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Sunrise - Daisuga

von

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Sonnenaufgang

Nach dem Training räumt das Team gemeinsam auf. Als Erstklässler sind Suga, Asahi und ich für die Ordnung im Geräteraum zuständig.

„Uff.“, keucht Suga auf als er die letzten Wagen in den Raum schiebt. „Kommt es mir nur so vor oder werden die Wagen von mal zu mal schwerer?“ Er lacht und ich lächle ihn mit klopfendem Herzen an.

„Ah, ich muss los!“ Von der plötzlichen Lautstärke überrascht, schrecke ich zusammen und sehe zu Asahi, der mit panischem Gesichtsausdruck zur Uhr an der Hallenwand hinauf sieht. „Meine Mutter hat heute Geburtstag und wir gehen gemeinsam essen. Der Tisch ist reserviert und...“

„Ist schon gut, Asahi.“ Ich hebe beschwichtigend die Hände. „Geh ruhig. Wir schaffen den Rest auch alleine.“ Er senkt den Kopf tief und sieht skeptisch zu mir auf.

„Ganz sicher?“ Ich nicke. „Tut mir leid.“

„Braucht es nicht. Jetzt geh schon.“, meint Suga und beginnt ihn zu schieben.

Widerwillig setzen sich Asahis Beine in Bewegung. „Ich danke euch. Bis morgen!“

Asahi läuft los und Suga kommt taumelnd neben mir zum Stehen. Dann dreht er sich zu mir und schließt die Augen lächelnd. „Wir haben schon alles eingesammelt. Noch die Tore schließen, dann wars das für heute.“ Ich nicke ihm zu und wir machen uns an die Arbeit.

Anschließend gehen wir in die Umkleide und ziehen uns um. Ich erwische mich, wie ich öfter zu ihm rüber sehe als normalerweise. Suga ist schlank und trainiert zugleich. Seine Muskeln zeichnen sich nicht so deutlich unter der Haut ab, wie es bei mir oder Asahi der Fall ist, dennoch wirkt er athletisch. Vor allem ohne sein T-Shirt. Ich werde rot und sehe schnell weg.

„Hast du gemerkt, was in den Fluren für ein Andrang herrscht?“ Ich sehe ihn fragend an, während er beim Sprechen weiter zu seiner Tasche blickt, sein Shirt faltend. „Die Schülerinnen aus der 3-1 verkaufen selbstgemachte Karten.“ Ich lege irritiert den Kopf zur Seite. Er sieht mich an und beginnt zu lachen. „Nächste Woche ist Valentinstag.“ Erkennend ziehe ich Luft durch die Nase ein. „Ich bin gespannt wie viele Pralinenschachteln du dieses Jahr mit nach Hause nimmst.“

Ich ziehe eine Augenbraue hoch und stoße ihn in die Seite. „Das musst du gerade sagen, Schönling. Du kannst dich doch sonst nicht vor Verehrerinnen retten.“ Er lacht. Ok, in der Mittelschule waren wir wohl beide recht beliebt, doch jetzt sind wir praktisch Fremde. Es ist unser erstes Jahr an der Karasuno und außer den Mädchen in unserer Klasse, kenne ich kaum eines, welches auf diese Schule geht. Außer...

„Ich wette, Yui macht dir Schokolade.“ Suga stemmt die Hände in die Hüfte und hebt die Nase zum Himmel. Ich sehe verlegen zu Boden. Yui Mishimiya ist im Mädchenvolleyballteam und genau wie wir im ersten Schuljahr der Oberschule. Sie kommt immer und sieht unsere Spiele an, jubelt uns zu, auch wenn wir am Ende immer verlieren. Anschließend unterhält sie sich meistens noch ein bisschen mit mir. Vielleicht hat Suga Recht. „Was wirst du dann tun?“ Er zieht sein Hemd an und sieht mich auffordernd an.

„Hm?“ Wie meint er das?

Er sieht zur Decke auf. „Na, wenn sie dir Schokolade gibt.“

„Ich nehme sie an und bedanke mich?“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Er lächelt mich mit schmalen Augen an.

„Nein, ich meine...“ Er sieht zu Boden. „Gehst du mit ihr aus?“

Sofort schlägt mein Herz schneller. Prüft er gerade durch die Blume, ob ich sie mag? Ich senke den Kopf, halte ihn aber im Blick. „Nein.“ Überrascht sieht er zu mir rüber. „Das wäre nicht gerecht, ihr gegenüber.“ Seine Augen werden groß und mein Herz klopft noch wilder. Mit leicht zittrigen Fingern gleite ich in meinen Pullover.

„Wieso..?“, hakt er mit leiser Stimme nach, wirkt ein wenig aufgeregt.

Ich schlucke, beschließe aber ehrlich zu bleiben. „Weil ich... jemand anderen...mag.“ Ich spüre die Röte in mein Gesicht schießen, in dem Moment, in dem ich ausgeredet habe. Ich wende den Kopf schnell ab, in der Hoffnung, dass er es nicht bemerkt hat.

„Und...wen?“, fragt er und tritt näher an mich heran.

„Das... Das sage ich dir nicht.“ Ich schlucke trocken, während mein Blick gegen meinen Willen an ihm hinauf wandert. Als sich unsere Blicke treffen, senkt er den Kopf.

„Was? Ich dachte wir würden uns alles sagen...“

Ich sehe runter zu seinen Lippen als er einen Schmollmund zieht. Sofort klopft mein Herz schneller. Er ist mir so nah und wir sind ganz alleine. Das wäre der perfekte Moment, um ihm meine Gefühle offen zu legen. Aber... ich fürchte mich auch ein wenig davor. Was, wenn er sie nicht erwidert? Wie stehen wir dann vor einander? Könnten wir trotzdem Freunde sein? Ich will ihn auf keinen Fall verlieren. Doch, wenn ich es nicht riskiere und wir sind tatsächlich für einander bestimmt... könnte ich damit leben?

Er legt den Kopf zur Seite und sieht zu Boden. Ich beobachte wie er durchatmet, sich seine Brust hebt und wieder senkt. Ich möchte ihn anfassen. Ich möchte ihn an mich drücken und...

Ich hole tief Luft und atme langsam aus. Er hebt den Blick und wir sehen uns in die Augen. Sofort bin ich in dunklem Karamell gefangen. Mein Atem geht schneller. Ich will es tun.

Wir stehen bereits so dicht an einander, dass ich mich nur leicht vorbeugen brauche, um ihn zu erreichen. Meine Hand wandert an seine Schulter, während er mich überrascht ansieht. Langsam senkt sich mein Blick zu seinen Lippen und ich nähre mich ihnen. Je dichter mein Gesicht seinem kommt umso stärker spannen sich seine Muskeln unter meiner Hand an. Es ist zu verlockend, ich kann nicht mehr zurück, ich möchte...

Sanft und mit wenig Druck lege ich meine Lippen auf seine, schließe meine Augen. Mein Herz beginnt aufgeregt zu klopfen. Sein Mund ist so weich. Es fühlt sich noch viel schöner an, als ich es mir vorgestellt habe. Kurz genieße ich den Moment, dann spüre ich, dass Suga regungslos verharrt. Er ist wie erstarrt, küsst mich nicht zurück. Habe ich ihn einfach überrumpelt oder geschieht das nicht in seinem Interesse?

Ich löse mich von ihm, schlage die Augen auf und blicke direkt auf seine geschossenen Lider. Ich kann seinen Gesichtsausdruck nicht deuten, auch nicht als er die Augen öffnet und sich unser Blick trifft. Doch er hat meinen Kuss nicht erwidert. Dann heißt das wohl...

„Ich...“, sage ich aufgeregt und hebe ruckartig die Hand von seiner Schulter. „Es tut mir leid. Ich hätte das nicht...“ Weiter komme ich nicht.

Er wirft sich nach vorne, gegen mich, legt die Hände auf meiner Brust und küsst mich zärtlich. Sofort schießt ein warmer Schauer durch meinen Körper und ich lege die Arme um ihn. Es fühlt sich so schön an. Er will mich also auch. Erleichtert lächle ich ihn an, als er sich wieder zurücklehnt. Das Funkeln in seinen Augen erwärmt mein Herz.

Dann verschwindet es plötzlich und die Ruhe, die sonst in seiner Ausstrahlung wohnt, gleich mit. Aufgeregt beschleunigt sein Atem und er drückt sich von mir weg. Was ist denn jetzt auf einmal? Beunruhigt sehe ich ihn an, wie sein Blick über den Boden huscht.

„Suga...“, sage ich leise, da sieht er mich erschrocken an.

„Nein...“ Meine Augen weiten sich überrascht. Er schüttelt den Kopf. „Nein.“ Er sieht mich mit traurig zusammengezogenen Augenbrauen an. „So fühle ich nicht. Es tut mir leid.“ Er schüttelt weiter mit dem Kopf, während er zwei Schritte rückwärts macht.

„Was...?“, hauche ich überfordert. Wenn er nichts für mich empfindet, warum hat er mich dann geküsst?

„Ich...“, sagt er aufgeregt und senkt den Blick. „Ich sollte gehen.“ Er greift seine Tasche und dreht sich weg, doch ich fasse im Reflex sein Handgelenk.

„Bleib hier.“, bitte ich ihn. „Reden wir darüber.“

Er dreht sich langsam zu mir um. „Lass mich bitte gehen.“ Seine Stimme wackelt, die Augen sind mit Tränen gefüllt.

Erschrocken lasse ich sein Handgelenk los und er verlässt den Raum mit eiligen Schritten. Ich schlucke, sehe ihm nach. Ein dumpfer Schmerz macht sich in meiner Brust breit und mein Hals schnürt sich zu. Ich beginne an meiner Unterlippe zu knabbern als ich spüre, wie die Leere des Raumes auf mich drückt. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.

Nachdenklich gehe ich alleine nach Hause, kann nicht schlafen in dieser Nacht.



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