Surprising
Salut!
Vielen, vielen Dank an alle, die immer so schön Kommis schreiben. U_U Ich hätte nie gedacht, dass so viele meine FF mögen würden... ^^" Also: Domo Arigatou! ^^
Viel Spaß mit dem neun Kapitel.
<Kein Wunder angesichts dessen, was sie dort sahen.>
Prächtig, ja, das war er schon. Ein König unter seinesgleichen, der absolute Herrscher, um nicht genau zu sein. Er hatte sich sein Volk zu Untertan gemacht, ihm seinen Willen aufgezwungen durch... Ja, wodurch eigentlich? Es war sein Geheimnis, bisher jedenfalls. Und er war bestrebt, dass diese Tatsache auch weiterhin so beibehalten wurde. Flankiert von treuen Dienern schritt er durch die Halle, eine aufrechte und durchaus Respekt einflößende Haltung eingenommen und den Gang eines Diktators innehabend. In den vielen Jahren hatte er seine Erscheinung nahezu perfektionniert. Und doch war da ein winziger Makel...
Serre Cruelle hob die Schwingen wie zu einer fröhlichen Begrüßung, nachdem man einander lange nicht gesehen hatte, doch wurde die vorgetäuschte Herzlichkeit dadurch zunichte gemacht, dass um seine Lippen ein eisiges Lächeln spielte. Die scharf geschnittene, schnabelähnliche Nase verstärkte den Ausdruck von Härte, auch, dass das Lächeln nicht auf seine Augen überging, trug einen großen prozentualen Anteil dazu bei. Seine Begleiter waren von verschiedenster Art: Ein blau- und ein rotgefiederter Serre, die beide nicht weniger kalt auf die drei versteinerten Strohhüte schauten, ein weiterer Vogel, welcher scheinbar – seiner Gefiederfarbe und seinen bleichen Augen nach zu urteilen – ein Serre sans Ame war, und ein weiterer Serre. Er hatte vollkommen weiße Federn und schien eher wenig an dem ganzen Geschehen interessiert.
„Was ist?“ Das Lächeln wurde breiter und geriet zu einem aufdringlichen Grinsen. „Begrüßt man so einen alten Freund?“ Es war eine Standard-Bösewicht-Frage, wenn sich ebenjener bei seinen Kontrahenten scheinbar beliebt machen wollte, doch offensichtlich gefielen Serre Cruelle Klischees, genauso wie er die alte Herrscher-Diener-Lebensweise ausgesprochen guthieß.
Trotz seiner beinahe freundlich gesprochenen Worte erhielt er keine Reaktion. Einzig Zorros linke Hand war zum Griff des Wado-Ichi-Monjis gewandert und hatte es mit einem leisen Klingen ein Stück aus der Scheide gezogen. Nico Robins Augen waren schmal geworden, sie bedachte den Feind mit einem leichten Stirnrunzeln – hinter der hohen Stirn arbeitete es, der Schwertkämpfer bemerkte dies sofort, als er seiner Geliebten einen schnellen Blick zuwarf und ließ die Waffen deshalb vorerst stecken, nicht zuetzt, weil die Schwarzhaarige unmerklich den Kopf schüttelte. Choppers große, dunkle Augen huschten hektisch zwischen allen Anwesenden hin und her, er konnte sich nicht so recht entscheien, ob er sich dezent im Hintergrund halten oder Serres Cruelle wüste Anschuldigungen an den Kopf schleudern sollte. Beides hatte seine Reize, doch schlussendlich beschloss der Arzt, doch eher ersteres zu tun, nicht zuletzt, weil dies – zumindest in absehbarer Zeit – weniger gefährlich sein würde.
Der Vogelmensch hob die sanft geschwungenen Brauen und mimte Erstaunen. „Warum so irritiert? Ihr habt doch nicht im Ernst geglaubt, ich würde euch einfach so ziehen lassen... Tsetse...“ Er schaute entrüstet drein und sah dabei besonders auf Nico Robin. „Du, die große Intellektuelle mit den Teufelskräften...“ Er betonte das letzte Wort eigenartig. „Von dir hätte ich doch ein bisschen mehr Weitsicht erwartet.“ Wieder verfiel er in dieses selbstgefällige Lächeln, das die blauäugige Frau im Inneren auflodern ließ. „Die Teufelskräfte haben damit wohl eher weniger zu tun“, brachte sie hervor und gab sich alle Mühe, kühl und desinteressiert zu wirken, was allerdings nicht so ganz gelingen wollte. „Oh doch, sie beschützen dich, nicht wahr? Ohne sie wärest du schwach, ein Nichts...“ Ein kleiner Funke Leidenschaft glimmte in seiner sonst so gleichgültigen Stimme auf. „Nur diese vermaledeiten Früchte geben euch... Menschen -“, er spie das Wort regelrecht aus, „Halt. Ohne sie könntet ihr gar nichts bewegen!“ Nico Robins rechter Arm zuckte in Richtung Zorro, er möge doch noch einen Moment Ruhe bewahren. „Wirklich?“, fragte die Schwarzhaarige leise. Insgeheim freute sie sich. Anscheinend war der Vogelmensch eher an einem Gespräch als einem Kampf interessiert. Dies sprach ihr natürlich zu, denn sie war ja auch an etwas interessiert, und zwar daran, das Geheimnis um die Cliffs of Mist wenigstens zum Teil zu ergründen.
Diese offenkundige Frage verwirrte Serre Cruelle doch einen kurzen Augenblick, da er eigentlich eine defensive Haltung erwartet hatte, jedoch hatte er sich nach einer Sekunde wieder gefasst. „Gut... wirklich gut. Du bist anscheinend doch nicht auf den Kopf gefallen...“ Er kam näher und stand nun nur noch wenige Meter vor den dreien. Ein Serre sans Ame ließ sich herab und sein Herrscher nahm auf seinem Rücken Platz, die Beine überschlagen und die Schwingen so gut es ging veschränkt; es erschien dem Serre sans Ame ganz selbstverständlich, seinem Herrscher solch einen Platz zu bieten. Innerlich erschauerte die Archäologin. Diese krasse Hierarchie, selbst auf solch einem unbekannten Ort wie dem Cliffs of Mist, war erschreckend – erschreckend grausam.
Sie kreute ebenfalls die Arme. „Was ist dein Ziel?“, fragte sie geradeheraus, wohl wissend, dass dies durchaus ein Fehler sein konnte, doch das Risiko war es wert. „Ich mag deine Art“, meinte Serre Cruelle daraufhin nur lächelnd. „Viel zu schade, solch ein junges Leben auszulöschen. Aber ich kann leider nicht anders.“ Bedauern schwang in seinen Worten mit. War es echt?
„Du würdest dich gut als Serre machen. Tritt zu mir über...“
Nico Robin reagierte zunächst mit jedoch kaum sichtbarem Erstaunen, überging dann aber die sich ihr aufwerfende Frage und hob nur geringschätzig die Augenbrauen. „Wenn du meine Art doch angeblich so gern magst, müsstest du sie doch ziemlich gut kennen Allerdings...“, sie ließ den Blick schweifen, „merke ich davon nicht wirklich viel.“ Ein mitleidiges Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Zorro und Chopper, beide mit ausdruckslosem Gesicht dastehend und ihre Augen sich stetig zwischen den beiden Sprechenden hin und herbewegend, sagten dazu gar nichts. Beiden ging jedoch das Gleiche durch den Kopf: Da hatte die Archäologin endlich die Situation, auf die sie so gegiert hatte; sie stand dem Vogelmenschen von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Noch war es ruhig, beide tauschten nur belanglose und nicht weiter tiefgründige Phrasen aus. Doch ihnen allen war klar, dass sich dies bald ändern würde. Und dass die Situation ohne weiteres eskalieren konnte. Ein falsches Wort, eine falsche Bewegung konnte es ausmachen. Äußerlich sehr ruhige und gefasste Personen wie Serre Cruelle waren die gefährlichsten Gegener von allen – jahrelange Erfahrung hatte die Blauäugige dies gelehrt. Sie wusste, sie durfte es mit ihren doch schon reizenden Äußerungen nicht übertreiben...
„Kenntest du mich wirklich, wüsstest du, dass ich nie, betone nie, auf deine Seite übertreten würde.“ „Ach nein?“ Mit einem listigen Lächeln bedachte der Diktator das plötzlich zerknirschte Gesicht Nico Robins. „Warst du nicht einst... auf der anderen Seite?“
Die Schwarzhaarige wirkte geschockt. Ihr Atem ging auf einmal schnell und unregelmäßig, sodass der Schwertkämpfer Serre Cruelle einen mörderischen Blick zuwarf und das Wado-Ichi-Monji noch ein Stück weiter aus der Hülle gleiten ließ. Doch seine Geliebte bewegte den Kopf erneut. „Woher... Woher kennst du meine Vergangenheit?“ „Deine Vergangenheit... Erkennt du es endlich? Ruffy hat es dir bereits gesagt...“ Während er sprach, betrachtete er, an dem Gespräch scheinbar desinteressiert, seine schwarzen Schwingen. „Die Vergangenheit ist >ein grausames Laster<, um zu zitieren. Und sie wird dich einholen, irgendwann.“ Wieder dieses wissende Lächeln. „Es geht uns doch allen so. Wir, oder besser ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, die Menschen zu bestrafen, und zwar für ihre Vergangenheit.“
Er hatte sie gesprochen, die magischen Worte. Nun kannten die drei Piraten Serre Cruelles Plan, sein Ziel. Doch der Grund war ihnen noch verborgen. „Nun denn, auch Ruffy sagte dir, als er dich aufgesucht hat, dass er dir erzählen wolle, warum du hier seiest. Leider wurde er jedoch unterbrochen...“ Diesen Satz ließ er sich auf der Zunge zergehen. „Deshalb werde ich dies jetzt übernehmen. Ich hoffe doch, dass dies recht ist?“ Die Tatsache, dass er sich so gewählt ausdrückte, gefiel Nico Robin. Endlich hatten sie es mal nicht mit einen hirnlosen Muskelprotz zu tun, wie es in den meisten Fällen gewesen war. Und doch schaffte es dieser Vogelmensch, sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die Tatsache, dass es ihre Vergangenheit so genau kannte und dies geschickt gegen sie ausspielte, jagte der Archäologin Angst ein. Doch sie konnte nicht umhin, eine gewisse Achtung zu empfinden.
„Keine Antwort, auch gut“, meinte Serre Cruelle nach einigen Sekunden des wortlosen Anstarrens und betrachtete nun wieder sein Gefieder – anscheinend war er sehr eitel. „Ihr alle werdet hier ohnehin sterben, da hilft es auch nichts, dass ihr den Zellen entkommen seid oder die Porneglyphen an der Decke entziffert habt... Und doch...“ Er sah wieder auf. „...komme ich nicht umhin, meiner Attitüde nachzukommen und euch vorher aufzuklären. Ansonsten wäre ich nicht besser als sie...“ Chopper kniff die Augen zusammen. Sagte er auch nichts, belauschte er das Gespräch, oder besser den Monolog Serre Cruelles, genau. Dieses Wesen war intelligent, ohne Zweifel, in gewisser Weise auch gerecht. Dennoch war da immer noch dieser Makel, der das gesamte Bild zerstörte...
Wer war hier nun wieder mit 'sie' gemeint? Der Arzt musste erneut zugeben, wie geschickt der grausame Herrrscher vorging. Durch die eingestreuten Andeutungen weckte er das Interesse seiner Gegner. Wahrscheinlich stellte er sein Verhalten eigens auf seine Opfer ein – in dem Fall auf Nico Robin, von der er, woher auch immer er die Information hatte, wusste, dass sie intelligente Gespräche mochte – um diese davon abzuhalten, sich mit Waffengewalt gegen ihn aufzulehnen. Nur so hatte er genug Zeit um seinem warum auch immer selbstgesetzten Ideal nachzukommen und den Grund für sein Tun zu erklären. Ja, das war in der Tat äußerst gut durchdacht. Chopper war beeindruckt, was wohl auch nicht unbeabsichtigt war.
Zorro allerdings bekam von den sprachlichen Gestaltungsmitteln wenig mit. Schon häufig hatte er sich über sich selbst geärgert, dass er nicht die feine Ader für zwischenmenschliche Beziehungen hatte und nicht wusste, wie sich bei Streitfragen korrekt zu verhalten war, wie man gute Argumente vorbrachte. Häufig war er auf die eigentlich nicht befriediegende Lösung ausgewichen, er sei wohl nicht mit dieser Gabe geboren worden. Eigentlich hatte es ihn auch nicht sonderlich gestört, doch seit er Nico Robin besser kannte, fiel ihm immer mehr auf, wie problematisch dieses bei ihm nicht vorhandene Gespür doch werden konnte. Sich immer nur auf Muskelkraft zu verlassen, brachte eben manchmal nichts – wie eben jetzt. Er, der Grünhaarige musste zweifelsohne versuchen, etwas an sich zu ändern. Ihm war klar, dass dies äußerst schwer würde...
„Was soll dieses Schweigen? Ich mag es nicht, wenn man nicht mit mir redet.“ Nun war bereits ein drohender Unterton zu hören. Doch die Schwarzhaarige hatte sich wieder beruhigt. Er würde sie drei nicht angreifen, nicht, bevor er nicht seine ach so wichtige Geschichte losgeworden war.
Und genau das war ihr entscheidender Vorteil. Sie würden ihn nutzen müssen. Wohlüberlegt.
Bin ich ins Poetische abgerutscht, am Anfang vielleicht? ~.~ Nya...
Lob und Kritik sind immer erwünscht.
Amicalement, Kaya