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Tiasa Fu

oder warum sich deine Mutter nicht mit einem Dämonen einlassen sollte
von

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Kapitel4

Aus unerklärlichen Gründen schlief Tiasa sehr unruhig in dieser Nacht, ihre Träume waren wirr und ständig drang eine Stimme an ihr Ohr, die sie dazu anfeuerte irgendjemanden niederzuschlagen. Gegen was sie da genau kämpfte war ihr eigentlich nicht bewusst, denn in ihrem Traum waren es lediglich monströse Schatten, die sie verfolgten. Kurz bevor sie schweißgebadet erwachte, sah sie ihre Mutter und ihren Vater, wobei sie Letzteren noch nie gesehen hatte. Es war auch mehr ein wissendes Gefühl, welches ihr mitteilte, dass dieses "Wesen", welches sie sah, ihr Vater war, ein Dämon.
 

Nerok träumte im Nebenzimmer ähnliche verrückte Dinge, die damit anfingen, dass er von einem rosa Kaninchen gejagt wurde, welches einen Morgenmantel trug. Auf der Flucht vor ihm traf er auf einen Mann der in einem riesigen Goldfischglas saß und sagte: "Kupfermünzen, Silbermünzen, Goldmünzen, das alles ist bloß Geld." Und dann blubbernd im Nichts verschwand.

Als das Kaninchen näher auf ihn zukam erkannte er statt der Kaninchenfratze sein eigenes Gesicht und bevor er sich versah, stopfte es ihn in einen Wäschesack, in dem bereits Tiasa hockte. Mit engelsgleicher Stimme sagte sie zu ihm: "Ich hoffe sie hatten eine schönen Tag, ich werde jedenfalls einen haben, denn ich werde tot sein bevor sie mich essen."

Es folgte ein mädchenhaftes Kichern.

Schließlich endete der Traum damit, dass Tiasa vor seinen Augen von einer riesigen Karotte erschlagen wurde.

Schweißgebadet erwachte er und sprang blitzschnell aus dem Bett auf, in dem er gerade noch gelegen hatte. Wohin würde ihn seine Torheit nur verschlagen?

Was würde ihn in der Unterwelt erwarten?

Gedankenverloren streifte er sich seinen Mantel über und verließ im Dunkeln das Zimmer.

Er musste sich vortasten, um nirgendwo gegen zustoßen und ging dementsprechend langsam. Unerwarteter Weise stieß er jedoch nach kurzer Zeit doch gegen etwas, nämlich einen kleinen Tisch, der daraufhin drohte mit schepperndem Getöse umzufallen. Zum Glück konnte Nerok dies gerade noch verhindern und entschied sich wenigstens eine Kerze anzuzünden. Nachdem er diese auch gefunden hatte schlich er sich weiter durch die dunklen Gänge von Mr. Dyss Haus und landete schlussendlich auf einem ziemlich großen Balkon. Erst auf den zweiten Blick fiel ihm auf, dass er nicht alleine hier war.
 

Tiasa drehte sich um, sie hatte Schritte gehört und wunderte sich, wer noch zu solch später Stunde im Haus unterwegs sein könnte. Direkt nachdem sie aus ihrem Alptraum erwacht war, hatte sie sich auf einen Balkon in der Nähe ihres Zimmers geflüchtet. Die frische Luft tat gut.

Vor ihr, als sie sich nach dem Geräusch umgesehen hatte, tauchte immer deutlicher eine Silhouette auf, die anscheinend eine Kerze in der Hand hielt. Trotzdem war ihr Gesicht im schwachen Schein der Kerze nicht zu erkennen. Als die Gestalt näher kam, wusste sie wer es war und das obwohl es auch aus dieser Entfernung noch nicht möglich gewesen wäre, sie zu erkennen. Sie spürte einen schwachen Dämon, woraus sie schlussfolgerte, dass es sich um den jungen Narscharr handelte. Sie war darin ausgebildet worden Dämonen auf mehrere Meter Entfernung zu spüren, ebenso wie darin sich vor ihnen zu verstecken. Doch gerade letzteres war in ihrer Ausbildung ein großes Problem gewesen.

Denn Dämonen haben die natürliche Gabe andere Dämonen aufzuspüren, so dass es jahrelanges Training bedurfte, bis Tiasa ihre dämonische Hälfte soweit bändigen konnte um von keinem Dämon entdeckt zu werden.
 

Daher entdeckte der Narscharr sie erst auf den zweiten Blick und schien überaus überrascht über ihre Anwesenheit zu sein. "Was tun sie hier?" fragte er und Tiasa erwiderte nur: "Das könnte ich sie ebenso gut fragen."

Zu ihrer großen Überraschung sagte er darauf im Flüsterton:

"Ich hatte einen Alptraum."

Wieso machte er das? Tiasa war etwas verwirrt, immerhin hätte er ihr nicht antworten brauchen und sie hatte auch nicht ernsthaft damit gerechnet.

Sie selbst hätte es ja auch nicht einfach so getan.

Was sie aber noch viel mehr erschreckte, war das was sie daraufhin erwiderte: "Ich hatte auch einen Alptraum und konnte nicht weiterschlafen."

Auch Nerok schien von dieser Ehrlichkeit überrascht und fürchtete sein Traum habe ihn bereits eingeholt, wobei er aber auch an Tiasas Ableben denken musste und es ihm unwillkürlich einen Stich im Herzen versetzte.

Wieso passierte das jetzt? fragte er sich innerlich und hätte seine Gefühle am liebsten verflucht und zwar wegen ihrer verdammten Undurchschaubarkeit.

"Was machen sie mit ihrer Belohnung, wenn der Auftrag erfüllt ist?" unterbrach Tiasa Neroks Gedanken und schien ihn in ein ernstes Gespräch verwickeln zu wollen.

"Nun ja ich..." er stockte, sie würde bestimmt lachen wenn er es ihr erzählte, dachte er. Aber im selben Augenblick sagte eine innere Stimme zu ihm:

"Ach Scheiß drauf, dann soll sie halt lachen."

Und so fing er an ihr zu erzählen was er mit dem Geld vorhatte.

Das er somit endlich die Brautsteuer, die in seinem Dorf fällig war, bezahlen könnte, um zu heiraten und sich dann, mit seiner Frau, ein Haus an der Küste kaufen würde. Danach machte er eine Pause und wartete auf das höhnische Gelächter. Er wartete mindestens drei Minuten, bis er merkte, dass da nichts kam.

Tiasa stand einfach nur schweigend da und sagte kurze Zeit später: "Es muss schön sein so ein Ziel im Leben zu haben."

Nerok wusste, dass wenn er jetzt über diese Worte nachdenken würde, würden sie ihm nur Kopfschmerzen bereiten , weswegen er schnell fragte:

"Und ihre Belohnung, was ist damit?"

Er wusste nicht was er als Antwort zu erwarten hatte, geschweige denn, welcher Art Tiasas Belohnung überhaupt war.

Tiasa lächelte, aber das Lächeln war kalt und ohne echte Gefühlsregung.

"Ich möchte meinen Vater finden, "

sagte sie in einem Tonfall der perfekt zu dem eiskalten Lächeln passte,

"ich möchte herausfinden warum er mir das angetan hat und ihm dann kräftig in den Hintern treten."

Die letzten Worte schienen sie wirklich zu amüsieren und so zogen sich ihre Mundwinkel ein kleines Stück weiter nach oben, als Nerok sie betrachtete.

Er wollte am liebsten einen Haufen an Fragen stellen, was sie genau damit meinte, aber er ließ es bleiben und entschied sich dafür mit derlei Fragen zu warten.

Dummerweise war ihnen damit auch schon der Gesprächsstoff ausgegangen und so konnten sie nur schweigend da stehen.

Da das nach einer Weile langweilig wurde entschieden beide den Balkon zu verlassen und in ihre Zimmer zurückkehren.

Nerok wollte freundlich sein und sagte daher: "Schlafen sie noch gut."

Tiasa schaute ihn an. "Ich werde nicht mehr schlafen können und wenn ich sie so ansehe, " sie schaute ihm in die Augen,

"dann haben sie das auch nicht mehr vor, nicht wahr?"

Sie hatte Recht, auch er hatte nicht mehr vor zu schlafen, allein aus Furcht den Traum, den er gehabt hatte, wieder aufzunehmen.

So trennten sich ihre Wege bis zum Morgengrauen.



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