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Rivale oder Geliebter?

Touya Akira x Shindou Hikaru
von

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Dieser Urlaub ist gar nicht so schlecht!

Kapitel 1 – Dieser Urlaub ist gar nicht so schlecht!

Das Finalspiel zwischen Shindou Hikaru und Touya Akira war zu Ende. Der göttliche Zug war gespielt worden und Touya war als Verlierer hervor gegangen. Und dann passierte, was passieren musste, wenn man den hitzigen Charakter des jungen Mannes bedachte: Er fiel nach dem geradewegs vom Stuhl in Ohnmacht.

Diese Anfälle häuften sich, je mehr Spiele er darauf versuchte, zu spielen. Und letztlich war es Shindou, der einen Entschluss fasste.

Das geschmeidige Leder des türkisfarbenen Sofas fühlte sich angenehm an. Wo war er? Touya öffnete die Augen und fand sich im Büro des Direktors vom Institut für Go wieder. Aber war war nicht allein. Neben seinem Bett saß sein Erzrivale Shindou Hikaru.

„Shindou! Was machst du hier?!“

„Du bist wieder umgekippt. Du, Touya. Wollen wir vielleicht zusammen in die Ferien fahren?“

„Wie bitte?! Wieso sollte ich mit dir in den Urlaub fahren?“

„Ich glaube eine Auszeit vom Spielen würde dir gut tun.“

„Als ob. Mir geht es prächtig.“

„Ich sehe es. Das ist schon das siebte Mal diese Woche, dass du umgekippt bist ...“

„Tsk. Das ist nichts, worüber du dir Gedanken machen müsstest.“

„Tu ich aber. Komm schon, fahr mit mir weg.“

„Nur über meine Leiche.“

„Entscheiden wir es mit einem Spiel?“

„Wegen so was willst du mit mir spielen?“

„Ja.“

Touya wirkte gekränkt, aber sein Stolz wiederum ließ es nicht zu, dass er ablehnte. Ein Fehler, wie er schnell bemerken musste, denn Shindou schlug ihn ein weiteres Mal. Also war Touya gezwungen, mit Shindou in den Urlaub zu fahren.

Dass er dazu gezwungen wurde, zeigte er mit seiner gekrümmten Haltung während der gesamten Zugfahrt und dem dunklen Gesicht überdeutlich. Aber Shindou ließ sich davon nicht beirren.

'Sturrschädel', dachte er sich nur und blickte zum Fenster hinaus.

Ihr Ziel war Wakabayashi, ein Onsen-Kurort an der Westküste Japans. Es war ein japanisches Hotel mit Meerblick.

„Oh wahnsinn!“, freute sich Shindou und zog erstmal kräftig die Flügel des Balkonfensters auf. Der Balkon war nicht besonders groß, aber der Ausblick war himmlisch. Touyas Blick fiel lediglich auf den niedrigen Tisch, der vor dem Fenster aufgebaut worden war. Er war mit dunkelroten Lack bezogen und zwei Teetassen und eine kleine schwarze Kanne standen darauf.

„Hier kann man sicher gut Go spielen“, murmelte er und kniete sich auf einem Sitzkissen neben dem Tisch nieder.

„Das wirst du nicht!“, schrie Hikaru aber und schlug so laut mit der Hand auf den Tisch, dass Touya zurück wich. „Wir sind hier, damit du dich ein bisschen erholst!“

„Wie ich mich erhole, weiß ich wohl selbst ab besten!“, gab Touya gereizt zurück.

„Wir gehen jetzt erstmal ins Onsen!“, entgegnete Hikaru widerum und zerrte Touya ohne weiteres mit sich.

„Hey – Moment mal – warte! Shindou!!“, schrie Touya, kam aber nicht von Shindous Griff los. Und so schaffte Shindou es schließlich, den anderen jungen Mann bis hinunter ins Onsen zu schleifen.

Als sie im Umkleideraum ankamen, seufzte Touya nur einmal schwer. Aus dem Bad hallten lachende Stimmen und überhaupt war die Vorstellung, sich nach langer Zeit ein heißes Bad gönnen zu können verlockend.

„Wenn ich schon ohnehin hier bin, kann ich auch gleich reingehen …“, gab Touya klein bei.

„Yes!!“, freute sich Hikaru und zog sogleich sein T-Shirt über den Kopf. Als vor Touya plötzlich ein halb nackter Shindou stand, drehte er sich rasch um.

„Hast du eigentlich keine Scham?“, knurrte Touya.

„Wieso? Wir sind doch beides Männer. Und nachher im Bad haben wir doch ohnehin fast nichts mehr an“, wunderte sich Shindou und legte seine Hose ab.

An diese Tatsache erinnert, zuckte Touya für einen Moment zusammen und krallte seine Finger in sein teures Hemd.

„Du bist schon einer. Ich werd dir schon nichts weggucken. Oder hast du etwa Angst?“ Seine Frage schloss Hikaru mit einem deutlichen Grinsen ab.

„Vor was denn bitte?“, zischte Touya und begann, Shindou noch immer den Rücken zugewandt, langsam sein Hemd aufzuknöpfen.

„Ich geh schon rein. Und wehe, du haust ab!“

„Als ob ich so was nötig hätte!“, gab Touya zurück, seufzte dann aber doch erleichtert, als er allein im Umkleideraum war. Er entkleidete sich vollständig und band sich schließlich das weiße Handtuch um die Lende. Dann betrat der das Bad. Shindou hatte sich wohl schon gewaschen, denn er saß bereits im heißen Wasser und hallte den Kopf ab Beckenrand abgelegt. Seine Augen waren geschlossen.

'Ein ziemlich ernste Haltung für diesen Quatschkopf,' dachte sich Touya, ging dann aber wortlos an diesem vorbei und begann sich, der Wand zugewandt, die Haare und den Körper zu waschen. Das heiße Wasser tat gut. Es war ungewöhnlich weich und das Shampoo schäumte richtig gut. Das letzte Mal, dass er in einem Onsen gewesen war, war mit seinem Vater. Aber das war jetzt auch schon gut zehn Jahre her. Damals hatte er noch den Arm heben müssen, um zum Duschgriff greifen zu können. Inzwischen war er weit darüber hinaus gewachsen. Er übergoss sich noch ein letztes Mal mit heißem Wasser, dann begab er sich in Richtung Becken. Mit der Fußspitze prüfte er das Wasser, aber bald zog etwas anderes seine Aufmerksamkeit auf sich. Shindou starrte ihn vom Becken aus mit überraschtem Gesichtsausdruck an.

„Ist was?“, fragte Touya schroff.

„Was soll schon sein?“, gab Hikaru beleidigt zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

Hikaru seufzte. Gerade eben hatte er noch gedacht, wie hübsch Touya doch war, und wie schlank. Aber wenn diese hübsche Gestalt den Mund aufmachte, war es vorbei mit der Träumerei. Konnte er nicht ab und zu mal ein bisschen freundlicher sein?

Touya setzte sich zu Shindou. Es war nicht so, dass er Shindou nicht leiden konnte. Aber so intim, dass er nun in einem Bad neben ihm saß, wollte er nun auch nicht mit ihm werden. Andererseits hätte dieser aufdringliche Kerl vermutlich nur wieder lästige Fragen gestellt, hätte Touya sich fort gesetzt. Das einfachste würde sein, neben ihm zu sitzen und ihn zu so gut es ging zu ignorieren, legte Touya für sich fest und schloss die Augen. Shindou würde es ohnehin nicht mehr lange in dem heißen Wasser aushalten.

„Du, Touya. Warst du davor schon einmal in einem Onsen?“

Da war sie schon, eine der lästigen Fragen. „Ja, vor einigen Jahren mit meinen Eltern,“ gab Touya knapp zurück.

„Dann bist du also auch mit deiner Familie her gekommen!“, freute sich Shindou. „Genau wie ich.“

„Hmmm,“ gab Touya desinteressiert zurück.

Hikaru blickte unzufrieden in das sich kräuselnde Wasser. Zu gerne hätte er mit Touya ein Gespräch angefangen, aber er redete wieder nur Mist. Aber Touya hatte auch überhaupt keine Lust, mit ihm zu reden. Jeder normale Mensch hätte sich doch über ein paar Tage Ferien gefreut, aber für Touya war es wohl wirklich so, dass er mitgeschleift wurde. Worüber könnte ich mit Touya nur reden? Außer über Go?

'Langsam wird es echt heiß hier …', stellte Shindou bitter fest. 'Aber ein bisschen halte ich das noch aus.'

Als Shindou nach weiteren zehn Minuten des Grübelns noch immer im heißen Wasser saß, kam ein leichtes Räuspern von Touyas Seite.

„Wenn du noch länger hier sitzen bleibst, dürfen wir dich nachher aus dem Becken aufsammeln.“

Shindou schreckte auf. „Machst du dir etwa Sorgen um mich?“, freute er sich und grinste.

„Nein. Es wäre nur lästig. Aber dir macht es ja nichts aus, anderen Leuten zur Last zu fallen.“

„Wie meinst du das?!“

„Du hältst mich mit diesem Urlaub von meinem nächsten wichtigen Spiel ab.“

„Das sind doch bloß drei Tage!“

„Glaub nicht, dass ich diese drei Tage verbringen werde, ohne Go zu spielen.“

„Das werden wir noch sehen!“, rief Hikaru und begab sich endlich aus dem Becken. Ihm erschienen schon etliche schwarze Punkte auf der Sichtfläche, doch er wankte tapfer bis zur Treppe des Beckens und ging nach draußen, um sich abzukühlen. Touya seufzte wieder und schlug endlich die Augen auf. Vor ihm lag der Stein, aus dem die Onsenquelle rann. Er war schwarz und schön heraus gehauen. Dieser verfluchte Shindou, was hatte er auch die Zeit im Onsen so heraus gezögert? Nun war Touya bereits verflucht heiß und er war gezwungen, das Becken zu verlassen.

Eigentlich wollte er nicht nach draußen auf die Veranda zu Shindou. Andererseits wollte er sich abkühlen und es war nun einmal eines der schönsten Dinge, nach einem heißen Bad draußen ein wenig frische Luft zu schnappen.

'Wieso lasse ich mich von einem Idioten wie Shindou überhaupt einschränken?!', fluchte Touya und ging schon rein aus trotz hinaus auf die Veranda. Über das Geländer gelehnt stand ein leicht muskulöser junger Mann mit breiten Schultern und schwarzem, kurzem Haar. Das Gesicht war Touya verborgen. Sonst war niemand zu sehen.

'Wo ist Shindou?', fragte sich Touya, biss aber gleich darauf die Zähne zusammen. 'Ich sollte froh sein, wenn er nicht da ist.'

Auch wenn es keine wirkliche Freude war, so kam sie dennoch zu früh, denn als der junge Mann sich umdrehte, wurde der blond gefärbte Pony sichtbar. Shindou lehnte sich nun mit dem Rücken an das Geländer gewandt nach hinten und stützte die Ellenbogen auf.

„Hey, Touya!“, rief er, dem noch immer unentschlossen da stehenden jungen Mann zu.

„Zu früh gefreut … “, grummelte Touya und wandte Shindou den Blick zu. „Hall-“, setzte er schon an, als sein Blick auf den bis auf das Handtuch frei liegenden Körper von Shindou fiel.

'Verdammt, sieht der gut aus!', erschrak Touya sich, fasste sich aber schnell wieder und blickte zur Seite. Dass Shindou einen so sportlichen Körper hatte, sah man ihm in seiner normalen Kleidung gar nicht an. Aber Sport betrieb er bestimmt keinen, dazu hatte er keine Zeit. Musste wohl die Veranlagung sein.

„Was ist denn, Touya?“, fragte Shindou verdutzt.

„Was soll schon sein?“, gab Touya nun die Retourkutsche und ging zurück in den Innenraum.

„Dieser - !“, fluchte Shindou und ballte die Faust. Verflucht sei sein Adoniskörper und das hübsche Gesicht!
 

Den Rest der Zeit gingen sich beide so gut es ging aus dem Weg. Zwangsweise fanden sich sich zum Abendessen aber wieder nebeneinander am Tisch. Das Essen war köstlich. Frischer Fisch und sonstige Speisen aus dem Meer, kühler Tee und ein Glas frisch gepresster Saft und als Hauptgang ein Eintopf.

„Lecker!“, freute sich Hikaru und seine Augen strahlten. Gutes Essen konnte schlechte Laune bei ihm wirklich vertreiben. Und deshalb nahm er davon besonders viel und besonders schnell zu sich.

Touya saß in seiner Manier wieder wie festgefroren auf seinem Platz und schob, trotz großem Hunger, langsam Stück für Stück seines Essens in den Mund. Der Fisch war wirklich gut. Aber was sollte man von einem Hotel, das am Meer lag, anderes erwarten? Das Hotel im allgemeinen war sehr schön, und die Atmosphäre perfekt, wenn man von Touyas unmöglicher Begleitung absah. Kein halbwegs erzogener Mensch würde Essen so in sich hinein schlingen. Und jetzt starrte ihn dieser Bengel schon wieder an!

Hikaru hatte eigentlich keine Lust, sich bei diesem Gockel von Touya zu entschuldigen, aber sie würden noch die nächsten zwei Tage miteinander verbringen. Also wäre es sinnvoll, wieder Frieden zu schaffen. Warum war es eigentlich immer er, der auf Touya zu ging? Touyas lange, makellose Finger hielten die Stäbchen elegant und nichts schien ihn bei Essen aus der Ruhe zu bringen. Die Haare hatte er gewöhnt und penibel gekämmt, nachdem sie aus dem Bad gekommen waren. Dafür, dass er Touya dabei zugesehen hatte, hatte schon bereits einen Todesblick von Touya durch den Spiegel reflektiert bekommen. Also hatte Shindou es sich gespart, die Haare zu föhnen, sie mit dem Handtuch kräftig gerubbelt und so gut es ging glatt gestrichen.

'Das wird schon reichen', hatte er sich gedacht.

„Du, Touya,“ begann Shindou und der Angesprochene wandte ihm einen ernsten den Blick zu. Wenn Touya ihn so anblickte, hatte Shindou eigentlich schon keine Lust mehr, weiter zu sprechen. Jetzt bloß kein Hasenherz sein!

„Wollen wir nachher vielleicht einen Spaziergang machen?“

„Kein Interesse,“ war die Antwort.

„Na, dann nicht,“ antwortete Shindou mit einem Lächeln, bei dem er ordentlich die Zähne zusammen biss.

Dieser ****** hatte nicht mal über seine Antwort nachgedacht! Aber schön, dann eben kein Spaziergang. Dann würde er eben nur aufpassen, dass Touya nicht auf die Idee kam, wieder zu Go spielen. Das hatte er bestimmt schon getan, bevor es Essen gab. Seit wann war Shindou überhaupt zu Touyas Aufpasser degradiert worden?! Das nervte echt!

„Du musst nicht versuchen, mich zu beschäftigen“, meinte Touya, während er ein Stück Tofu zwischen seinen Stäbchen fixierte und es ohne fallen zu lassen locker in den Mund schob.

„Du könntest mich wenigstens anschauen, wenn du mit mir redest!!“, schrie Hikaru schon und erhob sich hastig. „Mach doch was du willst! Aber dein Go-Brett nehme ich in Gewahrsam!“

„Shindou! Lass die Finger von meinen Sachen!“, rief Touya und stand gezwungenerweise auf.

„Pah!“

Touya verfolgte Shindou bis in den Gang und hielt ihm am Arm fest, wodurch Shindou zurück gezogen wurde und damit Touya näher kam, als dieser wollte. Sofort wich dieser einige Schritte zurück.

„Was hast du denn?“, ärgerte Shindou sich. „Glaubst du, ich gehe gleich auf dich los, oder was?“

Diese Frage konnte Touya selbst nicht so recht beantworten. Er wollte Shindou einfach nicht zu Nahe kommen. „Lass die Finger von meinem Go-Brett,“ sagte Touya schließlich, klang dabei aber unsicherer als gewollt.

„Nur, wenn du nicht spielst.“

„Ich bin ein Profi-Spieler! Wir sind beide Profis! Um genau zu sein, die Go-Elite von Japan! Was denkst du dir eigentlich?“

„Dass auch die Elite mal Pause braucht, wenn sie beim Spielen umfällt.“

„Tsss. Der Umgang mit dir kostet mich zwanzig mal mehr Nerven als ein Go-Spiel.“

Das tat weh. Hikaru schwieg daraufhin nur noch und wandte den Blick zu Boden. „Mach doch, was du willst.“ Dann drehte er sich um und eilte in Richtung Zimmer.

Touya blieb wie erstarrt im Gang stehen. Ganz so bösartig wollte er nicht sein. Er hatte sogar die Hand erhoben, um Shindou aufzuhalten, doch diese hatte ins Leere gegriffen. Als Touya bemerkte, dass seine Geste sinnlos war, ließ er den Arm betrübt sinken. Warum war er bei Shindou nur immer so hitzig? Das war nicht nur heute so. Schon von Anbeginn raubte ihm der Junge den Schlaf. Wie oft hatte er dagelegen und sich Gedanken darüber gemacht, wie Shindou spielen würde? Vielleicht war er so hitzig, weil er der einzige war der ihm ebenbürtig war? Warum machte sich Shindou bloß Sorgen um ihn, wo sie doch mehr Rivalen als Freunde waren? Wollte er sich vermutlich einen gesunden Rivalen erhalten? Vielleicht war es nicht fair, so mit Shindou umzugehen. Auch wenn er manchmal wirklich anstrengend war.

Geknickt schlich er bis zu ihrem Zimmer. Touya legte noch immer in Gedanken die Hand auf den runden Türknauf auf. Das Messing fühlte sich kalt und glatt an. Natürlich war Shindou sauer. Wie sollte man in so einer Situation auch nicht wütend sein? Der Knauf gab ein unangenehmes Quietschen von sich, als Touya daran drehte. Er selbst trat geräuschlos ein und schloss die Tür hinter sich. Den Blick noch immer zu Boden gewandt zog er seine Hausschuhe aus und betrat den Tatamiboden. Ein Luftzug streifte ihn. Als er den Blick hob, sah er Shindou auf dem Balkon stehen. Dem roten Lichteinfall nach zu schließen, war gerade Sonnenuntergang.

„Touya, komm schnell her!“, rief Shindou ihm begeistert mit einem Lächeln entgegen. „Der Ausblick ist der Hammer!“

„Shindou … “, murmelte Touya leise und seufzte. War Shindous Wut schon wieder verflogen? Oder war Shindou charakterlich so stark? Dann tat er, wie ihm geheißen und trat ebenfalls auf den Balkon hinaus. Für einen Moment blendete ihn das Licht, dann aber gab sich ihm ein unvergleichlicher Blick frei. Die Abendsonne lag umspielt von blauen und weißen Wolken knapp über dem glitzernden Meer. Noch war es nur der Himmel, der in ein kräftiges Rosé getaucht war, die Sonne selbst war Golden. Das Bild war gerahmt in schwarze Silhouetten von Riffen. In weiter Ferne zogen Möwen über das Meer. Ein Windhauch kam ihm entgegen und brachte die salzige Luft vom Meer mit sich. Der Anblick war so schön, dass er Touya Herzklopfen bereitete. Und für ein paar Sekunden nur, liefen ihm keine Go-Muster durch den Kopf. Der Anblick des Meeres nahm seinen Geist ein. Touya lächelte. Dieses Gefühl war lange her.

„Du hast recht, Shindou“, meinte er schließlich und wandte sich diesem noch immer mit dem Lächeln auf dem Gesicht zu.

Hikaru erstarrte bei Touyas Anblick augenblicklich. Mit halb geöffnetem Mund starrte er die schöne Gestalt vor sich an. So schön konnte Touya sein, wenn er lächelte. Shindous Herz begann, heftiger zu schlagen. Er schluckte einmal heftig.

„Shindou?“, fragte Touya besorgt. „Was ist?“

„N-Nichts! Gar nichts!! Vergiss es!“, rief Shindou aufgeregt und schüttelte abweisen die Hände. Sein Kopf war hochrot.

„Was soll ich vergessen?“, fragte Touya verwirrt.

„Ah – Eh – nichts! Ähm … wollen wir eine Runde Go spielen?“, fragte Hikaru unbeholfen.

„Wie bitte? Meintest du nicht, ich solle nicht spielen?“

„Ach ja, richtig! Dann ähm … ich hole die Futons raus!“

„Jetzt schon?!“

„Dann … haben wir nachher nicht mehr so viel Arbeit!“

„Das stimmt schon, ja …“, antwortete Touya grübelnd. Irgendetwas war gerade komisch mit Shindou. Nun ja, er ging ihn nichts an. „Dann lass mich dir helfen.“

„Ah – Danke!“, entgegnete Hikaru und zog die Tür vom Wandschrank so hastig auf, dass ihr anderes Ende knallte. Hikarus Herz klopfte noch immer wie verrückt.

'Verdammt!', rief er sich zu. 'Was mache ich nur!' Und in seiner Hast warf er das Kissen über die Schulter und traf Touya dabei mitten im Gesicht.

„Hey!“, beschwerte sich Touya und Shindou drehte sich um. Durch den Treffen waren Touyas Haare statisch aufgeladen worden und nun ziemlich zerzaust. „Pass ein bisschen auf!“

Das Bild, das sich ergab, war so lustig, dass sich Shindous Anspannung in einem Lachen auflöste. Er hatte Touya noch nie schmollend und zerzaust gesehen. Und statt aufzupassen griff Shindou nach einem weiteren Kissen und warf es Touya ins Gesicht.

„Shindou, was machst du da?!“, schimpfte Touya.

„Kennst du keine Kissenschlachten?“

„Kissenschlachten?“

„Los, werf zurück!“

„Was?! Wozu?“

„Weil es Spaß macht!“

Touya sah sich die beiden Kissen in seinen Händen an warf Shindou schließlich unschlüssig eines der Kissen zu.

„Nicht so! Richtig werfen!“, entgegnete Shindou aber nur und traf Touya wieder mit voller Wucht im Gesicht.

„Du -“, ragte Touya sich auf und warf nun auch richtig zurück. Genau das, was Shindou sich gewünscht hatte. Und so ging es einige Male hin und her, bis beide auf den noch unordentlich heraus gezogenen Futons landeten, wo Shindou sich auf Touya stürzte und ihm das Kissen in die Haare rieb.

„Shindou!“, brüllte Touya. „Du machst meine Frisur kaputt!“ Und tatsächlich, als Shindou das Kissen anhob und sich Touya näher besah, musste er feststellen, dass dieser wirklich aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Wieder brach er nun auf Touya liegend in Lachen aus.

„Du siehst lustig aus! So kennt man dich gar nicht!“, rief Shindou, den Kopf noch immer auf Touyas Brust ruhend.

„Sh-Shindou … “, durchbrach Touyas peinlich berührte Stimme nach einem Moment der Stille die Stimmung. „Du bist mir zu nah. G-Geh bitte von mir runter.“

„O-Oh, ja! Entschuldige!“, rief Shindou, als sei er sich der Situation erst jetzt bewusst geworden und krabbelte so schnell er konnte von Touya herunter. Durch die Kissenschlacht hatte sich auch der Bade-Yukata ein wenig gelockert und gab mehr Haut von Touyas Brust frei, als gewollt.

„Lass uns die Futons richtig auslegen …“, murmelte Touya nahezu in den Tatami hinein und richtete sogleich den Yukata. Das Gesicht wandte er absichtlich von Shindou ab. War es die Überraschung? Oder die viele Bewegung? Oder warum klopfte sein Herz so schnell?

Ohne weitere Worte schoben sie die Futons an eine freie Stelle und richteten Kissen und Decken. Beide schienen in eigene Gedanken vertieft zu sein, weshalb es dem jeweils anderen nicht aufzufallen schien, dass sie beide sehr still waren.

„E-Entschuldige,“ meinte Shindou. „Ich bin zu -“ Doch zugleich hatte auch Touya einen Gedanken gefasst und er unterbrach Shindou.

„Danke für vorhin. Dass du mir den Sonnenuntergang gezeigt hast.“

„Wie?“, wunderte sich Shindou. Ein Danke von Touya? Und noch dazu für so etwas? „Gern geschehen!“, freute er sich.

Touya blickte ihn nicht an. Sein Blick galt mal wieder dem nun mit einem Futon bedeckten Tatami.

„Dieser … Urlaub ist vielleicht gar nicht so schlecht.“

Hikarus strahlte. Ein Lob von Touya! Das war mehr Wert, als zehn Kilo Gold!

„Lass uns morgen auch wieder einen tollen Tag haben!“, meinte Shindou.

Touya lächelte ihm schüchtern zu und nickte.



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