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Die Shinsengumi-Hanahaki-Krise

oder: wenn die Mehrheit von etwas überzeugt ist, heißt das noch lange nicht, dass sie Recht hat
von

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Saitō Shimaru – Teil III Dienstag, 1318 Uhr

Saitō Shimaru – Teil III

Dienstag, 1318 Uhr

 

Er sitzt gerade mal seit einer Stunde wieder in seinem Büro, als er von draußen laute Stimmen hört, und dann werden die Shojis zum Innenhof schwungvoll zurückgestoßen und ein wutschnaubender Hijikata stürmt herein.

Er bringt einen kalten Windstoß mit sich, der Shimaru unwillkürlich fröstelt lässt.

„Ist das deine Schuld?“ drohend baut er sich vor Shimaru auf und drückt dabei seine Zigarette auf der Tischplatte mit einer Heftigkeit aus, als wolle er damit andeuten, was er am Liebsten mit Shimarus Kopf machen würde. „Hast du Kondō-san gegen mich aufgewiegelt?“

Bevor der eingeschüchterte Spion auch nur zu seinem Schreibblock greifen kann, taucht Kondō hinter Hijikata auf und legt ihm beschwichtigend eine Hand auf die Schulter.

„Tōshi, bitte, er hat mich doch nicht aufgewiegelt. Er hat nur etwas gesagt, was mich meine Meinung ändern ließ.“

Wütend schlägt Hijikata seine Hand beiseite und wirbelt zu ihm herum, doch in genau diesem Moment schlendert Okita Sōgo mit einem süffisanten Grinsen durch die geöffnete Tür herein. Hinter ihm kann man sehen, wie sich auf dem kleinen Hof eine neugierige Menge zusammenschart.

„Oi, was ist denn hier los? Gibt es hier etwas umsonst?“

Hijikata wirft ihm einen wahren Todesblick zu. Ihm mißfallen die ungebetenen Zuhörer da draußen eindeutig, doch noch viel mehr stört ihn Okitas Anwesenheit.

„Verschwinde, du Nervensäge!“

Sōgo bleibt stehen, mustert die kleine Gruppe vor sich mit schiefgelegtem Kopf und lässt provokativ eine Kaugummiblase platzen, bevor er betont frohlockend meint:

„Oi, Hijikata-san, hat Kondō endlich bemerkt, welch ein Idiot du bist und schmeißt dich raus?“

Dafür erntet er von Hijikata nur ein genervtes Schnauben, während Kondō ihm bereitwillig Auskunft gibt:

„Nein, Sōgo. Es geht um Yamazaki. Shimaru hat mich überzeugt, daß wir ihn doch besser zurückholen sollten.“

Das veranlasst Okita dazu, den schüchternen Spion aus seinen karmesinroten Augen genauer zu mustern. Shimaru muß einmal hart schlucken. Okita weiß genau, wie seine Augenfarbe auf andere wirkt und er spielt dieses Blatt unbarmherzig aus, wann immer er kann. Er ist trotz seines jungen Alters zweifellos ein Sadist, und Shimaru ist froh, nicht auf seiner Abschußliste zu stehen. Unangenehm ist ihm dieser Blick trotzdem.

Doch es ist Hijikatas Temperament, das er jetzt mehr als alles andere fürchten sollte. Zum Glück ist er schon längst nicht mehr das Ziel seiner Aufmerksamkeit.

„Ihr Heuchler!“ schreit Hijikata da auch schon los, und seine rechte Faust landet dabei an Kondōs Schulter, was diesen überrascht einen halben Schritt zurückstolpern lässt. „Jetzt interessiert ihr euch für ihn? Wo ward ihr vor einem halben Jahr, he? Jetzt braucht er euch nicht mehr! Er braucht keinen von euch, also lasst ihn in Frieden!“

„Tōshi-“, beginnt Kondō kleinlaut. Hijikatas Worte haben ihn eindeutig getroffen. Aber da ist er nicht der einzige. Auch Shimaru senkt unwillkürlich den Kopf. Sogar Sōgo macht ein betroffenes Gesicht.

Ja, das, was vor einem halben Jahr im Zusammenhang mit Itous Verrat geschehen ist, hat jedem in der Shinsengumi ein schlechtes Gewissen beschert, der dabei war. Dass sie glaubten, Yamazaki sei tot ohne je seine Leiche gesehen zu haben, war eine Sache, aber eine ganz andere war es, seine Totenfeier mit der von Matsudaira Hund zusammenzulegen. Als wäre Yamazaki nicht mehr als ein Haustier.

Dass das ganze die Idee von Matsudaira Katakuriko war, dem Mann ganz oben an der Spitze der Shinsengumi und der örtlichen Polizei, macht es nicht besser. Wäre Hijikata damals da gewesen, hätte er das niemals zugelassen. Er hätte sich Matsudaira-sans Anordnungen widersetzt.

Vielleicht ist ihre Sorge um Yamazaki jetzt deshalb umso größer – es ist ihrem schlechten Gewissen geschuldet.

Ich sage euch nicht, wo er ist!“ Hijikatas Stimme erreicht eine Tonlage, die dem Grollen eines Drachens sehr nahe kommt. „So weit kommt es noch, dass wegen euch Vollidioten seine Tarnung auffliegt! Das wird ihn nämlich garantiert das Leben kosten!“

Für einen Moment herrscht betroffene Stille.

„Oh“, macht Kondō dann, als es ihm langsam dämmert.

„Ja, oh! Vielleicht lernt ihr alle mal, weiter als von der Wand bis zur Tapete zu denken! Und jetzt ist Schluß mit dem Theater! Yamazaki ist meine Verantwortung! Ich weiß schon, was ich tue!“ Mit diesen Worten kreiselt er herum und stiefelt davon.

Kaum draußen auf dem Hof, herrscht er die acht neugierigen Gaffer an, die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten:

„Habt ihr nichts zu tun? Haut ab oder begeht Seppuko!“

Eine halbe Minute später hat Shimaru sein Büro wieder für sich allein. Sogar die Shojis haben Kondō und Okita wieder hinter sich geschlossen. Er blinzelt verwirrt.

Was war das bitte eben?

 

 



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