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Eine Woche des Grauens

Was wäre wenn...?
von

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Spass für Groß und Klein

Jin saß auf der Veranda. Nachdenklich sah er ein paar Schmetterlingen zu die sich in der Luft zu jagen schienen. So ein Schmetterling hatte es schon gut. Es gab niemanden der ihn zu etwas zwang. Er konnte den ganzen Tag lang tun was er wollte. Jin wäre wirklich gerne ein Schmetterling. Vor allem nach dem heutigen Tag. Der kleine Jin hatte mal wieder Ärger in der Schule gehabt, nichts Neues aber dennoch wusste er, dass seine Mutter wieder sehr traurig sein würde deswegen. Sie hatte ihn noch nie angeschrien aber manchmal wäre es ihm lieber. Alles wäre ihm lieber als diesen traurigen Blick sehen zu müssen.
 

„Was machst du schon hier?“ Jin zuckte bei dieser kühlen strengen Stimme schwer zusammen. Ganz langsam wandte der Siebenjährige sich zu einem hochgewachsenen Mann um. Jin sah ihm ähnlich, auch wenn der Kleine dies nicht gerne hörte. Trotzig sah der Jüngere zu dem Mann auf, er hatte keinesfalls vor ihm zu antworten.
 

„Hast du deine Stimme in der Schule gelassen? Und falls ja warum ist der Rest von dir nicht auch noch da?“ Kazuya Mishima betrachte seinen Sohn näher. Der Kleine sah ihn trotzig an. Eines musste sich ja der Mishima eingestehen, der Junge sah ihm doch recht ähnlich und bedauerlicherweise benahm er sich manchmal auch wie er. Jin schaffte es jedesmal seinen Vater bis zum Äußersten zu reizen und Jun musste dann zusehen, dass es nur bei lautem Geschrei blieb. Und genau hier lag das Problem. Jin wusste, dass er sich immer hinter seiner Mutter verstecken konnte, sein Vater würde es nicht wagen etwas zu tun was sie verstimmte und genau dass nutze der Junge regelmäßig aus.
 

„Hy ich erwarte eine Antwort!“ Kazuya stupste seinen Sohn etwas unsanft an der Schulter. Doch Jin schnaubte nur. Wieso sollte er diesem Mann auch antworten? Jin hatte kein besonders gutes Verhältnis zu seinem Vater. Zum einen lag dies wohl an der Tatsache, dass sie sich erst seit einem Jahr kannten und zum anderen kam Jin nicht mit Kazuyas kühler und strenger Art zurecht. Der Kazama glaubte zudem nicht, dass sein Vater ihn besonders mochte. Sicher er war seit einem Jahr oft zu Besuch gewesen aber Jin wusste das es hierbei nicht um ihn ging sondern um seine Mutter. Was sollte sein Vater auch schon von ihm wollen? Allerdings konnte sich Jin nicht erklären was seine Mutter von diesem Mann wollte, der sich Vater schimpfte. Der Kleine konnte sich das Verhältnis der beiden nicht so recht erklären. Wie auch, er war ja erst sieben.
 

„Jin redest du heute auch noch mal mit mir?“ Kazuya hatte sich jetzt neben seinen Sohn gesetzt. Der Kleine drehte den Kopf in die andere Richtung. Wieso musste dieser Bengel nur so entsetzlich stur sein? Kazuya begann im Geist von zehn an rückwärts zu zählen. Er hatte Jun versprochen, freundlicher zu sein aber das Kind machte es ihm wirklich schwer. „Bist du vielleicht früher zu hause, weil heute der letzte Schultag vor den Ferien war?“ Insgeheim war Kazuya stolz auf sich, weil er sich gemerkt hatte wann Jin seine Frühjahrsferien hatte, den Jungen schien dies jedoch keineswegs zu beeindrucken, er zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.
 

Kazuya seufzte schwer. Er griff mit der rechten Hand in die Tasche seiner Jacke und zog einen Brief hervor. Und legte ihn neben Jin. „Du solltest ihn lesen. Jun hat ihn mir gegeben. Ich glaube, du weißt noch nicht weshalb ich hier bin..“
 

Mit einem mürrischen Blick nahm Jin den Brief und drehte ihn einmal in der Hand. Sein Blick wanderte misstrauisch von dem Papier zu seinem Vater der Gedankenverloren über die Wiese sah.

Eilig öffnete das Kind den Umschlag. Als er die Worte seiner Mutter las wurde ihm schlecht, entsetzt starrte Jin zu dem Mann neben ihm.
 

»Lieber Jin,

ich hoffe dein letzter Schultag verlief ohne größere Zwischenfälle. Leider musste ich auf eine Konferenz in Sapporo reisen. Da ich nicht möchte das du deine erste Ferienwoche alleine verbringst habe ich deinen Vater gebeten auf dich aufzupassen. Er wird dich mit nach Tokio nehmen und du kannst bei ihm wohnen. Ich werde dann einfach zu euch kommen wenn meine Konferenz zu Ende ist. Ich möchte dich bitten, dass du dich benimmst! Mach es deinem Vater nicht allzu schwer, er wird auch versuchen sich zu benehmen. Versucht gut aufeinander aufzupassen!
 

Ich hab dich lieb

deine Mutter
 

P.S.: Bitte Jin, mach keinen Ärger!!«
 

Jin sah nocheinmal entsetzt auf die Zeilen die dort standen. Eilig erhob er sich und brüllte seinen Vater an „Nein!“ Kazuya seufzte nur und erhob sich ebenfalls. „Hm..wir haben uns schon gedacht, dass du nicht ohne Protest mitkommen würdest. Deshalb hat deine Mutter dir auch bis jetzt nichts von ihrer Reise erzählt. Egal, du wirst mit mir mitkommen und wenn du nicht freiwillig mitwillst, dann muss ich wohl daran erinnern das ich dein Vater bin!“
 

„Na und?! Ich will nicht mit dir kommen!“
 

Blitzschnell hatte Kazuya seinen Sohn geschnappt und unter seinen Arm geklemmt. Der Kleine wehrte sich mit Leibeskräften, doch es half nichts, Kazuya war stärker. „Keine Widerrede mehr! Du kommst mit, ich fliege nicht ohne dich zurück nach Tokio!“
 

„Ich will aber hierbleiben!“ Jin strampelte mit seinen Füssen wie wild in die Luft, doch seinem Vater rang dies nur ein amüsiertes Lachen ab. Der Mishima lief um das kleine Haus herum zu seinem Wagen. Er öffnete die Tür und setzte sein freches Kind auf den Beifahrersitz. Als die Tür zuviel und Kazuya um den Wagen herumging um auf die andere Seite zu gelangen versuchte Jin die Tür wieder zu öffnen, doch sie war verschlossen.
 

„Sicherheitsschloss!“ sagte Kazuya nur trocken als er selbst einstieg.
 

„Und was ist mit meinen Sachen?“
 

„Deine Schultasche hast du doch noch um und was das andere Zeug angeht, deine Mutter hatte mir vor ihrer Abreise heute früh eine Tasche auf die Veranda gestellt. Schnalle dich bitte an, bis zu dem Flugplatz hier brauchen wir einige Minuten!“

Kazuya schnaubte genervt. Diese Insel war wirklich nicht groß aber dennoch dauerte es erstaunlich lange um vom sogenannten Flugplatz zu Juns Haus zu gelangen. Nun ja, es störte ihn nicht wirklich. Immerhin lohnte es sich ja jedesmal den weiten Weg auf sich zu nehmen.
 

Vor einem Jahr hatte er Jun wiedergesehen und war sofort wieder von ihr verzaubert. Sie war immer noch so wunderschön wie früher. Wie hatte er sie nur damals gehen lassen können? Er hasste sich für seine Dummheit und Eifersucht, die der Hauptgrund für ihre Trennung gewesen war. Doch als er sie wiedersah konnte er nicht anders als sich bei ihr zu entschuldigen. Nach ein paar Treffen in Tokio hatte Jun ihm dann eröffnet, dass sie schwanger gewesen war, als sie ihn verlassen hatte. Das war ein großer Schock gewesen. Am Anfang hatte Kazuya getobt aber dann...
 

Er konnte Jun nie wirklich lange böse sein. Stattdessen hatte er versucht seine Beziehung zu Jun wieder aufzubauen und sein Kind kennenzulernen. Die Beziehung zur Kazama war das geringere Problem. Die beiden hatten schnell wieder die Gefühle füreinander gefunden, doch aus Rücksicht auf Jin lebten sie diese nicht aus. Denn der Junge schien ein ziemliches Problem mit Kazuya zu haben. Aber nun nach einem Jahr hatten weder Jun noch Kazuya die Kraft ihre Liebe zu verstecken und nur deshalb war Jun überhaupt nach Sapporo geflogen. Die eine Woche sollte Vater und Sohn nun endlich näher bringen.
 

Kazuya wagte einen Seitenblick zu Jin. Er sah noch immer schmollend aus dem Fenster. Er fühlte sich verraten von seiner Mutter. Wie konnte sie ihm das antun? Aber was sollte er denn tun? Weglaufen war wohl nicht möglich. Er wusste ja noch nicht einmal wo genau Kazuya in Tokio lebte. Um genau zu sein, wusste er überhaupt nicht viel über seinen Vater. Niemand hatte ihm bis jetzt viel über ihn erzählt. Das Einzige was Jin wusste war, dass er ebenfalls ein Kampfsportler war wie seine Mutter und das ihm eine Firma gehörte.
 

„Wir sind da!“
 

Der kleine Junge wurde aus seinen Gedanken gerissen. Er blickt aus der Frontscheibe des Wagens und sah eine recht staubige Asphaltpiste. Und ein einzelnes Flugzeug. Es war ein kleiner Privatjet. Gehörte der etwa seinem Vater? Jin sah skeptisch zu Kazuya. Der war bereits am aussteigen und nun viel Jin auch ein Mann auf der neben ihren Wagen getreten war. Er war dunkelhäutig und trug einen Anzug.
 

„Wir sind Abflug bereit Boss!“
 

„Gut! Hol die Sachen aus dem Kofferraum. Um den Jungen kümmere ich mich alleine.“ Der Dunkelhäutig nickt nur knapp und wandte sich zum Heck des Wagens. Kazuya hingegen öffnete die Tür seines Sohnes. „Steigst du freiwillig in das Flugzeug oder muss ich dich zwingen?“ Jin sah schmollend auf. Als er aber keine Anstalten machte sich zu bewegen packte Kazuya in erneut. Wie dieses Verhalten den Älteren nervte! Hätte er sich sowas erlauben können in seinem Alter? Wohl nicht. Allerdings wollte Kazuya um keinen Preis so werden wie Heihachi.
 

„Lass mich runter! Ich will nicht mit dir kommen!“ Jin schlug und boxte wild um sich. Sein Vater ignorierte ihn nur. Der dunkelhäutige Mann folgte ihnen zum Flugzeug und grinste nur über Jins kindisches Verhalten.
 

Erst als die Tür des Flugzeugs verschlossen war ließ Kazuya den kleinen Wildfang los. Jin setzte sich bockig auf einen Sitz weit weg von seinem Vater. Dieser ließ sich nur stöhnend nieder. Das würde wohl eine sehr anstrengende Woche werden!

Hunger

Tokio war ein riesige Stadt. Und Jin war ein kleiner Junge. Sobald sie den Flughafen in einer Limousine verlassen hatten, war das dem Kleinen schlagartig bewusst geworden. Er fühlte sich auf einmal einsam und verlassen. Insgeheim sehnte er sich nach seiner Mutter aber das würde er nie offen zugeben. Mit großen Augen schaute das Kind stattdessen zu den großen Wolkenkratzern empor. Noch nie hatte Jin eine Stadt wie Tokio besucht.
 

Kazuya sah schon eine ganze Weile zu wie sein Sohn mit großen Augen an der Scheibe klebte. Für ihn musste dies hier alles ganz aufregend und neu sein. Kaum merklich bildete sich ein Lächeln auf seinen Lippen. Die Trennscheibe zum Fahrerraum wurde heruntergelassen. Der dunkelhäutige Mann im Anzug saß auf dem Beifahrerplatz und wandte sich zu Kazuya um.
 

„Wir werden gleich da sein. Die Sicherheitsmaßnahmen wurden verschärft und ich persönlich werde mich ab morgen um ihn kümmern wie du es angeordnet hast. Sonst noch was?“
 

„Nein vorerst nicht. Es sei denn du kannst meine Termine für morgen verschieben..“
 

„Nicht, dass ich es nicht versucht hätte aber bedaure. Du solltest heute Abend auch noch in New York anrufen. Anna wartetet auf Anweisungen!“
 

„Danke Bruce aber Anna wird bis Morgen warten müssen. Heute möchte ich nur noch meine Ruhe.“
 

Bruce nickte nur verstehend und sah dann zu Jin. Er hatte ihnen die ganze Zeit zugehört und sah nun neugierig zu dem Dunkelhäutigen. Dieser grinste nur und zwinkerte dem Kind zu. Die Scheibe zwischen ihnen ging wieder nach oben.
 

Jin wandte sich rasch wieder dem Fenster zu. Er hatte immer noch keine große Lust mit Kazuya zu reden. Der Mishima fragte sich gerade wie sie die Woche überstehen sollten ohne dass nicht einer von ihnen erheblichen Schaden nahm, als sie gerade in die Tiefgarage eines besonders hohen Wolkernkratzers fuhren. Jin sah das erste mal seit sie in Tokio waren zu seinem Vater. Was wollten sie denn in einer Tiefgarage? War das vielleicht eine Abkürzung?
 

Doch der Wagen stoppte nun. Und Kazuya schickte sich an auszusteigen doch Jin blieb stumm sitzen. Er wusste nicht wirklich ob er seinem Vater aus dem Auto folgen sollte oder lieber versuchen sollte wieder zurück nach Yakushima zu gelangen. Der Junge drückte etwas nervös seine Schultasche, die er immer noch bei sich trug fester an sich. Das Rascheln von Papier ließ ihn zu ihr hinunter blicken. Der Brief seiner Mutter ragte ein kleines Stück hervor.
 

Die Tür auf seiner Seite ging auf. Kazuya sah zu seinem Sohn herab, doch noch bevor er den Kleinen wieder hochheben konnte war Jin von alleine ausgestiegen. Ängstlich blickte er sich in der Tiefgarage um. Wenn es einen Ort gab der den er gruselig fand, dann war es dieser hier. Es war dunkel und roch widerlich nach Autoabgasen. Und wer waren überhaupt die ganzen Männer hier? Bruce war jetzt nicht der Einzige der neben Kazuya stand. Da waren noch viele andere und sie waren alle bewaffnet. Jin schluckte und wollte gerade wieder Schutz im Wagen suchen als er spürte wie ihn jemand mit sanfter Gewalt vorwärts schob. Natürlich wusste Jin wessen Hand da auf seiner Schulter ruhte. Kazuya hatte bemerkt, dass sein Kind sich unwohl fühlte und dirigierte ihn daher zu einem Aufzug. Nur Bruce folgte den beiden samt dem Gepäck in das Innere.
 

Der kleine Junge zwischen den Erwachsenen sah müde zu Boden. Musste er jetzt mit zur Arbeit seines Vaters? Warum sonst sollten sie jetzt mit dem Aufzug fahren? Jin konnte sich beim besten Willen nicht erklären wo sie hinfuhren. Nicht zum ersten Mal am heutigen Tag wurde ihm bewusst wie wenig er doch eigentlich über seinen Vater wusste. Vielleicht hätte er seine Mutter doch mehr über ihn ausfragen sollen. Der Junge zuckte erschrocken zusammen als er spürte wie jemand die Hand auf seinen Kopf legte. Zaghaft sah er nach oben in das Gesicht seines Vaters. Was sollte das? Jin mochte es nicht wenn man ihn wie einen kleinen Kind durch die Haare wuschelte. Er zog eine kleine Schnute.
 

„Schon wieder am schmollen Zwerg?“ Jin sah empört seinen Vater an. Was erlaubte der sich ihn Zwerg zu nennen? Gerade als er lautstark protestieren wollte, erhob Kazuya wieder seine Stimme. „Hör mir jetzt zu! Damit dir in der einen Woche nichts geschieht wird Bruce Irvin, hier, auf dich achten. Du kannst ihm vertrauen, so wie ich es auch tue. Da ich morgen keine Zeit für dich haben werde, wirst du dich dann wohl an ihn wenden müssen.“ Jin hatte aufmerksam zugehört und immer mal wieder einen blick zu Bruce geworfen. Dieser schien fast vor Stolz zu platzen weil Kazuya ihm soviel Vertrauen entgegen brachte. Jin sah den Mann skeptisch an. Der sollte also sein Babysitter sein? Insgeheim musste Jin lachen, denn diesen Kerl würde er sicher schnell in die Knie zwingen.
 

Das Klingeln des Aufzugs ließ alle drei aufsehen. Sie waren an ihrem Ziel angekommen. Als sie in einen Gang hinaustraten konnte Jin nichts besonderes erkennen. Es war lediglich ein weißer beleuchteter Gang der auf eine große Flügeltür zuführte. Als sie andieser Tür ankamen bemerkte Jin ein kleines Kästchen daneben. Sein Vater gab einige Zahlen darauf ein und legte auch seinen Daumen darauf ab. Und seltsamerweise starrte er es auch sehr intensiv an.
 

„Identifiziert. Kazuya Mishima. Zugang gewährt.“
 

Jin blinzelte irritiert zu dem kleinen Kästchen. War das also soetwas wie ein Schloss? Lange hatte Jin nicht Zeit darüber nachzudenken. Denn schon öffneten sich die Türen und gewährten ihnen somit Einlass. Als der Junge seinem Vater folgte, betrat er eine Wohnung, die ihm den Atem verschlug.
 

Sie standen in einem Raum der einem Wohnzimmer glich nur viel größer und luxuriöser als Jin es je gesehen hatte. Eine breite Fensterfront ließ viel Licht hinein und gab eine wundervolle Aussicht auf Tokio Preis. Jin staunte nicht schlecht. Nur wenige Schritte, an das Wohnzimmer anschließend war eine großzügige Küche. Jin trat neben ein ziemlich großes Gemälde, von dem er sich fragte was daran so besonders war, denn es zeigte ja lediglich einen Teich mit Seerosen (1) und das auch noch schmierig gemalt. Ob es überhaupt teuer war? Der Junge wandte sich zu seinem Vater, er wollte wissen ob dass hier alles ihm gehörte, doch da ertönte das Klingeln eines Handys.
 

Kazuya wandte Bruce und Jin den Rücken zu. Mit einer Handbewegung zeigte er dem Amerikaner an, er solle Jin auf sein Zimmer bringen. Stumm und etwas beleidigt weil sein Vater sich noch nicht einmal selbst die Mühe machte ihm sein Zimmer zu zeigen, folgte er Bruce.
 

„So! Da wären wir Jin. Dein Zimmer!“ Bruce ließ den Jungen zuerst in das Zimmer treten. Das Zimmer war recht schlicht. Aber es war groß, fast schon größer als eine Etage des Hauses seiner Mutter.
 

„Wenn du willst helfe ich dir beim auspacken. Dein Vater wird noch ein paar Minuten beschäftigt sein. Aber ich denke in einer halben Stunde kannst du ruhig damit rechnen das es Abendessen gibt.“
 

„Ich bin kein Kind mehr! Auspacken kann ich auch alleine!! Und Hunger hab ich auch keinen!“

Natürlich hatte Jin Hunger und was für einen. Aber er wollte nicht nach der Pfeife von seinem Vater und Bruce tanzen.
 

„Nun wenn du mich nicht mehr brauchst werde ich gehen. Wir werden uns dann morgen wiedersehen!“ Bruce nickte noch zum Abschied wobei es Jin vorzog noch nicht einmal in seine Richtung zu sehen.
 

Kaum das Bruce die Tür geschlossen hatte, nahm Jin Anlauf und sprang auf sein neues Bett. Es war weicher aber auch viel größer als jenes bei seiner Mutter. Irgendwie fühlte er sich verloren darin. Um dieses neue Gefühl von Einsamkeit zu verdrängen schaute sich Jin nun sein neues Zimmer genauer an. Und vergaß seinen Hunger und das Auspacken.
 

Kazuya hatte es tatsächlich geschafft zu kochen während er telefoniert hatte. Und da hieß es immer Männer wären nicht multitaskingfähig. Allerdings kam Jin nicht zum essen. Der Mishima hatte auch nicht damit gerechnet. Sein Sohn war schon den ganzen Tag so bockig und das würde sich wohl so schnell auch nicht ändern. Müde und in unangenehmer Vorahnung auf die kommende Woche ließ er sich auf der Couch nieder. Es dauerte nicht lange und er war eingeschlafen.
 

Jin saß sich den Bauch haltend auf seinem Bett. Jetzt war er schon drei stunden hier und sein Vater hatte immer noch nicht nach ihm gesehen. War er ihm wirklich so egal? Der Kleine hatte gehofft das er seinem Vater doch mehr bedeutete. Traurig schlich sich Jin aus seinem Zimmer in die Küche. Aber er fand nichts essbares auch wenn ein angenehmer Geruch in der Luft lag. Jin spürte Tränen aufsteigen und dieses Gefühl der Einsamkeit stieg erneut in ihm auf.
 

Ein lautes Schnarchen ließ Jin herumfahren. War da etwa jemand? Seiner Vater vielleicht? Leise schlich er vorwärts in das Wohnzimmer. Und da auf der Couch saß tatsächlich sein Vater und schlief. Zuerst wollte Jin sofort wieder gehen aber sein Magen belehrte ihn eines besseren. Etwas ängstlich trat der Kazama vor Kazuya und musterte den schlafenden. Zaghaft rüttelte er am Knie seines Vaters. Dieser grunzte nur im Schlaf.
 

„Vater?“

Jin rüttelte ihn nun energischer doch ohne Erfolg. Seufzend kletterte er auf die Couch neben dem Mishima. Er beugte sich an das Ohr seines Vaters und rief erneut nach ihm „VATER!!!“
 

Kazuya war mit einem Schlag wach. Er fuhr erschrocken aus dem Schlaf. Als er jedoch sah, dass er in seinem Wohnzimmer war ließ er sich müde zurück sinken.
 

„Vater? Bist du jetzt wach?“ Eine völlig überflüssige Frage eigentlich aber Jin war sich nicht sicher ob ihm Kazuya zuhörte.
 

„Jin? Wieso bist du noch wach?“ Müde sah Kazuya auf seine Uhr. „Es ist halb elf. Geh jetzt schlafen.“
 

„Aber Vater ich will noch nicht schlafen ich will-“
 

Kazuya stöhnte und schnappte seinen Sohn wieder und trug ihn in Richtung seines Zimmers. Jin hing traurig in seinen Armen. Als Kazuya ihn auf das Bett setzte, sah Jin mit großen Augen zu ihm hoch.
 

„Aber Vater ich-“
 

„Was denn noch Jin? Leg dich jetzt schlafen!“

Gerade als Kazuya genervt aufstehen wollte um sein Kind alleine Zu lassen, spürte er wie sich Jin an seinem Hemd festkrallte.
 

„Papa bitte...ich habe Hunger!“

Und wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen ließ der Magen des Jungen ein lautes Brummen vernehmen. Kazuya blinzelte nur etwas irritiert. Allerdings huschte ein Grinsen über seine Lippen. Vorsichtig strich er Jin über den Kopf und sah ihn durchdringend an.
 

„Okay. Ich hol dir was zu essen und du machst dich fertig für's Bett? Einverstanden?“

Jin überlegte nur kurz aber nickte dann energisch. Kazuya erhob sich und verließ das Zimmer Richtung Küche. Jin suchte in seiner Tasche eilig nach seinem Schlafanzug und zog ihn an. Mit Anlauf sprang er dann wieder in sein Bett. Fast zeitgleich betrat auch Kazuya wieder das Zimmer. Er reichte seinem Sohn einen Teller mit Reis und Gemüse. Jin sah begeistert auf den Teller.
 

„Ausnahmsweise darfst du im Bett essen. Räum morgen früh den Teller weg und dein Zimmer....könnte auch besser aussehen! Räum es morgen auf!“ Kazuya sah sich skeptisch um und schickte sich an seinen Sohn nun alleine zu lassen. Jin sah ihm traurig nach. Es hätte den Kleinen schon gefreut, wenn sein Vater bei ihm geblieben wäre auch wenn er es nicht gezeigt hätte.
 

Doch noch bevor Kazuya seinen Sohn für die Nacht alleine ließ hielt er an die kurz Tür inne.

„Gute Nacht Jin!“
 

**********
 

(1) Claude Monet "Seerosen" (Wert: es wurde ein Werk aus dieser Sammlung für 80 Mio. Dollar verkauft (unfassbar))

-> http://www.gelsenkirchener-geschichten.de/userpix/47/47_MonetSeerosenII_0_1.jpg

Erkundungstour

Jin hatte diese Nacht nicht besonders gut geschlafen. Immer wieder hatten ihn Albträume geweckt. Daher war er auch ganz froh, dass es endlich Morgen war und er aufstehen konnte. Eilig zog er sich an und rannte in die Küche. Er hoffte, dass Bruce oder vielleicht sogar Kazuya da waren. Der kleine Junge wollte einfach nicht alleine sein.
 

Doch die Küche und auch das Wohnzimmer waren leer. Niemand war in der großen Wohnung. Er war allein. Allein in einer viel zu großen Wohnung, Allein in einer fremden Stadt. Allein mit seinen Gedaken.
 

Traurig setzte sich Jin an die große Fensterfront. Das Kind zog die Beine an sich heran und schlang seine Ärmchen darum. Er vermisste seine Mutter. Sie würde ihn nie in seiner Einsamkeit versinken lassen. Seiner Mutter hatte immer dafür gesorgt, dass er sich ablenken konnte. Betrübt bettete er den Kopf auf seine Knie.
 

Warum war sein Vater jetzt nicht hier? Wollte er ihn denn gar nicht kennen zu lernen? War Jin vielleicht zu frech gewesen? Mochte ihn Kazuya jetzt nicht mehr? Jin schniefte. Energisch wischte der Junge die aufkommenden Tränen weg. Sein Vater hatte ihn bis jetzt nicht gemocht und das würde sich bestimmt nicht ändern. Schließlich mochte Jin ihn ja auch nicht, dachte das Kind trotzig nach. Wie hatte seine Mutter nur so einen Mann mögen können?
 

„Na Kleiner was sitzt du hier so alleine rum?“
 

Jin sah erschrocken auf und blickte in das dunkle Gesicht von Bruce Irvin. Dieser grinste nur gelassen. Das Kind jedoch sah nun trotzig zu dem Amerikaner auf. „Ich bin nicht klein!!“ Jin stand auf und wollte jetzt gehen. Zurück in sein Zimmer.
 

„Hy hy, Jin schön hier geblieben!!“ Bruce hielt ihn am Arm zurück. „Dein Vater hat mir aufgetragen auf dich aufzupassen und mich heute ein wenig um dich zu kümmern.“ Der Junge sah zu Bruce auf. Zum einen freute es ihn vielleicht, die Wohnung zu verlassen und diese fremde große Stadt zu erkunden. Doch empfand er es als Schade, dass Bruce es sein würde der ihm die Stadt zeigte. Sein Vater hatte wohl etwas besseres zu tun. Jin fühlte sich jetzt bestätigt mit seiner Annahme, dass Kazuya ihn gar nicht mochte. Der Mishima wollte ihn wahrscheinlich gar nicht wirklich hier haben.
 

Bruce bemerkte, dass Jin abwesend vor sich hinstarrte. Er stupste den Jungen an. „Also auf was hast du Lust?“ Das Kind zuckte nur mit den Schultern. Bruce dachte kurz nach. „Was hälst du davon wenn wir ersteinmal was essen gehen? Da kannst du dir dann ja überlegen was du tun möchtest!“
 

Etwas wiederwillig war Jin dem Amerikaner gefolgt. Sie verließen, dass Gebäude jedoch nicht durch die dunkle Tiefgarage. Stattdessen erblickte Jin bei dem verlassen des Aufzugs eine große Empfangshalle. Der Junge staunte mit großen Augen. Überall war Glas und ließ die Strahlen der Sonne hinein. Der schwarze Fussboden, welcher aus Mamor war, verstärkte den prächtigen Eindruck.
 

Nur langsam folgte Jin dem Amerikaner zum Ausgang. Bevor Jin das Gebäude entgültig verließ, wandte er sich noch einmal um. Sein Blick war auf eine steinerne Tafel gerichtet in der Mitte des Raumes. Goldene Buchstaben verzierrten sie.
 

» Mishima Financial Empire «
 

Der kleine Junge blinzelte verwirrt. Warum stand dort der Nachname seines Vaters? Nervös sah sich das Kind nach Bruce um. Dieser stand in der großen Eingangstür und warte auf Jin. Mit einem letzten Blick auf die Tafel folgte der Junge ins Freie.
 

Bruce zeigte Jin Tokio. Für ein kleines Kind war diese Stadt wirklich spannend. Überall blinkte es und überall konnte man Dinge entdecken die Spass machten. So lernte Jin von Bruce was Fast Food war. Und zum erstaunen von Bruce mochte Jin keineswegs Pommes und Burger. Der Amerikaner hatte lachen müssen. Ganz der Vater eben, hatte er nur gedacht.

In einer Spielhalle jedoch hatte Jin wirklich ausgelassen toben können. Und sogar Bruce hatte mitgespielt, wenn auch unter Protest zu beginn. Doch nachdem der dunkelhäutige bei einem Spiel einen neuen High Score im Alien schießen erreicht hatte, war jeglicher Protest gewichen. Jin hatte es Spaß gemacht. Bruce hatte ihm nicht einmal etwas verboten. Seine Mutter hätte nie zugelassen, dass er solche brutalen Spiele spielte.

Nach dem Jin wieder Hunger bekommen hatte und Bruce meinte er müsse noch etwas in einem Laden in der Nähe abholen verließen sie die Spielhalle. Stattdessen betraten sie ein Einkaufszentrum, mit vielen Geschäften und auch einigen Ständen an denen man etwas essen konnte. Bruce kaufte Jin ein paar Reiskuchen. Zufrieden aß der Junge die einfache Mahlzeit. Das war um Längen besser als Fast Food dachte sich Jin. Bruce ging mit ihm zu einem großen Spielzeug Laden. „Ok Kleiner! Schau dich hier drinnen ein wenig um. Ich bin in fünf Minuten wieder da. Ich will nur schnell meine Uhr abholen!“ Jin war viel zu sehr fasziniert von dem Paradies von Laden der sich ihm nun eröffnete, als dass er Bruce zugehört hätte. Schnell ging das Kind auf Erkundungstour. Soviele Sachen gab es hier, die Jin schon immer haben wollte. Spiele-Konsolen, Plüschtiere, ferngesteuerte Autos und so vieles mehr. Doch Jin wurde plötzlich schmerzhaft wieder bewusst, warum er von diesen Sachen nichts besaß. Wovon sollte es bezahlt werden? Seine Mutter hatte nicht soviel Geld und Jin war sich nicht so ganz sicher wieviel Geld sein Vater hatte. Und selbst wenn Kazuya es sich leisten konnte so würde er Jin sicher nichts davon kaufen, dachte sich der Junge, denn schließlich mochte der Mishma ihn nicht. „Na Kleiner hast du was gefunden?“ Bruce war wieder da und wuschelte dem Jungen durch das Haar. Jin schüttelte nur stumm den Kopf. „Hm..echt nicht?“ Jin schüttelte erneut den Kopf und sah stur zu Boden. „Ich will nach Hause...“ sagte der Junge nur leise.
 

Als sie wieder die Eingangshalle jenes Wolkenkratzers betraten in welchem die Wohnung seines Vaters war, fiel Jins Blick erneut auf die große Steintafel. Im Aufzug, den niemand aus Jin und Bruce benutzte, sah Jin nachdenklich auf die springenden Zahlen der Stockwerke über der Tür.

„Gehört meinem Vater dieses Haus?“ fragte der Junge ganz unvermittelt. Bruce blinzelte irritiert. „Nun... naja, also um ehrlich zu sein ja und nein. Der Wolkenkratzer gehört dem Mishima Financial Empire aber der wiederum gehört deinem Vater.“ Jin starrte Bruce mit großen Augen an. Das Klingeln des Aufzugs riss den Jungen aus seiner Starre und er folgte Bruce aus dem Aufzug.
 

Endlich wieder in der Wohnung fand Jin seine Worte wieder.

„Heißt dass, mein Vater ist reich?“ Bruce begann zu lachen. Der Junge verstand nicht was denn jetzt so witzig war. Etwas beleidigt sah er zu dem Amerikaner auf. „Warum lachst du?“ Bruce beruhigte sich langsam wieder. „Naja, also um ehrlich zu sein dachte ich, dass das klar wäre. Ja dein Vater ist reich und um genau zu sein, er ist wohl einer der reichsten und mächtigsten Männer der Welt.“ Jin schluckte. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. „Aber wenn Vater so reich ist, warum hatten dann Mama und ich nie viel Geld?“ Bruce sah seufzend zu Jin hinab. Irgendwie tat ihm der Kleine leid, aber auch für Kazuya empfand er Mitleid. Wenn die beiden sich besser kennen würden, dann würden sie sicher richtig viel Spaß haben, da war sich Bruce sicher.
 

Jin sah sich in der Wohnung um. Kazuya war immer noch nicht da. Bruce sah zu ihm. „Wenn du was brauchst Kleiner, dann geh zum Telefon und drück die zwei dann wirst du zu mir durchgestellt. Ich muss schnell in mein Büro. In einer Stunde bin ich wieder da. Aber ich denke mal Kazuya wird auch bald kommen.“ Mit diesen Worten blieb Jin alleine zurück. Seufzend setzte sich Jin auf die Couch. Nun war er wieder allein.
 

Die Zeit verging und Jin konnte anhand der Uhr erkennen, dass Bruce nun schon vier Stunden fort war. Es war acht Uhr Abends und der kleine Junge saß immer noch alleine in der viel zu großen Wohnung. Jin hing in dieser Zeit seinen Gedanken nach. Mittlerweile, war sich der Junge sicher, dass Kazuya ihn nur hier hatte, damit er Jun beeindruckte. Dieser Mann liebte ihn sicher nicht. Jin spürte Tränen in sich aufkommen. Wenn seine Mutter einfach so nach Tokio gab, hatte sie ihn dann überhaupt noch lieb? Vielleicht wollte sie ihn nicht mehr bei sich haben weil er sich immer so schlecht benahm?! Mit einem Ruck erhob sich der Junge und stampfte in sein Schlafzimmer. Eilig stopfte das Kind seine Sachen in die Reisetasche. Er wollte hier weg. Weg von den Leuten, die ihn nicht haben wollten.
 

Jin fuhr mit dem Lift in das Untergeschoss des Gebäudes, in die Tiefgarage. Jetzt rannte Jin mit der Reisetasche auf dem Rücken los, auf den Ausgang zu. Es regnete als Jin ins freie trat. Sofort wurde der Junge von den Scheinwerfern eines herannahenden Autos geblendet. Entsetzt schrie der Siebenjährige auf.

Selbstbeherrschung

Das Quietschen von Reifen war zu hören. Kurz darauf ertönte das Klacken einer Autotür und hastige Schritte kamen auf Jin zu. Der Junge selbst sah nicht wirklich viel. Das Licht der Scheinwerfer blendete ihn. Nur schemenhaft konnte der Junge erkennen dass ein erwachsener auf ihn zu kam. Doch schon wenige Sekunden später wünschte er sich, nicht erkennen zu können wer da mit wutentbranntem Gesicht vor ihm stand.
 

Kazuya sah voller Wut und Entsetzten auf seinen Sohn. Schnell war dem Mishima klar, was Jin hier tat. Er wollte weglaufen. Die Reisetasche war dafür wohl der beste Beweis. Ohne das es Kazuya wirklich bewusst war, holte er mit der Hand aus.
 

Jin sah wie sein Vater die Hand gegen ihn erhob. Reflexartig schloss der Junge die Augen. Doch der erwartete Schlag blieb aus. Noch einige Sekunden verstrichen bevor Jin es wagte seine Augen einen Spalt breit zu öffnen. Sein Vater stand vor ihm, die Hände zu Fäusten geballt. Etwas seltsames schien in diesem Moment von ihm auszugehen. Jin wich ein Stück vor dem Älteren zurück.
 

Kazuya atmete tief ein und aus. Seine ganze Beherrschung war nötig um Jin jetzt nicht die Prügel seines Lebens zu verpassen. Immer wieder musste er sicxh ins Gedächtnis rufen, wie sehr er selbst unter solchen Erziehungsmethoden gelitten hatte. Schon als Kind hatte sich Kazuya geschworen, dass er sein eigenes Kind nie schlagen würde. Doch Jin machte es ihm nicht diesen Schwur zu halten. Warum benahm sich der Bengel ihm gegenüber nur so frech? Was sollte er denn noch tun? Gut Bruce hätte sich mehr Mühe geben können mit ihm heute in der Stadt aber war das gleich ein Grund weg zulaufen?
 

Jin erkannte das sein Vater in Gedanken war. Rasch wog er seine Chancen ab. Wenn der Junge schnell genug war, konnte er an seinem Vater ins Freie laufen. Das Kind setzte nun alles auf eine Karte. Warum auch nicht? Kazuya hasste ihn ohnehin schon, was sollte also noch schlimmeres passieren? Flink versuchte Jin an seinem Vater vorbei zuhuschen. Doch dieser war schneller. Kazuya hielt den Jungen im Genick gepackt. Dieser hatte erschrocken aufgeschrien und wehrte sich nun wie wild gegen den Griff seines Vaters.
 

„Lass mich los!!“ brüllte der Kleine. Tränen stiegen ihm in die Augen. Nicht nur weil diese Situation so aussichtslos war sondern auch weil der Griff seines Vaters schmerzhaft fest war. Kazuya setzte sich in Bewegung und schleifte seinen Sohn mit sich. Während sich die beiden dem Aufzug näherten, zog Kazuya sein Handy. Er wählte Bruce Nummer.
 

„Ja..“ kam es müde vom anderen Ende der Leitung.
 

„Sorg dafür das mein Wagen geparkt wird. Er steht in der Einfahrt zur Tiefgarage.“ die Stimme des Mishima war eiskalt als er sprach.
 

„Ja aber warum-?“ weiter kam Bruce nicht, denn Kazuya hatte schon aufgelegt.
 

Erst als Vater und Sohn das Innere des Fahrstuhls betraten und sich die Türen langsam schlossen, ließ Kazuya von seinem Sohn ab. Der Kleine sah stur auf seine Füße während stumme Tränen seine Wangen herunter kullerten. Kazuya beobachte ihn. Heihachi hätte ihn nur das Weinen schon grün und blau geschlagen. Kazuya wusste dass er nicht darum herum kam Jin für sein Benehmen zu bestrafen. Schließlich wollte er ja auch nicht, dass ihm das Kind auf der Nase herum tanzte. Doch wenn der Mishima darüber nachdachte, eigentlich tat der Junge, dass schon die ganze Zeit. Nur am Rande realisierte Kazuya wie sie Wohnung betraten. Jin nutzte die geistige Abwesenheit um in sein Zimmer zu fliehen.
 

Schnell war der Kazama in sein Zimmer geeilt. Doch zu seinem Bedauern musste er feststellen, dass die Zimmertür keinen Schlüssel besaß. Fast schon ein wenig panisch sah sich der Kleine um. Er brauchte ein Versteck. Jin war sich nicht sicher, ob Kazuya ihn nicht doch schlagen würde. Doch noch ehe das Kind eine geeignete Möglichkeit gefunden hatte sich zu verstecken erschien der Mishima im Raum. Entsetzt keuchte Jin auf und wich vor dem Älteren zurück. Dieser packte erneut den Jüngeren. Das Kind zuckte zusammen.
 

„Jin, sieh mich an!“ befahl Kazuya streng.
 

Der Kazama sah trotzig auf seine Füße. „Jin sieh mich an! Sofort!“ der Ton der Kazuya nun anschlug wurde nun rauer. „Nein!“ sagte Jin bockig. Kazuya schnaubte genervt.
 

„Jin, ich mache keinen Spass mehr! Sieh mich jetzt an oder ich werde-“
 

„Dann schlag mich doch! Ich weiß, dass du mich hasst also musst du auch nicht so tun als ob du nett wärst. Mama ist es doch eh egal wie es mir bei dir geht!“ ohne es zu wollen hatte Jin seinen Vater nun doch angesehen während er ihn angeschrien hatte.
 

Kazuya brauchte einige Sekunden um zu verarbeiten was ihm sein Sohn da gerade gesagt hatte. „Warum glaubst du das ich dich hassen würde?“ fragte er dann ganz ruhig.
 

Jin hatte wieder angefangen zu weinen und sah nun wieder auf seine Füße. Ihm war bewusst geworden, als er seine Worte gesprochen hatte wie schmerzhaft sie doch waren. Der Kleine fühlte sich gerade schrecklich einsam.
 

„Jin...bitte antworte mir! Sag mir warum du das glaubst!“ vorsichtig ließ Kazuya seinen Sohn nun los und streichelte über seinen Kopf. Mochte Jin es auch nicht sehen, so hatten die Worte des Kindes den Mishima tief verletzt. Wenn Jin soetwas glaubte, dann musste er ein schrecklicher Vater sein.
 

Ganz leise vernahm Kazuya die Stimme seines Sohnes. „Weil du nicht da bist...und Mama ist auch nicht da...ich bin euch doch egal!“ Wütend spannte sich der Mishima an. Ohne, dass es Jin erwartwet hätte, traf ihn eine schallende Ohrfeige.
 

Jin starrte entsetzt und panisch zu seinem Vater. Der Ältere wirkte nun sehr streng und ebenso zornig. „ Wag es nie wieder soetwas zu denken!!! Wenn du uns egal wärst, würde ich mich dann überhaupt eine Woche mit dir abgeben?“
 

„Aber du kümmerst dich doch gar nicht um mich...“
 

Kazuya wollte gerade ansetzen etwas zu sagen als ihm auffiel, dass der Junge recht hatte.

Stille breite sich zwischen den beiden aus. Der Mishima sah nun ebenso zu Boden.
 

„Ich rufe deine Mutter an...sie soll dich abholen.“ Jin sah nun auf. Kazuya wandte sich von dem Kind ab während er sein Handy zog. Für den Kazama war dieser Satz schlimmer als die Ohrfeige. Ihm wurde klar, dass er gerne mehr von seinem Vater gehabt hätte.
 

„War wohl eine blöde Idee..als ob ich mich um ein Kind kümmern könnte..tse!“ brummte Kazuya eher zu sich selbst. Dem Mishima war eines auch klar, wenn Jun nun den Jungen holte, dann war es wohl die letzte Chance für eine gemeinsame Zukunft gewesen.
 

Gerade als Kazuya die Wahlfunktion drücken wollte, spürter wie sich etwas an sein Bein klammerte. Erstaunt sah er zu Jin hinab. Was sollte nun das?
 

„Ich will doch gar nicht das du mich weg gibst..“ nuschelte Jin gegen den Stoff der Hose.
 

„Was willst du denn dann?“
 

„...Das du mich lieb hast....“

Kochkunst

Ein lautes Klirren weckte den Mann der es sich auf der Couch bequem gemacht hatte. Stöhnend und unter knackenden Gelenken erhob sich der Japaner. Warum nur schlief er immer wieder auf dieser verdammten Couch? Kazuya Mishima rieb sich leicht verschlafen den Nacken. Nicht wirklich bewusst, sah er sich im Wohnzimmer um. Der Fernseher war an. Das verwirrte ihn nun doch. Seit wann schlief er vor dem Ding ein? Und seit wann sah er sich Cartoons an? Ehe seine Gedanken sich wieder richtig geordnet hatten, vernahm der Mishima ejn weiteres Klirren und dann einen Aufschrei. Jin.
 

Eilig erhob sich der Ältere und ging in die Küche. Dort saß sein Sohn auf dem Boden und hielt sich einige seiner Finger, vor ihm ein Scherbenhaufen. „Jin! Was hast du gemacht?“ Der Ältere schnappte den Jungen schnell und hob ihn zur Spüle hoch. Behutsam hielt er die blutigen Fingerchen seines Sohnes unter das aufgedrehte Wasser. Jin schniefte ganz leise. „Was hast du angestellt?“ fragte der Ältere etwas strenger und stellte das Wasser wieder ab.
 

Jin sah dabei zu wie sein Vater vorsichtig die zwei Schnitte mit einem Handtuch abtupfte. Er schürzte die Lippen und ein weiteres leises Schniefen entwich ihm. Eigentlich wollte das Kind ja stark sein und keine Schwäche zeigen.Aber irgendwie wollte ihm das nicht gelingen. „Hy Jin, ich habe dich was gefragt!“ hörte er nun seinen Vater etwas energischer sagen. Der Mishima setzte sein Kind auf der Küchentheke ab und sah ihn durchdringend an. Jin blickte auf seine Verletzungen.
 

„Ich habe Hunger gehabt...und als ich den Teller aus dem Schrank holen wollte ist er mir runter gefallen.“ Jin blickte durch die Küche. Er war mit Hilfe eines Stuhls hoch zum Geschirr geklettert. Kazuya folgte dem Blick seines Sohnes. Tadelnd sah der Ältere dann wieder auf sein Kind. „Kletter nie wieder auf den Küchenschränken rum!“ Jin sah nur stumm weiter seine verletzten Finger an. Eine Weile herrschte schweigen und Jin hörte wie sein Vater die Küche verließ, aber nach kurzer Zeit wiederkam. Überrascht sah der Junge dabei zu wie Kazuya die Verletzungen seines Sohnes mit Heftpflastern verarzte. Der Mishima strich Jin noch einmal über den Kopf, ehe er sich daran machte den Scherbenhaufen zu beseitigen.
 

„Papa es tut mir leid, wegen dem Teller!“ sagte Jin ganz leise. Immerhin hatte sich der Kleine nach dem gestrigen Abend vorgenommen sich besser zu benehmen gegenüber seinem Vater. Mit großen unschuldigen Kinderaugen, blickte er daher auf zu seinem Vater. Der Ältere räumte nur stumm die Scherben weg, ehe er seine ganze Aufmerksamkeit auf Jin wandte. Er beugte sich zu dem Jüngeren. „Schon ok!“ ein kleines Lächeln huschte über Kazuyas Gesicht. „Aber wenn du das nächste Mal frühs Hunger hast, dann weck mich bitte! Bei nächsten Mal schneidest du dir vielleicht noch die ganze Hand ab!“ meinte der Mishima übertrieben. Jin stöhnte und rollte mit den Augen. „Sonst passiert mir sowas auch nicht!“ Kazuya zog eine Augenbraue hoch. „Sonst?“ Jin sah etwas erschrocken zu seinem Vater. Vielleicht, hätte er mit seiner Formulierung aufpassen müssen. Der Junge sah stumm auf den Küchen Fußboden.
 

„Machst du das bei deiner Mutter auch immer?“ fragte der Ältere nach einigen Minuten. Wieder blieb Jin stumm. „Ich werde es ihr auch nicht sagen. Versprochen!“ Zaghaft sah Jin auf und kaute auf seiner Unterlippe. „Aber du darfst dein Versprechen wirklich nicht brechen!“ Ernst nickte Kazuya nur als der Kleine dann seufzte. „Mama will nicht, dass ich viel Süßigkeiten esse. Also versteckte sie, die immer in den oberen Küchenschränken.“ Kazuya musste grinsen. „Und du kletterst dann hoch und suchst sie dort zwischen Geschirr und Töpfen?“ Jin kaute erneut auf seiner Unterlippe. „Ja...“ gab er zaghaft von sich. „Und sie hat noch nicht bemerkt, dass die Süßigkeiten regelmäßig verschwinden?“ Jin grinste frech. „Nein. Sie glaubt wir haben Mäuse.“ Nun musste der der Mishima richtig lachen. Auch Jin grinste etwas verlegen. „Aber du darfst Mama wirklich nichts sagen! Sonst schimpft sie wieder.“ sagte der Junge zaghaft. Kazuya hielt in seinem Lachen inne und musterte den Jungen eingehend. „Schimpft Mama denn oft?“ Jin sah wieder zu Boden und wirkte bedrückt. Er wollte darauf nicht antworten. Wenn Kazuya jetzt erfuhr, dass Jin oft von seiner Mutter geschimpft bekam dann würde ihn der Mishima sicher doch wegschicken. Gestern Abend, hatte Kazuya dem 'Vater-Sohn-Projekt' noch eine letzte Chance gegeben. Und Jin war wirklich froh darüber gewesen, dass ein Vater gestern Abend solange bei ihm geblieben war, bis die Traumwelt Jin zu sich gerufen hatte. Wenn das Kind jetzt zugab in letzter Zeit zu Hause nur Ärger zu machen, dann würde es sicher wieder Ärger geben.
 

Doch Kazuya ahnte schon, dass jetzt wohl nicht der richtige Zeitpunkt war um über Jins Verhalten zu Hause zu reden. Lächelnd wuschelte er dem Kind durch die Haare. „Also, was willst du essen?“ Verwirrt blickte das Kind auf. „Na du hast doch gesagt, dass du Hunger hast!“ sprach der Vater und legte den Kopf etwas schief. Jin blickte nachdenklich durch die Küche. „Was darf ich denn essen?“ Kazuya war doch sehr überrascht von dieser Frage. Zwar hatte er nach gestern Abend, erwartet, dass Jin sich jetzt mehr benahm aber dass das Kind gleich so höflich wurde, war ihm doch etwas suspekt. Trotzdem versuchte der Mishima sich nichts anmerken zu lassen. „Eigentlich alles was du willst. Sofern es da ist.“ der letzte Satz war eigentlich überflüssig. Kazuyas Kühlschrank war immer gut gefüllt. Er selbst schaffte es zwar nie zum einkaufen aber Bruce kümmerte sich auch um diese Dinge. Unglaublich was der Amerikaner alles im Hintergrund managte. Kazuya nahm sich vor, ihm bei Gelegenheit zu danken.
 

„Gut. Dann will ich Schokolade und Kekse! Und ganz viel Milch. Ach ja und Kaubonbons.“ sagte der Junge breit grinsend. Kazuya blinzelte seinen Sohn an. „Nein. Das geht nicht!“ sprach der Ältere streng. „Du hast gesagt ich darf alles haben was ich will!“ sagte Jin bockig und sah beleidigt zu seinem Vater auf. „Alles bis auf Süßigkeiten!“ sprach Kazuya unbeeindruckt. In Gedanken ohrfeigte er sich allerdings für seine unglückliche Wortwahl. „Aber Milch ist doch keine Süßigkeit!! Es ist gemein, dass ich keine Süßigkeiten bekomme!“ trotzig und eine Schnute ziehend saß Jin nun auf der Küchentheke. Kazuya seufzte stumm. Der Kleine war noch ganz der alte. Trotzig. Frech. Stur und bockig. Doch seltsamerweise regte es den Mishima dieses mal nicht wirklich auf. Kurz dachte er nach, wie er dieses Problem lösen konnte.
 

„Ok, die Milch bekommst du. Aber Süßigkeiten gibt es nicht zum Frühstück. Das macht nur Bauch weh. Aber ich kann dir zum Beispiel Eierkuchen machen.“ Kazuya sah das Kind abwartend an. Der Kleine schien sich das Angebot durch den Kopf gehen zu lassen. Misstrauisch sah Jin dann nach einigen Sekunden zu Kazuya auf. „Du kannst doch gar keine Eierkuchen machen!“ Der Ältere wirkte amüsiert. „Wetten doch?“ Jin schnaubte nur. „Pah!! Kannst du nicht!!“ Kazuya wandte sich von dem Jungen ab. Ohne ein weiteres Wort suchte er sich die Utensilien für sein Kochvorhaben zusammen. Jin blickte ihn nun neugierig an. Ob sein Vater wirklich so etwas kochen konnte? So richtig glauben konnte der Junge es nicht. Doch zu Jins Überraschung stellte sich sein Vater als guter Koch heraus. Nach einigen Minuten und ein paar akrobatischen Wendungen der Eierkuchen stand ein wohlig duftender Teller mit einem Stapel dieser Leckerbissen neben Jin. Mit großen Augen blickte das Kind vom Frühstück zu seinem Vater. Dieser stand nur mit verschränkten Armen und triumphierenden Blick neben dem Kind. Jin grinste nun frech. „Nur weil du sie machen kannst, heißt dass ja noch nicht, das sie schmecken!“ Kazuya schnaubte. „Wenn du weiter so frech bist wirst du es auch nicht erfahren!“ Jin blickte erschrocken auf. „Nein Papa! Bitte, ich will wissen ob sie schmecken!!“ quengelte der Kleine. Kazuya hob den Jungen von der Küchentheke und stellte ihn auf seine Beine. „Schön aber wenn du wieder frech bist, esse ich alles alleine!“ Jin nickte eifrig. In Anbetracht dieses Berges an Eierkuchen hätte er wohl alles gemacht. Der Mishima nahm aus dem Schrank zwei weitere Teller und suchte Besteck.
 

Jin stand da und sah wartend zu. „Papa??“ fragte der Kleine als Kazuya gerade den Tisch decken wollte. Fragend drein blickend sah sich der Vater um. „Können wir auf der Couch essen und fernsehen?“ Kazuya blickte sein Kind skeptisch an. „Darfst du sowas denn zu hause?“ Jin zog eine Schnute. „Nein.“ Kazuya deckte nun den Tisch. „Da hast du meine Antwort. Wenn du bei deiner Mutter nicht beim Essen, fernsehen darfst, dann auch hier nicht.“ Genervt und beleidigt setzte sich der Junge an den Tisch. Warum hatte er auch zugegeben, dass er das zu hause nicht durfte? Jin nahm sich vor bei ähnlichen Situationen einfach zu lügen. Sein Vater würde sicher nichts davon bemerken. Immer noch beleidigt stocherte Jin im Essen rum. Dieses Verhalten ärgerte Kazuya nun doch. „Doch keinen Hunger?“ fragte er deshalb gereizt. Jin sah erschrocken auf und begann nun doch zu essen. Auch wenn er gerade nicht seinen Willen bekommen hatte, so wollte dennoch die Eierkuchen essen. Sie schmeckten fantastisch! Das Kind sah zu seinem Vater, der ihm gerade keine Beachtung schenkte. Er war wohl auch beleidigt, dachte Jin. Vielleicht sollte er ihm sagen, dass seine Eierkuchen toll schmeckten.
 

„Du kannst wirklich kochen Papa!“ sagte Jin mit einem ehrlichen Kinderlächeln. Kazuya sah auf und blickte seinen Sohn kühl an. Doch alle Strenge und Kälte wurde weggewischt bei diesem Anblick. Jin lächelte ihn das erste Mal ehrlich und glücklich an. Vor vierundzwanzig Stunden hätte der Mishima damit nicht gerechnet. Kazuya lächelte ebenso warm zurück. „Danke!“
 

„Ah ihr seit fast fertig mit frühstücken!“ sagte eine vertraute Stimme. Bruce war erschienen. Kazuya räusperte sich und eine gewisse Geschäftsmäßigkeit schlich sich wieder auf seine Züge. „Was gibt es?“ Bruce war überrascht von der Frage seines Chefs. „Du hast in 10 Minuten ein Meeting. Ehrlich gesagt, hatte ich dich bereits im Büro erwartet.“ Kazuya sprang eilig auf. „Ah verdammt!“ gab der Mishima genervt von sich und eilte aus der Küche. „Gib mir fünf Minuten!“ brüllte der Japaner als er in sein Zimmer eilte. Bruce seufzte. „Mehr hast du auch gar nicht.“ murmelte der Amerikaner und wandte sich an Jin. Dieser sah nun missmutig dreinblickend auf seinen Teller. Er hatte keinen Hunger mehr. „Was ist denn mit dir schon wieder los, Kleiner? Wieder mal bockig?“ lachte Bruce auf. Doch Jin sah ihn nur böse an und rannte in sein Zimmer. Dort angekommen, warf er sich auf sein Bett und kuschelte das Gesicht ins Kissen.
 

Jin weinte stumm. Warum hatte er nur gedacht, sein Vater würde sein Versprechen von gestern Abend halten? Von wegen er kümmerte sich nun besser um ihn und würde Zeit mit ihm verbringen. Das hatte er sicher nur gesagt, damit Jin endlich Ruhe gab. Jin wusste nicht was schlimmer war, dass sein Vater ihn belogen hatte oder, dass er ihm geglaubt hatte. Jin bemerkte gar nicht wie sein Vater zu ihm ins Zimmer kam. Der Ältere fühlte sich wirklich schuldig. Immerhin, brach er jetzt sein versprechen von gestern Abend. Er sah wie sein Sohn weinte. Bruce trat hinter ihn. Der Amerikaner nickte verstehend. „Ich sorg dafür, dass du eine gute Begründung für eine Verspätung hast. Und deinen restlichen Tag versuche ich zusammen zu kürzen!“ mit diesen Worten verschwand der Amerikaner.
 

Jin hatte nun bemerkt, dass er nicht mehr alleine war. Doch sagte er nichts. Immer noch drückte er sein Gesicht in das Kissen, auch dann noch als die Mataratze unter dem Gewicht seines Vaters etwas nachgab. „Jin...ich...“ Kazuya wusste nicht so ganz was er sagen sollte. Was hätte sein Vater in so einem Moment gemacht, schoss es ihm durch den Kopf? Wohl nichts. Es wäre Heihachi egal gewesen, vielleicht hätte er seinem Sohn auch noch eine Ohrfeige für sein Verhalten gegeben. Der Mishima seufzte. Nun wusste er zumindest was er nicht tun sollte. Nur konnte er nicht alle seine Termine so einfach absagen und sein Schreibtisch quoll ohnehin schon über. Er war gerade wirklich etwas verzweifelt. Am liebsten hätte der Mishima, Jun angerufen und um Hilfe gebeten oder zumindest hätte er gerne gewusst was er tun sollte.
 

„Du hast dein Versprechen gebrochen.“ sagte Jin trotzig in sein Kissen. Kazuya fuhr sich niedergeschlagen durch die Haare. Mit sanfter Gewalt löste er Jin von seinem Kissen und zog ihn näher zu sich. „Jin sieh mich bitte an!“ Doch Jin verschränkte nur bockig die Arme vor der Brust. Und sah absichtlich in die entgegengesetzte Richtung. „Bitte Jin!“ Kazuya streichelte den Kleinen über den Kopf. Doch Jin reagierte immer noch nicht. Warum auch? Kazuya würde ihn ohnehin nur wieder belügen oder ausschimpfen.

„Sieh mich bitte an mein Kleiner!“ Kazuya würde sonst niemals jemanden anflehen aber in diesem Moment blieb ihm nichts anderes übrig. Es sei denn er wollte zu den gleichen Mitteln wie sein Vater greifen. Jin schien begriffen zu haben, dass sein Vater wirklich mit ihm reden wollte. Als der Junge ihn ansah war er doch etwas überrascht, dass der Ältere so gequält wirkte.
 

Kazuya sah seinen Sohn ernst an. „Ich will mein Versprechen wirklich halten aber ich habe viel zu tun! Aber ich will Zeit mit dir verbringen nur weiß ich selber nicht wie ich das anstellen soll. Zu den Meetings kann ich dich nicht mitnehmen und in meinem Büro ist es zu langweilig für dich.“ Jin schürzte die Lippen. „Dann stör ich dich nur?“ Kazuya seufzte. „Nein. Mich stört mein Arbeitstag!“ Jin musterte den Anzug seines Vaters. „Kann Bruce nicht auf mich aufpassen oder muss ich wieder alleine bleiben?“ Hoffnungsvoll sah der Junge dann zu seinem Vater. Dieser dachte scheinbar gerade sehr angestrengt nach. Jin hatte das Gefühl, dass der Ältere nun schon eine Ewigkeit schwieg. Vorsichtig tippte er den Mishima an. „Papa?“
 

Kazuya erwachte aus seiner Starre. „Bruce schicke ich gleich zu dir hoch! Aber ich muss leider zu diesem Meeting. Pass auf Jin, ich mache dir einen Vorschlag! Bis zum Mittag vertreibst du dir mit Bruce die Zeit und dann sehen wir weiter. Dann kann ich vielleicht auch mal früher verschwinden. Einverstanden?“ hoffnungsvoll blickte er den Jüngeren an. Eigentlich war Kazuya ganz stolz auf seine Idee und hoffte, dass auch Jin sie gut fand. Jin dachte kurz über den Vorschlag nach und nickte aber dann. „Ok. Aber wenn du wieder dein Versprechen brichst will ich wieder zu Mama!“ sagte der Junge ernst und verschränkte die Arme vor der Brust wie es sein Vater immer tat. Kazuya lächelte. „Gut, einverstanden!“ Kazuya strich noch einmal über den Kopf seines Sohnes ehe er sich seufzend erhob.
 

„Bis nachher, Kleiner!“ sagte der Mishima und wandte sich leicht lächelnd noch einmal zu dem Jungen um ehe er das Zimmer verließ.
 

*****

Nach Ewigkeiten geht's dann doch mal weiter. Yeah!!! XD

Kazuya macht dieses mal leider einen auf Grinsekatze...sorry^^°

Von komischen Bars und Telefonaten

Kazuya betrat den Konferenzraum, neben ihm lief Bruce der ihn ein Schnell-Briefing zum Thema der Konferenz gab. Schnell informierte er den Mishima auch darüber wie er seinen Tag zusammen gekürzt hatte. Kazuya nahm eine Aktenmappe von Bruce entgegen. Es war schon wirklich beeindruckend was Bruce alles im Hintergrund leistete. Wann hatte der Mishima dem Amerikaner eigentlich das letzte Mal Urlaub gegeben? Hatte dieser überhaupt schon mal Urlaub, seit er mit Kazuya arbeitete?
 

„So Boss. Das war's eigentlich. Du musst jetzt nur bis um 14 Uhr durchhalten und danach hast du frei. Kann ich noch was für dich erledigen?“ Bruce sah Kazuya abwartend an. Insgeheim rechnete der Amerikaner damit, dass er mal eben noch ein paar wichtige Termine wahrnehmen musste und wappnete sich schon innerlich dafür. Kazuya sah von der Aktenmappe auf. „Ja eine Sache gibt es noch. Du kümmerst dich um Jin, solange ich nicht da bin. Nichts anders!“ Bruce sah überrascht seinen Chef an, welcher sich gerade am Kopfende des großen Tisches hier im Raum niederließ. Der Amerikaner sollte Kinder hüten einen halben Tag lang? „Ich? Hältst du mich geeignet für sowas? Sollte ich nicht lieber eine Nanny suchen...ich meine klar ein zwei Stunden bekomme ich das hin aber einen halben Tag? Ich bin nicht qualifiziert genug!“ am Ende klang Bruce zu seinem eigenen Missfallen doch recht panisch. Kazuya zog eine Augenbraue nach oben und musterte seinen Angestellten. „Ich will keine Nanny! Ich will jemanden dem ich vertrauen kann und von dem ich weiß, dass er sich gut um Jin kümmert.“ Bruce schüttelte energisch den Kopf. „Ja sage ich doch, dafür braucht man eine Nanny. Kazuya! Mann! Von mir aus sprenge ich auf deinen Befehl hin eine Polizeistation in China oder rechne dir die Börsenkurse per Hand aus aber auf deinen Sohn aufpassen?“ Kazuya seufzte nur genervt. „Stell dich nicht so an! Schlimmer als ich kannst du kaum sein.“ Bruce lachte panisch. „Müssen wir das wirklich testen?“ Der Mishima blieb ganz gelassen. „Jin hat sich sogar gewünscht, dass du wieder auf ihn aufpasst.“ Nun sah der Amerikaner doch recht überrascht aus. „Echt jetzt? Das überrascht mich...“ Kazuya sah das die anderen Konferenz Teilnehmer eintrafen. „Bruce bitte, ich verlasse mich auf dich!“ Der Amerikaner wusste Kazuyas Vertrauen wirklich zu schätzen und fühlte darüber auch einen gewissen Stolz. „Ok. Ich bekomme das schon irgendwie hin.“ Kazuya nickte nur. Eine Geste die Zufriedenheit mit der Antwort ausdrückte und gleichzeitig als Verabschiedung diente. Der Afroamerikaner verstand.
 

Jin saß derweil vor dem Fernseher. So groß war der zuhause bei seiner Mutter und ihm nicht. Und es gab auch nicht soviele Sender. Doch so lustig die ganzen Cartoons auch waren, Jin war noch nie ein Kind welches stundenlang vor dem Gerät sitzen konnte. Es wurde ihm schnell zu langweilig. Daher hoffte der Kleine, dass Bruce bald zu ihm kam.
 

Bruce stand nervös im Aufzug. Hoffentlich schaffte er es sich um dieses Kind anständig zu kümmern. Die zwei Stunden neulich hatte er schon als anstrengend empfunden. Auf jeden Fall würde er mit dem Kind in die Stadt gehen, denn Spielsachen gab es keine in der Wohnung und wie sollte er das Kind sonst beschäftigen? Insgeheim verstand Bruce nicht, warum Jun nicht wenigstens einen Ball oder sowas eingepackt hatte.
 

Schwungvoll riss der Amerikaner die Tür auf. Zu seiner Überraschung kam Jin gleich auf in zugestürmt. „Endlich Bruce! Was machen wir? Spielst du was mit mir? Gehen wir wieder in die Stadt?“ Der Kleine sprach so schnell, dass dem Amerikaner beinahe schwindelig wurde. „Äh ja..also...ich dachte wir fahren wieder in die Stadt. Auf was hast du denn Lust?“ Jin bemerkte die Unsicherheit des Amerikaners und fragte sich woran dies nur liegen könnte. „Hm... Ich will dahin wo es grün ist.“ Jin hatte keine große Lust auf die Betonschluchten Tokios. Diese Stadt verstörte ihn schon allein durch ihre schiere Größe. „Okay...dann lass uns mal in den Park gehen. Und was hältst du von einem Besuch im Meeresaquarium? Das ist zwar nicht grün aber naja vielleicht ist es ganz lustig.“ Bruce war insgeheim stolz auf seine Idee mit dem Aquarium. Er hatte erst heute Morgen einen Artikel über diese Einrichtung gelesen. Insgeheim würde er auch gerne dort einmal hin doch unter normalen Umständen würde er es wohl nie schaffen.

Jin fand Bruce Vorschlag mit dem Aquarium sehr gut. Er hatte sowas noch nie besucht. Allerdings waren einige seiner Mitschüler schon einmal zu Besuch in Aquarien gewesen, deshalb wusste der Junge auch ungefähr was es dort zu sehen gab. „Dann gehen wir erst zum Aquarium!“ Er grinste zu Bruce hoch. Welcher nun ebenfalls zufrieden grinste. „Na dann zieh dir was anderes an und wir können los.“
 

Ungefähr eine viertel Stunde später saß Jin auf dem Beifahrersitz von Bruce Wagen und sah zum Fenster hinaus. Bruce wirkte ein wenig entspannter. Mit neugierigem Blick betrachte der kleine Junge die ganzen Wolkenkratzer. Warum brauchte man so große Häuser? Und was noch viel wichtiger für Jin war, warum brauchte sein Vater so ein Haus? Ob seine Eltern deshalb nicht zusammen lebten, weil das Haus auf Yakushima zu klein war? Aber könnten seine Eltern dann überhaupt zusammenleben?
 

„Bruce? Warum wohnen meine Mama und mein Papa nicht zusammen?“ Der Amerikaner blinzelte kurz verwirrt und musste sich Mühe geben sich auf den Verkehr zu konzentrieren. „Was? Wie kommst du denn jetzt darauf?“ Bruce war nichts besseres eingefallen als Jin mit einer Gegenfrage zu antworten. Er kannte die Antwort auf die Frage, warum Kazuya und Jun sich aus dem Weg gegangen waren die letzten Jahre aber sowas sollten die Eltern dem Kind besser selbst erklären.
 

„Ich habe schon eine ganze Zeit darüber nachgedacht. Mag Papa vielleicht nicht das Leben auf Yakushima? Wollte er deshalb nicht bei uns sein?“ Bei diesen Fragen kam Bruce wirklich ins schwitzen. Warum fragte das Kind ihn sowas? Warum nicht Kazuya? Der war schließlich auch für solche Antworten verantwortlich. „Jin, ich bin da glaube ich nicht der richtige Ansprechpartner. Frag sowas am Besten deinen Vater.“
 

Jin seufzte und blickte nun etwas traurig auf seine Füße. „Ich glaube Papa wollte nicht bei uns sein, weil ich da war. Deshalb wollte er bestimmt auch Mama nicht.“ Bruce starrte den kleinen einen Moment verblüfft an und um ein Haar wäre er wohl in seinen Vordermann gekracht, wenn er nicht noch gebremst hätte. „Ach was Kleiner! Dein Papa weiß erst seit einem Jahr von dir und was die Sache zwischen deinen Eltern angeht, hm...weißt du manchmal sagen und tun Erwachsene dumme Sachen. Naja und dann streiten sie, manchmal so sehr das sie sich danach nicht mehr sehen wollen. So ähnlich war das bei deinen Eltern. Aber Jin, du musst wissen das nicht du der Grund dafür warst!“ Jin hatte dem Amerikaner neugierig zugehört und sofort schoss ihm die Frage durch den Kopf, warum seine Eltern dann gestritten hatten. „Warum haben sie sich gestritten?“ Bruce seufzte nun schwer. Wenn er an die Zeit damals zurückdachte, war er nie besonders glücklich. Vieles von dem was Kazuya damals gesagt hatte war schlimm gewesen und sollte sicher nicht an die Ohren seines Sohnes dringen. Allerdings war Jun am Ende der Beziehung auch recht wütend geworden. „Du wirst nicht aufhören mich zu fragen was?“ Jin schüttelte heftig den Kopf und wieder musste Bruce seufzen. „Weil sie eifersüchtig waren.“ Jin zog die Nase etwas kraus und legte den Kopf schief. „Worauf?“ Bruce bog in eine Straße zur Rechten ein und schimpfte etwas über den Wagen der vor ihnen fuhr. Es dauerte bis er dem Kind antworten konnte. „Naja weißt du, wenn du verliebt in jemanden bist, dann willst du ihn nicht teilen und manchmal tauchen andere auf von denen man denkt, dass sie einem die geliebte Person wegnehmen wollen.“ Jin nickte verstehend. „Also dachte Mama das Papa eine andere Frau mag.“ Bruce lächelte etwas traurig. „Ja das auch...aber vor allem dachte dein Papa, dass deine Mama jemanden anderen viel lieber hatte als ihn.“ Jin schaute nun verwundert drein. „Papa hatte Angst das Mama ihn nicht mag? Mein Papa?“ Bruce musste leise lachen. Kaum zufassen. Der Kleine schien Kazuya immer mehr zu mögen. „Jaaa dein Papa wollte sie nicht verlieren aber manchmal sind Menschen ziemlich dumm. Kurzum deine Eltern haben sich genau darüber gestritten und haben sich getrennt.“ Jin starrte Bruce erneut an und schüttelte dann verständnislos den Kopf. „Wegen sowas trennt man sich doch nicht, wenn man sich lieb hat.“ Bruce warf einen kurzen Seitenblick auf Jin. Das Kind hatte diesen 'dumme-Erwachsene-Blick' aufgelegt und der Amerikaner musste wirklich grinsen. Wenn es so einfach wäre wie in Jins kindlicher Welt, dann wäre es wohl wirklich friedlicher. Bruce wünschte sich insgeheim, dass Kazuya und Jun nun wieder richtig zusammenkamen. Schon alleine für Jin wäre dies besser. Mal ganz davon abgesehen, dass sich Bruce für Kazuya wenigstens im Privatleben etwas Harmonie wünschte.
 

Es vergingen noch einige Minuten bis sie endlich das Aquarium erreichten. Jin fragte Bruce weiter Löcher in den Bauch. Zum Beispiel warum es in Tokio so wenig Bäume gab aber dafür umso mehr Leuchtreklamen.
 

Als Bruce endlich mit Jin durch die Eingangstür des Meeresaquariums schritt und endlich Fische und andere Meeresbewohner die Aufmerksamkeit des Jungen hatten, fühlte sich der Amerikaner unglaublich erleichtert.

Das ungleiche Paar durchstreifte die große Anlage. Jin hatte sichtlich Spass und stand oft mit großen Augen vor dem Glas. Staunend sah er dabei zu wie große Mondfische vorüberzogen oder ein Schwarm bunter Papageifische neugierig die Menschen durch die Scheibe musterten. Bruce musste oft lachen wenn er Jin zusah. Der Kleine war wirklich noch richtig süß. Nach dem Aquarium besuchte Bruce mit Jin wirklich noch den Park. Sie aßen Eis und der Amerikaner ließ sich sogar dazu herab mit Jin die Rutsche auf einem Spielplatz zu benutzen. Danach machten sie noch einen Abstecher in einen Spielzeugladen. Der Amerikaner bestand darauf das sich Jin etwas aussuchte. Auch wenn Jin einige Dinge fand die ihm gefielen war seine Kaufauswahl wirklich bescheiden. Er wollte nur ein Spielzeug-Flugzeug, ein Puzzel (welches Bruce zu schwer für den Jungen vor kam) und einen Ball. Als sie nach Stunden wieder zum Mishima Zaibatsu zurückkamen, fühlte sich Bruce wie nach einem intensiven Training. Überrascht stellte der Amerikaner fest das es bereits halb zwei war. Er hatte diesen Tag ohne Schwierigkeiten überstanden und Jin war auch noch in einem Stück.
 

Die beiden fuhren hoch zum Apartment des Mishima. Bruce hatte mit Jin noch nichts nahrhaftes oder auch nur ansatzweise gesundes gegessen. Aber glücklicherweise schien Kazuya diesen Punkt schon voraus geahnt zu haben, denn zur Überraschung von Bruce und Jin war dieser bereits zuhause. Jin freute sich und umarmte das Bein seines Vaters zur Begrüßung, allerdings noch etwas unsicher weil er nicht wusste ob er so etwas durfte. Kazuya strich dem Kind über die Haare.
 

„Was machst du schon hier? Du wärst doch bis zwei beschäftigt gewesen.“ Bruce musterte seinen Chef fragend. „Hab den letzten Termin gekippt.“ Bruce seufzte genervt. „Der war aber wichtig.“ Kazuya zuckte nur mit den Schultern. „Schön. Ich habe dafür gesorgt, dass du dich darum kümmern darfst heute Abend. Du kommst mit diesem dicken Texaner ohnehin besser klar als ich.“ Bruce seufzte. „Na toll! Das letzte mal als ich mit ihm abends in Tokio unterwegs war, wollte er in eine Tittenbar und auf sowas stehe ich gar nicht.“ Bruce hatte einfach nicht nachgedacht und erst als er Kazuyas wütendes Gesicht sah bemerkte er seinen Fehler. Das Wort Tittenbar sollte man besser nicht verwenden wenn ein kleines Kind anwesend war. Aber vielleicht hatte Jin nichts mitbekommen. „Papa was ist eine Tittenbar?“ Bruce verzog schmerzhaft das Gesicht bei Jins Worten. „Nichts für Kinder und auch nicht wichtig.“ sprach Kazuya nur knapp und fixierte dabei Bruce.
 

„Also ich äh...werde dann mal, ja, noch ins Büro schauen und ein bisschen was für nachher vorbereiten.“ Kazuya schnaubte. „Ja das denke ich auch.“ Jin verstand nicht warum sein Vater auf einmal so wütend wirkte. Und er verstand auch nicht warum Bruce jetzt auf einmal so schnell weg wollte. Allerdings konnte der Junge nicht mehr machen als Bruce zum Abschied zu winken, so schnell wie dieser nun verschwand.
 

Immernoch etwas verstimmt ging Kazuya zurück in die Küche und rührte in dem Essen welches dort leise vor sich hin köchelte auf dem Herd. Jin folgte seinem Vater und setzte sich an den Tisch. Neugierig beobachte er den Älteren. „Warum bist du böse Papa?“ Kazuya entging nicht, dass etwas ängstliches in der Stimme des Kindes lag. Der Vater räusperte sich. „Weil Bruce nicht aufgepasst hat, was er vor dir sagt.“ Jin verstand nicht was Bruce so schlimmes gesagt haben sollte. „Aber er hat doch gar nichts Schlimmes gesagt.“ Kazuya musste Jin in diesem Punkt allerdings wehemment widersprechen. Das Wort 'Tittenbar' war keines welches der Junge lernen sollte. Zudem fragte sich Kazuya was Jun mit ihm anstellte wenn sie davon erfuhr. Am Ende dachte sie noch, dass Kazuya so ein Etablissement aufgesucht hatte. Bei dem Gedanken wurde Firmenchef fast schon schlecht.
 

Mit einem Blick auf Jin war Kazuya klar, dass der Junge immer noch darüber reden wollte. Was sollte er tun? Ihn anbrüllen, er sollte still sein? So oder ähnlich hätte wohl Heihachi reagiert. Doch Kazuya wollte mit Sicherheit nicht so sein wie sein Vater. Mit einem kaum zu hörenden Seufzer, wandte sich der Vater seinem Sohn zu. „Weißt du Jin, ich bin deshalb wütend auf Bruce weil er ein Wort vor dir benutzt hat, was nicht für deine Ohren bestimmt war.“ Das Kind starrte einen Moment zum Älteren empor und wirkte verwirrt, ehe er dann doch seine Stimme wiederfand. „Du meinst Ti-“ Kazuya hob mahnend eine Hand. „Du musst es nicht aussprechen! Das Wort ist nichts für Kinder und an sich ist sowas noch nichts für dich.“ Jin verstand nun gar nichts mehr. „Warum?“ Kazuya nährte sich dem Moment der Verzweiflung. „Weil man so eine Bar nur als Erwachsener besucht und dann machen das auch nicht alle Erwachsene. Und ich schon mal gleich gar nicht!“ Dem Mishima wurde etwas warm, während er so mit seinem Sohn sprach. Kazuya war sicher nicht prüde aber über solche Themen wollte er noch nicht jetzt mit seinem Jungen sprechen, der erschien ihm noch zu jung für sowas. „Und warum gehst du nicht hin aber Bruce? Und warum will Bruce dahin?“ Kazuya ohrfeigte sich innerlich. Wie konnte er sich nur vor diesem Gespräch retten? „“Tja also Bruce will dorthin weil er Spaß haben will. Naja und ich...hm...ich habe bei sowas keinen Spaß!“ Der letzte Teil war die pure Wahrheit. Kazuya hielt gar nichts von bezahlter Erotik, egal in welcher Form. Der Mishima wurde aus seinen Gedanken gerissen. „Also ist so eine Bar, sowas wie ein Spielplatz für Erwachsene oder sowas wie eine Spielhalle?!“ Kazuya blinzelte im ersten Moment überrascht ehe er lachen musste. „Ja so könnte man das sagen.“ Jin musste auch lachen auch wenn er nicht wusste was so witzig war.
 

Das Klingeln von Kazuyas Telefon riß die beiden Männer aus ihrem Gelächter. Kazuya fuhr Jin nocheinmal kurz durch die Haare ehe er nach dem Handy griff. Im Display konnte er eindeutig Juns Namen lesen. Er war etwas überrascht. Sie hatte doch gesagt, dass sie nicht anrufen würde bis zum Ende der Woche. War vielleicht etwas passiert?
 

„Mishima.“
 

„Wie meldest du dich denn, wenn ich anrufe?“ Jun klang amüsiert aber auch ein kleines bisschen beleidigt da Kazuya so reserviert klang.
 

„Bitte entschuldige. Ich bin nur ziemlich überrascht von deinem Anruf.“
 

Jun kicherte. Sie wusste, dass ihr Gesprächspartner wirklich froh war ihre Stimme zu hören und sie war es auch. „Ich wollte nur wissen wie es dir geht und auch ob es Jin gut geht.“
 

Kazuya rollte leicht mit den Augen. „Natürlich geht es uns gut. Warum auch nicht?“
 

Jun räusperte sich vernehmlich. „Soll ich dich an unser Gespräch erinnern, welches wir vor deiner und Jins Zusammenführung hatten? Wer hat den behauptet, dass unser Sohn schaden nehmen könnte?“
 

Kazuya schwieg für einen Moment. „Schon gut! Er lebt ja noch und so wie er mich gerade angrinst, denke ich mal das er sich wohl fühlt.“
 

Bei diesen Worten musste Jun lächeln und ihre Stimme klang reichlich belegt als sie wieder sprach. „Das freut mich zu hören.“
 

Kazuya lauschte einen Moment in den Hörer hinein. Weinte sie? „Weinst du etwa Jun?“ Mit einem Mal war auch Jin hell hörig geworden als ihm bewusst war, dass seine Mutter gerade am Telefon war. „Mama! Wie geht’s ihr? Warum weint sie?“ Kazuya konnte nun eindeutig einen leisen Schluchzer hören aber auch ein lachen. Sicher vermisste sie den Kleinen. Der Mishima hockte sich neben seinen Sohn der immernoch auf dem Stuhl saß und schaltete die Freisprechfunktion des Handys ein. „So nun habe ich dich auf Lautsprecher geschaltet, damit Jin auch mit dir sprechen kann.“
 

Jin lächelte und sah das Handy an. „Hallo Mama!“
 

„Hallo mein Kleiner! Wie geht es dir? Gibt sich Papa auch Mühe? Und benimmst du dich?“
 

Kazuya musste beinahe lachen als er sah wie Jin mit den Augen rollte. „Klar uns geht’s gut. Wie sind ja schließlich schon groß!“ Jun lachte bei diesen Worten und auch Kazuya ging es nicht besser. „Mama wann sehe ich dich wieder?“ Dem Mishima entging nicht der sehnsüchtige Unterton in Jins Stimme. Natürlich vermisste das Kind seine Mutter. „Nur noch zwei Tage, dann sehe ich euch zwei wieder. Solange müsst ihr noch miteinander aushalten!“Kazuya schüttelte nur verständnislos mit dem Kopf. „Du tust ja gerade so, als ob wir das bis jetzt nicht geschafft hätten.“ Jin stimmte seinem Vater zu. Mittlerweile wollte er auch wirklich bei ihm sein und war froh um die Zeit mit ihm. „Hy ich mache mir eben sorgen um euch.“ Beide Männer seufzten. Jun musste bei diesem einstimmigen Geräusch anfangen zu lachen. „Das war jetzt wirklich schön! Was macht ihr heute noch?“
 

„Gleich gibt es Essen und dann weiß ich auch noch nicht was Papa machen will. Mit Onkel Bruce will er jedenfalls nicht weg heute Abend. Der geht nämlich ein so eine komische Bar-“ Kazuya fiel Jin schnell ins Wort. „Jaaa~ also das ist nicht so wichtig. Wir beide gehen nachher noch weg...also Jin und ich. Nicht Bruce und ich...“ Jun schwieg für einen Moment. „Ich denke wir zwei reden in zwei Tagen nochmal über diese komische Bar, was Kazuya?“ Dem Mishima war der bissige Unterton nicht entgangen. „Wie du meinst.“ Jin verstand nicht warum seine Mutter so verstimmt klang. „Mama warum bist du denn jetzt böse auf Papa?“ Jun schwieg einen Moment lang.“Ich bin nicht wirklich böse mein Kleiner.“ Jin legte leicht den Kopf schief. „Bist du eifersüchtig?“ Kazuya starrte seinen Sohn überrascht an. „Jin lass es jetzt gut sein.“ Der Mishima sah seinen Jungen ernst an. Jin wollte gerade noch etwas sagen als Jun erneut sprach. „Nun gut mein Kleiner, ich sage dir schon einmal tschüs, weil ich noch mal kurz mit deinem Vater reden will. Ich habe dich lieb bis in zwei Tagen!!“ Jin sah mit Kulleraugen das Handy an. „Ich hab dich auch lieb Mama!“ Kazuya sah wie Jin kurz davor war zu weinen. Sanft strich er dem Kind über den Kopf ehe er sich wieder dem Handy zu wandte um die Freisprecheinrichtung auszuschlaten mit einem letzten Blick auf Jin verließ Kazuya den Raum um ungestört reden zu können.
 

„Was gibt es, dass du nur mit mir bereden willst?“
 

„Sei ehrlich zu mir, wie gut kommst du mit Jin klar.“
 

Kazuya stand vor einem der großen Fenster im Apartment und betrachte die Stadt. „Es lief am Anfang schlecht aber ich denke seit gestern Abend wird es besser.“ Jun reagierte zunächst mit schweigen. „Was war gestern Abend?“ Kazuya schloss die Augen. „Jun, bitte. Es ist alles gut...ich war einfach nur überfordert mit ihm. Außerdem ist es gerade in der Firma stressig...“ Jun seufzte leise. „Ich habe dir gesagt, dass du dich nicht um ihn kümmern musst. Du musst nicht Zeit mit ihm verbringen wenn du-“
 

„Unterstell mir jetzt nicht, dass ich ihn nicht hier haben will. Es ist eben nur schwierig für mich Vater zu sein. Mein Vorbild ist jetzt nicht gerade das Beste wenn du verstehst.“ Kazuya klang nun äußerst gereizt. „Ich verstehe dich. Kazuya ich wollte dich nicht verletzten aber ich dachte nur das du dir das mit einer gemeinsamen Zukunft doch nochmal überlgt hast.“ Jun klang zum Ende hin sehr leise und traurig. „Wie zur Hölle, kommst du auf sowas? Natürlich ich will ich weiterhin eine Zukunft mit dir und Jin! Allerdings kannst du von mir nicht erwarten innerhalb einer Woche zum Mustervater zu werden auch wenn ich dafür alles geben würde.“ Jun lächelte bei seinen Worten und Kazuya hörte wieder eine gewisse Fröhlichkeit in der Stimme. „Das verlange ich nicht. Sei du selbst und dann bist du genau der Vater den Jin braucht.“ Kazuya seufzte. „Sagst du so einfach. Ständig muss ich an das Grauen meiner Kindheit denken und stelle fest das ich nichts so machen würde wie Heihachi.“ Jun kicherte. „Das ist doch gut, dann weißt du doch immerhin was das falsche für Jin wäre.“ Auch Kazuya musste nun leicht lächeln. „Ja das stimmt. Sag mal, gibt es irgenwas, was Jin besonders mag oder was er machen möchte? Ich will das er heute Nachmittag Spass hat.“
 

Jun lächelte erneut. „Auch wenn du das jetzt vielleicht nicht gerne hörst aber es wäre besser wenn Jin nicht nur den ganzen Tag rumtollt. Er hat sicher Hausaufgaben über die Ferien auf, es kann nichts schaden wenn er die mit dir macht. Allerdings sollte ich dich warnen, dein Sohn versucht sich gerne davor zu drücken also lass dich von ihm nicht an der Nase rumführen.“ Kazuya stöhnte. „Hausaufgaben? Das wird wirklich eine Herausforderung werden aber mach dir mal keine Sorgen, so leicht kann er mich nicht austricksen.“ Die Japanerin am anderen Ende der Leitung schnaubte zufrieden „Gut. Ach und noch etwas, sieh bitte in seinem Hausaufgaben Heft nach und such auch in seinen restlichen Schulsachen nach Einträgen seiner Lehrer. Jin verschweigt ganz gerne mal, wenn er was angestellt hat.“ Kazuya wurde nun hellhörig. „Das klingt so als ob das öfters vorkommt.“ Natürlich kam dies oft vor, in der letzten Zeit sogar häufiger doch Jun hatte dem Mishima nie davon erzählt. Insgeheim wollte sie dies auch nie aus Angst, dass Kazuya zu streng reagieren würde. „Nein oft kommt es nicht vor. Es ist eben nur zur Sicherheit.“ Kazuya bemerkte eindeutig die Lüge in den Worten seiner Liebsten. Doch kam er nicht dazu näher darauf einzugehen. Er hörte vom anderen Nende der Leitung wie jemand nach Jun rief. „Verzeih mir aber ich muss wieder los. Wenn etwas ist Kazuya dann ruf mich bitte an und pass gut auf Jin auf!“ Kazuya seufzte traurig. „Mach dir keine Sorgen.“ Für einen Moment war noch Schweigen in der Leitung.
 

„Ich liebe dich.“
 

„Ich dich auch.“
 

Dann hatten sie beide aufgelegt.
 

„Papa willst du wirklich Hausaufgaben machen heute Nachmittag??“ Kazuya drehte sich überrascht bei Jins Worten um. „Du hast gelauscht.“ stellte der Mishima etwas pikiert fest. Jin sah nur mit großen Augen zu seinem Vater. „Nur ein bisschen.“ Kazuya seufzte und schob sein Kind wieder in die Küche. „Man belauscht andere nicht beim telefoniern. Und was deine Frage angeht, ja wir machen was für die Schule aber erst essen wir.“ Jin wirkte unglücklich über diese Entscheidung. Missmutig aß das Kind und dachte über das gehörte nach. Der Junge blickte nun eine Weile seinen Vater an bis Kazuya ihn ebenfalls anschaute. „Was ist?“ Der Mishima wusste nicht was seinem Sohn durch den Kopf ging. „Papa, wer ist Heihachi?“

Heihachi

Wer war Heihachi_
 

Kazuya wusste nicht wie er diese scheinbar so einfache Frage beantworten sollte. Sollte er schlichtweg sagen, er wäre ein niemand? Völlig unbedeutend für das Leben von Jin? Wäre es denn überhaupt klug dem Jungen die Wahrheit zu sagen? Kazuya war sich sicher, dass Jins Neugier zu weiteren bohrenden Fragen führen würde. Er war sich in diesem Zusammenhang allerdings nicht bewusst, ob er ruhig und sachlich bleiben konnte.
 

Gepräche über Heihachi Mishima hatten bei Kazuya seit frühster Jugend zu unkontrollierten Wutausbrüchen geführt. Selbst heute, soviele Jahre nach seinem schicksalhaften Sturz von den Klippen, gab es Momente in denen der junge Mishima fühlte wie etwas in ihm aufstieg, etwas was mehr zu sein schien als blanker Zorn. Es schien ihm, wenn er diesem Gefühl die oberhand ließe dass er sein selbst völlig aufgab. Sich verlor in einem ewigen Kreislauf aus Hass und Zorn.
 

Vor ungefähr 8 Jahren gab es einen solchen Moment des Kontrollverlustes. Damals als Kazuya das letzte Mal auf seinen Vater getroffen war. Wäre Jun Kazama nicht gewesen und hätte ihn zurück zu sich selbst geführt - Kazuya wusste nich was dann geschehen wäre. Doch seit jenem Tag hat er das Gefühl, dass etwas von ihm abgefallen war. Das der Zorn nicht mehr die oberhand gewann wenn er an seinen Vater dachte.
 

Dennoch mied er die Gedanken an seinen Vater. Schon alleine um nicht in unschönen Erinnerungen schwelgen zu müssen. Seit er von Jin wusste geschah dies jedoch viel zu oft. Er musste endlich aufhören, sich ständig mit seinem Vater zu vergleichen. Er war nicht wie er! Und um keinen Preis der Welt wollte er so sein. Aber welches Vorbil gab es denn sonst in seiner Kindheit? Seine Mutter? Ja Kazumi Mishima war eine liebevolle Mutter. Sie wäre sicher auch eine großartige Großmutter für Jin gewesen. Und sicher hätte Kayuza sie mit Fragen löchern können wenn es um die Erziehung seines Sohnes ging. Doch war sie schon sehr jung gestorben. Kazuya war damals gerade einmal 7 Jahre alt gewesen. Ab da gab es nur noch ihn und seinen Vater.
 

Nein, dass stimmte nicht. Es gab noch jemanden, der sich um ihn gekümmert hatte. Jemand der genauso liebevoll war wie seine Mutter, wenn auch etwas strenger. Sein Großvater, Jinpachi Mishima. Kazuya musste bei dem Gedanken an ihn lächeln. Ja sein Großvater eignete sich gut als Vorbild, wenn es um die Beziehung zwischen Kazuya und seinem Sohn ging.

"Papa?" Jin war an seinen Vater herangetreten. Dieser stand schon einen Moment da und starrte ins Leere nachdem Jin arglos nach Heihachis Person gefragt hatte. Er zupfte vorsichtig am Hosenbei seines Vaters. "Papa? Geht es dir gut?" die Stimme des Kindes klang nun etwas ängstlich.
 

Kazuya schloss für einen kurzen Moment die Augen, um sich sortieren zu können. Es galt immernoch die Frage seines Sohnes zu beantworten. Im Moment war nicht die Zeit um in Kindheitserinnerungen zu schwelgen.
 

"Entschuldige Jin. Ich war für einen Moment in Gedanken." Kazuya beugte sich zu seinem Sohn herab und hob ihn hoch. Mit dem Kind auf den Armen wanderte Kazuya schweigend ins Wohnzimmer und ließ sich auf der Couch nieder. Den Jungen nahm er dabei auf seinen Schoss. Kazuya war sich nicht sicher, ob Jin soviel Nähe zu seinem Vater überhaupt recht war. Und wollte man das als achtjähriger Junge überhaupt noch? Doch Kazuya kam gar nicht dazu länger darüber nachzudenken.
 

"Habe ich vorhin etwas Falsches gesagt, wegen diesem Heihachi?"

Die großen Kinderaugen blickten schüchtern, ja schon fast schuldbewusst in die Augen des Ältern. Innerlich schimpfte das Kind mit sich selbst. Sicher hätte er diese Frage nicht stellen dürfen. Warum sonst hatte sein Vater alleine mit seiner Mama telefonieren wollen, sicher nicht nur wegen den Hausaufgaben. Bestimmt würde sein Papa nun wieder schimpfen und wenn Jin sich nicht bald besser benahm, dann würde sein Vater ihn doch wieder fortschicken. Und dann würden seine Eltern wieder getrennt leben. Auch wenn Jin erst seit gestern Abend begann, Kazuya als seinen Vater wahrzunehmen, würde es ihn doch sehr traurig machen ihn schon wieder zu verlieren. Denn eines hatte der Junge mittlerweile verstanden, Kazuya wollte sich wirklich um ihn kümmern. Und bestimmt hatte er ihn auch lieb, da war sich Jin sicher.
 

Kazuya sah, dass sein Kind unsicher geworden war. Er meinte sogar erkennen zu können, dass der Junge bald weinen würde. Der Mishima seufzte. Großarti! Nun hatte er ihn schon wieder verletzt. Etwas unsicher, ob es die richtige Reaktion wäre, nahm er Jin in die Arme.

"Du hast vorhin nichts Falsches oder Dummes gesagt wegen Heihachi. Es ist nur nicht leicht zu erklären, für mich. Aber das hat nichts mit dir zu tun." Jin klammerte sich in den Stoff vom Hemd seines Vaters. Das Kind begann sich so nahe an seinem Vater zu entspannen. Kazuya merkte, das ihm dieses Verhalten dabei half sich zu entspannen und einen Anfang für das folgende Gespräch zu finden.
 

"Heihachi war...ist.. mein Vater.."

Dieser Satz war schlicht. Es war keine Lüge. Rein biologisch betrachtet war der ältere Mishima sein Vater, jedoch nicht mehr. Kazuya hatte sich vorgenohmen, Jin genau dies zu vermitteln.

"Also ist er mein Opa?" Jin lächelte zaghaft zu seinm Vater empor. Sofort fragte sich das Kind was für ein Mann sein Großvater war. Ob er auch so streng wirkte wie sein Papa? Ob man mit ihm vielleicht auch in die Spielhalle konnte, so wie mit Bruce?
 

"Jin, dieser Mann ist nur mein Vater. Ich habe keinen Kontakt zu ihm und ich will dies mit Sicherheit auch nicht. Dasselbe gilt für dich. Ich will dich nicht in seiner Nähe wisen. Für dich soll er keine Bedeutung haben." Kazuya sprach seine letzten Worte strenger als er es eigetnlich beabsichtigt hatte. Jin sah seinen Vater daher auch verwirrt an. Warum wollte sein Vater nicht, dass er bei seinem Großvater war. Andere Kinder in Jins Klasse verbrachten auch viel Zeit mit ihren Großeltern. Und warum mochte sein Papa, seinen eigenen Vater nicht? "Weshalb willst du keinen Kontakt? Und warum darf ich den auch nicht haben?"

Kazuya atemte tief durch bei diesen scheinbar so einfachen Fragen. Er durfte sich nicht aufregen. Jin war ein Kind. Er durfte seinen Sohn jetzt nicht mit seinem Verhalten verschrecken. Jin entging jedoch nicht, dass sein Vater sich anspannte. "Tut mir leid." Nuschelte er daher eilig. Kazuya sah bedrückt zu seinem Sohn. "Es gibt nichts zu verzeihen. Du kannst das alles noch nicht verstehen, dass weiß ich. Du bist noch zu jung und die ganze Geschichte werde ich dir erst erzählen wenn du etwas älter bist. Doch soviel kann ich dir vielleicht noch erklären. Dein Großvater hat mir vor vielen Jahren große Qualen zugefügt, dass kann und werde ich ihm nie verzeihen. Ich will nicht das er dir oder deiner Mutter zu Nahe kommt. Euch soll kein Leid zu stoßen." Als er endete mit seinen Worten, lehnte Kazuya den Kopf gegen den seines Sohnes.
 

Jin verstand, dass sein Papa ihn beschützen wollte. Aber er konnte sich nicht erklären, was sein Großvater so schlimmes getan haben sollte, was man nicht verzeihen konnte. "Was hat Großvater den so Schlimmes angestellt?" Kazuya zögerte bei den Worten seines Sohnes. Wie erklärte man dies? Der Mishima entschied sich, es seinem Sohn einfach zu zeigen. Behutsam schob Kazuya seinen Sohn vom Schoss und erhob sich. Jin saß abwartend auf der Couch. Er rutschte nervös hin und her, während er seinen Vater beobachtete. Kazuya begann damit sein Hemd aufzuknöpfen. Am Anfang verwirrte Jin dieses Verhalten nur zusätzlich. Doch dann kam langsam, Knopf für Knopf, die große lang gezogene Narbe auf der Brust seines Vaters zum Vorschein. Kazuya zog das Hemd aus und warf es zu Boden. Fast sein ganzer Oberköper war übersäht mit Narben. Er sah das sein Kind Angst hatte und nur verstört zu ihm aufsah. "Das...war Großvater?" Kazuya nickte nur stumm. Jin schluckte und sah betreten auf den Fußboden. Er schloss die Augen. Wenn sein Großvater soetwas schlimmes mit seinem eigenen Kind machte, wollte Jin ihn wirklich nicht selber kennen lernen.
 

Kazuya merkte, dass er zu weit gegangen war. Er ging in die Hocke um sein Kind besser anschauen zu können. "Ich wollte dir keine Angst machen, du solltest nur verstehen." Als Jin ihn immer noch nicht ansah, hob er sein Hemd auf und zog es sich wieder an. Jin öffnete seine Augen als er das Rascheln von Stoff hörte. Er beobachte seinen Vater während dieser sich wieder anzog. Der Mishima war in seinen eigenen Gedanken versunken und blickte fast schon traurig dabei.
 

Jin kaute auf seiner Unterlippe herum. "Papa?" Kazuya sah abwartend zu seinem Sohn der immer noch mit gesenktem Blick vor ihm saß. Jin wollte nicht das sein Papa jetzt traurig war, weil er soviel an seinen bösen Vater hatte denken müssen. Mit einem entschuldigenden Kinderlächeln sah er nun zu dem Ältern auf. "Ich will nicht das du traurig bist Papa. Deshalb verspreche ich dir, nicht mehr nach dem Mann zu fragen. Dann musst du nicht mehr daran denken, wie böse er zu dir war." Kazuya musste auflachen als er sah wie entschlossen der Blick seines Kindes wurde, während er da so sprach. Er konnte und wollte ihm nicht böse sein, wenn er ihn so da sitzen sah. Besonders nicht nach diesen Worten. Kazuya beugte sich zu seinem Sohn und hob diesen hoch über seinen Kopf. Jin quietschte erschrocken auf. Der Ältere ließ ihn scheinbar für den Moment fallen nur um ihn dann sofort wieder fest und sicher aufzufangen.
 

Jin lachte ein lautes sorgloses Kinderlachen. Ein Laut der alle dunkeln Gedanken zur Seite wischte. Kazuya lachte nun ebenfalls. Er warf Jin einweiteres Mal in die Luft. Er wollte nicht mehr an seinen Vater denken. Er war ohne Bedeutung für Kazuya. Viel wichtiger war, das hier und jetzte. Jun und ihr beider Sohn Jin - seine Familie - das war was für ihn jetzt zählte.

Hausaufgaben und Lügen

Jin genoss die Zeit mit seinem Vater. Kazuya ließ sich von ihm ärgern. Der Kleine versuchte ihn immer wieder aus dem Hinterhalt anzuspringen. Allerdings ohne gro'en Erfolg. Der Ältere hielt den Jungen gerade gepackt und kitzelte ihn kräftig durch. Jin wand sich in senen Arnen und quietschte um Gnade. Kazuya hielt inne und sah fragend auf sein Kind. "Und hast du genug?" Er grinste bei seinen Worten. Jin setzte sich japsend auf. Zunächst hatte es den Anschein, als würde der Junge aufgeben. Doch versuchte er nur erneut seinen Vater anzuspringen. Auch dieses Mal wehrte es der Mishima ab.
 

Während Jin sich an seinem Vater festhielt und versuchte diesen durchzukitzeln - ohne Erfolg - schaute der Ältere auf seine Uhr. Es war mittlerweile schon nach vier. Mit einem leisen seufzen hielt Kazuya die Hände seines Sohns fest. "Gibst du auf?" lachte das Kind laut. Mit einem milden Gesichtsausdruck sah Kazuya auf seinen Sohn. "Nein. Aber ich habe deiner Mutter versprochen noch heute mit dir Hausaufgaben zu machen." Jin sah fast schon entsetzt zu seinem Vater auf. Er wollte keine Hausaufgaben machen. "Ich will aber nicht. Das hier finde ich besser." Das Kind versuchte sich aus dem Griff seines Vaters zu befreien um weiter spielen zu können. Erfolglos. Kazuya hielt seinen Sohn weiterhin fest. "Ich habe gesagt, es reicht jetzt." Jin hörte auf und sah seinen Vater bockig an. "Ich will aber keine doofen Hausaufgaben machen! " Der Junge entwandt sich dem Griff seines Vaters und setzte sich mit verschränkten Armen und grimmig dreinblickendauf die Couch. Er schmollte, dass war offensichtlich. "Jin, komm schon. Es sind nur Hausaufgaben." Das Kind zog - sofern dies möglich war - ein noch finstereres Gesicht. Kazuya seufzte. Er dachte kurz nach, bevor er sich zu seinem Sohn setzte. "Ich mache dir einen Vorschlag. Wir machen jetzt was für die Schule. Sagen wir bis 18 Uhr. Danach darfst du wieder spielen und wir essen was zusammen. Einverstanden?" Kazuya sah abwartend seinen Sohn an. Die Miene des Jungen hellte sich auf und er dachte über das Angebot nach. "Bekomme ich auch Süßigkeiten?" Der Kleine schaute kritisch zu seinem Vater auf. Der Ältere tat nachdenklich und fuhr sich dabei übers Kinn. "Einverstanden, aber erst Hausaufgaben." Jin lächelte nun wieder und nickte. "Einverstanden."
 

Kazuya war gerade ungemein stolz auf sich. Er hatte es geschafft, dass sein Sohn gleich freiwillig mit ihm Hausaufgaben machte. Der Mishima verbuchte dies als großen erzieherischen Erfolg für sich. Das er sein Kind hatte bestechen müssen, ignorierte er dabei völlig.

"Was hast du für Aufgaben auf?" fragte Kazuya sich dabei streckend. Jin dachte kurz nach. "Hm Mathe.." Bei dem letzten Wort verzog er das Gesicht. Kazuya lachte auf. "So schlimm ist Mathe nicht. Wenn du dich damit beschäfftigst ist es ganz einfach. Hast du nur Mathe auf?" Jin schüttelte den Kopf. "Nein. Wir sollen auch noch einen Text lesen und fragen dazu beantworten." Etwas in seinem inneren ließ Kazuya daran zweifeln ob dies wirklich schon alles gewesen sein sollte. "Und das war dann alles?" Der Junge seufzte. "Nein. Wir sollen auch noch einen Aufsatz schreiben, was wir in den Ferien gemacht haben. Aber das war wirklich alles." Jin sah ehrlich zu seinem Vater auf. Mehr Hausaufgaben hatte er wirklich nicht aufbekommen. Von den beiden Einträgen in seinem Hausaufgabenheft und dem Brief von der Schule erzählte er besser nichts.
 

Der Junge wusste wie seine Mutter auf die Einträge und Briefe von der Schule reagierte. Traurig, vorwurfsvollen Blicken und Enttäuschung. Sie schimpfte nicht wirklich. Aber der Anblick von ihrer enttäuschten Miene war schlimmer als jeder Schlag für den Jungen. Er war sich allerdings nicht sicher wie sein Vater auf so etwas reagieren würde. Sicher nicht mit stummer Enttäuschung oder ein paar mahnde Worte. Es gab Väter, von Jungs in seiner Klasse, die gaben ihren Kindern eine Ohrfeige für solchen Blödsinn. Jin wollte um keinen Preis eine zweite Ohrfeige von seinem Vater bekommen wegen der blöden Schule. Er musste seinem Vater ja nichts davon erzählen.
 

Kazuya hatte seinen Sohn beobachtet nach dem er ihm von seiner letzten Aufgabe erzählt hatte. "Mehr Hausaufgaben hast du also nicht auf?" Jin schüttelte wahrheitsgemäß den Kopf. Kazuya meinte, dass der Junge nicht log. Doch dann kam ihm etwas in den Sinn was Jun ihm vorhin noch am Telefon gesagt hatte, über Einträge der Lehrer. "Sonst muss ich auch nichts weiter wissen, von der Schule?" Jin senkte kurz den Blick nur um dann rasch wieder zu seinem Vater zu sehen. "Nein." Er hatte gelogen. Dem Kind war nur nicht bewusst, dass sein Vater dies sofort erkannt hatte. Doch Kazuya beließ es für den Moment dabei. Stattdessen setzte er eine entspannte Miene auf. "Gut dann hol deine Schultasche, wir machen im Wohnzimmer die Aufgaben." Jin stand von der Couch auf und wanderte in sein Zimmer um die Tasche zu holen.
 

Kazuya unterdessen ging in die Küche um zwei Gläser mit Wasser zu holen. Es missfiel ihm, dass sein Sohn ihn offensichtlich belog. Aber er würde schon noch herausfinden weshalb. Doch zunächst entschloss er sich mit Jin einen Teil der Hausaufgaben zu machen.

Kazuya und sein Sohn kamen gleichzeitg wieder ins Wohnzimmer. Beide setzten sich auf den Fu'boden an den niedrigen Couchtisch. Jin kramte in seiner Schultasche nach seinem Lesebuch und einem Schreibheft. Kazuya ließ seinen Jungen zunächst den Text laut vorlesen. Bis auf zwei Worte - Honigwabe und Imker - klappte dies auch sehr gut. Ein Hauch von Stolz war im Blick des Ältern, als Jin freiwillig den Text ein zweites Mal laut vorlas um auch diese beiden Wörter ohne Problme lesen zu können. Ehrgeiz hatte Jin auf jeden Fall. Sie lösten zusammen die Aufgaben zu dem Text. Wobei Kazuya meist nur versuchte Jin auf den richtigen Weg für die Lösung zu bringen. Die richtige Antwort sollte der Junge immer alleine finden. Nach getaner Arbeit kontrollierte Kazuya die Aufgaben nocheinmal nach, konnte jedoch bis auf einen kleinen Rechtschreibfehler nichts finden. Zufrieden sah er seinen Sohn an. "Gut. Siehst du war doch gar nicht schlimm." Jin bemerkte sehr wohl den Blick seines Vaters. Er fühlte Stolz aufkommen. Stolz darüber das er alles richtig gemacht hatte und seinen Papa dies freute.
 

Kazuya sah auf seine Armbanduhr. Es war bereits 17:30 Uhr. Es lohnte nicht, eine weitere Hausaufgabe zu beginnen. Stattdessen wollte er herausfinden, was es mit den Einträgen und Jins Lüge auf sich hatte.
 

"So ich denke, dass wars mit Schularbeiten für heute." Jin strahlte seinen Vater überglücklich an. Schon wollte er aufspringen um seinen Vater wieder ärgern zu können, doch Kazuya sah ihn nun wieder etwas strenger an. "Jin hast du mich vorhin belogen, als ich danach fragte ob ich noch etwas wissen muss?" Der Junge sah fast schon erschrocken aus. Hatte sein Vater ihn durchschaut? Jin hoffte nicht. Selbst wenn nicht, wenn er ihm jetzt beichtete, dass er vorhin gelogen hatte, würde der Ältere gewiss schimpfen. Vielleicht würde es dann noch viel schlimmer werden, wenn der Mishima dann auch noch las was seine Lehrer geschrieben hatten. Das Kind hielt es für besser weiterzulügen. "Ich habe nicht gelogen." sagte Jin und versuchte eine Unschuldsmiene dabei aufzusetzen. Kazuya schnappte sich die Schultasche seines Sohnes. "Wenn ich dein Hausaufgabenheft heraushole und es lese, werde ich also wirklich nichts finden?" Kazuyas Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass er die Lüge durchschaut hatte. "Jin, ich warne dich, dass ist deine letzte Chance zur Wahrheit." Der Junge sah zu seinem Vater auf. In ihm zog sich alles zusammen. Schuldbewusst ließ er den Kopf hängen. Er sah auf seine Finger, die nervös miteinander spielten. Kazuya stellte die Tasche zwischen sich und seinen Sohn. Er wartete auf eine Antwort des Kindes. Doch Jin schien seine Stimme verloren zu haben. Was Kazuya nicht wissen konnte, war dass JIn sich große Sorgen um die Konsequenzen seines Verhaltens machte.
 

Nach einer Weile löste sich Jin aus seiner Starre und suchte in der Schultasche nach dem Hausaufgabenheft. Als er es herauszog sah er am Boden der Tasche den Brief der Schule. Er zögerte kurz, sollte er den nicht besser verschwinden lassen? Nein. Wenn er schon ehrlich zu seinem Vater sein wollte, dann richtig. Also zog er den Brief hervor und reichte diesen mitsamt dem Heft seinem Vater. Anschauen konnte er diesen dabei nicht.
 

Kazuya nahm seinem Sohn Heft und Brief ab. Er sah taddelnd auf seinen Sohn, doch dieser starrte lieber weiter stumm auf seine Finger. Mit einem Schnauben machte sich der Mishima daran die richtige Seite im Heft zu finden. Beim durchblättern der Seiten fiel ihm auf, dass fast jede Woche ein Eintrag zu finden war. Als er endlich die fragliche Seite im Heft gefunden hatte stellte er fest, dass es für diese Woche bereits zwei Einträge gab. Lange Einträge. Bevor er las sah er zu seinem Sohn. Dieser schaut ihn nun endlich wieder an. "Wenn ich das gelesen habe, unterhalten wir uns über deine Lüge!" Kazuya sah sehr ernst und streng aus. Als er zu lesen begann, wurde seine Miene noch härter. Jin schüchterte dies nur noch mehr ein. Wenn sein Papa das alles gelesen hatte - Brief und Einträge - wäre er mit Sicherheit sehr wütend. Und dann hatte Jin auch noch gelogen. Das Kind war sich sicher, dass sein Vater nun genug haben würde von ihm und seinen Dummheiten. Die Lehrerin bestätigte in den Einträgen auch noch das Jin ein ungezogenes Kind war. Warum hatte er nur gelogen? Er hatte doch versprochen sich zu benehmen. Jin bemerkte wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Er hatte alles kaputt gemacht. Jetzt würde Kazuya aufhören sein Papa sein zu wollen und er wäre sicher auch seiner Mutter böse weil sie nicht besser auf ihn achtete. Kazuya würde sich bestimmt nicht mehr um sie beide kümmern wollen. Und seine Mutter wäre dann sicher auch unglücklich. Und das nur weil er sich einfach nicht anständig benehmen konnte. Jin entfuhr ein Schluchzen. Tränen rannen über seine Wangen. Er wollte nicht das dies alles passierte. Es durfte einfach nicht passieren.

Tränen

Kazuya las die Einträge genau, welche sich für diese Woche in Jins Hausaufgabenheft befanden. Sie kündeten von der Frechheit des Kindes gegenüber seinen Lehrern und seiner Mitschüler. Das Jin sich nicht in die Klassengemeinschaft integrieren wollte oder auch nicht konnte. Der zweite Eintrag handelte von einer Schulhofschlägerei am letzten Schultag, die sein Sohn angefangen hatte. Dafür hatte man Jin früher vom Unterricht heimgeschickt. Weitere Konsequenzen würden im beigefügten Brief des Schulleiters erläutert werden. Während er die Einträge von Frau Homura - Jins Klassenlehrerin - las bekam Kazuya das seltsame Gefühl, dass diese Frau seinen Sohn nicht ausstehen konnte. Vielleicht bildete er es sich aber auch nur ein.
 

Der Mishima schüttelte nur kurz unwirsch den Kopf und griff nach dem Brief. Er kam allerdings nicht dazu den Brief des Schulleiters zu lesen, da er ein Schluchzen und Schniefen seines Sohnes vernahm. Er sah aufmerksam zu seinem Jungen. Jin weinte und schluchzte. Zuerst glaubte Kazuya das Kind wollte ihm nur etwas vorspielen um ihn milde zu stimmen. Doch erkannte er schnell, dass Jin gerade richtig weinte.

Überfordert mit dieser Situation saß Kazuya auf dem Fußboden seines Wohnzimmers. Das Hausaufgabenheft in der Hand und unschlüssig auf sein weinendes Kind blickend. Was sollte er jetzt machen? Ihn trösten? Aber hatte Jin nicht Fehler gemacht und verdiente seinen Trost vielleicht gar nicht? Sollte er nicht lernen, dass er etwas Falsches getan hatte? Als Jins Schluchzen lauter wurde und er zu wimmern begann, warf der Mishima das Heft geräuschvoll zu Boden.
 

Jin zuckte bei dem lauten Geräusch zusammen und sah verheult zu seinem Vater auf. Fast hoffte er das sein Vater in anschrie oder auch schlug, solange er nur immer noch weiter sein Papa blieb. Und ihn nicht fortschickte. Kazuyas Miene war angespannt, doch schon nach wenigen Sekunden wurde sie weicher. Er nahm seinen Sohn in die Arme und wollte gerade ansetzten etwas zu sagen, da klammerte sich Jin um seinen Hals. Krallte sich fest in den Stoff seines Hemdes. Er weinte wieder. Kazuya der ohnehin schon überfordert war mit allem, hatte sich vor Schreck versteift. Schnell siegte jedoch sein Vaterinstinkt. Vorsichtig streichelte er Jin über den Rücken. Ohne das der Mishima nachdenken musste wusste er, was zu tun war um sein Kind zu trösten.

Als Jin spürte, wie sein Vater sanft seinen Rücken streichelte, brachen alle Dämme bei dem Jungen. Unter Mark erschütternden Schluchzern begann er zu reden. "Es tut mir leid, dass ich gelogen habe Papa! " Jin drückte sich an die Halsbeuge seines Vaters und schniefte laut. "Ich verspreche, dass ich mich in der Schule jetzt besser benehme aber schick mich nicht weg. Hör nicht auf mein Papa zu sein!" Bei seinen letzten Worten begann Jin kläglich zu weinen. Kazuya musste sein Kind bei diesen Worten nur fester in die Arme nehmen. Es war ihm gerade egal was Jin alles in der Schule angestellt hatte oder ob er eben gelogen hatte. Seine Worte hatten den ältern so hart getroffen wie ein Schlag in die Magengrube.
 

Wie um alles in der Welt kam der Junge nur auf so einen schrecklichen Gedanken? Glaubte er wirklich, dass er ihn fortschicken würde? Selbst wenn Jin immer noch frech gewesen wäre, so war es für den Mishima keine Option ihn fortzuschicken. Dieses Kind war sein Sohn! Er würde sich um ihn kümmern, komme was da wolle. als Jin erneut zu wimmern begann, seufzte sein Vater leise. Behutsam schob er ihn etwas von der Schulter weg. Der Anblick war selbst für den sonst so harten Mishima, Herz zerreissend. Jin sah ihn ängstlich aus roten verweinten Augen an. Immer wieder kullerten Tränen über seine Wangen. Kazuyas Miene war im Moment unergründlich, als er begann seinem Kind die Tränen fortzuwischen. Als er damit geendet hatte, sahen sich Vater und Sohn eine Weile an. Zitterte der Junge etwa? Aus Angst? Er wollte dem Kind doch keine Angst machen. Ein aufmunterndes Lächeln stahl sich langsam auf die Züge des Älteren. "Jin hör bitte auf zu weinen. Ich ertrage das nicht besonders gut." Jin sah seinen Vater bei diesen Worten verletzt an, ehe er den Blick traurig auf den Kragen vom Hemd seines Vaters richtete. "Es tut mir leid, dass ich so ein Schwächling bin." murmelte das Kind nur kleinlaut. Die Stimme immer noch belegt vom vorrangegangen Heulkrampf.
 

Kazuya versteifte sich bei den Worten seines Sohnes. Diesen Satz hatte er jetzt nicht hören wollen. Daran hatte er nicht einmal gedacht. Jin hatte Angst gehabt - wenn auch unbegründet - seinen Vater zu verlieren und er war noch ein Kind, da durfte er weinen. Er war auch nicht aus Kazuyas Sicht ein Schwächling. "Du bist kein Schwächling. Ich möchte dich nur nicht so weinen sehen, dass macht mich sehr traurig." Jin hörte die Worte seines Vaters und sah ihn verständnislos an. "Warum bist du traurig wenn ich weine?" Kazuya beugte seinen Kopf näher an den seines Sohnes und stupste ihn dabei leicht an. "Weil du weinst und so einen Blödsinn erzählst das ich dich fortschicken könnte." Jin richtete sich ein wenig auf, um seinen Papa besser anschauen zu können. Seine Stimme klang unsicher als er sprach "Du willst trotzdem mein Papa sein? Auch wenn ich mich in der Schule nicht benehmen kann und gelogen habe?" Der Unglaube bei seinen Worten war deutlich hörbar. Der Mishima seufzte und nahm seinen Sohn fester in die Arme. "Ich werde immer dein Papa bleiben, egal was du anstellst." Bei diesen Worten kuschelte Jin sich glücklich an ihn und lächelte zaghaft. "Jin hör bitte auf zu denken, dass ich dich wegschicken will, nur weil du dich nicht benohmen hast. Das wird nicht passieren, okay?" Der Junge lauscht auf die Worte seines Vaters und nickte dann stumm. Kazuya konnte nicht ahnen welche innere Freude diese Worte bei seinem KInd auslösten. Sein Papa würde also bei ihm bleiben. Und er hatte ihn noch lieb. Egal was die gemeine Frau Homura geschrieben hatte. Jin nahm sich vor, von nun an immer ehrlich zu sein. Lieber wollte er geschimpft bekommen als seinen Vater nochmal belügen zu müssen. MIt einem entspannten Seufzer schloss Jin die Augen. Vielleicht konnten er und seine Eltern eine richtige Familie werden? Vielleicht gab es noch eine Chance. Ob seine Mama das auch wollte? Oder sein Papa? Vielleicht würde er ihm das sagen wenn er nachfragte. Gerade als Jin sich überlegte, wie es wohl wäre zu dritt auf Yakushima zu leben - er wollte nicht in Tokio leben, schob ihn sein Vater ein Stück von sich. Der Junge öffnete die Augen und sah fragend zu dem Ältern auf. Die Züge des Mishima waren nun wieder etwas härter als er sprach. "Denk nicht das du ungestraft davon kommst, Zwerg! Ich werde dich nicht auch noch dafür belohnen, dass du mich belogen hast." Jin schürzte die Lippen und sah schüchtern zu seinem Vater. Was würde jetzt passieren? "Schlag mich bitte nicht Papa!" Die Worte waren einfach so ängstlich hervorgekrochen. Kazuya starrte sein Kind daraufhin wie vom Donner gerührt an. Er schüttelte verständnislos den Kopf "Was redest du nur für dummes Zeug? Ich werde dich gewiss nicht schlagen. Aber unsere Abmachung von vorhin ist hinfällig. Keine Süßgkeiten mehr und auch kein herumalbern, für heute. Fernsehen ist auch gestrichen für die nächste Zeit." Der Junge sah schuldbewusst zu seinem Vater und nickte. "Und jetzt, Essen! " Kazuya erhob sich schwungvoll und hob seinen Sohn dabei mit hoch. Der Junge lächelte glücklich während sie in die Küche schritten. Das Essen von heute nachmittag stand noch unangetastet auf der Anrichte. Selbst jetzt roch es noch gut. Der Ältere setzte sein Kind an den Tisch und begann damit alles aufzuwärmen. Jin sah ihm dabei zu und legte fragend den Kopf schief. "Warum kochst du so gut?" Kazuya rührte vorsichtig den Topf mit dem Fischcurry und zuckte mit den Schultern "Ich hatte keine Wahl entweder nur ungekochte Dinge Essen oder kochen lernen." Jin verstand warum sein Vater es gelernt hatte. "Ist kochen schwer zu lernen?" Kazuya suchte gerade passende Teller im Schrank. "Eigentlich nicht. Am Ende gibst du alles zusammen was dir schmeckt und gut zusammenpassen könnte. Warum fragst du?" Kazuya reichte seinem Sohn Teller sowie Besteck. Das Kind begann sofort den Tisch zu decken, während er sprach. "Weil Mama noch kochen lernen muss..." Kazuya gab Jin gerade Reis auf den Teller und sah sein Kind mitleidig an. "Ja das ist selbst nach all den Jahren nicht besser geworden." Beide begannen nun zu lachen. Während des Essens erzählte Jin seinem Vater von den grö'eren und kleineren Kochunfällen seiner Mutter. Kazuya konterte mit eigenen Geschichten aus der Vergangenheit. Für den Moment hatten Vater und Sohn die Situation von vorhin vergessen und genossen ausgelassen redend das Abendessen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Nach einer Ewigkeit, habe ich die Muse wiedergefunden :) Entschuldigung das ich solange dafür gebraucht habe! Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (20)
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Von:  Shenduan
2018-04-26T17:49:44+00:00 26.04.2018 19:49
Ich freue mich auch total. 😍
Antwort von:  Lexion
27.04.2018 02:31
Darüber das es weitergeht oder das es ein ganz gutes Kapitel ist? 😅
Antwort von:  Shenduan
27.04.2018 11:15
Sowohl als auch XD Die vorstellung wie der kleine Jin auf dem schoß von dem großen Kazuya sitzt ist einfach total niedlich. Aber ich hätte auch nicht gewusst wie ich dem kleinen erklären soll wer dieser volla*** ist. ^^
Von:  Amy-Sama
2018-04-26T10:32:11+00:00 26.04.2018 12:32
Ich freu mich das du deine Muse wiedergefunden hast. <3 <3 <3
Antwort von:  Lexion
27.04.2018 02:32
Jaaa was ein Urlaub alles kann 😊 und wie fandest du es? 🤔
Antwort von:  Amy-Sama
27.04.2018 21:12
Dafür gibt es ja Urlaub. ^^
Ich fand die Scene toll wo Kazuya sein Hemd ausgezogen hat um Jin zu zeigen, was Heihachi getan hat. *_* Die Vorstellung von dieser riesen Narbe und den ganzen kleinen dazu.... Diesen Anblick wird der kleine Jin nie vergessen. Mein Gedanke war in dem Moment jedoch *hrrrr* XDDDD Ich böses Mädchen. XDDD
Von:  Shenduan
2014-10-01T13:37:58+00:00 01.10.2014 15:37
Wann geht es denn weiter hier? Bin so ungeduldig :-( ;-)
Von:  Amy-Sama
2014-07-27T18:51:48+00:00 27.07.2014 20:51
Ja, wer ist denn nun Heihachi???
Und wo ist Heihachi?
In der Tittenbar! XDDD
Sorry, der ist grotte, musste jetzt aber sein. >.<

JAAAAAAAAA!!!! Endlich geht es weiter!!! <3
Ich freu mich ja so!
Ich liebe deinen Kazuya und den Mini-Jin könnte ich knuddeln bis zum umfallen. ^^
Mal wieder klasse geschrieben. <3
Von:  Shenduan
2014-07-27T14:42:11+00:00 27.07.2014 16:42
Omg es geht endlcih weiter <3 Der kleine Jin ist so niedlich. Aber die Frage die er am schluss stellt ist ziemlich Pikant für Kazuya^^ Bin mal gespannt wie er darauf reagiert^^
Von:  Shenduan
2014-05-09T14:28:20+00:00 09.05.2014 16:28
schreib bitte weiter das ist so niedlich <3
Von:  Amy-Sama
2013-10-10T18:06:37+00:00 10.10.2013 20:06
Endlich!!! *_* Es geht weiter!!!
YEHA!!!
Der kleine Jin ist einerseits zum knuddeln und andererseits zum draufhauen >.<'' XDD
Schreibst ihn echt klasse ^^
Antwort von:  Lexion
11.10.2013 11:22
Jaa^^ Ich hatte voll Lust weiterzuschreiben. UND ich bastel schon am nächsten Kapitel XD
Ja der Kleine ist echt nervig!^^ Aber manchmal vergesse ich voll das er erst sieben ist^^° Deshalb benimmt er sich manchmal etwas zu erwachsen <_<
Aber danke <3
Von:  kaprikorn
2012-09-28T09:30:43+00:00 28.09.2012 11:30
*gnahh*
*gnahhh*
Ich feier es! Ich feier es total!
Ich will mehr.
Ist das süß xD
Von:  Amy-Sama
2012-09-27T09:05:37+00:00 27.09.2012 11:05
Ich hab dich lieb kleiner Jin!! Q_Q
Mir tut der kleine so leid XD aber Kazuya hat es auch nicht gerade leicht.
Hab mich total gefreut das du endlich weiterschreibst und ein neues Kapitel da ist *_*

LG dein Engelchen
Von:  kaprikorn
2012-09-25T08:31:43+00:00 25.09.2012 10:31
Cliffhanger!
Ich hasse dich!
Nein! Ich liebe dich!
Für diesen Gedanken an Fanfiction, so einen ähnlichen hatte ich gestern nämlich auch xD
Oh ... *fieps* und warum schreibst du nicht weiter?! Los! Los! *anfeuer* Du schaffst das!


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