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Schwere Beute

von

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Tokio bei Nacht

„Wo warst du?!“, knurrte Bakura plötzlich. Line öffnete die Augen und erblickte Fred.

Er sah seinen Freund unsicher an. „Hockney sollte auf sie aufpassen. Ist er nicht mehr da?“

Bakuras Miene verfinsterte sich deutlich. Fred trat sogar einen Schritt zurück. Irgendwas war geschehen, während er weg war, das war eindeutig. Nur wusste Fred nicht, was.

Bakura musterte ihn mit bösem Blick. Schließlich schien er sich dann aber doch gegen eine Strafpredigt zu entscheiden. Er lehnte sich zurück und schaute Fred aus ernsten Augen an. „Hast du Bill gesehen?“

Fred nickte erleichtert. „Er hat hier auf dich gewartet. Aber als du nicht gekommen bist, ist er zum Schluss dann doch gegangen. Er hatte heute anscheinend noch was Wichtiges vor. Wo warst du eigentlich?“, fragte Fred.

„Ich hatte ein kleines Problem.“, murrte Bakura zur Antwort. Was dieses kleine Problem war, erfuhren Line und Fred natürlich nicht.

Sie blieben noch eine ganze Weile in dem Pub. Die, jetzt nur noch drei, Männer neben ihnen spielten noch immer und Line bettelte so lange, bis sie doch mitmachen durfte.

Die jungen Leute musterten sie aufmerksam während des Spiels, doch von ihrem Gesicht konnte niemand etwas ablesen. Bakura und Fred schauten ihr über die Schulter. Beide Gesichter waren angespannt, doch auch sie zeigten keine Reaktion, die etwas über das Blatt aussagen könnte. Schweigend schauten sie zu, wenn Line ihren Einsatz noch mehr erhöhte. Dennoch war die Nervosität in ihr beider Blick nicht zu übersehen.

Ihre Angst war unbegründet, denn, wie schon damals bei Bakura zu Hause, hatte Line verteufeltes Glück. Die drei Männer wirkten schon fast empört, wenn sie ihr Blatt hinlegte und den Geldhaufen in der Mitte des Tisches einsackte.

Es dauerte nicht lange, bis weitaus mehr als drei Männer um den Tisch saßen. Die meisten zwar nicht zum Spielen, aber Lines Erfolg beim Poker hatte Aufmerksamkeit erregt.

Die Leute saßen dicht an dicht und verfolgten gespannt das Spiel. Wenn Line dann mal wieder ihr Blatt auf den Tisch gleiten ließ, und wie üblich gewonnen hatte, ging ein lautes Lachen durch die Menge. Niemand konnte sich ihr Glück so richtig erklären.

Als sich schon bald kein Spieler fand, ließen sie die Karten liegen. Die Männer redeten, lachten laut.

Line fühlte sich schon bald von ihrer wiederkehrenden Müdigkeit übermannt. Mit einem Gähnen ließ sie sich an Bakuras Schulter sinken. Das war sicherlich nicht der gemütlichste Platz, denn immer wieder, wenn er sich aufrichtete, um seine Meinung den anderen laut entgegen zu brüllen, rutschte ihr Kopf tiefer, aber sie sollte es schließlich auch nicht stören, wenn er dann irgendwann auf seinem Schoß landete.

Um sie herum redeten alle durcheinander. Man verstand überhaupt nicht mehr, was eigentlich gesprochen wurde. Noch immer war es sehr voll. Die Luft war stickig. Über den Tischen stand der Rauch der Zigaretten wie Nebel. Es dauerte nicht lange, bis Line wieder eingeschlafen war.
 

….
 

„Was habt ihr eigentlich letzte Woche in Chiba angestellt? Die Polizei war ja richtig wütend auf euch!“ Fred nickte wissend. „Nicht ohne Grund. Aber das ist nicht dein Problem. Was kümmerst du dich immer um den Dreck anderer Leute!?“ Der Mann ihm gegenüber zuckte die Schultern. „Man will halt über alles Bescheid wissen.“, brummte er. Fred zündete sich eine Zigarette an.

„Glaub mir, das brauchst du nicht. Du hast weiß Gott genug Mist in deinem eigenen Stall zu kehren. Kümmere dich lieber um den.“

Inzwischen war es viel ruhiger geworden im Raum. Die Leute, die überhaupt noch bei Bewusstsein waren, redeten leise miteinander. Heute würde hier nichts Dramatisches mehr geschehen. An den Tischen hingen nur noch vereinzelt Gestalten rum. Wer noch gehen konnte, hatte den Pub inzwischen verlassen.

Fred spürte einen Stoß im Rücken. „Wir hauen ab.“, murmelte Bakura leise. Fred wandte sich nicht einmal um. Er nickte nur. „Gut. Wir sehn uns morgen.“, murmelte er und nahm einen weiteren Zug. Bakura drehte sich wieder um. Er wollte Line wach rütteln, überlegte es sich dann aber doch anders und hob sie auf seine Arme. Einige Männer sahen auf. „Du willst weg?“

Bakura brachte vorerst nur ein Nicken zu Stande. Er keuchte unter Lines Gewicht. Sie war entschieden schwerer, als er gedacht hatte.

„Für heute reicht es. Und bis morgen werdet ihr das jawohl auch ohne mich aushalten, oder?“ Ein bestätigendes Lachen ging durch die Reihen. Schon war Bakura durch die Tür verschwunden.

Er stöhnte laut, als er vor der Kneipe stand. „Schläfst du überhaupt wirklich?“, knurrte er.

Das breite Grinsen, das plötzlich über ihr Gesicht schoss, war Antwort genug.

Im nächsten Moment stand sie auf ihren eigenen Beinen. „Och!“, grummelte Line enttäuscht, aber Bakura hatte sich schon umgedreht und war losgegangen. Eilig folgte sie ihm. Sie gingen schweigend.

Der Himmel breitete sich dunkel über ihnen aus. Nur in wenigen vereinzelten Fenstern der kleinen Mietwohnungen brannte noch Licht. Die meisten schliefen schon seit Stunden.

Auf der Straße war außer ihnen auch niemand zu sehen. Die Autos lagen still da. Das einzige Geräusch stammte von den Blättern in den Bäumen. Line gähnte. Sie fühlte sich schwer. Am liebsten wäre sie einfach stehen geblieben, aber sie ging tapfer weiter.

Als sie endlich ankamen, ließ sie sich gegen die Tür fallen, während Bakura den Schlüssel suchte. Sie war erschöpft. Der Tag war mehr als anstrengend gewesen.

Bakura fand den Schlüssel. Er schloss auf. Line lachte plötzlich laut auf, als er sie hochhob. Er trug sie die Treppe hinauf, mühte sich ab, mit einer Hand die Haustür zu öffnen und setzte sie schließlich auf dem Bett wieder ab. Sie zog sich rasch aus und ließ sich zurücksinken. Sie schloss die Augen.

Ein zufriedenes Lächeln lag auf ihren Lippen. Sie spürte noch wie Bakura sich neben ihr aufs Bett schmiss, dann schlief sie ein.



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