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Amnesia

SasoXDei
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Ihr Lieben,
in diesem Kappi erfahrt ihr endlich, was mit Deidaras Bruder geschehen ist. Und Sasori gibt sich untypisch verständnisvoll... :D
Ach, lest einfach selbst ;)
Viel Spaß mit dem Kappi :)

bye
sb Komplett anzeigen

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Verstanden

Sasori brach noch am selben Tag gemeinsam mit Deidara auf.

Pain hatte ihm von einer wertvollen Schriftrolle erzählt, die in der Nähe des Tempels in einem alten Schrein aufbewahrt wurde. Damit ihre mehrtägige Reise nicht vollkommen umsonst war, falls der Besuch des Tempels sich als Reinfall herausstellen sollte, würde Sasori diese im Auftrag von Akatsuki in seine Gewalt bringen. Er konnte nämlich nichts weniger ausstehen als Zeitverschwendung.

Seinem unfähigen Partner gelang es beim vierten Versuch einen halbwegs passablen Vogel aus Lehm zu erschaffen. Es war ein ziemlich mickriges und ausgesprochen hässliches Vieh, doch ihnen blieb wohl keine andere Wahl als damit vorlieb zu nehmen.

Da Sasori ärgerlicherweise immer noch nicht dazu gekommen war Hirokus Innenfutter auszutauschen, nahm er in seiner normalen Gestalt auf dem Rücken des Vogels Platz. Es war eng und unbequem. Wahrscheinlich hätte seine Lieblingsmarionette dort nicht einmal hingepasst.

„Ich hoffe wirklich, dass du dein Gedächtnis bald wieder zurückbekommst“, beschwerte er sich. „Normalerweise beherrschst du die C1-Technik vel besser. Ich glaube, das ist der hässlichste Vogel, den du jemals geformt hast.“

„Warum ist es wichtig, ob er hübsch oder hässlich aussieht?“, entgegnete Deidara und warf ihm einen fragenden Blick zu. „Meine Lehmfiguren sind Waffen im Kampf, un. Sie müssen nicht schön aussehen - sie müssen nur ihren Zweck erfüllen, un.“

Deidara stieg hinter ihm auf den Rücken des Vogels. Es gab wirklich nur sehr wenig Platz und sein jüngerer Partner hatte keine Wahl als sich eng an Sasoris Rücken zu pressen. Normalerweise saß Deidara vorne (schließlich steuerte eigentlich er den Vogel), doch dazu schien das Gör nicht in der Lage zu sein. Also erschuf kurzerhand Sasori einige Chakra-Fäden und machte sich daran den Vogel in Bewegung zu setzen.

„Deine Lehmfiguren sind Kunstwerke“, erklärte Sasori dem Balg mit verärgerter Stimme. „Natürlich spielt ihre Ästhetik eine Rolle!“ Er wusste selbst nicht genau wieso, doch er konnte es nicht einfach hinnehmen, dass Deidara so abfällig von seiner Kunst sprach. Normalerweise verteidigte sein Partner seine explosiven Lehmfiguren aufs Äußerste.

„Aber sie werden doch am Ende sowieso in die Luft gejagt, oder nicht?“, hakte Deidara nach. „Also ist es doch völlig egal, ob sie vorher schön aussehen oder nicht, un.“ Er schien nicht so recht zu begreifen, worauf sein Danna hinauswollte.

Sasori seufzte leise. Er ließ seinen Blick nach unten über die Bäume, die immer kleiner wurden und immer unwirklicher erschienen, schweifen. Er sortierte seine Gedanken, ehe er dem dummen Balg schließlich erklärte: „Deine Kunst ist der winzige Moment der Explosion. Man betrachtet ein schönes Objekt, das von einer auf die andere Sekunde von dieser Welt für immer verschwindet. Ich denke, es geht um die Gefühle, die der Betrachter während der Explosion empfindet. Um Bedauern. Aber auch um die Wertschätzung der Figur, die sich mit einem lauten Knall verabschiedet. Der Betrachter soll ein Gespür für den Wert der Vergänglichkeit bekommen. Für ein hässliches, unförmiges Objekt würde man im Moment der Explosion nicht so viel empfinden. Deswegen legst du bei deinen Techniken auch Wert auf Ästhetik.“

Sasori drehte sich um und blickte Deidara ins Gesicht. Der Blondschopf hatte seine Augenbrauen nachdenklich zusammengezogen. Nach einer Weile begann er zögerlich zu nicken. „Also geht es darum etwas zu opfern?“, meinte er schließlich mit leiser Stimme. „Etwas Schönes zu erschaffen und es dann im Augenblick der Detonation zu opfern, um etwas noch viel Wundervolleres zu erschaffen? Der hübsche Schmetterling, der gehen muss, um Platz für ein strahlendes Feuerwerk zu machen?“

„Vielleicht“, gab Sasori schulterzuckend zurück. Um ehrlich zu sein, war es das erste Mal, dass er sich ehrlich Gedanken um die Kunst seines jüngeren Partners gemacht hatte. Im Grunde hielt er nur sehr wenig von der Lehmkotze, die der Idiot für Kunst hielt. Meistens verbrachte er seine Zeit damit Deidara darüber zu belehren, dass wahre Kunst das genaue Gegenteil von Vergänglichkeit war: ewige, vollkommene Schönheit. So wie seine wunderbaren Marionetten.

„Das ist schrecklich, un“, hörte er Deidara flüstern. Als er sich umdrehte, stellte er fest, dass das Balg einen leidenden, beinahe schon angewiderten Gesichtsausdruck aufgesetzte hatte.

„Was meinst du?“

„Etwas Schönes zu opfern, un... Eine Lehmfigur in die Luft zu jagen für ein Feuerwerk... Für einen lauten Knall, un... Das muss so schwer sein: Etwas, was man mit seinen eigenen Händen erschaffen hat, einfach zu zerstören, un. Das ist doch Wahnsinn, un!“

Sasori, der niemals auf die Idee käme eine seiner hübschen Marionetten im Namen der Kunst explodieren zu lassen, nickte verständnisvoll. „Es kostet sicher Überwindung. Aber ich denke, auch das ist Bestandteil deiner Kunst. Es geht um die Schönheit der Vergänglichkeit. Man muss etwas Altes gehen lassen, um Raum für etwas Neues zu schaffen.“

Hinter Deidaras Augen bewegte sich plötzlich etwas. Das Balg griff sich mit beiden Händen an den Kopf und starrte Sasori entgeistert an. Der Marionettenspieler brauchte einen Moment, um zu begreifen, was vor sich ging. Eine Erinnerung! Eine Erinnerung kehrte zu Deidara zurück. Endlich!

„Woran erinnerst du dich wieder?“, fragte er seinen Partner ungeduldig. „Bist du jetzt endlich wieder der Alte? Deidara? Deidara, antworte mir!“

Doch Deidara schüttelte den Kopf. Seine Augen und sein Mund waren weit aufgerissen. Er gab keinen Ton von sich. Ehe er schließlich laut zu schluchzen und zu zappeln begann als hätte er einen Anfall. Völlig unkontrolliert brach Deidara in Tränen aus.

„Verdammt! Beruhige dich, Deidara!“ Sasori hatte Schwierigkeiten den Vogel unter Kontrolle zu behalten. Sein Partner schluchzte und zuckte ohne Unterlass. Was war denn auf einmal los? Er verstand überhaupt nicht, was vor sich ging. Hatte das Gör nun komplett den Verstand verloren?

Deidara zog die Knie zu sich heran und legte seine Arme um die Beine. Noch immer weinte er verzweifelt.

„Deidara, du musst dich festhalten!“ Er streckte eine Hand nach seinem Partner aus. Oh nein! Sasori sah die Situation kommen, doch es gab nichts was er tun könnte, um sie zu verhindern. Seine Fingerspitzen streiften Deidaras Mantel, doch konnten ihn nicht greifen, als der Blondschopf vom Rücken des Vogels abrutschte und in die Tiefe stürzte.

Diesmal war es nicht Hirokus skorpionähnlicher Schwanz, der seinen Partner auffing. Sondern das lange Seil, das er in den Bauchraum seines Puppenkörpes eingearbeitet hatte. Das Seil schlang sich um Deidaras Fußgelenk, fing diesen in der Luft ab und zog ihn zurück auf den Vogel.

Verdammt, das war knapp gewesen. Sasori wusste, dass sich in seiner Bauchhöhle nichts als das Seil befand, doch trotzdem konnte er heiße Wut darin brodeln spüren. „Du verdammter Idiot!“, herrschte er seinen Partner an. „Du nichtsnutziger, unaufmerksamer, dämlicher Trottel! Du machst mir nichts als Umstände! Kannst du denn nicht besser aufpassen!?“

Deidara hatte aufgehört zu weinen. Stattdessen starrten seine tränennassen Augen entsetzt auf das Seil, das aus Sasoris Inneres ragte und immer noch um sein Bein geschlungen war.

„W-was ist das? Was bist du?“, brachte Deidara mit zitternder Stimme hervor und löste hastig das Seil um seinen Knöchel.

„Das ist jetzt unwichtig“, erwiderte Sasori, dessen Wut allmählich wieder verrauchte. Im Grunde hatte er sich bloß erschreckt. Surrend rollte er das Seil wieder auf und ließ es unter seinem Mantel verschwinden. „Was ist mit dir? Woran hast du dich erinnert?“ Jedenfalls war nicht alles wieder zu Deidara zurückgekehrt, stellte er enttäuscht fest. Denn dann wäre ihm ja klar, dass es sich bei seinem Partner um eine Marionette handelte.

Deidara wischte sich mit seinem Mantelärmel über die nassen Augen. „Ich möchte darüber nicht reden, un“, sagte er und senkte den Blick.

„Du wärst gerade eben in deinen Tod gestürzt, wenn ich dich nicht aufgefangen hätte“, redetete der Marionettenspieler auf das Balg ein. Schon wieder, fügte er stumm hinzu. „Ich finde, ich habe das Recht zu erfahren, was gerade eben passiert ist.“
 

Weil er vermeiden wollte, dass es noch einmal zu einen Unfall kam, ließ Sasori den Vogel zu Boden segeln. Er wählte für ihre Landung eine kleine Lichtung im Wald unter ihnen aus. Deidara stieg mit wackeligen Beinen vom Rücken des Lehmfigur und ließ sich an Ort und Stelle erschöpft zwischen ein paar Pilzen und Blumen nieder. Offenbar war er mit seinen Nerven völlig am Ende.

„Also.“ Sasori ließ nicht locker. Er kniete sich neben das Gör ins Gras.

„Ich hab mich wieder an meinen Bruder erinnert, un“, flüsterte Deidara schließlich. Er schien zu begreifen, dass er anders aus dieser Situation nicht herauskommen würde.

„Und?“ Es nervte Sasori gewaltig, dass er seinem Partner jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen musste. Sonst plapperte das Balg doch auch immer wie ein Wasserfall! „Was ist mit deinem Bruder?“

„Er... Er ist tot...“ Deidaras Stimme zitterte, als er diese Worte aussprach. Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen, tränennassen Augen musterte er seinen Danna.

Sasori wusste darauf nichts zu erwidern. Er blickte in das verzweifelte Gesicht seines jungen Partners und brachte kein Wort heraus. Trotzdem gelang es ihm nicht sich abzuwenden. Er, der Meister der Marionetten, war in seinen Bewegungen wie erstarrt.

Deidara zog die Knie zu sich heran und schlang die Arme um seine Oberschenkel und brach erneut in Tränen aus. Hilflos und einsam weinte er um seinen Bruder.

Dieses Bild löste etwas in Sasori aus. Plötzlich war er derjenige, zu dem eine Erinnerung zurückkehrte: Er sah vor seinem inneren Auge wie seine Großmutter Chiyo ihm erklärte, dass seine Eltern auf einer Mission von einem Ninja aus Konohagakure getötet worden waren. Erst am späten Abend, als er alleine in seinem Bett lag, war die volle Härte dieser Worte bis zu ihm durchgedrungen: Er würde seine geliebte Mutter und seinen Vater niemals wiedersehen. Sie waren für immer von dieser Welt verschwunden. Damals hatte er sich genauso klein gemacht wie Deidara es jetzt gerade tat. Er wusste noch ganz genau wie er sich gefühlt hatte.

„Es tut mir so leid, Deidara“, sagte Sasori. Er rückte so nah wie möglich an seinen Partner heran und legte beide Arme um ihn. Deidara ließ von seinen Knien ab und drückte sich stattdessen gegen die Brust seines Dannas. „Ich weiß, wie du dich in diesem Moment fühlst. Es ist schrecklich so plötzlich vom Tod eines geliebten Menschen überrollt zu werden. Genauso erging es mir, als mir meine Großmutter erzählte, dass meine Eltern beide auf einer Mission getötet wurden. Es gibt nichts Schlimmeres auf dieser Welt.“ Er löste eine Hand, um tröstend über Deidaras blondes Haar zu streicheln.

„Er ist nicht bei einer Mission gestorben, un“, hörte er Deidara leise schluchzen. Noch immer war seine Wange fest an die Brust seines Partners gedrückt. Überrascht stellte Sasori fest, dass ihm dieser Umstand nichts ausmachte. „Ich erinnere mich... dass ich nach ihm sehen wollte, un. Er ist nicht zum Frühstück aufgetaucht... was wirklich untypisch für ihn ist, un. Also habe ich ihn gesucht... und gefunden habe ich ihn erhängt in seinem Zimmer, un.“

Sasori konnte sich nicht vorstellen, wieso ein Mensch sich freiwillig für den Tod entscheiden sollte. Er hatte, um dem eigenen Ende zu entgehen, bereits im Teenageralter seinen Körper in eine Puppe umgebaut. Auf diese Weise wäre er niemals dazu gezwungen von dieser Welt Abschied zu nehmen. So wie seine Eltern es getan und ihrem einzigen Kind damit unsägliches Leid zugefügt hatten.

Allmählich beruhigte Deidara sich wieder. Er war immer noch erschüttert von der Erkenntnis, dass sein geliebter Bruder sich bereits vor Jahren das Leben genommen hatte, doch wenigstens konnte er aufstehen und weinte nicht mehr ununterbrochen.

Schweren Herzens beschloss Sasori ihn wieder auf den Rücken des Vogels zu setzen. Ihm war nicht wohl dabei sich mit einem aufgelösten Deidara allzu lange im Gebiet des Feindes aufzuhalten. Sie wussten nicht, wer sich in ihrer Nähe aufhielt. Es war sicherer die Reise fortzusetzen.

„Wenn du mir etwas über deinen Bruder erzählen möchtest“, sagte Sasori, während er mit seinen Chakra-Fäden den Vogel steuerte, „dann würde ich dir zuhören, weißt du. Ich würde nicht mir dir schimpfen, dass es eine Zeitverschwendung ist. Nur damit du Bescheid weißt.“

Sasori rechnete schon nicht mehr damit eine Antwort zu bekommen, als Deidara schließlich ein leises „Danke, Sasori no Danna“ in seinen Rücken nuschelte.
 

bye

sb



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Scorbion1984
2019-06-21T14:15:38+00:00 21.06.2019 16:15
Das ist eine wirklich traurige Erinnerung ,schade das die traurigen zuerst kommen ,hoffentlich hat er auch noch einige gute !
Sasori erging es für diesem Moment ebenfalls schlecht ,aber dadurch lernt er sich Deidara gegenüber etwas zu oeffnen !
Antwort von:  kleines-sama
21.06.2019 18:28
Danke für deinen Kommi :)
Ja, dass Dei sein Gedächtnis verloren hat, zwingt Sasori dazu mal aus seinem Schneckenhaus herauszukommen ;)

bye
sb
Von:  Lexischlumpf183
2019-06-21T04:14:32+00:00 21.06.2019 06:14
Ich weiß gerade nicht ob ich es gut finde, dass Deidara so unangenehme Erinnerungen zuerst zurückbekommt 😞 da kann er einem schon leid tun aber zumindest nähern sich die beide an und lernen sich kennen. Bin sehr neugierig wie es weitergeht 👍😁😁
Antwort von:  kleines-sama
21.06.2019 10:00
Danke für deinen Kommentar :)
Ja, allmählich nähern sich Saso & Dei an <3 Der Kapitelname "Verstanden" ist auf Sasori bezogen, der mal dazu gezwungen ist über seinen Tellerrand zu schauen und sich mit Gefühlen auseinandersetzen muss, von denen er nicht wusste, dass er sie hat :D

bye
sb


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