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Forced Love

Du bist so einiges - aber nicht gewöhnlich!
von

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Prolog

Langsam verschwanden die angenehm warmen Sonnenstrahlen im großen Meer, welches sich vor einer hochgewachsenen Person erstreckte. Das Rauschen der Wellen würde noch ewig in ihrem Gedächtnis bleiben, ebenso der salzige Geruch in der Luft und die spröde Gischt der See, die sich auf ihre Haut legte. Ein kühler Wind kam auf und lies sie frösteln. Sie legte ihre schmalen Arme um ihren zerbrechlichen Körper, so, wie es üblich war. In ihrer Tasche befand sich eine kleine Spieluhr, die sie, möglichst darauf bedacht ihren Schutz vor der Kälte aufrecht zu erhalten, herausfischte und öffnete um ihren unnachahmlichen Klängen zu lauschen. Es ertönte eine liebliche Melodie. In der Umarmung dieser Geborgenheit vergaß sie das, was sie des Nachts heimsuchte, was sie Tag für Tag verfolgte.
 

Die Nacht begann herein zu brechen, der Körper zu zittern, nein… nicht wegen der Kälte, welche sie mit sich brachte… Sondern DESWEGEN!!! Langsam kehrte die junge Frau nach Hause zurück, wenn man es denn ein zu Hause nennen konnte. Zwar war es ein großes Gebäude, allerdings fürchtete sie immer und immer wieder Schritte zu hören, SEINE Schritte. Zwischen denen ihres Mannes, denen der Todesengel, die Nachts immer darauf bedacht waren alles Unheil vom Haus entfernt zu halten und zwischen den Geschrei ihrer kleinen Tochter, die derzeit schlafend im Bettchen lag. Die Schritte eines Monsters. Mit mulmigen Gefühl in der Magengegend betrat sie das große Anwesen und beeilte sich, denn mittlerweile hatte der für heute Nacht angekündigte Regen eingesetzt. Etwas durchnässt erreichte sie die Eingangshalle. Es herrschte völlige Ruhe.
 

KLAPP KLAPP… Die Ohren lauschten gespannt den Geräusch von Schuhen auf den Boden. Ihr Körper spannte sich an, verkrampfte sich. Sollte der Albtraum bereits jetzt beginnen? Einzelne Wassertropfen tropfen zu Boden und durchbrachen die Stille. KLAPP KLAPP KLAPP…
 

Unsicher schweifte der Blick durch die große Halle, der Atem beschleunigte sich. Plötzlich spürte sie eine Hand auf der Schulter. Mit bleichem Gesicht erstarrte sie. ,, Alles in Ordnung, mein Schatz?“, fragte eine sanfte Stimme und allmählich löste sich der verkrampfte Körper. Nein, das hier war nicht der Albtraum, der sie jeden Abend besuchte. Das hier war die Geborgenheit, nach der sie sich sehnte, ihr Mann war da, der ihr immer Halt gab. Auch wenn er einen strengen Eindruck machte, so kümmerte er sich aufopfernd um seine kleine Tochter wenn er denn Zeit hatte zwischen den Aufträgen, die ihm das Ministerium zu Teil werden ließ. Erleichtert fiel sie ihm um den Hals. ,, Erschreck mich nie wieder, okay?“, hauchte sie immer noch mit einer Spur Angst. ,, Natürlich…“, erwiderte er.,, Und nun ab ins Bett, Felicitas… Es gehört sich nicht für junge Damen so spät noch auf zu sein! Das Ergebnis sind hässliche Augenringe!“ Mit einen schwachen und nicht überzeugenden Lächeln nickte Angesprochene bevor ihr Mann sie, auf Händen tragend zu ihrem Zimmer brachte. Trockengelegt lag Felicitas noch eine Weile im Bett und lauschte. Doch es war Ruhe, nichts wagte die Still zu durchbrechen, die entstanden war. Allmählich wurden ihre Augen schwer, sie flackerten, bis sie gänzlich zufielen….
 

KLAPP KLAPP KLAPP… Ein Stromschlag durchfuhr Felicitas Körper. KLAPP KLAPP KLAPP… Wieder beschleunigte ihr Atem, wie automatisch. KLAPP KLAPP KLAPP…

» Es ist bestimmt nur Viktor, der nach mir schauen kommt… Nach mir und unsrer Elanor…«, versuchte sie sich zu beruhigen- ohne Erfolg. KLAPP KLAPP KLAPP…

Dann folgte Ruhe.
 

Sie vernahm, wie die Türe knarrte. Jemand schritt ins Zimmer… KLAPP KLAPP KLAPP…. Bedrohlich suchten sich die Schritte ihren Weg durch die dunkle Stille und fanden ihr erstes Opfer. KLAPP KLAPP KLAPP…. Im nächsten Moment stand er vor mir, kalte, rote Augen blitzen Felicitas gefährlich an. Etwas weißes blinkte kurz auf, etwas nasses, rotes tropfte auf den Boden und spritzte gegen die schweren Gardienen, welches das Gemach gegen das frühe Sonnenlicht schützte. Sie wurden rot gefärbt. Ein heißer Atem machte sich auf der Haut breit und purer Angstschweiß lief Felicitas über den Körper, verlor sich in ihrem Pyjama. Ihre Haare klebten an ihrem Körper. Diese Augen… Diese kalten, roten Augen, die bis auf den Grund ihrer Seele zu schauen vermochten und ihre kühnsten und geheimsten Ängste entdeckten. Fassungslos blickte Felicitas in das Gesicht eines Ungetümes, welches auf der Jagd ihres Mannes leicht angeschossen worden sein musste. Klaffende Wunden verkündeten von Silberkugeln, die allerdings nicht mehr da waren. » Er hat sie entfernt??!!« Ihr Atem ging immer schneller, Schmerzen durchfuhren ihren Körper an der Stelle, wo er sie ins Bein gebissen hatte. Sie hatte jetzt nur einen Gedanken: Elanor, sie musste ihre kleine Elanor schützen!
 

KLAPP KLAPP KLAPP KLAPP …KLAPP KLAPP KLAPP… Nein, das waren nicht die Schritte von den Todesengeln, die zurück kamen, dieses eine mal nicht. KLAPP KLAPP KLAPP… Heiße Tränen rannen an ihren Wangen entlang und tropften auf die Bettdecke.

„ Nein…“, hauchte sie, als sich das Ungetüm erneut auf sie stürzte. „ NEIN!!!“…
 

Die erste Bluttat der Dämonen war getan und sie waren bereit viele weitere zu begehen, über Jahre hinweg. Als Viktor am Morgen mit seinen Todesengeln in das Anwesen zurück kehrte, packte ihn die pure Angst. Alles war verwüstet und blutverschmiert. Verzweifelt nahm er den entstellten Körper seiner Liebsten in den Arm und schrie entsetzlich, er litt Höllenqualen. Und das einzige, was ihm geblieben war, war seine kleine Tochter… Elanor Amelia…

Beginn der Plage

Angenehm wehte der frühe Morgenwind über die Felder, die sich vor meinem Balkon erstreckten. Die Ähren des Getreides wiegten sich in ihm hin und her, einzelne Blütenblätter flogen sachte, wie Federn, durch die sich langsam erwärmende Luft. Mein Blick ruhte auf den fernen Horizont, der sich in ein sattes Orange getaucht hatte. Ich wusste, irgendwo da draußen ruhten sie, die Lycaner. Jene Bestien, die wir, die Todesengel, des Nachts jagten. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Nichts auf der Welt konnte das wieder gut machen, was sie in ihrem Blutwahn angerichtet hatten.
 

Seufzend wandte ich mich von dem Anblick des heranbrechenden morgens ab. Ich hatte wichtigere Dinge, die meiner Aufmerksamkeit bedurften, zumindest Tagsüber. Viktor, mein Vater, bestand neuerdings darauf, dass ich mich aus der Jagd zurück zog. Warum sagte er mir nicht. Stattdessen zog er es vor mich in eine richtige Lady zu verwandeln, die ich eigentlich schon von Geburt aus sein sollte. Schon allein die Kleidung, die auf meinen Stuhl lag, schrie förmlich danach. Eine weiße Seidenbluse mit Kragen, ein dazugehöriges kariertes Shirt und ein schwarzer Rock lagen fein säuberlich darüber gelegt. Widerwillig zog ich sie an, aber als unter all diesen Sachen auch noch eine Strumpfhose zum Vorschein kam, war bei mir Sense. Aus, Finito Narbenstein! Viktor wusste ganz genau, das ich ALLES tragen würde, auch lange Strümpfe, aber Strumpfhosen waren mir zu wider. Und daher er das ganz genau wusste, konnte das nur ein Witz sein! » Das ist definitiv NICHT sein Ernst! Ade liebe Strumpfhose, du bleibst schön hier und kommst nicht mit nach Hogwarts!«

„Doch, das IST mein Ernst!“ Erschrocken fuhr ich herum und trotz der ungewohnten Wärme, die sich inzwischen in meinem Zimmer gebildet hatte, lief mir ein eisiger Schauer über den Rücken. „ Musst du immer meine Gedanken lesen?“, fauchte ich Viktor an und mein Blick, mit dem ich ihn fixierte, verriet das ich gerade in einem wütenden Zustand steckte. Ohne mir eine Antwort auf meine Frage zu geben, was so viel bedeutet, wie das mein Widerwille mal wieder nicht registriert wurde, wandte er mir den Rücken zu.

„ Beeile dich mit Anziehen, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit! Der Zug wartet nicht auf dich!“, zischte er im strengen Tonfall, ehe er die Tür ins Schloss fallen ließ.

»VERDAMMT!!!«, fluchte ich in mich hinein und ließ mich in meinen Sessel fallen, der nebst meinem Bett stand. Nein, das Leben war nicht fair! Und so wie es aussah würde sich diese Tatsache auch nicht so schnell ändern. Also musste ich mich wohl oder übel der Strumpfhosenübermacht ergeben und diese in einem harten Kampf, weil sie nicht so wollte, wie ich, anziehen. Als ich den letzten obligatorischen Blick in den Spiegel tat musste ich unweigerlich feststellen, das meine Beine dadurch länger wirkten und ich insgesamt größer. » Aha!«, fiel es mir dann wie Schuppen von den Augen. » Es sieht ziemlich so ganz danach aus, als ob Vater mich auf den Heiratsmarkt werfen will! Na super!« Grummelnd und nun weniger gut gelaunt betrachtete ich noch meine Haare, ehe mich ein Klopfen an der Tür aus den Gedanken riss. Herein trat eine unsrer kleinen Hauselfen, die mit gesenktem Haupt in die Türe trat. „ Entschuldigen Sie bitte, my Lady, aber Ihr Herr Vater möchte mit Ihnen los!“ Ich nickte kaum merklich als Signal, das ich sie verstanden hatte, atmete noch einmal tief durch, bevor ich mich von meinem Spiegelbild losriss und die lange Wendeltreppe im gemäßigtem Schritt nach unten ging, wo mein Vater bereits auf mich wartete. Ein zufriedenes Lächeln schmückte seine Lippen, als er mich in dieser Kleidung erblickte. Ich zwang mich dazu nicht genervt mit den Augen zu rollen. Stattdessen drehte ich mich um die eigene Achse und präsentierte mich ihm. Ich musste feststellen, dass er es geschafft hatte, eine Lady aus mir zu machen, wenn auch nur rein äußerlich. Kein Wunder also, das sich seine miese Laune von vorhin etwas besserte.
 

»Nein, sagen wir lieber nichts… Lassen wir ihm die Illusion. Meine Einstellung zu der ganzen Lady- Geschichte kennt er ja bereits zur genüge. Abgesehen davon will ich ihn nicht unbedingt noch mehr reizen, wie ich es bereits heute morgen getan habe!« Zusammen apparierten wir zum Londoner Hauptbahnhof, wo es uns zum Gleis 9 ¾ verschlug. Wie jedes Jahr war auch dieses Mal das Gleis voll mit Familien, die ihre Kinder das erste Mal in eine weit entfernte Schule schickten. Mein Vater ergriff das Wort, während wir beide uns den Weg durch die Menschenmenge suchten. „Ich erwarte, das du auch dieses Jahr wieder herausragende Leistungen bringst und das du dich vor allem ENDLICH wie eine RICHTIGE LADY benimmst!“, ordnete er an und seine Stimme duldete keinen Widerspruch. Ich tat es mit einem Nicken ab und wollte mich in den Zug begeben, als wir unverhofft von einer schneidigen Stimme angesprochen wurden. Ich zuckte kurz zusammen und lugte elegant über meine Schulter. Die markanten Gesichtszüge, sowie das weiß – blond waren unverkennbare Markenzeichen der Familie Malfoy, der ich in diesem Aufzug eigentlich zuletzt begegnen wollte. Mein Vater sah die Sache leider allerdings etwas anders als ich.
 

„Mr. Malfoy, schön sie auch mal außerhalb ihres Büros zu treffen!“ BUÄRGS!!! Allein schon dieser Ton, welchen er gewählt hatte, ließ auf eine Beziehung schließen, die weit über das geschäftliche hinaus ging. Um nicht noch unnötig weiter Aufmerksamkeit zu erregen, wie mein Vater es getan hatte, als er mich als Lady Elanor Amelia Rothses vorgestellt hat, verabschiedete ich mich höflich von Mr. Malfoy und ihm und verschwand blitzschnell im Getümmel der Einsteigenden. Als ich drin war atmete ich erleichtert aus. Jetzt standen mir gute 3, 4 Monate OHNE Zurechtweisungen, OHNE Lektionen betreffs Ladyhaftes Verhalten oder der gleichen bevor. Meine am morgen ursprüngliche negative Stimmung hob sich von Minute zu Minute. Dementsprechend ließ ich mich relativ entspannt in den weichen Stoff der Sitze im Abteil meines Hauses, Slytherin, fallen. Ein zaghaftes Lächeln glitt über meine Lippen. Zwar würde ich in dieser Zeit keine Lycantropen jagen können, aber dafür, wie gesagt: kein Zwang sich Ladylike zu benehmen! Außerdem war ich mir sicher, das Sören, unser Chef der Todesengel, das schon irgendwie ohne mich hinbekommen würde, musste… konnte?

»Jetzt erklärt es sich mir auch, warum er mich aus der Truppe genommen hat! Nicht allein, weil es sich für eine Lady nicht geziemt Dämonen zu jagen, nein… Sondern eher viel mehr, weil, wenn ich verheiratet bin, (bitte niemals!) sowie so nicht mehr jagen gehen könnte.« Ich begann unweigerlich mein zaghaftes Lächeln in ein richtiges umzuwandeln, als ich mir die Form einer möglichen Anzeige im Tagespropheten in den Sinn kam.
 

»Reiche Tochter reinen Blutes mit nächtlicher Jagdaktivität sucht verständnisvollen Gatten, der nichts gegen übergroße Hunde (Werwölfe) hat und die Wunden der Nacht mit seinem Charme wegzaubert!«
 

Nein!!! Das konnte man niemanden zumuten! Da muss wirklich die Lady in mir zum Vorschein kommen.. Auch wenn ich es absolut nicht mochte! Mit dieser, wenn auch schmerzlichen Einsicht (das mein Vater Recht hatte), widmete ich mich der uns üblichen Zeitung, als ich ein unüberhörbares Plumpsen vor mir vernahm. Über den Rand meines Informationsblattes, welches munter über alle möglichen Unsinnigkeiten berichtete, erspähte ich den allseits bekannten Blondschopf von Draco Malfoy. Glücklicherweise schien er mich nicht zu erkennen oder einfach übersehen zu haben, denn er begrüßte mich nicht. »Wäre ich eine echte Lady, dann würde ich ihn jetzt ordentlich zusammen stauchen! Da das aber sicher negative Auswirkungen auf mich haben würde, wie zum Beispiel die gesamte Aufmerksamkeit des Slytherinehauses, verzichte ich lieber darauf!« Zufrieden, das ich in Frieden gelassen wurde, ließ ich meinen Blick über die einzelnen Berichte und Bilder der Zeitung schweifen. Sie enthielt nichts wirklich interessantes, was zum Beispiel auf den Aufenthaltsort der Lycaner schließen lies. Schade eigentlich, aber irgendwann würden die sich schon verraten. Und wenn es so weit war, würde Sören, ihnen auch gewiss in meinem Namen, einen herzlichen Empfang bereiten. Bis dahin würde ich also lieb und brav die kleine Lady spielen, die sich mein Vater so sehr wünschte um im entscheidenden Moment agieren zu können. Meine Zukunftsträume würden allerdings von dem Unwissen meiner Nachbarin gestört. Diese, niemand anders als Pansy Parkinson, überlegte laut, wie der Fachbegriff für Werwolf war. »Wie passend…«, schlitterte es mir durch den Kopf. „Lycantrop!“, ließ ich geschwungen bemerken und blätterte währenddessen die nächste Seite des Tagespropheten auf um mir die nächsten Unsinnigen Artikel anzusehen. Zudem bemerkte ich, dass mindestens ein irritierter Blick auf mir ruhte. Anscheinend bin ich endlich sichtbar geworden. „Lycantrop ist die Fachbezeichnung für Werwolf! Das wolltest du doch wissen, oder?“ Daher der Blick, der weiterhin auf mir ruhte sich nicht geändert hatte, buchstabierte ich ihr in aller Seelenruhe das ach so schwierige Wort. Und weil ich schon einmal in den Rateklub des Rätsels eingestiegen war, war ich dadurch gezwungen weiter mit ihnen zu rätseln. Dabei bemerkte ich nicht, wie ein neugieriger Blick auf mir ruhte. Zumindest, bis wir dieses Rätselbaltt durch hatten. Daher dieser Blick mir unangenehm wurde, ich kam mir wie ein Insekt unter dem Mikroskop vor, wollte ich mich ihn unbedingt entziehen.

„Ich geh mir ein wenig die Beine vertreten!“, meinte ich kurz angebunden, erhob mich und ging aufrechten Ganges, wie es halt eine Lady tat, zur Tür, öffnete diese und verschwand dann auf den Gang des Zuges. Dennoch hatte ich das Gefühl, als ob der faszinierte Blick, weiterhin an mir klebte, was aus meiner Sicht verständlich war, denn noch niemals zuvor war ich in solch einem Aufzug nach Hogwarts gereist. Was mich zusätzlich allerdings irritierte du verwirrte war die Tatsache, das ich der Meinung war, das es nur EIN Blick war, der auf mich gerichtet war.
 

Nun doch etwas unladyhaft steckte ich die Hände in die Taschen, als ich ein Stück Papier ertastete. Dem Schriftzug nach zu urteilen war es von Sören.
 

Na kleine Lady?

Heute schon deiner Pflicht nachgekommen und etwas bemängelt? Tu uns bitte den Gefallen und lass dich nicht durch und durch zur Lady machen. Das würde dir nicht stehen und davon mal ganz abgesehen: ein paar Ecken und Kanten hat jeder! Davon abgesehen wären wir sehr enttäuscht, wenn du, unser bestes Nachwuchstalent, wahrhaftig das werden würdest, wonach dein Vater strebt! Viel Spaß in Hogwarts!

Liebe Grüße, die Todesengel!
 

Ich versuchte mir ein lautes Lachen zu verkneifen. Schon allein der Abschlusssatz: liebe Grüße, die Todesengel… Hatte ich gerade einen Brief von einem Killer bekommen der mich töten wollte? Mal ehrlich, Todesengel und liebe Grüße, das passte so gut zusammen, wie ein Vampir und ein Werwolf! GAR NICHT!!! Mein Blick glitt über den Brief um Fenster hinaus, bis er am Himmel hängen blieb, der sich langsam verdüsterte, was weniger mit den angekündigtem Regen als mit der Tatsache zu tun hatte, das langsam der Abend einbrach. Waren wir wirklich schon so lang unterwegs? Meine Frage verflüchtigte sich, als plötzlich Draco Malfoy persönlich nebst mir stand und mir meine Tasche reichte, während er mich intensiv musterte. »Diese wunderschönen grauen Augen waren aber auch der Wahnsinn!!!«, schoss es mir durch den Kopf und ich war heilfroh, das Viktor nicht hier war um in meinen Gedanken herum zu schnüffeln. Doch noch bevor ich ein liebes „Danke!“ hervorbringen konnt, hielt der Zug ruckartig an und die Lichter begannen zu flackern, ehe sie vollends verlöschten. „Verdammt doch mal!“, knurrte ich missmutig und sah an die Decke. Das durfte doch wohl jetzt nicht wahr sein, oder? „So redet eine Lady aber nicht!“, bemerkte Dracos Stimme an meinem Ohr und ich spürte, wie nah er mir tatsächlich war. Eine Nähe, die Unbehagen in mir erweckte. Plötzlich konnte man im Abteil Schreie vernehmen. Durch mein Jagdtraining in der Nacht gewöhnte ich mich recht schnell an die Dunkelheit und schlich wie eine Katze durch die engen Gänge des Zuges, bis ich zurück im Abteil ankam. Ich konnte den ganzen Weg über weder Knurren noch Schmatzen vernehmen, was bedeutet, das Lycaner wohl nicht hier waren. »Schade… einen der neueren Art hätte ich gerne noch zu Staub verarbeitet, bevor ich in Hogwarts angekommen wäre!«, bedauerte ich. Plötzlich ging das Licht ebenso unerwartet wieder an, wie es ausgegangen war. Alle atmeten erleichtert auf.

„Muss wohl ein Kurzschluss oder so etwas ähnliches gewesen sein!“, murmelte ich und mein Blick blieb misstrauisch. Ich wusste, das hier irgendwas nicht stimmte. So ohne weiteres blieb kein Zug stehen! Und erst recht nicht der Hogwarts Express. Doch Zeit mir weiter Gedanken zu machen blieb nicht, denn in wenigen Minuten würden wir am Bahnhof ankommen und ich hatte noch immer nicht meine Uniform angezogen. Ich beeilte mich , mich in die Sachen zu zwängen um schnell wieder draußen zu sein. Erleichtert musste ich feststellen, das ich pünktlich zum Einrollen fertig war. Mit einem letzten misstrauischen Blick zur Decke des Zuges verabschiedete ich mich vom Zug und trat auf den Bahnsteig, der in tiefe Dunkelheit gehüllt war. Es war eine sternenklare Nacht, wie mir auffiel, ehe ich von Parkinson zu einem der vielen Kutschen gezogen wurde. Offensichtlich gehörte ich jetzt mit zum Malfoy Klub und das obwohl es gar nicht in meinem Interesse lag! »Okay, er sieht ja gut aus… aber ich weiß nicht recht, wie man ihn einschätzen soll. Er wirkt so erhaben, kalt, teilweise auch arrogant… Aber nicht so schlimm wie Kravius… Wenn ich schon an ihn denken muss dreht sich mir der Magen um! So arrogant wie der kann nicht mal ein Malfoy sein.« Ich schüttelte mich um den Gedanken los zu werden und hoffte inständig, das mein Vater nicht auf dumme Ideen kam, während ich abwesend war. Allerdings vertraute ich ihn so weit, das er wusste, was ich von Kravius hielt. Und einen Schwiegersohn dieser Güte wollte er sicher wahrlich nicht haben! Während ich in meinen Gedanken versuchte das Bild von Kravius loszuwerden ruhten zwei graue Augenpaare mal wieder auf mir. Etwas genervt blickte ich auf und sah Draco an. „Entschuldige, aber habe ich etwas im Gesicht?“, fragte ich bemüht einen höflichen Tonfall beizubehalten. Aber sein dämliches Gestarre, schon die ganze Zeit über, machte mich irgendwie kirre. Ohne das es die anderen mitbekamen lächelte er, zumindest sah es so danach aus. Langsam aber sicher hatte ich das Gefühl, das ich vor diesen Kerl Angst bekommen sollte. Umso erleichterter war ich endlich aus ein und derselben Kutsche aussteigen zu dürfen, die uns nach Hogwarts gebracht hatte. Frische Luft umfing mich und erinnerte mich an die heißen Nächte, die ich und die Todesengel hinter uns gebracht hatten, während wir Lycantropen gejagt hatten. Mir wurde erst jetzt so richtig bewusst, das mir dieser Teil meines Lebens zu fehlen begann. Im gemäßigtem Schritt, wie ich auch schon die Wendetreppe hinunter gestiegen war, bestieg ich die Treppen zum Schloss. Professor Snape stand dieses Mal mit der Schülerliste vor Ort und hackte jeden ab, der das Gelände betrat. Merkwürdigerweise hielt er den Zauberstab im Anschlag. Ein weiteres Indiz dafür, das hier irgendwas nicht stimmte. Die Todesser waren besiegt, von denen ging keine Gefahr mehr aus, also warum dann diese Vorsichtsmaßnahme? „Name?“, fragte Professor Snape, mein Hauslehrer und ich seufzte. ,,Lady Elanor Amelia Rothses!“, wiederholte ich die Worte meines Vaters vom Bahnhof und war mir sicher, das Servus bei dem Wort Lady eine Augenbraue hochzog. „Ja Professor, so ist das mit den Eltern. Irgendwann kommen sie auf die geistreiche Idee aus der lieben kleinen Tochter endlich eine Lady zu machen. Und dann geht es hoch her.“, bemerkte ich höflich lächelnd und schritt weiter in das Gebäude, wo ich mich an meinem Haustisch an den Platz setzte. „Was? Lady?“, fragte eine bekannte Stimme nebst mir und ich erkannte meine Freundin Robin. „Ja… eine Schnapsidee, die sich langsam zu verfestigen droht. Du ahnst ja gar nicht was für Erlebnisse in den Ferien hatte. Der reinste Horror…“, beichtete ich und widmete meine Aufmerksamkeit den neuen Schülern, die eintraten. „Das sind aber nicht so viele dieses Jahr!“, bemerkte ich leise flüsternd zu Robin, die nur nickend zustimmte. Mein Verdacht wurde immer stärker. Erst die Sache mit dem Zug, dann ein bewaffneter Lehrer am Eingang und jetzt noch eine dezimierte Schülerzahl? Sollten etwas mutierte Lycantropen in der Nähe sein? »Das werde ich auf meinen nächsten Hogsmeade Trip schon heraus finden!«, nahm ich mir vor und wandte mich von den Geschehen vor den Lehrertisch ab. Dadurch die Menge der Schüler klein war, war das alljährliche Häuserritual schnell vorbei und wir konnten nach der Rede des Rektors zum Essen über gehen. Dabei tönten die lehrreichen Worte meines Vaters in meinen Ohren wieder, die mich daran erinnerten ordentlich und gesittet zu essen, den Oberkörper gerade haltend und vor allem Dingen nicht zu kleckern. Diese Tatsache wurmte mich, warum, obwohl er weit weg war, vernahm ich seine Stimme im Kopf? Ich schüttelte mich heftig. Das durfte nicht wahr sein! Glücklicherweise lenkte mich Robin mit ihren Ferienabenteuern ein bisschen ab. Dummerweise durfte ich keinem erzählen, was ICH in den Ferien getan hatte. Zumindest nicht die Jagdsache! Alles andere war erlaubt und natürlich hatte es sich schon längst rumgesprochen, das ich fortan als Lady verschrien war. Das würde ich meinem Vater nie verzeihen!
 

Als ich abends im Bett lag und mein Blick auf den Nachthimmel warf wurde mir wieder bewusst, das ich zurück war, zurück ind er Schule, wo ich meinen Alltag gerne wieder aufnehmen durfte. Wieder kamen mir meine guten 4 Monate Freiheit in den Sinn und mich beschlich so langsam das Gefühl, das ich bald nicht mehr diejenige sein würde, die ich bisher gewesen war. Das hier war mein letztes Jahr… ich bin 17… und mein Vater war daran zu arbeiten mich zu verkuppeln… Genügend Gründe dieses letzte Schuljahr zu genießen und alles zu geben!

Neue Entdeckungen und Komplikationen

Ein graues Augenpaar fixierten meine grünen, nahmen sie gefangen und gaben sie nicht mehr frei. Sinnlich rote Lippen näherten sich den meinen, ein seltsamer Schauer überrannte meine Haut, ließ mich erstarren und machte mich handlungsunfähig. Ich war dem, was jetzt kommen würde, schutzlos ausgeliefert, wehrlos. Die Kraft, die mich sonst immer angetrieben hatte, war spurlos verschwunden. Immer tiefer schien ich in diese wunderschönen grauen Augen zu fallen. Immer deutlicher begann ich den Griff der Würgeschlange zu spüren, die sich um meine Brust wickelte und mir die Luft aus den Lungen presste, ohne Aussicht auf Erlösung …
 

Ein stechender Kopfschmerz ließ mich aus meinem Zustand der Trance erwachen und schleuderte mich zurück in die knallharte Wirklichkeit. Vor mir lag ein Stapel Bücher, wo vereinzelt rote, grüne oder gelbe Zettel drin klebten und so die Antworten für die Fragen der verschiedenen Hausaufgaben der unterschiedlichsten Fächer kenntlich machten. Seufzend las ich immer und immer wieder denselben Satz, welcher das ersehnte Ende der 5-Seitigen Hausaufgabe für Professor Snape bildete. Ich hatte da komische Gefühl, das es nicht das Runde vom Ball war, kam allerdings auch auf keine Alternative.

»Also erstmal beiseitelegen und später noch mal drüber brüten!«, beschloss ich ganz ladylike und mit einem lauten RUMPS, schloss ich die aufgeschlagenen Bücher und legte sie beiseite. Dabei glitt mein Blick an der Uhr an der Wand vorbei, wobei mein Herz einen kleinen Hüpfer machte. Es war an der Zeit sich umzuziehen und den engen Kerkern meines Hauses zu entkommen. Und zwar hinaus nach Hogsmeade! Frohlockend und in einem Zustand des Frohsinnes lenkten mich meine Schritte in die große Halle. Doch so schnell mich die Leichtigkeit der Freiheit ergriffen hatte, umso schneller ließ sie mich auch wieder los ...
 

Eine große Feier, glänzende Lichter, welche die bedrohliche Dunkelheit der späten Nacht verdrängte. Die teuren Ballkleider bauschten sich unter den kühlen Abendwind auf, der die aufkommende Bedrohung verkündete, aber ignoriert wurde. Rote Augen glänzten in der Finsternis auf, rote Augen, die zu Wesen gehörten, die unbarmherzig jagten und töteten. Und niemand der hier Anwesenden würde sie aufhalten können! Niemand … Niemand … Niemand …
 

„Hey, Ellie? Noch da?“

Die ruhige Stimme Robins zerrte mich aus den Tagtraum, der sehr real gewesen war.

»Als ob wirklich rote Augen da gewesen wären und mich aus der Dunkelheit heraus angestarrt hätten …« Irritiert schüttelte ich mich. Nein, das konnte nicht sein! Hogwarts war sicher, kein Dämon der Welt konnte diese Mauern aus Magie und Stein überwinden. Auch keiner dieser neuen Lycantropen. Mit einem sehr überzeugenden Lächeln und einem ebenso freundlichen „ ja, alles in Ordnung!“, wehrte ich die besorgten Blicke ab, während wir endlich das Schulgebäude verlassen durften. Frische Luft umfing mich, ein kühler Wind umspielte mich und begann mit meinem langen, eher dürftig zusammengebundenen Haar zu spielen. Die dabei empfundene Wärme machte mir bewusst, dass noch immer Sommer war. „Lass uns gehen!“, bat ich sanft und sog die Luft ein, ließ sie tief in meine Lungen eindringen.
 

„Lady Rothses!“ Der Ruf meines Namens in einem sehr merkwürdigem Tonfall lies mich herumfahren. Ich atmete tief ein, zwang mich zur Ruhe und versuchte mich zu entspannen. Ein innerliches Seufzen durchfuhr meiner Kehle, es war niemand anders als Zaire, ein guter Freund von mir. Mit einem Lächeln auf den Lippen wollte ich ihn freundschaftlich umarmen, doch er trat einen Schritt zurück. „Bevor du mich so froh begrüßt, solltest du vielleicht den Grund meines Besuches erfahren.“ Die Ernsthaftigkeit, die er an den Tag legte, lies mein Lächeln ersterben. Mit ernstem Blick musterte ich ihn. Seine sonst so klaren Augen waren müde und wirkten traurig, als ob er seinen Lebensmut verloren hätte. Er war abgemagert, ein zerfallener Mann, der nur noch ein Schatten seiner Selbst war. Als er sprach, fiel mir auf, dass seine Stimme etwas zitterte und seine Lippen, von denen die Worte kamen, waren trocken und aufgesprungen.

„Viktor hat beschlossen einige Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen!“
 

Ich erstarrte. »Sie sind hier!«, schoss es mir durch den Kopf und das Nicken von Zaire sagte mir, das er meine Gedanken erraten und bestätigt hatte. Ich schluckte und wappnete mich gegen das, was jetzt kommen würde. »Schlimmer kann es ja gar nicht werden!« Wie sehr man sich doch irren kann …

„Du darfst nicht mehr ohne Begleitung das Schulgebäude verlassen. Viktor hat alles arrangiert, der gerne dazu bereit ist dich zu begleiten. Ohne IHN darfst du dich nicht außerhalb der Schule bewegen.“ „Aber … ich kann doch auch …“, setzte ich zum Widerspruch an, doch Viktor, der in diesen Moment erschienen war, brachte diesen mit einem einzigen kalten Blick zum Schweigen. „Mit Robin weggehen?“, erriet er meinen Einspruch. Ich nickte nur zaghaft als Antwort, gespannt auf die Reaktion und Antwort, die er mir jetzt geben würde. Was sprach dagegen mit ihr zusammen unterwegs zu sein?

„Du kennst Robin und ihre Leistungen. Sie ist nicht die optimale Lösung für unser Problem. Sie würde mit den gegeben Umständen nicht klarkommen!“ »Oh, natürlich … Und dieser andere würde das sicher besser! Sind ja nur mutierte Werwölfe, die darauf warten in einen unachtsamen Moment anzugreifen und uns zu zerfleischen, mehr nicht!«, dachte ich ironisch, darauf bedacht, dass er nicht in meine Gedenken eindringen konnte und sie lesen würde. Schon allein sein gewählter Ton und der dazugehörige Blick ließen mich erschaudern, noch viel mehr, als es die Erscheinung von Zaire eh schon verursacht hatte. Sie sagten mir: wenn du es wagen solltest, OHNE IHN zu gehen, dann hat das weitreichende Konsequenzen! Ich biss kurz auf meiner Lippe herum, nickte dann allerdings kurz um ihn mein Verständnis zuzusichern. „Gut, Mr. Malfoy wird gleich hier sein, bis dahin wartest du!“ Wieder dieser eindringliche Blick, der mir die Erkenntnis brachte, dass Widerspruch zwecklos war. Was hatte ich nur getan, um so bestraft zu werden?
 

Doch das war jetzt nicht von Belangen. Tatsache war, das ich mich damit anfreunden musste in Zukunft mit Draco Malfoy zusammen unterwegs zu sein. » Und das, obwohl ich ihn nicht mal richtig kenne, geschweige denn leiden kann. Allein sein hübsches Aussehen bringt ihm ein paar Sympathiepunkte. Da hört es aber auch schon auf!« Mit einem Nicken gegenüber Viktor und Zaire verabschiedete ich mich stumm von ihnen, dann wandte ich mich an Robin, die etwas verwirrt drein schaute, was nach dem Auftritt der beiden absolut verständlich war. „Was hat er denn? Angst das du verschleppt wirst?“, fragte sie aufgebracht. „Wahrscheinlich so etwas in der Richtung!“, bemerkte ich. Sie hatte ja gar keine Ahnung, wie richtig sie mit ihrer Vermutung lag. „Wer sollte das denn bitte tun? Der dunkle Lord ist nicht mehr da und alle Todesser sind in Askaban oder tot! Wer würde sich bitte jetzt noch erheben, wenn die Zaubererwelt nun vorsichtiger ist als je zuvor?“ » Sag das Mal den mutierten Werwölfen!«, dachte ich ironisch und wurde langsam unruhig. Ich wollte weg hier, noch HEUTE, wenn es ging. Aber von den guten arroganten Malfoy war noch nix zusehen. Seufzend verschränkte ich die Arme vor meinen Oberkörper und lehnte mich an die angenehm kühle Wand der Säule, die am Eingang platziert war. „So wie es aussieht, musst du leider alleine gehen!“, äußerte ich mich und sah starr auf die Treppe, die zu uns hinab führte. „Tut mir ehrlich leid!“ Mit einer Umarmung verabschiedeten wir uns voneinander und daher von Malfoy noch immer nix zu sehen war griff ich in meine Tasche und widmete mich meines Buches, welches ich dort verstaut hatte. Wenn er noch etwas brauchte konnte man die Zeit auch sinnvoll nutzen. Durch ähnliche Aminosäuresequenzen vereinzelter Zutaten kann die Zusammensetzung eines Trankes durch Variieren der Zutaten leicht abgeändert werden ohne ein anderes Ergebnis zu erhalten. Genervt, bereits vom ersten Satz, schlug ich es zu und beobachtete die Schüler, die frohlockend das Schulgebäude Richtung Hogsmeade verließen. »Wo bleibt er denn schon wieder? Kommt er nicht mit den Hausaufgaben klar?«, schwirrte es mir durch den Kopf. „Entschuldige, lang gewartet?“ Erschrocken fuhr ich herum und bekam den weißblonden Schopf von Draco zu Gesicht. „Schon okay!“, äußerte ich und brachte schnell ein paar Zentimeter zwischen uns, denn er war mir gefährlich nahe gekommen. Verlegen steckte ich mir mit einer fahrigen Geste eine Strähne, die mir ins Gesicht gefallen war, ladylike nach hinten und sah ihn müde lächelnd an. „Können wir dann?“, fragte ich höflich und steckte das Buch, welches ich in der Hand hielt zurück in die Tasche. „Sicher!“, entgegnete er und wies mit einer Geste den Weg raus, der ich freudig nachkam. „Probleme mit den Hausaufgaben gehabt?“, verlangte ich den Grund meines Wartens zu erfahren. Schließlich ließ man eine Lady, auch wenn ich mich selbst kaum als eine bezeichnen würde, nicht warten, wenn es dafür keinen triftigen Grund gab. Als Antwort bekam ich jedoch nur ein kurzes grummeln, das wahrscheinlich ein: „Ja!“ sein sollte. Gedanklich seufzend wandte ich mich dann etwas ab und genoss die Natur, die sich um uns herum auftat. Der angenehm warme Wind umspielte die wenigen Kornblumen, die am Wegesrand erblühten und erfüllten die Luft mit einem süßen Duft erfüllten. Endlich, nach all den Strapazen, begann ich mich zu entspannen. Ich spürte, wie sich meine Muskulatur zu entkrampfen begann, ich meine Sorgen einfach in den Wind schoss und die freie Zeit hier draußen genoss. Seufzend ließ ich meinen Blick schweifen. Ja, das hier war bei weitem besser als das, was ich hinter mir gelassen hatte. Bei dem Gedanken vergraute sich der gerade erst klar gewordene Himmel über mir und ich wurde knallhart in die Realität zurück geschleudert. Ich war unterwegs mit einem Jungen, den ich kaum kannte, wegen einem Umstand, in dem er selbst kaum reagieren, geschweige denn mich beschützen konnte. Setzte man die Puzzleteile zusammen, kam ich wieder auf die Erkenntnis, die mich bei der Abfahrt nach Hogwarts erwischt hatte: ich sollte verkuppelt werden. Grummelnd ließ ich meinen Unmut kund. Das konnte nicht sein Ernst sein! Der war doch nicht für voll zu nehmen!
 

„Ist alles okay?“ Die glockenhelle Stimme des Draco Malfoy entriss mich meiner skurrilen Gedankenwelt. » Ach ja… da war ja noch jemand!«, entsinne ich mich und nickte zur Antwort kurz, auch wenn das nicht wirklich gerade Ladylike war. Aber warum sollte ich Draco was vormachen? Dafür gab es keinen Anlass… Oder doch? Unsicher sah ich ihn kurz an. » Diese Augen… Diese Lippen… Wo wir wieder beim Aussehen wären! Nichts lässt sich so einfach manipulieren, wie das Erscheinungsbild einer Person. Ich bin das beste Beispiel dafür!« Schnell verwarf ich diesen Gedanken und sah mich mit Draco in Hogsmeade um, als ich, der Teufel weiß warum, ich mich mit ihm zusammen in eine enge Seitenstraße drängte. Mein Herzschlag beschleunigt sich, als ich seinen unnachahmlichen Geruch wahrnahm, der sich von seinen Haaren aus in meine Nase drängte und gar nicht so aufdringlich war, wie ich es eigentlich immer eingeschätzt hatte. » Wohl weil ich von diesen mutierten Werwölfen schlimmeres gewohnt bin!«

Doch jetzt, da mir der Gedanke gekommen war, wurde mir klar, WARUM ich so reagiert hatte: einer dieser mutierten Werwölfe hatte unsren Weg gekreuzt und mit seiner empfindlichen Nase würde er mich und meinen Geruch sofort erkennen. Auch wenn diese Tiere, wie immer man sie auch bezeichnen mag, kein wirklich großes Hirn hatten, so besaßen sie ein ausgesprochen gutes Erinnerungsvermögen. Besonders, wenn man einen Duft mit einer Person assoziieren konnte. Ich schluckte. Wie sollte ich mich mit Draco unauffällig aus der Affäre ziehen? Mein Blick ruhte noch immer auf dem Menschen, der sich merkwürdig durch die Straßen des Ortes bewegte und anscheinend auf irgendwas zu warten schien. »Haben die was vor? Planen die eine Übernahme von was? Wollen die etwa ganz Hogsmeade ausrotten und übernehmen?«, schoss es mir panisch wieder durch den Kopf. Mein Puls war gerade mindestens auf 180, das nahm Draco sehr wohl war, waren wir doch sehr eng aneinandergeschmiegt in dieser engen Gasse. Doch das schien mir gleichgültig. Der Todesengel in mir hatte die Situation übernommen. Ich war bereit zu kämpfen und zog den Zauberstab aus meinen hochgesteckten Haar, bereit zum Angriff, wenn es nötig wurde. Draco sah mich entsetzt an, was wohl weniger an der Tatsache lag, das ich meinen Zauberstab als Haarstäbchen nutzte, als daran, das ich so eng an ihm angeschmiegt war und nicht zu vergessen, das ich meinen Gesichtsausdruck von freundlich und in gewisser Weise naiv auf ernst und knallhart abgeändert hatte. Gerade wollte ich zum Angriff ansetzten, als Zaire mir den Weg versperrte. Sofort begriff ich: er hatte die Situation begriffen und unter Kontrolle. »Schönen Dank auch!«, grummelte ich in seine Gedanken hinein und steckte mit einer fahrigen Geste den Zauberstab zurück in meinen Dud.
 

„WAS WAR DAS??!!!“, fragte mich ein überraschter Draco Malfoy und sein Blick, den er dabei aufsetzte war irgendwie merkwürdig. „Erklär ich dir ein ander mal!“, blockte ich ab und schritt aus der engen Gasse heraus, froh ihn nicht mehr so nahe bei mir zu haben. Flüchtig sah ich ihn noch mal an. In dieser Situation hatte er den kühlen Kopf bewahrt, den ich ihn nicht zugetraut hatte. Er schien selbstbewusster, als angenommen und nicht zu vergessen, das er dadurch nur noch mehr Sympathiepunkte bekam, als er vorher schon hatte.

» So ein verdammter Mist!!!!«, grummelte ich und war sauer. Sauer auf mich, weil ich Draco attraktiver fand als wenige Minuten vorher, sauer auf Zaire, weil er mir die Chance genommen hatte Draco zu zeigen, das ich keine Lady war und sauer auf Draco, weil er so verdammt gut aussah und ein verfluchter Gentleman war, der nicht nur ganz und gar den Wünschen meines Vaters entsprach, sondern nun auch etwas den meinen.

» Damit muss ich mich dann wohl abfinden!«, beendete ich meinen Gedankengang und schritt zurück in die große Halle. Draco hatte sich, als wir Hogwarts betreten hatten, gleich zu Blaise und Co gesellt. Kein Wunder, ich hatte ihn wenige Augenblicke zuvor bedrängt und das schlimmste an der Sache: ich konnte ihn nicht verraten warum, wieso, weshalb. „Argh… das ist doch…“, ärgerte ich mich mal wieder und raufte mir die Haare. »Und mit diesen Sachen im Hirn soll ich noch meinen HA beenden? Na schönen Dank auch. Hätte ich diesen Werwolf erledigen dürfen, dann wäre ich jetzt voll ausgelassen, aber nein…« Noch mieser gelaunt als vorher setzte ich mich in der Bibliothek zurück an meinen Platz und beendete die HAs. Mehr schlecht als recht, wie ich eingestehen musste.

Mit einem ,, wird schon gehen!“ verabschiedete ich mich von den Berg Büchern, die sich vor mir auftaten und schritt in die Baderäume um zu entspannen, der einzige Ort, wo das möglich war…
 

Fortsetzung folgt…

Geheimniskrämerei und Missverständnisse

Mit den Gedanken abwesend streifte ich durch die leeren Gänge von Hogwarts. Ich hatte keine Ahnung, keinen blassen Schimmer, warum die mutierten Werwölfe Hogsmeade in Beschlag nahmen. Inzwischen war die Nervosität der Lehrer kaum mehr zu übersehen. Auch die Ausgangssperre in der Nacht lies in mir die schlimmsten Befürchtungen aufkeimen, die sich des Nachts in Albträumen manifestierten. Es war Tage her, das ich durchgeschlafen hatte, ich war angespannt und müde, wollte endlich mal wieder ruhig schlafen und nicht nachts wach liegen bis zum Morgengrauen. In der Schulbank sitzen, mit Augenringen, die sich nun wahrlich nur noch schlecht als Recht verstecken ließen. Entkräftet fummelte ich eine nervige Strähne zurück an ihren Platz und legte die Hand in meinen Nacken, welcher sehr verspannt sein musste. //Was soll es… ich kann es nicht ändern. Sobald ich auch nur einen Fuß in Richtung Hogsmeade setze, stehen mir Malfoy und Zaire zur Seite und Zaire macht mir auf sehr deutliche Art und Weise klar, das ich dort unten nichts verloren habe. Das ich bei Draco bleiben soll, wo ich in Sicherheit bin. Als ob er in der relevanten Situation reagieren würde können… Er hat ja gar keine Ahnung, das es solche mutierten Werwölfe gibt…//
 

Ich schielte kurz zu den Haustisch rüber, an dem er zum Abendessen saß und ausgelassen mit Blaise lachte. Es war eher ein hämisches, weniger ein ehrliches Lachen. Er klang wie ein verrückter Professor, der gleich mit einem finsteren Plan die Welt erobern wollen würde. Kopfschüttelnd über diesen Gedankengang schritt ich die letzten Stufen hinab in den Speisesaal und setzte mich weit entfernt von Draco an den Tisch. Ich war erleichtert und wollte gerade nach einem Brötchen greifen, als mich Blaise ansprach.
 

„Ey! Ellie!“ Bei den Ruf meines Namens in der Kurzform sah ich kritisch auf. Ich mochte es absolut gar nicht, und normaler Weise würde ich jetzt aufstehen und ihm eine knallen, aber ich ahnte schon wo das enden würde, weshalb ich es lies und mich kurz räusperte. Robin, die sich mittlerweile neben mir gesetzt hatte, verstand mein Gemurre und meinte kurz angebunden: „Sie mag diese Form ihres Namens nicht!“, ehe sie mir die Butter reichte. Unbeeindruckt von der Situation und des Einwandes fuhr Blaise munter weiter fort: „Stimmt es, das du Draco in eine dunkle Gasse gezerrt und beinahe geküsst hast?“
 

Geschockt über diese Behauptung ließ ich mein Brot fallen und versuchte krampfhaft nicht hinunter in den Kerker zu rennen, mir meine Waffe zu holen, die ich heimlich mitgenommen hatte, sie auf Blaise Brust zu setzen und ihn zu zwingen die letzten Worte zu widerrufen. Ich kam nicht umhin einen kurzen, sicherlich tödlichen Blick, rüber zu Draco zu werfen und festzustellen, das er einen eindeutigen, wenn auch schwachen Rotschimmer auf den Wangen hatte, die sich über seine Nase auf die andere Wange zog. „ Ich kann mich nicht entsinnen diesen Lippen näher gekommen zu sein!“, wehrte ich vornehm ab. „Das Einzige an was ich mich erinnern kann….“
 

// LASS ES!!!//

„ AUA!!!“, ließ ich auf einmal vernehmen. Ein stechender Schmerz erfasste meinen Kopf und machte es mir schwer, wenn nicht sogar unmöglich einen klaren Gedanken zu erfassen. // Verdammt //, dachte ich mürrisch und versuchte ruhig zu atmen. Der Schmerz war beinahe unerträglich. //Das habe ich nicht verdient!//, äußerte ich der Stimme von Viktor entgegen und biss weiter auf meinen Lippen herum, die anfingen zu bluten. Ich war froh eine starke Selbstbeherrschung zu haben, denn sonst wären die Blicke von ganz Hogwarts auf mich gerichtet gewesen. „Geht es dir nicht gut?“, fragte Robin und sah mich, ebenso wie Draco besorgt an. Daher ich nicht antwortete wurde Nägeln mit Köpfen gemacht. Vor Augen aller wurde ich plötzlich hochgehoben. //Was zum…?!//, dachte ich mit der Situation überfordert und versuchte mich zu orientieren, erfolglos. //Verdammt… egal wer das ist… ER ODER SIE SOLL MICH LOSLASSEN!!!//
 

Ich begann mich heftig zu bewegen mit der Absicht mich zu befreien, allerdings ebenfalls erfolglos. Wütend funkelte ich meine(n) Träger(in) an. Ein kurzer, hoher Schrei entwich meiner Kehle. // Nein… das… das kann nicht sein… Das ist nicht wahr…//
 

Entsetzt ruhten meine Augen auf Zaire, der fest entschlossen zu sein schien mich in den Krankenflügel zu transportieren. „Zaire… Auch wenn wir sehr eng befreundet sind… Lass – mich- bitte- runter!“ Die letzten Worte hatte ich mit bösem Blick und einen Unterton vernehmen lassen, der verriet, das ich sehr negativ geladen war. „ Vergiss es. Oder…“, er kam mir dabei gefährlich nahe. „ Oder willst du, das Draco dich auf den Händen trägt?“ Sein schelmisches Grinsen, was er dabei trug war nicht zu übersehen. „In einen geeigneten Moment werde ich dir das heimzahlen!“, murrte ich mit roten Gesicht und ließ mich auf der Krankenliege nieder. Wieder war ich von ihm vorgeführt worden. Allmählich wurde er mir sehr unsympathisch. „Aber wenn du schon mal hier bist, dann sollte ich auch die Gunst der Stunde nutzen und dich über die Situation in Hogsmeade ausfragen!“ Mein Blick duldete keinen Widerspruch. „ Du bist ganz schön dickköpfig… Für eine Lady!“, witzelte er in alter Manier. „Glücklicherweise wissen wir beide es besser!“, wehrte ich die versuchte Ablenkung ab. „ Also, was ist da unten los? Es hat ganz den Anschein nach als können die Todesengel ohne mich nicht richtig durchgreifen.“
 

Stille, niemand sagte etwas. Zaire blickte aus den Fenster hinaus auf die freie Natur und sah nachdenklich aus. Der seichte Wind, der draußen wehte, spielte mit seinen blonden Haar und irgendwie wirkte er einmal mehr magischer, als er tatsächlich war. „Es ist schwer ohne dich, das kann niemand aus der Truppe leugnen. Aber es ist gefährlich…“ „Viel gefährlicher als es damals war kann es doch gar nicht mehr werden, oder?“ Der Blick vom freien Feld wandte sich auf mich. Es sah aus, als ob er kämpfte. Mit sich und dem, was er mir sagen wollte, aber nicht konnte, oder sollte. „Was geht da unten vor sich, das du so zerbrechlich und abgeschlagen aussiehst?“ Gerade wollte Zaire zu einer Antwort ansetzten, da stürmte Madame Pomfrey in den Raum. „ Du meine Güte… Wie können Sie bei solchen Wetterverhältnissen nur das Fenster offen lassen? Es ist doch viel zu windig!“ Ich verdrehte genervt die Augen. Anscheinend war unsre Krankenschwester eine von diesen Personen, die immer dann rein kam, wenn es am ungünstigsten war.
 

„Ich geh dann mal…“, meinte Zaire trocken und wandte sich zur Tür. „ Warte!“, sprach ich, aber meine Stimme war nicht mehr so fest, wie sie hätte sein sollen. Sie war getränkt mit Sorge und Unsicherheit. „Wenn irgendwas sein sollte… dann ruf mich. Ich werde kommen und dir helfen. Ich habe dir einst einen Schwur gegeben… Weil wir dasselbe Schicksal teilen. Ich will nicht, das ich einen Freund verliere, der mir sehr wichtig ist.“ Mein einschneidender Blick prägte ihn in seinem erwidernden Blick und winkend mit einer Hand verschwand er aus dem Krankenflügel. Besorgt sah ich ihn nach, sodass ich gar nicht richtig registrierte, was Madame Pomfrey mit mir machte. Erst als sie begann mich in das Bett zu drücken reagierte ich angesäuert.
 

„Mir geht es ganz gut… Habe nur etwas Kopfschmerzen, weil jemand lautstark Einspruch über meine Gedanken erhoben hat!“ Ein ungläubiger Blick fixierte mich. „ Aber wenn Sie etwas für mich tun wollen, dann geben Sie mir ein Traumlosmittel. Die Nächte sind in der letzten Zeit echt haarig!“ // Im wahrsten Sinne…//, fügte ich gedanklich hinzu und verdrehte genervt die Augen. „ Ganz das Verhalten einer Lady! Niemals zugeben, wenn etwas los ist!“ Die Bemerkung kam von niemand anders als von meinem Bodyguard persönlich. „Was willst du denn hier?“ Bei der Wahl meines Tonfalles versuchte ich krampfhaft zu vermeiden, das er auch nur im geringsten genervt oder gereizt klang, war er es doch, der mich durch falsche Aussagen in diese Situation gebracht hatte. Beschämend sah er zur Seite. „Sorry…“, murmelte er und wieder war es nicht zu übersehen, das sich auf seinen sonst so bleichen Gesicht ein leichter Rotschimmer gebildet hatte. „ Ich glaube ich habe da etwas missverstanden…“
 

Seufzend wies ich auf den Platz neben meinem Bett. „War ja auch meine Schuld…“, musste ich unweigerlich zugeben, auch wenn ich es nicht mochte Schwächen zuzugeben oder sie zu zeigen. „Schon gut…“, erwiderte er ruhig und setzte sich, wie aufgefordert, auf den Platz neben mir. Mein Blick ruhte auf der Bettdecke, die nun doch sehr interessant zu sein schien. „Wer war das?“ Diese Frage riss mich aus meinen Gedanken und zwang mich ihn anzusehen. Ich wusste nicht warum. Aber es schien als hätte ein bisschen Eifersucht in seiner Stimme mitgeschwungen und eben diese sein sonst so hübsches Gesicht zu verzerren. Überrascht sah ich ihn an. „Ähm… nur ein guter Kumpel… ein Freund… Niemand wichtiges…“ „Und… was für einen Schwur habt ihr euch gegeben?“ Nun wurde es mir dann doch etwas zu privat. Er war zwar mein Babysitter, wenn wir außerhalb von Hogwarts waren, aber hier drin war er nicht mehr wie ein Klassenkamerad. „Entschuldige, aber das geht dich nun gar nichts an…“, erwiderte ich nun doch etwas gereizt. „Das ist nicht für deinen Auftrag relevant. Was du wissen musst ist, das du mich beschützen sollst vor etwas, was sehr gefährlich ist. Das was in meinen Privatleben ist, ist für dich uninteressant!“
 

Verwirrt sahen mich graue Augen an. „Was… Wie…?!“ Irritiert sah ich ihn an. „Was?“, fragte ich, als es mir klar wurde. Ich hatte den Ton gewählt, den ich immer dann nutzte, wenn wir einen Auftrag, eine Mission bekommen hatten und neue Todesengel nicht wussten, was Sache und vor allem, wo ihre Grenzen waren. „Oh!“
 

Nun war ich dran rot zu werden. „Das… das wollte ich so nicht sagen… Ich meine… das… ich nicht so gerne darüber rede. Also frage mich so etwas nicht. Ich wasche Dreckwäsche eben gerne ohne große Kommentare und großes Aufsehen…“ Ich wand meinen Blick von ihm ab, lehnte meinen Kopf zur Seite und schaute so aus dem Fenster auf die Natur unter Hogwarts. Da unten lag Hogsmeade und offensichtlich ging da unten etwas vor, was nicht mehr oder nur schwer unter Kontrolle und Verschluss zu halten war. Sie hatten Schwierigkeiten und scheuten es mich um Hilfe zu bitten. Das war enttäuschend. Ich dachte die ganze Zeit über, das sie Teil meiner Familie sind, die ich nie hatte. All die Erinnerungen, die ich besaß waren mit ihnen erfüllt. Viktor war so oft auf Reisen für das Ministerium, das ich viel mehr Zeit mit ihnen als mit meinen leiblichen Vater verbracht habe. Sie waren meine heile Welt, mein Halt, wenn ich fiel und meine Rückendeckung. Und jetzt? Jetzt waren sie so weit weg, schrieben nicht mal mehr, so als ob sie nie in mein Leben getreten wären.
 

// Der größte Feind eines Menschenlebens ist nicht der Tod. Er ist absehbar und gehört dazu. Nein… vielmehr ist es das grausame Gefühl der Einsamkeit. Dabei ist es egal, wie viele Freunde du hast, es ist irgendwie immer da. Dieses, dich zerfressende Gefühl, das Schmerzen und Krämpfe auslöst und dich, einmal in den Griff bekommen, nicht mehr so schnell los lässt. Ist es das, was Viktor will? Mich von ihnen abkapseln? Ich verstehe ihn nicht…//
 

Wehmütig blickte ich wieder weg, von dort unten, wo meine Familie war. Ich sorgte mich, keine Frage. Und ich hatte es satt dauernd nur herumzusitzen und zuzusehen, wie andere meinen Job machten.
 

„Was hast du jetzt schon wieder vor?“ Ich erschrak etwas. // Ach ja, Draco ist ja noch immer da… hat er mich die ganze Zeit über beobachtet? Mein Mienenspiel, meine Gedanken vielleicht sogar erraten?// Wieder sah ich in diese unglaublich schönen grauen Augen. „Nichts… nichts wichtiges…“, blockte ich ab. Er wusste scheinbar schon zu viel. Außerdem wollte ich ihn nicht auch noch meine Lasten auf die Schultern geben und somit Auskunft über mich selbst. Es gab keinen triftigen Grund ihm das zu verraten, was mich bewegt. „ Du lügst…“, konterte er und sah mich durchdringlich an. „Und weißt du (auch), warum wir das tun?“(1), fragte ich nach und blickte weiter in seine Augen. „Weil die Wahrheit weh tut, verdammt doch mal!Wie sehr wir auch versuchen etwas zu ignorieren oder es zu leugnen, irgendwann brechen die Lügen zusammen. Ob uns das nun gefällt oder nicht. Aber hier ist die Wahrheit über die Wahrheit: Sie tut weh. Also ... lügen wir."
 


 

Ich staunte. Seine Erklärung war schlüssig und es waren genau die richtigen Worte, die ich jetzt brauchte. Ich hatte nie damit gerechnet, das ein Draco Malfoy mal solche Worte über die Lippen bringen würde. Zustimmend nickte ich. „ das sind leider die nicht zu verleugnenden Tatsachen, denen man ins Auge sehen muss…“
 

Mit Elan erhob ich mich aus dem Bett. Ich hatte es satt hier drin zu liegen und davon mal ganz abgesehen sah ich keine Notwendigkeit mehr hier auf der Krankenstation zu bleiben. Meine Kopfschmerzen waren bereits fast gänzlich abgeklungen und meine Schlafmedizin stand auf dem Nachttischschränkchen neben mir. Mit einer galanten Bewegung steckte ich sie in meine Tasche und machte Anstalten den Flügel zu verlassen, als sich mir Madame Pomfrey wieder in den Weg stellte. „Ja?“, hinterfragte ich. „Madame…Lady Elanor Amelia Rothses!“ „Ich weiß, wie ich heiße…Dankeschön! Und jetzt lassen sie mich bitte gehen. Ich brauche keinen Rundumpflegeservice! Ich bin wieder okay! Und die Medizin wird mir helfen wieder die Nächte durchzuschlafen!“ Doch meine Argumentation wurde nicht wirklich für voll genommen. Sie wich keinen Zentimeter von ihrem Platz. „ Schon gut, Madame Pomfrey… Ich kümmere mich um sie!“, ertönte nun auch die Stimme von Draco wieder. Ich verdrehte die Augen. Verstand ich hier vielleicht was falsch oder hatte er gerade vorgeschlagen seine Bodyguardfunktion auf Hogwarts auszuweiten? Fassungslos drehte ich mich zu ihm um und machte eindeutige Bewegungen, das er es lassen soll. Doch er ließ sich nicht beirren, nahm mich am Arm und verließ mit mir zusammen den Flügel. „ Was sollte denn dieses Rumgehampel?“, fragte er dann draußen in einem sehr belustigten Ton. „Dasselbe könnte ich dich auch fragen.“ „Das ist meine Sache!“ „ Ich geb´s auf!“
 

Ich beschleunigte meinen Schritt, sodass ich ihm quasi davon rannte. Hinab in den Kerker, in den Mädchenschlafsaal und die Türe zu. Ich musste tief durchatmen. Dieser Typ begann zu nerven, TIERISCH zu nerven. Ich zwang mich wieder zur Ruhe, schritt nun wesentlich langsamer zu meinem Bett und kramte in der kleinen Tasche, die meine Waffe enthielt. Ich wollte nicht mehr länger nur zusehen und in Sicherheit sein, während meine Familie draußen dem Chaos ausgeliefert ist. Noch einen Mantel überwerfen, zuknöpfen, Kapuze über den Tisch und nix wie weg. Die Waffe versteckt, den Zauberstab am üblichen Platz und noch Munition als Ersatz, falls es schlimmer werden würde, als gedacht.
 

Der kühle Nachtwind wehte mir die Kapuze vom Kopf und spielte mit meinem Haar. Mein Blick streifte durch die Dunkelheit und ich spürte deutlich die Anwesenheit von Lycantropen. Leise, wie eine Katze, schlich ich mich weiter durch die Nacht, immer darauf bedacht unauffällig zu sein und nicht entdeckt zu werden. Es dauerte etwas länger, als heute Vormittag, aber ich kam immerhin unentdeckt in Hogsmeade an. „Oh mein Gott…“, flüsterte ich und nahm die Hand vor dem Mund. Nichts, was hier war, war mit dem, was ich bisher erlebt habe, zu vergleichen. Zaire hatte gesagt, das es schlimmer und schwerer geworden ist, aber das SO schlimm geworden ist, damit hätte ich nie im Leben gerechnet. Ich wusste, das sie blutrünstig und unberechenbar waren, aber das hier… das hier entledigte sich jedweder Vorstellungskraft. Mein Herzschlag beschleunigte sich und meine weiteten sich mit jeder Sekunde, die ich mich umsah. In mir stieg eine Wut auf. Wut, weil man mich hat im Ungewissen gelassen, Wut, weil sie mich nicht gerufen haben. Verzweiflung, weil ich nicht wusste, wo meine Familie war und weil ich endlich begriff, das es weitaus größere Ausmaße angenommen hatte, als wir sie hätten eindämmen können.
 

Ein Knurren riss mich aus meinen gefühlsbetonten Gedanken und nur in letzter Sekunde konnte ich dem Angriff eines Werwolfes ausweichen. Blut klebte an seinem, mit Fell bewachsenem Körper und seine roten Augen fixierten mich. „Ich soll wohl dein Nachtisch sein?“,fragte ich und bereit meine Wut in dieser Nacht freien Lauf zu lassen. „Dummerweise liege ich schwer im Magen!“ Ohne weiter einen Gedanken zu verschwenden zückte ich die Beretta aus meiner Tasche und schoss. Einmal, zweimal. Dann fiel er zu Boden und zu Staub, der vom Winde verweht wurde. Die Jagd war für mich heute Nacht eröffnet und niemand würde mich aufhalten können. Der Todesengel, Elanor Amelia Rothses war wieder da…
 


 

Also, ich habe ein Zitat eingebaut und gebe es hier am Ende noch mal in voller Länge mit Quelle an:
 

"Lügen haben kurze Beine. Die Wahrheit ist immer das Beste. Ehrlich währt am längsten."-"Und so weiter...Tatsache ist: Lügen ist eine Notwendigkeit. Wir belügen uns sogar selbst, weil die Wahrheit ... weil die Wahrheit weh tut, verdammt nochmal!" - "Wie sehr wir auch versuchen etwas zu ignorieren oder es zu leugnen, irgendwann brechen die Lügen zusammen. Ob uns das nun gefällt oder nicht. Aber hier ist die Wahrheit über die Wahrheit: Sie tut weh. Also ... lügen wir."

Gray´s Anatomie: Die jungen Ärzte; 2. Staffel

Kampf - Für was?

Ich rannte. Ich rannte wie noch nie zuvor. Das Atmen fiel mir schwer, aber das war nicht relevant. Wenn ich überleben wollte, dann musste ich weiter rennen. Ich spürte, wie das Seitenstechen, welches sich nach einigen Metern eingestellt hatte, vertiefte und meine Lungen brannten. Ich war wirklich außer Form. Doch durch diese Feststellung lies das Mistvieh hinter mir auch nicht von mir ab. Genervt von der ganzen Situation sah ich mich schnell um. »Na bitte…«, dachte ich erleichtert und sprang, elegant und gelenkig, wie ich war, und wie es sich für eine Lady auf der Jagd gehörte, auf einem Baum. Dort gelandet zückte ich wieder meine Waffe und feuerte erneut ein, zwei Kugeln ab. „Verdammt…“,fluchte ich leise. „Meine Munition nimmt rapide ab… wenn ich nicht bald auf Verstärkung treffe, dann bin ich geliefert. Wer konnte auch schon ahnen, das diese Mistviecher sich hier so stark vermehrt haben…“
 

Grummelnd legte ich das nächste Magazin ein und ließ es einrasten. Dann nutzte ich die erhöhte Position und sah mich genau um. Ein seichter Nebel war aufgekommen und tauchte ganz Hogsmeade in ein mysteriöses Ambiente. Von irgendwoher kam Wolfsgeheul, was nichts gutes verhieß. Unruhig huschte ich mit meinem Augenpaar hin und her, die Waffe immer im Anschlag, falls neuer unerwünschter Besuch auftreten sollte. Glücklicherweise war vorerst Ruhe, sodass ich mich ordentlich umsehen konnte. Mein prüfender Blick blieb an einer Ecke hängen. » Da!«, schoss es mir durch den Kopf und leise wie eine Katze, sprang ich vom Baum und huschte durch die leeren Gassen des kleinen Dorfes. Ohne große Vorwarnung hielt ich ihm die Waffe an die Schläfe. Mein Blick ruhte auf der Person, die nebst mir stand und begriffen hatte, das ein Moment der Unachtsamkeit ihr das Leben kosten würde. „Das war ungeschickt…“, kommentierte ich ruhig, aber mit Vorwurf in der Stimme. „Wäre ich ein Werwolf gewesen, du wärst jetzt einen Kopf kürzer!“ Entsetzt sahen mich zwei karamellbraune Augen an. „Wenn DU hier erwischt wirst, dann bist DU einen Kopf kürzer! Was zur Hölle machst du hier? Du solltest…“ „ Ich WEIß, was ich sollte!“, funkte ich Zaire genervt dazwischen. „Aber du kennst meine Prinzipien besser als jeder andere im Team. Nicht zu vergessen, das ich euch hier nicht den ganzen Spaß überlassen will.“ „Das hat nichts mit Spaß zu tun!“, wurde ich schon wieder belehrt. „Hier draußen ist die Hölle los und du spazierst hier einfach so runter als ob nix wäre. Wie kann man nur so störrisch sein und den Schutz ablehnen, der dir gewährt wird?“ „Das hier ist meine Familie, Zaire!“, mahnte ich ihn an und erinnerte ihn somit an Zeiten, wo wir Seite an Seite gegen jene Monster gekämpft hatten, die jetzt ganz Hogsmeade unsicher machten. „Dein Vater ist deine Familie!“
 

„Nein!“, widersprach ich erneut und sah ihn verzweifelt an. „Ich habe mehr Zeit mit euch verbracht, als mit ihm… Du bist für mich mehr wie ein Bruder und ich kann dich nicht zusammen mit meinen besten Freunden, meiner kleinen Familie, alleine dieser Gefahr aussetzten, nur, weil sich jemand in den Kopf gesetzt hat aus mir eine Lady zu machen. Dieser jemand kennt mich schlechter, als ihr. Er war nicht dabei, als ich meinen ersten Werwolf erlegt habe, er war nicht dabei, als ich das erste Mal Magie angewendet habe und er war auch nicht dabei, als einer unsrer Leute vor in meinen Armen starb. Von letzteres hat er übrigens kein Wissen und ich ziehe vor, dass das auch so bleibt. Du weißt genauso gut, wie ich, das ich nicht das bin, was er aus mir zu machen versucht! Also verdammt doch mal, hör auf mir Vorwürfe zu machen, deine Zeit mit Rumlabern zu verschwenden und leg endlich die Karten auf den Tisch, damit ich weiß, was hier abgeht. Dann können wir einen ordentlichen Plan erstellen um die ganze Sache hier einzudämmen. Selbst Hogwarts hat mittlerweile Wind von den Viechern hier unten bekommen.“
 

Zaire sah mich unverwandt an. In seinem Blick erkannte man, das er mit sich kämpfte. Für ihn stand viel auf dem Spiel. Er schluckte und sah sich noch einmal rasch um. Unruhe wuchs in ihm und ich spürte, das Angst Bestandteil seiner Aura war. Ich war überrascht. Er war sonst immer sehr entspannt und die Ruhe selbst, zeigte nie Angst, egal wie schlimm es um etwas stand. Aber heute, dieses eine Mal schien er wirklich regelrecht in Panik zu verfallen und die Kontrolle über seine ach so hoch geschätzte Selbstbeherrschung zu verlieren.
 

„Sie haben sich mit den Vampiren verbündet…“, begann er zu erklären. Seine Stimme schwankte wieder und er sprach hastig. „Es scheint als wollten sie irgendwas haben, was hier in der Nähe versteckt ist. Wir wissen nicht, was es ist, aber Tatsache ist, das sie hier sind und uns richtig viel Arbeit machen hinter den Grund ihres Aufenthaltes zu kommen.“ „Das heißt also, das sie nicht wie anfangs angenommen hier her gekommen sind um an mir Rache zu üben, weil ich so viele ihrer Brüder getötet habe?“ Zaire nickte ebenso schnell, wie er gerade gesprochen hatte. „Das schlimmste an allem ist, das wir nun zwei Feinde haben und wir müssen verdammt schnell reagieren, weil Waffen wie unsre üblichen Nutzlos gegen Vampire sind.“ „Na herrlich… und nebenbei sind diese doofen Untoten auch noch mit spezieller Kampftechnik ausgestattet, was?“, fragte ich, wobei ich das eher nur ironisch gemeint hatte. Als Zaire dann doch unerwarteter Weise nickte stockte mir der Atem. Die gesamte Situation hatte sich komplett geändert. „Hör zu, du musst so schnell wir nur irgend möglich zurück ins Schloss…“, begann Zaire dann wieder die Diskussion von Neuem. „Hier draußen tobt ein Krieg, der selbst die Stärksten im Team an die Grenze der Kraft und Selbstbeherrschung treibt. Nicht auszudenken, was passiert, wenn sie dich erwischen…“
 

„Zaire, was machst du da? Mit wem redest…“ Die bekannte Stimme von Soren stockte und ohne hinsehen wusste ich, warum. Er hatte mich entdeckt. Und sein Gesichtsmimik verriet, das er von meiner Anwesenheit genauso wenig berauscht war, wie Zaire selbst. Um die angespannte Situation mal etwas zum Laufen zu bringen räusperte ich mich. „Ich weiß… ich sollte nicht hier sein…“ „Und doch bist du es!“ Sörens Stimmlage kam einen Knurren gleich, dem Knurren eines wütenden Hundes, der gleich zum Angriff ansetzte. „Wie kannst du…“ „ ICH HABE MEINE STRAFPREDIGT BEREITS BEKOMMEN!!“, fuhr ich ihn an. „Aber…“ „KEIN ABER!!! ES GIBT KEINEN, ICH WIDERHOLE KEINEN, TRIFTIGEN GRUND, DAS DU HIER BIST!!!“ Ich sah ihm in die Augen die vor Wut nur so sprühten und mich unverwandt fixierten. „WANN BEGREIFST DU ENDLICH, DAS DEINE ZEIT ALS TODESENGEL ENDGÜLTIG VORBEI IST?? EINE LADY HAT NICHT MIT DÄMONEN WIE DIESEN HIER ZU KÄMPFEN!!“
 

Ich war erschüttert. Zutiefst erschüttert und den Tränen nahe. Sören war sauer, das war verständlich. Sein Atem ging schwer und sein Oberkörper hob und senkte sich wie die Erde beim Beben. Er liebte die Regeln nun mal, das war so und würde immer so bleiben. Aber das er mich so fertig machte, obwohl er mich einst als seine Tochter bezeichnet hatte, die er nie besaß, damit hatte ich nie im Leben mit gerechnet. „Du.. Du weißt genauso gut, wie ich, das ich nie eine Lady war und auch nie eine richtige Lady werde!“ Der Satz verhallte scheinbar ungehört, wurde regelrecht von der Finsternis um uns herum verschluckt. Ich sehnte mich nach einer Ablenkung, warum griff ein Werwolf oder ein verdammter Vampir nicht dann an, wenn man ihn wirklich mal brauchte? So war ich den Rest der Schimpftriade weiter ausgesetzt.
 

"Davon abgesehen, das du dich in Gefahr begeben hast, um ein bisschen Spaß zu haben, lenkst du uns von unsrer Mission ab. Du bist ein Störfaktor und hilfst uns rein gar nicht, wenn du dich in Sachen einmischst, die dich nichts mehr angehen.“ Sein Blick war kalt und unerbittlich. Ein Schauer nach dem anderen rannte über meinen Rücken,e ein Gänsehaut machte sich breit und sein Ton, der mit seiner Stimmung übereinstimmte, ließ mich frösteln. „Zaire!“ Der strenge Vater kam in ihn durch und die herrische Stimmlage von Soren duldete keinen Widerspruch. „Du bringst sie zurück zum Schloss!“ Ich wollte gerade Einspruch erheben, als ein Knurren aus dem Schatten hinter uns ertönte. Überraschend schnell riss ich meine Waffe, die bisher unentdeckt geblieben war, aus meiner Manteltasche und verwandelte das Wesen der Finsternis in Staub. Mein Handeln war immer an mein Befinden geknüpft und das war momentan gen Himmel gerichtet. Wutentbrannt starrte ich auf den Fleck wo gerade noch der Wolf gewesen war und nun ein anderer stand. Mit ebenso roten Augen, wie die der Werwölfe. In mir musste es zu einem Kurzschluss gekommen sein, denn ohne groß nachzudenken steckte ich die Waffe zurück an ihren Platz und griff mit meiner Kampftechnik den Vampir an, der uns mit seinem roten Augen fixiert hatte. Meine Tritte waren gezielt, stark. Ich spürte etwas in meinen Mund, das ganz nach Blut schmeckte. Doch das war mir egal. In meinem Kopf waren da nur diese roten Augen. Sie lösten Panik, Angst und Wut aus, ein Gefühlscocktail, der für die meisten Werwölfe bisher immer den Tod brachte. Doch das hier waren keine Werwölfe. Diese Information gelangte erst dann in mein Hirn, als es vorbei war. An meinen Händen klebte Staub, das Atmen fiel mir schwer und mein Blick war verschleiert. Ich fühlte mich plötzlich so schwach, so allein gelassen. Eine Welle der Verzweiflung überkam mich und ich begann schlimm zu zittern.
 

»Rote Augen…«, hallte es in meinem Kopf immer wieder. »Diese roten Augen… machen mir Angst… Ich will keine Angst haben… ich will stark sein… ICH BIN STARK!!«
 

Noch während diese Worte in meinen Kopf herumschrien schmeckte ich neben meinem Blut etwas salziges. Tränen waren an meinen Wangen entlang gerollt. »Tränen?« Verwirrt wischte ich mit meiner Handinnenfläche mein Gesicht ab. »Wieso Tränen?« Ich sah auf den Punkt wo bis eben noch der Vampir gewesen und nun ein Häufchen Asche war. » hatten diese Wesen der Finsternis tatsächlich so viel Macht über mich? Macht, der ich nix entgegen zu setzten habe?« Verwirrt stand ich steif da, gefesselt von der Feststellung, die mich soeben erfasst hatte. Ich stand so neben mir, das ich erst sehr spät mitbekam, das auch Zaire und Sören in einem Kampf verwickelt waren. Gerade noch rechtzeitig konnte ich reagieren und vernichtete den Vampir, welcher es gewagt hatte meinen besten Freund von hinten anzugreifen. Zaire nickte mir freundlich zu. Anscheinend fand er es auf einmal gar nicht mehr so schlimm, das ich vom Schloss ausgebüxt und mich somit den Anordnungen meines Vaters widersetzt hatte. Erleichterung ergriff mich, die allerdings nur einen kurzen Moment verweilte, ehe mich wieder blankes Entsetzten packte. »Verdammt..«, schockte es mich und ich musste nicht zwei mal hinsehen um den blonden Schopf jemanden zuordnen zu können. Im schnellen Tempo hastete ich rüber um ihn vor einen brutalen Schicksal zu bewahren, das ihn beinahe erfasst hätte. „Was machst du hier?“, zischte ich ihn böse an und drängte ihn in eine dunkle Ecke um ihn den Blick auf den Zweikampf von Sören und Zaire zu versperren. „Dasselbe könnte ich dich auch fragen. Warum verlässt du um so eine Uhrzeit die Schule? Es ist gefährlich, dein Vater bat mich nicht umsonst dich zu begleiten!“ Draco´s Augen sahen mich unverwandt an. Sein Gemütszustand war nicht klar zu definieren. Das war er nie, wie ich mir eingestehen musste, aber aus irgendeinen Grund schien es ihm nicht gefallen zu haben sich von einem Mädchen retten zu lassen. Und dann noch von einem Mädchen, auf das er eigentlich aufpassen sollte. „das würdest du eh nicht verstehen!“, versuchte ich mich herauszureden. „Das hier ist eine private Angelegenheit, das hat nichts mit dir zu tun. Ich will da niemanden mit rein ziehen!“

„Pech für dich, denn jetzt stecke ich mit drin!“ „Draco! Das hier ist kein Spiel!“, mahnte ich wieder. „Frage all meine Leute, die in diesem Kampf bereits ihr Leben lassen mussten. Deines muss hier nicht auch noch verloren gehen!“ Plötzlich sah ich ein Leuchten in seinen Augen, das ich bisher nicht gesehen und gekannt hatte. „Was… was ist los?“ Mein Blick zeigte meine Verwirrung. „Du machst dir Sorgen um mich…“, ließ Malfoy verlauten und ein müdes Lächeln schlich sich über seine schönen Lippen. „Das hätte ich mir nie zu träumen gewagt…“ „Natürlich mache ich mir Sorgen um dich und dein Leben! Wenn mein Vater mich nicht umbringt, dafür, das ich Hogwarts verlassen habe um hier unten mit zu kämpfen, dann tut es dein Vater, wenn du nicht mehr lebend zurück kehrst.“ „So meinte ich das nicht!“ Seine Stimme klang bestimmend, hatte das wackelige, ungewisse verloren, welche sie bis vor wenigen Augenblicken noch inne hatte. Ich schob den Gedanken, was er wohl damit meinen würde, erst mal bei Seite, bis ich wieder einen klaren Kopf haben würde und blickte hastig rüber zu Zaire und Sören, die gerade eine kleine Atempause einlegen konnten. So wie es aussah gab Sören gerade Befehle an Zaire weiter. Der nickte und machte mir dann mit einer seiner unmissverständlichen Gesten klar, was er zu tun hatte. „Natürlich…“, dachte ich verbittert. „Es war ja auch nicht anders zu erwarten…“ der entschuldigende Blick von ihm half mir jetzt auch nicht mehr. „Ich weiß… ihr steht unter den Befehl meines Vaters… Ihr habt eure Anordnungen…“, meinte ich verbittert und blickte noch rasch rüber zu Sören, der mir einen mahnenden Blick zuwarf. „Sage mir, das ihr das hier auch ohne mich schafft!“, flehte ich regelrecht und sah ihn in die wunderschön klaren blauen Augen, die in der Dunkelheit hell leuchteten. Sören kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. Ich erinnerte mich, das er das lange, lange Zeit nicht getan hatte. Ich nahm seinen unverwechselbaren Geruch wahr, der Duft von Gin drang in meine Nase, zweifelsohne hatte er noch immer die Angewohnheit einen vor dem Kampf zu trinken. „Vertraue uns…“, bat er und sah mir dann noch in die Augen, bevor Zaire mich sanft zu sich und Malfoy zog, Richtung Schloss. „Wehe euch passiert was! Dann bin ich zurück. Lady hin oder her. Niemand tötet jemand aus meiner Familie ohne dafür zu büßen!“ Mit diesen letzten Worten wandte ich Sören den Rücken zu und folgte dem Zweiergespann, welches schon einige Schritte getätigt hatte.
 


 

„Nein…Nein… NEIN!!“
 

Rote Augen…

Knurren..

Fletschende Zähne…
 

„LAUF!!“, verlangte Zaire, aber ich konnte der Anweisung nicht Folge leisten. Geschockt stand ich da, wie am Boden festgenagelt und bewegte mich keinen Zentimeter. Blut… überall Blut… Verzweifelt schrie ich nach Zaire, aber ich war mir sicher, das es nichts mehr brachte. Der Krach, der uns umhüllte war mit Sicherheit viel zu laut und ich konnte ihn sicher nicht übertönen. Ich fühlte mich wie in einem schlechten Film. Ich hatte eine schlimme Ahnung, wo das hier enden würde und in mir kam Panik auf, die es aber auch nicht schaffte mich vom Boden loszureißen und ihm zu Hilfe zu eilen. Blut… Überall Blut…

Er wehrte sich tapfer, durch die Geräusche des Kampfes dröhnte immer wieder seine Forderung, ich sollte weglaufen, in Sicherheit. Aber das konnte ich nicht. Ich wollte ihn nicht in Stich lassen, wollte ihn nicht alleine lassen. Blut, überall Blut… Und inmitten dieses Szenario war Zaire. Sein Mund formte noch ein letztes: „LAUF!!“, ehe er von den Werwölfen und Vampiren, welche uns überrascht hatten, zu Boden gedrängt wurde. „Nein… Nein…NEIN!!“, schrie ich immer wieder dieselben Worte, die an der Sachlage allerdings nichts ändern konnten. In mir kamen Erinnerungen hoch. Das hier… das hier war schon einmal passiert…
 

Endlich konnte ich mich bewegen. Ohne weiter Zeit zu verschwenden zückte ich meine Beretta und verarbeitete die Werwölfe zu Staub, ehe ich zu Zaire rannte. Die Vampire waren mir egal. Zaire nicht. Blut, überall Blut und Zaire lag mittendrin in einer riesigen Blutlache, keine Regung, nichts…
 

„Nein…“, hauchte ich verzweifelt und nahm ihn in den Arm. „Nein…“ Tränen brannten in meinen Augen, rollten wieder über meine Wangen und tropften auf Zaire ´s ebenmäßig schönes Gesicht. In der Nacht, die uns umfangen hielt war es nur sehr schwer zu erkennen und der Tränenschleier, der sich auf meinen Augen gebildet hatte und hartnäckig hielt, konnte ich es nur sehr schwer erkennen. Aber ich wollte ihn nicht loslassen. „Zaire… Nein…“, hauchte ich und drückte ihn an meine Brust. „Bitte…“, hauchte er schwach. „Geh… in Sicherheit…“ „Nein…Nein…“, wiederholte ich hartnäckig mein einziges Wort, was derzeit in meinem Wortschatz vorhanden war. „Kämpfe… Lebe…“, bat ich ihn. „Lass mich nicht allein… Ich habe Angst davor allein zu sein… In der Dunkelheit der Nacht… wo sie lauern… Mit roten Augen… nur darauf wartend, auf einen unbedachten Moment, wo wir nicht aufpassen….“
 

Meine Worte waren aus mir einfach so hervorgesprudelt. „Was wird aus unseren Schwur? Unser Versprechen?“ Ich schluckte hart, versuchte den Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte, zu lösen, ohne Erfolg. „Du hast es mir versprochen… Damals, als ich so allein war wie du… Wir wollten kämpfen…“ „Doch wofür lohnt es sich zu kämpfen? Du kannst mich nicht mehr retten, das weißt du aus Erfahrung der letzten Kämpfe, die du getätigt hast. Das ist die bittere Wahrheit, die du einsehen musst.“ Er riss etwas von seinem Hals und legte es mir in meine Hand, die auf seiner Brust lag. „Den Kampf, den wir geschworen haben zusammen zu kämpfen… Diesen lohnt es nicht… Schade, das man so etwas nicht früher bemerkt…“ „Wovon redest du?“ Doch er statt einer Antwort legte er mir nur seinen langen, schlanken Zeigefinger auf die Lippen. Ein schwaches Lächeln schmückte seine Lippen und konnte zu mir durchdringen. Noch ehe ich begriff, was los war, war es vorbei… Seine Hand, die auf meinen Lippen ruhte, fiel wie ein schwerer Sack nach unten in den Dreck. Seine Augen flackerten, ehe sie sich endgültig schlossen. Sein Brustkorb hob und senkte sich nicht mehr… kein Atemzug, nichts… Blut… Überall Blut… Und mittendrin er und ich…. Und niemand würde etwas an der Tatsache ändern können, das wieder jemand aus dem Leben gerissen worden war, der mir wichtig war. Blut… Überall Blut… Und wieder war ich allein…. Allein… allein…. Allein… allein…allein…
 

-Fortsetzung Folgt-
 

Ende Kapitel 4

Schatten der Vergangenheit

Dunkelheit… Tiefe Dunkelheit umgibt mich. Verzweifelt suchte ich einen Weg aus ihr heraus, doch er blieb mir verschlossen. Ich war wieder allein… Einsam und allein…
 

Schwäche… wie ich sie hasste… Ich fühlte mich so kraftlos und müde. Jeder meiner Knochen tat weh, als hätte ich Tagelang geschuftet wie ein Tier. Doch das war mir gleichgültig. In meinen Kopf kreiste nur ein einziger Gedanke: er war tot… und er würde nie wieder zurück kommen. Ich würde nie wieder sein Lächeln sehen oder hören, nie mehr in seine treuen karamellbraunen Augen sehen oder ihm durch das frisch gewaschene Haar wuscheln, nie mehr seinen unnachahmlichen Geruch wahrnehmen können.
 

„Elanor…“ der Klang meines Namens kam von weit her. Ich drehte mich um und konnte durch den Tränenschleier einen blonden Haarschopf erkennen. Ich entsinne mich, das da noch jemand war…
 

„Draco…“, flüsterte ich wie benommen und wandte mich ihm zu. „Er ist tot…“ Mein Herz wurde immer mehr und mehr mit Verzweiflung, Trauer und Wut erfüllt. Als er vor mir hockte haute ich mit meinen Fäusten gegen seinen Oberkörper. „ER IST TOT!!“, schrie ich und litt Höllenqualen. Sie hatten mir alles genommen, was ich hatte… Der Schmerz, der mich zerfraß, meine Seele in tiefe Dunkelheit hüllte, erinnerte mich wieder daran, wie schrecklich die Welt war. Der Engel Zaire war zu Staub zerfallen, die Flügel vorher gebrochen und das Licht genommen. Wo war Gerechtigkeit?
 

Durch den Schleier der Schmerzen vernahm ich die Stimme Draco´s, die sehr nah an meinem Ohr war und mir beruhigende Worte zuflüsterte. Ich roch seinen Geruch, spürte seine Wärme und die Zärtlichkeit und Vorsicht, mit der er mich in den Armen hielt. Mein Körper wurde immer wieder von merkwürdigen Zitteranfällen heimgesucht, doch diese verschwanden, als ich einen weichen Stoff auf meiner kühlen Haut spürte und der Duft von Draco´s Haarshampoo mich umhüllte. Keine Ahnung warum, aber allmählich begann ich mich zu beruhigen,wollte ihn aber auch nicht loslassen.
 

Sachte wurde ich von dem Boden aufgehoben, auf dem ich mich fallen gelassen hatte. Ich befand mich in starken Armen, die mich weg brachten, weg von Zaire…
 

„Nein!!“, schrie und wehrte ich mich, versuchte mich von ihm zu befreien, schlug immer wieder zu, aber er hielt mich unbarmherzig fest. Als ich nach oben blickte, sah ich genau in seine wunderschönen grauen Augen, die mich gefangen nahmen. Es kam mir vor als würde ich in einen Sommerhimmel sehen, wo ein Gewitter gerade aufzog, welches sehnlichst erwartet wurde. „Beruhige dich… Ich… ich bin ja da…“
 

Seine Worte nahmen mich mindestens ebenso gefangen, wie seine Augen. Allmählich übermannte mich die Erschöpfung. Ich versuchte noch gegen ihn und dieses Gefühl zu rebellieren, aber mein Körper wollte und konnte nicht mehr. Schlaff fielen meine Arme an den Seiten hinab und blieben dort regungslos hängen. Die Dunkelheit, die mich die ganze Zeit über gefangen hatte, ließ mich auch jetzt nicht los, sie entführte mich tief in sich hinein… Hinein in eine Erinnerung, die ich längst vergessen haben wollte…
 


 

Es war ein sonniger Tag. Der Wind wehte über die weite Ebene und veranlasste das Kräuseln der Wasseroberfläche des Sees. Die großen Fenster des Anwesens waren weit geöffnet und eine liebliche Klaviermusik verirrte sich hinaus und wurde vom Wind weit weg getragen. Ich erinnere mich an jede Note, die ich damals gespielt habe. Es war die Lieblingsmelodie von Seijiro. Er war das neuste Mitglied in den Reihen der Todesengel und wir verstanden uns hervorragend. Besagter stand neben mir, die Augen, welche wunderschön blau waren und an den weiten Ozean erinnerten, waren geschlossen und es schien, als würde er jeden einzelnen Ton in sich aufnehmen und in seinen Herzen aufbewahren.
 

Als ich die letzten paar Töne gespielt hatte seufzte ich und atmete einmal tief durch. Das Klavierspiel war das einzige, was mir half meine Gedanken zu ordnen und ruhig zu werden um mich für die anstehende Jagd heute Nacht vorzubereiten. Ich brauchte das, sonst wäre ich nur halb so effektiv wie sonst. Davon abgesehen war es Bestandteil von dem, was eine Lady ausmachte und daher mein Vater immer noch daran glaubte, das ich eines Tages tatsächlich eine richtige Lady sein würde, triezte er mich immer und immer wieder zu spielen.
 

Ich nahm die Finger von den Tasten und erhob mich. Heute Nacht würden sie wieder auf die Jagd gehen. Mein Blick trübte sich, heute Nacht war eine besondere Nacht…

Zwar wurde ich Tag für Tag daran erinnert, warum ich kämpfen musste, aber diese Nacht war anders. Wie jedes Mal würde ich an das Grab meiner Mutter treten, die vor geraumer Zeit gestorben war. Ermordet, von eben jenen Wesen der Nacht, deren Gier nach Blut und Fleisch unersättlich war. In dieser Gier hatten sie meine Mutter getötet. Der alleinige Gedanke daran betrübte mich. Ich wusste nicht, wie sie aussah und mein Vater, wenn er denn mal da war, sprach nicht viel von ihr. Ich wusste nur, das ich ihre Augen hatte. Ihre wunderschönen grau/blauen Augen, die traurig aus den Fenster in die Ferne blickten. „Keine Angst!“, ertönte Seijiro´s melodische Stimme aus dem Hintergrund und drängte sich in meine Gedanken. „Ich werde nicht zulassen, das sie dir was antun…“ Ein leichtes Lächeln schmückte meine Lippen. „Als wenn ich nicht selber auf mich aufpassen könnte…“
 

Wehmütig seufzte ich erneut, wandte mich vom Fenster und der Landschaft ab und bewegte mich langsam Richtung Zimmer. Dabei glitt mein Blick immer automatisch in Richtung Westflügel, wo einst ihre Gemächer waren. Die Tür zu ihren Zimmer war versiegelt worden und niemand durfte es betreten. Es diente mir so in gewisser Weise als Mahnmal und erinnerte mich an den Grund, warum ich jene Wesen der Nacht so unerbittlich jagte.
 

Meine Ausrüstung lag bereits auf dem Bett. Schwarz wie die Nacht. Vorsichtig schloss ich die Fenster, welche das Dienstpersonal geöffnet hatte und ließ mich auf der weichen Matratze nieder. Mein Kopf war mit tausend Gedanken erfüllt, die nur einer Person galten: Ihr. Warum nur musste sie so früh sterben? Warum war damals niemand gekommen um sie zu retten? Warum merkte keiner, welche Gefahr ihr damals gedroht hatte? Zwar war unser Wissen damals nicht so gut ausgeprägt wie heute, aber dennoch wusste man ganz genau, das sie in ihrem Trieb, Menschen zu töten, auch über die Grenzen hinaus folgen würden. Immer wieder suchten mich diese Gedanken heim und ich war froh zu wissen, das ich mich verteidigen konnte, wenn es darauf ankam. Ich würde nicht zulassen, das sie mir oder meiner Familie etwas antaten. Zaire, Sören,Seijiro und all die anderen Todesengel waren diejenigen, die mir am meisten am Herzen lagen, diejenigen, mit denen ich in den Ferien am meisten Zeit verbrachte. Nacht für Nacht jagten wir zusammen und waren ein super Team.
 

Allmählich erlosch die Sonne. Das seichte Orange, welches sie ausstrahlte wärmte mich noch etwas, als ich die Stufen hinab in unsere Gruft ging. Hier lag sie, meine Mutter. Ihr schneeweißer Sarg wirkte rein, eine kleine Platte lag am Fußende.
 

Erinnerungen sind kleine Sterne,

die tröstend in das Dunkel unserer Trauer leuchten.
 

Ein schwaches Lächeln legte sich auf meine Lippen, welches aber auch sogleich verschwand. Es war nun mal die bittersüße Wahrheit,das ich sie nicht kannte, das ich nicht wusste, wer sie war, wie sie war. Der Spruch gab mir keinen richtigen Trost. Ich war stark genug Tränen zurück zu halten und mich zu sammeln. Vorsichtig kniete ich mich nieder und legte den Strauß weißer Lilien ab, zündete die Kerze an, die immer an ihren Platz stand, ein Symbol für die kleinen Sterne, als Symbol dafür, das wir sie nie vergessen würden, auch wenn wir keine Erinnerung an sie hatten. Eine merkwürdige Kälte umfing mich, von Ferner grollte der Donner. Heute würde ein Unwetter die Jagd begleiten.
 

„Warum nur…“,flüsterte ich leise immer und immer wieder, wenn ich da war und sah weiter auf den weißen Sarg, wo sich sachte mein Gesicht drin spiegelte. Insbesondere an diesem Tag stellte sich mir die Frage. „Warum haben sie dir das angetan?“ Andächtig strich ich über den Stein mit der Inschrift und weitere Tränen rollten unerbittlich hinab, tropften auf den Stein und verirrten sich in den eingemeißelten Buchstaben. „ Ich bin groß geworden… Ich bin stark… entschlossen…ruhig… vernünftig… aufrichtig… Alles Eigenschaften, die du angeblich so geschätzt hast. Mit jedem Jahr, das vergeht vermisse ich dich mehr. Du warst nicht dabei, als ich in Hogwarts eingeschult worden bin, hast mich nicht vom Bahnhof verabschiedet, wie all die anderen Eltern. Mir fehlt der Weihnachtsgruß von dir… Die warme Umarmung, der gute Rat, den jede Mutter für ihre Tochter übrig hat. Doch ich bin stark geworden und habe gelernt damit umzugehen. Nichts desto trotz werde ich ewig an dich denken… Ich werde kämpfen… in Gedenken an dich und das es keinen anderen so ergehen muss, wie mir…“
 

Meine Worte hallten in der kleinen Gruft wieder, wurden von den Wänden zurück geworfen und blieben hier drinnen. Für heute war es genug. Außerdem war die Sonne nun endgültig verschwunden und ich musste mich beeilen. Mit einem letzten Blick auf den Sarg verabschiedete ich mich und verließ die Gruft. Ein aufdringlicher Wind wehte hier, es wurde rapide Kälter. Ein kalter Schauer jagte mir über den Rücken. Ich beeilte mich ins Haus, als mich das Knacken eines Astes hochschrecken ließ. Ich schloss die Augen um mich auf die Umgebung zu konzentrieren und vernahm den unangenehmen Geruch nach nassen Fell.
 

»Sie sind hier… Zurück an den Tatort ihres Verbrechens!«, schoss es mir durch den Kopf. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Vorsichtig wandte ich mich um und konnte gerade noch sehen, wie sich ein Schatten um die Gruft herum bewegte. »MUTTER!!« So schnell mich meine Füße tragen konnten rannte ich zurück. Der Regen, welcher mittlerweile eingesetzt hatte trommelte auf den steigernden Dach und ließ die Situation noch bedrohlicher wirken. Erst jetzt erinnerte ich mich, das ich so gut unbewaffnet war. Nur meine eine Beretta hatte ich bei mir und meinen Zauberstab. Daher ich allerdings noch nicht außerhalb von Hogwarts zaubern durfte nutzte der mir schier wenig. Wie leichtsinnig von mir. Zu allem Überfluss fiel die steinerne Tür zur Gruft mit einem lauten Knall zu. Das seichte Feuer der Fackeln, die hier angezündet waren tauchten den Raum in das Orange des morgens und strahlten eine kaum spürbare Wärme aus. Vor dem Sarg meiner Mutter kniete jemand. Sein Schatten war sehr groß. Als ich vorsichtig um die Ecke lugte erkannte ich einen jungen Mann in zerfetzten Kleidern, der leise zu ihr zu sprechen schien.
 

„Bitte…“, hauchte meine Stimme vorsichtig. So, wie er da vor dem Sarg saß, musste sie ihm sehr am Herzen gelegen haben. »Aber sie waren es doch, die sie getötet haben…« Ruckartig drehte sich die Gestalt um und sah mir mit ihren unglaublich grünen Augen ins Gesicht. Ein Knurren verließ seine Kehle. „Bitte!“, wiederholte ich mit starker Stimme. „Lass sie in Ruhe!“ Mit ernstem Blick sah ich ihn an, es schien fast als wollte ich ihn mit diesen Blick aufspießen. Ich spürte, das er sehr wütend war, weil er bei etwas gestört worden war. „Elanor Amelia nehme ich an!Ich wusste, das ich dich hier finden würde!“, knurrte er und seine tiefe Stimme verriet mir, das er bereit zu kämpfen war.»Nicht an diesen Ort!«, dachte ich nur panisch. »Um Gottes Willen,nur nicht hier!«
 

Scheinbar schien er meine Unruhe zu wittern, denn ein hämisches Grinsen legte sich herauf, welches den quälenden Gesichtsausdruck von gerade eben überdeckte. Ohne groß zu zögern begann er seine Transformation. Haare schossen ihn aus der Haut, seine Schnauze formte sich und die Augen leuchteten rot auf. Wie erstarrt saß ich da und wurde mit einer seiner großen Pranken gegen die steinernde Tür geworfen, die unter den Aufprall nachgab und mich hinaus in die Nacht beförderte. Ich atmete die kalte Nachtluft ein, zückte die Beretta und feuerte ein paar Kugeln ab, die genau ins Schwarze trafen. Erleichtert seufzte ich und ließ mich zurück ins Gras fallen. Durch die Schüsse alarmiert kam Seijiro angerannt. „Elanor, alles in Ordnung?“ Ich nickte schwach und atmete beruhigt ein und aus. „Wir sollten uns beeilen… ich hole noch meine restlichen Waffen und dann ziehen wir los. Der hier wird sicher nicht der einzige sein, welcher hier in der Gegend rum streunert!“ Seijiro nickte mir zustimmend zu. „Na dann… Ko…“
 

Ich erschrak heftig. Mein Blut begann zu gefrieren und mein Atem ging nur noch stoßweise. Ich wollte noch Seijiro´s Namen rufen, aber nichts kam über meine Lippen. Eine große Pranke, mit der ich auch schon Bekanntschaft geschlossen hatte und von deren Begegnung mir mein Rücken noch immer schmerzte, erfasste ihn und warf ihn in die Luft. Ich zog und schoss immer und immer wieder, aber es brachte nichts. Geschockt bemerkte ich, das mein Magazin bereits leer war und der Werwolf immer noch stand. »Wie kann das sein? Das ist Silber, genau die richtige Dosis um ihn zu töten… warum zur Hölle steht der noch? Seijiro… VERDAMMT!!«
 

Mit weit geöffneten Augen erkannte ich den Grund, warum er noch stand. Scheinbar hatten sie sich weiter entwickelt und entfernte mit wenig Aufwand die Projektile aus seinen Körper. Dunkelheit umgab uns, tiefe Dunkelheit und niemand war da um uns zu helfen, wie damals, als meine Mutter ermordet worden war. Seijiro lag ein paar Meter weiter entfernt und bewegte sich nicht mehr. Wie gebannt sah ich auf den Dämon der Nacht, welcher sich langsam wieder erholte und auf mich zu kam. „Warum…“, flüsterte ich leise und sah ihn diese roten Augen, die mir nun höllische Angst einjagten. „WARUM HABT IHR SIE GETÖTET???“ Meine Frage hallte über die Ebenen hinweg, der Dämon hielt inne, verwandelte sich zurück. Grüne Augen sahen mich mit Hass erfüllt an.
 

Statt einer Antwort bekam ich nur einen kurzen Satz, der vor lauter Trauer und Wut nur so strotze: „Es gibt nie einen Grund, welcher einen Krieg, und nichts anderes als das ist es, rechtfertigt. Deine Mutter musste sterben, weil sie die Wahrheit über uns wusste und uns dennoch unerbittlich gejagt hat. Mit ihr ist die Wahrheit gestorben und die Chance, das sie jemals ans Licht kommen wird!“
 

Allmählich ließ mich die Erinnerung wieder los, mein Bewusstsein kehrte zurück. »Es ist schwer das unabwendbare zu akzeptieren…«, dachte ich traurig. »Vielleicht konnten sie die Wahrheit damals nicht ertragen und wollten verhindern, das sie jemals ans Licht kommt. Und mit ihr der Grund für diesen Kampf, für den Kampf, der schon so viele Opfer gefordert hat. Vielleicht sollte ich die Wahrheit finden. Denn so schmerzhaft sie auch sein mag… Nur durch sie kann der Krieg beendet werden. Seijiro… Zaire… Ihr beide habt gekämpft und ich will den Grund für diesen Kampf finden… Wofür lohnt es sich zu kämpfen?«
 

Die letzte Frage von Zaire hallte in meinem Bewusstsein wieder, als ich die Augen aufschlug. Draco saß an meinem Bettrand, hielt meine Hand ganz fest umschlungen. In diesem Moment spürte ich, ich war nicht allein. Und auch wenn ich es nicht zugeben wollte, so wusste ich tief in meinen Inneren, das Draco wichtig war. Immer an meiner Seite, wie es meine Freunde Zaire und Seijiro waren. Ich würde nicht zulassen, das er bei diesem Kampf auch ums Leben kam. Er war mir wichtig. Denn er war derjenige, der die Einsamkeit vertrieb und mit ihr die Dunkelheit, die mich so fest im Griff hatte. Erschöpft schloss ich die Augen. Ich war mir sicher, das ich nicht mehr schlimm träumen würde. Es war jemand da, der mir wichtig war. Ich war nicht mehr allein…. Allein… allein….
 

Ende Kapitel 5
 

Fortsetzung folgt

Vetrau mir endlich!!

>>Verdammt…« Fluchend rannte ich durch den mit Matsch überfluteten Schulhof und versuchte dabei nicht zu viele Schlammspritzer auf meine Uniform zu bekommen und möglichst trocken auf der gegenüberliegenden Seite anzukommen. Genervt, weil meine Rechnung nicht wirklich ganz aufgegangen war, schritt ich im schnellen Tempo hinab in die Kerker. Wenigstens war für heute der Schultag gegessen und ich hatte genügend Zeit mich um wichtigere Angelegenheiten zu kümmern. Nicht das mein Schulabschluss nicht wichtig gewesen wäre, aber vor geraumer Zeit hatte sich etwas in meinem Leben verändert, wovon auch meine Prioritäten betroffen waren. Ich hatte das betreffend bereits einige Bücher ausgeliehen und mir auch den Familienstammbaum unter einen erfundenen Vorwand ausgeliehen um mehr über diese Sache in Erfahrung zu bringen. Zusätzlich zu diesen Untersuchungen war ich jetzt wieder jede Nacht unterwegs um so viele Informationen zu sammeln, wie nur irgend möglich. Ich wollte das Mysterium um den Tod meiner Mutter und die aufgetretenen Mutationen bei den Werwölfen endlich aufklären.
 

Erschöpft ließ ich mich in den Sessel des Gemeinschaftsraumes fallen, den Blick starr auf das Feuer gerichtet, welches im Kamin prasselte. Meine Gedanken schweiften ab, Erinnerungen überkamen mich, drängten sich in den Vordergrund…
 

Es war Herbst. Der große Karmin war an und erfüllte das geräumige Wohnzimmer mit einer angenehmen Wärme. Die Scheiben waren vereist, Schnee lag auf den Fensterbänken. Alleine saß ich auf dem Sofa und sah in die weite Ferne. Ich wartete… Die Schneeflocken fielen sachte vom Himmel und ich saß hier drinnen und wartete. Ich hatte Angst nach draußen zu gehen, befürchtete, das die Dämonen der Finsternis, die mich Nacht für Nacht in meinen Träumen heimsuchten und jeden Schlaf zu einer Tortour machten, angreifen würden. Jedes Mal, wenn ich mich aus den Schutz spendenden Haus begab, spürte ich ihren Blick auf mich. Jahr für Jahr machte ich das durch. Bis zu einem bestimmten Tag. Ich war 13… Wie jeden Abend saß ich auf der Terrasse und genoss den Winterabend. Eingemurmelt in eine Decke beobachtete ich, wie die weiße Pracht sich über die großen Ebenen unseres Anwesens verbreitete. Mein Blick schweifte über den zugefrorenen See, der zum Schlittschuhlaufen einlud. Alleine machte das allerdings keinen Spaß und die Todesengel hatten genügend zu tun. Mein werter Herr Vater war noch im Ministerium und würde erst später kommen. Ich war also mal wieder alleine. Die Kühle des Winters kroch langsam durch meine Decke, durch meine Glieder und tief ins Mark. Mein Atem kondensierte, verwandelte sich in Nebel, der sich vor mir in die Lüfte erhob. Durch diesen Schleier offenbarten sich mir plötzlich zwei Gestalten, die sich in der Nähe des See´s aufhielten, am Rande des Waldes, der an unser Anwesen grenzte. »Das… das ist doch… Sören und wer ist der andere?«
 

Irritiert erhob ich mich von der hölzernen Hollywoodschaukel und schritt so unauffällig wie es mir möglich war zu ihnen. Ihre Gesichtsausdrücke waren vereist und ernst, sie wirkten auf eine bestimmte Art und Weise gehetzt. Ich versteckte mich hinter den stämmigen Bäumen und lauschte ihre Worten, die sie wechselten.
 

„ Ist Joyce schon da? Wir brauchen sie heute…“ Der unruhige Ton bestätigte den Verdacht der Unruhe, die nun auch mich ergriff. „ Sie wird schon noch pünktlich kommen… wichtiger ist, das Elanor von der Sache nichts mitbekommt… Ihr Vater wünscht, das sie eine normale Jugend durchlebt, wie nur irgend möglich.“ Allmählich siegte die Neugier über die Unruhe, die uns alle ergriffen hatte. „ Noch ist alles in Ordnung… Lediglich bei der Jagd hat man manchmal das Gefühl, das sie etwas anders ist. Ihr Blick dabei… wie sie sich bewegt… Es fällt schon etwas auf, das sie reifer und ernster ist als andere, sie lernt auch Magie schneller. Aber das ihre Mutter DAS getan haben soll… Nicht mal Viktor hatte davon eine Ahnung…“ Verwirrt sah ich zu Boden. Ich musste weg hier… ganz schnell weg…

„Elanor… Elanor…“ Der Ruf meiner Stimme weckte mich aus meinen schwachen Schlummer. In letzter Zeit war es häufiger passiert, das ich von der Vergangenheit geträumt hatte. Meine Augen flackerten und öffneten sich dann gänzlich. Ich erblickte Draco, der vor mir kniete, wie als ob er mir gleich einen Heiratsantrag machen würde. Ich schüttelte den Kopf und sah ihn ruhig an.
 

„Was ist?“, frage ich gelassen und sah ins Feuer, welches im Kamin prasselte. Das war auch erforderlich, denn es war nass und kalt und gerade im Kerker brauchte man etwas Wärme. „ Das hier… kam heute mit einer Eule…“, meinte Draco freundlich und setzte sich neben mich um mir die kleine Hölzerne Truhe zu reichen. Sie war in einen dunklen Braunton gehalten und sehr schön mit Kreisen und Schnörkeln verziert. Ein kleines goldenes Schloss zierte die Vorderseite und ein hölzerne Henkel machte sie tragbar. Andächtig strich ich darüber und nahm den unnachahmlichen Geruch von Rosen und Lilien wahr, den Lieblingsblumen meiner Mutter…
 

In diesem Moment fühlte ich mich wie ein Mädchen im Regen...

»Es ist egal was ich sage, wonach ich mich sehne, wie oft ich ihn rufe… Er kommt nicht zu mir zurück… Niemand ist da… der mir hilft hieraus zu kommen… Ich hätte alles für ihn aufgegeben und nun stehe ich allein im regen… Es hat keinen Sinn weiter zu rennen, weiter nach ihn zu rufen, ich stehe hier allein…«
 

Allmählich setzte draußen ein leichter Regen ein, den ich jetzt gerade so brauchte. Ich wünschte mir ich würde dort draußen stehen und meine Tränen verstecken können, die mir nun langsam über die Wangen rollten. Ich fühlte die Kälte der Trauer und der Verzweiflung mich übermannen, mich festhalten. Ich dachte ich hätte es schon so lange Zeit begriffen, doch jetzt wurde mir klar, das ich erst jetzt die Erkenntnis gewann, das sie nie mehr zurück kommen würde. Es spielte keine Rolle wie sehr ich danach fragen würde, wie sehr sie mir fehlte.… Ich hatte sie verloren… für immer… Noch ohne die Chance bekommen zu haben sie richtig kennen zu lernen… Der Glanz aus meinen Augen war verschwunden, diese Erkenntnis hatte mich endgültig gebrochen…
 

Unglaublich schöne graue Augen sahen mich traurig an. Noch im nächsten Moment spürte ich seine Umarmung und roch seinen Duft. Seine Stimme klang von ferner an mein Ohr, es war als ob er durch einen Sturm zu mir sprechen würde. Ich schloss meine Augen um mich zu konzentrieren, zu beruhigen. Stattdessen…
 

Die Schatulle erstrahlte unter einen merkwürdigen hellen Licht, das ich selbst durch meine tränenverhangenen Augen wahrnahm. Langsam, ohne das ich ihn betätigte, öffnete sich die hölzerne Kiste. Genauso schnell, wie sie erleuchtet war, erlosch das Licht wieder, sodass man jetzt endlich den Inhalt darin erkennen konnte. Vorsichtig nahm ich das Objekt der Schatulle in die Hand, betastete es andächtig und versuchte hinter das Geheimnis zu kommen, was es verbarg. Mit einen kleinen Klick öffnete sich auch dieses und es ertönte eine wunderschöne Melodie. „Ich… ich kenne diese Melodie…“, sprach ich leise um die lieblichen Töne der Spieluhr nicht zu durchbrechen. Mein Blick senkte sich ab, als mir bewusst wurde, das in der Truhe viel mehr enthalten war als nur die Spieluhr. Fein säuberlich im Deckel der Schatulle versteckt lag ein vergilbtes Blatt Papier. Ich schloss die Spieluhr legte sie zurück und entfernte das Blatt, faltete es auf. Die Tinte darauf war auch etwas vergilbt, man konnte es nur noch sehr schwer lesen. Erkennbar war allerdings das die Handschrift sehr schön geschwungen war, also einer Frau gehörte. Nicht irgendeiner Frau, meiner Mutter! Melancholisch gestimmt nahm ich die geschriebenen Worte in mir auf.
 

Meine liebe Tochter Elanor,
 

wenn du das hier liest bin ich wahrscheinlich schon längst tot. Ich weiß, das es sehr schwer für dich sein muss ohne mich aufzuwachsen, aber ich habe dir etwas hinterlassen, was dich immer an mich erinnern wird. Ich rede nicht von den Augen, die definitiv die meinen sind. Vielmehr ist es etwas, was außergewöhnlich und nicht von außen sichtbar ist. Wie du weißt tobt zwischen den Werwölfen und uns ein eiserner Kampf und so, wie ich dich einschätze, wirst du auch in diesen verwickelt werden, nicht zuletzt wegen meinen Erbe an dich. Dieses Erbe war seinerzeit heiß umkämpft und ist es noch heute. Deshalb bewahre es. Die Werwölfe sind hinter diesem Erbe her und wenn sie ihnen in die Hände fallen, dann bedeutet dies der Untergang der Welt. All das was geschehen ist, kann man auf einen rationellen Grund reduzieren: auf die Absicht der Mehrung von Macht. Taylor, der erste Werwolf seiner neuen Art, ist hinter diesem Erbe her. Du darfst es ihm niemals überlassen, egal was passiert. Entdecke das Erbe in dir und bewahre es…
 

Felicitas Cecile Rothes geborene Chaine
 

Nun war es also Gewissheit. Die ganze Zeit über wusste ich, das ich etwas besonderes war, spürte etwas fremdes in mir. Und nun endlich hatte ich die Bestätigung bekommen. Nun galt es nur noch herauszufinden, was es war, was mich so anders machte. Und dazu gab es nur einen Weg. Entschlossen erhob ich mich und wollte mich in den Mädchenschlafsaal begeben, als Draco mich zurück zu sich zog und ernst anschaute. Er schien zu ahnen, was ich vorhatte.
 

„Das ist es also, was du willst? Das ist es, was du dir ausgesucht hast?“ Seine Stimme zitterte nicht, duldete auch keinen Widerspruch. „Wenn ich dich daran erinnern darf, du hast gegenwärtig keine Waffen, nichts…“Sein Blick wurde quälend, aber er bildete immer noch eine Autorität mir gegenüber. Inmitten dieses Szenario ergriff ich das Wort. „Draco, du verstehst das hier nicht. Ich verlange auch nicht, das du es verstehst! Aber ich und meine Todesengel, wir haben es nicht mehr nur mit den Werwölfen an sich zu tun, nicht mit den Grund, warum sie auf dieser Erde verweilen. Das, wogegen wir kämpfen… Ist viel größer,viel mächtiger und gefährlicher als alles andere! Es ist eine natürliche Reaktion Angst zu haben… Ich habe auch Angst, aber ich habe es satt ihr dauernd davon zu rennen indem ich mich in eine Lady verwandle und mich von anderen beschützen lasse. Ich werde sie aufspüren, sie mit der Wahrheit konfrontieren und wenn es so weit ist, dann werden wir handeln! Die ganze Zeit über haben wir gedacht, das sie nur Kreaturen sind, eine Laune der Natur… Aber sie sind weitaus mehr. Ich werde nicht warten, bis sich die Wahrheit, vielleicht erst nach endlosen Jahren ihren Weg von alleine bahnt und ich erfahre warum meine Mutter gestorben ist und was sie mir vermacht hat. Ich habe es satt zu warten! Das was sie wollen ist eine Art Apokalypse… Und das werden wir ihnen nicht durchgehen lassen. Es gibt nur eine Gruppe von Magiern und Kämpfern, welche die Kraft haben sich ihnen entgegen zu stellen… Und das sind wir…“ „Dann lass mich mitkommen! Ich werde an deiner Seite kämpfen!“ Störrisch schüttelte ich den Kopf und legte meine Hand auf seine Wange. „Hör zu Draco, das ist zu gefährlich. Ich glaube ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn dir etwas passiert…“ „VERDAMMT DOCH MAL!!“, schrie er und ich war in den Moment froh, das wir alleine im Kerker waren. „Warum suchst du immer solche Ausreden? WARUM VERTRAUST DU MIR NICHT ENDLICH??? Ich will dir doch nur helfen!“ Seine Augen waren bei diesen Worten etwas traurig und es schien als ob er nach den drei Worten lechzte, die ich mit äußerster Vorsicht aussprach.

„Bitte… vertrau mir endlich…!“, flüsterte er, legte seine Hände auf beide Seiten meines Gesichts und zog seine Stirn an die meine, sah mir tief in die Augen. „Ich will nicht, das dir was passiert… Du sollst nicht schon wieder leiden müssen!“ Mein Blick senkte sich, ich konnte nicht weiter in diese wunderschönen grauen Augen sehen ohne Gewissensbisse zu bekommen. „Draco… es… es liegt nicht daran… das ich dir nicht vertraue…“, meine ich ruhig. „Liebst du mich?“ Diese Frage kam gänzlich unerwartet und ohne Vorwarnung. Mit weit aufgerissenen Augen sah ich ihn an. „Was?“ „Liebst du mich?“ Geschockt sah ich ihn an, während er ernst und ruhig blieb. Mit einem müden Lächeln riss ich mich aus seiner Haltung und brachte fix ein paar Zentimeter Abstand zwischen uns. Doch die ersehnte Antwort kam mir weder in den Sinn geschweige denn über die Lippen. „Ich… ich verrate es dir, wenn ich zurück komme… wenn ich es weiß!“ Mit einem Lächeln wandte ich mich von ihm ab, es war bereits dunkel, als ich die Sicherheit Hogwarts verließ… Diese Nacht verhieß die Lösung auf alle Fragen zu bekommen, auch wenn mir bewusst war, das es keine leichten Lösungen und auch keine einfachen Antworten auf die Fragen geben würde, die ich hatte…

Das Erbe

Der Wind wehte mir kalt um den Mantel, der meinen Körper vor der umbarmherzigen Kälte schützen sollte. Ich ahnte bereits, das diese Nacht der Horror werden würde. Schon allein, weil ich etwas tat, was meinen Vater zu wieder war. Aber um Antworten zu bekommen musste ich so weit gehen und vor allem wollte ich endlich wissen, was es war, was mir meine Mutter da vererbt hatte. Der Mond strahlte hell vom Himmel herab, die Nacht war dunkel, viel mehr als sonst. Mein Atem kondensierte an der kalten Luft, während ich mich auf den weg zum Feind meines Lebens machte. Rote Augen funkelten in der Finsternis auf, ich spürte einen stechenden Blick in meinem Rücken und zog die Waffe, ehe ich mich umdrehte und in die Augen eines bekannten blutrünstigen Werwolfes sah. Mein herz schlug mir bis zum Hals, ich stand am Abgrund der Hölle und war bereit in ihn hinein zu springen ohne auch nur einen Moment zu zögern.
 

„Ich habe gewusst, das du kommen wirst!“, knurrte der Werwolf und bewegte sich grazil um mich herum. Ich versuchte mich davon nicht zu irritieren lassen. Taylor bewegte sich immer noch, Zähne bleckend um mich herum und redete auf mich ein. „Ich weiß was du willst, was für Fragen du hast… Aber ich erwarte eine entsprechende Gegenleistung!“ Seine Unterton und seine Wortwahl ließen keinen anderen Schluss zu, als den, das er mich wollte, mich, mein Leben, mein Erbe.
 

Während ich ihn ansah und beobachtete erinnerte ich mich wieder an die Worte, die Draco zu mir gesagt hatte. „Das ist es also, was du willst? Das ist es, was du dir ausgesucht hast? Wenn ich dich daran erinnern darf, du hast gegenwärtig keine Waffen, nichts… Du stehst dem allein gegenüber. Deine Freunde die Todesengel? Was können sie für dich tun, wenn du tot aufgefunden wirst? Nichts.“
 

Ich seufzte und vertiefte meine Angriffsstellung, ich wollte nicht wehrlos sein, wenn er, der älteste Werwolf den es gab, mich angreifen würde. Doch der erwartet Angriff blieb aus. Stattdessen fixierte mich ein hämisches Grinsen, welches mich nicht frei zu geben vermag. Ich erinnerte mich an eine Lektion, die mir Sören lange Zeit einst vor meinen ersten Einsatz als Todesengel lehrte: „Werwölfe sind magische Wesen, wie Vampire oder andere Wesen. Sie besitzen besondere Fähigkeiten, die uns zu schaffen machen können und die unser Umfeld unter den schlechtesten Vorraussetzungen zum Tode verhelfen. Besonders das mächtigste Wesen, das Alpha Männchen, wie es Taylor momentan darstellt, ist dazu fähig die Gedanken des Gegenübers zu lesen und sie zu manipulieren.“

Als ich in diesem Moment die Ausmaße dieser Lektion und der momentanen Situation begriff war es bereits zu spät. Er sah mich mit seinen roten Augen an und ich hatte eine schlimme Vorahnung, was jetzt geschehen würde. Wie gebannt sah ich ihn an, unfähig mich zu bewegen oder zu denken, was allerdings nicht von seiner Macht herrührte sondern eher von den Umstand, das ich mich versuchte zu konzentrieren, als plötzlich…
 

Ein lebloser Körper landete vor meinen Füßen. Ein blutverkrustetes Gesicht sah mcih mit weit aufgerissenen Augen an. Alles war voll Blut und ich entsann mich an diesen schrecklichen Tag in meinen Leben…
 

Es ist kalt… Ganz reiner, weißer Schnee fällt herab… Was ist reines Weiß? Was ist Schnee? Etwas, was nicht rot ist… Und was ist rot? Ich vernehme Schritte, Schritte, die sich durch den gerade gefallenen Schnee bewegen und die seichte Schneeschicht zerstören, die sich gebildet hat.. "Hast du dich verlaufen, kleines Mädchen?“ Es war eine schneidige Stimme, die viel Kälter war, als der Schnee, welcher mich umgab. Ich bekomme Angst, schreckliche Angst, denn mich ergreift eine schreckliche Gewissheit.

« Dies ist eine Bestie! Eine Bestie in Menschengestalt!» Schießt es mir durch den Kopf, rot glühende Augen fixieren mich. "Darf ich dein Blut trinken? Deinen Körper zerreisen?“, hallt seine Stimme in meinem Kopf wieder und sie stürzt sich auf mich, der feste Griff verursacht Schmerzen…
 

„Eine schlimme Erinnerung ist nicht so schlimm, wie es noch einmal zu erleben, oder? Allerdings mit der Gewissheit, das man es hätte verhindern können…“ „Wovon redest du?“, verlangte ich zu wissen und sah ihn an. Sein Blick war unverändert. „Deine Gabe, dein Erbe…“, half er mir auf die Sprünge, ehe er auf den leblosen Körper von…
 

Ich zog die Luft scharf ein, meinen Augen weiteten sich, mein Atem wurde flach. „Nein!“, hauchte ich und fiel auf meine Knie vor diesem leblosen Körper nieder, der mir nicht fremd war. Zärtlich streichelte ich seine Gesichtszüge nach, die sich in mein Gedächtnis schon lange, lange Zeit eingebrannt hatten. Sein Sohn war schon für mich gestorben, ich wollte nicht, das auch noch er stirbt. Fassungslos saß ich vor ihm, Wut keimte in mir auf, ließ mich die Kontrolle über mein Handeln verlieren. Ohne einen klaren Gedanken ergreifen zu können sprintete ich auf ihn zu. Mir war egal, das er mir überlegen war, das er mehr Macht hatte als ich. Ich wollte nur, dass das Sterben endlich ein Ende hatte. Ich wollte nicht auch noch meinen Mentor verlieren, der mehr Vater für mich war als mein leiblicher es je werden würde. Geblendet von Wut, Hass und blinder Verzweiflung, weil ich nichts an seinem Zustand verändern konnte, raste ich auf ihn zu, wurde aber mit einer geschmeidigen Bewegung gegen die nächste Hauswand gepfeffert. Und damit nicht genug. Er hielt mich in der Schwebe und pfefferte mich nach links und rechts gegen die Hauswände.
 

Ich biss mir auf die Lippen, wollte mir nicht die Genugtuung geben ihm meine Schmerzen, die meinen Körper durchzuckten, Preis zu geben. Darauf wartete er doch nur. Sich an den Schmerzen, seien sie seelischen oder körperlichen Ursprungs, zu ergötzen, das war die wahre Natur eines Werwolfes. Ein leichter Strom warmen Blutes rann an meiner Stirn herunter, über meine Wange und tropfte von meinem Kinn hinab auf meine Kampfbekleidung. Ich spürte einzelne Glieder nicht mehr, war aber nicht bereit aufzugeben, Trotzig sah ich ihn an. Als er merkte, das er nichts aus mir heraus bekommen würde, schleuderte er mich ein letztes Mal gen Boden, genau neben Sören, der immer noch leblos neben mir lag. Tränen begannen mir über die Wangen zu laufen. Ich war verzweifelt, konnte ich doch an der Situation nichts ändern…
 

In diesem Moment, wo ich mich so schwach und hilflos fühlte ergriff er wieder das Wort.

„Du hast die Wahl!“, knurrte er wütend und spielte mit mir. „Entweder du vererbst mir das, was ich will… oder ich werde ihn töten, ihn und jeden einzelnen, der dir am Herzen liegt!“ Ich hob meinen Kopf, was mir sehr schwer fiel und mir viel Kraft abverlangte, und sah ihn an. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich dachte an Draco, wie er, wie Sören jetzt, neben mir liegen würde. Die Haare verfilzt und die ebenmäßig schönen Gesichtszüge mit Blut verklebt. Seine grauen Augen waren leer. Meine Verzweiflung wuchs mit jedem, den ich mir in dieser Situation erdachte…

»Ich darf das nicht zulassen! Ich KANN das nicht zulassen! Egal wie traurig, niedergeschlagen oder hilflos ich bin, sie werden weiter machen, werden weiter Menschen jagen und sie vernichten wollen, Zauberer wie Muggel! Menschen und Magier, die ich liebe, an denen ich hänge…« Wieder musste sie an Draco denken, an seine Frage…
 

„VERDAMMT DOCH MAL!!“, hatte er gekeift und mich ernst und zugleich verzweifelt angesehen. „Warum suchst du immer solche Ausreden? WARUM VERTRAUST DU MIR NICHT ENDLICH??? Ich will dir doch nur helfen!“ Seine Augen waren bei diesen Worten etwas traurig und es schien als ob er nach den drei Worten lechzte, die ich mit äußerster Vorsicht aussprach. „Bitte… vertrau mir endlich…!“, flüsterte er, legte seine Hände auf beide Seiten meines Gesichts und zog seine Stirn an die meine, sah mir tief in die Augen. „Ich will nicht, das dir was passiert… Du sollst nicht schon wieder leiden müssen!“ Sein Ton war sorgsamer geworden, mehr Tränen traten mir nun in die Augen, als ich an die letzte, sehr intime Frage denken musste: „Liebst du mich?“
 

Mein Blick wurde trüber, ich schloss nun gänzlich die Augen um ihn mir noch einmal vor Augen zu führen. Diese Gefühle, wenn ich in seiner Nähe war, sein Lächeln, was sehr selten war und welches er mir schenkte, immer und immer wieder. Seine Nähe, seine Stärke, seine Ausstrahlung… Ich sah tief in mich hinein… Ich erkannte die Wahrheit…
 

„Ich… ich lasse nicht zu… das du… meine Freunde…. Meine Familie tötest!“, knurrte ich und zwang mich aufzustehen. „Ich werde es nicht zulassen!“ Ernst sah ich ihn an und spürte plötzlich eine Wärme in mir. Ein Licht strömte aus meinen Körper. Intuitiv beugte ich mich zu Sören hinab und legte meine Hand auf seine Verletzungen. Sie verheilten…
 

„Die Macht Verletzungen, egal wie groß sie sind zu heilen auf der einen Seite. Doch jede Medaille hat zwei Seiten. Du kannst diese Kraft auch dazu verwenden jeden einzelnen Dämon oder Menschen zu töten, der dir im Weg steht!“ Seine kalte Stimme machte deutlich, was ER machen würde. Doch das wollte ich nicht. Geschafft von meinem Wunden und den Verletzungen, die ich an mir offensichtlich nicht heilen konnte, brach ich zusammen und wurde, wie ich bemerkte, noch ein paar mal angegriffen. Mein Körper war so verletzt und kraftlos, das ich nur noch daran dachte ihn zu retten… Ihn… Draco… Doch in diesem Zustand war es mir nicht möglich. Ich war zu schwach, viel zu schwach…

Schwere Wunden zierten meinen Körper, die mich nur daran erinnerten, wozu sie fähig waren und was sie mit ihm anstellen würden, würden sie ihn in die Finger bekommen…
 

Fortsetzung folgt…

Schmerzliche Worte

Draco schien mitbekommen zu haben, das man ihn verschleppt hatte. Nun wunderte er sich, warum man ihn nicht fesselte… Sein Blick hob sich etwas und er erkannte die groben markanten Gesichtszüge von… Sein Herz musste sich überschlagen, so wie er mich ansah. Diese wunderbaren Haare, Lippen, die er so gut kannte… Laut scheppernd fiel der Stuhl um, denn er hatte sich schnell aufgesetzt, zu schnell. Durch den Krach, verursacht durch den Stuhl, schlug ich nun endlich meine Augen auf und blickte etwas verträumt drein, als ich endlich wahrhaftig Draco erblickte, der mich wie benommen ansah. Ich hatte es gespürt und nun endlich spürte ich, wie vertraute Hände über mein Gesicht glitten, welches verarztet worden war wie der Rest meines Körpers. Sein Atem ging schnell, das merkte ich, weil er mir so nah war, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spürte. Flüsternd und so, das ich es gerade verstehen konnte flüsterte er: „ Du… du lebst…“…
 

Draco konnte es scheinbar immer noch nicht fassen. Vor ihm saß Ich! Ich mit meinen vertrauten Geruch, diesem vertrauten Blick.. Ich war es tatsächlich… ich war nicht länger für ihn tot!

In den Moment in dem ihn diese Erkenntnis traf kehrte der Glanz zurück, sein Herz wurde teilweise wieder zusammengefügt. Ich lebte! Sie war am Leben und war nicht tot! Man konnte deutlich sehen, wie er langsam zu begreifen schien, das dies hier kein Traum war. Er umarmte mich überschwänglich, sodass sich mein Gesicht etwas verzerrte.

„ Draco… Meine Wunden…“, scherzte ich und sah ihn schwach lächelnd an. Ich spürte wie schnell sein Herz schlug und auch das meine schlug schnell, viel zu schnell…
 

Draco sah mich an, Wut, genauso wie bei den anderen Todesengeln kam in ihm auf. Auf sich selbst, weil er mich hatte nicht schützen können und weil man mich so hingerichtet hatte. Er wurde von mir aus seinen Gedanken gerissen, als er angenehm warmes Wasser auf seiner weichen blassen Haut spürte. Ich hatte mich aufgesetzt und zu einem Lappen gegriffen und wischte ihn das nun verkrustete Blut von den Lippen. „ Das Sören auch nur einen Moment sanft sein konnte… Er wird es nie begreifen …“, sprach ich dabei und sah nachdenklich drein. Plötzlich griff Draco mich an meinen Handgelenk und drückte die Hand sachte zurück an meinen Körper. Ich wurde fast wahnsinnig, als ich ihn sah, als ich ihn endlich spüren konnte, seine blasse Haut, seine schönen Augen… Doch in diesem Moment kehrte in mir die Gewissheit ein, das mir all das nicht zustand…
 

„ Nein!“, sagte ich plötzlich und sah zu Boden. Tränen stiegen mir wieder in die Augen.

„ Nein…“, hauchte ich erneut und eine Spur von Verzweiflung schwang mit. Es tat weh… Diese Erkenntnis schmerzte in meiner Brust und drohte das eben gerade zusammengesetzte Ka wieder auseinander zu reißen. Ich würde mich von ihm verabschieden müssen, mich trennen müssen. FÜR IMMER!!! Würde ich bei ihm bleiben, so würde man ihn sofort foltern, vielleicht sogar bis zum Tode. Hier, weit weg von mir war er sicher. Sicher vor meinen Feinden, den Werwölfen, vor den Folterknechten und hier würde er beschützt allein durch die Tatsache, das ich nicht mehr Teil seines Lebens war. „ Du musst mich vergessen, Draco… Du musst mich hassen… Vergiss alles was ich je zu dir gesagt habe, alles… Ich habe dir viel zu viele Wunden zugefügt, die ich hätte verhindern können, wäre ich nur vorsichtiger gewesen. Es ist alles meine Schuld… Hass mich! Ich hätte dich sonst schützen können, sollen, müssen. So wie es Zaire getan hat… Verlass mich, denn sonst wirst du wieder und wieder verletzt… Ich kann dich nicht mehr beschützen…“ Eine kleine Pause entstand und ich musste arg schlucken. Ich erinnerte mich an etwas sehr wichtiges, an ein Versprechen…
 

„ Liebst du mich?“ Diese Worte waren über seine Lippen gekommen ohne das er groß nachgedacht hatte. „Was?“, hatte ich geschockt gefragt und meine Augen weit aufgerissen. „Liebst du mich?“, hatte er die Frage wiederholt und mich liebevoll und sehnsüchtig angesehen. „Ich… ich verrate es dir, wenn ich zurück komme… wenn ich es weiß!“ Mit einem Lächeln hatte ich mich von ihm abgewandt, es war bereits dunkel, als ich die Sicherheit Hogwarts verließ…
 

» Ich kenne die Antwort nun…«, musste ich trauernd feststellen. »Ich habe ihm versprochen ihm zu antworten, wenn ich die Wahrheit kenne…« Ich fasste meinen Mut zusammen und sah ihn wieder an.
 

„Ich liebe dich, Draco… Bitte… verlass und hass mich! Ich will dich nicht mehr leiden sehen, nur deshalb werde ich dich allein lassen. Er wird dich töten… Er wird deine Tränen ignorieren und dich foltern, dich vor mir vorführen und dir wehtun indem er mir wehtut. Ich bin nicht gut genug für dich... ich bin dein Todesurteil. Jemand anders kann dich beschützen, trösten, halten, auffangen… Ich kann es nicht… es tut mir leid… Ich hab das alles so nie gewollt, habe nicht gewollt, dass es so endet, aber ich kann es nicht ändern… Ich will, dass du glücklich sein kannst… Bitte verachte mich deswegen nicht… Aber ich kann sonst nicht für deine Sicherheit garantieren… Verlass mich… Hier hält dich nichts mehr außer Schmerz und Enttäuschung…“
 

Ich zwang sich meine Kräfte zu mobilisieren, erhob mich, sah ihn noch ein letztes

Mal an. „ Ich bin froh zu wissen, dass du noch lebst… Man sagte mir du bist tot… Jetzt weiß ich, dass du ein Leben führen kannst, welches lebenswert ist… Behalte dein Lächeln… Tu es für mich… Als Lady Elanor bitte ich dir mich zu verlassen, lass mich und deine Erinnerungen an mich hinter dir…“ Nach diesen Worten öffnete ich die Tür und ging, humpelnd zurück zu meiner Leibgarde, die inzwischen draußen auf mich wartete. Etwas hatte sich in mir geändert und ich begriff, dass es mehr schmerzte zu wissen, dass er lebte aber ich nicht bei ihm sein kann, als das er tot ist. Jetzt bestünde die Gefahr, dass ich ihn noch mehr verletzt hatte und ich war sich sicher, dass ich es soeben getan hatte. Aber ich hatte es nur getan, um ihn zu retten… Er, meine erste große Liebe…
 

Entschlossen blickte ich gen Himmel und bat um Vergebung einen so engelsgleichen Mann, wie Draco es war, abgelehnt zu haben. Ich liebte ihn, konnte ihn allerdings nicht einfach dem Schicksal des Todes aussetzen… Ich musste ihn schützen, auch wenn das hieß, das ich auf ewig auf die große Liebe verzichten musste…
 

Fortsetzung folgt…

Geheimnisse werden gelüftet

Dunkelheit hatte sich über den Friedhof von Bristol gelegt. Vereinzelt huschten Schatten über die Gräber, die sich beim genaueren Hinsehen als harmlose Tiere, wie Eichhörnchen oder kleine Mäuse entpuppten. Irgendwo raschelte es und man konnte deutlich spüren, wie sich selbst der kalte Wind in noch tiefere Temperaturen begab und jetzt eisig wirkte, als ob die Erde gleich gefrieren würde.
 

Ich atmete tief durch, der kalte Wind fuhr mir durch das Gesicht und ließ meinen schmalen Körper erbeben. Nebelschwaden zogen sich über den Boden und die Umgebung von Hogwarts wirkte düster und verflucht. In meinem Herzen spürte ich Verzweiflung und Zweifel, derer ich mich nicht entziehen konnte. Die Tränen, welche an meinen Wangen entlang gelaufen waren und das noch immer tat, gefroren unter den niedrigen Temperaturen.
 

»Ich bin verflucht…«, schoss es mir durch den Kopf und begann weiter Richtung Verdammnis zu laufen. » Warum nur hat man gerade mir eine solche Bürde auf die Schultern gelastet. Warum muss ich das weiter führen, was meine Mutter angefangen hat?« Elanor verfluchte ihre Fähigkeiten und war sauer und verzweifelt zugleich. Auch wenn sie somit etwas anders war, als die übrigen Hexen dieser Welt, so war sie doch dazu verflucht „Elanor!“ Ich fuhr herum und blickte in die wunderschönen rehbraunen Augen von Sören. Erschrocken, weil ich seinen ernsten Blick, welchen er inne hatte, nur zu gut kannte, wich ich einige Schritte an die Mauer zurück. Ein unangenehmer Schauer rannte mir über meine Haut, der seinen Ursprung wohl eher darin hatte, dass der Wind nun unbarmherziger wehte und die Kälte so ungehindert unter meinen Mantel kriechen konnte. Wie gebannt blickte ich in das Gesicht des Mannes, welcher mich mein gesamtes Leben bisher begleitet hatte. Er war immer da gewesen, wenn ich ihn gebraucht hatte und die Tatsache, dass ich es war, der seinen Sohn in den Tot gestürzt hatte brannte mir noch immer in der Seele. Nachts erwachte ich aus tiefen Alpträumen, durchlebte immer und immer wieder dieses Erlebnis, dessen ich mich einfach nicht entledigen konnte. Es war und blieb eine Erinnerung und Erinnerungen, das wusste ich, gehörten zum Leben dazu, sie würden einen bis zum Tode begleiten. Doch gerade sie waren es, die mich daran erinnerten, wofür ich kämpfte, das es mal einen netten jungen Mann gegeben hatte, welcher sich für mich eingesetzt hatte, der mich zum Lachen brachte und die Schulter gab, die ich manchmal in meinem Leben gebraucht habe. »Erinnerungen werden einem nie gerecht!«
 

„Ich werde mit dir mitkommen!“

Dieser Satz riss mich aus meinen Gedanken um Zaire. „WAS?“, fragte ich irritiert, wobei ich fast schrie und mein Gesichtsausdruck musste dazu passen, denn Sören sah mich nun noch entschlossener an. „Ich werde mit dir mitkommen!“, wiederholte er ruhig und sah mich mit seinem durchdringenden Blick unverwandt an, der sagte, das er keinen Widerspruch dulden würde. Dennoch setzte ich zu einem an, keineswegs wollte ich auch noch ein seinem Tot mit Schuld sein, aber mit einer einfachen und eindeutigen Handbewegung gebot er mir den Mund zu halten, sodass ich gerade als ich dazu angesetzt hatte, verstummte. „Du wirst da nicht alleine rausgehen! Das wäre dein sicherer Tot! Und bevor due irgendwelche Entscheidungen triffst, die so weit reichen könnten, das du stirbst, denke ich musst du etwas erfahren, was du in deinen Entscheidungen berücksichtigen musst!“
 

Genervt verdrehte ich meine Augen. „Ja, ich weiß mein Vater will mich mit Draco verkuppeln! Und ja, ich habe zarte Gefühle für ihn entwickelt, aber ich habe ihn verletzt, habe ihn verraten, das er sich von mir abwendet, weil ich ganz genau weiß, wenn er in meiner Nähe bleibt wird er so enden, wie alle anderen Freunde die es nicht lassen konnten ihre Finger aus meinem Privatleben zu lassen und sich einmischen mussten. Das letzte was ich sehen will ist ein Draco Malfoy, welcher von diesen Mistviechern die meine Mutter getötet haben, zerstückelt wird. Das könnte ich nicht noch mal ertragen! Also welche Dinge und Angelegenheiten sollen es noch sein, die bei meinen Entscheidungen tragende Rollen spielen sollen!“ Ich fauchte beinahe. Ich hasste es, wenn man meine Entscheidungen in Frage stellte. Auch wenn er so etwas wie mein Ziehvater war, so konnte ich es einfach nicht ab. Man hatte sich schon so stark in mein Leben eingemischt und jetzt wollte ich endlich mal eine Entscheidung allein treffen, wobei mir allerdings wieder jemand reinredete. Mir platzte beinahe die Hutschnur!
 

Doch statt auf meine Worte einzugehen entgegnete Sören nur: „Hör mir bitte zu!“ Sein eindringlicher Blick, der mich musterte, blieb auf mir ruhen und ich bekam zu spüren, wie ernst es ihm mit dieser Sache war. Und einen Sören, der wie momentan, zu allem entschlossen war, sollte man nicht wiedersprechen.
 

„Es gibt Dinge im Leben eines Menschen, eines magischen Menschen, die man sich nicht erklären kann. Das Schwere daran ist nur, das wir uns diesen Tatsachen stellen müssen, ganz gleich was wir von ihnen denken mögen. Sie sind Teil unseres Selbst und gehören zu unseren Leben wie der Mann, den wir mal heiraten oder unsere Freunde, die uns mit Rat und Tat zur Seite stehen.“
 

Als er anfing von Freunden zu sprechen zog ich elegant eine Augenbraue hoch. Sören und Freunde? Da passte definitiv was nicht zusammen! Sören war der Typ Mann, der nicht wirklich viel von Freundschaft hielt, was dem zu Grunde lag, das er mehrmals schlechte Erfahrungen erleiden musste. Er blieb lieber auf Distanz und selbst bei Menschen, die ihn lange kannten behielt er diese bei. Warum also brach er mit seinen Regeln, die er sonst bis aufs Äußerste verteidigte?
 

„Du bist ein Guardian. Du hast die Pflicht und das Privileg die Menschheit, ganz gleich ob magisch oder nicht, vor dem zu schützen, was da draußen lauert. Es gibt mehrere davon, keine Frage, aber du, du bist etwas ganz besonderes!“
 

»Guardian?? Hüh??? Was??« Mein Blick musste ihn mein Wirrwarr im Kopf verdeutlichen, denn er fuhr aufklärend fort: „ Die Fähigkeiten, die du besitzt, sind nicht nur die, die du nach dem Tot deiner Mutter erhalten hast. Guardians sind Mitglieder eines alten Geschlechtes, die ursprünglich mit den Reinblütern der Vampire zusammen gearbeitet haben um die Menschheit vor den wirklich bösen Dämonen zu schützen, dazu zählen zum Beispiel die mutierten Werwölfe. Dass sie nun einen Pakt mit ihnen eingegangen sind zeigt, dass die Reihen sehr gelichtet sind und dass es nur noch wenigen Guardian gibt. Ihr seid die letzte Möglichkeit, die letzte Rettung.“
 

„Und welche Rolle spielst du bei den ganzen Kram?“, fragte ich grob und genervt. Er sprach hier von etwas, was nicht so wirklich in meinen Schädel rein wollte, der nebenbei gesagt gerade ziemlich vor Schmerzen hämmerte.
 

Sören atmete hörbar laut aus und nahm seinen Blick immer noch nicht von mir. „Ich habe deiner Mutter damals ein Versprechen gegeben und dieses Versprechen will ich heute einlösen! Das Versprechen immer auf dich aufzupassen, dich vor allem Unheil zu beschützen. Zaire tat es in dem Moment für mich, er wollte es so und du weißt ganz genau, dass du es nicht hättest verhindern können. Vielleicht zeitlich verschieben, aber niemals verhindern. Nun ist es an der Zeit das ich dich beschütze!“
 

Langsam kam er auf mich zu. Ich registrierte gerade, wie groß er war, als er so im Mondlicht vor mir stand. Er war wesentlich größer und auch kräftiger als ich und seine starke Erscheinung hob sich vom Gesamtbild der Umgebung ab, die mich einschloss. Ich wusste nicht woher und warum, aber kalter Schweiß rollte meinen Nacken hinab und mein Herz schlug viel zu schnell. Was hatte er vor? Seine große Hand entfernte sich aus der Tasche seines schwarzen Umhanges, wo sie sicher sehr schön warm gehalten wurde und legte sich auf meine Wange. Seine Haut war rau wie Sandpapier, anders wie die von Draco. »Verdammt, warum denke ich wieder an ihn? Ich habe ihn in den Wind geschossen, ich habe ihn verletzt, verraten und dennoch kann ich es nicht unterlassen an ihn zu denken! Scheiß Liebe!«, fluchte ich gedanklich und mit einer weniger eleganten Bewegung entfernte ich seine Hand von meiner Wange. „ Ich muss nicht beschützt werden, ich bin stark und fest dazu entschlossen all dem ein Ende zu setzten!“, wiedersprach ich ihm dann endlich und sah ihn mit entschlossenen Blick stumm an. „Das kann ich nicht zulassen! Ich werde nicht zulassen, das du in dein Verderben rennst!“
 

Eine große Hand suchte den Weg in meinen Nacken. Raue Hände, also die von Sören. Ich begann unweigerlich zu zittern, als ich ihm so nahe war, denn er zog mich an sich heran. Ich vernahm durch den Stoff seinen starken Herzschlag, als mir der Anhänger auffiel, welchen er um den Hals trug. „Rosenblüten…“, murmelte ich und erkannte in den Anhänger das bestimmende Symbol auf der Schatulle wieder, welches am Verschluss angebracht war. „Was.. warum…?!“ Doch noch ehe ich hätte reagieren können wurde mir schwarz vor Augen. Meine Sicht verschwamm und auch mein Bewusstsein verabschiedete sich geradewegs von mir. Ich vernahm nur noch schwach seine nun raue Stimme nahe meines Ohres, die mir dort hinein hauchte: „ Ich lass nicht zu, das sie mir meine einzige Tochter nehmen, die ich habe! Lebe, Elanor! Denn erst wenn du deine Kräfte akzeptiert hast, wenn du sie kennst und effektiv umsetzten kannst, wirst du siegen können!“
 

Fortsetzung folgt…

Rückkehr zu Draco

Nicht Wahrheit deren Besitz irgend Mensch vermeint sondern aufrichtige angewandt hinter Wahrheit kommen macht Menschen.
 

Ich spürte so ziemlich gar nichts, als mein Bewusstsein den langen Weg zu mir zurück gefunden hatte. Was wohl eher daran lag, die unsagbaren großen und schrecklich monströsen Kopfschmerzen meine Wahrnehmung vernebelten und es mir nicht möglich machten meinen Tastsinn oder andere meiner 7 Sinne einzusetzen. »Verdammt doch mal!«, fluchte ich in Gedanken und versuchte mich darauf zu konzentrieren den Schmerz auszublenden, ihn irgendwo einzuschließen um mich den hier und jetzt widmen zu können. Ich wollte wieder aufnahmefähig für alle Reize um mich herum sein und dass dieser Schmerz mir das vermieste gefiel mir ganz und gar nicht. Noch ein, zwei mal atmete ich tief durch, ehe ich meine flachen Hände wandern schickte.
 

Langsam ertastete ich einen sehr weichen Stoff, der scheinbar als dünne Decke über meinen Körper ruhte und ihm Wärme spendete. Er roch angenehm, wie ich feststellen musste. Nach etwas, was mir keineswegs fremd war. Ich kannte diesen Geruch aus der engen Gasse in Hogsmeade aus der ich einen Werwolf angreifen wollte. Ein schwaches Lächeln schlich über meine Lippen…

»Draco…«
 

»DRACO???«, machte es dann endlich KLICK in meinen noch trägen Hirn und ich setzte mich ohne Vorwarnung und mit weit aufgerissenen Augen aufrecht hin, was ich allerdings genauso schnell bereute. Zum einen, weil der Schmerz durch Unachtsamkeit und Kontrollverlust, verursacht durch die rasante Bewegung des Aufstehens, wieder zurück kehrte und zum anderen, weil meine Sicht sich verabschiedete und schwarze Sterne vor meinen Inneren Auge zu tanzen begann. Dennoch entging mir nicht der blonde Schopf des Draco Malfoy. »Was macht der denn hier?« Mein Herz schlug viel zu schnell. Ich erinnerte mich an jene schmerzenden Worte, die meine Lippen verlassen hatten um ihn zu verletzten. »Nein… um ihn zu retten, zu schützen!«, korrigierte ich und seufzte innerlich auf. Jetzt wiedersprach ich mir schon selbst. Es setzte mir scheinbar sehr zu, dass ich Draco so verletzt hatte. Hier traf dann wohl das alt bewährte Sprichwort zu: Wenn man jemanden verletzt, verletzt man am Ende nur sich selber. Ich war selber über mich überrascht gewesen, wie scharf und eklig diese Worte über meine Lippen gekommen waren, mit welcher Entschlossenheit, die keinen Zweifel zugelassen hatte. Auch wenn ich einen Hauch von Verzweiflung habe mit klingen lassen.
 

Der Gedanke daran, dass ich bei Draco war, ließ ein angenehm warmes Gefühl durch meinen Körper strömen. Die Erinnerung an die harten Worte verblassten allmählich und wurden von den drei Worten ersetzt, die ich ihn bereits einmal gesagt hatte, auch wenn ich dabei wetten konnte, das er sie auf Grund der vorhergehenden bestimmt nicht wahrgenommen hatte. Ob ich die Kraft hätte ihn sie noch einmal zu sagen?
 

»A pro pro Kraft!«, kam es mir dann in den Sinn. »Warum in Merlins Namen ist mein Allgemeinzustand so schrecklich?« Gedanklich ging ich alle möglichen Punkte durch, an denen es liegen könnte, allerdings erfolglos. » Merkwürdig… Sollte Sören mich etwa mit einer speziellen Technik außer Gefecht gesetzt haben?« So etwas Hinterhältiges traute ich ihm zwar nicht zu, aber es war eine Möglichkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit. Knurrend schwor ich mir, dass ich es ihm irgendwann zurückzahlen würde. Jetzt galt es aber zuerst mich zu sammeln und wieder ganz ich selbst zu werden.
 

Dieses Mal wesentlich langsamer erhob ich mich erneut und öffnete sachte meine Augen. Draco saß ruhig in einem der sehr gut gepolsterten Sessel und hatte mich fixiert. Seine unglaublich schönen grauen Augen sahen mich unverwandt an und ich hatte das Gefühl als wenn er bis auf den Grund meiner Seele sehen konnte. Voller Peinlichkeit wandte ich den Blick ab, widmete ihn dafür der, mit feinen Stickmustern verzierten, Bettdecke, welche in einem wunderschönen cremefarbenen Ton gehalten war. » Wo zum Geier bin ich hier gelandet?«, fragte ich mich und versuchte mich durch den Blick aus dem Fenster zu orientieren. Aber ich erfasste außer großen, weiten Landschaften und einigen Pfauen im Garten nichts, was mir bekannt vorkommen sollte. Wie als hätte er das große Fragezeichen über meinen Kopf bemerkt, antwortete Draco s samtene Stimme: „ Bei mir, in Sicherheit! In Malfoy Manor!“
 

Okay…

„Was mach ich hier? Hast du mich hier her gebracht?“, verlangte ich dann doch etwas abrupt und mit drohenden Unterton zu wissen. Draco lächelte beinahe hämisch. „Du hast keine Ahnung, oder?“ HÄH??? Mein Gesichtsausdruck war der, den man bei diesem Wort vor seinem geistigen Auge hatte. Weit aufgerissene Augen und ein geöffneter Mund, was alles in allem gar nicht nach Lady aussah. Draco seufzte genervt und ließ sich tiefer in die Polster des Sessels fallen. „Ja, ich weiß das es blöd ist, wenn das Gegenüber absolut keine Ahnung hat.“, entgegnete ich dann doch etwas angesäuert und erhob mich aus dem Bett. Ich wollte hier nicht liegen. Das war so… tatenlos. Und nichts machte mich mehr wahnsinniger als tatenlos rumzusitzen. Der Blick Draco s wurde augenblicklich anders, das bemerkte ich sofort. Irritiert sah ich erst ihn und dann mich an. »Okay…«, dachte ich und beschleunigte meine Schritte auf den Stuhl neben ihm, um mir meine Sachen zu holen, aber sie waren weg. „Was zur Hölle…?!“
 

Man durfte vieles mit mir machen. Mich Ladys aussetzten, mich zwingen ladylike zu reden und zu handeln aber NIEMALS durfte man mir meine Waffen und meine Klamotten stehlen. Dementsprechend motiviert sah ich Draco an, dessen Blick über meinen Körper wanderte, der nicht wirklich viel verborgen wurde unter den Hauch eines Nachthemdes mit Spitzen BH und einem Stück Stoff, welches mir bis zu den Knien reichte. „Gefällt dir das, was du siehst?“, fragte ich bissig. „Nackt sehe ich noch viel besser aus!“ Draco s Gesichtszüge entgleisten und ich musste mich zusammenreißen um nicht lauthals loszulachen. Ich wartete schon auf ein: „Das will ich sehen!“, doch keines dieser Worte verließ seine Lippen. Stattdessen lächelte er, beinahe zynisch und schippte mit dem Finger. Ich erwartete schon, das die Kleider sich jetzt von meinem Leib rissen, aber nix dergleichen geschah, stattdessen öffnete sich eine elegante Tür und zum Vorschein kamen einzelne Kleider, alle in meiner Größe. Skeptisch blickte ich auf die noblen und zweifelsfrei viel zu teuren Kleider. „Meinst du ehrlich, dass ich in so etwas jagen gehen soll?“, fragte ich ihn, ehe sein Blick mir verriet, dass ich das definitiv nie mehr tun würde.
 

Um ihn nicht noch länger als notwendig einen Ausblick auf meine langen Beine zu geben, die mich als Frau wirklich stolz machten, nahm ich einen mittellangen grünen Rock heraus und kombinierte ihn mit einem Silber / Schwarzen Oberteil mit tiefen Einblick. Ein Blazer darüber, die Haare frisiert und schon war ich wieder die Lady, die ich stets vorgab zu sein. Zufrieden musterte er mich und nickte nachdenklich, wobei er seinen Blick nicht von mir nahm. Wartend sah ich ihn an, während er mit einem Schlenker seines Zauberstabes veranlasste, dass die Tür zum Zimmer mit den Kleidern sich wieder verschloss. „Dein Vater erwartet dich zusammen mit meinem Vater im Büro!“, entgegnete er ruhig und hielt mit die Tür auf, wie man es ihn bestimmt in seiner noblen Erziehung hatte beigebracht. Vorsichtig folgte ich ihm über Treppen und Gängen die mir schier endlos erschienen.
 

Endlich erreichten wir eine Tür. Ich atmete noch einmal tief durch, ehe ich anklopfte. Draco hatte sich bereits verzogen- wohin würde ich erst später erfahren. Aber wie er mich gemustert hatte, wie er sich verhielt… was war hier los? Sonst war er doch auch nicht so…
 

Nach dem laut zu hörenden: „Herein!“, meines Vaters betrat ich das geräumige Büro des Mr. Malfoy und musste unweigerlich schlucken. Die großen Fenster ließen zwar einladend viel Licht hinein, aber die großen Bücherregale warfen bedrohliche Schatten und verschluckten den Großteil des Lichtes. Ich beobachtete meinen Vater, der mich mit einer Geste anwies mich auf den einsamen Stuhl zu setzten, der vor dem großen Eichentisch stand. Etwas verwirrt leistete ich der Anweisung folge und sah ihn abwartend an, während ich den Blick von Mr. Malfoy auf mich spürte. Irgendwas stimmte hier

Nicht. Beide Männer waren viel zu entspannt und zufrieden. Normalerweise müsste mein Vater im Dreieck springen, weil sie aus Hogwarts gegangen war ohne Draco und dann auch noch mit der Absicht zu jagen. Dennoch war er die Ruhe selbst und schaute beinahe selbstzufrieden auf sie. Endlich ergriff er das Wort.
 

„Elanor… du bist eine junge, und vor allem, was uns allen Angehörigen des männlichen Geschlechtes nicht entgeht, eine sehr attraktive Dame, die bereits volljährig ist. Damit verbunden existieren nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten und… nennen wir es Überraschungen.“ Ich zog elegant eine Augenbraue hoch. Überraschungen? Normalerweise hasste mein Vater Überraschungen, was er unweigerlich an mich weitervererbt haben musste. Hier stockte ich. Weitervererbt? Vater? Ich erinnerte mich nur schwach an das, was Sören zu mir gesagt hatte, bevor er gegangen war, zumindest schwach an das, was er sagte, als er mir angegriffen und ins Land der Träume geschickt hatte. „ Meine Tochter…“

Sollte das letzten Endes heißen ich bin die Tochter von Sören?
 

„Elanor, hörst du mir bitte zu?“, ermahnte mich mein angeblicher Vater forsch und sah mich ungeduldig an. „Ja… ja, entschuldige!“, murmelte ich und sah beschämend zu Boden. „Du weißt, dass ich nichts ohne Grund veranlasse. Dir wird sicher nicht verborgen geblieben sein, das Draco Malfoy sehr an dir interessiert ist.“ Mein Blick huschte rüber zu Mr. Malfoy der mich noch immer süffisant grinsend ansah. Mir wurde beinahe schlecht bei diesem Anblick. „Ja, das habe ich registriert!“, bestätigte ich nickend und schlug meine Beine übereinander. „ Reden wir nicht lang um den heißen Brei herum, Viktor!“, bat Mr. Malfoy und das Grinsen wurde unweigerlich breiter. Ich ahnte was jetzt kommen würde, aber nichts auf der Welt hätte mich darauf vorbereiten können.

„Draco Malfoy wird dein zukünftiger Ehemann!“
 

Wie zur Salzsäule erstarrt sah ich meinen „Vater“ an. Ich schwieg, wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Mein Innerstes krampfte sich zusammen. Ich liebte Draco, ja, ohne Zweifel. Aber seit ich hier war benahm er sich so seltsam, so komisch. Als hätte man ihn unter den Imperius Fluch gestellt. Er wirkte kalt, böse, gemein und hatte nichts mehr groß von dem, was ich zu lieben gelernt hatte. Ich hätte in diesem Moment in Tränen ausbrechen können. Ich liebte ihn, allerdings hatte ich ihn vor den Kopf gestoßen, hatte ihn verletzt und damit mich selbst. Konnte ich meine Worte zurück nehmen? Ließ er mich überhaupt alles erklären? Er war ein Malfoy und bekanntlich hörten diese nicht zu, wenn es nichts mit Macht, Geld oder Reichtum zu tun hatte. Und seine Aufmerksamkeit über die erotische Schiene zu sichern, das war dann doch etwas zu… ich überlegte. Zu gewagt? Zu weit gegangen? Zu viel aufgetragen? Ich dachte nach, wie ich Draco gegenüber treten sollte, während mein Vater und Mr. Malfoy mich darüber aufklärten, wie, wann, was sein würde, ehe sie mich entließen und daran erinnerten, das heute Abend die Großeltern Malfoy kommen würden um die zukünftige Mrs. Malfoy kennen zu lernen.
 

Wie verloren schritt ich durch die großen Gänge des Anwesens, bemerkte gar nicht, wie die Bilder mir nachsahen und ich in mein Zimmer kam. Ich lehnte mich gegen die Türe und heiße Tränen rannen an meinen Wangen entlang. Ich liebte Draco, doch nicht den kalten, unnahbaren und unberechenbaren Draco, der er momentan war. Was war passiert in der Zwischenzeit meiner Abwesenheit?
 

Fortsetzung folgt…



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von: abgemeldet
2011-07-31T01:04:23+00:00 31.07.2011 03:04
endlich sieht sie es ein, dass draco ihr wichtig ist :)
SchöN!
Von: abgemeldet
2011-07-31T00:44:55+00:00 31.07.2011 02:44
Allein, allein, allein .__.
Ein trauriges ende, aber es gut geschriebnes ende, ich muss weiterlesen D:
Von: abgemeldet
2011-07-31T00:35:09+00:00 31.07.2011 02:35
Blaise Aussage darüber was dein cahra gemacht haben sollte und wie sie drauf reagiert war zu ulkig XD
Auch mochte ich den letzten Spruch sehr, de rist toll :)
*aufs nächste chapter stürz*
Von: abgemeldet
2011-06-30T20:59:57+00:00 30.06.2011 22:59
Sie findet Draco attraktiver, so, so und nun auch noch ein baderaum! jetzt wirds spannend x)
Von: abgemeldet
2011-06-30T20:59:03+00:00 30.06.2011 22:59
Das mit der echten lady fand ich am coolsten XD Also die Sprüche dabei, aber natürlich auch die Sache mit den Werwölfen! Moah, ich stürz mich gleich aufs nächste Chaptr *__*
Von: abgemeldet
2011-06-27T23:59:42+00:00 28.06.2011 01:59
Hey, das klingt ja echt super und auch voll gruselig ey *__*
Moah, wie gehts denn weiter? Lädst du noch mehr hoch? *_____*
*hibbel*


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