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Much as I love them

Der Bösewicht kriegt das Mädchen nie... ?
von

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Doch ein Date? - Teil 2

Kaptiel 21 – Doch ein Date? - Teil 2
 

„... … .“ Mehr brachte Roxanne nicht hervor.
 

„Meine Damen und Herren, dass ist eine Sensation. Ms. Roxanne Ritchi, die smarte, redegewandte Reporterin von Metro City hat es die Sprache verschlagen“, alberte Megamind herum und führte übertriebene Gesten aus, als stünde er tatsächlich vor einer Kamera.
 

„Die Reporterin weiß durchaus ihre Redegewandtheit einzusetzen, sie war nur einen Augenblick abgelenkt“, sagte Roxanne gespielt beleidigt.
 

Bedächtig lief Roxanne auf die Picknickdecke zu und setzte sich. Alles war so ordentlich hergerichtet und die Brainbots surrten leise über ihrem Kopf hinweg und schufen zusätzliches Licht. Leichtes Kribbeln stellte sich in ihrem Magen ein. Noch nie hatte sich jemand so viel Mühe gegeben. Kein noch so tolles Fünf-Sterne-Restaurant konnte das toppen.
 

Für einen Moment kam das verschwenderische Leben die sie und die Gesellschaft in der sie lebte unsinnig vor. Sie erinnerte sich an Megaminds Schlafzimmer. Eine Couch, einen Tisch einen kleinen Fernseher. Reichte es denn nicht eigentlich? Wobei Roxanne für sich doch lieber die Couch in ein Bett und den Fernseher in ein Gerät umtauschen, welches nicht kaputt ist und sie nicht die Befürchtung haben musste, das es bald explodieren würde. Auch den Rest den sie von der Bösen Höhle gesehen hatte, war alles andere als einladend oder gemütlich. Jedoch hatte Megamind alles was er brauchte. Was brauchte man denn mehr?

Roxanne musste daran denken was Metro Man ihr nur vierundzwanzig Stunden zuvor erzählt hatte. Und an sein sogenanntes Versteck, in das er sich zurück zog wenn er seine Ruhe haben wollte. Es stank von oben nach unten, von vorne bis hinten und in jedem Quadratzentimeter nach Luxus. Der teure Teppich, die goldenen Bilderrahmen und alles was sich darin befand protzte nur so vor sich hin. So unterschiedlich wie die Behausungen der beiden waren, so unterschiedlich waren auch die Charaktere, die das widerspiegelten in was der andere wohnte.

Sie sah den kleinen Metro Man allein in einem dunklen Zimmer. Sensibel, verängstigt und voller Sorgen, während Megamind immer hinter Gittern saß, sich aber niemals brechen ließ und in seinem Selbstwertgefühl golden Strahlte, wie die Bilder an Metro Mans Wänden.

In ihren Gedanken verloren beobachtete Roxanne wie sorgsam Megamind Teller, Gläser und Besteck aus dem Korb holte und alles schön für sie deckte. Sie sah auch wie er das Besteck auf der falschen und auch von der Reihenfolge falsch deckte, doch musste sie deswegen einfach nur schmunzeln.
 

„Hat Minion wieder gekocht?“, fragte Roxanne neugierig.
 

„Gekocht nicht ganz, es gibt Sandwiches, auch Hawaitoast, einen Tiramisu und Erdbeeren dabei. Minion war der Meinung das ein Abendessen bei einem Picknick nichts zu suchen hat.“
 

„Aber wozu das ganze Besteck?“, fragte Roxanne verwirrt.
 

„Äh... Minion meinte Frauen machen sich nicht gern die Hände schmutzig.“
 

„Was?“, prustete Roxanne los und musste sich den Mund zuhalten, weil sie befürchtete beim Lachen Spucke zu verspritzen.
 

„Was ist so witzig?“, fragte Megamind verdattert und blickte nachdenklich auf die Hawaitoast, die er gerade eben rehydriert hatte.
 

„Nichts, schon gut“, erwiderte Roxanne lächelnd und nahm sich ein Toast mit der Hand.
 

Zunächst blickte Megamind sie etwas verwirrt an, doch tat er es ihr gleich. Für einen Moment saßen sie schweigend da und aßen. Wieder einmal war das Essen besonders lecker und Roxanne musste sich beherrschen nicht gleich alle hinunter zu schlingen. Für einen Moment schloss sie jedoch genüsslich die Augen und gab sich der Geschmacksexplosion in ihrem Mund hin.
 

„Es scheint dir sehr zu schmecken“, grinste Megamind frech und biss ein großes Stück seines Toasts ab.
 

„Au ja. Es ist eine Schande das Minion nie die Chance bekommen wird in einem richtigen Restaurant zu arbeiten.“
 

„Na ja, genau genommen will er das gar nicht. Er müsste sich mit anderen besprechen und was das Kochen angeht, da kennt er kein Pardon. Es wird so gemacht, wie er es für richtig hält und am besten macht man es natürlich gleich selbst, statt sich auf andere zu verlassen“, lachte Megamind.
 

„Wirklich? Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Minion ist immer so... so... ach er ist einfach so wohlerzogen, ein Gentlemen wie er im Buche steht... .“
 

„Ja das schon, aber wenn es um sein Essen geht, bleibt er zwar nett, aber bestimmt.“
 

„.... .“
 

„Was überlegst du?“, fragte Megamind neugierig.
 

„Ich weiß nicht wie ich es ausdrücken soll. Mir ist bewusst das ihr beide von einem anderen Planeten kommt, aber.... .“ Roxanne fühlte sich etwas unbehaglich und rutschte unruhig auf der Decke herum. Noch nie hatte sie Megamind auf seine Herkunft angesprochen und war unsicher ob es zu weit ging.
 

„Sprich es ruhig aus“, ermutigte Megamind sie.
 

„Gibt es solche Fische wie Minion oder auch Tiere wie ihn in freier Wildbahn oder habt ihr sie.... .“
 

„Sie....?“
 

„Sie Frankenstein-mäßig zusammengebaut?“ Unsicher biss Roxanne sich auf die Lippen. Sie hoffte inständig das sie Megamind nicht auf dem Fuß trat.
 

„Nein, nicht direkt. Die Tiere auf unserem Planeten waren weiter entwickelt, als die Tiere hier, ebenso die Menschen weiter entwickelt sind, für Laien einfach ausgedrückt. Manche waren besonders intelligent und brachten auch Unruhe in der Wildnis rein und diese wurden eingefangen und zu unseren Helfern gemacht.“
 

„Wie wurden sie so gemacht?“
 

„Sie wurden aufgeschnitten und … na ja... eben umgebaut, wie du es sagst. Tut mir leid, ich will dir nicht erklären wie das im einzelnen funktioniert, so etwas ist nur für ganz Harte. Außerdem habe ich selber nur eine Theorie, ich habe es ja selber nie gesehen.“
 

„Aber warum habt ihr das gemacht?“, fragte Roxanne verständnislos. Für sie war es nichts weiter als Tierquälerei.
 

„Bitte guck nicht so. Das hat schon alles seinen Grund gehabt. Diese intelligenten Exemplare brachten die Natur durcheinander. Der Hund jagt die Katze, die Katze die Maus, die Maus frisst Pflanzen. Stell dir aber vor das eine Horde von Mäusen beginnen würde jagt auf eine Katze zu machen. Solche Tiere jedoch in Gefangenschaft zu halten oder einfach zu erschießen kam nicht in Frage, also gab man ihnen eine Erweiterung ihrer Persönlichkeit, noch einen Funken Intelligenz dazu und sie wurden zu unseren Gehilfen. Das war für beide Seiten die beste Lösung. So hat es mir Minion zumindest erzählt.“
 

„Hat er die Prozedur etwa mitbekommen?“
 

„Nein, von der Gefangennahme bleibt nur eine wage Erinnerung, doch wird sie sehr überschattet von den vielen Eindrücken und komplexen Gedankengängen, die sie nach den Narkose hatten und sie aufgewacht waren. Mein Minion aber ist ein Nachkomme dieser Exemplare, bei ihm wurde nur mit einer Spritze, während er noch im Ei war gespritzt, die ihm eine Antenne an sein Kopf gepflanzt hatte.“
 

„Meinst du mit dein Minion... ?“
 

„Ja. Wir wurden genetisch verbunden. So wird sicher gestellt das dein Helferlein dein Leben lang bei dir bleibt, dich liebt und es ihm ein Bedürfnis ist sich um dich zu kümmern. Aber natürlich verliert er dadurch nicht seinen Charakter. Minion und ich hatten auch schon viele Auseinandersetzungen, weil er anderer Meinung war als ich“, rettete Megamind sich aus seiner misslichen Lage heraus. Die Blicke die Roxanne ihm teilweise gesendet hatte, waren nicht sehr verständnisvoll.
 

„Also wurde Minion und die anderen zu einem Helfer bevor er und seines Gleichen die Nahrungskette durcheinander gebracht hätten“, überlegte Roxanne laut.
 

„Genau!“, freute sich Megamind über Roxannes Begreifen.
 

Beherzt griff Roxanne nach einem weiteren Hawaitoast und dachte über alles gesagte nach. Minion war das Einzige was Megamind von seinem Heimatplaneten geblieben war. Auch kam ihr wieder der Gedanke an Metro Man und was er ihr erzählt hatte. Megamind hatte wirklich viel durchmachen müssen.
 

„Was ist los?“, fragte Megamind sanft. „Du siehst aus als würde dich etwas sehr bedrücken.“
 

„Was? …. nein... es ist nur... .“
 

„Frag schon ruhig“, lächelte Megamind.
 

„.... …. Es muss hart sein. So allein, nur Minion an deiner Seite. …. Du vermisst deine Eltern bestimmt sehr und die anderen“, nuschelte Roxanne bedrückt.
 

„Man kann nichts vermissen das man nie kannte. Ich war gerade einmal acht Tage alt als ich mit meiner Kapsel zur Erde geschickt wurde. Es gibt nur wenige Erinnerungen.“
 

Acht Tage alt, dachte sich Roxanne schockiert. Es gab viele Kinder auf der Welt die direkt nach der Geburt von ihrer Mutter getrennt wurden, aber den Planeten verlassen zu müssen und auf einem anderen aufzuwachsen und der Einzige seiner Art zu sein, musste schwer sein.
 

„Denk nicht daran. So trübe Gedanken stehen dir nicht“, sagte Megamind liebevoll und reichte ihr eine Erdbeere, die er aus dem Korb gefischt hatte.
 

Lächelnd nahm Roxanne sie an und biss ein kleines Stück ab.
 

„Es tut mir leid, ich bin immer viel zu neugierig.“
 

„Es ist doch nichts schlimmes daran sein Wissen zu erweitern. Wer nicht fragt, bleibt dumm, oder nicht? Du bist nicht umsonst die klügste Frau die ich ke...“, plapperte er und hielt sich den Mund zu als er merkte was er gesagt hatte.
 

„Danke“, sagte Roxanne und biss wieder in die Erdbeere, während sie ihn anlächelte.
 

Nachdem die Toasts verputzt waren, verstaute Megamind alles wieder ganz schnell in den Korb und stellte ihn zur Seite. Nur die Tupperdose mit den Erdbeeren ließ er stehen und holte auch eine Flasche Limo heraus, und schenkte ihr etwas in ein Glas ein. Das Ganze ließ er am Rand stehen und rutschte unsicher etwas in die Mitte der Decke und betrachtete den Mond. Roxanne tat es ihm gleich und saß nun mit einem kleinen Abstand neben ihm. Für eine Weile herrschte nur Stille zwischen den beiden und die Geräusche des Waldes. Grillen zirpten, man hörte ab und zu ein Rascheln in den Büschen oder Baumkronen und auch eine Eule war zu hören. Das ganze wurde begleitet von dem Surren der herum schwebenden Brainbots.
 

Genüsslich atmete Roxanne die frische Brise des Meeres ein und lehnte sich entspannt zurück. Sie konnte sich nicht entsinnen wann sie das letzte Mal draußen gesessen und sich die Landschaft einfach nur mal angesehen hatte.
 

„Bist du öfter hier?“, stellte Roxanne plötzlich die Frage in den nicht vorhandenen Raum.
 

„Ja. Das ist eines meiner sogenannten Schlupflöcher. Wenn mir alles zu viel wird und ich Abstand brauche, dann komme ich hierher.“
 

„Eines? Also hast du mehrere?“
 

„Ja, und zwei hast du schon kennen gelernt.“
 

„Lerne ich die anderen auch einmal kennen?“
 

Erstaunt blickte Megamind sie an. „Wenn du es wünschst.“
 

„Vorhin hattest du mich ganz schön erschreckt als du plötzlich gesprungen warst, weist du. Ich dachte schon du wärst.... Hach, du hättest ruhig sagen können was du vorhast.“
 

„Tut mir leid. Ich bin es nicht gewohnt das sich jemand um mich Sorgen machen könnte oder ich erst erklären muss was ich vorhabe. Minion kennt meine Erfindungen, da er mir assistiert.“
 

„Mmh, dennoch war ich nicht darauf gefasst. Im gesamten Weg hinunter stand ich im Fahrstuhl und wäre beinahe ge.... na ja, ich war eben erschrocken.“ Roxanne wollte nicht zugeben das sie gestorben wäre vor Sorge. Noch nie in ihrem Leben hatte ihr Herz so laut geklopft und in ihren Ohren hatte es gerauscht als befände sich ein gigantischer Wasserfall in ihrem Kopf.
 

„Wieso bist du eigentlich Reporterin geworden?“, warf Megamind ein um das Thema zu wechseln. Er wollte verhindern dass das Date nur von düsteren Gedanken begleitet wurde.
 

„Weil es schon immer mein Traumjob war, auch wenn meine Mutter es nicht so recht gewesen war“, erinnerte sich Roxanne wehmütig lächelnd.
 

„Warum denn nicht?“
 

„Ach sie hatte andere Pläne für mich. Wobei sich ihre Meinung doch immer wieder geändert hatte. Ich glaube sie wusste selbst nicht was sie sich für mich gewünscht hat. Wenn sie nicht gerade darauf erpicht war mich zu einer Barbiepuppe stylen zu wollen oder mich dazu zu bringen auf die Parties meiner Mitschüler zu gehen, dann war sie der Meinung das ich etwas brauchbares werden sollte. Ärztin, Anwältin oder eine Geschäftsführerin. Aber keine olle Quatschtante die Sätze abliest und nur durch ein kurzes Röckchen befördert wird“, lachte Roxanne.
 

„Ist es nicht schön für Teenager wenn man auf Parties gehen kann? Das mit der Barbiepuppe versteh ich nicht ganz.“
 

„Na ja, damals als Teenager war ich sehr …. eigenbrötlerisch. Ich hatte mich nicht für Frisuren, Trends oder Schminke interessiert. Darum war ich auch nicht im Stande mich mit gleichaltrigen zu unterhalten, sie waren so.... dumm, so oberflächlich... einfach nur Tussen mit übertrieben bemalten Gesichtern, die aber keine Seele besaßen, verstehst du was ich meine? Und die Jungs waren damals einfach nur blöd. Sie spielten sich auf als wären sie Rambo und versuchten dich ins Bett zu kriegen. Blöderweise war ich die erste auf der Liste wer am meisten betatscht und ausgelacht werden sollte.... .“
 

„Warum denn?“
 

„Na ja.... ich war eben.... früh entwickelt“, erzählte Roxanne peinlich berührt.
 

Sie spürte wie ihre Wangen sich rot färbten, obwohl es eigentlich nichts außergewöhnliches oder peinliches dran war.
 

„Das muss hart gewesen sein“, versuchte Megamind gelassen zu reagieren, doch war auch er etwas peinlich berührt.
 

„Ja und nein. Eigentlich war es mir egal was sie sagten. Aber in der Zeit lief ich nur im Schlabberlook rum. Meine Mutter versuchte mich dazu zu bewegen schöne enge Tops und ähnliches zu tragen und kaufte mir deshalb nur solche Mädchensachen, doch trug ich immer das selbe oder kaufte mir von meinem Taschengeld eigene Sachen.“
 

„Und wie verhielt es sich mit den Parties?“
 

„Ach, meine Mutter wollte immer das ich auf jede Party gehe, Menschen kennenlerne und vor allem mal einen Jungen abkriege. Sie wollte eben ein Püppchen zur Tochter, eine Cheerleaderin so zu sagen. Ich weiß noch wie sie mich immer ermahnte doch abzunehmen.... .“
 

„Abnehmen?“ Verdutzt blickte Megamind Roxanne an.
 

„Tja... na ja... damals wog ich etwas mehr. Ich war keine Tonne von 130 Kilo“, verteidigte Roxanne sich sogleich, als sie noch immer Megaminds überraschten Gesichtsausdruck sah.

„Ich war mehr der mollige Typ. Es waren eben 15 Kg zu viel und meine Mutter hielt mir das immer vor und versuchte mich immer wieder zu Diäten zu überreden.“
 

„Wow... ich weiß gar nicht was ich dazu sagen soll... .“
 

„Hättest nicht gedacht das ich früher mal dick war, was?“, lächelte Roxanne provokativ.

In diesem Moment hoffte sie das Megamind nichts gegen schwerere Menschen sagte. Dieses Problem hatte sie zwar seit Jahren nicht mehr, doch gehörte sie nicht zu den Menschen die sich über dickere lustig machten oder der Meinung war solche könnten nicht attraktiv sein.
 

„Äh... nein, ich meine, ich hätte das tatsächlich nicht gedacht, aber ich meinte eher deinen Charakter. Was ich sagen will ist … du bist eine schöne, selbstbewusste, smarte Frau und ich hätte nicht gedacht das du nicht dieser typische, wie nanntest du es? Cheerleader warst.“
 

„Du hast recht, wenn ich mich selbst so betrachte wie ich heute bin, würde man das tatsächlich nicht erwarten. Aber das was ich jetzt bin, bin wahrhaftig ich. Und ich gehöre nicht zu den Frauen die sich blond färben, zehn Kilo Schminke jeden Tag ins Gesicht schmieren und Plastikfingernähgel tragen. Ich habe vielleicht länger gebraucht als andere, aber so ein Cheerleader-Typ werde ich nie werden. Diese Zicken habe ich damals gehasst. Meine Mutter hatte ja einen Drama daraus gemacht das ich mich immer und immer wieder nicht bei den Cheerleadern beworben habe, aber wer will schon in einem kurzen Röckchen, dümmliche Reime rufen, und dämlich dabei herum hüpfen?“
 

Auf der Stelle begann Megamind herzhaft zu lachen und Roxanne war einen Moment verwirrt, da sie ihn noch nie ehrlich hat Lachen hören. Es klang sehr schön und prompt stimmte sie mit ein. Dummerweise konnten die beiden lange nicht aufhören, denn immer wenn einer wieder mit dem Lachen begann, musste der andere mitlachen.

Sich den Bauch haltend und mittlerweile vollends auf der Decke liegend, versuchte Roxanne durchzuatmen und sich zu beruhigen. Auch Megamind lag und beobachtete sie stumm.
 

„In der Schule war ich nie sehr beliebt gewesen. Ich war auch nicht gerade unbeliebt, eher ein Wesen das einfach da war und dem man Gleichgültigkeit entgegenbrachte. Ich habe viel lieber gelesen und auch Geschichten habe ich früher geschrieben, eine Zeit lang wollte ich Autorin werden, doch dafür fehlt mir dann doch das Durchhaltevermögen. Auch konnte ich mich in Gegensatz zu meinen Altersgenossen mich für klassische Musik begeistern. Wie war das bei dir?“, fragte Roxanne, jedoch bereute sie die Frage sogleich, wusste sie doch von Metro Man wie die Schulzeit für Megamind verlaufen war.
 

„In der... Szule... war ich nie … besonders beliebt gewesen“, sagte er mit einem bedauernden, traurigen Ton in der Stimme. Als Roxanne seinen trostlosen Blick sah, mit dem er für einen Moment in schreckliche Erinnerungen versank, legte sie ihm ihre Hand auf seine.
 

„Schade das wir beide nicht auf der selben Schule waren“, sagte Roxanne. Sie sahen sich tief in die Augen und Megamind begann zu lächeln.
 

Das Herz klopfte laut in Roxannes Brust bei dem Anblick seines Lächelns. Es hatte nichts gemein mit seinem diabolischen Schurkenlächeln. Es war einfach ehrlich und sie konnte die Wärme spüren die von ihm ausging. So kalt seine Haut auch aussehen mag, so stark strahlte sie Wärme ab, als wäre er eine wandelnde Heizung. Oder war es vielleicht Roxannes Körper der vor Hormonen so durchdrehte das sie der Altweiberhitze erlag?
 

„Wollen wir vielleicht ein Stück am Strand spazieren gehen?“, fragte Roxanne und stand sogleich auf um sich fangen zu können. Was war nur mit ihr los? Womöglich übertrieb sie das Ganze, sie war eben schon lange nicht mehr ausgegangen, das war alles, redete sie sich ein.
 

„Können wir gern machen“, sagte Megamind, sprang auf und führte sie direkt auf die Klippe zu, von dem man hinunter zum Strand sehen konnte.
 

„Bist du sicher das wir....“, fragte Roxanne verunsichert und blickte den steilen Berg, einem Mischmasch aus Erde und Sand hinunter.
 

„Keine Sorge, so steil ist es nicht“, sagte Megamind und sprang sogleich hinunter und rutschte elegant den Berg hinunter. Ohne zu stolpern kam er unten an und sah sie aufmunternd an. Er musste schon sehr oft hier gewesen sein, dachte sich Roxanne und tat es ihm nach. Sie dagegen versuchte hinunter zu laufen, stolperte auf halbem Wege, konnte sich jedoch noch auf den Beinen halten und strauchelte hinunter. Von der Angst übermannt Megamind umzustoßen, versuchte sie zu bremsen, was sie noch einmal stolpern ließ.
 

Glücklicherweise war Megamind ihr etwas entgegengekommen und hatte sie aufgefangen. Sich in seinen Armen wiederfindend blickte sie ihm, nur Millimeter von seinem Gesicht entfernt an. Sein warmer Atem streifte ihre Haut und seine behandschuhten Hände lagen fest um ihre Taille.
 

„Danke“, hauchte Roxanne und befreite sich aus seiner Umarmung. Wie ein lauter Bass pochte ihr Herz im gesamten Körper und ihre Hände wurden wieder schwitzig. Alles war noch so neu und ungewohnt für sie. Es war nicht leicht, den Menschen hinter dem Superschurken zu sehen und zu akzeptieren, wo sie ihn doch jahrelang verachtet hatte.
 

Gemeinsam schlenderten sie am Strand entlang und sagten kein Wort. Roxanne wollte die schöne Stimmung nicht versauen doch war sie geplagt von Stimmungsschwankungen. Oder eher Meinungsschwankungen? Immer wieder kam dieses Misstrauen auf. Sie fragte sich was Megamind mit den Treffen bezwecken wollte, als Superschurke konnte es ihm doch egal sein was sie von ihm hielt. Oder war er vielleicht doch ein wenig in sie verschossen, so wie Metro Man es einmal gesagt hatte? Ein chaotischer Wirbel aus Gefühlen, Gedanken und Erinnerungen stürmten in ihrem Innersten. Wieso gerade jetzt, konnte sie den schönen Moment nicht einfach genießen? Was brachte es ihr denn schon sich den Kopf zu zerbrechen, am Ende würde sie so oder so sehen ob es ihm ernst, war oder ob er etwas vor hatte. Doch was würde es ihm bringen sie zu täuschen, da es für ihn doch kein Hindernis darstellte sie zu entführen und mit ihr das zu tun wonach ihm war. Zumindest solange er noch nicht Metro Man davon in Kenntnis gesetzt hatte.
 

Plötzlich zuckte Roxanne zusammen. Sie war dem Meer zu nahe gekommen und nun hatte sie eine kalte Welle überrascht und Wasser in ihre Schuhe gespült.
 

„Oh verdammt“, rief sie aus, entfernte sich von dem Meer und zog ihre Schuhe und ihre Socken aus. Sogleich waren ihre Füße rundherum mit Sand beklebt. „Ganz toll“, stöhnte sie genervt.

„Was machst du da?“, fragte sie verwirrt als sie sah das Megamind sich seine Stiefel auszog.
 

„Na ja, meine Stiefel dürften dir nicht passen, doch will ich mich wenigstens als Gentleman erweisen und es dir gleich tun.“
 

Gerührt musste Roxanne auflachen und sah belustigt dabei zu wie Megamind ins Wasser tapste und wie ein Kind mit seinen blauen Füßen den Sand aufwirbelte. Sie trat an seine Seite und zuckte abermals zusammen, als das kühle Wasser um ihre Haut schwappte.

Megamind schien in Gegensatz zu ihr keine Schwierigkeiten mit der Kälte zu haben. Irgendwann gewöhnte sie sich an das kühle Nass und schon bald fühlte es sich lauwarm an. Gemütlich schlenderten sie nebeneinander her.
 

Allmählich wurde es etwas windig und Roxanne begann in ihrem Top zu frieren.

„Ist dir kalt?“, fragte Megamind.

„Ja und meine Jacke liegt dummerweise im Auto, vielleicht sollten wir....“, begann Roxanne, obgleich es sie widerstrebte den Abend jetzt schon enden zu lassen.

„Oh...warte“, sagte Megamind, öffnete seinen Bösewichtstehkragen, an dem sein Umhang befestigt war und legte ihn kurzer Hand Roxanne an und zog den Umhang nach vorne, damit er sich nahezu schloss.

Verwundert hielt Roxanne still. Es war ein befremdliches Gefühl diesen Bösewichtumhang zu tragen, doch war er, wie vermutet, sehr warm darunter. Auch roch sie wieder diesen angenehmen Duft, den sie schon während Megaminds Krankheitsphase an ihrem Kissen gerochen hatte.

„Danke“, sagte sie und lief schweigend weiter.

„Was machst du so in deiner Freizeit, wenn du nicht gerade planst wie du Metro Man fertig machst und mich entführst?“, fragte Roxanne neugierig und sah ihn gespannt auf die Antwort an.
 

„Im Gefängnis sitzen“, erwiderte er ernst.
 

„Was? Tust du denn nie... hast du denn … Wirklich?“, fragte Roxanne betroffen.
 

„Ähm.... ja“, sagte Megamind unbekümmert und verstand scheinbar nicht so Recht weswegen Roxanne nun so traurig reagierte.

„Außer natürlich ich nehme mir eine Auszeit bei meinen Schlupflöchern.... oder wenn ich nicht gerade gepflegt werde wenn ich krank bin“, erwiderte er lächelnd.
 

Ungewollt lächelte Roxanne zurück. Irgendwie schaffte es dieser Mann immer wieder die Stimmung aufzulockern.
 

„Und was macht Roxanne Ritchi in ihrer Freizeit?“
 

„Mh.... gute Frage. Wenn ich nicht gerade gezwungenermaßen meine Wohnung aufräume.... sitze ich vor dem Fernsehen oder höre Musik.“
 

„Wirklich? Ich hätte gedacht.... .“
 

„Das ich keine Gelegenheit auslasse shoppen zu gehen, ins Nagelstudio, zum Friseur...?“, spöttelte Roxanne.
 

„Erwischt!“, lachte er.
 

„Ich bin immer so mit Arbeit überhäuft, das ich oft nicht einmal das Wochenende genießen kann. Wenn ich dann mal Frei habe bin ich froh wenn ich meine Ruhe habe. Oder ich versuche meine ebenso beschäftigte Freundin Justine zu sehen. Hach, ich würde gerne mal wieder ein Buch lesen, aber irgendwie finde ich nicht die Ruhe dazu.“
 

„Bei mir ist es umgekehrt. Wenn ich im Gefängnis bin sitze ich nur vor der Glotze und wünschte ich könnte endlich leben und tun was andere tun. Ins Kino gehen, ins Cafe, am Tage im Park spazieren gehen, durch die Läden schlendern und wenn ich in der Bösen Höhle bin, tja.... dann habe ich nur Metro Man im Kopf, denn alles andere ist für mich sowieso nicht möglich“, sagte Megamind nüchtern.
 

Traurig blickte Roxanne den Mond an. Auf einmal war alles woran sie jemals geglaubt hatte so schwammig. Früher war alles schwarz und weiß. Metro Man war der Held der Stadt und ein Vorzeigebürger und Megamind der Schurke der unschuldige Frauen entführt, Gebäude in die Luft sprengt und ins Gefängnis gehörte. Doch nun... Metro Man hatte sich als Kind wohl so verhalten wie es die meisten tun würden, doch empfand sie auch Enttäuschung darüber das er sich nicht auf Megamins Seite geschlagen hatte und Megamind war nicht der herzlose Schurke für den sie ihn einst gehalten hatte. Er war nur ein verletztes Kind, welches allein gegen die ganze Welt stand und versuchte zu überleben und sich zu behaupten. Alles war grau und nichts so wie es schien. Was wohl aus Megamind geworden wäre wenn er ein normales Leben hätte führen können? Sicherlich hätte er mit seiner Intelligenz und Talenten etwas Großes werden können.
 

„Guck doch nicht so traurig, was ist denn los?“, fragte Megamind sanft.
 

Was sollte Roxanne nur antworten? Unmöglich konnte sie ihm davon erzählen was Metro Man ihr erzählt hatte.
 

„Na ja, jetzt wo wir uns näher kennengelernt haben, erscheint mir alles so grau.... .“
 

„Wo vorher doch alles schwarz und weiß war“, beendete er ihren Satz.
 

Überrascht blickte Roxanne ihn an und musste lächeln. Sie fand nur selten Menschen die sie wirklich verstanden.
 

Es wurde zunehmend stürmisch und kalt, und so beschlossen sie die Rückkehr anzutreten. Widerwillig zog Roxanne wieder ihre nassen Schuhe an, es war zwar kalt, aber sie waren vor dem Wind geschützt. Da sie auf die schnelle das Gefühl hatte Frostbeulen an ihren Füßen zu entwickeln, joggte fast den ganzen Weg zurück. Den Berg wieder hinauf, rutschte sie ab und fand sich auf Knien auf der Erde wieder. Schnell stand sie auf und klopfte sich den Dreck von ihrem Rock. Megamind hielt sich an einer herausragender Wurzel fest und zog sie mit nach oben. Sie war erstaunt wie stark er war, wo er doch so klein und sehnig war. Dort angekommen befahl er den Brainbots die Picknicksachen einzusammeln und in die Böse Höhle zu schaffen, während er Roxanne aus dem Wald führte.
 

Während des langen Weges im Dunkeln hatte er wieder ihre Hand ergriffen und führte sie sicher auf dem Pfad zurück zum Schotterweg, auf dem ihr Auto auf sie wartete.

Endlich im Auto sitzend schaltete Roxanne auf der Stelle die Heizung an zog die nassen Schuhe wieder aus. Mit Taschentüchern trocknete sie ihre Füße trocken und rubbelte sie warm. Sie war zwar unsicher bei dem Gedanken barfüßig die Pedalen zu bedienen, aber sie wollte unter keinen Umständen mehr die nassen Schuhe ausziehen.

Umständlich wendete sie das Auto, da sie nicht so viel von der Wiese platt fahren wollte und fuhr wieder in die Richtung der kleinen Ortschaft, durch der sie gefahren waren.
 

„Ich nehme mal an das es wieder Zeit für deine Verwandlung ist“, warf Roxanne ein.
 

„Ja“, seufzte Megamind und drehte sogleich an seiner Armbanduhr, woraufhin ihn ein blaues Licht umhüllte und wieder den gutaussehenden jungen Mann hinterließ. Auf der Fahrt unterhielten sie sich über Dieses und Jenes.
 

„Oh, kannst du lauter machen?“, fragte Megamind aufgeregt, als ein alter Rocksong im Radio lief. Guns N' Roses erkannte Roxanne schmunzelnd als sie weiter aufdrehte.

„Du magst diese alte Rockmusik, kann das sein?“

„Ja, die sogenannten Oldies sind mir lieber als dieses neumodische Zeug das so unecht klingt. Alles wird nur noch mit dem Computer gemacht, selbst bei der Stimme wird nachgeholfen.“

„Ich verstehe was du meinst. Als Kind habe ich mit meiner Mutter immer Elvis gehört, seit sie ihn als Teenager für sich entdeckt hatte, gab es fast nur noch ihn“, lachte Roxanne.
 

Auf der weiteren Fahrt hörten sie Musik und beurteilten die Lieder wie die Jury eines Castings. Schnell fiel Roxanne auf wie Streng Megamind was die Musik angeht ist und dachte das alle Castings der Welt froh sein konnten das er nicht zur Jury gehörte. Als sie bei der großen Kreuzung vorbei gefahren und auf die Metro Meile verlassen haben, bückte sich Megamind plötzlich nach vorne um nicht gesehen zu werden. Noch bevor Roxanne ein Wort sagen konnte, erschien das blaue Licht und er war wieder er selbst. Doch so schnell es ging, schaltete er die Uhr wieder um und verwandelte sich wieder in den jungen Mann zurück.
 

„Es muss nervig sein immer auf die Uhr achten zu müssen. Willst du sie nicht bald auseinandernehmen und ausbessern?“, fragte Roxanne zur Seite blickend.
 

„Ja schon, aber ich brauch die eher selten und momentan arbeite ich an so vielen Projekten, da bleibt mir keine Zeit.“
 

„Aber für mich hast du doch auch Zeit“, warf Roxanne grinsend ein.
 

„Soll ich sie gegen die Uhr eintauschen?“, fragte Megamind gespielt boshaft.
 

Darauf sagte Roxanne nichts und schüttelte lächelnd den Kopf. Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt waren sie vor ihrem Gebäude angekommen und Roxanne fuhr direkt in die Tiefgarage.

Sie suchte ihre Sachen zusammen und stopfte sie in einer Tüte, die sie in dem Seitenfach hatte. Auch Megaminds Umhang stopfte sie hinein, was mit dem breiten Schulterplatten mit den Nieten gar nicht so leicht war.
 

„Wie viel Zeit hast du noch?“, fragte Roxanne als sie aus dem Auto stieg.

„Noch fünf Minuten und fünfundzwanzig Sekunden“, sagte Megamind auf die Uhr blickend.

„Na dann schnell.“
 

Eilig liefen sie zum Aufzug und warteten ungeduldig darauf das sie hinunter fuhr. Glücklicherweise war sie nur wenige Stockwerke entfernt und sie gehörte auch noch zu der schnelleren Sorte. Während der Fahrt nach oben, wurden sie dann aber doch sehr nervös. Wenn sich einer die Überwachungsbildschirme ansah, waren sie geliefert, wenn er sich zurück verwandelte. Oben angekommen, schloss sich die Fahrstuhltür hinter ihnen und genau in dem Augenblick glomm das blaue Licht wieder auf.
 

„Schnell“, rief Roxanne, zog ihn zu ihrer Tür, schloss schnell auf und schubste ihn schon fast hinein.

„Die alte Mrs. Burks ist ein übles Tratschweib und viel zu neugierig“, erklärte sich Roxanne.

Sie stellte die nassen Schuhe und die Tüte auf dem Boden, holte Megaminds Umhang hervor und lief mit ihm auf dem Balkon.

„Es war schön heute Abend“, sagte er sacht.

„Ja, das war wirklich schön... hier, ich will dir deinen Umhang nicht länger wegnehmen“, lächelte Roxanne.

Megamind nahm ihn an sich, machte aber keine Anstalten ihn wieder anzulegen.

„Ich wünsche dir noch einen schönen Abend“, sagte Megamind und konnte nicht die Augen von ihren lassen.

„Ich dir auch.“

Unsicher standen sie sich gegenüber und wussten nicht so Recht was sie tun sollten.

„Ich denke, ich geh dann mal...“, begann Megamind, ehe sich unangenehmes Schweigen ausbreiten konnte und legte sich seinen Stehkragen, samt Umhang an. Er stieg auf sein Hoverbike, den er auf ihrem Balkon stehen gelassen hatte und blickte Roxanne noch einmal mit einem tiefen Blick an.

„Bis bald …. ?“
 

„Ja, bis bald. Ruf mich an“, sagte Roxanne aufmunternd lächelnd.
 

„Oh... Tatsächlich?“, grinste Megamind, startete seinen Hoverbike und flog davon.
 

Roxanne sah ihm kurz nach und verschwand nach drinnen. Sie fror wieder und sie wollte unbedingt ein heißes Bad nehmen und sich aufwärmen.
 

Fortsetzung folgt . . .



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