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For all the Ghosts that are never gone

von

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Kapitel 6: :)

Kapitel 6: :)

Karen, eine junge fröhliche Frau Anfang dreißig hatte den bestellten Kaffee sowie das Gebäck gebracht. Das nicht zu knapp. Neben einer beträchtlichen Auswahl an Keksen gab es noch fünf Muffins. Drei mit Schokostückchen und zwei mit Blaubeeren. Mein leerer Magen dankte diesem Umstand sehr. Deswegen hatte ich mir sogleich einen der Schoko-Muffin genommen und aß ihn, während Alan meine persönlichen Daten vorlas.

 

Meinen Namen, mein Geburtsdatum, meine Adresse, all dies stimmte. Als Alan mit der Belehrung anfing, nippte, ich an meinem Kaffee. Zusagen, dass es der beste Kaffee sie, den ich je getrunken hätte, wäre übertrieben gewesen. Aber er kam ganz nah ran.

 

„Sie müssen sich jedoch nicht selbstbelasten. Haben Sie noch Fragen?“

„Ja, ich habe das verstanden.“, bestätigte ich und nippte erneut an meinen Kaffee.

„Fangen wir doch am besten damit an, wie Sie in den Entführungsfall Hannah Donfort hineingeraten sind, [MC]. Sie sind ja nicht einmal aus Duskwood.“

 

Meine Augen hefteten sich an das große Diktiergerät und das schwarze Tonband, von der einen Spule auf die andere wanderte.

„Thomas hat mich angeschrieben und einer Gruppe hinzugefügt.“

Immer noch sah ich Alan an.

„Thomas sagte, er habe meine Nummer von Hannah bekommen.“

Ich griff mit zittriger Hand nach meinem Kaffee.

„Nachdem sie schon entführt war.“

Die verschütteten Kaffeetropfen bildeten große Flecken auf meiner Bluse.

„Haben Sie eine Erklärung, warum Ms. Donfort das getan hat?“

 

Automatisch schüttelte ich meinen Kopf.

 

„Für das Protokoll die Zeugin schüttelt den Kopf.“, Alans Stimme überraschte mich.

„Entschuldigung, ich habe da nicht dran gedacht.“, sagte ich mit peinlich berührten Wangen

„Schon in Ordnung. Ich kann so was immer noch, wie gerade es so in das Audio-Protokoll aufnehmen. Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen machen. Ihre Aussage dient lediglich, um die Anklage gegen Richy Rogers vorzubereiten.“

 

Alan hatte mir das schon gesagt, bevor wir mit der Vernehmung angefangen hatten. Es hatte eigentlich keinen Grund geben, diesem Sachverhalt gegenüber misstrauisch eingestellt zu sein. Doch das Alan es nun offiziell mit aufnahm, löste den größten Teil meiner Nervosität.

„Haben Sie den eine Vermutung, warum Ms. Donfort ausgerechnet Ihre Nummer an Mr. Miller verschickt haben könnte?“

„Ich kenne Hannah wirklich nicht. Bis zur Nachricht von Thomas hatte ich nicht einmal etwas von Duskwood gehört.“

„Verständlich. Sie wohnen ja mehrere Hunderte Kilometer von unserem kleinen Duskwood entfernt. Jedoch werden sie doch sicherlich Gedanken über, nennen wir es mal, Ihre Rolle gemacht haben. Diese Theorien würde ich einfach gerne hören.“

Ich nahm mir den zweiten Schoko-Muffin und brauch mit ein Stück an. Jedoch hielt ich es in der Hand und steckte es mir nicht in den Mund.

„Ja. Ich denke, dass Hannah sich einfach vertippt hat. Vielleicht wollte Sie Richys Nummer verschicken. Oder es war Jennifers Hanson alte Nummer. Aber wenn Sie den genauen Grund wissen wollen, sollte Sie Hannah fragen und nicht mich.“

„Das haben wir bereits getan. Jedoch hat Ms. Donfort uns versichert, sie hatte Ihre Nummer nicht versendet. Sie hatte ihr Handy bei dem Übergriff verloren.“

 

Das Muffin-Stück, dass ich gerade noch in meinen Fingern hatte, war mir in meinen Kaffee gefallen. Das heiße Gebräu müsste laut physikalischen Gesetzten auf meiner Haut brennen, doch ich spürte nichts.

„Ms. Lilly Donfort hatte in Ihrem Video einen Mann erwähnt. Können Sie sich vorstellen, dass er Sie in den integriert hat?“

„Nein.“, sagte ich mit einem heftigen Kopfschütteln. „Er wollte nur helfen.“

Ich ließ mir nicht anmerken, wie sauer ich gerade war. Vor Beginn des offiziellen Teils hatte ich noch klargestellt, dass ich nicht über Jake reden wollen würde. Jetzt war ich gezwungen, mein eigenes Herz raus zerreißen. Auch wenn ich bedacht war, nur positiv und möglichst wenig über ihn preiszugeben, fühlte ich mich wie eine Verräterin.

„Aber die Möglichkeit hätte er? Ihre Nummer zu versenden und sie anschließend wieder zu löschen.“

„Alan…“, flehte ich.

[MC], bitte antworten Sie auf meine Frage.“

 

„Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich schon. Aber ich wüsste nicht, warum. Wir kannten uns auch nicht.“

Der Stich in meiner Brust war unerträglich. Nicht nur, dass ich mich von Alan verrate fühlte, wuchsen zum ersten Mal wirklich Zweifel in mir. Meine Nummer im Nachhinein aus Thomas Handy löschen konnte doch nur Jake gewesen sein. Klar hatte die anderen so was vermutet und mich darauf angesprochen. Doch da konnte ich diesen Gedanken abschmettern, weil ich das wahre Gesicht hinter der Legende nicht kannte.

Richy…

Ich wollte nicht sagen, dass er computertechnisch nicht begabt war. Nur war er nun mal Automechaniker und kein Hacker. Letzteres war Jakes Job.

Doch hieß das gleich, dass er mich in die Gruppe einschleuste?

Ich als sein persönlicher Spion…

Die ganzen Gefühle nur vorgespielte, um mich bei Laune zu halten. Irgendwie konnte, eher wollte ich mir das nicht vorstellen. Obwohl es rein über das geschriebene Wort leicht war zu schauspielern.

Hatte er mir nicht eins erzählt er könnte so keine Emotionen lesen?

Und tat es doch jedes Mal bei mir…

Außerdem würde es erklären, warum er seit zwei Monaten verschwunden war.

Wenn er einfach nur verschwunden war….

Dann war ich wohl wirklich nur eine Bauernfigur auf seinem Schachbrett. Rein von der Logik gesehen, würde es Sinn ergeben.

Jake wollte Hannah retten.

Um jeden Preis…

Selbst war er nicht in der Lage gewesen, sich in der Gruppe einzubringen.

 

Jedoch emotional gesehen…

Er war doch immer darauf bedacht, mich zu beschützen.

Doch nicht etwa, weil wusste, wie unschuldig ich war…

Nein!

Ich wollte das nicht glauben…

Nicht einmal darüber nachdenken….

Das würde Jake nicht tun!

Oder etwa doch?!

 

„Also sehen Sie kein Motiv diesbezüglich bei diesem Mann.“, holte Alan mich ins Hier und Jetzt.

„Genau.“, bestätigte ich.

„Sie wissen nichts über diesen Mann, habe ich das richtig verstanden?“, meinte er in einer merkwürdigen Betonung.

„Ja…?“, antwortete ich und versuchte meine Unsicherheit zu verstecken.

„Dann macht es auch keinen Sinn, Sie weiterhin bezüglich des Hackers zu befragen.“, er zwinkerte mir zu und ich starrte ihn mit weitgeöffneten Mund an.

Natürlich musste er Jake erwähnen…

Das Video von Lilly hatte in kurzer Zeit über 4000 Aufrufe gehabt. So viele Menschen wussten mindestens, dass neben mir noch eine ausstehende Person in den Fall verwickelt hatte.

Ob Alan mich vorgewarnt hätte, wenn ich nicht so auf stur geschalten hätte?

„Danke.“, formte meine Lippen tonlos und Alan nickte mir vielsagend zu.

 

„Sie haben, nachdem Thomas Miller Sie kontaktiert hat, beschlossen zu helfen? Das konnte ich Ihren vorangegangen Worten richtig entnehmen?“, lenkte Alan die Vernehmung wieder in die Richtung meiner Rolle der Geschichte.

„Genau. Beziehungsweise haben mich die anderen darum gebeten. Sie hatten endlich wieder einen Strohhalm, an den sie klammern konnten. Auch konnte ich Thomas Angst verstehen, dass, wenn er mit meiner Nummer zu Polizei geht, sich noch verdächtiger macht. Also verdächtiger, als dass es der Lebensgefährte ohnehin schon ist.“

„Und Sie hatten keine Angst ins Visier der Ermittlungen zugeraten?“

„Nein, warum sollte ich auch. Ich hatte ja nichts damit zu tun. Ich kannte Hannah nicht. Ich kannte Duskwood nicht. Ich habe kein Motiv und wahrscheinlich hätte ich auch ein Alibi gehabt. Einfach, weil ich so weit weg war. Ich hätte es ja gar nicht schaffen können. Es hätte mehr danach ausgesehen, dass Thomas mit meiner Nummer den Verdacht von sich ablenken wollte. Das hätte ihn zu mindestens ja schlussendlich nur noch verdächtiger gemacht.“

 

Alan lachte auf. „Sie haben eine interessante Denkweise. Schon einmal über eine Karriere im Fachbereich der Kriminalistik nachgedacht?“

Das Kompliment hinterließ auf meinen Wangen einen roséfarbenen Schimmer.

„Danke…Aber auf den Schluss wäre wohl jeder gekommen. Außerdem zeigen die ganzen True-Crime-Doku, dass es oft der Partner ist.“

Ich lächelte unsicher, während Alan herzhaft lachte.

„Na ja. Sie haben zwei Fälle gelöst. Das schaffen die wenigstens. Vor allem dann noch einen Cold Case.“

„Beide Sachen gehörten ja zusammen. Irgendwie.“, entgegnete ich schüchtern.

 

„Jemand wie Sie wird definitiv gebraucht.“, meinte er freundlich. „Aber genug geplaudert. Wie sind Sie den zu der Verbindung von Jennifer Hansons tödlichen Unfall auf die Entführung von Hannah Donfort gekommen?“

Ich seufzte.

„Puh! Die Frage kann ich nicht so einfach beantworten. Das ist ja eigentlich die ganze Geschichte.“

„Das war mir bewusst. Wir haben Zeit, fangen Sie einfach an. Wenn ich dann Frage habe, werde ich diese zwischendurch stellen.“

Ich nickte.

„Also unsere erste Spur war, dass Alfie, also der Sohn von Miss Walter gesehen hat, dass Hannah vom Mann ohne Gesicht in den Wald gelockt wurde. Also er hat das Cleo erzählt und Cleo dann mir.“

„Und Sie haben einer alten Legende glauben geschenkt?“, fragte Alan verdutzt.

„Na ja, es war die erste Spur, die wir hatten. Und abwegig ist ja nicht, dass ein Täter sein Verbrechen hinter eine Legende verstecken will. Oder wie in Richys Fall etwas damit ausdrücken will. Also das Hannah Schuld an etwas hatte. Und so“

 

Damit begann ich Alan die Geschehnisse aus meiner Sicht zu erzählen. Ich begann bei der Recherche zum „Mann ohne Gesicht“. Genauso von den Drohanrufen bis hin zu den Angriffen auf Jessy. Das uns klar wurde, dass der Entführer mit der Legende in Verbindung gebracht werden wollte. Genauso wie wir auf die Verbindung zwischen Hannah und Jennifer kamen. Obwohl ich gewisse Teile ausließ. Also die Teile, die Jake betrafen und mir zusätzlichen Ärger ersparten. Beispielweise sollte Alan besser nicht wissen, dass ich seine Sprachnotizen von Amy Wohnungsbegehung kannte. Ich erzählte, wie die anderen beschlossen, hatten in der Hütte im Wald unterzutauchen. Außerdem ließ ich nicht unerwähnt, wie Richy, nachdem er uns den gefakten Livestream geschickt hatte, verkleidet in der Hütte auftauchte. Dass Dan nur auf ihn geschossen hatte, weil er dabei war Jessy anzugreifen. Ich beteuerte, dass Dan nur geschossen hatte, da er uns gedroht hatte, dass er uns alle umbringen wollen würde.

Ich erwähnte meine Schlussfolgerung, dass Richy deswegen seinen Plan ändern musste. Mit seiner Schussverletzung konnte er uns nicht mehr den Helden vorspielen. Meine Vermutung, dass Richy mich zu Grimrock locken wollte, nur um mir seine Tat zugestehen, teilte ich ebenso mit. Nur hatte ich schließlich Angst dorthin zukommen, da wir zu diesem Zeitpunkt noch von Michael Hanson als Täter ausgingen. Schlussendlich erzählte ich, wie Richy mir alles am Telefon gestanden hatte.

 

„Und Sie wollen wirklich kein Praktikum bei uns machen.“, versuchte Alan mich aufzuheitern, nachdem der offizielle Teil beendet war. Ich lächelte ihn schief an. Es wäre unfair zu behaupten, er wäre nicht nett zu mir gewesen. Ich war mir relativ sicher, dass er ein paar Mal interveniert hatte, damit ich mich nicht in Teufelsküche brachte. Außerdem schien er wirklich beeindruckt, von unseren Ermittlungsergebnissen zu sein. Er hatte mir mehrmals einen Praktikumsplatz angeboten.

 

„Ich kann es mir ja mal überlegen.“

Nervös nippte ich an den kalten Resten meines Kaffees. Seitdem unser Gespräch zu den Ereignissen vom Grimrock Wasserfall kamen, brannte diese Frage auf meine Lippe.

Hatte Alan mitbekommen, was mit Jake an diesem Abend passiert war?

Laut Jessy gab es ja keine Leichen. Aber vielleicht war dies nur die offizielle Information.

„Alan? Darf ich Sie etwas fragen?“, gab ich meinen inneren Konflikt auf.

 

Die Neugierde war zu groß!

Außerdem hatte Alan mir den Eindruck vermittelt, dass ich ihm vertrauen konnte. Mal davon ab. Dass er wusste, dass Jake an diesem Abend in den Eisenbruchminen war.

„Sie haben nicht mitbekommen, was mit dem Hacker passiert ist. Also ob ihre Kollegen von FBI ihn festgenommen haben.“ Ich stammelte meine Worte nur während mein Gesicht rot glühte.

 

Erst sah mich Alan mich irritiert an, bevor er sanft lächelte. „[MC], es tut mir wirklich leid.“

Es fühlte sich an, als hätte mein Herz abrupt aufgehört zuschlagen. Dieser Anfang ließ mich meine Frage so gleich bereuen. Mein Gesprächspartner hatte wohl gemerkt, dass mir seine Antwort Angst bereitete. Weswegen er schnell hinterher schob: „Leider habe ich dies bezüglich nichts mitbekommen. Der ganze Trubel am Grimrock, zu sagen, es wäre chaotisch gewesen, wäre untertrieben. Und ich musste mich zusätzlich um Ms. Donfort kümmern.“

 

„Ich verstehe“, sagte ich und versuchte mein Gefühlschaos zu unterdrücken. Natürlich war ich enttäuscht, da ich immer noch keine Antwort auf Jakes verbleib hatte. Aber auch weil Alan wohl der Einzige war, der mir noch eine Antwort hätte geben können.

Jedoch keimte wieder Hoffnung in mir auf. Vielleicht hatte das erwähnte Chaos Jake geholfen, unbescholten zu entkommen.

Vielleicht gab es ja wirklich noch eine Chance, dass er lebte und eines Tages zu mir zurückkommen würde. Dieser Hoffnungsschimmer ließ mein Herz schneller schlagen.

 

„Es tut mir leid, dass ich Ihnen nicht mehr sagen kann.“, fügte Alan noch hinzu.

„Passt schon.“, lächelte ich.

Damit war unser Gespräch eigentlich beendet. Wir redeten zwar noch, als Alan mich wieder zum Eingang brachte. Doch das war mehr belangloser Smalltalk und weitere Versuch, mir einen Praktikumsplatz bei der Polizei anzudrehen. Er verabschiedete sich mit den Worten, dass ich mich melden sollte, falls mir noch etwas einfallen sollte.

 

Als ich vor dem Polizeipräsidium stand, schrieb ich Phil, dass er mich abholen konnte. Überrascht stellte ich fest, dass wir mittlerweile schon fast 11:30 hatten. Ich hätte nicht erwartet, dass es schon so spät war. Es fühlte sich doch maximal an, als wären eineinhalb Stunden vergangen. Mit dem Gedanken, dass es mittlerweile fast schon Zeit für das Mittagessen war, find mein Magen anknurren. Ich grummelte.

Hätte ich doch heute Morgen doch nur vernünftig gefrühstückt….

Na ja, ändern konnte ich das jetzt auch nicht.

 

Meine Augen erspähten einen freien Fahrradständer, den ich als Sitzgelegenheit missbrauchen konnte. Um mir die Wartezeit zu versüßen, suchte ich auf meinem Smartphone nach einem Spiel.

Candy Crush…

Daraufhin fiel meine Wahl. Die erste Runde schaffte ich ohne große Probleme.

Wenn Cloud hacken, doch so einfach gewesen wäre…

Diesen Gedanken warf jedoch wieder, als ich das nächste Level verlor. Wahrscheinlich hätten sich die Ermittlungen nur unnötig langgezogen. Genervt startete ich das Level erneut, nachdem ich schon das dritte Leben verloren.

 

„Hallo [MC] :)“

Mein Herzschlag setzte abrupt aus, als diese Nachrichte bei mir aufpoppte.

Dieser Smiley…

Es gab doch nur eine Person, der diese altmodischen Dinger verwendete…

 

Jake…?



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