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Deine Freundschaft ist mein Verrat

von

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Prolog

An jenem Sommertag nahm alles seinen Lauf… Unser beider Schmerz… Wenn ich die Zeit doch nur zurück drehen könnte, würde ich einiges ändern, um uns beiden dieses Leid zu ersparen…
 

„Kawanishi! Gehen wir nach Hause!“ Ein Junge mit aschblonden Haaren stand in der Tür zu jenem Klassenzimmer der 5. Klasse des 2. Jahres, in welchem sich Kawanishi Taichi befand. Der jüngere, zugleich aber grössere Junge sah von seinem Tisch auf, blickte in die Richtung, aus der er die vertraute Stimme vernahm. Sein Blick fiel auf Semi Eita. Dieser holte seinen Kohai, wie jeden Tag zuvor auch schon, in seinem Klassenzimmer ab, um sich mit ihm gemeinsam auf den Heimweg zu machen.
 

Seufzend erhob sich Kawanishi von seinem Stuhl, nahm seine gefüllte Schultasche zur Hand, warf sich diese über die Schulter und ging langsam auf seinen Freund zu. In seinem Gesicht zeichnete sich kaum eine Gefühlsregung, weswegen er oft falsch eingeschätzt und geschnitten wurde. Erst, nachdem sich Semi mit der Zeit mit ihm befasste, näherten sich seine Klassenkameraden nach und nach an. Doch wirklich interessierte ihn das alles nicht. Die Schule war für ihn da, um zu lernen. Nicht, um sich zu amüsieren oder sich in Albernheiten zu verlieren.

Semi war der Einzige, der seine Meinung so akzeptierte, wie sie war. Das machte ihn vermutlich zu etwas speziellem für Kawanishi.
 

„Sag mal… Das wollt ich dich schon immer mal fragen…“ Der etwas kleinere, aber ältere Semi blickte freundlich in das Gesicht seines Gegenübers. Was das wohl für eine Frage war?
 

„Wieso gibst du dich eigentlich mit mir ab?“ Etwas verdutzt blickte er in das Gesicht des Jüngeren, kratzte sich am Hinterkopf. Wie sollte er auf sowas reagieren? Da gab es keinen bestimmten Grund dafür.
 

„Wie kommst du jetzt darauf?“
 

„Einfach so.“ Es hatte einen Grund, wieso er ihn gerade diese Frage stellte. Doch wollte er es nicht zugeben.

Leise kicherte Semi. Diese Antwort war mehr als typisch für Kawanishi. Er gab ihm einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf, ehe er voraus ging. Summend setzte er einen Fuss vor den anderen, schien das Gefühl zu haben, seinen Kohai längst hinter sich gelassen zu haben. Jedoch war dieser ihm dicht auf den Versen, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
 

„Ihr bekommt doch morgen einen neuen Mitschüler, richtig?“ Kawanishi hatte ihn bereits mit langsamen, aber grossen Schritten eingeholt. Dieser bejahte nur, sah keinen Grund weiter auf dieses Gesprächsthema einzugehen. Für ihn waren seine Mitschüler weniger interessant. Daher kümmerte es ihn auch wenig, dass sie einen neuen dazu bekamen.
 

Doch das dieser deren Beider Leben völlig auf den Kopf stellen würde, soweit hätten sie im Traum nicht daran gedacht...

Gefahr

Es war der Zeitpunkt gekommen. Der neue Schüler würde bald das Klassenzimmer betreten. Während die Mädchen schon alle ganz aus dem Häuschen waren, hielt sich die Begeisterung der Jungs enorm in Grenzen. Ihnen wäre eine hübsche neue Mitschülerin lieber gewesen, als dass wieder ein Kerl dazu stiess. Doch daran konnte niemand etwas ändern, so fügten sie sich ihrem Schicksal.
 

„Ruhe! Macht nicht solchen Lärm. Der Unterricht hat schon längst begonnen.“ Der Lehrer war alles andere als erfreut darüber, dass solch eine Aufregung in seinem Klassenzimmer herrschte. Dennoch hatte er irgendwie Verständnis dafür, da es nicht sonderlich oft passierte, dass mitten im Jahr ein neuer Schüler an die Schule kam.
 

Doch nicht nur der Lehrer war etwas genervt bezüglich der lauten Schüler, auch Kawanishis Vorfreude darauf hielt sich sehr in Grenzen. Auf dieses ganze Theater hätte er getrost verzichten können, trotzdem gehörte es leider dazu.
 

„Hah. Du kannst jetzt reinkommen.“ Kaum waren die Worte gesprochen, öffnete sich die Tür des Klassenzimmers. Blonde, kurze Haare. Eine Brille. Ein Gesichtsausdruck, welcher klar seinen Missmut über das ganze Trara zeigte. In Kawanishis Magengegend drehte sich instinktiv alles, als sich ihre Blicke trafen.
 

„Das ist Tsukishima Kei. Er hat aus familiären Gründen an diese Schule gewechselt.“ Tsukishima verbeugte sich ein kleines Stück als Zeichen für gute Zusammenarbeit. Die Mädchen waren völlig aus dem Häuschen, während die Jungs verbitterte Gesichter zogen. Nur einer fühlte sich plötzlich unwohl. Und gerade neben diesem Jemand war noch der einzige freie Platz, auf welchen sich der Blondschopf nun auch setzte. Er zog alle Aufmerksamkeit auf sich. Sah gut aus, war etwas grösser als Kawanishi.
 

„Hab ich irgendwas im Gesicht?“ Der Neue schien den Blick seines Sitznachbars gespürt zu haben, sah zu jenem hin und durchbohrte ihn förmlich mit seinen Augen. Dieser erschauderte, sah zum Tisch herunter. Irgendwie war der Kerl gefährlich. Das sagte ihm sein Instinkt ganz klar. Doch er konnte nicht zuordnen, wieso er gefährlich sein sollte. So schluckte er seine Bemerkungen herunter, wartete die Mittagspause ab, damit er diesem unbekannten Druck im Magen entfliehen konnte. Sein Vorhaben jedoch wurde schon bald in kleinste Einzelteile zerschlagen.
 

Die Schulglocke schien nach einer Ewigkeit endlich zur Mittagspause einzuladen. Ein Angebot, welches Kawanishi nur zu gerne annahm und sich auf den Weg in Richtung Zimmertür machte, damit er in Ruhe sein Essen geniessen konnte, während er sich von diesem Gefühl befreien wollte. Noch bevor er die Tür erreicht hatte, trat Semi mit einem Lächeln ein. Überrascht darüber, dass ihm die Person entgegen kam, die er suchte, klopfte er Kawanishi auf die Schulter.
 

„Naaa, lass uns essen gehen!“ Der Jüngere nickte nur leicht, wollte gerade loslaufen, als er den starren Blick Semis registrierte. Es schien schon fast wie eine Paralyse zu sein. Was ihm erst einige Sekunden später auffiel: Er sah an ihm vorbei. Irgendetwas hinter ihm hatte sein Interesse geweckt. Doch was? Langsam drehte sich auch Kawanishi zu dem erblickten Objekt, erschauderte erneut. Erneut blickte er in das Gesicht des Neuen. Was war es, dieses unbeschreibliche Gefühl des Unwohl seins?

Zähneknirschend drehte er sich wieder zu Semi zurück, packte ihn am Handgelenk und zog ihn hinter sich her. Er durfte den Kontakt zwischen ihnen nicht entstehen lassen. Egal was kommen mag, er musste es verhindern.
 

„K… Kawanishi! Was soll das?“, wollte der Kleinere von seinem Kohai wissen.
 

„Mittagessen.“ Seine stumpfe Antwort verärgerte Semi. Er riss sich von ihm los, verengte seine Augen ein wenig, um seinem Gegenüber klar zu machen, dass er so nicht hätte mit ihm umgehen müssen.
 

„Kannst du mir das nicht einfach normal sagen?“, seufzte er, stemmte seine Hände in die Hüfte. Kawanishi schluckte schwer, konnte seinen inneren Gefühlsausbruch gar nicht beschreiben. Reuig wie ein Welpe nickte er leicht, sah dabei zu Boden. Ein bisschen hatte Semi dabei schon Schuldgefühle, wollte aber diesmal nicht so einfach nachgeben.
 

„Und überhaupt, ich wollte euren neuen Mitschüler auch kennenlernen!“ Es schmerzte in Kawanishis Brust. Diese Worte lösten kein positives Gefühl in ihm aus. Doch akzeptierte er, dass er etwas Falsches getan hat, entschuldigte sich bei ihm und ging seiner Wege – ohne Semi. Diesen liess er wie einen begossenen Pudel zurück, konnte ihn nicht einmal mehr aufhalten.
 

„Er ist heute so… seltsam?“, merkte der Zurückgelassene leise an, während er sich am Hinterkopf kratzte. Ob er doch irgendwie etwas zu streng war?

In Gedanken versunken bemerkte er noch gar nicht, dass hinter ihm jemand stand. Jemand, den er noch nicht kannte, es aber anscheinend zu ändern versuchte. Während er sich in den Bart brummelte, fing hinter ihm die Person an leise zu kichern. Peinlich berührt darüber drehte sich Semi sofort zu jenem um…
 

Erstarrte erneut beim Anblick Tsukishimas…

Missgunst

Kawanishi konnte sein Mittagessen kaum geniessen, seine Gedanken kreisten einzig um Tsukishima herum. Dass dieser so ein mulmiges Gefühl in ihm auslöste, machte ihm doch etwas zu schaffen. Doch auch Semis Reaktion war alles andere als fördernd. Es machte schon beinahe den Eindruck, als würde diese sich auf den ersten Blick in ihn verliebt haben.
 

So ein Quatsch…, unterbrach sich Kawanishi selber, als ihm all diese Dinge durch den Kopf gingen. Semi würde sowas doch nicht interessieren. Oder etwa doch?

Während er sich in seiner Gedankenwelt verlor, bemerkte er nicht, dass sich jemand neben ihn setzte. Einen Augenblick wartete jener auf eine Reaktion des Kleineren, doch da schien nichts dergleichen kommen zu wollen. So tippte er ihm vorsichtig auf die Schulter, worauf dieser sich zur Seite drehte und in das Gesicht eines Freundes blickte.
 

„Ushijima-san…?“ Überrascht darüber, starrte er ihn nur einen langen Moment an, ohne noch etwas zu sagen. Ushijima Wakatoshi war ein sehr guter Freund Seitens Semi, was ihn mehr oder weniger automatisch zu einem seiner eigenen gemacht hatte. Sie teilten viele Gemeinsamkeiten. Waren fast gleich gross, schweigsam und schwer zugänglich. Etwas, was viele nie verstehen konnten: Wie Semi sich immer mit den schweigsamsten so gut verstehen konnte. Insbesondere bei Ushijima, welchen er schon seit Kindesbeinen an kannte. Er schien ihn zu lesen wie ein offenes Buch.
 

„Alles in Ordnung?“ Instinktiv nickte Kawanishi. Ihm zu erklären, was in ihm vorging – völlig unmöglich. Er verstand es selber nicht, wie also sollte es ausgerechnet der Ältere neben ihm verstehen? Den eindringlichen Blick seines Gegenübers ignorierte er gekonnt damit, dass er wieder nach vorne sah. Er sah vielleicht nicht so aus, aber Ushijima war ein unglaublich helles Köpfchen. Ihm war bewusst, dass er ihm nichts vormachen könnte, doch darüber reden? Nein danke!
 

„Wenn was sein sollte, dann - “
 

„Es ist alles ok!“, schoss es sofort lauter aus Kawanishi heraus, worauf er erschrocken eine Hand vor seinen Mund hielt. So harsch wollte er gar nicht antworten, doch darüber reden wollte er noch viel weniger. Das würde ihm nur unnötige Probleme mache. Gewisse Dinge musste niemand wissen. Doch es einfach so stehen lassen konnte er hingegen auch nicht. So entschuldigte er sich bei ihm für seinen Ausbruch, was Ushijima überraschenderweise sehr gelassen nahm und ihm den Kopf tätschelte. Zwar war seine Gesichtsmine immer noch sehr ausdruckslos, doch schienen seine Augen zu lächeln. Irgendwie beruhigte ihn das, dass wenigstens jemand gelassen sein konnte, während sein inneres im Chaos versank.

Doch was war es, was ihn so unbeschreiblich zu schaffen machte? Warum war er überhaupt so nervös und wie auf Nadeln?
 

Ganz einfach. Kawanishi war seit dem Augenblick, als Semi sich zum ersten Mal ihm näherte, hin und weg. Mit anderen Worten: er war verliebt. Verliebt in seinen besten Freund. Das war es, worüber er sich den Kopf zerbrach. Worüber er so intensiv nachdachte. Und dabei erschien ihm immer wieder dieser Gesichtsausdruck Semis, als er Tsukishima sah, in seinem inneren Auge. Es machte ihm furchtbare Angst, dass jemand anderes seinen Platz einnehmen könnte. Seinen Platz an Semis Seite. Diesen Platz, welcher sonst niemand hätte haben dürfen, irgendwann aber nicht mehr seiner sein würde.

Als Tsukishima das Klassenzimmer am Morgen betrat, war ihm mit einem Schlag bewusst geworden, dass es irgendwann so weit sein würde. Wieso er diese Erkenntnis jedoch gerade beim Blondschopf hatte, obwohl er diesen nicht einmal kannte, das wusste er zu jenem Zeitpunkt noch nicht. Und ob er es jemals herausfand?
 

„Wenn du mich brauchst, sag es.“ Ushijimas Angebot kam unerwartet. Etwas verschlug es ihm die Sprache schon, doch er war ihm dankbar für diese Worte. Irgendwann würde er bestimmt gebrauch seiner Hilfe machen.

Kawanishi bedankte sich etwas verlegen für die angebotene Hilfe, verabschiedete sich jedoch, da die nächste Schulstunde bald beginnen würde. So begab er sich langsam ins Klassenzimmer, wenn auch mit einem sehr mulmigen Gefühl. Schliesslich ist er Semi einfach davon gelaufen, und dieser ihm nicht hinterher, wie sonst auch immer.
 

Als er im Klassenzimmer ankam, wurde ihm auch klar, wieso dieser ihm nicht nachkam. Semi sass auf seinem Stuhl, direkt neben Tsukishima, und unterhielt sich angeregt mit diesem. Mit einem leichten Rotschimmer im Gesicht und einem Lächeln auf den Lippen unterhielt er sich mit dem Neuen, welcher nicht sonderlich abgeneigt wirkte. In ihm breitete sich ein Gefühl aus, welches er nicht zuordnen konnte. Und Wut. Wut, auf seinen eigenen besten Freund.

Zähneknirschend und mit geballten Fäusten ging er auf seinen Sitzplatz zu. Sein Freund sprach ihn zwar an, erhielt seitens Kawanishi jedoch keinerlei Antwort. Dieser griff einzig nach seiner Schultasche, sah Tsukishima aus dem Seitenwinkel aus an und vernahm ein leichtes Grinsen in dessen Gesicht. Wollte er ihn provozieren?!
 

„Was ist los?“, wollte Semi mit besorgtem Gesicht wissen, erhielt aber keine Antwort auf seine Frage. Er lief zu einem Tisch weiter vorne, fragte, ob er den Platz tauschen könnte, da er die Wandtafel kaum noch erkennen würde. Die alte Ausrede aller Schüler, die jemandem aus der Klasse aus dem Weg gehen wollten. Diesen Platz erhielt er auch, ohne gross überzeugend rüberkommen zu müssen.
 

Verwirrt sah Semi dem Geschehen zu, konnte sich nicht erklären was los war und wieso sein Freund nicht mit ihm redete. Seit die Mittagspause begann war er so seltsam. So abweisend. Er konnte sich die Situation nicht erklären. Doch er musste den Platz für den Schüler frei machen, welcher mit Kawanishi tauschte, so verabschiedete er sich von Tsukishima und machte sich langsam auf aus dem Klassenzimmer zu gehen. Sah dabei jedoch noch zu seinem Freund, welcher nun am Fensterplatz in der vordersten Reihe sass, seinen Kopf auf der rechten Hand abstützte und links aus dem Fenster sah, ohne noch Notiz von dem Älteren zu nehmen. Etwas enttäuscht darüber zog er sich in sein eigenes Klassenzimmer zurück. Vielleicht war einfach nicht sein Tag?
 

Doch es blieb nicht nur bei diesem einen Tag. Egal wie oft er auch auf Kawanishi zuging, dieser ging ihm strickt aus dem Weg und wollte kein Wort mit ihm wechseln. Was hatte er nur falsch gemacht, dass er auf einmal nicht mehr mit ihm sprechen wollte?

Als er die Frage Tsukishima stellte, zuckte dieser nur mit den Schultern. Es schien ihn herzlich wenig zu interessieren, was sie für Probleme hatten. Obwohl er sonst eigentlich sehr gesprächig schien, so bevorzugte er es nicht über Kawanishi zu reden. Ob sie sich einfach nicht leiden konnten? Aber was hatte das nur mit ihm zu tun?
 


 

Mit diesem einen Tag… Veränderte sich plötzlich alles zwischen ihnen…

Unsicherheit

Es waren bereits 3 Wochen vergangen, seit Tsukishima in seine Klasse kam und er den Kontakt zu Semi vorläufig abgebrochen hatte. Seither hatte er kein Wort mehr mit ihm gewechselt, obwohl dieser Tag ein, Tag aus immer wieder ins Klassenzimmer kam um ihn anzusprechen. Anfangs war der Ältere sehr darauf aus, sich wieder mit ihm zu unterhalten. Doch auch ihm ging irgendwann die Kraft aus, um sich um dessen Aufmerksamkeit zu bemühen. So dass er ihn nur noch kurz ansprach, danach jedoch direkt zu Tsukishima ging.

Seine Blicke spürte Kawanishi sehr wohl auf seinem Rücken, doch er wollte nicht darauf eingehen. Es widerte ihn an, dass er mit dieser Person seine Zeit verbringen wollte. Die ersten Tage sprach er ihn an, wollte, dass er doch zu ihnen an den Tisch kommen solle, um sich mit ihnen zu unterhalten. Tsukishima wäre ein sehr netter Kerl und solche Dinge. Genau diese Worte waren es, die seinen Entschluss verfestigten. Semi konnte sich noch so sehr bemühen, für Kawanishi war dieser Semi völlig fremd. Dieser, welcher den Neuen immer mit diesem leuchten in den Augen und den geröteten Wangen ansah. So viel Unsinniges mit ihm sprach, was er nicht einmal mit ihm tat. Es war ihm bewusst geworden. Sein bester Freund hatte sich auf den ersten Blick in diesen Kerl verliebt. Dieser Schmerz in seiner Brust zeigte ihm jeden Tag aufs Neue, dass er sich niemals so sehr auf ihn hätte verlassen sollen. Ihm niemals so viel Vertrauen hätte schenken dürfen. Doch dafür war es zu spät. Das Einzige, was er noch tun konnte, war die Bremse zu ziehen und sich von ihm fernzuhalten, damit dieser Schmerz in der Brust nicht immer schlimmer wurde.
 

„Kawanishi? Könntest du mir vielleicht kurz helfen…?“ Ein Mädchen, viel kleiner als er selbst, stand neben ihm am Tisch und sah ihn etwas verlegen und verunsichert an. Sie war klein, hatte grosse Augen, schöne glatte Haare. Er seufzte kurz, stand von seinem Stuhl auf, legte eine Hand auf ihren Kopf. Diese zuckte zwar kurz zusammen, errötete jedoch sofort bei der Berührung. Ob er ihr helfen würde?

Ja, das tat er. Da die Bücher für sie alleine zu schwer waren und sonst kaum noch wer im Klassenzimmer war, aufgrund der Mittagspause, brauchte sie Hilfe von jemandem. Sie bedankte sich etwas hastig bei ihm, nahm einen kleinen Stapel und ging etwas voraus. Worauf er den Rest nahm und ihr stillschweigend nachging. So konnte er wenigstens etwas Abstand zu den anderen beiden halten und sich endlich etwas entspannen. Er war ihr sogar etwas dankbar.
 

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Semi blickte Kawanishi nach, welcher mit dem Mädchen mitging. Irgendwie schien ihm das alles so paradox. Mit Mädchen konnte er doch bisher nie etwas anfangen. Allgemein mit seinen Klassenkameraden wollte er nie etwas zu tun haben. Doch auch mit ihm wollte dieser keinerlei Kontakt mehr pflegen. Was war es nur, was er falsch gemacht hatte? Solange Kawanishi nicht mit ihm sprach, konnte er nicht verstehen, was sein Problem war.
 

„Ich geh kurz auf die Toilette…“ Tsukishima winkte ab, interessierte ihn nicht. Sowas hätte er ihm nicht sagen brauchen.

Mit einem seltsamen Gefühl in der Magengegend machte er sich auf den Weg, sah sich nervös immer mal wieder nach seinem Freund um, ob er ihn nicht doch zufällig antraf und vielleicht doch ein paar Wörter mit ihm reden konnte. Doch statt Kawanishi fand er eine kleine Gruppe an Jungs, welche aus dessen Klasse zu sein schienen. Sie sprachen anscheinend gerade über genau jenen, den Semi eigentlich insgeheim suchte.
 

„Kawanishi ist in letzter Zeit seltsam, oder?“, fragte einer, verschränkte seine Arme vor der Brust.
 

„Ja. Und das alles, seit Semi sich an Tsukishima rangeschmissen hat.“
 

„Das war doch mit Kawanishi dasselbe?“
 

„Ich bin ja immer noch der Meinung, dass Kawanishi eigentlich ein korrekter Kerl ist. Semi ist das Problem. Weil er immer so sehr an ihm klebt. Wir sind nie an ihn rangekommen, weil der immer das Gefühl hat, das sich alles nur um ihn dreht.“ Erschrocken darüber, was er hörte, fasste er sich an die Brust. Als er hörte, worüber sie sprachen, versteckte er sich instinktiv um die Ecke. Eigentlich wollte er nicht lauschen, jedoch war er doch sehr neugierig gewesen, worüber sie sprechen würden. Dass sie aber so negativ über ihn sprachen, das konnte er nicht erahnen. Sein ganzer Körper begann zu zittern. War er wirklich so egoistisch? Das hatte er nie bemerkt. Er war einfach gerne unter Leuten…
 

„Da er nun endlich aus dem Weg zu sein scheint, können wir uns endlich auch mal mit Kawanishi anfreunden. Schliesslich scheinen sie ihre Freundschaft gekündigt zu haben.“ Erschrocken riss Semi seine Augen auf. Sie waren gar keine Freunde mehr? Aber sie hatten sich doch gar nicht gestritten. Und gar nicht ausgesprochen. Wie konnte da ihre Freundschaft zu Ende sein?
 

Die Gruppe verzog sich langsam von dem Standort, liessen Semi mit diesem Schmerz in der Brust zurück. Ob sein Freund auch so dachte wie diese Typen? Hatte er wortlos die Freundschaft gekündigt? Es schien alles dafür zu sprechen, denn dieser redete kein Wort mehr mit ihm. Da war wahrscheinlich wirklich etwas dran?

Niedergeschlagen machte er sich wieder auf den Weg ins Klassenzimmer der 2. Klasse. Vielleicht würde Tsukishima noch etwas wissen?
 

„Tsukishima… Hast du nach der Schule schon etwas vor?“ Der Brillenträger sah zu dem Älteren hoch, seufzte und verneinte. Sie würden nach dem Unterricht in die Stadt gehen und sich dort etwas die Zeit vertreiben. Auch wenn der Blonde wenig interessiert schien, so willigte er ein mitzugehen. Erleichtert fuhr Semi sich durch die Haare, bedankte sich bei ihm und machte sich auf den Weg in sein eigenes Klassenzimmer. Ob er Kawanishi auch fragen sollte? Vielleicht würde er ja mitkommen?
 

In Gedanken versunken ging er den Korridor entlang, dachte sich etliche Versionen aus, wie er ihn fragen konnte. Dass er ihn aber schon früher als geplant antreffen würde, konnte er nicht erahnen.

Als er um die Ecke zog, stiess er mit jemandem zusammen. Er torkelte etwas zurück, rieb sich die Stirn und blickte dann in das Gesicht seines Gegenübers, während er sich entschuldigte.
 

„Huh? Kawanishi…?“ Überrascht sah er in dessen Gesicht, welcher eher abschätzig auf ihn herab sah. Was hatte er bloss falsch gemacht?
 

„Ähm… Ich wollte dich etwas fragen… Hör mich kurz an…“ Warum war er plötzlich so verunsichert? Waren es etwa die Worte der anderen, die ihn so fühlen liessen? Ja, diese waren sicher auch mit Schuld an diesem seltsamen Unwohlsein. Kawanishis Blick änderte sich nicht. Es schien eher so, als würde er absolut keine Lust darauf haben. Semis Hände zitterten, während er in dessen Gesicht sah. Als er den Mund öffnete, brachte er kurz keinen Ton raus, riss sich aber zusammen.
 

„Weisst du… Ich wollte dich fragen, ob du nach dem Unterricht mit in die Stadt kommen willst…?“ Kawanishi schnalzte abschätzig mit der Zunge und zog an ihm vorbei. Er schien kein Interesse daran zu haben, noch Zeit mit ihm zu verbringen. Doch Semi wollte ihn nicht einfach vorbei ziehen lassen.

„Uhm… Warte…!“ Er war verunsichert. Wie konnte er ihn dazu bringen? Würde es ihm vielleicht weniger etwas ausmachen, wenn er wüsste, dass noch jemand dabei ist?
 

„Ts… Tsukishima würde auch mitkommen, also…--“, fing er an, wurde jedoch abrupt von Kawanishi gestoppt, als dieser ihn am Kragen packte und wütend ansah. Verwirrt blickte er in das Gesicht seines eigentlichen Freundes, verstand nicht, was los war. Die Gesichtszüge änderten sich. Verengte Augen, knirschende Zähne. Sie zogen bereits viel Aufmerksamkeit auf sich. Mittlerweile hatte sogar Ushijima mitbekommen, dass sich vor ihrem Klassenzimmer etwas abspielte. Gerade, als er eingreifen wollte, schrie Kawanishi den Jungen an, welchen er immer noch am Kragen hielt.
 

„Halt endlich deine verdammte Klappe! Kannst du mich nicht endlich in Ruhe lassen?! Du und dieser Penner, lasst mich raus aus eurem Scheiss!!“ Diese Wut schien sich angestaut gehabt zu haben. Erschrocken darüber fing Semi am ganzen Körper an zu zittern, zupfte an seinem Blazer. Er machte ihm furchtbar Angst. Er kannte ihn nur still und zurück halten. Wie konnte es passieren, dass dieser sonst so gelassene Junge so ausrastete?
 

„Oi, es reicht…“ Ushijima mischte sich, wenn auch eher unfreiwillig, ein. Er sorgte dafür, dass Kawanishi sein Gegenüber los liess, sich von ihm abdrehte und seiner Wege ging. Semi hingegen liess sich auf den Boden zusammensacken. Er war furchterregend… Wieso nur war er so wütend auf ihn.
 

„Wakatoshi…“ Der Grössere zog ihn etwas in seinen Arm um ihm wenigstens etwas Geborgenheit zu geben. Doch wirklich beruhigen konnte sich dieser nicht. Die Schaulustigen lösten sich langsam aber sich auch langsam auf, da der Streit schliesslich schon vorbei war. Doch Gespräche, Gerüchte und Lästereien waren vorprogrammiert.
 

Ob sie sich wieder vertragen würden? Irgendwann…?

Verrat

Eigentlich war Semi nicht mehr danach, mit Tsukishima in die Stadt zu gehen. Nachdem Kawanishi ihn so angefahren hatte, wollte er nur noch nach Hause. Doch irgendwie schien der Blonde etwas mit ihm unternehmen zu wollen, was ihn doch etwas positiv stimmte. Das würde bestimmt nicht schlecht sein, sich etwas zu amüsieren. Oder?
 

Die ganze Sache mit Kawanishi machte ihm ziemlich zu schaffen. Egal wie sehr er auch nachdachte, er kam nicht darauf, was zwischen ihnen vorfiel, dass dieser so wütend auf ihn war. Was war es nur, was ihn so verärgerte, dass er diesen ganz von sich abstossen wollte?
 

„Können wir los, Semi?“ Völlig in seiner Gedankenwelt versunken bemerkte er gar nicht, dass der Unterricht vorbei war und Tsukishima diesen nun abholte. Etwas zerstreut sammelte er seine Unterlagen zusammen, sattelte seine Schultasche über seiner Schulter. Verlegen lächelte er dem Grösseren entgegen, welcher nur kurz aufseufzte und voraus ging. Auch ihn konnte er nicht lesen. Noch viel weniger, als er Kawanishi lesen konnte. Oder Ushijima. Aber dieser löste in ihm so ein wohliges Gefühl aus, sobald er ihn ansah. Ein Gefühl, welches er ganz und gar nicht kannte. War es das, was sein eigentlicher guter Freund mal meinte? Diese ‚Liebe‘, von der er ab und zu mal sprach? Es wäre denkbar gewesen, schliesslich war es das Einzige, was er noch nicht kannte. Seine Wangen wurden auch jedes Mal aufs Neue so unglaublich warm und fühlten sich an wie Wackelpudding.
 

Aber er ist doch ein Junge, so wie ich…? Das würde er doch nur abstossend finden… Er war so in seinen Gedanken vertieft, dass er keinerlei Wahrnehmung für seine Umgebung hatte. Tsukishima hatte allmählich die Geduld mit ihm verloren, weil er immer und immer wieder fast auf die Strasse oder in andere Leute gelaufen wäre. So packte er diesen am Arm, zog ihn mit sich. Wo er ihn wohl hinbringen würde?

Die Stelle, die er berührte, war so heiss geworden und löste in Semi so eine heftige Reaktion aus, dass sein Gesicht mittlerweile einer Tomate glich.
 

Abgeschottet von der Menschenmasse und der Strasse zog Tsukishima den Älteren in einen abgelegenen Park, hinter eine verlassene kleine Hütte. Irgendwie war ihm plötzlich nicht mehr so warm wie zuvor, sondern ziemlich kalt. Es war unheimlich, dass der Grössere nichts sagte, ihn einfach dahin zerrte, ohne seinen Griff zu lockern. Was hatte er vor? Was sollte das werden?

Zwar liess er nun endlich los, doch er sagte immer noch nichts. Was ging hier vor?!
 

„Tsukishima…? Was machen wir hier…?“, wollte er wissen, erntete aber nur einen düsteren Blick des Blonden. Wer war das? Er machte ihm furchtbare Angst. Schon fast mehr als Kawanishi nur einige Stunden zuvor. Mit einem Mal wurde Semi mit dem Gesicht voran an einen Baum gedrückt, dies dazu auch noch sehr unsanft. Schürfungen bildeten sich in seinem Gesicht und an den Armen, als er sich versuchte vor dem Aufprall zu schützen. Alles brannte, alles schmerzte. Was war nur plötzlich in ihn gefahren? Er spürte den Atem Tsukishimas an seinem Ohr, welcher langsam und unmissverständlich Dinge in sein Ohr flüsterte.
 

„Du spielst dich ziemlich auf, Prinzesschen. Tust so scheinheilig, als würdest du keiner Fliege was anhaben können. Wirfst dich jedem direkt an den Hals, der dir gefällt. Zu meinem Vorteil…“ Was redete er da? Das tat er doch gar nicht! Er warf sich ganz bestimmt nicht jedem an den Hals!
 

„Ach, du denkst bestimmt, dass das nicht stimmt, was?“ Tsukishimas Stimme wurde immer tiefer. Die Angst in Semi liess ihn zittern. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dass Kawanishi oder Ushijima kamen und ihn retteten. Doch das würde nicht passieren.
 

„Kawanishi… Er scheint sehr verletzt zu sein, oder meinst du nicht?
 

„Was meinst du damit…?“ Er bekam schlecht Luft, so konnte er die Frage nur schwerlich stellen. Daraufhin fing sein Peiniger an zu lachen. Wieso war diese Stimmung auf einmal so finster? Wieso tat er das?
 

„Was ich damit meine? Ganz einfach: Weil du dich auf den ersten Blick in mich verliebt hast, hast du Kawanishi links liegen gelassen. Deine volle Aufmerksamkeit galt einzig und alleine mir. Und das gleiche Spiel hast du schon mit so vielen anderen abgezogen, nur dass diese es sich gefallen liessen.“

Wovon sprach dieser Kerl nur? Er verstand die Welt nicht mehr…
 

„Ich habe mich in den letzten Tagen sehr damit beschäftigt, WER du bist, Semi. Und all deine ‚Freunde‘ waren derselben Meinung: Du bist eine Schlampe. Nichts weiter als eine dreckige Schlampe, die ihre Freunde wechselt wie ihre Unterwäsche. Du nutzt sie aus, lässt sie nach deiner Pfeife tanzen.“
 

„Das stimmt nicht…!“ Er versuchte gegen die Körpermasse Tsukishimas gegenzudrücken, doch er hatte die Kraft nicht, sich gegen ihn zu wehren. Das Lachen in seinem Nacken liess ihn erschaudern. Es war fürchterlich. Beschreiben war unmöglich. Der Kerl machte ihm durchs Band nur noch Angst. Welches verdammte Spiel wurde hier gespielt?
 

„Ach nein? Was war dann mit Hirashi? Oder Yamazaki? Suzuki? Nakamura? Sato? Ach… Und Kawanishi?“ Als er Kawanishis Namen aussprach, wurde seine Stimme bedrohlich. So bedrohlich, dass Semi sich dazu entschied nichts mehr zu sagen. Er würde alles nur noch schlimmer machen, bestimmt…
 

„Bei allen hast du das gleiche gemacht, Semi. Zuerst machst du ihnen schöne Augen. Bist ein guter Freund, unternimmst viel mit ihnen. Irgendwann nimmt dein Interesse ab. Und warum? Weil du ein neues Opfer gefunden hast, welches du aussaugen kannst. Merkst du das etwa wirklich nicht? Wie sehr du andere damit ins Verderben stürzt? Du lässt deine ‚Freunde‘ einfach hängen, als wären sie nichts weiter als irgendwelche Spielsachen, die man irgendwann wegwerfen kann, sobald man keine Lust mehr hat sich um sie zu kümmern, weil es da ein neues Spielzeug gibt, welches dich viel mehr interessiert als dein Altes.“ Sein Griff wurde stärker, er drückte ihn immer mehr gegen den Baum, was das Atmen noch viel schwerer machte. Mit einem Ruck liess er ihn jedoch los, worauf Semi in sich zusammensackte und nach Luft schnappte. Womit hatte er das nur verdient?
 

„Aber weisst du, Semi. Ich bin dir sogar dankbar dafür, dass du so bist, wie du bist.“ Was? Worauf wollte er jetzt hinaus?
 

„Dank dir ist Kawanishi nun leichte Beute für mich. Ich werde ihn nehmen. Ich werde ihn brechen. Und ich werde ihn zerstören, so dass ihm nichts anderes mehr bleibt, als abhängig von mir zu sein.“ Dieses schmutzige Lächeln… Der Typ war einfach nur krank. Er wollte ihn abhängig machen? Das konnte er nicht zulassen. Er musste sofort mit Kawanishi reden! … Aber das würde doch gar nicht mehr gehen…? Dieser hatte sich ganz von ihm abgestossen?
 

„Du fragst dich, wie du ihn warnen könntest. Vergiss es, Semi. Es ist schon längst alles in die Wege geleitet. Und das nur dank deiner wunderbaren Vorarbeit.“
 

„Du dreckiger Mistkerl… Damit wirst du nicht durchkommen…“
 

„Ach. So wie du gerade?“ Schockiert riss Semi die Augen auf.
 

„Wie kannst du so reden, obwohl es DU warst, der Kawanishi zu dem gemacht hat, was er heute ist? Nichts weiter als ein kleines Häufchen Elend. Das wird ein Spass“, lachte Tsukishima, während er Semi an den Haaren packte und ein Stück nach oben zog. Der Schmerz, welcher durch dessen Kopfhaut schoss, war unbeschreiblich heftig. Doch ihm fehlte jegliche Kraft um sich gegen ihn zu wehren.
 

„Du und dein süsser kleiner Freund… Euch wird eine Menge Spass erwarten.“ Diese krankhafte Lache liess Semi erschaudern. Er hatte Angst. Angst vor dem Kerl, bei dem er noch kurze Zeit vorher das Gefühl hatte, dass er völlig in Ordnung war. Dieser Kerl, welcher ihn so harsch anpackte, diese Worte an den Kopf schmiss und ihn dann einfach fallen liess. Zurück liess, als wäre er Stück Abfall, welches man achtlos weggeworfen hatte.
 

Seine Angst löste sich, mit ihr auch seine Anspannung. Tränen flossen, während er sich auf dem Boden zusammenkauerte und sein Gesicht in seinen Händen vergrub.
 

Wieso ist das alles passiert? Wie würde das alles nur weitergehen? Das war alles so surreal… Wie konnte er Kawanishi vor Tsukishima warnen? Wie konnte er sich selbst vor ihm schützen? Wie… Wie würde das alles nur enden…?

Verachtung

Semi schwänzte die restlichen Tage der Schulwoche, da er Tsukishima nicht unter die Augen treten wollte. Dieser machte ihm unheimliche Angst. Wie sollte er noch normal dahin gehen? Er würde ihn doch nur wieder bedrohen?
 

Dennoch folgte irgendwann der Montag. So musste er sich überwinden, da seine Mutter ganz klar der Auffassung war, dass er kerngesund schien. Ihm blieb keine Möglichkeit mehr. Er war gezwungen in die Schule zu gehen, ob er wollte oder nicht.
 

In dieser angekommen fühlte er sich sichtlich unwohl. Es schien, als würden Blicke ihn durchbohren und genaustens analysieren. Ohne Zweifel hatte da dieser blonde Kerl seine Finger im Spiel gehabt. Diese Feindseligkeit ihm gegenüber war deutlich zu spüren. Trotzdem versuchte er dem Ganzen keine Beachtung zu schenken und machte sich auf den Weg zu seinem Klassenzimmer. Von Getuschel bis hin zu Anrempeln und ihm im Weg stehen war alles dabei. Noch nie fühlte sich der Gang zur Klasse so lange und träge an, wie an diesem Morgen. Sein Magen drehte sich. Solche Veränderungen war er sich nicht gewohnt. Zumal er diese bedrohliche Stimme neben seinem Ohr noch immer hören konnte.
 

„Oi, Semi.“ Es durchfuhr ihn ein eisiger Schauer. Diese Stimme, welche so unschuldig klang, aber alles andere als unschuldig war. Doch er drehte sich nicht zu jener Stimme, sondern setzte seinen Weg weiter fort. Die Person hinter ihm griff jedoch nach dessen Arm und zog ihn ein Stück zurück, - direkt in seine Arme.
 

„Willst du denn nicht wissen, wie es Kawanishi die letzten Tage erging, als du geschwänzt hast?“, flüsterte nun die Stimme bedrohlich und amüsiert zugleich. Sein breites Grinsen war deutlich im Nacken zu spüren. Zähne knirschend riss er sich von Tsukishima los, sah wütend in dessen Gesicht. Was hatte dieser getan? Was war mit Kawanishi passiert?
 

„Was hast du getan…?“ Tsukishima lachte kurz auf, ehe er sich wieder zügelte. Sein durchdringender Blick liess Semi erneut erschaudern. Es machte den Eindruck, als würde er es ihm nicht sagen, sondern zeigen wollen. So zog der Grössere ihn einfach mit. Semi konnte sich wehren und zerren wie er wollte, Tsukishima lockerte seinen Griff nicht, er verfestigte sich nur noch mehr. Auf dem Weg zu dessen Klassenzimmer wurden Sprüche fallen gelassen, die selbst für ihn nicht mehr tragbar waren. Sprüche, die beleidigend gegen ihn, aber auch gegen Kawanishi fielen. Er hatte doch niemandem etwas angetan, wieso wurde dieses abartige Spiel gespielt? Wieso entwickelte sich nun alles in diese Richtung, dass ihm und seinem eigentlichen Freund Schaden zugefügt wurde?
 

In der 2. Klasse angekommen, wurde er gegen seinen Willen in jenes Zimmer gezwungen, welches er gar nicht betreten wollte. Würde er Kawanishi sehen, würden aus ihm doch garantiert nur noch Warnungen heraussprudeln!

Doch dazu war es nie gekommen. Nie konnte er auch nur eine Warnung aussprechen oder ihn vor dem retten, was ihm widerfahren war. Und dies würde er nur wenige Tage später bitter bereuen.
 

Sein Fehler war es, dass er sich zu Tsukishima hingezogen fühlte, als dieser neu an die Schule kam. Dies musste wohl auch der ausschlaggebende Punk gewesen sein, als dieser sich entschied ihn und insbesondere seinen eigentlichen Freund zu schikanieren. Doch war das ein Grund, andere Menschen so zu behandeln?

Semi verlor sich in den Gedanken, während der Blonde ihn in das Zimmer drückte. Realisierte im ersten Moment gar nicht, wo Kawanishi war. Bis er einen vertrauten Kopf erspähte. Eingepackt in Bandagen. Verarztet mit Pflastern und Verbänden. Schockiert über diesen Anblick erstarrte er im Nu, konnte keinen Ton mehr sagen. Zwar hatte der Jüngere ihn noch nicht gesehen, doch das würde sich schneller ändern als ihm lieb war. Er sass alleine dort. Niemand redete mit ihm. Alle hielten einen enormen Abstand zu ihm. Was war das für eine erdrückende und vor allem feindselige Atmosphäre, die dieses Klassenzimmer umgab?
 

„Sieht er nicht wundervoll aus? Überall Schrammen. Blutergüsse. Platzwunden. Einfach herrlich!“ Dieser Kerl war einfach nur widerwärtig. Wurde er etwa verprügelt?
 

„Oi, Kawanishi! Deine Prinzessin ist hier!“, rief jemand aus dem hintersten Ecken des Raumes, worauf der Angesprochene langsam den Kopf in Richtung Zimmertür richtete. Als sein Blick jedoch bei Semi Halt fand, verfinsterte sich sein desinteressierter Ausdruck augenblicklich. Verachtung? War es das, was diese Augen ausstrahlten? Was wurde über ihn erzählt, dass sein sonst so guter Freund ihn so ansah?
 

„Verschwinde, du Verräter…“, brachte dieser knapp von seinen Lippen, welche immer noch von all den Schlägen und Tritten schmerzte, die ihm nur wenige Tage davor zugefügt wurden. In diesem Moment wollte Semi am liebsten davon rennen und losheulen, doch Tsukishimas Griff am Arm war immer noch zu fest. Da würde bestimmt ein Bluterguss zurück bleiben, dachte sich dieser und seufzte innerlich und gab auf, sich noch weiter wehren zu wollen.
 

Stattdessen tat er, was sein Peiniger von ihm verlangte. Er folgte diesem, ahnend, dass es kein gutes Ende mit ihm nehmen würde. Kawanishis Gesichtsausdruck hielt er nicht mehr aus, so musste er davor fliehen. Und wenn es heissen würde, dass er dafür mit Tsukishima mitgehen müsste. Er würde auch nichts mehr vom Unterricht mitbekommen an diesem Tag, das war ihm mehr als bewusst geworden, als der Blonde ihn in Richtung der Jungentoilette brachte.

Dort in einer Kabine eingeschlossen, drückte Tsukishima ihn gegen die Kabinenwand. Näherte sich mit seinem Gesicht seinem Ohr und flüsterte ihm zu:
 

„Der arme Kawanishi wurde verprügelt. Verprügelt dafür, dass er in dich verliebt ist. Verliebt in diesen Kerl hier vor mir, welcher seine Freunde nur als Werkzeuge nutzt. Werkzeuge, welche man immer und immer wieder ersetzen kann.

Es war ein Leichtes einen Keil zwischen euch zu treiben. Ein paar Gerüchte hier, ein paar Gerüchte da und zum krönenden Abschluss das Outing Kawanishis. Es war ein Fest! Und diese Verachtung in seinen Augen, als er dich sah, einfach nur grandios…“ Ver… was? Kawanishi war in ihn verliebt? Das war doch Schwachsinn! Dieser würde sich nicht in ihn verlieben. Wieso sollte er das überhaupt!

Zwar dachte sich Semi das, doch Tatsache war, dass dieser sehr wohl in ihn verliebt war. Unterbewusst war ihm das auch mehr als klar, doch darauf wollte er nicht eingehen. Nicht mit Tsukishima!
 

„Macht dich das etwa geil…?“, entgegnete Semi darauf, schon längst mit seinem Schicksal abgefunden. Es spielte keine Rolle mehr, was er tun würde. Dieser würde sowieso mit ihm machen, was er wollte. So würde er ihn auch ohne zu zögern verprügeln.

Tsukishima lachte, nachdem er sein Opfer etwas verwundert ansah.
 

„Ich würde es jedenfalls nicht abstreiten.“ Dieser Mistkerl war einfach nur widerlich. Nicht nur, dass ihn diese Perversion anmachte, sondern auch die Tatsache, dass er ihm mit der Zunge über ein Ohr fuhr, widerte ihn an. Doch ihm blieb nichts anderes als still zu halten und es über sich ergehen zu lassen. Vielleicht würde er dann Kawanishi ja in Ruhe lassen…?
 

Diese Hoffnungen zerschmetterte Tsukishima hingegen schon in seinem nächsten Atemzug, als er Semi gewaltsam am Hals packte und zudrückte. Panisch griff dieser nach dessen Arm, wollte ihn von sich losreissen. Doch dieser drückte ihn nur noch mehr gegen die Kabinenwand, zwang ihn zur Kapitulation. Wo würde das nur hinführen?
 

„Du wirst brav bei meinem Spielchen mitmachen… Wir werden Kawanishi gemeinsam brechen.“
 

„Vergiss es… Ich werde Kawanishi nichts tun…“
 

„Oh, nein? Ich kann mich aber noch genau erinnern, wie du ihn erst kürzlich verletzt hast?“ Schwer atmend versuchte er ihm etwas zu entgegnen, doch er versagte kläglich. Er hörte auf, sich gegen ihn zu wehren, liess seine Arme hinuntersacken. So wurde auch dessen Griff lockerer und er konnte somit besser atmen, wenn auch immer noch blockiert.
 

„So ist es brav. Und nun hörst du mir genau zu:

Kawanishi wird nach dem Unterricht von seiner Klasse verprügelt. Und du wirst uns beiwohnen. Und du wirst uns dabei helfen…“ Schockiert riss Semi seine Augen weit auf. Sowas konnte er nicht von ihm verlangen. Das war unmenschlich und sowas konnte er doch gar nicht! Schon gar nicht bei Kawanishi!
 

„I… Ich… Das… Nicht…“, stammelte er, konnte den Satz nicht formen, welcher er ihm eigentlich entgegnen wollte. Seine Stimme bebte. Tsukishima legte lediglich eine Hand auf dessen Mund und grinste ihn diabolisch an. Es gab keinen Ausweg aus dieser Situation. Er war gezwungen Kawanishi Dinge anzutun, die er niemals wollte… Und das alles nur aufgrund seiner schlechten Menschenkenntnis…? Das war doch verrückt!
 

Doch so krank wie Tsukishima war, so war es auch möglich, dass dieser nur aus solch einem banalen Grund solche Dinge mit anderen Menschen tat. Sie verprügeln lassen, und sie irgendwann seelisch zu brechen. Welch Freude er daran nur zu haben schien, es war Semi schleierhaft.
 

Und obwohl es schien, dass die Pein ein Ende fand, so wurde er eines besseren belehrt. Denn nun fing Tsukishima damit an, ihn nach und nach zu verprügeln und zu treten. Und Dinge mit ihm zu tun, die selbst ihn brachen. Die ihn zu seiner Marionette machen würden…

Gebrochen

Tage vergingen, seit Tsukishima sich Semi vorgenommen und nach seiner Pfeife hat tanzen lassen.

Tage vergingen, in denen Semi es über sich ergehen lassen musste, dass er Kawanishi Tag für Tag treten und schlagen musste.

Tage vergingen, ohne dass er noch wusste, wer er eigentlich selber war.

Tage vergingen, in denen Tsukishima tat, was auch immer ihm gerade gefiel.

 

Weder Semi noch Kawanishi waren in der Lage sich aus diesem Martyrium zu befreien. All die Schläge, die beide ertragen mussten, waren nur eine weitere Narbe in ihren gebrochenen Seelen. Sie hatten keinen eigenen freien Willen mehr. Semi wurde zu Tsukishimas Spielzeug gemacht, während Kawanishi nach Lust und Laune von Schülern als Box-Sack verwendet wurde.

 

Beiden blieb keine andere Wahl. Hätten sie sich dagegen gewehrt, würden schlimmere Dinge auf sie warten. Wobei es bei Semi schon fast gar nicht mehr möglich war, schlimmere Dinge erleben zu können. Tsukishima hatte grosse Freude daran ihn zu quälen. Obwohl er es eigentlich einzig auf Kawanishi abgesehen hatte, wurde ihm dieser irgendwann zu langweilig. Seine Reaktionen und seine Handlungen. Alles war ihm zu eintönig. Da waren Semis unkontrollierbare Gefühlsausbrüche um einiges interessanter. Die Gefühle dessen waren verwirrt. Einerseits wollte er entfliehen, doch er wollte auch Kawanishi retten. Doch wie sollte er das nur anstellen? Es gab keinen Fluchtweg, keine Möglichkeit etwas dagegen zu unternehmen.
 

Anfangs bemühte er sich noch mit Worten darum. Versuchte seine Mitschüler davon abzuhalten, weiter auf seinen eigentlich guten Freund einzuschlagen. Doch alle Worte und Bemühungen brachten nichts. Für jeden Versuch wurde er schlussendlich doppelt bestraft. Zuerst wurde er von diesen verprügelt, danach setzte Tsukishima klar ein Zeichen dafür, dass er nicht zu widersprechen habe. Irgendwann gab er es auf. Konnte diese physische und psychische Folter nicht mehr auf diesem Level ertragen. Er schien schier daran zu zerbersten.

 

Irgendwann war alle Hoffnung aufgegeben, seinen Freund aus dieser Lage zu befreien. Oder… Doch nicht?

 

Semi hatte aufgehört die Tage zu zählen, seit diese ganze Sache seinen Lauf nahm. Er wusste bald auch schon gar nicht mehr, wie er oder Kawanishi vor diesem Terror aussahen. Seither waren sie übersät mit Verbänden und Pflastern, und doch unternahm keiner der Lehrer etwas. Sie taten es immer wieder als Rauferei ab. Da musste doch auch Tsukishima seine dreckigen Finger im Spiel gehabt haben?!

 

Doch an jenem Tag, da stand sein eigentlich sehr guter Freund vor ihm. In seinen Augen spiegelte sich nichts als Leere. Nichts als eine weite, endlose Leere. Auch in Semis Augen war der Glanz längst verschwunden.

Er bat ihn, mit auf das Schuldach zu kommen. Er hätte etwas mit ihm zu besprechen. Wieso erst jetzt? Kam nun die Einsicht, dass er gar nichts mit dem zu tun hatte? Dass ihn gar keine Schuld traf? Endlich die Versöhnung?

Aber wo sollte das dann hinführen? Das ergab keinen Sinn. Selbst wenn, Tsukishima würde sie durch die Hölle jagen.

Trotzdem folgte er ihm, wenn auch eher widerwillig. Das würde niemals gut gehen. Sobald der Blonde davon Wind bekommen würde, würde dieser sich daran ergötzen und ihnen garantiert schaden wollen…

 

Auf dem Dach angekommen, drehte sich Kawanishi langsam zu seinem vorher besten Freund. Musterte ihn ein wenig, erbrachte ein müdes Lächeln, ehe er zu Boden sah. Aus ihm schien jegliche Lebensfreude gewichen zu sein.

 

Semi war sich nicht sicher, ob es angebracht war überhaupt eine Frage zu stellen, doch diese Stille war unerträglich.

 

„… Worüber möchtest du reden, Kawanishi…-kun?“ Es war ihm zwar zuwider ihn so zu nennen, doch seit sich ihre Freundschaft schied, entschied er sich nicht mehr so vertraut mit ihm zu reden. Es schien ihm respektlos. Jedoch konnte er ihm nicht ins Gesicht sehen, er schämte sich dafür, was er auf Befehl von Tsukishima tat.

Eine Antwort darauf gab ihm Kawanishi jedoch nicht.

 

„Bist du nun glücklich damit?“ Wovon redete er? Womit sollte er glücklich sein?

 

„Du kannst Tsukishima so nah sein wie kein anderer. Geniesst einen guten Ruf. Keiner da, der dir in die Quere kommen könnte…“ Wovon redete er nur? Das war doch alles gar nicht wahr!

 

„D… Das stimmt doch alles gar nicht!“, erwiderte Semi, in der Hoffnung, dass Kawanishi ihm Glauben schenkte.

 

„Das ich nicht lache… Du hast dich nicht einmal zurück gehalten, als du auf mich eingetreten und eingeschlagen hast. Du hast mir Rippen gebrochen, dich niemals auch nur einmal dafür entschuldigt. Du hast mich und meine Gefühle mit Füssen getreten, sie anderen offenbart, bevor ich es dir überhaupt sagen konnte…“

 

„Das… ist doch alles gar nicht wahr…“, murmelte er in sich hinein, wissend, dass Kawanishi nicht zugänglich für solche Worte war. Es würde nichts bringen, dieser schien traumatisier… Gebrochen in seiner Psyche.

 

„Ich habe dich nur hierher gerufen, damit derjenige, welcher schuld an meinem Tod ist, auch dabei zusieht, wie ich sterbe…“ Hörte er da richtig? Oder hatte er sich einfach nur gewaltig verhört?

 

„Wo… Wovon redest du da…?“ Irgendwann begriff er von selbst, was Kawanishi damit meinte, als dieser langsam in Richtung Geländer lief. Semi riss seine Augen auf, streckte eine Hand nach ihm aus, konnte seine Beine aber nicht bewegen.

 

„K… Kawanishi! Tu das nicht!“ War es die Angst, die ihn paralysierte? Oder das Wissen, dass er selber schon in dieser Situation war, nur wenige Tage zuvor, sich aber nicht traute? Doch dieser dachte nicht einmal daran auf Semi zu hören. Schritt weiter voran. Überwand das Geländer, welches nur einen Ticken kleiner war als er selbst. Auf der anderen Seite drehte er sich wieder zu seinem eigentlich besten Freund.

 

„Hätte ich gewusst, wie viel wert ich dir tatsächlich bin… Hätte ich mich besser nie auf dich eingelassen… Hätte mich nie in dich verliebt. Hätte nie diese Folter erlebt…“

 

„Kawanishi, Nicht!!“ Wieso bewegten sich diese Beine nicht?! Er wollte ihn doch retten! Davon abhalten, so etwas zu tun! Doch es war zu spät…

 

„Warum nicht? Man hat mich geschlagen, getreten, geschändet, gebrandmarkt… Warum also, sollte ich nicht?“ Es war sinnlos, ihm zuzureden. Und je länger Semi überlegte, umso näher kam es dazu, dass er sprang. Als dieser sich nämlich aufraffen wollte, noch etwas zu sagen, blickte er in das Gesicht Kawanishis, welches voller Schmerz und Trauer war. Welches ihm klar zeigte, dass dieser Mensch auf der anderen Seite gelitten hatte und er ebenfalls Schuld daran hatte.

 

„Wir sehen uns…“, waren Kawanishis letzte Worte, bevor er sich mit dem Rücken nach hinten fallen liess.

Semis Augen rissen augenblicklich auf, sein Körper sackte in sich zusammen. Krallte beide Hände in seine Haare und liess einen lauten und langen Schrei ertönen. Immer und immer wieder wiederholte er diesen Schrei, bis Lehrer endlich begriffen, was passiert war und sich ebenfalls aufs Dach begaben.

Doch keiner der Beiden war noch zu retten…

 

 

Einige Monate später…

 

„Wie geht es ihm?“
 

„Nach wie vor unverändert. Nun ist er schon seit Monaten im Koma und nichts scheint sich ändern zu wollen.“

 

„Es ist auch wirklich traurig. In der Schule wurde er gemobbt und zu Hause war seine Mutter, welche ihn Tag täglich als wertlos beschimpfte und ihn immer wieder verprügelte.“

 

„Ja… Es ist alles wirklich sehr traurig und schade um sein junges Leben, welches er noch hätte fortführen können.“

 

„Das stimmt zwar, doch was würde auf ihn warten, wenn er aufwachen würde? Im schlimmsten Falle kann er sich noch nicht einmal mehr bewegen.“

 

„Gesundheitstechnisch können wir leider noch keine Schlüsse ziehen… Doch wenn er noch länger im Koma bleibt, müssen wir mit einer Behinderung rechnen…“

 

„Zu allem Überfluss wäre niemand mehr bei ihm zu Hause. Seine Mutter ist spurlos verschwunden, hat alles zurück gelassen und ist verschwunden. Und sein Freund, welcher an jenem Tag auf dem Dach war… Um ihn steht es auch nicht wirklich gut.“

 

„Ja, der arme Junge ist seit diesem Vorfall in der geschlossenen Anstalt. Er ist eine Gefahr für sich selbst geworden, nachdem er diese dramatische Szenen gesehen hatte.“

 

„Doch was wirklich passiert war, wird wohl nie auch nur ansatzweise in Erfahrung zu bringen sein.“

 

„Nein. So sehr wir es uns auch wünschen, aber die Einzigen, die davon wissen, können uns keine Antworten geben.“

 

„Es ist alles viel zu traurig… Beten wir, dass sich alles irgendwann zum Guten wendet…“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Es tut mir so leid. T_T""""

Und danke, dass ihr bis hierher gelesen habt. <3 Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Feuchen
2018-04-18T13:31:12+00:00 18.04.2018 15:31
meeeh >//<
wie kannst du ihnen das nur antun? ;;
*will sie immer noch einpacken und flauschen*>//<
Antwort von:  Kai_Tsukishima
18.04.2018 15:38
Ich bin ein böses Schreiberlein? q____q""
Von:  Feuchen
2018-04-13T17:26:53+00:00 13.04.2018 19:26
meeeh ;;
das ist ...grausam ;;
>< das ist einfach nur fieees... und armer Semi~ ;;
Von:  Feuchen
2018-04-13T12:35:56+00:00 13.04.2018 14:35
oh gooott... ;;
waruuuum? ><
die können einem echt einfach nur leid tun ;___;
Von:  Feuchen
2018-04-12T20:26:27+00:00 12.04.2018 22:26
okaaay... ><
Kawanishi kann einem echt nur leid tun >< *geht ihn noch mehr einfluffeln*
eventuell bin ich gerade etwas sehr empfindsam, weil ;; meeeh... ><
(Semi, sei für ihn da, verdammt! û.u und merk das doch! :'D)
Antwort von:  Kai_Tsukishima
12.04.2018 22:30
Evtl wird Taichi dir noch ein bisschen mehr leid tun...? :'D Ein bisschen sehr...
Und Semi evtl ein kleines bisschen auch? Hmmm. ;_;
Von:  Feuchen
2018-04-10T14:50:47+00:00 10.04.2018 16:50
n'awww... Kawa tut mir leid >//< *fluffel*
wird alles guuut... hoff ich? :D
hnhn, klingt aber schon nice ^^
Antwort von:  Kai_Tsukishima
10.04.2018 16:51
Ich lass dir die Hoffnung noch etwas da... :'D
Von:  Feuchen
2018-04-09T15:37:17+00:00 09.04.2018 17:37
Klingt nach einem guten Einstand und ich bin gespannt, was du noch vorhast ^^
Antwort von:  Kai_Tsukishima
09.04.2018 20:52
Ich bin selber gespannt. u.ů xD


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