Im Hotel
Geduldig hing die karierte Socke an der Türklinke.
Robert starrte sie nun schon seit einer ganzen Weile mit einem gewissen nervösen Unbehagen an, hatte er nur viel zu gut in Erinnerung, was dieses Zeichen zu bedeuten hatte.
Er hatte Johnny nun schon eine gefühlte Ewigkeit nicht gesehen und dass ihm nun, da er ihn nach drei Monaten endlich einmal wieder traf, die Socke am Griff des gemeinsamen Hotelzimmers entgegen ragte, brachte eine leichte innere Erregung über ihn.
Roberts Hand zitterte leicht, als er seine Schlüsselkarte zückte, um sie in das Schloss zu stecken, während-
„HALT!“, fuhr ihn eine Stimme von der Seite an und Robert blickte sich schockiert um. Er hatte Enrico nicht einmal kommen hören, doch da stand der junge Italiener und sah ihn geradezu vorwurfsvoll an.
„Du kannst da jetzt nicht so einfach hineinspazieren!“, plapperte Enrico weiter und Robert seufzte schwer und ließ die Schlüsselkarte wieder sinken, „Weißt du denn nicht, was eine Socke an der Türklinke heißt?“
Doch. Das wusste er. Viel zu gut sogar.
„Johnny ist gerade beschäftigt, du solltest ihn nicht stören. Sei doch froh darüber, dass er endlich einmal eine Braut abgeschleppt hat“, und ohne auf eine Antwort seines Teamcaptains zu warten, schnappte er sich dessen Koffer und packte ihn am Handgelenk, um ihn mit sich zu ziehen. „Bis Johnny fertig ist, kannst du ja kurz zu Oliver und mir kommen...“
Ergeben seufzte Robert und spürte die Vibration einer Textnachricht in seiner Hosentasche. Er zog sein Smartphone hervor, auf dem wie erwartet groß Johnnys Name prangerte, darunter die Nachricht:
„Drei Monate kein Sex und du lässt dich so leicht von Enrico abbringen? Ich bin enttäuscht.“
Darunter ein mehr als eindeutiges Foto, das Robert sofort in einem passwortgeschützten Ordner verschwinden ließ. Der Schotte schickte ihm häufiger anrüchige Aufnahmen und da sie sich so selten sahen, hatte Robert schnell die Vorzüge erkannt. Dass die Bilder ganz in seinem Sinne waren, war auch der einzige Grund, weshalb er sich seither einen Vortrag über die Verantwortungslosigkeit dieser Form des Sextings verkniffen hatte. Nicht, dass Johnny am Ende auf die Idee kam es sein zu lassen...
Ein Lächeln legte sich auf Roberts Lippen und er tippte hastig eine Antwort ein.
Enrico besah ihn mit skeptischer Miene, allem Anschein nach war ihm der plötzliche Stimmungsumschwung aufgefallen und nicht so ganz geheuer. „Was ist los? Mit wem schreibst du?“
„Ich habe nur gerade eine Nachricht von Johnny bekommen“, meinte Robert bewusst beiläufig und zuckte mit den Schultern, während er sein Smartphone wieder einpackte, „Er meinte, es störte ihn nicht, wenn ich zu seinem Vorhaben... hinzustoßen würde.“
Hastig nahm er sein Gepäck und marschierte zurück zu seinem Zimmer, während Enrico ihm nur verdattert hinterher sah.
Als Enrico zurück in sein und Olivers Zimmer trat, wirkte er nachdenklich, was seinem besten Freund nicht entging. „Ist alles in Ordnung?“
„Nein“, murmelte der Italiener fast ein wenig zu heftig, „Johnny und Robert schieben einen Dreier – und ich kann mir das einfach nicht vorstellen...“
Oliver starrte ihn skeptisch an und verdrehte die Augen, während er sich wieder seinem Buch zuwandte. „Ich denke, du hast da einfach irgendetwas missverstanden.“