Dabei drückte er den Brief feste an sich. Er hielt diese physische Belastung nicht mehr lange aus. Er wollte nur noch seinen Freund zurück... seinen süßen Japaner.... seinen Ma-kun....

Neue Hoffnung

Langsam bewegte sich River aus dem Haus und schlurfte die Straße entlang. In ihm war jede Hoffnung erloschen, sich jemals wieder an den Namen des Japaners zu erinnern. Auch glaubte er nicht mehr daran, ihn jemals wieder zu sehen.

Der Australier ließ sich von seinen Füßen zurück zum Orden tragen und setzte sich dort in die Kantine. Er hatte keinen Hunger, doch wollte er auch nicht mir Komui oder einem der anderen über seine Trauer reden. Er wollte im Moment nur ein wenig alleine sein. So saß er an dem Tisch und sah auf seine Hände und sagte nichts.

River sah erst wieder auf, als sich jemand ihm gegenüber setzte. Es war Kanda, einer der Exorzisten. Er war ein 18-jähriger Japaner und oft sagte man, er war ein emotionales Gefrierfach.

„Ah, hallo Kanda!“, sagte der Gruppenführer knapp und starrte wieder herab auf seine Hände. „Hallo Gruppenführer River!“, antwortete Kanda nonchalant. Dann begann er, seine Soba-Nudeln zu essen. River beobachtete ihn eine Weile schweigend. Dabei fiel ihm auf, wie schön Kanda eigentlich war. Er hatte noch nie diese weichen Gesichtszüge so wahrgenommen wie jetzt. Seine braunen Augen wirkten leicht und doch bodenständig. Seine bläulichen Haare hatte River noch nie als so schön empfunden wie jetzt und plötzlich fiel ihm etwas auf. Yu Kanda ähnelte seinem geliebten Japaner etwas. Es war nicht das Aussehen selber, obwohl es da auch Ähnlichkeiten gab, doch am meisten erinnerte Kandas kühle und besonnene Art an die von Ma-kun.

Kanda sah auf und bemerkte, wie intensiv River ihn beobachtete. „Ist was?“, fragte er leicht genervt und legte seine Stäbchen weg. Der Australier zuckte zusammen. „N-nein!“, antwortete er und fuchtelte mit den Händen. Doch dann wurde sein Blick nachdenklich. „Du erinnerst mich an jemanden!“

Kanda sah ihn leicht verwirrt an. Er hatte mit allem gerechnet, doch damit nicht. Im ersten Moment wusste er nicht, was er sagen sollte.

Doch dann fing er sich und er fragte: „An wen denn?“

„Ich kenne seinen Namen nicht ganz...aber ich nannte ihn immer Ma-kun!“

Kanda überlegte einen Moment. Dann, für ein Bruchteil einer Sekunde, sah er aus, als wüsste er etwas, doch dann verfinsterte sich seine Miene. „Tut mir Leid, das sagt mir nichts. Ist er Japaner?“

River nickte kurz, doch dann winkte er ab. „Ist sowieso egal, er hat mich sicher schon längst vergessen!“ Die Röte stieg dem Gruppenführer ins Gesicht, doch innerlich hoffte er, seine Worte waren Unsinn.

Kanda zog die Augenbrauen hoch. „Und der Name? Nichts außer Ma-kun?“, fragte er jetzt interessiert. Doch River nickte niedergeschlagen. Er hatte noch nicht mal ein Bild von ihm, das er Kanda hätte zeigen können. Doch der junge Japaner erhob sich und blickte für einen Moment an die Decke. Dann seufzte er. „Woher kennen Sie diesen Mann?“

„Er hat mir mal in der Kindheit geholfen und mich eine Weile bei sich aufgenommen!“, schilderte der Gruppenführer und schloss die Augen. Und da, ganz plötzlich, Ma-kun’s Bild in seinem Kopf, so deutlich, das River beinahe vor Überraschung aufgeschrien hätte. Nun erkannte er genau die schöne, gebräunte Haut und die schwarzen, seidigen Haare, die blau schimmerten. Seine blauen Augen waren so klar wie Saphire zu erkennen und ein gütiges Lächeln war auf seinen Lippen. Er trug die Haare zusammengebunden zu einem Zopf und ein rotes Haargummi schmückte sein Haar.

„Ja.... das ist er!“, murmelte der Gruppenführer überrascht und machte langsam die Augen auf. Jetzt war er sich auch sicher, dass er seine Stimme hörte, wie sie leise seinen Namen sagte.

Kanda sah River ungläubig an. „Ist mit Ihnen alles in Ordnung, River?“, fragte er vorsichtig und legte den Kopf schräg. Doch der Gruppenführer nahm ihn nicht wahr. Er versuchte mit aller Kraft, das Bild und die Stimme von Ma-kun im Kopf zu behalten.

Der Exorzist wartete noch einige Sekunden auf eine Antwort, dann drehte er sich schulterzuckend um und zog von dannen.

Auch River beschloss, die Kantine zu verlassen, doch er ging nicht in sein Zimmer, sondern in die Wissenschaftsabteilung und setzte sich dort hin, um einige Bücher zu durchforsten.

Der Wissenschaftler hatte sich einen Haufen Bücher gegriffen. Unter anderem befanden sich darunter Bücher über Japan und die japanische Kultur, andere waren Bücher über Buddah und den Buddhismus. Die letzten Bücher, die River zu Rate zog, waren Bücher über den Teufel, Dämonen und Satanismus. Der Gruppenführer selber wusste nicht, was er sich davon erhoffte.

Langsam und mit einer riesigen Tasse Kaffe ging River jedes Buch durch. Er überflog die Zeilen, doch betrachtete jede Seite genau. Jeden Satz, in dem ein Hinweis auf Ma-kun sein könnte, laß er genau. Doch selber wusste er nicht, warum er alte Bücher nach ihm absuchte.

Viele Stunden und ca. 8 Bücher später wurde der Australier müde und er nahm nur noch halb wahr, was er laß. Es hatte keinen Sinn. Er würde sich nur die Augen verderben, wenn er so weiter machte.

Und dann, als er die Hoffnung bereits aufgegeben hatte, las er ein bekanntes Wort. „Madea“

River riss die Augen auf. Den Namen Madea hatte er schon mal gehört, und er war sich sicher, dass Madea der Nachname von Ma-kun war. Der Gruppenführer markierte die Seite und schaute auf den Einband. „Legenden und Mythen über den Teufel“ stand da in blutigen Buchstaben.

River schmunzelte. Ma-kun wollte ihm oft weiß machen, dass er der Teufel war, doch geglaubt hatte er ihm nie. Und nun laß er es schwarz auf weiß.

Doch da stimmte etwas nicht. Das war nicht der Name von seinem Geliebten. Er laß den Satz noch dreimal durch. „Und sollte man den alten Legenden glauben, so vertritt Maiso Madea die Rolle des Luzifers in der Region Edo, die vom Krieg heimgesucht wurde.“, stand dort schwarz auf weiß.

„Madea... Madea.... Warum fällt mir der Vorname nicht ein?“, regte sich River auf und rieb sich den Kopf. Es war schon spät geworden und er sollte langsam schlafen, damit er am nächsten Tag weiter suchen könnte. Er würde nicht aufgeben, bis er alles über Ma-kun wusste.

Vorsichtig und leise erhob sich der Wissenschaftler und ging leise zu seinem Zimmer. Dort legte er sich ins Bett und sah an die Decke. Noch einmal rief er sich das Bild in Erinnerung und lächelte. Seine Hoffnung war zurück gekehrt und nun glaubte er feste daran, dass er seinem Ma-kun wieder finden würde.

Mahiro Madea

Als River am nächsten Morgen aufwachte, saß jemand am Fußende des Bettes, doch er konnte nicht erkennen, wer es war. Die tief stehende Morgensonne blendete ihn und nur die Umrisse waren klar zu erkennen. Doch die Person hatte einen schmalen Körperbau und war groß gewachsen.

Der Gruppenführer richtete sich auf und hielt sich zum Schutz gegen die Morgensonne die Hand vor die Augen. Nun konnte er etwas mehr erkennen. Es handelte sich um eine männlicher Person, etwa 18 Jahre alt. Sie hatte lange, blaue Haare und trug sie zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden.

„Kanda, was suchst du hier?“, fragte er schlaftrunken und rieb sich durch die Augen. Der Exorzist sah ihn einen Moment an, dann seufzte er. „War dieser Japaner vielleicht Mahiro Madea?“, fragte er mit gesenktem Blick und gedämpfter Stimme. Dann drehte er seinen Kopf weg und wartete auf die Antwort.

„JA!“, schrie River auf und der Spiegel des Vergessens in seinem Kopf zerbrach in tausend Teile. Endlich erinnerte er sich wieder an alles. An den Namen, das Aussehen und an den Klang seiner zarten Stimme.

„Vergessen Sie ihn, River“, riet ihm Kanda, „er ist nicht das, was er vorgibt zu sein!“ Der Gruppenführer sah Kanda erschrocken und empört zugleich an. „Was weißt du schon von ihm?!“

„Ich weiß mehr, als Sie denken!“, antwortete Kanda und erhob sich. „Denn Mahiro Madea ist mein Vater!“ Mit diesen Worten ging der Exorzist.

Der Australier sah ihm verwirrt hinterher. Das konnte doch nicht sein. Kanda konnte unmöglich der Sohn von Mahiro sein. Es war unmöglich. Er wollte es nicht glauben.

River zog sich schnell an und ging in die Abteilung. Er wollte die Worte Kandas überprüfen und brauchte dazu seine Akte. Also schlich er sich an den großen Schrank und durchsuchte die Fächer.

„Da ist sie ja!“, murmelte er und holte die Mappe mit Kandas Informationen aus dem Schrank. Sorgfältig blätterte er sie durch und blieb bei den Tabellarischen Daten von dem Japaner hängen.

„Mal sehen.... Kanda Yu, 18 Jahre alt.... da! Da steht es... sein Vater...“, River ließ vor Schreck die Mappe fallen. Kanda sagte die Wahrheit. Sein Vater war wirklich Mahiro Madea.

„Gruppenführer River, was machst du da?“, fragte eine Stimme hinter ihm und er drehte sich blitzschnell um. „K-k-komui...!“, stotterte er und wollte schnell die Akte aufheben, doch es war zu spät. Komui hatte sie bereits in der Hand und sah den Australier verwundert an.

„Ich kann das erklären!“, versuchte River, die Lage zu retten, doch eine sanfte Stimme hinter Komui ließ ihn erneut zusammen zucken.

„Mein lieber River!“, sagte Mahiro Madea, der soeben durch die Tür trat.

Der Gruppenführer traute seinen Augen nicht. Er blinzelte ein paar Mal, rieb sich durch die Augen und kniff sich selber. Dann, als ihm klar wurde, dass es wirklich wahr war, rannte er auf Mahiro zu und sprang ihm in den Arm.

Mahiro bewegte seinen Kopf langsam zu River runter, dann schloss er seine Augen und der Australier spürte nur noch diese weichen Lippen, die er so vermisst hatte. Dann überkam River eine Woge aus heißem Verlangen und er drückte Mahiro voller Lust seine Zunge in den Mund. Der Japaner, leicht überrascht von der Geste, erwiderte den Zungenkuss doch und ließ ihn zu einer wilden und leidenschaftlichen Liebeserklärung werden, die River mit seiner Zunge erwiderte.

Komui stand fassungslos daneben und beobachtete die wilden Küsse der beiden. So hatte er River noch nie erlebt und es entsetzte ihn etwas. Nichts desto trotz drehte er sich taktvoll weg und ließ die beiden alleine.

Nach einigen Sekunden, die River wie eine Ewigkeit vorkamen, lösten sich beide voneinander und River sah verträumt in Mahiros Augen. „Ich habe dich so vermisst, Mahiro!“, seufzte er. River wirkte nach Außen hin ganz cool, doch in ihm drin entzündete sich ein Feuerwerk vor Freude.

„Warum erinnerst du dich an mich?“, fragte Mahiro, als wäre das ein Fehler. Der Gruppenführer sah ihn verwirrt an. „Was meinst du? Sollte ich mich nicht an dich erinnern?“

Mahiro schüttelte den Kopf. „Du solltest dich nur an alles oder nichts erinnern... und nichts ist besser für dich!“

Doch der Gruppenführer protestierte: „Nein! Ich will dich nicht wieder vergessen. Ich will alles wissen, wenn du nur bei mir bleiben kannst!“

„Die Sache ist die, River.... ich weiß nicht, ob du mich noch haben willst, wenn ich dir alles sage....!“, seufzte der Japaner. Doch wieder widersprach der Australier: „Ich habe herausgefunden, dass du Kandas Vater bist. Mich kann nichts mehr schocken!“

Mahiro senkte den Blick. Er sah sich im Raum um und flüsterte dann: „Okay, ich werde dir alles sagen... aber nicht hier! Wir treffen uns heute Abend in deinem Zimmer!“

River nickte zustimmend und sah dann zu, wie Mahiro den Raum verließ. Der Gruppenführer tat es ihm gleich und ging die Treppe runter. Seine Schritte führten ihn in den Wald vor den Orden. Dort war er oft, um nachzudenken. Viele Exorzisten trainierten hier ihre Ausdauer oder kämpften gegeneinander. Doch im Moment war alles still.

River setzte sich auf eine Lichtung und beobachtete einen Schwarm Golems, die über die Baumkronen hinweg flogen. Der Gruppenführer seufzte. Er war einerseits überglücklich, Mahiro wieder zu haben, andererseits war er bedrückt darüber, dass Mahiro sich so komisch verhielt.

Plötzlich raschelte es über River und etwas kam aus einem Baum neben ihn gesprungen.

Kanda sah den Gruppenführer überrascht an. Er hatte im Wald trainiert und nicht damit gerechnet, dass jemand dort war. „Was machen Sie hier?“, wunderte er sich und fuhr sich durch die Haare. Dann ließ er seine Anti-Akuma-Waffe Mugen stumpf werden, um niemanden zu verletzen.

„Ich denke nach!“, antwortete River wahrheitsgemäß und richtete sich wieder auf. „Aber ich sollte jetzt besser wieder gehen, dann steh ich dir nicht im Weg.“ So stand er vollends auf und wand sich zum gehen, doch er drehte sich noch einmal um, da der Exorzist seufzte. Einen Moment geschah nichts, dann fragte der Gruppenführer: „Ist doch okay, wenn ich gehe, oder?“

Kanda nickte, doch dann, bevor der Australier gehen konnte, hielt er ihn am Oberarm fest und sagte: „Eins sollten Sie wissen. Ich hasse meinen Vater!“

Das Ende

River sah Kanda erschrocken an. Wie konnte er so etwas nur sagen? Es traf den Wissenschaftler wirklich sehr. Doch er konnte nicht verstehen, wie man Mahiro nur hassen konnte.

Ohne noch etwas zu sagen, drehte sich der Australier um und ging zu seinem Zimmer. Er wollte wissen, was Mahiro ihm sagen wollte.

Der Japaner saß bereits im Zimmer und wartete. Er hatte sich ein Buch genommen und laß darin, als River den Raum betrat. „Die grauenhafte Legende der Familie Madea besagt, dass das Dämonengen nur durch den Samen des Vaters an den Sohn weitergegeben werden kann!“, zitierte er und legte das Buch weg. Dann sah er auf. „Hallo River!“

Der Gruppenführer sah ihn schockiert an. „Ist...das wahr?“, stotterte er und deutete auf das Buch. „Bist du ein Dämon und hast du Kanda...“, er schluckte, da er es nicht wagte, Mahiro so einer schrecklichen Tat zu beschuldigen.

Der Japaner schüttelte den Kopf. „Ich habe Kanda nicht zu einem der Madeas gemacht. Darum ist er auch nicht wie ich... ein Dämon!“

River fiel erst jetzt auf, dass Mahiros Augen blutrot waren. Sein Gesicht hatte auch etwas härtere Züge, doch er war schön. Nicht auf eine klassische Art, doch von ihm ging eine Schönheit aus, die jeden in seinen Bann hätte ziehen können. Mahiro wirkte so verführerisch und anziehend auf River, dass er das Verlangen hatte, sich auf ihn zu stürzen und ihn wild zu küssen.

„Willst du die ganze Wahrheit erfahren?“, seufzte der Dämon und legte seinem Geliebten eine Hand auf die Schulter. Dabei hatte er die Augen geschlossen und er wirkte, als würde er innerlich mit sich selber kämpfen, es ihm zu sagen.

River nickte und Mahiro erklärte ihm, dass er ihm die ganze Wahrheit zeigen würde, wenn er es wirklich wollte. „Wie willst du es mir zeigen?“, fragte River, doch da hatte Mahiro ihm schon die Hand auf den Kopf gelegt, und seine Augen fielen zu...
 

Der 16-jährige Australier legte sein Tagebuch weg und machte den Stift zu. Es war der 30. Dezember und Ma-kun war schon seit einem Tag nicht mehr von der Arbeit gekommen. Es wurde Zeit, dass er ihn suchen ging.

So lief River in den Flur und zog sich eine dicke Jacke und Schuhe an und ging raus. Er wollte Ma-kun unbedingt finden. Und so lief er durch die dunklen Gassen der Stadt.

„Ma-kun!“, rief er und zitterte leicht. Er hatte Angst, dass seinem Wohltäter etwas zugestoßen war. Auch die Dunkelheit um ihn herum beängstigte ihn. Er wollte nur noch schnell weiter.

Zweifel kamen in River auf. Wie sollte er Ma-kun in einer so großen Stadt finden? Es war ihm selber ein Rätsel, doch er war sich sicher, er würde es schaffen.

Einen Moment blieb River stehen und atmete durch. Die kalte Luft brannte in seinen Lungen, doch er würde nicht aufgeben. Da konnte sein Hals noch so sehr weh tun.

Ein plötzliches Geräusch ließ den Jungen zusammenzucken. Ein Schuss war zu hören aus dem Haus, vor dem er grade stand. Dem Schuss folgte ein Schrei und ein Geräusch, das an den Schmerzensschrei eines Tieres erinnerte. Im nächsten Moment wurde River heiß und kalt gleichzeitig. Sein Kopf fühlte sich an, als würde er gleich platzen und sein Herz pochte sehr laut.

Ohne weiter zu überlegen rannte er in das Haus und roch schon im Flur, dass etwas schlimmes passiert war. Der Geruch von Blut war wie greifbar in der Luft vorhanden und in River stiegen schmerzhafte Erinnerungen auf.

„Ich...werde jetzt nicht weinen! Vielleicht steht Ma-kun’s Leben auf dem Spiel!“, redete er sich ein und hielt krampfhaft die Tränen zurück.

Schnell hastete der junge Australier die Treppe hoch und kam zu einer Wohnung, dessen Tür offen stand. Schon im Flur zu seinen Füßen begann eine Blutspur und führte bis in einen Raum, in der heftige Bewegung herrschte. Ängstlich näherte sich der Junge und erkannte zwei Personen. Die eine Person war Ma-kun, das sah er sofort und die andere war ein Mann, der eine Waffe auf ihn richtete.

„Stirb, Madea!“, fluchte der Mann und wollte abdrücken, doch im nächsten Moment wurde ihm sein Arm vom Körper getrennt und er schrie auf. Ma-kun dagegen lachte, doch seine Stimme wirkte verzerrt und unklar. River wich einige Schritte zurück.

„Ich werde nicht sterben, denn ich habe einen Sinn im Leben gefunden!“, sagte Mahiro und sein Körper spannte sich an. Sein Gegenüber versuchte noch, sich zu retten und an ihm vorbei zu rennen, doch im nächsten Moment glitt sein Kopf langsam vom Hals und Blut spritzte durch den Raum.

River fiel zu Boden. Er war zu geschockt um etwas zu sagen oder zu schreien. Sein Körper war taub und er atmete schwer.

Mahiro drehte sich um und erstarrte mitten in der Bewegung. Verwirrt sah er River an und seine Augen wechselten stetig die Farbe zwischen blau und rot.

„Was tust du hier, River?“, fragte er geschockt und zog den Australier wieder auf die Beine, doch River wich schnell zurück. Noch immer war der Schrecken in seinem Gesicht zu erkennen und Tränen liefen seine Wangen runter. Ma-kun konnte genau sehen, dass es ihm die Sprache verschlagen hat.

Langsam kniete sich der Japaner vor River und drückte ihn an sich. „Es tut mir leid, dass du das sehen musstest“, flüsterte er beruhigend, „ich wollte dich da nicht mit reinziehen!“

River zitterte noch immer, doch dieses Mal war es etwas anderes. Er spürte dieses starke Herzpochen und nun wusste er, was das war. Er liebte Mahiro.
 

River schlug die Augen auf und Schweiß lief ihm über die Stirn. Nun erinnerte er sich an den Vorfall und wusste auch wieder, warum er gegangen war. Sogar der Brief war nun verständlich. Es hatte alles damit zu tun, dass River in dieser Nacht herausgefunden hat, dass Mahiro ein Dämon ist.

„Ich glaube, ich weiß, was du jetzt denkst. Du willst mich nie wieder sehen und ich soll mich aus deinem Leben fern halten!“, seufzte der Dämon und drehte dich um, doch River packte ihn und drehte ihn zu sich zurück. „Es ist mir egal, was damals passiert ist. Ich liebe dich noch immer und das ist das wichtigste!“, sagte er leise und küsste Mahiro sanft. Dieser erwiderte den Kuss sofort und bahnte sich dann den Weg mit seiner Zunge in Rivers Mund. Dabei drückte er den Australier feste an sich und zitterte leicht. River Nahm diese Einladung dankend an und begann, Mahiros Zunge mit seiner eigenen zu umkreisen und die beiden spielten mit der Zunge des jeweils anderen. Vorsichtig ließen sie die Zungenspitzen übereinander reiben, dann wurden beide wieder wilder und fordernder, bis sie sich nach etwa drei Minuten wieder voneinander lösten und sich verträumt ansahen.

„Ich könnte dich nicht hassen, selbst wenn ich wollte!“, lächelte River, doch dann fiel ihm etwas ein. „Sag mal, Mahiro.... du sagtest damals, das Blut meiner Eltern würden dir eine Geschichte erzählen! Was meintest du damit?“

Mahiro seufzte: „Das Blut deiner Eltern und deiner Schwester haben mir genau gezeigt, wie sie gestorben sind. Ich habe in ihm sehen können, was sich zugetragen hat und auch die Gefühle deiner Mutter und deiner Schwester waren so deutlich darin für mich zu erkennen, als hätte ich bei dieser Katastrophe direkt daneben gestanden.“

River schluckte, doch dann fing er sich wieder. „Ich werde mal eben etwas zu Essen holen, ich habe Hunger! Warte hier auf mich!“, sagte er vergnügt, dann stand er auf und rannte nach unten in die Kantine. Dort bestellte er zwei Teller mit Reis und Sojasoße und ging dann wieder hoch. Doch Mahiro war verschwunden.

Verwirrt sah River sich um, doch der Dämon war weg. Eine böse Vorahnung kam in ihm hoch und er lief wieder aus seinem Zimmer. Schnell führten ihn seine Schritte zu Kandas Zimmer, doch der Japaner war nicht dort. Jetzt war die Vorahnung noch größer und schlimmer als zuvor.

Der Wissenschafter hetzte raus und kam grade noch rechtzeitig um zu sehen, wie Kanda Mahiro seine Katana Mugen durch die Brust rammte. In den Augen des 18-jährigen war Hass zu erkennen, den wohn niemand lindern konnte. Während er die Klinge Mugens in Mahiros Brust noch einmal drehte, fauchte er: „Das ist für Mutter!“

River war wie versteinert. Seine Seele schien wie eingefroren zu sein und so fiel er langsam auf die Knie und weinte. „Nein...“, stotterte er verzweifelt, dann fand er seine Stimme wieder, „NEEEEEEIIIIIIINNN!!!!!“

"Frohe Weihnachten!"

Es war der 24. Dezember 1890, als River mal wieder mit Komui bis tief in die Nacht in der Wissenschaftsabteilung saß und mit ca. 3 Tassen kofeinhaltigen Kaffee intus über den Akten hing. Es waren zehn Jahre vergangen seit dem Tag, an dem Kanda vor Rivers Augen Mahiro Madea ermordete und der Wissenschaftler hatte es fast wieder vergessen.

„Sie mal, Gruppenführer!“, sagte Komui plötzlich und deutete raus. Es hatte leise angefangen zu schneien und der Wald draußen war schon zum größten Teil mit Schnee bedeckt.

„Wie schön!“, schwärmte River und sah verträumt raus. Es war ein Anblick, der ihn glücklich stimmte. Die Ruhe draußen beruhigte ihn und er glaubte, es könnte nichts schöneres geben, als an Heiligabend Schnee zu beobachten. Da plötzlich fiel ihm etwas ins Auge. Jemand bewegte sich durch den Schnee und kam auf den Orden zu. Man sah, wie diese Person mit dem Wind kämpfte und sich zum Schutz die Hand vors Gesicht hielt.

„Komui, da läuft jemand durch den Schnee!“, machte der Gruppenführer den Abteilungsleiter aufmerksam und Komui sah ebenfalls aus dem Fenster. „Das sieht aus wie eine Frau!“, bemerkte er und ging langsam die Treppe rauf in die Zentrale. Auch dort war niemand mehr außer River und Komui.

Die unbekannte Frau erreichte das Tor und sprach zu einem der Kommunikationsgolems. „Bitte lasst mich rein“, flehte sie, „Ich habe ein krankes Kind dabei!“

River sah genau hin und erkannte, dass unter ihrem Umhang noch eine weitere Person stand. Es war ein spärlich bekleideter Junge mit dürren, fast schon mageren Beinen.

Komui wies den Torwächter an, die Tür zu öffnen und River lief runter, um sie in Empfang zu nehmen. Doch als er unten ankam, stockte ihm der Atem. Die Frau, die noch eben mit ihnen gesprochen hatte, war verschwunden und nun stand der Junge alleine dort und legte seinen Umhang ab.

Nun war River noch verwirrter. Er sah sich das Gesicht des ca. 18-jährigen Japaners genau an und in ihm kam eine Erinnerung hoch. Dieser Junge sah aus wie Mahiro Madea. Er hatte genau die gleichen blauschwarzen Haare und auch ein rotes Haargummi, dass sie zu einem Zopf zusammen hielten. Seine Augen waren tiefblau und er lächelte zufrieden.

„Mahiro...?!“, stotterte der Gruppenführer und ging langsam ein paar schritte auf den Jungen zu. „Das...kann doch nicht stimmen!“

„Diese Frau war ein Geist. Sie war der Geist meiner Frau Tomomo.... ich bin Mahiro, doch nicht der, den du kennen gelernt hast, River. In mir schlummert die Seele des 18-jährigen Mahiro, der noch ein Mensch war. Und nun bin ich da...nur für dich, River.... und bis zu unserem Ende!“

Der Gruppenführer drückte den Jungen an sich und weinte. „Mahiro!“, brachte er hervor und streichelte ihm über den Rücken. Der Japaner legte seinen Kopf auf Rivers Schulter und lächelte. „Frohe Weihnachten!“, murmelte er leise und auch ihm liefen Tränen des Glückes über die Wange.



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  BexChan
2008-11-02T15:23:29+00:00 02.11.2008 16:23
Das Ende ist wundervoll ;____; ! Ohne Scheiss!!! Ich hab gewint beim Lesen! Voll sweet jetzt wo sie wieder zusammen sind ;___;! JUHUUU XDDD!!! *freu*
Von:  BexChan
2008-11-02T15:18:01+00:00 02.11.2008 16:18
BOAH EY DAFÜR HASSE ICH KANDA ;_____; !!! Gerade noch so verliebt und dann SO ETWAS!!! Der arme Hiro ;____; </3!
Von:  BexChan
2008-11-02T15:06:38+00:00 02.11.2008 16:06
Uiuiui dieser Kand ^.^! Woher er das nur weiß ;) ?! Aber richtig gut ^-^! *Keks geb*
Von:  BexChan
2008-08-15T15:43:16+00:00 15.08.2008 17:43
River tut mir so furchtbar leid ;___; ! Aber das ist echt gut geschrieben^^! Ich fühl richtig mit River mit ;D !
Von:  BexChan
2008-08-12T18:15:38+00:00 12.08.2008 20:15
Also geil is die Stelle mit der Nachbarin und ihrem Aussehen XDDDDDD!!! Das ist voll LOL XDDDD!!! Aber der dritte Part ist auch so cool wie die ersten 2 und spannend^^!
WEITER SO ;D !!!

Die Becks war's ;D
Von:  BexChan
2008-08-10T17:52:30+00:00 10.08.2008 19:52
Das ist echt gut^^! River tut mir i-wie voll leid -.-! Aber trotzdem gut ;) !!!

Die Becks war's ;D


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