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Was vom Fernsehen übrig blieb

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Witzigerweise machte ich in meiner zweiten Gintama-FF Witze über Kurokos Basketball – und dann erschien ein Gintama-Band mit Witzen über Kurokos Basketball. Nachdem ich das hier schrieb, erschien ein weiterer Band – und ähnelte meinen Einfällen schon wieder. Das sind keine Zufälle. Das ist Schicksal. Komplett anzeigen

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Sei niemals nachtragend – außer es geht ums Fernsehprogramm, dann hast du jedes Recht dazu

„Was?“

Toshiro Hijikata, seines Zeichens Vizechef der berühmt-berüchtigen Shinsengumi und Fanclubmitglied Nummer 3087 des „Wonderful Wormgirl“-Fanclubs, starrte mit zunehmender Verärgerung den Fernsehbildschirm an. Seine Finger drückten immer wieder den Knopf, der das aktuelle Programm anzeigte, während sich seine restliche Hand mehr und mehr um die Fernbedienung verkrampfte.

„Was soll denn der Mist?!“ Vor Wut fiel ihm fast die Zigarette aus dem Mundwinkel.

Es war mehr als offensichtlich, dass hier irgendetwas nicht stimmte.

„Bin ich zu spät? Hat es schon angefangen?“ Okita stürmte ungewohnt abgehetzt in das Zimmer hinein. Was war so wichtig, dass selbst er sich beeilte?

„Sie kommen nicht.“ Hijikata klang so enttäuscht, dass es beinahe herzzerreißend war. „Sie kommen nicht.“

„Was? Wie kann das sein?“ Okita schüttelte vehement den Kopf. „Das kann gar nicht sein. Das darf nicht sein! Es wäre eine Katastrophe nie dagewesenen Ausmaßes, wenn das stimmen würde. Sie erlauben sich nur einen Spaß mit mir? Richtig? Als Rache für all die kleinen, kaum nennenswerten Mordversuche. Richtig? Die Sache ist zu ernst, um darüber Witze zu machen, Hijikata-san. Und außerdem sollten Sie nicht so nachtragend sein wegen solch lächerlicher Vorfälle.“

Der Vizechef nahm tief Luft und atmete hörbar aus.

„Sogo, darüber würde ich niemals Witze machen.“

„Aber … aber …“ Erschrocken blickte der Jüngere seinen Vorgesetzten an. „Das … nein … das kann nicht …. Wo ist das Fernsehprogramm?! Yamazaki! Komm sofort her! Du wirst ausnahmsweise mal gebraucht!“

„Ich bin die ganze Zeit schon mit Ihnen im Raum.“ Yamazaki winkte vom Boden, auf dem er saß, zu ihnen hinüber. „Und ganz ehrlich, den Gag hatten wir schon einmal. Ich bin doch nicht unsichtbar.“

Verwirrt sahen die beiden anderen sich im Zimmer um.

„Woher kam diese Stimme?“, fragte Hijikata und Yamazaki sprang empört auf.

„ICH BIN NICHT UNSICHTBAR!! ICH STEHE GENAU HIER! SIE SEHEN MICH BEIDE GERADE DIREKT AN!!“

„Oh, Yamazaki“, fuhr Hijikata gleichgültig fort, „gut, dass du so schnell kommen konntest. Wie lautet das Fernsehprogramm für heute?“

Dem dunkelhaarigen Shinsengumi-Mitglied entfuhr ein tiefer Seufzer, aber nichtsdestotrotz kam er seiner Pflicht nach.

„Wenn es um die für heute angekündigten Finalfolgen von 'Wonderful Wormgirl' geht: Der Sender hat die ganze Zeit schon Chaos in seinem Programmplan. Stattdessen zeigen sie erneut Wiederholungen der alten Folgen in unterschiedlicher Reihenfolge.“

„Wie kann man so grausam sein und so etwas tun?“, fragte Okita untypisch erschüttert.

Hilflos zuckte Yamazaki mit den Schultern. „Ich weiß leider auch nicht, was in Fernsehsendern vorgeht. Manche Leute warten bis heute darauf, dass ein gewisser Musiksender noch die Folge von Tsubasa Chronicle wiederholt, die damals komplett ohne Ton gesendet wurde. Und dabei gibt es diesen Sender bereits seit Jahren nicht mehr.“

„Deine Probleme sind so klein wie deine Rolle, Yamazaki“, entgegnete Okita ungerührt.

„Ich bin mir nicht einmal sicher, ob das überhaupt meine Probleme sind. Ich wundere mich, dass ich nicht wieder davon anfange, dass einer der besten Animes der Welt in Deutschland eingestellt worden ist … oh, habe ich es jetzt doch erwähnt?“

„So wahr das auch ist, wir haben jetzt andere Probleme, nicht wahr, Hijikata-san? … Hijikata-san?“

Der Angesprochene starrte mit finster gewordener Miene auf die Fernbedienung in seiner Hand. Dann zerquetschte er sie und schmetterte sie mit voller Wucht in den Bildschirm des TV-Geräts.

„Sogo“, sagte er mit düsterer, Unheil verheißender Stimme.

„Ja?“

„Es ist so weit. Wir gehen zum Sender.“ Mit einer Miene, die Menschen jeden Alters das Fürchten lehren würde, griff sich Hijikata sein Schwert und stapfte hinaus.

„Das klingt nach Spaß“, bemerkte Okita unpassend fröhlich und machte sich auf, dem Vizechef zu folgen. „Kommst du mit, Yamazaki? Mehr Szenen könnten deiner Rolle gut tun.“ Er ließ den Untergebenen verdattert im Zimmer zurück.

„Ich weiß nicht, ob das jemandem aufgefallen ist, aber in der vorangegangen Fanfiction ging es zu einem Großteil um mich! Ich bin also bereits beliebt! … Ach, was soll's.“ Er seufzte und rannte seinen Vorgesetzten hinterher.

 

In einer anderen Ecke Edos schien die Sonne strahlend hell vom blauen Himmel. Ein sanfter Wind umspielte das Gebäude der Alles-Agentur, während die Vögel sangen. Sie sangen von der Schönheit der Natur, der Reinheit der Liebe und von einem möglichen Gintama-Reboot.

„WIESO SOLLTEN DIE VÖGEL DAVON SINGEN?!“ Shinpachi schrie mit empörter Faustgebärde seinen Einwand gen Himmel und stapfte in die Alles-Agentur hinein. „So ein Unsinn“, murmelte er zu sich selbst.

„Shinpachi“, begrüßte ihn Gintoki tadelnd und auf der Couch lümmelnd, „wenn du alles immer schlecht machst, wirst du nie im Leben voran kommen – oder, was noch viel schlimmer ist: Du wirst nie eine eigene Serie bekommen, in der du die Hauptrolle hast.“

„Dann soll ich es einfach abnicken, wenn die Vögel von einem Gintama-Reboot singen?“

„Ja, genau, sei einfach einmal positiver eingeste- Moment, was? Ein Gintama-Reboot??“ Der Lockenkopf saß mit einem Mal kerzengerade auf dem Sofa. „Das ist das Erste, was ich höre. Wer kommt denn auf so einen Unsinn? Nein, das kann nicht stimmen. Denn dann hätte man mir als Hauptcharakter doch als allererstes Bescheid gegeben.“

„Doch, stimmt“, warf Kagura von der Seite ein und unterbrach dafür ihre Sparringsession mit Sadaharu. „Die Kinder im Park haben etwas Ähnliches erzählt. Irgendwas von wegen die Serie sei ja schon älter und man müsste sie neu machen, aber dieses Mal mit Smartphones statt mit Klapphandys.“

Shinpachi hob kritisch eine Augenbraue. „Verstehe ich das richtig? Sie wollen einfach so eine schnöde, uninspirierte Neufassung des gleichen, alten Stoffes machen, um die gleiche Serie noch mal vermarkten zu können? Fällt denen denn gar nichts Neues mehr ein?“

„Nein, das hast du völlig falsch verstanden.“ Kagura schüttelte vehement den Kopf. „Sie wollen dieses Mal Smartphones einbauen! Das wird eine komplett neue Erfahrung!“

„Nur weil sie modernere Telefone einbauen?? Das ist wirklich UNSINN! Gin-san, sag doch auch einmal was dazu. … Gin-san?“

Der Angesprochene starrte mit entsetztem Blick vor sich hin. „Aber … aber … wieso erfahre ich das als Letztes? ICH bin der Hauptcharakter. Die Serie dreht sich um mich. Sie können keinen Reboot planen, ohne das mit mir abzusprechen.“

„Ach ja“, fügte Kagura beiläufig an, „du bist raus. Man will einen kinderfreundlicheren Ansatz versuchen und da stört dein alter, perverser Wuschelkopf nur.“

„WAAAAS??“ Gintoki sprang von der Couch auf. „Krise! Das können die doch nicht machen! Man kann mich doch nicht einfach ersetzen! Wer könnte mich schon ersetzen?? Und was soll ich machen, wenn ich nicht mehr der Hauptcharakter bin?? Ich kann doch sonst nichts! Mein Leben ist vorbei. Vorbei, sage ich euch.“

„Deine positive Einstellung hat sich aber auch schnell verflüchtigt.“ Shinpachi seufzte. „Vielleicht solltest du zuerst einmal herausfinden, ob an diesen Gerüchten etwas dran ist, bevor du zu irgendwelchen vorschnellen Handlungen-“

„Shinpachi!“ Der deprimierte Noch-Held der Serie packte seinen Schützling an den Schultern. „Das ist es! Wir müssen handeln, bevor es zu spät ist und ich mit dir auf einer Stufe stehe!“

„DAS WILL ICH ÜBERHÖRT HABEN!“ Der bebrillte Junge räusperte sich. „Wie ich schon sagte, solltest du die ganze Angelegenheit mit Ruhe und bedacht angehen, sonst machst du es nur schlimmer. Und nichts wäre schlimmer, als die Absetzung einer der besten Animes der Welt. … Moment, diese Worte sind mir doch schon wieder in den Mund gelegt worden!“ Shinpachi riss erschrocken die Augen auf, als er bemerkte, was hier los war. „Leute, Krise! Wir sind schon wieder in einer Fanfiction!“

„Ja und hast du gesehen, wie ich eben bezeichnet worden bin?“ Gintoki schnappte theatralisch nach Luft. „Der 'Noch-Held der Serie.' Der 'Noch-Held.' Das ertrage ich nicht!“

„Wir müssen vorsichtig sein. Wir können nicht wissen, was tatsächlich unsere Worte sind und was uns von der Autorin nur mal wieder in den Mund gelegt wird. Hast du etwa schon vergessen, was das letzte Mal passiert ist?“

„Gin-chan hätte beinahe den Shinpachi von der Shinsengumi geheiratet“, antwortete Kagura fröhlich.

„Sowieso, wie selbstverliebt kann man sein, dass man ständig Anspielungen auf seine eigenen Fanfictions unterbringt? Leser, die die vorigen Geschichten gar nicht kennen, sind jetzt doch nur verwirrt.“

„Keine Sorge.“ Gintoki schien neuen Mut gefasst zu haben. Mit fester Stimme blickte er zum Himmel („Wie kann das sein?!“, wandte Shinpachi entrüstet ein. „Wir sind in einem Innenraum! Oder wurde uns gerade das Dach geklaut? Das gibt überhaupt keinen Sinn!!“) und ließ seine Augen über den Horizont schweifen.

„Immer noch drinnen. Immer noch nicht möglich“, bekrittelte der jüngere Samurai weiter.

„Mensch, Shinpachi, du ruinierst die Stimmung. Ich soll doch jetzt einen kämpferischen Monolog halten“, entgegnete Gintoki und wurde dabei von einem hellen Licht angestrahlt.

„Überhaupt nicht übertrieben.“ Shinpachi rollte mit den Augen.

„Weggefährten, Untertanen, Kameraden, Freunde, Haustiere“, begann der Silberschopf mit lauter Stimme, „sie wollen uns nehmen, was uns lieb und teuer ist – unseren Helden Gintoki Sakata. Es wird der Tag kommen, da wird es vielleicht eine Welt ohne Gintoki Sakata geben. Ein Tag, der uns alle mit Leid erfüllen wird. Doch dieser Tag ist nicht heute! Heute werden wir kämpfen, für das, was wir lieben, ohne das wir nicht leben können! Sie können den Monstern in Yu-Gi-Oh! Kleidung anmalen, sie können bei Naruto das Blut blau färben, aber sie können nicht MICH streichen!“

Kagura applaudierte euphorisch, während Sadaharu im Hintergrund gähnte.

„Autorin-sama“, fuhr Gintoki fort, „bitte, gib mir ein Zeichen, was ich tun kann, um diesen Reboot zu stoppen!“

Unbeeindruckt schob Shinpachi seine Brille hoch. „Du fragst ernsthaft die Autorin um Hilfe? Obwohl sie dich beinahe mit Yamazaki verkuppelt hätte?“

„Mit wem?“ Der von neuem erstarkte Held der Geschichte blinzelte. „Ist auch egal. Du bist schon wieder viel zu skeptisch. Ich vertraue der Autorin. Sie will nur unser Bestes. Sie gehört schließlich auch zu der Sorte Mensch, die Free! nicht allein wegen der halbnackten Kerle guckt.“

„WAS IST DENN DAS FÜR EIN KRITERIUM??“

„Gin-chan, darf ich mir halbnackte Kerle ansehen?“

„Später, Kagura, später.“

„Sehr viel später, Kagura-chan, sehr viel später.“

Plötzlich flog ein Stein durch die Fensterscheibe, dem Shinpachi nur haarscharf ausweichen konnte.

„Whaa! Was war denn das??“ Der Junge schnappte erschrocken nach Luft, als Gintoki den Stein aufhob.

„Da klebt ein Zettel dran. Nanu?“ Er machte ihn ab. „Ein Flyer vom hiesigen Fernsehsender … … … … … … das Zeichen!!“ Triumphierend reckte er den Zettel in die Höhe – was bei Shinpachi nur erneuten Missmut auslöste.

„Wieso soll das ein Zeichen sein?“

„Überleg doch mal. Wer ist für den Reboot verantwortlich? Und wie kann man ihn aufhalten? Es gibt nur eine Möglichkeit, dieses große Unheil von der Welt abzuwenden: Wir gehen zum Sender!“

„Was soll das bringen? Und überhaupt gibt es hier nur einen Fernsehsender, oder wie?? Diese Geschichte hat eindeutig ein paar Logikfehler.“ Entrüstet wedelte der Jüngere mit den Armen – als ein zweiter Stein geflogen kam, dem er wieder nur ganz knapp ausweichen konnte.

Dieses Mal hob Kagura den Stein samt Botschaft auf. „Hier steht: Wenn du dich weiter so beschwerst, wirst du aus der Geschichte raus geschrieben und durch Hasegawa ersetzt.“

Der dunkelhaarige Samurai zuckte vor Schreck zusammen. „Ist ja schon gut, ist ja schon gut. Ich spiele mit. Und bitte keine Wurfgeschosse mehr.“

„Ich räum die hier grade weg.“ Munter schleuderte Kagura die beiden Steine nacheinander durch das Fenster hinaus – wo sie den meilenweit entfernt stehenden Hasegawa trafen und umgehend ausknockten.

Aus dem unteren Stockwerk schlugen derweil Besenstiele gegen den Fußboden der Alles-Agentur.

„Ist jetzt mal Ruhe da oben? Was treibt ihr wieder?“ Otoses aufgebrachte Stimme hallte ihnen entgegen. „Geht lieber mal Geld verdienen, die Miete ist längst überfällig!“

„Dafür haben wir keine Zeit, Alte“, entgegnete Gintoki ernst. „Wir haben eine Welt zu retten. Meine Welt.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ja, VIVA, ich vergesse nichts. Fairerweise muss ich sagen, dass ich Tsubasa Chronicle ohne VIVA gar nicht kennen würde. Also sind wir fast so was wie quitt.
Ich hoffe inständig, dass ich nicht auch nur ansatzweise so selbstverliebt herüberkomme, wie Shinpachi mir das hier vorwirft. Komplett anzeigen

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