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Tea time

Hakuryuu hatte es schon immer gemocht, Tee zu trinken. Er mochte Tee bereits als Kind, während andere Kinder süße Getränke bevorzugten. Jetzt liebte er Tee trinken noch immer. Er liebte es, den Tee seiner Frau zu trinken, den sie selbst herstellte. Sie hatte sogar Pfirsichtee für Judar hergestellt, der aber niemals zugeben würde, dass er nicht genug von diesem bekommen konnte.

Seine Frau hatte verschiedene Teesorten für unterschiedliche Situationen. Ein Tee um morgens wach zu werden, einen für den Tag, um ruhig zu bleiben und Energie wieder herzustellen sowie ein Tee für den Abend, um zu entspannen und einen guten Schlaf zu haben. Hakuryuu trank oft einen ihrer Tees um wieder runter zu kommen, nicht nur unterm Tag, sondern auch am Morgen und Abend. Viele Dinge waren nach dem Bürgerkrieg schief gegangen und es gab noch viele Dinge, die schief gehen konnten und schief gingen. Aber anders als zuvor war er jetzt nicht mehr alleine und er hatte den Tee seiner Frau, um seine Nerven zu beruhigen und um einen kühlen Kopf zu bewahren.

Der beste Moment, um eine Tasse Honig-Minz-Tee – sein Favorit – zu trinken, waren Tage, an denen die Welt da draußen, kalt waren, es vielleicht sogar regnete oder schneite, während er drinnen, wo es warm und gemütlich war, saß. Es gab ihm ein seltsames Gefühl von Geborgenheit, Sicherheit, Normalität und Frieden. Für ein paar Augenblicke vergaß er all die grausamen Dinge, zu der diese Welt fähig war.
 

Als Hakuryuu zu ersten Mal den Honig-Minz-Tee seiner Frau probierte, war er skeptisch gewesen. Der Gedanke, Minze mit Honig zu kombinieren, war komisch und irgendwie absurd gewesen. Aber nach ein paar Schlucken war er hellauf begeistert gewesen.

Wann auch immer er eine Pause von seiner Arbeit brauchte, nahm er seine Tasse voller Tee, machte es sich bequem und begann langsam seine Teetasse zu leeren, während er aus dem Fenster sah. Er liebte solche Momente. Komischerweise kam just in solchen Augenblicken gerne seine Frau vorbei und bat um ein paar Minuten seiner Aufmerksamkeit, in denen sie ihm von all den Dingen erzählte, die sie beschäftigten oder glücklich machten. Wenn er ihren ersten Besuch mit ihren späteren verglich, sah er, dass sie zu Beginn sich oft über das Kaiserreiche sowie die Art und Weise, wie die Bevölkerung behandelt worden war, beschwerte und wie Hakuryuu das alles zu ändern hatte – sie hatten sich oft über dieses Thema gestritten.

Anschließend freute sie sich über all die Veränderungen, nur um anzufangen sich um Sinbad und dessen Machenschaften zu sorgen, die ihre Mühen zunichtemachen konnten. Er wollte zu vieles zu schnell, hatte sie oft gesagt. Hakuryuu hatte zugestimmt. Seit der Ermordung seiner Familie dachte er anders als der Rest seiner noch verbleibenden Familie und er begann andere Ziele und Einstellungen zu haben. Aber auch für ihn waren all die plötzlichen Veränderungen zu viel. Etwas, das dir seit deiner Geburt eingebläut wurde, konnte man nicht einfach über Nacht verlernen, vergessen oder ersetzen. Leider konnte Hakuryuu aber nichts tun. Er konnte sich Sinbad nicht widersetzen, weder mit Waffengewalt – und Hakuryuu wollte es auch gar nicht auf diese Weise – noch anderweitig. Trotz der Allianz zwischen Sinbad und dem Land seiner Frau, war es sie, die ihre Gedanken über Sinbad zuerst preis gab und dabei auch kein Blatt vor den Mund nahm, was ihn durchaus überraschte. Sollte sie als Verbündete Sinbads nicht auch so denken wie er? Auf der anderen Seite, der König Kinas war auch nicht begeistert von Sinbad und war dennoch ein Teil der früheren „Allianz der Sieben Meere“.
 

Hakuryuu brauchte eine Weile um seine Frau besser zu verstehen, was nicht sonderlich überraschend war in Anbetracht der Umstände, unter denen ihre Ehe geschlossen worden war. Vor ihrer Hochzeit hatten sie auch kaum Zeit sich wirklich kennenzulernen. Daher nutze er die Zeit, in der er seinen Tee trank, um über seine Frau nachzudenken. Zuerst dachte er, dass er das nur tat, weil er so wenig über sie wusste, aber nachdem er sie besser kennengelernt hatte und länger mit ihr verheiratet war, dachte er auch weiterhin an sie, während seiner Teepausen.

Einmal hatte er sich überlegt, dass seine Frau wohl ein Tee sein würde, wenn wäre sie ein Getränk. Tee war einfach, bloß heißes Wasser und Kräuter. Sie war einfach. Zu einfach für manche Leute. Er war einer dieser Leute gewesen. Es war so einfach sie glücklich oder traurig zu machen. Sie mochte es warm und flauschig; sie mochte keine gekochtes Gemüse und stark gewürztes Essen; mochte warme Farben und Süßigkeiten; mochte kein kaltes Wetter; mochte Geschenke, aber keine Überraschungen, dafür aber Komplimente über Leute, die sie liebte und mochte es nicht übersehen, herabgesetzt oder nicht ernst genommen zu werden. Sie mochte schöne Menschen und Dinge; mochte keine Ungerechtigkeit, Ungleichheit und Vorurteile. Sie war so normal und einfach, so wie das heiße Wasser des Tees.

Und dann waren da noch die Kräuter. Das Gemüse, dass sie niemals essen würde ohne es vorher zu kochen und das Essen, das scharf sein musste. Dinge mit denen sie überrascht werden wollte. Ihre Definition von Schönheit. Wie manche Sachen kalt sein mussten – egal ob Essen oder das Wetter zu bestimmten Zeiten – oder wie sie manchmal meinte, dass Menschen nur lernten, was Ungerechtigkeit bedeutete und was falsch war, wenn sie selbst mit Ungerechtigkeit zu kämpfen hatten. Wie sie Dachte und Dinge sah auf der einen Seite sah, aber das Gegenteil davon tat, weil sie wusste, dass es sie nicht weiterbrachte und falsch war, wenn sie ihren Gedanken und Gefühlen folgte.
 

Am Ende fing er sogar an andere ebenso mit Getränken zu vergleichen. An seine Frau zu denken, während er Tee trank, brachte ihn dazu, an die seltsamsten Dinge zu denken. Es störte ihn nicht mehr und war sogar recht erheiternd.



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