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Schwere Beute

von

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Plötzlicher Aufbruch

Der plötzliche Lärm in dem bis dahin so ruhigem Zimmer ließ Bakura augenblicklich aus dem Schlaf fahren. Er knurrte. Seine Hand traf mit geübter Sicherheit den Wecker.

Aber das Klingeln blieb.

Bakura richtete sich auf. Mit einem Stöhnen erkannte er das Telefon. Er hievte sich aus dem Bett, bemüht Line nicht zu wecken, und stolperte zu dem Gerät.

„Was?!“, fauchte er in den Hörer.

„Bakura?!“ Freds Stimme klang gehetzt. „Du musst abhauen. Sofort! Kümmere dich nicht um mich. Verschwinde solange du noch Zeit dazu hast. Linsley wartet am Bahnhof auf dich.“

Er hatte abgelegt. Bakura starrte den Hörer an.

„Line!“ Er fuhr herum. „Line, wach auf!“ Er schüttelte sie, bis sie die Augen öffnete. Sie erschrak als sie aufwachte und seinen hektischen Blick sah. „Wir müssen weg. Zieh dich an und such alles zusammen, was du brauchst. Aber beeil dich!“ Schon stürzte Bakura aus dem Zimmer. Line schaute verwirrt. Sie rappelte sich auf und folgte ihm.

„Was ist los?“, fragte sie erstaunt. Bakura fuhr sie an. „Mach! Ich habe doch gesagt, du sollst dich beeilen.“ Er war gerade damit beschäftigt in eiliger Hast die Kacheln des kleinen Ofens in der Wohnstube abzuklopfen. Line drehte sich um. Sie ging zurück in das Zimmer. Sie zog sich an. Dann sah sie sich unschlüssig um. Schließlich packte sie eine Tasche, die irgendwo auf dem Boden lag und stopfte alles hinein, was ihr in den Weg kam.

Kaum zwei Minuten später saß sie unten im Wagen, die Tasche auf dem Schoß. „Was ist passiert?“, fragte sie erschöpft. Bakura startete den Motor. „Keine Ahnung. Fred hat vorhin angerufen und uns gewarnt.“ Und nach kurzem Sinnen fügte er hinzu: „Wahrscheinlich hat Hockney geredet.“ Sein Blick verriet alles, was gerade in ihm vorging.

„Und was ist mit Fred? Wo ist er?“, fragte Line besorgt.

Das kurze Schweigen machte die Situation noch ungemütlicher. Line sah Bakura erwartungsvoll an. „Für ihn ist es wahrscheinlich schon zu spät gewesen.“, gab dieser schließlich zu.

„Und wir hauen ohne ihn ab.“, stellte Line bitter fest. Bakura warf ihr einen Blick von der Seite zu. „Was willst du denn tun, hm? Fred sitzt höchst wahrscheinlich schon im nächsten Polizeibüro. Was soll ich machen? Um da rein zu kommen, müsste ich mich schon selbst festnehmen lassen!“ Line schwieg.

„Und wo fahren wir jetzt hin?“, fragte sie schließlich.

„Zum Bahnhof.“, murrte Bakura.

„Und dann?“ Line sah ihn neugierig an.

„Werden wir sehen. Ich weiß es selbst noch nicht so genau.“
 

Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend. Schließlich mit quietschenden Reifen kamen sie zum Stehen. Bakura stieg aus. Er hievte seinen Koffer aus dem Wagen. Line stand inzwischen ebenfalls auf dem Bürgersteig, hatte ihre Tasche in der Hand. Bakura schloss ab und im Laufschritt machten sie sich auf den Weg. Line verstand nicht, wieso sie sich so beeilen mussten.

Sie befanden sich vor dem Bahnhofsgebäude. Hatte Bakura nicht eigentlich gesagt, er wüsste noch nicht, wohin? Aber wenn man zu einem Bahnhof fährt, weiß man doch in der Regel das Ziel!

„Was suchst du eigentlich?“, keuchte Line. Ihre Tasche wurde ihr mit der Zeit zu schwer. Inzwischen befanden sie sich schon im Gebäude. Es war ein sehr beschwerlicher Weg, wenn man von einer Seite auf die andere wollte. Auf der Straße hatten sie niemanden gesehen. Wie auch? Es war noch reichlich früh.

Hier aber wimmelte es nur so von Menschen und alle wollten in verschiedene Richtungen. Line befürchtete mehr als einmal Bakura verloren zu haben. Er ging ziemlich schnell und nahm kaum Rücksicht auf Line hinter sich. Jetzt blieb er stehen. Line erwartete eine Antwort auf ihre Frage, doch die blieb aus. Mit aufmerksamem Blick sah er sich um.

„Was suchst du?!“, wiederholte Line. Bakura schüttelte nervös den Kopf. „Lass uns irgendwo an den Rand setzen.“, murmelte er und schon setzte er sich in Bewegung. Line folgte ihm widerwillig.

Sie fanden nach einiger Zeit einen leeren Sitzplatz und Line ließ sich erleichtert darauf nieder. Bakura blieb stehen.

„Was machen wir hier?“, fragte Line verärgert. Ihr gefiel die Geheimnistuerei überhaupt nicht. Bakura sah sie an. Er war nicht sofort bereit eine Antwort zu geben. Und im nächsten Moment brauchte er keine mehr.

„Bakura?“ Er wandte sich um und sein Blick hellte sich augenblicklich auf. Line starrte ihr Gegenüber an. Eine junge Frau stand vor ihnen. Das lange, dunkle Haar fiel ihr über die Schultern. Sie hatte tiefschwarze Augen und ein helles, fast blasses Gesicht. Sie trug einen kurzen, schwarzen Rock und ein schwarzes Jackett. Sie sah sehr edel aus. Sie war hübsch.

Ziemlich hübsch sogar.

Lines Miene verfinsterte sich zusehends. Wer war diese Frau und was wollte sie von ihnen?

Ihre schönen dunklen Augen ruhten auf dem jungen Mädchen. Line fühlte sich wie durchbohrt von dem strengen Blick. Dann wandte sich die Frau plötzlich Bakura zu.

„Ihr müsst so schnell wie möglich aus dem Land. Ich habe euch Karten besorgt. Ihr fahrt nach Nagoya. Von da aus fliegt ihr mit dem Flugzeug weiter.“

Bakura unterbrach sie. „Was ist mit Fred?“

Sie sah ihn durchdringend an. „Er sitzt in Untersuchungshaft. Und ich bin auf seinen Wunsch hier. Weil er will, dass ihr euch in Sicherheit bringt. Also hör mir bitte genau zu!“

Bakura schüttelte den Kopf. „Und wann kommt er wieder frei?“

Ihr Blick wurde fast mordlustig.

„Das ist jetzt nicht wichtig.“, erklärte sie verärgert. Bakura wollte widersprechen, aber sie ließ ihm keine Zeit dazu. „Euer Flug geht erst am nächsten Tag. Besorgt euch in der Nähe vom Flughafen ein Hotel und übernachtet dort. Bleibt im Hotel! Die Sicherheitsmaßnahmen wurden verschärft. Ich habe euch Pässe besorgt, aber ihr müsst trotzdem aufpassen.“

Nach einer kurzen Pause bemerkte sie fast beiläufig. „Vielleicht solltest du mich erst einmal vorstellen. Ich glaube dein Mädchen ist eifersüchtig.“

Bakura drehte sich verblüfft um. Line schaute leicht erschrocken.

„Das ist Linsley.“, erklärte er und Lines Anblick ließ ihn beinah grinsen. „Sie ist Freds Schwester.“

Line starrte sie an. Ihr Gegenüber beobachtete ihre Reaktion belustigt. Die sollte mit Fred verwandt sein!? Line sah keine Ähnlichkeit! Überhaupt keine!

Bakura drehte sich hastig wieder um. „Warum haben sie Fred überhaupt gefunden? Ist das Hockneys Werk?“ Linsley richtete ihre Augen wieder auf ihn. Ihre Miene so ernst, wie zuvor. „Ich weiß nicht, was für Probleme du schon wieder mit Hockney hattest, aber dass Fred nun sitzt, hat definitiv einen anderen Grund.“

Plötzlich traf ihr Blick wieder Line. Das Mädchen hatte fast Angst vor den stechenden Augen. „Sie haben Videoaufnahmen gefunden.“ Erklärte Linsley ruhig und betrachtete Line aufmerksam. „Letzten Samstag war Fred mit dem Mädchen anscheinend in der Bank. Sie haben Geld abgehoben. Eigentlich wisst ihr beide sehr gut, dass die Filialen Kameraüberwacht sind!“ Sie sah Bakura vorwurfsvoll an. Dieser schien für einen Moment fassungslos. Er fuhr sich durchs Haar und schwieg. Line starrte die Frau an. Also war es irgendwie ihre Schuld, dass Fred jetzt saß.

Linsley warf einen Blick auf die Uhr über ihren Köpfen. „Um Fred brauchst du dich nicht zu kümmern.“, fuhr sie eilig fort. Sie betrachtete Bakura fast mitleidig. „Du weißt, ich habe ihn schon mehr als einmal wieder rausgepaukt. Ich sehe keinen Grund sich Sorgen zu machen, warum es dieses Mal nicht klappen sollte.“ Sie wartete auf Zustimmung, die allerdings aus fehlendem Optimismus ausblieb. Sie seufzte: „Geh endlich. Du schaffst deinen Zug nicht.“

Bakura sah sie unentschlossen an. Linsley schaute sehr ernst. „Du weißt, dass Fred mich schickt. Soll er das umsonst gemacht haben?“ Kurzes Schweigen. Bakura hob ohne noch etwas zu sagen seine Tasche auf die Schulter. Er nahm sie kurz in die Arme, drehte sich dann um und marschierte los.

Line schaute ihr Gegenüber erwartungsvoll an. Die Frau richtete ihren Blick ein letztes Mal auf das junge Mädchen. Sie seufzte leise. „Ich weiß nicht, was die beiden an dir finden, dass sie dich so lange freiwillig mit sich rumschleppen, ich hoffe nur, dass sie es sich nicht genau dadurch versauen. Ich würde Bakura nur ungern auch noch im Knast sehen.“ Line sah sie aufmerksam an. „Was willst du hören? Dass ich brav sein werde?“ Line lachte leise. Die Frau schwieg.

„Line?!“ Sie drehte sich um. Bakura stand ein paar Meter entfernt. Er wartete ungeduldig. Line nahm ebenfalls ihre Tasche auf. Sie warf ihrem Gegenüber einen letzten Blick zu. „Fred soll wieder freikommen. Es ist nicht fair, dass er sitzt und wir sonst wohin fliegen.“ Sagte sie. Die Frau schaute sie ausdruckslos an. Trotzdem glaubte Line so etwas wie Trauer in ihren Augen zu sehen.

Dann drehte sie sich um, um ihrem Meisterdieb hinterher zu hasten.



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