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Crystal of the Dark

von

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Veränderungen

Kapitel 2: Veränderungen
 

Den ganzen Vormittag über quält mich der Gedanke an das fremde Augenpaar, welches mich fassungslos durch den Spiegel angestarrt hat. Aber das ist längst nicht alles. Irgendwie ist meine Nase heute verteufelt feinfühlig.

Als ich das Rhea gegenüber erwähnt habe, hat sie mich doch ernsthaft gefragt, ob ich schwanger sei! In unangemessener Lautstärke habe ich nur geantwortet, ich sei nicht Maria, so etwas wie unbefleckte Empfängnis funktioniere also bei mir nicht.

Ohne Worte...
 

In der Mittagspause - nachdem ich geradezu aus der Mensa geflohen bin der Gerüche wegen - sitze ich allein auf einer Bank unter einer großen Eiche.
 

Was ist nur los mit mir?
 

Ich ertrage plötzlich den Geruch von gekochtem Gemüse nicht mehr, immer öfter wechselt meine Augenfarbe, ich bin herrisch, geradezu dominant meinen Freunden gegenüber und am liebsten würde ich meine Zähne in ein saftiges Stück Fleisch schlagen!

Halt!

Was denke ich da bitte? Ich bin doch kein Raubtier!
 

Gequält lasse ich meinen Kopf in meine Hände sinken, die auf meine Oberschenkel gestützt sind. Ich könnt heulen! Kann mir denn niemand sagen, was mit mir passiert? Irgendjemand muss mir doch helfen können...

Wie vom Blitz getroffen, schnelle ich in die Höhe und sehe mich alarmiert um. Meine Nackenhaare stellen sich auf, der Wind verändert sich. Und ohne zu wissen wieso, formen meine Lippen einen ganz bestimmten Namen.

"Ian." Nur einen Wimpernschlag später steht er vor mir, als hätte er schon die ganze Zeit über hier gestanden.

"Hallo Aki. Schön, dich wiederzusehen." Seine samtige Stimme nimmt mich sofort gefangen.

"Du hast meine Anwesenheit also bemerkt. Aber nichts Anderes habe ich von dir erwartet." Fassungslos starre ich ihn an.

"Du solltest besser nach Hause gehen und für heute dort bleiben."

"Aber ich habe doch heute Geburtstag!" protestiere ich umgehend. Obwohl mir noch keiner meiner sogenannten Freunde gratuliert hat!

"Eben darum ja."

"Du weißt es?"

"Natürlich." entgegnet er mir schmunzelnd. Genervt knurre ich ihn an. Doch das Grollen, das dabei meine Kehle verlässt, lässt mich zusammenzucken. Amüsiert lacht der Blauhaarige auf.

"Ich werde dir alles erklären. Versprochen. Aber nicht jetzt."

"Alles?" Er nickt.

"Auch warum meine Augen sich verändern? Und warum ich so einen empfindlichen Geruchssinn habe?"

"Ja, alles." wiederholt er. Meine nächsten Worte kommen nur im Flüsterton.

"Auch, warum ich so ein Verlangen auf Fleisch habe?" Scharf zieht er die Luft ein.

"Geh nach Hause! Sofort!" Sein Befehlston löst ein Aufbegehren in mir aus, welches mir so bis heute völlig fremd gewesen ist.

"Erteil mir keine Befehle!" kommt es knurrend von mir und deutlich spannen sich meine Muskeln an, als wollte ich ihn jeden Moment anspringen. Doch das, was er dann tut, ist so ziemlich das genaue Gegenteil von dem, was ich erwartet habe. Er streckt seine Hand nach mir aus, legt sie auf meinen Kopf und streichelt sanft darüber.

"Es ist alles gut, Aki. Ich bin nicht dein Feind. Beruhige dich. Versuch, dich zu entspannen und hör mir bitte zu." Bei seiner einlullenden Stimme und dem stetigen Kraulen kann ich gar nicht anders, als wieder herunterzufahren.

"Aki, in dir findet eine Veränderung statt, die du erst heute Nacht richtig begreifen wirst. Nämlich genau zum Zeitpunkt deiner Geburt vor 21 Jahren." Also um 21:34 Uhr, füge ich im Stillen hinzu.

"Es ist unglaublich wichtig, dass du nicht die Kontrolle verlierst bis dahin. Sonst könntest du jemanden verletzen. Und ich weiß, dass du das nicht willst." Langsam, um die Hand auf meinem Kopf nicht abzuschütteln, bewege ich diesen von links nach rechts.

"Bin ich so gefährlich?" flüstere ich traurig. Irgendwie will mir das nicht in meinen Kopf. Aber die Anzeichen hierfür sind leider mehr als deutlich.

"Im Moment ja. Bis zur Vollendung der Metamorphose."

"Wann wird das sein?"

"Das sagte ich bereits: Zum Zeitpunkt deiner Geburt."

"Warum...?" Warum soll ich plötzlich so gefährlich sein? Ich will das nicht!

"Weil dein Hunger bereits eingesetzt hat. Viel früher, als ich es erwartet habe."

"Ich wollte schon heute morgen Fleisch..." gestehe ich kleinlaut. Gott, diese Streicheleinheiten machen mich noch willenlos!

"Dann überrascht es mich um so mehr, dass du noch kein Blutbad angerichtet hast." Nun sehe ich doch überrascht auf.

"Ich? Ich kann ja nicht einmal einer Fliege was zu Leide tun!" Ein erneutes Grinsen huscht über seine Züge.

"Dann hast du sie also noch gar nicht bemerkt..." Sie? Wen oder was meint er nur?

"Komm, ich bring dich heim." Damit ergreift er meine Hand, eine Berührung, die einen Stromschlag durch meinen Körper schickt und nur eine Sekunde später stehen wir in meinem Zimmer.

"Sieh in den Spiegel." Meint er nur und noch immer völlig neben mir stehend, komme ich seiner Aufforderung nach. Wie zur Salzsäule erstarrt, fixiere ich mein Spiegelbild. Das bilde ich mir doch sicher nur ein!

"Nein, es ist keine Einbildung, Aki." Ich weiß überhaupt nicht, was ich zuerst denken soll. Hat der Kerl gerade meine Gedanken gelesen?

"Ja." kommt es nur trocken von ihm und ich schüttele verständnislos den Kopf.

"Ich bin im falschen Film... " Das hier kann unmöglich die Realität sein! Sicher träume ich noch...

Das würde zumindest alles erklären. Ians Auftauchen, die merkwürdigen Augen, die mich gerade wieder anstarren und vor allem die verdammt spitzen Eckzähne, die mehr als deutlich zu sehen sind!



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