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Far Away

von

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Ich gewöhnte mich schnell ein. Das heißt, mir blieb eigentlich keine andere Wahl, denn die Herrschaften hatten mich dauernd auf dem Kicker. Besonders die Frauen hatten es offenbar auf mich abgesehen und nutzten jede Gelegenheit, um mich bloßzustellen.

Zum Glück hatte ich Aziz, er erklärte mir was ich nicht wusste, also fast alles, und half mir meine Haare unter dem Kopftuch zu verstecken, das ich auf Anweisung von Sitre zu tragen hatte. Sitre war eine Priesterin der Göttin Tegis, der Göttin des Wissens, und hatte dadurch bewirken können, dass ich ihre Sprache verstand. Ihr Mann Okan war das Oberhaupt der Familie und ihre Kinder Selda und Marik brachten mich mit ihrer verwöhnten Art des öfteren auf die Palme.

Das Land in dem ich gelandet war hieß Nasduna und war ein Wüstenland. Große Teile waren unfruchtbar, nur in der Nähe der Flüsse wuchsen und gediehen jede Menge Pflanzen und Bäume. Laut Aziz waren fast alle Städte hier in der Nähe von Flüssen angesiedelt. Die Stadt in der ich gelandet war, war die Hauptstadt Lin und lag am größten Fluss im ganzen Land. Er hieß Benel und erinnerte mich von den Ausmaßen her an den Nil oder den Amazonas.

Mein Tagesablauf war eigentlich immer gleich. Früh aufstehen, was mir als Morgenmuffel besonders zu schaffen machte, in der Küche beim Frühstück helfen und die Herrschaften wecken, wobei ich meistens zu Marik geschickt wurde. Anschließend wurde geputzt, gewaschen, das Mittagessen vorbereitet, eingekauft und noch vieles mehr. Da ich, auch auf Sitres Anweisung, das Haus kaum verlassen durfte, fiel einkaufen schon mal aus. Darüber war ich ziemlich dankbar, da ich die Hitze nicht gewöhnt war. Die meiste Zeit half ich also in der Küche. Wenn ich das Haus mal verlassen durfte, oder besser gesagt musste, war immer jemand dabei, der auf mich acht gab.

Es gab allerdings eine Sache, die ich nicht verstand. Warum verkaufte man mich nicht einfach weiter, wenn man mich nicht dahaben wollte? Und das wollten sie ganz offensichtlich nicht. Sie beschwerten sich oft genug über mich und ich hatte immer häufiger das Gefühl, dass besonders die Frauen mich am liebsten dem nächst besten Sklavenhändler geschenkt hätten. Es schien als würden sie mich aus einem Grund bei sich behalten, von dem ich nichts wusste. Und ich hatte keine Ahnung, ob das gut oder schlecht war.
 

Einige Wochen später hatte ich zu meiner großen Verwunderung den Auftrag, auf dem Markt ein paar Besorgungen zu machen. Zusammen mit meinem treuen Begleiter Aziz ging ich also los. Leise Spötteleien wie: „Seht mal, Aziz meint mal wieder seine Göttin beschützen zu müssen!“ und albernes Gekicher folgte uns, was wir allerdings ignorierten. Das Aziz den Boden unter meinen Füßen anbetete war inzwischen sogar mir aufgefallen und normalerweise bin ich bei solchen Sachen eher schwer von Begriff.

Auf dem Marktplatz machte mir die Hitze ziemlich zu schaffen, ich hatte länger nichts getrunken und daher mit starkem Schwindel zu kämpfen. Die vielen Leute trugen nicht gerade zur Besserung bei. Aziz merkte das und brachte mich zu einem schattigem Platz am Rand des Marktes. „Wartet hier. Ich erledige die Einkäufe alleine. Nicht das ihr mir noch in Ohnmacht fallt.“ Und weg war er. Da sich mir alles drehte wiedersprach ich nicht, lehnte mich dankbar gegen eine Hauswand und schloss die Augen. Plötzlich wurde ich angesprochen. „Entschuldigung, geht es dir nicht gut?“ Ich öffnete verwirrt die Augen und blickte einer Frau ins Gesicht, die mich besorgt musterte. „Es geht schon.“ Ich lächelte sie an. „Mir ist nur ein wenig schwindelig wegen der Hitze.“ „Das dachte ich mir. Willst du etwas trinken? Du siehst durstig aus.“ Sie hielt mir einen Wasserschlauch hin. „Trink ruhig so viel du willst.“ Kurz schoss mir ein Satz durch den Kopf, den meine Mutter oft gesagt hatte: „Nimm nie etwas zu Essen oder zu Trinken von Fremden an!“ Allerdings hatte ich wirklich großen Durst und so schob ich meine Bedenken zur Seite. Ich nahm den Wasserschlauch und trank ein paar große Schlucke. Als ich ihn wieder zurückgegeben hatte breitete sich plötzlich eine merkwürdige Taubheit in meinem Körper aus und meine Augenlieder wurden schwer. Ich merkte noch wie ich zur Seite kippte, dann war alles plötzlich schwarz.
 

Ich wachte mit schrecklichen Kopfschmerzen wieder auf. Ich wollte mich strecken und ein paar wenig freundliche Worte über diese Tussi loswerden als ich merkte, dass ich gefesselt und geknebelt war. Sofort bekam ich leichte Panik. Was tun? Die Fesseln konnte ich nicht lösen, dazu waren sie zu fest. Um Hilfe schreien? „Wie denn? Du bist geknebelt du dumme Nuss!“ sagte ich mir selbst. Also beschloss ich mich erst einmal umzusehen, was sich aber als ziemlich überflüssig erwies. Der einzige Einrichtungsgegenstand, den ich sehen konnte, war ein großer Tisch in der Mitte des Raums. Ansonsten nichts. Nur kahle nackte Steinwände soweit ich mich umschauen konnte, was zugegebenermaßen nicht weit war.

Ich hörte Schritte, dann wurde eine Tür geöffnet und zwei Frauen traten ein. Die eine war die, die mir auf dem Marktplatz Wasser gegeben hatte, die andere kannte ich nicht. Ich hatte Selda schon sehr hübsch gefunden, aber diese Frau war einfach wunderschön. Sie hatte Kinnlanges, dunkelbraunes Haar, hellbraune Haut und lief, als schwebe sie über den Boden. Ihr elegantes weißes Kleid schmiegte sich wie eine zweite Haut an ihren schlanken Körper und sie trug schöneren Schmuck als Selda und Sitre zusammen. Eben der Typ Frau, neben dem man sich sofort drei Meter groß, plump und hässlich vorkommt.

„Wer sind sie und was wollen sie von mir?“ fragte ich sobald sie mir den Knebel abgenommen hatten. „Nun um auf deine Frage zu antworten, ich bin Prinzessin Malika, und das ist meine Dienerin Maketaton.“ Während sie sprach viel mir ein auffälliger Ring an ihrem Finger auf. Ein Goldring mit einem großen weißen Stein. Irgendwo hatte ich den schon mal gesehen. Ich zermarterte mir das Hirn wo, kam aber zu keinem Ergebnis. „Als du mir damals entwischt bist...“ Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment viel es mir wie Schuppen von den Augen. Die Hand damals im Portal. Sie hatte den gleichen Ring getragen. „Du hast mich hierher gebracht!“ „Genau. Und jetzt werde ich dich opfern.“ „Opfern?“ mir fehlten die Worte. „Warum das denn?“ „Ganz einfach. Mit deinem Blut kann ich einen Zauber wirken der dafür sorgt, dass sich der Kronprinz in mich verliebt. Er wird mich heiraten und ich werde Königin.“ Im gleichen Tonfall hätte sie mir auch etwas übers Wetter erzählen können. Ich war entsetzt. Sie hatte mich deswegen entführt? Sie wollte mich töten, nur um jemand anders zu verzaubern? „Das ist doch.... es wird nicht funktionieren!“ meine Stimme klang mindestens eine Oktave höher als sonst, was aber auch kein Wunder war. Schließlich machte ich mir vor Aufregung mangels einer Hose fast ins Kleid. „Natürlich wird es das! Ich habe Ronug gebeten mir das beste Opfer zu bringen und du bist hier gelandet!“ „Aber...“ „HALT DEN MUND!“ Ich zuckte zusammen. Diese Frau meinte es wirklich ernst.

Sie klatschte in die Hände und im nächsten Moment betraten zwei große bullige Kerle den Raum. „Legt sie auf den Altar und schneidet ihr die Kehle durch!“ „Sie hätte genauso gut sagen können, dass wir jetzt alle zusammen Kaffee trinken“ schoss es mir durch den Kopf. Der eine Kerl verschwand, während der andere sich daran machte, mir mit einem kleinen Dolch die Fesseln zu durchtrennen. Doch dabei machte er einen, für ihn schlimmen, Fehler: Er schnitt mir zuerst die Fesseln an den Händen durch! Als meine Beine frei waren verpasste ich ihm einen Tritt dahin, wo es am meisten weh tat. Er krümmte sich stöhnend zusammen und der Dolch fiel ihm aus der Hand, woraufhin ich ihn mir schnappte. Wenn die Kerle mich wieder einfingen, sollten sie das wenigstens mit ein paar Kratzern oder einer Stichwunde bezahlen. Dann meldete sich langsam mein Verstand. Ich sollte machen, dass ich wegkam! Planlos rannte ich los, ich wollte nur noch weg von diesen Verrückten. Ich hatte Glück, auf dieser Seite war eine Türe, die ich bisher noch nicht gesehen hatte. „Bitte lass es keine Besenkammer oder so etwas sein“ flehte ich und ich hatte schon wieder Glück. Ein langer Gang, der nur von Fackeln erleuchtet wurde, befand sich dahinter. Ich nahm die Beine in die Hand, denn jetzt kam der andere Mann wieder ins Zimmer und die beiden Frauen, offensichtlich aus ihrer Schreckstarre erwacht, begannen Zeter und Mordio zu schreien.

Ich hatte keine Ahnung, wohin dieser Gang führte, aber ich lief trotzdem weiter. Hinter mir hörte ich die Schritte und Stimmen meiner Verfolger. `Rechts, links, wieder rechts und dann gerade aus? Wie viele Knicke macht dieser Gang eigentlich´ fragte ich mich. `Und noch wichtiger, wann finde ich ein Versteck?´ Meine Kondition war noch nie besonders gut und ich merkte, dass mir langsam die Puste ausging.

Ein Versteck fand ich zwar nicht, dafür aber nach der nächsten Ecke ein Fenster. Ich schaute hinaus. Meine Verfolger schienen die Ecke fast erreicht zu haben.

Das Fenster war nicht so hoch das der Sprung tödlich enden würde, aber ein paar Knochenbrüche wären möglich. Sie kamen um die Ecke gestürmt.

Ich beschloss, dass „vielleicht ein paar Knochen brechen“ besser war als „bestimmt die Kehle durchgeschnitten bekommen“ und kletterte auf Fensterbrett. Fast hatten sie mich erreicht.

Ich sprang. Oder besser gesagt: ich wollte springen, aber in diesem Moment erreichte mich einer meiner Verfolger und packte mich am linken Handgelenk. Erschrocken drehte ich mich um und stach reflexartig mit dem Dolch, den ich Gott sei dank immer noch in der Hand hatte, nach seinem Handgelenk. Ich landete einen Zufallstreffer und kam frei, allerdings kippte ich nach hinten, fiel rückwärts aus dem Fenster und landete direkt in den Armen von irgendeinem Mann, der gerade unter dem Fenster vorbeigelaufen war. Ich murmelte ein Danke und fragte nach dem Weg zum Markt. „Dort entlang.“ Ich rannte so schnell ich konnte und hielt erst an, als ich mir sicher war, das niemand mehr hinter mir her war. Irgendwann traf ich auf Aziz, der mich suchte. „Wo wart ihr denn? Ich habe mir Sorgen gemacht!“ „Später. Wir müssen so schnell wie möglich nach Hause.“ Zu Hause angekommen musste ich eine ewig lange Strafpredigt über mich ergehen lassen, von wegen unfähig einfach irgendwo sitzen zu bleiben und so weiter, anschließend wurde kurz gepeitscht. Ich hatte irgendwie das Gefühl, ich sollte besser den richtigen Grund für mein Verschwinden verschweigen und so erzählte ich, dass ich Aziz gesucht und mich dabei verlaufen hätte.
 

Prinzessin Malika stürzte aus ihrem kleinen Palast und wäre beinahe mit Prinz Siamun zusammen gestoßen. „Hast du ein Mädchen mit Kopftuch gesehen?“ „Wenn du die meinst die gerade aus dem Fenster gesprungen ist, dann ja.“ „Wohin ist sie?“ Der Prinz zeigte in eine Richtung „Dort lang. Was hat sie denn getan, dass du ihr hinterher rennst?“ „Sie ist eine kleine Diebin und hat mich außerdem schwer beleidigt. Aber das geht dich eigentlich nichts an.“ Damit rauschte Malika davon. „Den Versuch, irgendetwas über die momentanen Intrigen und Pläne eurer Cousine heraus zu bekommen, können wir wohl vergessen.“ meinte Siamuns Begleiter. „Mich würde im Moment eher interessieren, wer das Mädchen war. Einer Diebin würde Malika niemals hinterher rennen. Da ist was im Busch.“ „Warum habt ihr die Prinzessin eigentlich in die falsche Richtung geschickt?“ „Ich hatte irgendwie das Gefühl es sei besser so. Außerdem ist schon allein der Grund das Malika dieses Mädchen fangen will Grund genug um ihr zu helfen.“ Die beiden Männer machten sich auf den Heimweg.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  shinichi_san
2011-03-11T17:17:28+00:00 11.03.2011 18:17
Uh, den Kerl mag ich jetzt schon! Wie gesagt, ich bleib dran, hoffe, dass wir uns in unseren Kommentaren sehen^^
weiter so, du schreibst gut und ich sehe eine schöne Idee dahinter!
Lass dir nix anderes sagen^^


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