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Esralon - Die Kindheit der Königskinder

Weihnachtsgeschenk an meine fleißigen Mitplayer^^
von

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Der Thronfolger

Inzwischen waren Jahre vergangen und aus Chandari Niley Eseherás, Tochter einer adeligen Mondelfenfamilie, war Königin Chandari Niley von Belandaire geworden. Ehefrau von König Endriel von Belandaire, und Königin der Waldelfen.

Knapp 30 Jahre lebte sie nun hier in dem großen Königreich das ein einziger, gewaltiger Wald zu sein schien. Anfangs war das befremdlich und ungewohnt, doch inzwischen hatte sie sich an diese Umgebung gewöhnt. Zumal sie nie viel von ihrem Königreich zu sehen bekam. Ihre Heimat war der Waldelfenpalast. Ein gewaltiger Baum mit einer Rinde die einem Mauerwerk glich, und so hoch das er einen Schatten warf der weiter reichte als Elfenaugen.

Das Volk der Waldelfen war anders als ihr eigenes Volk. Nicht nur ihr Äußeres unterschied sie von ihrem Gemahl und dessen Untertanen. Es war auch deren Lebenseinstellung die so anders war als die der Mondelfen. Doch sie lernte, beobachtete und fing an zu verstehen.

Der König machte es ihr auch einfach sich wohlzufühlen in dem fremden Land, in dem fremden Palast. Endriel liebte sie. Zumindest behauptete der durchaus attraktive König dies ständig, und er legte ihr seine Welt zu Füssen, und dies dankte es ihm mit Treue und Respekt, ihm gegenüber.

Doch sie genoss auch die Zeit in der sie alleine war. So wie jetzt gerade. Wo sie auf dem hölzernen, kunstvoll geschnitzten Balkon stand und den Mond betrachtete der soeben aufgegangen war.

Chandari hatte ihr Leben inzwischen den Sonnen Esralons angepasst, von denen es drei gab. Eine große und zwei kleinere. Aber es gab nur einen riesigen Mond, der doppelt so groß war wie die größte der Sonnen.

Sie strich sich eine Haarsträhne zurück, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatte und genoss das Mondlicht auf ihrer Haut. Sie war und würde immer eine Mondelfe bleiben, und als solche brauchte sie den Mond wie die Luft zum Atmen. Er regenerierte ihre Magie, hielt ihren Körper gesund. Zwar sollte sie dafür wohl länger des Nachts umherwandeln, aber sie begnügte sich mit ein paar wenigen Stunden. Meist war dass die Zeit, in der sie darauf wartete dass ihr Gemahl zu Bett kam. In dieser Zeit betrachtete sie den Mond der sich diesmal nicht hinter Wolken verbarg und dachte an Tendaí. Wie sie es ihm versprochen hatte, dachte sie immer an ihn wenn sie den Mond ansah. Dann sah sie sein silbernes Haar, seine schlanke Gestalt, und sie hörte seine sanfte Stimme.

Gerade als sie ihn deutlich vor sich sehen konnte, vor ihrem geistigen Auge, spürte sie einen dumpfen Schmerz in sich und legte beruhigend ihre Hände auf den deutlich gewölbten Bauch der sich unter ihrem Kleid abzeichnete.

Auf ihrem Gesicht breitete sich ein sanftes Lächeln aus als sie spürte wie das Kind in ihr erneut trat, aber diesmal sanfter, als wüsste es das ihre Gedanken nun wieder bei ihm waren.

„Man könnte meinen du bist eifersüchtig“, flüsterte sie und streichelte über ihren Bauch. „Damit musst du leben mein Schatz. Meine Gedanken werden immer bei ihm sein, aber das heißt nicht das sie nicht auch bei dir sein werden.“

Das Kind trat nicht mehr, und die schwangere Königin summte ein altes Lied aus ihrer Heimat, während sie den Mond betrachtete. Dabei merkte sie gar nicht wie der König hinter ihr auf den Balkon trat. Erst als er von hinten seine Arme um den Leib seiner Gemahlin legte, schreckte diese kurz zusammen um sich dann aber sanft an ihn zu lehnen. Sie fürchtete ihn nicht. Sie mochte ihn sogar. Nur konnte sie ihn nicht lieben, den ihr Herz gehörte einem anderen, doch verbarg sie dies gut vor ihm.

„Singt ihr unseren Sohn in den Schlaf?“, fragte Endriel sanft und küsste ihren bloßen Nacken. Dann legte er seine Hände über ihren Bauch und wartete.

„Es könnte auch eine Tochter sein mein König“, flüsterte Chandari leise und fühlte wie das Kind erneut gegen ihren Bauch trat. Es fühlte immer die Gegenwart seines Vaters. Es schien sogar darauf zu warten dass dieser des Nachts zu ihm sprach.

„Nein, es wird ein Sohn. Ein starker Thronfolger. Mit eurer Schönheit, und meinem Kampfgeist und Stärke gesegnet.“ Endriel war sich dessen schon lange sicher.

„Ganz wie ihr meint mein König“, antwortete sie darauf und sah erneut zum Mond hoch. Der ihr weiterhin Kraft schenkte.
 

Doch der König sollte Recht behalten.

Wenige Wochen später schenkte die Königin ihm den ersehnten Thronerben. Einen starken, kräftigen Jungen, welcher den Namen „Emraen“ erhielt, was so viel bedeutete wie „der Folgende“.

Trotz ihrer erzwungenen Heirat war dieser Moment, ein Moment des Glücks für die Königin, welche ihren Sohn schließlich in den Armen halten durfte, und auch ihr Gemahl weinte vor Stolz und Glück als er zum ersten Mal seinen Sohn in den Arm nehmen durfte, welcher kurz darauf dem wartenden Volk vor dem Palast präsentiert wurde.

Als Endriel ihr den gemeinsamen Sohn zurückbrachte, küsste er ihre Stirn und versicherte ihr erneut das sie –für ihn- die wundervollste Frau und Königin war, und das er den Göttern ein Opfer des Dankes bringen würde, weil sie –durch deren Zutun- seine Königin wurde.

Chandari lächelte matt und erschöpft und streichelte den kleinen Kopf ihres Sohnes. Dieses kleine Wunder entschädigte sie für Jahre der Einsamkeit innerhalb des großen, belebten Palastes.

Anfangs war auch ihre Welt noch in Ordnung. Sie sah zu wie ihr Sohn wuchs, wie er lachte, spielte und in Palastgarten versuchte Eidechsen hinterher zu krabbeln.

Manchmal gesellte sich auch der König selbst zu ihnen, ließ seinen geliebten Thronerben durch die Luft sausen indem er ihn hochwarf und wieder auffing, wobei der kleine Prinz strahlte und lachte als würde es nichts Schöneres auf der Welt geben, und seine Mutter nur besorgt, aber glücklich dieses Spiel beobachtete.

Fast vier Jahre lang durfte der junge Kronprinz Kind sein. Dann geschah etwas das ein herber Schlag für die Waldelfen war.

Die Schattenelfen griffen die äußersten Provinzen des Waldelfenkönigreiches an. Es gab schon seit Urzeiten immer wieder Krieg zwischen den Schattenelfen und den Waldelfen, welche neben dem Volk der Dämonen, im Süden Esralons, dass zahlreichste war.

Den Grund kannte keiner mehr. Es hieß die Schattenelfen griffen alle Völker an die nicht stark genug waren sich zu wehren, und die Waldelfen wehrten sich. Ebenso die Dämonen. Die anderen Völker, wie Mond - Licht- und Auelfen, waren bisher von den Schattenelfen verschont geblieben, und hielten sich aus diesen immer wieder auftretenden Kriegen heraus.

Nun aber hatten die Schattenelfen einen Schritt zu weit getan und hatten sich den Zorn des Waldelfenkönigs aufgeladen, welcher nicht lange fackelte und ihnen den Krieg erklärte.

Die Schlachten waren grausam, und forderten viele Tote auf beiden Seiten. Der König verlor viele verbündete, darunter einige seiner besten Berater und Freunde. Dies war wohl auch der Grund weshalb er etwas verbittert wurde, und dann eine Entscheidung traf, die er für richtig hielt, die aber seiner Frau das Herz brach.

Endriel entschied das es an der Zeit war seinen Sohn ausbilden zu lassen. Der Krieg gegen die Schattenelfen war noch nicht ausgestanden, und Emraen sollte einmal ein würdiger Nachfolger und stolzer Krieger werden. Er durfte nicht verhätschelt und verweichlicht werden. An seinem vierten Geburtstag wurde sein Zimmer verlegt. War es früher direkt neben dem Gemach des Königspaares gewesen, so lag es nun weit davon entfernt, wo sich eine Amme und Gadrel, der Schwert und Kampfkunstmeister des Palastes um seine Erziehung kümmern sollten.

Der kleine Prinz verstand diese Änderung natürlich nicht. Er war noch zu klein, und seiner Mutter wurde bloß gestattet ihn nur ein einziges Mal am Tag zu sehen, um ihn wenigstens spüren zu lassen das sie ihn dennoch liebte.

Doch die Ausbildung war streng und auch grausam. Chandari litt unheimlich darunter ihren Sohn des Nachts weinen zu hören wenn sie durch die Gänge des Palastes schlich, und jede Nacht in der sie dies hörte, weinte sie sich selbst in den Schlaf.

Ihr Gemahl versuchte sie zu beruhigen indem er ihr die kostbarsten Kleider und Juwelen schenkte, doch alles was sie wollte war, ihren Sohn nicht länger leiden zu sehen.

„Er muss so ausgebildet werden. Ich selbst wurde so erzogen. Die paar Jahre Unterschied werden ihn sogar nur noch stärker werden lassen. Das müsst ihr verstehen“, sagte er eines Tages wieder zu ihr, nachdem sie ihn erneut darum angefleht hatte mehr Zeit mit ihrem Sohn verbringen zu dürfen. „Aber ich verspreche euch meine Liebste, alle weiteren Kinder die uns die Götter schenken, dürfen bei euch bleiben. Emraen aber ist der Thronerbe. Ich kann es nicht gestatten dass er schwach wird. Schwäche gegen die Schattenelfen wird sonst der Untergang unseres Volkes sein.“

Die Königin verstand es nicht. Für sie war es eine eitle Wahnvorstellung das Liebe gleichgestellt wurde mit Schwäche. Aber sie nahm Endriel beim Wort. Sie sagte nichts mehr. Sie protestierte nicht mehr. Sie besuchte Emraen weiterhin jeden Tag, sprach ihm Mut zu und tröstete ihn. Mehr Macht besaß sie nicht. Mehr konnte sie nicht für ihn tun, und darüber zerbrach sie beinahe.
 

59 Jahre ertrug sie schweigend dieses Schicksal. Sah zu wie ihr geliebter Sohn wuchs und stärker wurde, und härter. Diese Erziehung formte nicht nur seinen Körper, sondern auch seinen Geist.

Emraen wurde ein großgewachsener, stattlicher Mann. Das goldene Haar welches er besaß, umschmeichelte ein schönes Gesicht. Gesegnet mit der Schönheit und Anmut der Mondelfen, und tatsächlich besaß er die Stärke und das Geschick seines Vaters. Doch er wurde verschlossen, sprach kaum mit jemanden außer mit seinen Ausbildern und seinen Dienern.

Ihm wurden Gefühle verwehrt. Man brachte ihm bei Schmerz zu ertragen, um ihn so zu einem stärkeren, besseren Krieger zu machen. Diese Erziehung war wahrlich grausam, aber sie diente dem Zweck einen starken Thronerben zu erschaffen, sollte es das Schicksal schlecht mit den Waldelfen meinen, und sie irgendwann ihren König verlieren.

Auch die Gespräche mit seiner Mutter wurden immer seltener je älter er wurde.

Er fühlte sich von ihr verraten und im Stich gelassen, und auch wenn sie ihm versicherte dass dies nicht beabsichtigt war, so konnte sie diese Vorwürfe nicht zurückweisen, denn plagte sie diese Schuld doch selbst seit so vielen Jahren.

Jedoch schenkten ihr die Götter ein klein wenig Hoffnung. Sie wurde wieder schwanger, und somit musste der König sein Wort ihr Gegenüber halten. Dieses Kind durfte ihr nicht so genommen werden wie ihr erstes, um welches sie schon trauerte obwohl es noch am Leben war.
 

Emraen hingegen hatte noch nicht alles von seinem Willen verloren. Er war jetzt beinahe 64 Jahre alt. Nach den Maßstäben der Elfen -die nicht an Altersschwäche starben, und die nur durch Gewalt und Krankheit sterben konnten- war er noch ein halbes Kind.

Das Ritual der Reife wurde erst mit 89 Jahren vollzogen, und bis dorthin, blieb jeder junge Elf, ein Jüngling, auch wenn an Emraen beinahe nichts mehr war, welches an ein Kind erinnerte. Er wirkte kalt, hart, überheblich und manchmal auch grausam. Aber wie hätte er anders sein können, so wie er aufgewachsen war?

Welche andere Wahl hatte er gehabt?

Er mochte zwar in einem Palast aufgewachsen sein, doch kaum das er laufen und sprechen gelernt hatte, war er nur noch gedrillt worden „der perfekte Kronprinz“ zu sein. Was bedeutet hatte, dass er noch vor Sonnenaufgang geweckt wurde und zum Reittraining geschickt wurde. Auch das kämpfen wurde ihm von klein auf gelehrt. Er musste nackt im freien stehen und ertragen wie man eiskaltes Quellwasser über ihn goss um ihn schmerzunempfindlich zu machen. Auch Schläge musste er lernen lautlos hinzunehmen.

Je älter er wurde, desto mehr sah er Spott in den Besuchen seiner Mutter, die kam um ihn zu trösten, um ihm zu sagen dass sie ihn liebte und das er stak sein musste.

Wozu kam sie denn überhaupt? Um ihn zu quälen?

Als er noch kleiner war, da hatte er in ihren Armen geweint und war meist auch darin eingeschlafen. Doch immer wenn er aufwachte, war er allein. Allein und verlassen in seinem leeren Zimmer.

Mit dreizehn Jahren beschloss er für sich selbst den Schmerz nicht mehr zuzulassen. Dazu gehörte auch der Schmerz den seine Mutter bei ihm auslöste. Er bat sie nicht mehr jeden Tag zu kommen. Er wollte sie nicht mehr jeden Tag sehen und wieder verletzt werden. Er musste stark sein. Sein Vater wollte dich einen starken Sohn und kein Muttersöhnchen. Also blieb er mit Absicht allein. Versteifte sich auf seine Ausbildung. Seine Kampftechnik, seine Bücher. Alles was ihn von seinem seelischen Kummer ablenkte war willkommen. Er brauchte seine Mutter nicht. Zumindest dachte er so. Aber in den einsamen Nächten, da wünschte er sich, sei wäre bei ihm, sei würde sein Haar streicheln und ihm vorsingen. Doch dies blieb sein Geheimnis, und er schloss es tief in seinem Herzen ein, um das er anfing eine Mauer zu bauen, die niemand würde zerbrechen können, wenn er es nicht wollte.

Die Jahre zogen an ihm vorbei und er wurde größer, stärker, schneller, aber mit der Zeit kam auch der Starrsinn, wie bei jedem jungen Mann und er begann den Zweck seiner Ausbildung zu hinterfragen, zu kritisieren.

Es ging sogar so weit das er den König selbst angriff, verbal natürlich nur, und ihn zur Rede stellte, welchen Zweck dieser Krieg gegen die Schattenelfen denn habe, wenn sie sich wieder in ihr eigenes Land zurückgezogen hatten und dort blieben?

Seit Jahren hatte kein Schattenelf es mehr gewagt die Grenzen zu überschreiten, oder gar sie anzugreifen. Es war nicht mal ein verirrter Schattenelf irgendwo gesehen worden.

„Warum also Krieg Vater?“, fuhr Emraen den König an, als sie alleine waren. „Warum Krieg gegen ein Volk das bereits besiegt ist? Welchen Zweck erfüllt ein solcher Krieg dann noch?“

„Rache!“, antwortete der König mit wütenden Blick und packte seinen Sohn am Kragen seines Hemdes. „Rache für all die, die ihr Leben lassen mussten als diese Bestien in unser Land eingefallen sind. Damit ihre Seelen in Frieden ruhen können.“

Emraen riss sich los. „Und was ist mit jenen die noch sterben müssen? Was ist mit den Kriegern die in der nächsten Schlacht sterben werden in die ihr sie schickt? Mit ihren Familien? Unsere Grenzen halten. Warum dem Feind nachfolgen in sein Land?“

König Endriel wand sich mit wütendem Blick ab. „Wenn du das hinterfragen musst, dann hast du nichts gelernt in all den Jahren. Gar nichts! Und damit bist du wertlos!“

Emraen zuckte zusammen, denn diese Worte waren genauso gut wie ein Schlag ins Gesicht. Vielleicht sogar stärker.

„Willst du denn wertlos sein Emraen?“, fragte er nun und sein Sohn starrte ihn an. Mit Wut in den Augen die den Schmerz verdeckte, den er nicht preisgeben wollte. „Du bist mein Sohn Emraen! Mein Nachfolger. Du solltest mein ganzer Stolz sein. Bedenke ob du wirklich wertlos für mich sein willst, oder ob du deine Bestimmung erfüllst. Es liegt bei dir.“

Der junge Prinz fühlte sich elend. So viele Gedanken huschten durch seinen Kopf. Worte die er nicht mal seinem schlimmsten Feind hätte sagen wollen, drängten nun danach dem König entgegengeschleudert zu werden. Doch bevor dies nun geschehen konnte, betrat eine aufgeregte Dienerin das Zimmer und ging vor dem König und seinem Sohn auf die Knie.

„Verzeiht mein Eindringen Majestät“, keuchte sie, völlig außer Atem. „Die Königin…es ist soweit. Das Kind…es kommt!“

Emraen sah die kniende Frau nicht an. Er wusste dass seine Mutter ein Kind erwartete. Wozu? Um es genauso leiden zu lassen wie ihn? Musste dieses Leid noch jemand ertragen? War es das was sie wollte?

Der König jedoch war plötzlich wie ausgewechselt. Er rief seinem Sohn nur ein „Wir sprechen uns noch“ zu, und entschwand dann mit der vorrauseilenden Dienerin. Der junge Prinz blieb zurück. Wie immer.

Es war die Neugierde die ihn schließlich in die Nähe der Gemächer der Königin führte, deren Schreie man auch auf den Fluren hören konnte. Es klang grauenvoll. Als würde man ein Tier krepieren lassen.

Umhereilende Dienerinnen meinten ihn beruhigen zu müssen, und erklärten ihm dass dies normal sein. Das war normal? Es klang durchaus nicht so. Aber dennoch blieb der Kronprinz in der Nähe der Türen, hinter denen seine Eltern waren. Der König allerdings noch durch einen Vorhang von seiner Gemahlin getrennt. Dennoch war er bei ihr. Irgendwie zumindest. Nur Emraen ließ man –wie er es ohnehin gewohnt war- wieder allein. Aber er kannte es auch nicht mehr anders.

Dann waren die Schreie nicht mehr zu hören, aber kurz darauf andere Laute. Das Geschrei eines Kindes.

Die Frauen um ihn herum lächelten wissend und meinten er könne nun hineingehen. Zwar wollte er das nicht aber, nachdem man ihn schon beinahe hineinschob, ergab er sich den Weibern und betrat das Zimmer, welches abgedunkelt war, und zur Hälfte durch einen Vorhang getrennt. Dieser aber war einen Spalt weit offen. Also schlich er sich heran und spähte hindurch.

Er sah seinen Vater der neben dem Bett stand und seiner Königin die Stirn streichelte.

Seine Mutter sah erschöpft aus, aber sie lächelte, und dann sah er die Hebamme, die ein, in ein Tuch gewickeltes Neugeborenes, in die Arme der Königin legte und dabei sagte: „Eine wunderschöne und gesunde Tochter Hoheit. Mit euren Augen.“

Emraen konnte dies zwar nicht sehen von seinem Platz aus, aber er sah das Lächeln seiner Eltern. Die Liebe in den Augen seiner Mutter. Den Stolz in denen seines Vaters, dessen harte Worte ihm wieder einfielen.

»Willst du denn wertlos sein Emraen?«

Nein! DAS WOLLTE ER NICHT! Er wollte das sein Vater ihn genauso stolz ansah wie dieses kleine Lebewesen das noch keinen Tag alt war, aber bereits mehr zu haben schien was seine Eltern stolz machte als er.

Er zog sich zurück, verließ das Zimmer schweigend und kehrte zum Übungsplatz zurück, welcher für ihn mehr Heimat war, als jedes andere Zimmer in diesem Palast. Er musste besser werden, stärker, schneller. Nur so konnte er den König davon überzeigen dass er nicht wertlos war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Schattenelf
2011-01-04T09:12:31+00:00 04.01.2011 10:12
Das ist soooo tragisch. Also Endriel kommt ja fast sympathisch herüber. So könnte ich ihn fast mögen und man hat auch Mitleid mit ihm, wenn ich bedenke, warum er so wurde, wie er ist, aber dann übertreibt er es auch, wie ich finde. Emraen aber muss es ausbaden und das bricht einem fast das Herz.

Er sollte seine Mutter bei sich haben dürfen. Ich kann Chandari da echt nachfühlen, aber sie gibt auch schnell auf. Ich kann verstehen, warum, aber ich hätte mir auch gewünscht, dass sie etwas mehr um ihren Sohn kämpft. Nicht als Kritik, es wäre nur mein persönlicher wunsch, aber wie gesagt, ich kann auch verstehen, warum sie es nicht tut und doch auf die folgenden Kinder hofft. Immerhin versucht sie ja auch in Kontakt zu bleiben. Q___Q
Von:  elesie
2010-12-26T21:13:10+00:00 26.12.2010 22:13
Hach, wer hätte gedacht, dass Endriel solcher Gefühle fähig war. Da ist es ja doppelt tragisch, was aus ihm geworden ist. óò
Doch noch viel mehr Mitgefühl muss man mit dem armen kleinen Emraen haben UND natürlich mit Chandari! Was für ein grausames Schicksal. ;_;
Die beiden tun mir so unendlich Leid T_T
*Emraen und Chandari trostflauschel*
Und auch wenn ich das mit Emraens trauriger Kindheit ja schon wusste, berührt es mich doch erneut so sehr, dass ich weinen könnte. Q_Q




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