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Das Problem ohne Lösung

Die Welt schloss sich.

Ceres hörte auf zu existieren und mit ihm würde alles verschwinden, was sich noch auf seinem Grund befand. Fye spuckte Blut; Blut, das Zeichen seiner Schwäche war, seiner Unfähigkeit, irgendetwas anderes zu bringen als Unheil. Er war zu schwach, viel zu schwach; seine verbleibenden magischen Kräfte würden nicht ausreichen, um sie beide in Sicherheit zu bringen. Sie reichten nicht einmal, um Kurogane in Sicherheit zu bringen. Hätte der andere Shaolan nicht sein Auge genommen, hätte es vielleicht noch gereicht, aber auch das Fehlen seines linken Auges war nur ein weiteres Zeugnis seiner Schwäche. Den Jungen, den sie lieb gewonnen hatten, hatte er ebenso nicht retten können.

Vielleicht verdiente er es.

Vielleicht verdiente er es, hier zu sterben.

Weil er so schwach war.

Aber Kurogane, der nichts Falsches getan hatte, der im Gegenteil, alles getan hatte, um sein Leben zu retten und zu beschützen, er verdiente den Tod nicht -

Fye hielt in seinen verzagenden Überlegungen inne.

Kurogane hatte einen Fehler gemacht. Nein, sogar viele. Jedes Mal, wenn er ihn gerettet und beschützt hatte; bei jedem dieser Male und auch zu allen anderen Zeiten, in denen er ihm zu nahe gekommen war. Aber es war nicht die Schuld des ehrenwerten und tugendhaften Ninjas. Nein. Es war seine Schuld, nur seine; die desjenigen, der Unheil über alle brachte und es nicht vermochte, sie davor zu beschützen.

Er war sogar daran gescheitert, anderen Menschen nicht zu nahe zu kommen. So schwach war er, dass er nicht einmal das hinbekommen hatte.

Wäre er doch nur allein geblieben, dann hätte er sich und allen anderen dieses Leid ersparen können.

Aber er war zu schwach, um allein zu bleiben.

Mokonas Ohrclip öffnete ein Ausgang aus der sich schließenden Welt, doch nur einer der darin eingeschlossenen Männer entkam.

Und Fye schrie, schrie sich die Seele aus dem Leib, als er einen letzten Blick auf den darin zurückgebliebenen Mann warf.

Die Welt schloss sich.

Kurogane hatte sich für ihn geopfert. Kurogane hatte ihn allein gelassen.

 

„FYE-SAN!!“

Fye erwachte schreiend und um sich schlagend, bevor er die zupackenden Hände auf seinen Schultern spürte, die ihn, nachdem sie bereits versucht hatten, ihn wachzurütteln, nun zurück aufs Bett drückten.

„Fye-san“, wiederholte Shaolan leiser und doch eindringlich, „Fye-san, alles ist gut, du hattest einen Albtraum.“

Der blonde Mann blickte in das verängstigte Gesicht des Jungen hinauf und holte, zum ersten Mal seit seinem Erwachen, Luft.

„Shao-Shaolan-kun …?“ Seine Stimme bebte, während seine Gedanken eher vergeblich versuchten, sich zu ordnen. Ein Albtraum? War es wirklich nur ein Albtraum gewesen? Fye konnte nicht sicher sagen, wo er war und was zuletzt geschehen war.

„Alles ist gut“, sagte Shaolan erneut, wissend, dass Fye vollkommen desorientiert war. Die Augen des Magiers verrieten seine Angst, seine nackte Panik.

„Ein Scheiß ist gut.“

Der bärbeißige, wütende Kommentar hatte ironischerweise einen beruhigenden Effekt auf den angsterfüllten Mann. Weit aufgerissene, hellblaue Augen rasten zu der Quelle dieser barschen Aussage. Kurogane stand in der Tür, die Arme vor der Brust verschränkt, die Augen voller Zorn. Auf seiner Schulter saß, mit hängenden Ohren und betrübtem Blick, Mokona.

„Fye hat so doll Angst, aber Mokona weiß nicht wovor.“

„Mir reicht's! Du hattest deine Chance, Magier. Was auch immer du für ein Problem hast, du kriegst es offensichtlich nicht allein gelöst!“ Wütenden Schrittes stapfte Kurogane nach vorn, doch Shaolan stellte sich vor ihn, sodass der Ninja den Blonden nicht erreichen konnte.

„Wir können das sicher ohne Gewalt klären.“ Entschlossen schaute Shaolan zu dem größeren Mann auf.

Ein leises, seine Verzweiflung durchscheinen lassendes Lachen ließ beide wieder zu dem Magier blicken.

„Dein Vertrauen in mich reicht aber nicht weit, Kuro-sama.“ Fye hatte sich aufgesetzt und seinen Blick gen Bettdecke gerichtet. Die langen, blonden Strähnen seiner Haare verhinderten, dass sie sein Gesicht erkennen konnten.

„Selbst schuld.“

Ein erneutes Lachen entwich Fye. Alles an seinem Anblick und seinen Gebärden hatte zu viel von jemandem, der anscheinend den Verstand verlor.

„Fye-san“, begann Shaolan besorgt, „bitte sprich mit uns. Du hast mir doch selbst gesagt, ich solle nicht alles für mich behalten.“

Das Lachen verstummte und Fye ließ seinen Kopf noch etwas tiefer hängen.

„Ja. Ja, das habe ich gesagt und auch so gemeint. Allerdings … könnt ihr mir bei diesem Problem nicht helfen.“

„Doch!“, widersprach Mokona lautstark, „Du musst es uns versuchen lassen! Zusammen kriegen wir alles hin!“

Die Hände des Magiers krallten sich in die Bettdecke. „Ich wünschte, es wäre so. Wirklich.“

„Bitte, Fye-san, gib uns die Chance, dir bei dem, was dich quält, beizustehen. Selbst wenn wir tatsächlich keine Lösung finden, musst du das nicht alleine durchmachen. Was auch immer es ist.“

Das Wort „alleine“ versetzte dem Herzen des Blondschopfs einen heftigen Stich. Ungesehen öffnete er den Mund, doch die Worte kamen nicht über seine bebenden Lippen. Es gab keine Lösung für das Problem, keine, die er ihnen sagen konnte und auch wenn er ihnen nur das Problem nannte, würde Kurogane sich den Rest zusammenreimen und furchtbar wütend werden.

Es gab keine Lösung.

Er schloss seinen Mund wieder.

„Fye macht Mokona Angst!“

„Verdammte Scheiße!“, entfuhr es Kurogane. „Das kann nicht dein Ernst sein! Nach all der Zeit, nach allem, was passiert ist, ziehst du so einen Mist ab?! Ich hab die Schnauze voll! Mach, was du willst und lass mich in Ruhe!“ Er machte so harsch kehrt, dass Mokona von seiner Schulter fiel und Shaolan sie auffangen musste.

Der Knall der zugeschlagenen Tür hallte durch das gesamte Haus.

Shaolan schluckte schwer. Hastig wandte er sich Fye zu. „Das … das meint er nicht so. Er ist nur wütend und deswegen-“

„Siehst du bitte nach ihm?“, fragte Fye tonlos. „Er zerschlägt sonst noch das Mobiliar und das können wir uns nicht leisen.“

Der Junge verharrte noch einen Augenblick an Ort und Stelle, bevor er zaghaft nickte. „Aber das kann so nicht weitergehen.“

Der Magier sah nicht auf. „Ich weiß.“

In der Sekunde, nachdem Shaolan und Mokona das Zimmer verlassen hatten (und die Tür weitaus sanfter geschlossen hatten), schlug Fye die Hände vors Gesicht. Ihm war nach Weinen zumute, doch die Tränen kamen nicht. Stattdessen breitete sich von seinem Brustkorb ein stechender Schmerz in seinem restlichen Körper aus, den er zu ignorieren versuchte.

Vielleicht war es besser so, sagte er sich, obwohl er genau das Gegenteil fühlte. Vielleicht war das ein Teil der Lösung des Problems. Aber er wollte Kurogane nicht verletzen und genau dies würde er auf diese Weise tun. Selbst wenn er wieder auf Abstand zu ihm gehen würde, selbst wenn er ihn auf Distanz zu halten versuchte … Kurogane würde ihn wahrscheinlich trotzdem lieben und nur unnötig unter der Entfremdung leiden. Er hatte es gesehen, gespürt, qualvoll miterlebt. Damals in Infinity.

Ein verzweifeltes Lächeln drängte sich auf Fyes Gesicht. Egal, was für einen Mist er baute, Kurogane würde ihn lieben.

Eigentlich war dies doch ein recht schöner Gedanke.

Eigentlich.

Fye warf einen Blick zu der auf der anderen Seite des Raumes hängenden Wanduhr. Schon nach elf. Kein Wunder, dass Shaolan ihn wecken kam. Obwohl er so lange geschlafen hatte, fühlte er sich immer noch schrecklich müde und erschöpft. Darüber den Kopf schüttelnd, schälte Fye sich aus der Bettdecke, schob sie beiseite, setzte sich an den Rand des Bettes und stand auf. Plötzlich wurde es ihm schwarz vor Augen, seine Beine gaben nach und er taumelte gegen die Wand. Verwirrt lehnte er sich gegen diese, um stehen zu bleiben. Er blinzelte einige Male, bis sein Sichtfeld wieder klar wurde.

Was war denn das gewesen?

Dieses merkwürdige Ziehen in seinem Innern, das er seit ihrer Ankunft hier spürte, war stärker geworden. Was war das nur? War er krank? Waren all seine Überlegungen der letzten Zeit somit eh hinfällig? Das konnte er Kurogane und den Kindern nicht antun. Entschlossen tastete er sich langsam an der Wand entlang, bis das schwummrige Gefühl etwas nachließ.

 

Shaolan hatte gerade die Tür zum Schlafzimmer der beiden Erwachsenen zugezogen und war ins Wohnzimmer zurückgekehrt, wo sich ihm ein verstörender Anblick bot. Mit mehr als gereizter Miene warf Kurogane die Kissen von dem Sofa und fuhr mit seinen großen Händen so grob durch die Ritzen der Couch, dass man fürchten musste, er würde sie jeden Moment auseinanderreißen.

„Kurogane-san?“

Der Angesprochene gab ein Brummen von sich, bevor er in seinem Tun pausierte. „Dieser Ausnahmeschein oder wie der heißt, wo ist der hin?“

Shaolan blinzelte ihn an. „Ich weiß nicht. Ich habe ihn zuletzt auf dem Küchentisch liegen gesehen.“

„Da ist er nicht mehr. Wollknäuel, hast du ihn gefressen?“

„Der würde doch nicht schmecken“, konterte Mokona empört.

„Warum suchst du ihn?“, fragte Shaolan diplomatisch. „Möchtest du rausgehen?“

„Ich will sehen, ob es hier Alkohol gibt.“ Kurogane kniete sich auf den Boden, um unter das Sofa zu sehen. Er stöhnte. „Das Mistding ist hierunter gefallen.“

„Und wenn es hier Alkohol gibt?“, stocherte Shaolan ruhig weiter.

„Dann werde ich welchen kaufen.“

„Das würde aber auch nichts an dieser Situation verbessern.“

Kurogane atmete hörbar aus und blickte – nun mit ein wenig gelasseneren Zügen - auf. „Ich weiß.“

„Ich glaube, dass Fye uns eigentlich sagen möchte, was ihn beschäftigt“, brachte Shaolan mit gesteigertem Elan vor, „aber aus irgendeinem Grund traut er sich nicht und … und er leidet darunter.“

Erneut seufzend, erhob der andere Mann sich vom Boden. „Ich weiß.“

„Wenn wir nur wenigstens eine Ahnung hätten, was ihn so quält“, fuhr der Junge fort, „dann könnten wir ihm diese Angst nehmen. Aber … ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass er in Dragoon ganz plötzlich anfing, sich seltsam zu benehmen.“ Shaolan stutzte, als Mokona in seinen Armen etwas zappelig wurde.

„Ist alles in Ordnung?“ Besorgt schaute er auf sie.

„Hmm ...“ Mokona ließ ihre langen Öhrchen hängen. „Hmm … was mach ich nur? Was mach ich nur? Ich hab's versprochen und Mokona hält ihre Versprechen.“

„Der Klops weiß etwas!“

„Whaa!“ Mokona zuckte zusammen, als Kurogane laut wurde und auf sie zu stampfte.

„Raus damit oder du nimmst dein Versprechen zügig mit ins Grab!“ Er griff nach ihr, doch Shaolan machte einen Schritt zurück und verstärkte beschützend seinen Griff um sie.

„Mokona“, sagte der Junge sacht und doch bestimmt, „wenn du etwas weißt, dann sag es uns bitte.“

„Aber ich habe Fye versprochen, nichts zu sagen.“

„Nichts zu sagen über was?“, legte Kurogane schnell nach.

„Über die Gespräche mit Wata-whaa! Kuro-Fiesling hat mich ausgetrickst!!“

„Wata …?“ Shaolan stutzte. „Watanuki? Fye hat mit Watanuki-kun gesprochen?“

Traurig über den vermeintlichen Verrat an ihrem Freund senkten sich Mokonas Öhrchen noch weiter herab.

„Hey! Was soll das heißen?!“, forderte Kurogane fahrig ein, als wäre die Erwähnung des dunkelhaarigen Jungen ein bösartiges Omen, das sämtliche seiner Alarmglocken schrillen ließ. „Was hat der Idiot mit ihm zu besprechen gehabt?“

„Das weiß ich nicht“, beteuerte Mokona schuldbewusst. „Fye hat mich beide Male in Dragoon gebeten, während des Gesprächs zu schlafen.“ Die gutherzige Kreatur war sich nicht einmal bewusst, dass sie noch mehr ausgeplaudert hatte.

„Beide Male??“, wiederholte der Ninja aufgebracht. „Er hat dort zweimal mit ihm geredet??“

„Ja, hat er. Und eigentlich war das privat.“

Shaolan und Kurogane hielten beide für einen flüchtigen Moment den Atem an, bevor sie zu der Quelle dieser Äußerung blickten. Fye war auf leisen Sohlen in den Raum geschlichen.

„Oh, Fye! Tut mir so leid!“, jammerte Mokona ganz elend.

Der Magier atmete leise aus. „Ich hätte vermutlich nicht von dir verlangen dürfen, daraus ein Geheimnis zu machen.“

„Redest du jetzt?“ Die Blicke des dunkelhaarigen und die des blonden Mannes trafen sich. Ersterer hatte ohne Zweifel Schwierigkeiten, sein Temperament im Zaum zu halten.

„Weswegen hast du mit Watanuki-kun gesprochen?“, fragte Shaolan bedeutend gemäßigter nach.

Fye schloss kurz die Augen. „Wegen eines Problems dessen Existenz ich zuvor verdrängt hatte und das mir in Dragoon vor Augen geführt worden war.“

„Lass die Scheißrätsel und rede Klartext.“

Der Magier lächelte schwach. „Immer so ungeduldig, Kuro-pon. Dann sag hinterher aber auch nicht, dass du es lieber doch nicht wissen wolltest.“ Fye machte eine Pause, in der Kurogane ihn erzürnt anfunkelte. „Bei unserem ersten Gespräch habe ich Watanuki gefragt, ob er eine Methode wüsste, mit dem ich meine Lebenszeit an eure anpassen kann.“

Sprachlos starrten Kurogane und Shaolan ihn an.

„Häh?“, machte der Ninja und Fye schüttelte gespielt empört den Kopf.

„Ach, Kuro-tan, so vergesslich bist du doch nicht. Du weißt doch, dass ich dank meiner Magie sehr viel länger leben werde als ...“ Er brach ab, unfähig das Wort „ihr“ herauszubringen.

„Ja, na und?“ Alarmiert registrierte der Größte der Gruppe aus dem Augenwinkel, wie Shaolans Blick entsetzter wurde.

„Fye-san ...“ Der Junge schluckte. „Du hast doch nichts Dummes getan, oder?“

Der Magier zuckte geringfügig mit den Schultern. „Bei unserem zweiten Gespräch sagte mir Watanuki, dass er sich schlau gemacht habe und ...“

Seine drei Gegenüber hielten vor Anspannung erneut den Atem an.

„ … und er nur eine einzige Methode gefunden habe.“

„Die da wäre?“ Kurogane bereitete sich innerlich darauf vor, auf den Trottel vor sich loszugehen.

„Meine gesamte Magie aufzugeben.“

„Aber dann würdest du doch sterben, Fye!!“ Die ersten Tränen schossen in Mokonas Augen.

„Nicht unbedingt“, entgegnete dieser. „Watanuki hat einen Fluch gefunden, der nach und nach Magie entzieht. Beinahe so, als würde ich mit euch altern.“

„Und der Haken?“, wandte Kurogane skeptisch ein – und seine Skepsis wuchs, als Fye auf diese bestimmte Art lächelte.

„Du bist doch recht schlau, Kuro-rin. Der Haken besteht darin, dass der Fluch auch daneben gehen kann und man dann ziemlich schnell stirbt.“

Shaolan und Mokona japsten erschrocken. Der Junge wurde sogar beinahe so weiß wie das Wesen in seinen Armen.

„Fye-san, du hast doch nicht …??“

Vor Fassungslosigkeit verpasste er es dieses Mal, Kurogane aufzuhalten, als dieser zu Fye schritt. Der Blonde hielt den Atem an und senkte in Erwartung eines Wutausbruchs des Ninjas die Augen gen Boden.

„Hat er nicht.“

Huh? Der Blick des Magiers schnellte nach oben. Kurogane sah ihn streng, aber nicht wütend an.

„Er ist zwar ein Schwachkopf“, fuhr der dunkelhaarige Mann gefasst fort, „aber so einen Mist macht er nicht.“

Blaue Augen blinzelten ihn erstaunt an, bevor ein schwaches, aber ehrliches Lächeln Fyes Miene zu zieren begann. Kurogane vertraute ihm. Was für ein schönes Gefühl das war. Fye erlaubte es sich, durchzuatmen. „Der Fluch erschien mir zu gefährlich. Allerdings bleibt damit das Problem bestehen.“

„Ich sehe da kein Problem.“

Das Lächeln des Magiers wich abrupt einer tiefen Verdrossenheit. „Weil du nicht derjenige bist, der allein zurückbleiben wird.“

„Weder ich, noch der Bengel, noch die Prinzessin, noch der Klops … vermute ich mal, sind so alt, dass das ein dringendes Problem darstellt.“

„Du verstehst es nicht!“, schleuderte Fye ihm aufgebracht entgegen. „Was soll ich denn tun, wenn ihr ...“ Tränen sammelten sich in seinen Augen.

„Weiterleben“, antwortete Kurogane so kurz und knapp, dass es Fyes Zorn weiter entfachte.

„Das geht nicht! Das ist das einzige, das nicht geht!!“, schrie er mit wachsender Verzweiflung.

Angesichts seines desperaten Anfalls drückte Shaolan Mokona noch ein wenig fester an sich.

„Fye-san ...“, hauchte er mitleidsvoll.

„Idiot“, knurrte Kurogane. „Das einzige, das nicht geht, ist das, was dein Idiotenhirn sich mal wieder zusammenspinnt. Deine Gedanken kreisen nur darum, wie du mit uns sterben könntest. Verschwendest du auch mal einen Gedanken daran, mit uns zu leben?“

„Du verstehst es einfach nicht! Ich will nicht … ich kann nicht wieder alleine sein!“ Die Tränen bahnten sich den Weg über sein Gesicht. Der stechende Schmerz in seinem Inneren wurde beinahe unerträglich, doch in seiner momentanen Verzweiflung schenkte Fye ihm keinerlei Aufmerksamkeit. „Ich bin verflucht! Und mein Fluch ist meine Magie! Mein ganzes Leben lang schon! Mein ganzes Leben lang schon hat sie nichts als Unheil gebracht! Wenn sie nicht wäre, dann wäre alles-“ Plötzlich stockte er. Seine rechte Hand schnellte zu seiner Brust und verkrampfte sich dort in den Stoff seines Gewandes. Seine Haut wurde von jetzt auf gleich aschfahl und er erbrach Blut in seine linke Hand.

„Was zur-?!“ Kurogane erwachte geschwind aus der Schockstarre, die ihn bei dem plötzlich schmerzverzerrten Gesicht des Anderen überkommen hatte, und fing den auf einmal umfallenden Magier auf. „Hey! Was ist los?! Scheiße, was ist hier los, verdammt noch mal?!“

Schockierte, nicht begreifende blaue Augen starrten ihn noch ein einziges Mal an, ehe sie sich gegen Fyes Willen abrupt schlossen.

„FYE!! FYEEE!!“, brüllte Mokona, während Shaolan sprachlos und entgeistert auf die nun leblose Gestalt in den Armen des verstörten Ninjas blickte.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ist es mir gelungen, euch mit dieser Wendung zu überraschen? Für das nächste Kapitel werden wir einen kleinen Zeitsprung rückwärts machen und dann endlich in Erfahrung bringen, was es mit der vorigen Welt auf sich hatte. Der Zeitpunkt dafür scheint bei der Dramatik gerade seltsam gewählt zu sein, aber es wird am Ende Sinn ergeben. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lady_Ocean
2022-08-20T14:07:25+00:00 20.08.2022 16:07
Oh Hilfe, was für ein Drama da plötzlich draus geworden ist! T___T Und Fyes Dilemma ist auch irgendwie wieder Fye-typisch. Er will mit ihnen gemeinsam alt werden und sterben, aber er weiß auch ganz genau, wie die anderen, speziell Kurogane, darauf reagieren würden (und hat). Für solche Gedanken - also was er längerfristig mit seinem Leben machen will, wie er es schaffen kann, für sich selbst zu leben und nicht in Abhängigkeit von den wenigen Menschen, die so wichtig für ihn sind - für diese Gedanken ist es noch viel zu früh. Seine Psyche ist noch nicht stabil genug für sowas. Aber es wundert mich nicht, dass all das die Gedanken an Ceres wieder an die Oberfläche gebracht hat. Seine zentrale Angst - der "Fluch" seiner Magie - ist das, was Fyes Meinung nach der Ursprung für all das Leid, welches in Ceres geschehen ist, verursacht hat. Er sieht den Ursprung all dieses Leids offenbar leider immer noch nicht in FWR, der ja über Leichen und die Zerstörung ganzer Welten gegangen ist, um seine eigenen egoistischen Ziele durchzusetzen und die Gesetze der Dimensionen auszuhebeln.
Und gegen Ende des Kapitels habe ich mich gefragt, ob es hier tatsächlich um MPreg geht, oder ob Fyes Zustand nicht doch durch etwas anderes bedingt ist. Durch die negative Einstellung, die er seiner Magie gegenüber hat, vielleicht. Das magische Konstrukt dieser Welt scheint ja irgendwie auf ihn zu reagieren, mit seiner Magie in Wechselwirkung zu stehen. Jedenfalls hab ich noch nie von 'ner Schwangerschaft gehört, bei der man Blut spuckt und das Bewusstsein verliert. Es kommt mir grad im Moment eher so vor, als würde Fyes extreme Ablehnung seiner eigenen Magie dazu fürhen, dass diese sich in dieser neuen Welt evtl. tatsächlich gewaltsam von ihm trennen könnte/ getrennt werden könnte, was aber wider seiner Natur ist und daher physische Gefahren/ Schäden mit sich bringt. Und je stärker er sich da hineinsteigert, desto schlimmer werden die Folgen. Zu Beginn war es noch unterschwelliger. Aber mit jedem Albtraum nimmt die Intensität seiner Angst, seiner Ablehnung zu. Und auch die Auswirkungen auf Fyes Körper werden immer schlimmer. So ist es auch kein Wunder, dass das jetzt einen vorläufigen Höhepunkt fand, als das Thema auf den Tisch kam und die Auseinandersetzung mit Kurogane eskaliert ist.
Es könnte natürlich auch was anderes dahinterstecken, aber das wär jetzt so die erste schlüssige Vermutung, die mir in den Sinn kam. :) Aber nix verraten! ;)
Antwort von:  rokugatsu-go
27.08.2022 14:57
Ich liebe es, wenn ein Kommentar mit den Worten "Oh Hilfe" anfängt. *lach*
Es geht um Fye, da ist das Drama immer vorprogrammiert. Ich mag deine Analysen von Fye, da sind wir nämlich ziemlich einer Meinung. :) Ich glaube, eines von Fyes vielen, vielen Problemen liegt darin, dass er Schwierigkeiten hat, das große Ganze zu sehen. Er verliert sich immer in Bruchstücken, die ihm aber keinen Ausweg oder eine Lösung zeigen. Das ist toll, wenn man Drama schreiben will, aber gleichzeitig tut er mir auch immer leid.
Okay, ich darf nix verraten, also lächele ich in mich hinein und freue mich über deine getätigten Vermutungen. Ich bin gespannt, was du zum nächsten Teil sagen wirst, wenn wir zeitlich etwas zurückspringen und den Auslöser für Fyes aktuelle Ängste suchen. ;)
Vielen, vielen Dank für deinen Kommentar! Es war eine Freude, den zu lesen! ^__^


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