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Demon Slayer One-Shots

von

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Mit der Fackel in der Hand [Kanao x Aoi]

Aoi war Kocho-san wirklich dankbar für alles, was sie bisher für sie getan hatte. Allein dafür, dass sie im Schmetterlingsanwesen leben und aushelfen durfte, war für sie wie ein Segen damals gewesen. Sie half wirklich gerne aus, kümmerte sich um die Verletzten – sei es um ihre körperlichen Blessuren oder auch ihre psychischen Leiden. Aoi hatte gelernt, wie man umging, wenn jemand verstarb, selbst nach den besten Bemühungen. Sie hatte auch gelernt, dass schwerer als den Tod einer Person anzukündigen, manchmal ein Gespräch über fehlende Körperteile war.

Junge Menschen, die ihre Arme verloren, ein Bein oder die Fähigkeit ohne Hilfe einer anderen Person zu leben.

Sie hatten überlebt, aber zu welchem Preis?

 

Aoi versuchte zu helfen, wo es ihr möglich war – und sie war froh darüber, dass der Alltag eher von Tod und Leben beeinflusst wurde, als von schweren Verletzungen, die nicht mehr zu heilen waren.

 

Doch trotz all ihrer Dankbarkeit gegenüber Kocho-san und dem, was sie alles gelernt hatte, seitdem sie die Abschlussprüfung überlebt hatte ... warum musste sie in den Wald?

 

Natürlich war ihr klar, warum gerade sie in den Wald gehen musste. So wie es stets zu wenig Dämonenjäger gab, gab es auch stets zu wenig Kakushi, vor allem in der nahen Umgebung. Auch wenn sie mittlerweile bereits Zugang zu moderner Medizin hatten, waren Heilkräuter manchmal das Beste. Normalerweise übernahm es Kocho-san diese aufzutreiben oder sie gab den Kakushi Anweisungen, sie mitzubringen. Gerade war beides nicht möglich und sie hatten wirklich nicht mehr viel vorrätig. Es gab derzeit keine Personen mit schweren Verletzungen, also war ihre Abwesenheit für den Moment nicht so schwerwiegend.

 

Sumi, Kiyo und Naho konnten sich gut um die Anwesenden kümmern, die zum Großteil doch nur da waren, um etwas Ruhe zu bekommen. Was sie definitiv auch verdient hatten, Aoi wollte nicht dagegen reden. Im Grunde ging es ihr gerade auch nur darum, dass sie in einem Wald sein musste – dabei war der Ort wirklich nicht gemütlich.

 

Die nähere Umgebung des Schmetterlingsanwesens lag in der Verantwortung von Kocho-san und dadurch patrouillierte sie ziemlich oft. Es war fast unmöglich, einem Dämon zu begegnen, und das war durchaus beruhigend – aber eine kleine Chance blieb immer. Dämonen kamen und gingen schneller, als man schauen konnte. Aoi war unbewaffnet – wie jeder an ihrer Stelle wohl wäre – und ... nun, sie war zumindest nicht allein.

 

„Ahhh!“, kreischte sie, als die dicke Wurzel eines Baumes – verborgen in der Dunkelheit – ihr ein Bein stellte.

 

Sie streckte die Hände aus, um ihren Sturz abzufangen, doch sie berührte den schlammigen Boden nicht einmal ansatzweise. Stattdessen wurden sie fast schon etwas in der Luft gehalten.

Verwundert öffnete sie ihre Augen wieder, während sie an ihrem Hemdchen zurückgezogen wurde, damit sie wieder fest auf beiden Füßen stehen konnte. Mit leicht geröteten Wangen – vor Schreck, Wut und Verlegenheit – sah sie zu ihrer Begleitung.

 

„Tsuyuri ...“

 

Ihre Augen trafen auf das sanfte Lächeln der Dämonenjägerin. Als Tsuguko von Kocho-san war es nur logisch, dass sie ebenfalls häufig im Wald patrouillierte. Aoi war dankbar dafür, dass sie an ihrer Seite war.

 

„Vorsicht“, flüsterte sie leise.

 

Es war fast schon leise genug, damit Aoi es kaum verstand, doch in all ihrer gemeinsamen Zeit, hatte sie gelernt zu lauschen. Nicht nur auf alles, was Tsuyuri sagte, sondern ganz allgemein auf ihre Umgebung. Mit einem kleinen Lächeln nickte sie ihrer Freundin zu, auch wenn sich Aoi nie komplett sicher sein konnte, ob auch Kanao sie als Freundinnen ansah. Zumindest ging sie davon aus, dass es ein Vertrauensverhältnis zwischen ihnen gab und vielleicht war das schon mehr, als Aoi erwarten konnte?

 

Sie beobachtete schließlich, wie Kanao etwas vor sie ging und eine Fackel vor sich hielt. Eine Laterne wäre sicherer und angebrachter, und wenn Aoi nicht total unfähig und tollpatschig wäre, dann würden sie eine Laterne auch noch besitzen. Stattdessen hatten ihre zitternden Hände einfach losgelassen, als sie ein verdächtiges Geräusch vernommen hatte.

Glücklicherweise machte Kanao aus solchen Dingen nie ein Thema, sie lächelte stets behutsam, tätschelte vielleicht ihren Arm und hatte dann auch schon eine neue Idee im Kopf. Wie diese Fackel schließlich.

 

Aoi wusste natürlich, dass sie nicht total unfähig war; mit Sicherheit würde sie auch allein gut zurechtkommen, aber sie ließ sich vielleicht etwas leichter aus der Ruhe bringen und verteufelte sich anschließend selbst. Es war einfach angenehmer für sie, wenn sie nicht allein in diesen gruseligen Wald gehen musste und als Kanao an ihre Seite gestellt wurde, hatte sie ihre Erleichterung kaum verbergen können.

 

Mit der Fackel in der Hand wirkte Kanao wie eine Anführerin.

 

Sie ging langsam voraus, immer darauf achtend, dass Aoi an ihrer Seite blieb – und wenn es vielleicht doch nicht so war, dann fühlte es sich für Aoi zumindest danach an.

Aoi trug einen Korb, der nicht schwer war, aber voller verschiedener Pflanzen und Kräuter, welche sie gemeinsam gesammelt hatten. Sie befanden sich bereits auf dem Rückweg. In der Dunkelheit sah fast alles gleich aus, selbst wenn sie diesen Weg schon hunderte Male gelaufen waren.

Der dunkle Wald erinnerte Aoi auch an die Aufnahmeprüfung. Obwohl sie dafür trainiert hatte und wusste, worauf sie sich da einließ, war die Realität anders erschreckend gewesen. Im Grunde war es wie ein Wunder, dass sie überlebt hatte – vor allem im Hinblick auf Tomioka-sama.

Kanao war ohne einen Kratzer aus der Prüfung herausgekommen, aber dies war vermutlich nicht so überraschend.

 

Immerhin wurde sie von Kocho-san trainiert und schien ein besonderes Talent zu besitzen, welches so vielen anderen Personen fehlte.

Deshalb fühlte sich Aoi aber auch sehr sicher in ihrer Nähe.

 

„Musst du wieder auf eine Mission, sobald wir daheim sind?“, fragte Aoi nun nach.

 

Es war nicht immer einfach, mit Kanao zu sprechen, aber gerade, wenn sie unter sich waren, schien es so, als würde sie etwas ... auftauen? Aoi würde niemals behaupten, sie wäre gesprächig, aber sie antwortete hin und wieder. Es kam natürlich auch darauf an, welche Fragen man stellte.

 

Dieses Mal erntete Aoi als Antwort nur ein Kopfschütteln.

 

„Dann können wir morgen ja wieder gemeinsam das Frühstück vorbereiten und auch das Mittagessen kochen“, merkte sie lächelnd an.

 

Natürlich genoss sie es auch, diese Aufgaben, mit den drei Mädchen, als Unterstützung zu machen, doch es war etwas anders mit Kanao. Vermutlich, weil sie vom Alter her sehr nahe beieinander waren. Das ergab schon eine Verbundenheit.

Außerdem hatte Aoi immer schon eine Schwester haben wollen und als sie Kanao kennengelernt hatte, hatte es einfach Klick für sie gemacht! In ihren Augen war es auch eine Zeit lang so gewesen – sie waren wie Schwestern. Dennoch hatte es stets einen Unterschied gegeben.

Es war bei ihnen anders gewesen, als beispielsweise zwischen Kocho-san und Kanao. Aoi hatte sich nie wirkliche Gedanken darüber gemacht, aber irgendwann dachte man eben doch darüber nach.

 

Mittlerweile war sie darauf gekommen, dass sie wohl eher wie Freundinnen waren – Kindheitsfreundinnen, von denen man immer Geschichten hörte. Eine Freundschaft für die Ewigkeit eben.

 

Aoi hatte nicht viele Vergleichsmöglichkeiten. Kocho-san war selbst für sie eher wie eine Schwester als eine Freundin oder Vorgesetzte. Sie wusste also, dass es mit Kanao anders war, aber in welche Richtung das Ganze ging, war ihr erst bewusst geworden, als weitere Personen in ihr Leben getreten waren.

 

Männliche Personen.

 

Genau genommen das Trio von dieser Spinnenberg-Mission.

Der nervige Agatsuma-kun, welcher kurz davor gewesen war ebenfalls zu einer Spinne zu werden.

Der laute Hashibira-kun, welcher stets voller Energie und Motivation zu sein schien – und der absolut kein Feingefühl besaß!

Und dann gab es noch Kamado-kun, welcher vermutlich als Einziger des Trios halbwegs normal unterwegs war und wusste, wie man mit seinen Mitmenschen umsprang. Manchmal war er wie ein Engel auf Erden. Vielleicht auch zu engelsgleich.

 

Irgendwie hatte Aoi sie alle mögen gelernt, vor allem, nachdem Uzui-san sie zu einer Mission hatte mitnehmen wollen und sich alle für sie eingesetzt hatten.

 

Kamado-kun war der liebenswürdigste von allen, als dieser also angefangen hatte, mehr mit Kanao trainieren zu wollen und sich mit ihr zu unterhalten ... Nun, es war logisch für Aoi gewesen, zu glauben, dass diese Gefühle in ihr, welche hochkochten, damit zu tun hatten, dass sie irgendwas für diesen Jungen empfand.

Was gleichermaßen gruselig, als auch einschüchternd gewesen war.

Sie hatten dann relativ schnell bemerkt, dass es nicht so war, aber das hatte ihre Emotionen eher verstärkt als abgeschwächt.

 

Denn mehr als der Einsatz der drei Jungen, die sich für sie eingesetzt hatten, hatte sie der Einsatz von Kanao imponiert. Die Kanao, welche Aoi jahrelang kennengelernt hatte, war eine Person, die sich nicht so einfach eingemischt hätte, ohne eine klare Anweisung.

 

Oder ihrer Münze als Unterstützung.

 

Sie wusste natürlich nicht, was Kanao dazu gebracht hatte – vielleicht ein tieferes Gespräch mit Kocho-san oder ein Erlebnis während einer Mission, die noch nicht weit zurücklag?

 

„Tsuyuri?“, sprach sie schließlich lächelnd an und nahm ihr leises 'Hm' zur Kenntnis, welches sie dazu brachte weiter zu reden. „Ich wollte mich nochmal bedenken. Für diese Sache mit Uzui-sama.“

 

Aoi respektierte alle Säulen, aber auch sie bevorzugte einige mehr, als andere. Rengoku-sama war wundervoll freundlich gewesen – wenn auch oft sehr laut und direkt. Normalerweise war auch Uzui-sama ein guter Mann, die Sorge um seine Frauen hatte ihn vermutlich etwas seltsam agieren lassen.

Zumindest hoffte Aoi, dass dies seine Gründe für dieses mehr als nur unhöfliche und forsche Verhalten war!

 

Sie hoffte noch mehr, als sie sah, wie Kanao sich ihr zuwandte. Dabei trug die junge Dämonenjägerin ein Lächeln auf den Lippen, welches sowohl süß war – als auch ... furchterregend?

 

„Shinobu wird ein ernstes Gespräch mit Uzui-sama führen“, antwortete Kanao schließlich, ihre Stimme immer noch leise und ruhig, aber mit einem kleinen Beben in ihr. „Ich habe sie bereits darüber informiert, was geschehen ist.“

 

Aoi blinzelte ein wenig, als sie von dem Gefühl übermannt wurde, wirklich dazu zugehören. Natürlich verbrachte sie schon ein wenig Zeit im Schmetterlingsanwesen, aber auch wenn sie sich familiär gefühlt hatte, hätte sie nie gewagt, dies offen auszusprechen oder wirklich zu denken. Vielleicht war es auch jetzt zu früh, aber der Gedanke daran, dass Kocho-san sich für sie mit Uzui-sama unterhalten wollte, erwärmte ihr Herz.

 

„Das ... wäre nicht nötig gewesen, Tsuyuri. Ich meine, es ist ja alles nochmal gut gegangen.“

 

„Und zukünftig wird es nicht noch einmal vorkommen.“

 

Aoi wusste nicht, ob dies zu 100 % stimmen würde, aber sie glaubte fest daran, dass alle sich Mühe geben würden, damit dies nicht passierte. Auch wenn das nicht alle Säulen aufhalten würde, könnte sie sich sicher sein, einen gewissen Rückhalt zu besitzen.

 

„Danke Tsuyuri“, lächelte Aoi noch einmal etwas mehr.

 

„Du kannst auch ... also ...“, plötzlich wirkte Kanao fast etwas schüchtern, während sie nun wieder voraussah und die Fackel unsicher in der Hand hielt. „Kanao ... ist für mich auch in Ordnung.“

 

Für den ersten Moment verwirrt, blinzelte Aoi über die getroffene Aussage. Erst nach ein paar weiteren Sekunden kam ihr in den Sinn, was die etwas errötende Kanao gemeint hatte.

 

„Oh-oh ... Es ist in Ordnung ... wenn ich dich mit Kanao anspreche?“, fragte Aoi nochmal sicherheitshalber nach. Kanao nickte rasch und das genügte ihr als Antwort, immerhin war Kanao nie die Gesprächigste gewesen. „Dann ... sprich mich ruhig auch mit Aoi an!“

 

Es war eigentlich lächerlich, dass sie bisher noch nicht diesen Schritt gegangen waren. Immerhin kannten sie sich schon lange und gut genug, um sich beim Vornamen anzusprechen.

Dass Kanao dies jetzt ansprach, gab Aoi aber auch das Gefühl, dass diese Freundschaft wirklich echt war. Es war nicht nur Aoi, welche sie anerkannte – es war auch Kanao.

 

Und vielleicht ließ es Aoi's Herz etwas schneller schlagen, dieses plötzliche Bewusstsein. Ein warmes, angenehmes Gefühl breitete sich aus und ließ sie glücklich vor sich hin lächeln.

 

Perfekt abgerundet wurde es davon, dass sie nun endlich den düsteren Wald verließen und das Schmetterlingsanwesen beleuchtet auftauchte. Obwohl die Fackel jetzt nicht mehr unbedingt notwendig war, behielt Kanao sie in der Hand, bis sie das Anwesen wirklich erreicht hatten und das warme Licht sie umfing.



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