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Zombieiland

Der Wutvirus
von

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Allein

Kapitel 8
 

Wir haben in einem Jägerausguck übernachtet. Es war sehr eng, aber dafür warm.

Ich wache als erstes auf, strecke mich vorsichtig und sehe durch einen kleinen Spalt zwischen den Brettern nach draußen auf das leere Feld.

Ein Glück. Dann kommen wir heute sehr viel weiter.

Morgen kommen wir dann an.

„Elena?“

Ich blicke sofort zurück.

Es ist Ruffy. Er sieht nicht aus, als hätte er geschlafen.

„Was machen wir, wenn die Marine auch kein Gegenmittel hat?“

„Dann kommen wir wenigstens von hier weg.“

Meine Antwort scheint ihm nicht zu gefallen.

Er ist viel zu Optimistisch für diese Insel.

Das macht ihn kaputt.

Ich weiche seinem Blick aus, blicke noch einmal nach draußen, seufze dann jedoch leise und setze mich zu ihm.

Ich weiß zwar nicht, was ich ihm sagen soll, aber ich glaube, er braucht jetzt einfach Hilfe, um nicht ganz zu zerbrechen.

„Hör zu. Ich weiß nicht, was du hören willst. Ich weiß auch nicht, ob dir hilft, was ich sage, aber ich glaube, es passt jetzt ganz gut.“

Ich blicke kurz zur Seite, suche meine Tasche und greife mein Messer.

Ruffy zuckt zusammen, sieht mich verwirrt an, doch ich ignoriere es und greife eine meiner Haarsträhnen. Mit einem Ruck, schneide ich sie ab, lege das Messer zur Seite und nehme Ruffys Arm.

„Egal, was noch passiert. Und egal, wer noch stirbt oder überlebt. Einer von uns wird sich an das hier erinnern. Einer von uns fängt nochmal von vorne an und lebt weiter.“

Mit den Worten knote ich meine Haarsträhne um sein Handgelenk. Ich finde selbst, dass es totaler Schwachsinn ist, was ich gesagt habe. Aber manchmal hilft uns gerade dieser Schwachsinn dabei, weiter zu machen.

Als ich fertig bin, lasse ich seine Hand los und Blicke ihn direkt an.

Ich sehe in seinem Blick, dass es geholfen hat.

Ich muss lächeln.

„Ich will jetzt nicht, dass du dir deine Haare abschneidest. Die sind zu kurz dafür. Aber wenn du was anderes-„

In dem Moment presst er seine Lippen auf die Meinen.

Ich starre ihn an.

Und er sieht mich an.

Damit habe ich nicht gerechnet.

Daran habe ich schon seit Monaten nicht einmal mehr gedacht.

Er sieht mich aus seinen schwarzen Augen an, während er mich küsst.

Mein Herz steht still, ich spüre, dass sämtliche Farbe aus meinem Gesicht weicht und wie sich alles beginnt zu drehen.

Das ist viel zu viel. Viel zu intensiv.

Einen Augenblick später löst er sich von mir, weicht meinem Blick sofort aus und nickt, als würde er sich selbst einen Gedanken bestätigen.

Ich starre ihn weiter an.

Ich bin plötzlich so nervös, dass mir beinahe übel wird.

Mir ist so schwindlig.

Ich kann nichts sagen, atme zitternd die kühle Luft ein und blicke dann vor mir auf den Holzboden.

Er hat mir wirklich etwas gegeben.
 

Zwei Stunden Später haben wir noch immer kein Wort gewechselt. Wir alle sind jetzt wach, gehen langsam los und schweigen.

Nur mit mir ist etwas anders.

Zum ersten Mal seit Monaten muss ich mein Lächeln unterdrücken.

Und es liegt nicht an dem Valium.

Plötzlich halte ich inne, sehe die anderen an mir vorbei gehen und spüre, wie mein Herz scheinbar einen Schlag aussetzt.

Es stimmt etwas nicht.

Irgendwas ist hier los.

Sanji, der sich mir untergeharkt hat, merkt es als erstes, bleibt schräg vor mir stehen und mustert mich, ohne etwas zu sagen. Erst, als alles still ist und mich alle ansehen, blicke ich mich vorsichtig um, schaue den Feldweg herauf und lege eine Hand an meine Baretta.

Als sie das sehen zieht jeder seine Waffen, folgen meinem Blick und lauschen, doch sie hören nichts.

Ich auch nicht. Aber ich bin mir ganz sicher.

„Irgendwas stimmt nicht.“, flüstere ich leise, ziehe langsam meine Baretta aus meinem Gürtel und spüre im nächsten Moment einen Schlag gegen meinen Rücken.

Ich falle vorn über, versuche mich mit den Händen abzufangen, doch etwas liegt auf meinem Rücken, so bin ich zu schwer um mich abstützen zu können.

Als ich die Hände dem Boden entgegenstrecke, lasse ich meine Baretta los, die einige Meter von mir auf der Wiese liegen bleibt.

„Elena!“, höre ich Ruffy rufen. Noch bevor ich realisiere, was geschehen ist, spüre ich einen stechenden Schmerz in meinem linken Oberarm, zucke zusammen, als ein Schlag meine verwundete, linke Seite trifft und schreie auf.

Wieso hilft mir keiner?

Ein kurzer Blick auf die anderen verrät es mir. Infizierte kamen den Feldweg heraus gerannt, greifen alle an und niemand hätte auch nur die Möglichkeit zu mir zu rennen.

Sie müssen sich erst darum kümmern selbst nicht gebissen zu werden.

Ich beiße die Zähne zusammen, doch ich kann die Schreie nicht unterdrücken.

Ich verschränke die Arme hinter dem Kopf, versucht mich so zu schützen, doch sein Ziel ist nicht mein Kopf, sondern mein Rücken und meine Seiten.

Dann schwarz.
 

Als ich die Augen auf schlage, ist mir eiskalt.

Mein Kopf dröhnt furchtbar, meine Augen schmerzen, ich liege auf dem Bauch, ein Arm unter mir, der andere von mir gestreckt.

Ich bin allein, liege noch auf der Straße und es regnet.

Vorsichtig bewege ich mich, Presse die Hände gegen den Boden und setze mich langsam auf. Meine Haare hängen in Strähnen vor meinen Augen, mit regen verdünntes Blut tropft aus den Strähnen auf meinen Schoß, mein linker Oberarm schmerzt, meine Schutzkleidung hängt in Fetzen von mir herunter.

Ich höre ein Geräusch, blicke auf und sehe erst jetzt, wo ich bin.

Überall um mich herum stehen und taumeln infizierte.

Ich schlucke, fühle mich noch immer betäubt und blicke sofort zurück auf den Boden.

Verdammt. Bloß keinem in die Augen sehen. Haben die mich bemerkt?

Ganz automatisch greife ich in meine Tasche, krame die Packung Valium heraus und zerkaue eine Tablette, bevor ich mich nach meiner Baretta umsehe. Sie ist weg.

Ich schlucke erneut. Mir ist so schwindlig.

Ich suche zwischen den Bein an nach meinem Koffer, meinem Gewehr, alles ist weg.

Mein Herz rast, ich zittere und nach einem tiefen Durchatmen richte ich mich vorsichtig auf.

Ich starre vor mir auf den Boden, versuche ganz still zu sein und bemerke die ersten Blicke, die mich treffen.

Ganz ruhig.

Niemanden berühren, niemanden ansehen.

Alles wird gut, ich muss nur langsam weg von hier.

Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den anderen und spüre erst jetzt, dass der Verband von meiner Seite gerissen ist und unter meinem Pullover hervorschaut.

Es ist so eisig kalt.

Ich zucke zusammen als ich spüre, dass ich in Gedanken meine rechte Hand auf meinen linken Oberarm gelegt hat.

Es fühlt sich an als würde ein Stück Fleisch knapp über dem Ellenbogen fehlen.

Sofort lasse ich die Hand wieder sinken.

Es ist ein Wunder, dass ich noch gesund bin.

Jetzt nichts anfassen, wenn es nicht nötig ist.

Der Regen hilft mir vielleicht sogar.

Ich bin kein Arzt, ich weiß es nicht.

Vorsichtig und unendlich langsam gehe ich zwischen den leeren Blicken umher, Achte darauf, niemanden zu berühren und spüre, dass mir einige folgen.

Verdammt.

Was mach ich jetzt?

Mir dreht sich alles.

Ich muss weiter.

Ich muss weg von hier.

Weg von denen.

Ein Gedanke. Eine Kurzschlussreaktion. Wenn ich länger darüber nachdenke, werde ich es nicht machen.

Das ist meine letzte Changse, also gehe ich an einem Infizierten vorbei, hole aus und schupse ihn so kräftig ich kann vor einen anderen Infizierten.

Der getroffene reagiert aggressive. Ein Glück.

Der von mir geschupste wird schnell Mittelpunkt einer Schlägerei. Ein Tumult, in dem ich schnell verschwinden kann.

Erst in der nächsten Stadt bleibe ich stehen, stütze mich an einer Häuserwand ab und atme tief durch.

Es geht mir gar nicht gut.

Wo sind die anderen?

Wieso hat Ruffy mich liegen lassen?

Naja.

Ich hätte wahrscheinlich das Gleiche getan.

So, wie ich aussehe…

Ich setze mich einen Moment, ruhe mich aus und schließe die Augen.

Noch eine Valium.

Bald habe ich keine mehr. Ich muss Ausschau nach einer Apotheke oder einem Krankenhaus halten.

Und wo ist Ruffy?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2013-03-04T23:01:47+00:00 05.03.2013 00:01
Gute Frage.
Wo ist Ruffy?
Er würde doch niemals einen Freund im stich lassen.


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