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Much as I love them

Der Bösewicht kriegt das Mädchen nie... ?
von

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Private Gespräche

Kapitel 18 – Private Gespräche
 

„Hi Brandon“, sagte Roxanne und ließ ihn hinein.

„Oh Gott, ich bin so froh das dir nichts passiert ist“, rief Metro Man erleichtert aus, schlang die Arme um Roxanne und drückte sie fest an sich.
 

„Pfff... mmhg... Brandon.... hör auf.... du tust mir weh“, rang sich Roxanne aus ihrer Kehle, da ihr Brustkorb zu zerquetscht werden drohte.
 

„Tut mir leid“, sagte Metro Man und ließ sie hinunter. „Aber ich habe mir solche Sorgen gemacht, ich dachte schon du hättest es nicht mehr aus der Explosion geschafft. Der Feigling ist einfach abgehauen, hatte wohl die Hosen voll und hat alles seinem Fisch und diesen nervigen Robotern überlassen. Wie hast du es nur von da weg geschafft?“
 

„Ähm..... weißt du....“, stammelte Roxanne, sie brauchte nun ganz schnell eine gute Ausrede. „Ich habe versucht mich loszureißen, ich habe begonnen mich hin und her zu schwingen, was die Bots wohl etwas irritiert hat. Sie hatten nicht damit gerechnet und wurden etwas weiter runter gezogen von meinem Gewicht. Und je mehr ich mich schwang, desto eher entglitt ich ihnen. Irgendwann ließen sie mich fallen und ich konnte mir den Gürtel abnehmen und bin weggerannt.“
 

„Die sind doch sonst nicht so zimperlich“, fragte Metro Man skeptisch.
 

„... äh... ja, aber sonst tragen sie ja nur leblose Dinge, aber ich kam ja ordentlich inSchwung. Und ich denke sie waren nun auch nicht scharf darauf sich in die Luft jagen zu lassen.“
 

Metro Man sah etwas skeptisch drein, und Roxanne hoffte inständig das er nicht weiter darüber nachdenken würde. Ihre Gebete wurden erhört und er schüttelte den Gedanken gleich wieder ab.
 

„Ich weiß nicht was in ihn gefahren ist, dich in die Luft jagen zu wollen. Das war der absolute Höhepunkt.“
 

„Ja, aber sonst hält er mir Maschinengewehre vor die Nase oder solche Sachen.“
 

„Stimmt schon, wobei ich mich manchmal frage ob die überhaupt geladen sind. Aber eine Bombe ist etwas anderes, die Zeit läuft und wenn er sich nur um wenige Sekunden vertut, kannst du komplett in die Luft gejagt werden. Zum Glück ist ihm das nicht gelungen, auch das Rathaus steht noch.“
 

Roxanne ließ sich das durch den Kopf gehen. Nach den Jahren unzähliger Entführungen und Bedrohungen war sie sich sicher das Megamind wusste was er tat und ihr nie etwas geschehen würde. Sie glaubte auch nicht daran das er sich in der Zeit verschätzen könnte, sie war der lebende Beweis das er alles unter Kontrolle hatte.
 

„Das Rathaus ist nicht zerstört worden?“
 

„Nicht ganz, nur die Fassade und der Eingang wurde weggesprengt, scheinbar hatten die Brainbots nicht genug Zeit genug Sprengstoff zu verteilen, aber die Polizei hat auch zum Teil feuchte Sprengladungen gefunden.“
 

Feuchter Sprengstoff. Roxanne musste sich ein Grinsen verkneifen, sie konnte Megamind sich redlich vorstellen, wie er Minion lautstark die Schuld dafür in die Schuhe schob.
 

„Roxanne, ich bin gekommen um mit dir über deine Sicherheit zu reden“, sagte Metro Man ernst.
 

„Meine Sicherheit?“, fragte sie verwirrt. Was konnte er damit nur meinen?
 

„Wir müssen uns irgendwas überlegen, so kann es nicht weiter gehen. Heute war mir das zu viel, du wärst fast gestorben, und zwar wirklich fast. Was hälst du von einer GPS-Uhr? Die Polizei würde uns sogar eine bereit stellen, mit der könntest du mit mir Kontakt aufnehmen, ich würde auch eine bekommen. Vielleicht auch eine Alarmanlage um deine gesamte Wohnung herum. Weißt du vielleicht sollten wir auch.... .“, redete Metro Man munter drauf los.
 

Roxanne konnte ihm nicht wirklich zuhören. Meinte er das ernst? Wollte er sie wie eine Rarität überwachen lassen? Wie eine wertvolle Vase, die kein anderer haben sollte. Wollte er sie tatsächlich wie einen Gegenstand bildlich gesehen in seinen Schrank stellen und bewachen wie der Höllenhund des Hades?
 

„... und dann gäbe es noch die Möglichkeit“, redete Metro Man unaufhaltsam weiter.
 

„Branden..... Brand... hör mir mal.... würdest du..... BRANDON!“, schrie Roxanne wütend.
 

„Ja?“
 

„Was soll das Ganze?“
 

„Bitte?“
 

„Ich meine es ist außerordentlich lieb von dir das du dir Sorgen um mich machst und mich beschützen willst und ich danke dir das du mich schon unzählige Male gerettet hast.... aber.... das geht zu weit.“
 

„Aber.... ich verstehe nicht... .“
 

„Wie gesagt, es ist nett. Aber du kannst mich nicht vor allem beschützen, so ist nun mal das Leben. Es passieren auch mal weniger schöne Dinge. Das ist aber kein Grund mich wie ein wertvollen Gegenstand überwachen zu lassen, vor allem hast du nicht das Recht mir mit sowas zu kommen, mal abgesehen davon das du damit meine Privatsphäre verletzen würdest.“
 

„Ich weiß, es tut mir leid, aber ich bin doch dein bester Freund, wieso... .“
 

„Genau! Mein bester Freund. Ein Freund. Nicht mein Mann! Und selbst dieser dürfte sich da nicht zu viel erlauben. Ich bin nicht dein Eigentum und als mein bester Freund weißt du das ich meinen Freiraum brauche.“
 

„Ja, aber wenn dir was passiert, dann.... .“
 

„DANN PASSIERT ES EBEN! Du kannst mich doch nicht vor allem beschützen. Wenn ich die Treppe runter falle und mir das Genick breche, ja dann ist es eben so. Oder wenn ich auf dem Gehweg von jemanden gerammt werde, nahe der Straße taumle und von einem Auto erfasst werde, dann ist auch das eben so wie es ist.“
 

Traurig und verletzt blickte Metro Man drein. Er trat einen Schritt zurück und strich nervös über seinen Nacken.
 

„Es tut mir leid“, sagte er kleinlaut. „Ich mach mir nur mit Megamind sorgen.“
 

„Warum denn? Was ist zwischen euch passiert das ihr euch so hasst?“
 

Plötzlich wechselte Metro Mans Gesicht mehrmals die Farbe. Zunächst schien er zu schwitzen und wurde rot, doch bald wechselte es in einer starken Blässe. Er sah schon sehr ungesund aus.
 

„Du weißt doch wie er ist. Du siehst doch selbst was er tut. Er sprengt Gebäude in die Luft, entführt dich immer wieder, bedroht dich, raubt die Bank aus, was willst du denn noch?“
 

„Aber er war als Kind nicht so. Bestimmt nicht. So kommt man doch nicht auf die Welt.“
 

Nun hatte Metro Man sichtlich Schwierigkeiten eine gute Erklärung zu finden. Er verlagerte sein Gewicht auf den anderen Fuß und strich sich immer wieder durch die Haare. Roxanne kannte diese unbewussten Gesten. Sie hatte ihn am Wickel und er ein großes Geheimnis.
 

„Es ist etwas komplizierter“, nuschelte er und versuchte sogleich das Thema zu wechseln, doch ließ Roxanne nicht locker.
 

„Das ist doch schon alles viele Jahre her, was soll ich dir denn noch erzählen, das ist Vergangenheit“, blockte er zunächst ab, doch erwies sich Roxanne als hartnäckiger.
 

„Brandon. Komm schon. Du bist mein bester Freund und nun hast du Geheimnisse vor mir. Wieso vertraust du mir nicht?“, fragte Roxanne ehrlich gekrängt.
 

„.... na gut. Ich erkläre es dir das nächste Mal ok? Geh mit mir einen trinken und ich erzähle es dir.“
 

„OK!“, freute sich Roxanne. „Wie wäre es mit morgen Abend?“
 

Metro Man lächelte. Roxanne war eine von Natur aus, sehr neugierige Person, die, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, alles daran setzte um ihr Ziel zu erreichen.
 

„Abgemacht. Morgen Abend in Chat Logique.“
 

********
 

Es war Abend geworden und die letzten Sonnenstrahlen verschwanden am Horizont. Roxanne hatte sich sogleich ein Bad gegönnt nachdem Metro Man sich verabschiedet hatte. Er hatte geistig abwesend gewirkt und hatte einen Gesichtsausdruck als sehe er den nahenden Weltuntergang. Sie war sehr gespannt was er ihr erzählen würde.

Sie saß in einem T-Shirt und einer kurzen Stoffhose, welche eine alte Sporthose aus alten Schulzeiten war auf der Couch mit einer Tafel Schokolade und zeppte von einem Sender zum nächsten. Zuletzt blieb sie bei einer Talk Show hängen.
 

„WIE KONNTEST DU NUR MEINE SCHWESTER FI *PIIIEEEEPP, DU MIESES ARSCHLOCH“, schrie eine füllige Frau und es bedarf zwei Männer der Show sie zurückzuhalten ehe sie den kleinen, unscheinbaren, bebrillten Mann etwas antun konnte.
 

Aus den Augenwinkeln heraus bewegte sich etwas großes und sogleich sah Roxanne sich um. Sie konnte gerade noch sehen wie Megamind mit seinem Hoverbike auf ihrem Balkon landete. Wie von der Tarantel gestochen sprang Roxanne auf und öffnete die Balkontüren.
 

„Hey, ich will nicht stören....“, sagte er unsicher.
 

„Tust du nicht, komm rein. Wie ich sehe konntest du ihm entkommen?“, sagte Roxanne und setzte sich wieder auf ihre Couch und schaltete den Fernsehr aus.
 

„Ja, aber das Gebäude hat es leider nicht so zerlegt wie ich es vorgehabt hatte, und das nur weil Minion....mmmh.....ega, ich will dich damit nicht nerven.“
 

„Du nervst nicht, es ist nur merkwürdig für mich, denn ich persönlich würde es nicht tun und mache mir über sowas auch nie Gedanken.“
 

„Ich hoffe du hast es gut überstanden und hast keine Schmerzen.“
 

„Doch, mir geht es eigentlich sehr gut. Meine Handgelenke haben nur starke Abdrücke. Die Bots hatten gute Polster“, lächelte sie wissend.
 

Megamind kratzte sich nervös über seinen großen Schädel.
 

„Ich bin hier weil ich sicher gehen wollte das es dir gut geht und du....“
 

„Das ich?“
 

Geradezu zappelig begann Megamind langsam auf und ab zu laufen.
 

„Ich hatte etwas Sorge, wo wir doch neu anfangen wollten und du heute wieder mein Opfer sein musstest“, sagte er und sah sie durch gesenkten Augenlidern an. Megamind konnte ihr nicht wirklich in die Augen sehen und starrte lieber den Fußboden an.
 

„Mach dir keine Gedanken, inzwischen bin ich das gewöhnt. Es ist nur nervig wenn es gerade dann passiert wenn ich meine Ruhe haben will oder etwas wichtiges vor habe.“
 

„Wie dein Interview heute?“
 

„Ja.“
 

„Es musste sein.“
 

„Schon gut, vielleicht war es besser so. Hal hat heute eine miese Laune und das Interview wäre nicht sehr angenehm geworden oder ich hätte ihn ersetzen müssen, was nicht unbedingt besser ist. Es hat einen Grund das wir Partner sind. Man kann über ihn sagen was man will, aber er ist meiner Meinung nach einer der Besten in dem Job. ….. Im übrigen glaube ich das dein Vergiss-mich-Spray langsam die Wirkung bei mir verliert. Für einen Moment war ich wach geworden und habe ein Gespräch zwischen Hal und Mr. Petterson mitgehört.“
 

„Sicher das du es dir nicht eingebildet hast?“
 

Roxanne überlegte kurz. Noch immer fühlte es sich mehr wie ein Traum an, doch war sie sich sicher. Da es für einen Traum viel zu echt wirkte. Vor allem Hals Schreien hatte sie innerlich so aufgewühlt, da sie es nicht gewohnt war das er schrie. Er war mehr der Typ der vor sich hin fluchte als das er offen seine Meinung herausschrie. Zumindest den Hal den sie kennengelernt hatte.
 

„Ja, bin ich. Was die Beiden wohl mit eineinander zu schaffen haben?“
 

„Wie ich dich kenne muss dein Reporterherz der Sache gleich auf den Grund gehen“, grinste Megamind sein fiesestens Lächeln.
 

„Und wie ich dich kenne bist du schon dabei zu überlegen wie du Metro Man fertig machen kannst.“
 

„Falsch.“
 

„Bitte?“, sagte Roxanne erstaunt und machte große Augen.
 

„Ich frage mich gerade wann du mich das nächste Mal wieder sehen willst“, sagte er kleinlaut und sah den überaus interessanten Couchtisch an.
 

Roxannes Herz machte einen Sprung und spürte wie ihre Wangen zu glühen anfingen.
 

„Tja, morgen Abend habe ich etwas vor, aber wie wäre es mit übermorgen.“
 

„Gut, übermorgen Nacht komme ich hierher.“
 

Roxanne brachte ihren Entführer mit dem sie wieder ein Date, nein ein Treffen vereinbart hatte auf dem Balkon und verabschiedete sich von ihm.
 

„Sag Minion bitte von mir dass das Essen vom letzten Mal göttlich war. Aber glaube nicht das du ihn jetzt darunter leiden lassen musst mir jedes Mal etwas zu kochen“, lächelte Roxanne.
 

„Das klingt als würdest du mich auf jeden Fall regelmäßig sehen“, sagte Megamind bevor er darüber nachdenken konnte. Roxanne sah seinen innerlichen Kontflikt und war sich sicher das er sich geistig die Hand auf die Stirn schlug.
 

„Vielleicht tu ich das“, sagte Roxanne keck und blickte ihn herausfordernd an.
 

Megamind lächelte selbstzufrieden zurück und stieg auf sein Hoverbike.
 

„Ich wünsche schöne Träume“, sagte er mit einem bedeutungsvollen Blick der Roxanne spürbar unter die Haut ging.
 

********
 

Am nächsten Tag fuhr Roxanne gutgelaunt und munter zur Arbeit. Wie Megamind es ihr gewünscht hatte, war ihr Schlaf voller schöner Träume gewesen. Doch glaubte ein Teil von ihr das es an etwas anderes lag. Womöglich eher daran das sie sich wieder etwas Erleichterung verschafft hatte, wobei sie unweigerlich an ihrem Entführer denken musste. Die Methode hatte ihr so manches Mal schon zu einem schnellen Einschlafen verholfen, doch dieses mal war es auch noch außerordentlich erholsam gewesen.
 

„Guten Morgen Hal“, zwitscherte Roxanne fröhlich, als sie in ihr gemeinsames Büro ankam.
 

„Morgen“, nuschelte Hal abweisend.
 

Hal war noch immer sauer wegen dem gestrigen Streit und Roxanne war sich sicher das es auch vor allem wegen Mr. Petterson war. Sie atmete einmal tief ein und ergriff die Chance beim Schopf.
 

„Hal.... es tut mir leid wegen gestern. Ich hätte nicht so ausflippen und dich vor den anderen anschrein sollen.“
 

Erstaunt blickte Hal sie an. So verwundert als würde er E.T. begegnen.
 

„Hal?“, fragte Roxanne besorgt, da es so wirkte als wäre etwas in ihm stehen geblieben.
 

„Ach, schon gut Roxy“, nuschelte er noch immer starr.
 

„Hal, gestern... warst du sehr aufgebracht und abweisend. Noch viel mehr als ich es von dir kenne. Was war wirklich los? Hast du etwas gegen Mr. Petterson oder warst du einfach nur schlecht drauf oder ist vielleicht etwas anderes geschehen?“
 

„Roxanne, das ist etwas sehr Privates.“
 

„Das dachte ich mir, aber wir sind doch Freunde oder nicht Hal? Wir arbeiten schon seit drei Jahren zusammen, seit ich hier angefangen habe und vom ersten Dreh an. Bitte sag mir was los ist, ich mache mir Sorgen, du kannst mir vertrauen.“
 

„.... gehst du mit mir Essen?“, fragte Hal hoffnungsvoll.
 

Roxanne lächelte. Sie hatte sich schon gedacht dass das kommen würde.
 

„Gerne. Wir können heute ja die Mittagspause etwas verlängern wenn du willst“, lächelte sie.
 

Eifrig arbeiteten Roxanne und Hal um so schnell wie möglich voran zu kommen. Sie wollten sich schon etwas Zeit nehmen zum Essen, jedoch ohne bis zum Abend arbeiten zu müssen. Durch die friedliche Stimmung, wie sie schon lange nicht mehr war herrschte, verging die Zeit noch schneller und es war eine sehr angenehme Atmosphäre. Nach vier Stunden machten sie sich auf in ein italienisches Restaurant um die Ecke.
 

Sie setzten sich an ein großes Fenster und nachdem sie ihre Bestellung aufgegeben hatten, begann Roxanne das Gespräch.
 

„Also Hal, was ist los? Es muss etwas sehr schlimmes passiert sein, wenn du so ausflippst.“
 

„Schlimm schon. Aber ich habe mich auch selbst sehr über meine Wut gewundert. Schon komisch, wo ich mich doch daran gewöhnt haben müsste.“
 

„Was hat deine Wut entfacht?“
 

„Du hast doch bei der letzten Weihnachtsfeier meine Mutter kennengelernt, weißt du noch?“
 

„Oh ja, sie hatte mir ihre selbstgebackenen Cookies geschickt“, entfuhr es Roxanne fröhlich. Sogleich hatte sie sich an die leckeren Cookies erinnert. Die Schokoladencookies hatten schokoladiger geschmeckt, als die Schokolade die sie sonst aß. Sie waren wunderbar weich gewesen mit einem hervorragendem Geschmack.
 

Hals Mutter war eine sehr besorgte und liebevolle Mutter, die es aber auch verstand ihre Zähne zu zeigen wenn es von Nöten war. Sie war eine kleine, dickliche Frau mit roten Locken und sie trug eine scheußliche rosa Brille. Roxanne kam es so vor als würde sie Hal überbemutern und hatte sich schon des Öfteren gefragt ob Hal deswegen so geraten war, wie er war. Er kam wohl klar, doch hatte sie einmal seine Wohnung gesehen, und von Ordnung war nichts zu sehen, wie auch von gut angelegtem Geld. Er schien sein Geld mehr in Computerspielen und Elektronik zu stecken als das er sich mal die Wohnung etwas schöner einrichtete oder gar versuchte eine insgesamt etwas größeres oder schöneres zu bekommen.
 

Genau genommen hatte Hals Wohnung sie geradezu verschreckt, denn irgendwas konnte mit ihm nicht stimmen wenn er in so einem, wie sie es nannte, Loch lebte während er als Kameramann und auch als ihr Partner gutes Geld verdiente, wenn auch nicht zu vergleichen mit ihrem. Aber dennoch genug um sehr gut damit leben zu können.
 

„Und du kannst dich noch erinnern wie ich einmal erwähnt hatte das ich ohne Vater aufgewachsen war?“
 

Einen Moment durchsuchte Roxanne ihre Erinnerungen und wurde fündig. Hal hatte einmal kleinlaut erzählt das sein Vater gestorben war als er noch sehr klein war. Sie konnte sich noch daran erinnern wie komisch er zu diesem Zeitpunkt gewesen. Nicht wie ein Sohn der Trauer empfand seinen Vater sein Leben lang missen zu müssen, sondern eher etwas abweisend, ja geradezu etwas bockig.
 

„Du leidest sicher sehr darunter das dein Vater gestorben ist“, sagte Roxanne mitfühlend und legte ihre Hand auf seine, eine Geste die nur sehr selten vorkam.
 

Unerwartet zog er seine Hand weg und blickte geistesabwesend aus dem Fenster und beobachtete die Menschen die vor dem Restaurant geschäftig die Straße entlang liefen.
 

„Es war gelogen.“
 

„Was?“
 

„Für mich ist er gestorben und auch für meine Mutter, aber er ist es nicht.“
 

„Was ist passiert?“, fragte Roxanne überrascht.
 

Roxanne dachte bereits das es das übliche Familiendrama war, das sein Vater vom Zigaretten holen nicht zurück gekommen war und von da an unauffindbar.
 

„Er hatte sich geweigert mich als Sohn anzuerkennen. Hatte noch lange behauptet ich wäre nicht von ihm.“
 

„.... W..wwwas?“
 

Roxanne fiel aus allen Wolken. So etwas hatte schon ganz anderes Kaliber. Nicht das es nicht schlimm wäre eh schon ohne Vater aufzuwachsen, doch wenn man wusste wer er war und ihn womöglich kannte, dann waren solche Worte mehr als schmerzlich.
 

„Aber ihr hattet doch sicherlich einen Vaterschaftstest gemacht. Tut mir leid wenn ich nun zu direkt werde.“
 

„Natürlich. Nach etlichen Wochen in denen meine Mutter zusehen musste wie sie klar kam, da er sich so lange geweigert hatte, bis es vors Gericht gehen sollte. Das macht nichts, Roxanne.“
 

„Oh Hal, das ist... .“
 

„Ach schon gut. Man kann sich seine Väter eben nicht aussuchen. Natürlich war er mein Vater und widerwillig zahlte er Unterhalt.

Mum hatte mir mal erzählt das ich als Kindergarten Kind nach meinem Vater gefragt hatte, da ich nicht wie die anderen von ihm abgeholt wurde. Eigentlich wollte sie es mir nicht sagen, aber nachdem ich nicht mehr aufhörte zu schreien erzählte sie es mir. Aber wirklich verstanden habe ich die Geschichte wohl erst später.

Erst letzte Woche hatte sie mir erzählt wie es wirklich für sie war. Deswegen bin ich so ausgeflippt. Gestern habe ich auch versucht mit ihm zu reden, aber er stellte sich komplett auf stur. Es wäre nicht seine Schuld gewesen das sie es mit der Verhütung nicht so genau genommen hätte. Er hätte doch Unterhalt gezahlt und so seine Pflicht getan, er wollte ja nur von ihr das sie ruhig ist und ihm nicht seine Karriere versaute. Tja, ich hatte ihn lange nicht mehr gesehen, aber wie Mum immer so schön sagte, er hatte seine Eier noch immer nicht wiedergefunden.“
 

„Was für ein Arschlo.... tut mir leid.“
 

„Haha, mach dir nichts draus. Ich gebe dir recht. Als Teenager begann ich so langsam zu begreifen was sie damit meinte. Es war nicht nur so das er es gänzlich versäumte mein Vater zu sein. Er zeigte ihr seine Abneigung. Am Ende des Monats war es immer sehr knapp und sie konnte mir nicht mal einen Kinobesuch für fünf Doller erlauben. Aber mit dem ersten des Monats hatten sich die Probleme nie ganz gelöst. Immer erst eine Woche später. Seine gestrige Erklärung war er hätte es oft vergessen, seine Arbeit wäre eben sehr stressig.“
 

Von wegen, dachte sich Roxanne nur. Wie gebannt saß sie da und konnte nicht die Augen von Hal nehmen. Nicht nur das sie ihn in ein ganz anderen Licht sah, sie glaubte ihn gerade neu kennen zu lernen. Kurz wurden sie unterbrochen, da sie ihr bestelltes Essen serviert bekamen. Für ein paar Minuten war es ganz ruhig am Tisch und Roxanne war es unangenehm zu fragen wie es weiter ging, wo es sie doch eigentlich als Außenstehender nichts anging. Doch glücklicerweise brauchte Hal dieses Mal keine Aufforderung und redete weiter.
 

„Er hatte mir auch etwas erzählt was mir meine Mutter verschwiegen hatte. Sie hatte immer versucht ihn komplett auszublenden und wenn ich ihn zur Sprache brachte ignorierte sie es entweder oder wechselte das Thema.“
 

„Was hat er erzählt?“
 

„Meine Mutter wäre irgendwann plötzlich bei ihm auf der Terrasse gestanden, mit mir im Arm, hätte sich einfach an den Esstisch gesetzt und hätte gesagt: Peter, es wird Zeit das du all deine Kinder an einem Tisch versammelt siehst.“
 

„Neeeiiin“, rief Roxanne aus.
 

„Doch. Er sagte es nicht direkt, aber er hatte durchblicken lassen das es mit seiner Frau Krach gegeben hatte und es schwierig war es nicht in die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Aber ich weiß das er sie noch hat, sicherlich hatte ihm die Versöhnung ein neues Auto und ein Ferienhaus gekostet“, sagte Hal spöttisch.
 

„Deine Mutter hat bestimmt riesigen Ärger bekommen“, sagte Roxanne mitfühlend.
 

„Ja, aber sie konnte durchsetzen das er sich um mich kümmerte.“
 

„Wirklich?“, rief Roxanne begeistert aus.
 

„Ja, ganze drei Mal“, sagte Hal verächtlich.
 

„Hat deine Mutter dann noch einmal mit ihm geredet?“
 

„Nein, ich denke sie wollte endlich damit abschließen, wieder ihre Ruhe haben und gab sich mit dem Brief zufrieden den er ihr geschrieben hatte.“
 

„Was? Mit einem Brief? Hat er sich entschuldigt?“
 

„Nein, natürlich nicht!eEs wäre auch nicht gerade etwas gewesen, was einem beruhigte, in der Situation.“
 

Roxanne schalt sich einen Dummkopf, das hätte ihr auch klar sein müssen.
 

„Er hatte ihr versichert das er mein Studium, wie auch meine Ausbildung zahlen wolle, egal um welche es sich handeln sollte und egal wie viel es ihn kosten sollte, so lange sie nur die Füße still hielt und ihn in Ruhe ließ.“
 

Roxanne stocherte nachdenklich in ihren Spaghetti Bolognese herum. Diese Geschichte war unglaublich. Solche gab es zu tausende in jeder Stadt, doch wenn man so etwas erzählt bekam, brachte es einem nur ein beklemmendes Gefühl.
 

„Hal, ich weiß es ist sehr privat, aber wer... .“
 

„Kannst du es dir nicht denken Roxanne?“, sagte Hal herausfordernd.
 

„...... nein....das kann nicht..... .“
 

„Doch, das kann.“
 

„Mr. Petterson?!“
 

„Ja!“
 

„Aber er ist doch so... ich meine... .“
 

„Ich weiß, er spielt seine Rolle perfekt. Er ist der nette Herr von nebenan, mit dem schönen Haus, der hübschen Frau und den reizenden Töchtern, doch weiß niemand von den Leichen in seinem Keller.“
 

Je länger Roxanne darüber nachdachte schallt sie sich selbst das sie nicht früher darauf gekommen war. Wer sonst würde so einen Aufstand machen wegen einem Mann, dessen Politik man nicht mochte? Und wer sah diesem sogar recht ähnlich..... Das runde Gesicht, die große Nase, nun war es Roxanne fast als hätte sie Zwillinge vor ihrem geistigen Auge. Hal war ein kleines Stück größer und hatte die roten Locken seiner Mutter und deren Augenfarbe, aber der Rest.... ganz der Vater.
 

Auch wenn Hal sonst immer die Ausnahme war, vielleicht lag es daran das sie schon immer den gesamten Arbeitstag zusammen verbrachten und manchmal mussten sie tagelang durcharbeiten wenn viel Arbeit anstand. Aber nun wäre Roxanne noch gerne stundenlang dort gesessen und hätte sich mit Hal unterhalten, doch ein Blick auf die Uhr verriet ihr das es höchste Zeit war. Sonst würden sie noch wirklich bis in den späten Abend arbeiten müssen.



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