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Sumi - e

Tuschebild
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Lang, lang ist es her ...
Aber nun gehts auch hier weiter :) Komplett anzeigen

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Wenn er bisher dachte, dass der gestrige Freitag gut besucht gewesen war, so merkt er heute, wie sehr er sich geirrt hatte. Er hatte Guren am Morgen nicht geglaubt, als diese alle noch einmal zusammengerufen hatte und meinte, dass heute nicht nur geladene Gäste kamen, sondern vor allem die Laufkundschaft. Diese sei, bei dem Namen ihrer Galerie, auf keinen Fall zu unterschätzen. Tja, jetzt kann er diesen Worten einfach nur noch zustimmen! Es sind viele gekommen die nur gucken, doch ebenso sind viele dabei die Sachen über seine Werke wissen wollen. Leider sind viele schlicht und ergreifend unwissend und simpel in ihrer Faszination. Laien. Gut gelaunt und neugierig, aber Laien. Nein, besser gesagt gut gelaunte, neugierige und zahlkräftige, ja beinahe kaufwütige, Laien! Seine Kollegen hatten im Laufe des Vormittags rund um ihn gut verkauft, doch er selbst nicht. All die heutigen Interessenten sind einfach nicht kompatibel mit seinen Werken, seiner Meinung nach.

 

Ein Blick auf die Armbanduhr verrät ihm, dass es nun Zeit ist mit Mary Mittag essen zu gehen. Langsam tritt er an seine Freundin heran, die gerade im Gespräch mit einem Aquarellkünstler ist. “... es ist wirklich verrückt und … oh, hey Sai”, unterbricht das Mädchen sich selbst als sie ihn entdeckt und strahlt ihm entgegen.

“Hi. Ich wollt nicht stören. Du sagtest heute Morgen was von Mittagessen und jetzt ist es schon nach 12 Uhr.”

“Was? Oh … ok. Bis später Sam!” Mit diesem Ausruf wirbelt die Holzkünstlerin auf dem Absatz herum und verschwindet in Richtung Aufenthaltsraum. Schmunzelt blickt der Sumi ihr hinterher, während Sam lachend meint, dass jetzt nur noch die Cartoon-Klischee-Staubwolke fehlen würde, damit der Abgang perfekt ist.

Doch noch bevor Sai darauf antworten kann, steht Mary schon wieder vor ihnen und drückt ihm seine Jacke in die Hände.

Überrumpelt blickt der Schwarzhaarige zwinkernd zwischen seiner Jacke und dem Mädchen hin und her. Dabei fällt ihm auf, dass sie mit ihren nun rot gefärbten Wangen und den großen strahlenden Augen unglaublich aussieht. Unschuldig, jung und irgendwie … schutzbedürftig. Das nie zuvor gefühlte Gefühl ‘Beschützerinstinkt’ kommt in ihm unerwartet empor, während er in seine Jacke schlüpft. Prompt hängt sich Mary bei ihm ein und zieht ihn ungeduldig zum Ausgang.

 

Während ihres kurzen Weges zu einem der kleinen Bistros in der Nähe, fasst Sai einen Entschluss: Er würde auf Mary aufpassen und über sie wachen. Ist ja auch nur logisch, denn schließlich ist Yamato nicht in der Stadt und zudem ist Mary seine Freundin. Da muss er auf diesen “Flummi”, wie Sam die Lilahaarige vorhin leise genannt hatte, doch einfach aufpassen. Das gehört sich als Freund und Gentlemen. Obwohl, wie ist noch einmal die Definition von ‘Gentlemen’? Doch bevor er aus den Tiefen seines Hirns eben jene Definition holen kann, tauchen bunte Haare in seinem Blickfeld auf und holen ihn wieder ins Hier und Jetzt.

“Hey Mr. Sumi. Erde an Sai”, dringt Marys Stimme an ihn heran, während sie mit der Hand vor seinem Gesicht herumwedelt. Blinzelnd fokussiert er den Blick auf die junge Frau.

“Entschuldige bitte. Ich war …”

“... tief in Gedanken”, unterbricht Mary ihn lachend, während sie ihm spielerisch in die Seite boxt. “Nun hör aber auf zu träumen, oder ist das besser als mit mir”, dabei macht sie eine Handbewegung ihren Körper hinab,”... die Zeit zu verbringen?”

Irritiert zieht der junge Sumi eine Augenbraue empor. Was ist nur heute mit seiner bunthaarigen Freundin los? Irgendwie … ja, irgendwie ist sie überdreht. Aber nicht richtig irgendwie. Er kann er nicht genau benennen, aber wenn er es beim Namen nennen müsste, so würde er es wohl ‘falsch überdreht’ nennen. Oder ist das vielleicht die wahre Mary? War sie gestern vielleicht nur zu überwältigt und verschüchtert von den ganzen Eindrücken gewesen? Sai weiß es nicht und greift kopfschüttelnd nach dem Türgriff, um Mary den Eintritt ins Bistro zu gewähren.

 

Doch in dem Moment, in dem er ziehen will, wird die Tür von innen aufgedrückt und niemand anderes, als der ihn in den Schlaf verfolgende Dämonenkönig steht mit großen Augen vor ihm. Doch so sehr ihn der beinahe verschreckte Ausdruck des anderen Schwarzhaarigen verwirrt, so verwirrt ihn doch umso mehr das beinahe diabolisch wirkende Grinsen, welches auf dem Gesicht des Marionettenkünstlers erscheint. Der Blick Menmas springt zwischen Sai und Mary hin und her.

“Was machst du denn hier?”, entfährt es Sai ehe er es vermeiden kann und kneift schnell die Lippen zusammen.

“Auf jeden Fall nicht im Weg stehen und dumme Frage stellen”, gibt Menma trocken zurück und tritt mit verschränkten Armen zwei Schritte auf ihn zu.

Vollkommen jeglicher Argumente beraubt, blickt Sai in die blauen Augen Menmas. Es ist beinahe wie … ja, wie funkelnde Meere. Tief, geheimnisvoll, faszinierend. Was denkt er hier eigentlich für einen Quatsch? Das klingt eher wie frisch aus einer von Inos Frauenzeitschriften oder einem dieser Liebesfilme, die sie dauernd mit Sakura guckt - also nach totalem Bockmist. Und obwohl er sich seines schrägen Verhalten bewusst ist, schafft er es doch nicht seinen Blick zu lösen. Wie lange sie beide da so gefangen im Blick des jeweils Anderen stehen, weiß der Sumi nicht. Was er jedoch wahrnimmt ist der Anflug von Bedauern, als Mary sich laut räuspert und der andere Schwarzhaarige blinzelnd seinen Blick löst.

“Also, wenn ihr dann fertig seid mit eurer Show? Falls nicht … ich geh jetzt schon mal essen.” Damit verschwindet die junge Frau lachend im Geschäft. Das leise Knallen der sich schließenden Tür hallt geradezu in seinen Ohren wieder.

Was ist nur los mit ihm im Moment?

Für einen kurzen Augenblick schließt er die Augen und atmet tief ein und aus. Er benimmt sich ja wirklich albern, also ebenso wie seine Gedankengänge sind.

“Ich geh dann mal”, bringt er krächzig hervor, ehe er verunsichert an Menma vorbeitritt. Als er dabei mit seinem Ellenbogen den des Anderen streift, kann er nur mit Mühe ein Zusammenzucken verhindern indem er nach dem Türgriff greift, die Tür entschlossen aufzieht und hinein tritt. Ein zögerliches “Ja … bis später”, im Ohr.

 

Wirklich viel hat er von dem Gemüseauflauf nicht herunter bekommen, denn blaue Augen und eine gefühlte Millionen an unbeantworteten Fragen toben in seinem Kopf. Mary beweist mal wieder, welche Qualitäten sie als Freundin und Mensch allgemein hat, denn erst als sie sich räuspert, wird ihm bewusst, dass sie ihn nicht angesprochen hat. Die Bunthaarige hat einfach geschwiegen und gegessen. Und ihm immer wieder komische Blicke zugeworfen. Das hat er selbst in seinem zerstreuten Zustand bemerkt. Ein weiterer Punkt auf der Liste, den er nicht versteht. Doch dem würde er heute Abend Abhilfe schaffen, hat er sich doch fest vorgenommen in seinen treuen Büchern - und notfalls auch dem Internet - nach Antworten auf alles zu suchen!

 

“Bist du fertig? Oder willst du das Essen noch länger hin und her schieben, als würdest du Farbe anrühren?”, fragt Mary unschuldig, doch Sai sieht wie ihre Augen belustigt blitzen.

“Lass uns gehen.” Entschlossen steht er auf, legt - unter dem Protest seiner Begleitung - ausreichend Geld auf den Tisch und schon stehen beide in ihren leichten Jacken vor dem Laden. “Also mein Lieber, wann lerne ich eigentlich die Frau an deiner Seite kennen? Wie ist sie so?”

 

Augenblicklich beginnen die Gedanken des Sumis Amok zu laufen. Nicht nur dass seine unterdrückte Wut auf Ino wieder empor kommt und seine Beschreibung dieser deutlich negativer färbt. Zudem beginnt sein Hirn auch noch Szenarien zu produzieren. Szenarien in denen Mary und Ino aufeinandertreffen. Was dann wirklich eine Gänsehaut über seinen Rücken schickt. Denn die beiden sind wie Tusche und Aquarellfarbe. Mit beidem kann man Kunstwerke schaffen, doch zusammen? Ino ist eine Prinzessin, immer auf der Suche nach schicker, besser, neuer und einfach cooler. Mary hingegen ist deutlich bodenständiger, einfacher und wenn er ehrlich ist, auch deutlich einfacher und in ihrem Verhalten direkter.

Warum ist er überhaupt mit Ino zusammen?

Schnell schüttelt er den Kopf um diesen Gedanken los zu werden, denn so darf er einfach nicht denken!

Ausweichend vertröstet er seine lilahaarige Freundin mit der ungenauen Aussage, dass er Ino mal fragen würde und verwickelt die Holzkünstlerin in eine Diskussion über die heutige Abendplanung. Gedanklich setzt er jedoch den Punkt ‘Ino und Mary nicht aufeinandertreffen lassen’ nach ganz oben auf seine To-do-Liste!

 

Kurz bevor die beiden gut gelaunt wieder am Chrystal Dragon ankommen, ertönt hinter ihnen plötzlich eine laute Stimme.

“... ECHT JETZT!” Irgendwoher kommt ihm die Stimme bekannt vor. “Sai. Hey, Saaaai!” Und die Stimme scheint ihn zu kennen. Doch noch bevor er sich mit Mary herum drehen kann, spurtet auch schon jemand an ihnen vorbei und ein Mensch mit blonden Haaren kommt schlitternd vor ihnen zum Stehen. Freudig-blitzende blaue Augen strahlen ihn an und am liebsten würde er laut stöhnen. Nicht noch so einer!

 

“Hey, Alter. Lange nicht gesehen, kennst mich noch?”, erkundigt sich das Strahlemännchen, während es die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Natürlich kann Sai sich an diesen menschlichen Flummi erinnern. Er ist einer von Inos Freunden. Naruto.

“Und wer ist die hübsche Lady da an deinem Arm?”, plappert Naruto auch schon weiter, ohne Sais Antwort abzuwarten. Augenblick schießt eben jene Lady, ein reichlich undamenhaftes Schnauben zurück und schnalzt mit der Zunge. “Woher kennst du den Verrückten?”, will seine Künstlerkollegin so unauffällig wie möglich wissen, doch Sai flüstert ihr nur ein “Später” zurück.

“Was machst du hier, Na…”

“NARUTO!” Diese Stimme … der Tonfall und die Wut, das ist ganz eindeutig Sakura. Augenblicklich sieht Sai seine Fälle, oder besser gesagt seine To-do-Liste sich in Luft auflösen. Verdammt, wo Sakura ist, da ist Ino in der Regel nicht weit. Irgend so ein ‘beste Freundinnen Ding’, welches ihm Ino schon mehrfach versucht hat zu erklären.

 

“Komm…”, raunt er Mary leise zu, ergreift ihre Hand und versucht so unauffällig wie möglich an den Anderen vorbei zu kommen. Hoffentlich ist Sakura zu sehr damit beschäftigt, auf den Blonden einzuschreien und einzuschlagen. Flucht mag vielleicht nicht ehrenhaft sein, aber in diesem Moment wächst ihm einfach alles über den Kopf.

Erst diese Freunde Geschichte mit Mary, dazu die Gedanken, Träume und Begegnungen mit Menma und schließlich jetzt dieses unfreiwillige Zusammentreffen. Da gibt es doch diese Redensart, ‘Schlimmer geht immer’ und DARAUF, kann er wirklich verzichten!

 

“SAI! Wo gedenkst du hinzugehen?” Die Herausforderung und auch das kein Widerspruch geduldet wird, ist für ihn deutlich aus Sakuras hoher Stimme herauszuhören. Verdammt, jetzt heißt es kämpfen. Bei Sakura eventuell sogar wortwörtlich. Eigentlich ja peinlich, dass er dieser Situation so feige entkommen will. Wenig männlich. Jedoch kann er Sakura einfach nicht leiden. Konnte er noch nie. Nicht nur dass sie aufbrausend ist und zu körperlichen Attacken neigt, nein. Dazu ist sie auch noch falsch und hinterhältig. Eine typische ‘Lästerschwester’, wie es umgangssprachlich so schön heißt. Oder doch eher ‘Bitch’? Sai weiß es nicht und er bekommt auch keine Zeit mehr darüber nachzudenken, stößt die Rosahaarige doch gerade ein hohes “Was ist das?”, aus und zeigt mit aufgerissenen Augen auf Mary.

 

“Ich bin kein ‘das’", reagiert Mary, befreit ihre Hand und baut sich mich verschränkten Armen neben ihm auf. Ok, dieser laufende Meter hat wirklich mehr Stolz als ihr gut tut.

“Hab ich dich gefragt? Ich rede mit ihm”, gibt Inos beste Freundin mit einer wegwerfenden Handbewegung zurück und augenblicklich spürt Sai diesen typischen stechenden und verurteilenden Blick auf sich liegen.

“Raus mit der Sprache, Freundchen.”

 

Doch ehe er der Rosahaarigen antworten kann, schlägt das Schicksal richtig zu - oder trifft die Redensart nur voll ins Schwarze ? - und er sieht wie Ino, in Begleitung eines anderen Schwarzhaarigen, hinter Sakura um die Ecke kommt. Sasuke, fällt ihm der Name spontan und überflussigerweise ein. VERDAMMMT! So war das nicht geplant!

 

“Sakura, was ist hier los?”, will Ino auch schon wissen und Sai glaubt für einen kurzen Moment so etwas wie Triumph in den Augen der Gefragten aufblitzen zu sehen.

“Och nö”, kommt es maulend von Naruto, der wohl nun auch begriffen hat was um ihn herum abläuft.

“Das, meine Liebe, versuche ich auch rauszubekommen. Ich habe deinen werten Freund gerade Händchen haltend mit der da erwischt.” Dabei zeigt die Rosahaarige auf Mary, die sofort wieder zu Protest ansetzt. Jedoch unterbindet Sai dieses, in dem er die Holzkünstlerin kurzerhand hinter sich schiebt. Er hat es sich ja schließlich selber geschworen, auf Mary aufzupassen. Auch wenn es vielleicht übertrieben ist, aber seine sonst so unempfänglichen Alarmglocken schreien jetzt geradezu.

“Sakura, hör auf zu lügen”, sagt er mit drohenden Unterton, was Sakura ein abschätziges Schnauben entlockt.

“Naruto hats doch auch gesehen. Nicht wahr, Naruto?” Wenn sich Blicke in Menschen bohren könnten, dann wäre der Blonde jetzt wohl ein Sieb. Das dieser sich deutlich beginnt unwohl zu fühlen, kann der Sumi ihm nicht verdenken. Sakuras Ausstrahlung war schon immer besonders und eindrucksvoll. Ihr Ruf als Kampfsportlerin tut dann ihr übriges.

“Ähm … äh … also”, stottert Naruto und wirft ihm einen Hilfe suchenden Blick zu, den Sai nüchtern erwidert. “Ich … ich weiß nicht genau”, gesteht der Uzumaki und kratzt sich entschuldigend grinsend am Hinterkopf. Natürlich rettet ihn das nicht vor einer erneuten Attacke seitens der Kampfsportlerin. Während Naruto so gut es geht ausweicht und versucht zu erklären, dass er zu beschäftigt damit war sich vor Sakuras Attacke zu schützen, klingt sich nun auch Ino in die Szene ein.

 

“Du sagst also Sakura, meine beste Freundin, würde lügen?”

“Ja.”

“Du hast also nicht mit ‘der da’, Händchen gehalten?”

“Nein.”

“Dann, mein Lieber, klär mich auf. Wer ist sie?”

Tief durchatmend versucht Sai seinen Zorn runterzudrücken. Waren die beiden eigentlich schon immer so nervtötend?

“Was sind denn das bitte für Schnepfen?”, hört er Mary leise zischen, doch ansonsten hält sie sich hinter ihm auf. “Kleines, geh doch schon Mal vor. Ich komm auch gleich nach”, fordert er die junge Frau mit einem Blick über die Schulter auf, doch ihr entschlossener Blick sagt ihm, dass er auf taube Ohren stößt.

“Hier spielt die Musik!”, keift Ino.

“Beruhig dich endlich, Ino! Verdammt, müsst ihr denn immer wie aufgeregte Hühner schnattern? Das ist Mary meine Kollegin und Freundin.”

“FREUNDIN?”, erklingt es auch schon schrill zweistimmig.

“Gehst du mir etwa fremd oder was?”, will Ino mit blitzenden Augen wissen, während Sakura an sie heran tritt und einen Hand auf die Schulter legt.

Diese Frage scheint jedoch bei Mary den Geduldsfaden zu reißen, denn ehe Sai sich versieht, steht die Lilahaarige mit in die Hüften gestemmten Händen wieder neben ihm.

 

“Erstens: Hast du Bohnen in den Ohren? Ja, ich bin seine Freundin. Nicht mehr und nicht weniger. Was verstehst du daran nicht? Oder gehst du Sai mit dem Blacky neben dir fremd?”

“WAS FÄLLT DIR EIN, DU KLEINE SCH…”

Nur ein beherztes Eingreifen Sasukes ist es zu verdanken, dass sich die besten Freundinnen nicht auf Mary stürzen. “Hol deinen Bruder”, hört Sai den Uchiha sagen und wie der Blitz verschwindet Naruto auch schon.

 

“Komm runter Ino”, zischt der Sumi beinahe kalt, während er im Augenwinkel eine zufrieden grinsende Mary erkennt. Wirklich, diese Frau ist seltsam. Überdreht, nett, hilfsbereit und doch … doch auf eine seltsame Weise gefährlich. Wie hatte Ne ihn doch einmal gewarnt? ‘Frauen zum Feind zu haben, konnte bei der falschen tödlich enden.’ Gut, Mary tötet nicht, jedoch scheint sie zu wissen, mit welchen Worten sie verletzen kann. Gab es da nicht auch ein Sprichwort? ‘Wörter sind schärfer als jedes Schwert’, oder so ähnlich?

“Sas, jetzt lass mich los verdammt! Ich soll runter kommen, während die Schlampe sonst was behauptet?”, keift Ino während Angesprochener gar nicht einzusehen scheint die Hellhaarige aus seinem Griff zu entlassen. Auch Sakura windet sich schnaubend, doch der Griff Sasukes an ihren Krägen ist unerbittlich fest.

“Ich habe eine ganz normale Frage gestellt und nichts unterstellt”, kommt es trocken von der jungen Holzkünstlerin, während sie mit den Schultern zuckt. Leise lacht Sai auf und wuschelt ihr durch die Haare.

“NIMM DEINE FINGER WEG!”, brüllt Ino laut, sodass selbst dem letzten Passanten klar seien muss, dass hier gerade ein Drama abläuft. Gerade als Sai etwas erwidern will, erklingt eine dunkle Stimme hinter ihm und so verlässt nur ein frustriertes Stöhnen seine Lippen. Was nun Mary zum Lachen bringt.

 

“Was ist denn hier los?”, ertönt es neugierig von Menma und umgehend kann Sai eine Veränderung an Ino beobachten. Hat sie sich vorher noch wie ein Hamster mit Tollwut verhalten, sackt sie plötzlich in sich zusammen und ihre Augen füllen sich mit Tränen.

“Menma …”, wispert die Yamanaka mit brüchiger Stimme und blickt den Hinzugeholten mit großen Augen hilfesuchend an.

“Sasuke, spielst du jetzt den Aufpasser für die beiden wildgewordenen Furien?”, übergeht der Angesprochene den Hilfeersuch schlicht und einfach.

“TZ! Furien ist das richtige Wort. Lästig nenne ich es”, antwortet der Uchiha und verzieht sein Gesicht. “Benehmt euch, wenn ich euch loslasse, sonst ziehe ich hier ganz andere Seiten auf. Verstanden?” Die Drohung ist für Sai deutlich herauszuhören. Für die Mädchen ebenfalls, nur dass sie anscheinend auch die Tragweite begreifen, den Sakura schüttelt sich und beide nicken artig.

“Also, was ist hier los?”, erkundigt sich Menma, verschränkt die Arme und fixiert Sai.

“Das sag ich dir, Sai hat …”, wirft Ino ein, doch Menma unterbricht sie mit einer harschen Geste. “DICH habe ich nicht gefragt.”

“Aber Menma ....”, jammern nun beide Mädchen, doch der Uzumaki schnalzt nur mit der Zunge und widmet sich wieder Sai.

“Also …?”

 

Verwirrt runzelt Sai die Stirn und blickt Hilfe suchend zu seiner kleinen Freundin, doch die zuckt nur mit den Schultern und macht eine ungenaue Handbewegung. Gut, die ist ihm wohl gerade keine Hilfe. Ob es am ‘Können’ oder ‘Wollen’ liegt, kann Sai nicht sagen.

“Also Sai … heute noch!”

 

“Pamp mich hier nicht an, nur weil die durchdrehen”, gibt Sai ungehalten zurück, was ihm nur eine hochgezogene Augenbraue einbringt. Ihm reicht es inzwischen wirklich. Das Ganze ist wieder Mal ein Beweis von Nes Lebensphilosophie. Vom Abstand zu anderen Menschen. Beobachten, nicht interagieren.

“Mary und ich waren auf dem Rückweg, da kommt erst Naruto angerannt. Dann Sakura, verdrischt deinen Bruder und als ich Mary wegziehen will, schreit sie rum. Dann Ino. Geschrei, Lügen und …”

“Und dass du FREMDGEHST!”, brüllt Ino erneut. Schneller als erwartet stürzt die Yamanaka nach vorne und klammert sich Halt suchend an den schwarzhaarigen Uzumaki.

“Menma, er hat mit ihr Händchen gehalten. Auf offener Straße. Er sagt, sie ist seine Freundin und diese Bitch unterstellt mir, was mit Sasuke zu haben. Mach was”, schluchzt die angeblich Betrogene.

Mit offenem Mund blicken sich der Tusche- und die Holzkünstlerin an, ehe sie sich sprachlos wieder der Szene vor ihnen zuwenden. DAS da vor ihm, ist eindeutig nicht Ino. Diese jammert und klagt zwar auch ab und an, aber dieses Abbild von Hilflosigkeit und Trauer und Lüge, ist nicht Ino. Oder hat er bisher einfach nur nicht die wahre Ino gesehen? Der Zweifel an dieser Beziehung in ihm wächst erneut.

 

“Lass mich los”, bittet Menma angewidert klingend, doch die Floristin verkrallt sich nur stärker schluchzend in dessen Oberteil. “LASS. LOS!”, befiehlt er, doch erst ein eingreifen Narutos lässt die Yamanaka von dem Schwarzhaarigen loseisen.

Augenblicklich atmet Sai befreiter durch. Er hat gar nicht gemerkt, dass er die Luft angehalten hatte. Warum?

“Und da unterstellt sie dir Fremdgehen”, kommentiert Mary das Ganze schnaubend.

Warum?

Warum kümmert ihn der Gedanke - dass Ino fremd gehen könnte - nicht und der Gedanke dass es mit Menma sein könnte, jedoch sehr wohl.

Irgendwas stimmt hier überhaupt nicht! Das wird ihm ganz deutlich klar. Vor allem wird ihm bewusst, dass nicht nur mit ihm etwas nicht stimmt, sondern in erster Linie mit der Beziehung zu Ino. Ein Ratschlag aus einer von Inos Frauenmagazinen, den er aufgeschnappt hatte, kommt ihn in den Sinn.

“ … ist verlobt, ihr beiden …”

“Ino, es ist aus”, unterbricht er Menma und blickt Ino mit festen Blick an.

“Es reicht mir. Du reichst mir. Es gibt kein ‘Wir’ mehr, denn das gab es nie.”

 

Schweigen legt sich über die Gruppe, während er sechs Augenpaare auf sich liegen fühlt.

Leichtigkeit erfasst ihn und es kommt ihm vor, als sei etwas in ihm geplatzt.

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Inara
2017-06-09T22:55:44+00:00 10.06.2017 00:55
Endlich hat er einen Schlussstrich gezogen. Eigentlich mag ich Ino und Saku, aber bei dir sind sie schrecklich.
Antwort von:  Chaosbande
10.06.2017 22:00
Muhahaha. Ich mag die Original Pairs alle nicht xD
Aber es ehrt mich wirklich, dass du als OP Fan, trotzdem dieser Geschichte folgst UND dich sogar über das Beziehungsende freust :)

:-*
Antwort von:  Inara
12.06.2017 19:08
Die Umsetzung der Beziehungen gefallen mir nicht besonders. Ich hab das Gefühl Kishi war am Ende zu faul sich darüber Gedanken zu machen und hat einfach was hin gehuschelt.
Die bestehenden Pairings an sich sind OK. Ich bin aber nicht festgelegt. Die Autoren können sich da gerne austoben.
Was sind denn deine Wunschpairings?


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