Zum Inhalt der Seite

Esralon - Die Kindheit der Königskinder

Weihnachtsgeschenk an meine fleißigen Mitplayer^^
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die zukünftige Braut

Chandari sah ihre neugeborene Tochter an als diese zum ersten Mal ihre Augen öffnete. In der Tat! Das kleine Mädchen hatte ihre Augen, mit der Farbe des Amethysten.

Vorsichtig streichelte sie den kleinen, zarten Kopf und sah zu ihrem Gemahl auf, der kurz zuvor durch den Vorhang getreten war, um nach ihr und dem Neugeborenen zu sehen.

„Eine Tochter“, sagte er und seine Frau nickte. „Es tut mir leid dass es nicht wieder ein Sohn wurde mein König.“ Aber Endriel schüttelte nur den Kopf und küsste ihre Stirn, worauf sie etwas überrascht zu ihm hochsah.

„Ihr habt mir doch schon einen Erben geschenkt meine Königin. Es spielt keine Rolle welches Geschlecht unsere weiteren Kinder haben werden, solange sie gesund sind, und ihr dies auch seid. Die Götter meinen es gut mit uns. Das sollten wir feiern.“

Sie war froh das zu hören, denn immerhin war er somit nicht wütend das es ein Mädchen wurde. Sie hatte schon oft von Männern gehört die nur Söhne wünschten, aber ihre Töchter nicht so lieben konnten wie die männlichen Nachfahren. Ihr eigener Vater war so ein Mann gewesen, weshalb er auch nicht lange gezögert hatte um sie dem Waldelfenkönig zur Frau zu geben. Eine bessere Partie war wohl kaum so schnell zu finden gewesen.

Endriel jedoch schien auch seine Tochter lieben zu können. Er nahm sie nun auf den Arm, sah sie genau an, ließ die kleinen Hände seine Finger umschließen. Sie hatte Glück gehabt. Glück im Unglück, wie man wohl sagte, aber sie hätte es durchaus schlechter treffen können.

„Welchen Namen wollt ihr eurer Tochter geben meine Liebste?“, fragte er nun, und riss die erschöpfte Frau somit etwas aus ihren Gedanken.

„Dies ist eure Aufgabe“, erinnerte sie ihn vorsichtig, doch er schüttelte abermals den Kopf und reichte ihr das kleine Mädchen wieder zurück, so dass sie es an ihrer Brust betten konnte.

„Ich gab euch mein Wort das euch die Entscheidungen der Ausbildung und des Lebens unserer weiteren Kinder obliegt. Also, welchen Namen wollt ihr eurer Tochter geben? Er sollte jedoch mit „E“ anfangen. Ihr kennt ja den Grund.“

Das tat sie wirklich. Die Kinder mussten Namen tragen die so begannen wie der ihres Vaters. Dies war eine alte Tradition der Waldelfenherrscher, und schon seit Jahrtausenden Sitte hier.

Chandari dachte also nach und sah dabei ihre kleine, perfekte Tochter an, die ihren ersten Durst stillte.

„Eflusa“, flüsterte sie schließlich und sah zu ihrem König hoch. „Eflusa Ashaty Jassirá. Die ersten beiden Namen bedeuten Weisheit und Treue. Der dritte Name, ist der meiner Großmutter gewesen, und bedeutet so viel wie >die im Mondlicht tanzende<.“

Der Waldelfenkönig nickte und küsste erneut die Stirn seiner Gemahlin. „Wunderschöne und perfekte Namen, für eine perfekte Tochter. Ich bin sehr stolz auf euch Chandari. Mit jedem Jahr das wir gemeinsam verbringen dürfen, wächst meine Liebe zu euch mehr und mehr.“

Die erschöpfte Mutter senkte dankend den Blick. „Auch ich danke den Göttern für alles Gute in unserem Leben.“

Sie konnte ihm nicht sagen dass sie ihn liebte, denn das wäre gelogen. Sie respektierte ihn, und schätzte ihn. Doch Liebe…Liebe fühlte sie nur für einen einzigen Mann, und für ihre Kinder, auch wenn dies nicht miteinander zu vergleichen war.
 

Ein paar Tage vergingen. Die Königin musste sich von den Strapazen der Geburt etwas erholen und genoss die Zeit die ihr allein mit ihrer kleinen Tochter geschenkt wurde.

Dann, als sie wieder aufstehen durfte und dem Palast und dem Volk die neue Prinzessin gezeigt werden sollte, machte sie sich –mit ihrem Töchterchen auf dem Arm- auf die Suche nach Emraen. Sie hatte in die ganzen Tage über nicht ein einziges Mal gesehen. Ihre Dienerinnen erzählten ihr, er würde fleißig trainieren und lernen, so wie es sich gehörte. Doch machte eben dies die Königin stutzig. Hatte sie doch sehr wohl den Unmut und Widerwillen gegen die ihm aufgezwungene Art zu leben spüren können, wenn sie ihm gegenüberstand. Dass er plötzlich seine Meinung so radikal verändert hatte, beunruhigte die besorgte Mutter.

Finden konnte sie ihn schließlich auf den unteren Etagen des Palastes, wo er –in voller Rüstung- wieder einmal auf dem Weg zum Übungsplatz war.

Der Diener der ihn begleitete sah die Königin zuerst und verbeugte sich tief vor ihr. Ihr Sohn sah sie beinahe abwartend an und neigte leicht das Haupt. „Seit gegrüßt Mutter. Wie ich sehe habt ihr euch wieder erholt?“ Die Gleichgültigkeit in seinen Worten war so deutlich, dass es Chandari körperlichen Schmerz bereitete, sie zu hören. „Was kann ich für euch tun?“

Sie versuchte durch die Mauer um sein Herz herum, seine Seele sehen zu können, doch es gelang ihr nicht. Er hatte sich vor ihr verschlossen wie eine Auster die ihre Perle schützte.

„Ich wollte dich sehen. Ich mache mir Sorgen um dich“, antwortete sie wahrheitsgerecht.

„Nun denn, hier bin ich. Ihr seht mich. Wünscht ihr sonst noch etwas von mir?“

Bei den Göttern…Wie hatte sie es so weit kommen lassen können? Wie hatte sie zulassen können das er so kalt wurde, so…fremd und einsam?

„Ich dachte mir, du würdest vielleicht gerne deine Schwester sehen“, fuhr sie bemüht gefasst fort und drückte dabei das kleine Mädchen an sich, das in ihren Armen lag und leicht verschlafen die Welt um sich herum bewunderte.

Der Kronprinz trat zwei Schritte näher und sah sich die kleine Elfe an, dann seine Mutter. „Sie hat eure Augen, und bestimmt einmal auch eure Schönheit und Anmut. Ich gratuliere euch zu diesem Glück und wünsche euch und der kleinen Prinzessin alles Gute für die Zukunft.“

„Du bist Teil dieser Zukunft Emraen. Du bist Teil dieser Familie“, flüsterte Chandari eindringlich, doch da wurden die Augen ihres Sohnes wieder abweisend und er trat einen Schritt zurück.

„Wie ihr meint Mutter. Nun entschuldigt mich bitte. Ich habe zu tun.“ Er verbeugte sich und schritt dann –gefolgt von seinem Diener- von dannen. Seiner Mutter blieb nichts anderes übrig als ihm hinterherzusehen, und schließlich zu gehen. Diesen Kampf schien sie verloren zu haben.
 

Einige weitere Tage vergingen, und dann noch ein paar, und schließlich war der Tag der Taufe der kleinen Prinzessin gekommen. Ein Fest zu dem Verbündete des Landes geladen waren um dem Herrscherpaar zu gratulieren, und auch der neugeborenen Prinzessin Respekt zu zollen.

Die Vorbereitungen dazu waren seit Eflusas Geburt im Gange und viele Gäste waren bereits angereist um der morgigen Fest beizuwohnen. Nur einer fehlte noch. König Azuolas. Er war auch zu der Taufe ihres ersten Sohnes gekommen. Schließlich war er der mächtigste Verbündete des Waldelfenreiches. Chandari hatte sich gefreut ihn wiederzusehen. Doch er war alleine gekommen. Nicht wirklich alleine, denn ein Hofstaat begleitete ihn immer aber, er war ohne seinen Sohn gekommen. Er hatte Tendaí entschuldigt. Dieser hätte leider sehr wichtige Dinge zu tun gehabt. Was genau hatte die Königin nicht interessiert. Er war nicht gekommen, aber inzwischen war sie froh darüber. Ihn zu sehen würde bedeuten alte Erinnerungen und somit Wunden aufzureißen. Das konnte sie sich nicht gestatten.

„Seit ihr fertig meine Liebe?“ Endriels Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Sie war gerade dabei gewesen ihre Kleidung noch ein letztes Mal zu überprüfen, denn die Kutsche des Mondelfenkönigs war bereits von Spähern gesichtet worden. Sie musste sich beeilen um fertig zu werden.

Noch ein letzter Blick in den Spiegel, dann schritt sie zu ihrem Gemahl und König, um an seiner Seite den anderen Herrscher zu begrüßen.

Azuolas traf bei Nacht ein. Der Mond stand am Himmel und warf sein Licht auf den riesigen Baumpalast, an dessen Wurzeln ein ganzes Komitee die Ankunft des Mondelfenherrschers erwartete.

Chandari und Endriel schritten gerade aus dem prunkvollen Eingang des Palastes, als die silberne Kutsche in Sichtweite kam.

Chandari wirkte bei Tageslicht, wie alle Mondelfen, eher blass und gebrechlich. Ihre Haut war sehr hell, ihr Haar ebenfalls. Dennoch war sie schön. Aber bei Mondlicht, welches die Magie und die Lebensenergie dieser Rasse nährte, war sie strahlender und schöner als alles andere was dieses Land zu sehen bekam.

Sie leuchtete neben ihrem König, welcher als Nichtmondelf, beinahe in der Dunkelheit verschwand.

So wartete sie, strahlend und anmutig, auf den König ihrer alten Heimat, um ihn zu begrüßen.

Die Kutsche –gezogen von sechs silbernen Schimmeln- hielt an den Stufen des Palastes, so dass sich die Tür über dem roten Teppich öffnen würde, der den hohen Gast zu seinen Gastgebern führte.

Diener stiegen von der Kutsche und öffneten die Tür der selbigen. Chandari freute sich Mondelfen zu sehen. Somit war sie nicht so allein mit ihrem strahlenden Glanz, der ihnen allen angeboren war.

König Azuolas stieg aus der Kutsche und jeder niedere Elf verneigte sich tief, beugte das Haupt. Er hatte sich nicht verändert, wie Chandari feststellen konnte. Über all die Jahre nicht.

Doch dann lenkte eine weitere Bewegung im inneren der Kutsche, ihre Aufmerksamkeit auf sich. Da war noch jemand mit ihm gereist, und bevor sie sich darauf hätte vorbereiten können, was sie gleich sehen würde, stieg ein weiterer Mondelf aus der königlichen Kutsche, dessen strahlende Augen sofort zu dem Waldelfenherrscherpaar hochsahen, und welche die Königin sich unweigerlich anspannen ließ.

Tendaí war gekommen!

Sie sah ihn vielleicht ein, zwei Wimpernschläge an. Dann war es die Stimme Endriels die sie aufhorchen ließ, welcher leise zu ihr sprach. „Ich wusste gar nicht dass uns Prinz Tendaí auch mit seinem Besuch erfreut. Aber es ist eine große Ehre auch ihn hier bei uns begrüßen zu dürfen. Wo er doch bei dem letzten beiden freudigen Ereignissen nicht anwesend sein konnte.“

Diese letzten beiden Ereignisse waren ihre Hochzeit, und die Geburt und Feierlichkeiten des ersten gemeinsamen Sohnes gewesen. Doch nun war er hier! Er war hier und kam in diesem Moment, einen Schritt hinter seinem Vater, die Treppen des Palastes herauf.

„Auch ich hätte nicht gedacht dass er kommt“, flüsterte sie und bemerkte das leichte zittern ihrer Stimme. Sie musste sich zusammennehmen. Also atmete sie tief durch und schloss sich der nun folgenden Begrüßung an, welche dem Mondelfenkönig und seinem Sohn gebührte.

„Ihr seid noch schöner geworden in den letzten Jahren königliche Hoheit. Die Ehe und das Muttersein scheinen euch wohl zu bekommen“, sagte König Azuolas zu ihr, nachdem die höfliche Begrüßung hinter sie gebracht war, worauf sie ihren Blick senkte und einen leichten Knicks andeutete, bevor sie antwortete: „Ich bin glücklich. Das habt ihr richtig erkannt Majestät. Seit willkommen in unserem Palast.“

Auch Tendaí wurde nach den Höflichkeitsformen begrüßt. Chandari wagte es jedoch nie ihn direkt anzusehen. Ihm in die Augen zu sehen.

Es war schon spät in der Nacht. Ihre Gäste mussten müde sein, und so wurden ihnen ihre Zimmer gezeigt. Die beiden Könige jedoch beschlossen sich noch etwas zu unterhalten.

Chandari nutzte diese Gelegenheit um sich ebenfalls zu entschuldigen, und in ihre Gemächer zu fliehen, bevor sie diese Qual noch länger ertragen musste.

Normalerweise teilte sie mit ihrem König ein Bett. Doch so knapp nach der Geburt des Kindes rieten die Heiler des Hofes davon ab sich um eheliche Pflichten zu bemühen, weshalb die Königin auch noch Privat Gemächer besaß –nicht weit entfernt von denen des Königs- wo sie sich zurückziehen konnte, und wo auch ihr Kind untergebracht war, das schon schlafen sollte, aber welches sie weinen hörte als sie dort ankam.

Das Kindermädchen welches bei Eflusa blieb wenn ihre Mutter anderweiter verhindert war, was diese jedoch in Grenzen hielt, konnte die kleine Prinzessin nicht beruhigen. Erst als die Königin ihre Tochter auf den Arm nahm, hörte sie auf zu weinen.

„Es tut mir leid Hoheit. Ich konnte sie nicht zum schlafen bringen. Egal was ich versucht habe“, entschuldigte sich die junge Elfe, aber Chandari nahm es ihr nicht übel und entließ sie für diese Nacht. Nun war sie ja selbst hier und als die Dienerin die Gemächer verlassen hatte, trat die Königin mit ihrem Kind auf den Balkon hinaus ins Mondlicht, welches sowohl auf die kleine Prinzessin, als auch auf ihre Mutter eine beruhigende Wirkung hatte, welche leise ein Lied zu singen begann, das ihr selbst oft vorgesungen wurde. Dabei wiegte sie ihre Tochter sanft in ihren Armen.

Jedoch blieb ihr beinah das Herz stehen, als sich eine verhüllte Gestalt mit einer fließenden Bewegung zu ihr auf den Balkon schwang und ihr mit einer Hand den Mund verschloss damit sie nicht schrie.

„Keine Angst! Ich bin es“, flüsterte ihr eine bekannte Stimme zu. Wenn du schreist verrätst du mich.“

Sie stieß ihn von sich und entfloh ins Innere des Zimmers. Er folgte ihr und nahm seinen dunklen Umhang ab, den er getragen hatte um seine strahlende Gestalt zu verbergen, die wohl bemerkt worden wäre, wenn sie ungetarnt an der Fassade des Palastes emporkletterte.

„Was tust du hier?“, fuhr sie ihn aufgebracht an, senkte aber die Stimme dabei. „Was denkst du dir dabei Tendaí?“

„Ich bin hier um die Taufe deiner Tochter zu feiern. Ich wurde eingeladen“, konterte er mit einem Lächeln und kam wieder auf sie zu, aber Chandari streckte ihre freie Hand nach ihm aus, um ihn auf Abstand zu halten.

„Das meinte ich nicht. Ich meinte, was tust du hier? In meinen Gemächern? Hast du den Verstand verloren?“

„Wie sollte ich dich sonst sprechen damit du mich ansiehst, was du übrigens auch jetzt nicht tust Niley? Wolltest du mich nur in diesem höfischen Ton sprechen? Nach all den Jahren die wir uns nicht gesehen haben?“ Er klang aufgebracht, wollte wieder näher kommen, doch sie wies ihn mit einer Geste an, stehen zu bleiben.

„Nenn mich nicht mehr so?“, flüsterte sie.

„Wie? Bei deinem Namen?“

Ihr Blick wurde ernst und sie sah ihn endlich an. Sah in die Augen die sie so vermisst hatte und versuchte weiterhin wütend auf ihn zu sein. „Ein Name den du benutzt hast als dies alles nicht zwischen uns stand Tendaí. Ich bin jetzt nicht mehr das junge Mädchen von damals. Ich bin verheiratet, bin Königin und Mutter.“

Eflusa gab ein amüsiertes quietschen von sich. Scheinbar schien ihr diese Aufregung zu gefallen.

„Das sehe ich, und das weiß ich“, antwortete der Prinz der Mondelfen und kam einen Schritt näher, so dass ihre –zur Warnung- ausgestreckte Hand seine Brust berührte. Direkt über seinem Herzen.

„Du weißt gar nichts“, wisperte sie und wollte die Hand wegziehen, aber es schien als würde sie an ihm festkleben. Als würde sie von seiner Wärme zehren, die eine Kälte in ihr vertrieb die sie seit Jahren plagte.

„Ich weiß dass du mich vermisst hast. So wie ich dich Niley.“ Er sah auf die kleine Prinzessin hinunter und lächelte. „Das ist sie wohl nicht wahr? Darf ich sie halten?“

Bevor sie eine Antwort geben konnte, griff Tendaí vorsichtig unter den kleinen Körper und nahm ihn an sich. Er sah das kleine Mädchen an, welches ihn skeptisch zu prüfen schien und dann mit der kleinen Hand seine Nase packte da er sie zu dicht an sich gehalten hatte, und sie ihn erreichen konnte.

Chandari konnte nicht anders als kurz zu lachen, musste sich dann aber abwenden. Sie ließ sonst zu viele Gefühle zu, die sie sich nicht erlauben konnte.

Warum bist du wirklich hergekommen Tendaí?“, fragte sie nun und starrte ins Leere, darauf konzentriert zu hören was er sagen würde. Dabei konnte sie immer noch die Wärme seines Körpers an ihrer Hand spüren, welche sie an ihre Brust, und damit an ihr schnell schlagendes Herz drückte.

Sie ist bildhübsch. Eine Schönheit der Zukunft. Das hat sie wohl von dir.“ Er schien ihr gar nicht zuzuhören.

„Warum Tendaí?“, flüsterte sie erneut.

„Und sie hat deine Augen. Wenn sie auch von Wesen her dir ähnelt, dann wird der Mann der sie einmal heiratet ein sehr glücklicher sein.“ Er wollte wohl nicht antworten. Sie drehte sich wieder zu ihm um, und sah ihn verärgert an.

„Macht es dir Spaß mich hinzuhalten?“, fragte sie wütend.

„Durchaus nicht. Ich sage nur was ich sehe. Du hast eine wundervolle Tochter geboren. Trotz des Mannes der ihr Vater ist“, gab er schließlich zur Antwort und legte die Kleine in die Wiege die nahe dem Fenster stand um das Mondlicht hereinzulassen.

„Sprich nicht von Dingen die du nicht verstehst. König Endriel ist ein guter Mann.“

Die strahlenden Augen des Mondelfen blitzten auf. „Ach ja? Bist du glücklich mit ihm?“

„Er ist ein guter Mann. Ein guter König“, sagte sie mit fester Stimme, die jedoch nicht halb so fest war, wie sie es haben wollte.

„Das habe ich dich nicht gefragt Chandari. Bist du glücklich mit ihm? Liebst du ihn?“, bohrte der Prinz nach.

„Ich liebe meine Kinder. Er ist ein guter Vater, ein guter König.“ Ihre Stimme wurde leiser.

„Liebst du ihn?“

„Ich respektiere ihn!“

„Liebst du ihn?“

Die Königin schlang die Hände um ihren Körper als wäre ihr kalt, dabei war es eine laue Nacht. „Nein“, hauchte sie schließlich. „Ich habe immer nur einen geliebt. Ich habe versprochen diesen einen immer zu lieben, und dieses Versprechen werde ich halten.“

Mit zwei großen Schritten war er bei ihr. Nahm sie in den Arm und die Königin der Waldelfen sank gegen seinen Körper.

Wie sehr hatte er ihr gefehlt? Wie viele Nächte hatte sie stumme Tränen vergossen wegen ihm? Jetzt war er hier, aber er durfte nicht hier sein.

„Ich vermisse dich Niley“, flüsterte er nah an ihr Ohr, so dass sie dabei seine Lippen spüren konnte. „Ich habe versucht mein Versprechen zu halten. Ich wollte versuchen –dir zuliebe- glücklich zu sein. Aber ich kann nur mit dir Glück finden.“

Sie schüttelte leicht den Kopf, konnte aber nicht sprechen. Ihre Liebe und ihr schlechtes Gewissen schnürten ihr die Kehle zu. Sie fühlte seinen warmen Körper unter dem seidenen Stoff, atmete seinen Geruch ein, der sie an Lavendelfelder erinnerte, und an das Meer.

„Ich musste dich sehen, mit dir sprechen. Wenn ich noch weiterhin so getan hätte als wärst du aus meinem Leben verschwunden dann…der Mond ist nicht genug Chandari.“

„Der Mond ist alles was uns bleibt mein Liebster“, flüsterte sie und sah zu ihm auf. Er beugte sich zu ihr hinunter und schien sei küssen zu wollen, doch die Mondelfe drehte ihren Kopf zur Seite. “Tu das nicht. Ich bin eine verheiratete Frau. Mutter von zwei Kindern und Königin dieses Landes. Ich habe mir noch nie etwas zu Schulden kommen lassen. Versuche mich also nicht. Ich weiß nicht wie lange ich stark sein kann.“

Er nickte und nahm ihre Hand, küsste die einzelnen Fingerglieder jedes Fingers und danach die Innenseite ihrer Hand. Chandari hatte die Augen geschlossen und versuchte ihren Körper weiterhin kontrollieren zu können.

„Du bist nicht glücklich hier. Ich sehe es dir an. Ich kann es spüren. Dein Sohn…“ Sie sah ihn erschrocken an. Was hatte Emraen damit zu tun?

„Er ist ein stattlicher junger Elf. Mit ebenfalls deiner Schönheit und deinem wachen Geist. Nur scheint er mir etwas…kühl…“, fuhr er fort.

Chandari seufzte und löste sich aus der Umarmung ihrer Liebe. „Es ist vieles passiert was nicht hätte passieren dürfen. Doch Emraen wird seinen Weg gehen. Ich glaube an ihn. Er ist stark. Er wird seinen eigenen Weg finden. Auch wenn ich ihm nicht dabei helfen kann.“

„Es schmerzt mich dich unglücklich zu sehen“, sagte Tendaí ruhig und streichelte ihre Wange.

„Ich bin nicht unglücklich, aber auch nicht völlig glücklich. Ich habe einen Mittelweg gefunden, und dieser liegt dort in der Wiege. Ich bin eine Frau und Mutter. Das bin ich gerne. Ich liebe meine Kinder und will sie nicht missen. Dies gilt auch für die Zeit mit dir. Du wirst immer Teil meines Lebens, meines Herzens bleiben Tendaí. Doch du darfst nicht wieder hierher zurückkommen. Es macht nur alles noch schlimmer. Du reißt die alten Wunden auf die ohnehin immer schmerzen werden. Auch ich habe dich vermisst. Ich vermisse dich jeden Tag, jede Nacht, und nur der Mond hilft mir das zu überstehen. Doch es ist nun mal unser Schicksal mein Liebster. Wir müssen uns ihm fügen, oder wir stürzen uns, und alle die uns wichtig sind ins Unglück.“

Sie legte zwei ihrer Finger an ihre Lippen, und dann führte sie diese Finger an die seinen, der einzige „Kuss“ der ihnen möglich war, wobei sie fest in seine Augen sah. „Ich liebe dich, und das wird immer so bleiben. Doch auch du musst einen Weg finden weiterzuleben und nicht einer Illusion nachjagen, die es nie geben wird.“ Sie nahm ihre Hand wieder zu sich. „Und nun sei vernünftig und geh bitte. Wir sehen uns Morgen auf der Feier. Lass mich nicht um deine Sicherheit bangen müssen.“

Seine treuen, liebenden Augen sahen sie an. Sie beide schwiegen. Dann nickte er, küsste erneut ihre Hand und warf sich den dunklen Umhang wieder über das silberweiße Haar.

„Ich habe meinen Weg bereits vor langer Zeit gewählt, und diesen werde ich nicht ändern.“ Er lächelte ihr zu und verschwand wieder auf demselben Weg den er genommen hatte um zu ihr zu kommen.

„Ich hoffe du änderst die Richtung noch“, flüsterte Chandari und schloss dann die Tür zu ihrem Balkon.
 

Die Feierlichkeiten des nächsten Tages waren aufwendig und dennoch ansehnlich.

Aus Rücksicht auf die Mondelfen und ihre Lebensweise, waren die Festlichkeiten erst später am Nachmittag angesetzt gewesen und zogen sich bis in die Nacht hinein.

Als die hohe Gesellschaft sich noch beisammen befand –dazu gehörten die Herrscher Familien und die noch geladenen Gäste- richtete König Endriel sein Wort an die Festgesellschaft. Lobte seine Frau die ihm diese prächtige Tochter geschenkt hatte, und auch diese, worauf die Gäste ihre Gläser erhoben um auf Glück und Gesundheit der Prinzessin zu trinken.

Chandari hielt einen Kristallkelch in der Hand, der mit Quellwasser gefüllt war. Sie trank keinen Alkohol. Sie bekam Kopfschmerzen davon. Außerdem stillte sie ihr Kind, und es wäre wohl nicht bekömmlich für das Mädchen gewesen.

Mit Tendaí hatte sie während des heutigen Tages nur höfliche Konversation betrieben, und auch war sie nie mit ihm alleine gewesen.

„Mein Freund, Azuolas, der König der geschätzten Mondelfen, welchen wir unsere wunderbare Königin verdanken, und ich, haben gestern noch lange beisammengesessen und über einige Dinge gesprochen. Dinge, die unsere beiden Länder betreffen“, sprach Endriel und seine Gemahlin befürchtete nun einen Vortrag über den Sinn seines Krieges gegen die Schattenelfen. Doch es war völlig anders.

„In Folge dieser Unterhaltung haben wir beschlossen einen bindenden Pakt zu schließen, der unsere Völker einander näher bringt. Als Verbündete, gegen jegliche Art von Feinden, die unsere Völker, unsere Länder bedrohen.“ Endriel war guter Dinge. Er schien sich über etwas zu freuen, und auch Azuolas war dieser Stimmung. „Gemeinsam haben wir beschlossen dass unsere Länder durch eine Heirat stärker aneinander gebunden werden. Meine Tochter wird –wenn sie alt genug ist natürlich- die Braut von Prinz Tendaî Irin Lithil werden.“

Ein begeistertes Raunen ging durch die Menge, welches nur von dem plötzlichen klirren eines Kristalls angehalten wurde, und alle neugierigen Blicke suchten nach dem Grund der Störung, und fanden ihn bei Königin Chandari, welche ihren Kelch hatte fallen lassen. Vor Freude vermuteten viele, vor Schreck wohl auch einige andere.

Eine Dienerin kam um die Scherben zu beseitigen und zwei ihrer Hofdamen, um zu sehen ob sie verletzt war, doch sie winkte sie hinfort und suchte mit den Augen den Saal ab, und fand ihr Ziel. Tendaí schien genauso überrascht zu sein wie sie, nur verbarg er es geschickter.

„Seit ihr damit etwa nicht einverstanden meine Königin?“, fragte Endriel nun und sie musste zu ihm sehen, hielt dem fragenden Blick stand und wusste das ihre Antwort gut gewählt sein musste. Es waren zu viele Zeugen hier. Aber vielleicht war diese Idee ja der mögliche Weg für Tendaí? Den, den sie beide nicht gesehen hatten.

„Ich denke dass es keinen besseren Gemahlen für unsere Tochter geben kann als den ehrenwerten Prinz Tendaí“, sagte sie schließlich und sah ihn dabei an. „Ohne Bedenken gebe ich dazu meine Zustimmung. Eflusa wird eine Königin sein die ihm würdig ist. Dafür werde ich sorgen.“

Jubel brach aus. Jubel auf die Verbindung zweier Länder, zweier Leben.

Zwar wollte Chandari nicht das ihre Tochter zu einer Heirat gezwungen wurde doch…wenn sie ihr beibrachte stark und stolz zu sein, dann würde sie Tendaí vielleicht auch so lieben wie sie selbst es tat. Auch wenn es schmerzte daran zu denken das ihr eigenes Kind den Mann heiraten sollte den sie liebte. Doch es würde vielleicht auch Tendaís Herz etwas heilen. Wer wusste schon was die Zukunft bringen würde? Doch sie würde alles Erdenkliche tun um diese Verbindung glücklich werden zu lassen. Sofern sie dazu in der Lage war.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Schattenelf
2011-01-04T09:27:34+00:00 04.01.2011 10:27
Auch hier hast du es nicht leicht gemacht. *heul*

Arme Eflusa, da ist sie noch ein kleines Baby und schon wird ihr Schicksal bestimmt. Dabei wollte Endriel sich doch da raushalten und Chandari die Entscheidungen überlassen. Und dann verschachert er sein kleines Mädchen schon so früh T____T

Die Szene zwischen TEndai und Chandari war auch sehr rührend. Die beiden tun mir so leid und ich wünschte, sie könnten miteinander glücklich werden. Aber ich weiß ja leider schon, dass dem nicht so sein wird. *schnief* *heul* Das Leben der Elfen ist wirklich dramatisch. Im PRinzip kann Endriel einem auch leid tun, weil er niemals die Liebe von Chandari bekommen wird, die er vielleicht für sie empfindet.

*seufz* Gleich werde ich endlich mal das neue Kap lesen. Bin schon sehr gespannt, was da auf die arme Enmouen zukommt. *anherz*

Danke, dass du uns diese tolle GEschichte schreibst. Das ist wirklich genial bisher ^^
Von:  Chou-Chan
2011-01-03T19:49:27+00:00 03.01.2011 20:49
;_____________;
Supertoll!
Ich bin im Nachhinein richtig richtig froh, dass ich dich über Tendaîs Vergangenheit aufgeklärt habe. Diese FF ist es alle Mal wert gewesen..
*taschentuchvollrotz*
So schööööön <3 Danke, Süße! Danke, dass du meinen Tendaî so authentisch geschrieben hast ;D
Von:  elesie
2010-12-26T21:17:47+00:00 26.12.2010 22:17
Wie rührend! Nun ist also auch klein Eflusa geboren. *strahl*
Ein Glück, dass wenigstens ihr eine so harte Kindheit erspart bleiben wird, wie mein armer Liebling Emraen sie durchleiden und ertragen musste. *schnief*
Da wünscht man sich nur, dass Eflusa eines Tages wirklich Tendaîs Herz erobern und sie ihn lieben kann.^^

Tolle FF, bin hellauf begeistert und freu mich schon sehr auf die weiteren Kapitel! ^.^
Von:  caty
2010-12-24T00:41:26+00:00 24.12.2010 01:41
OMG
ich liene diese fanfic, auch wenn sie unheimlich traurig und deprimierend ist Q___Q

mir tun die alle so leid, emraen und seine mutter und tendaí óò
vor allem ist es irgendie traurig wenn man weiß dass sie noch sterben wird :(

aber tolle geschichte, bin richtig ergriffen (und nun wieder etwas informierter bezüglich des rpgs xDD)

großes lob, ist wirklich super und herzergreifend geschrieben ♥


Zurück