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The Lies Of Love

von

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Scham, Wut, Verzweiflung

Ich verharrte noch eine Weile auf dem Dach. Noch war es zu gefährlich weiter zu laufen. Die Gestalt wollte nicht gesehen werden, da war ich mir sicher. Außerdem musste sie ein Vampir sein. Kein Mensch war so leise und so schnell.

Es war nichts zu hören, also machte ich mich an den Absprung. Ich landete so sanft, dass es nicht zu hören war. Einen kleinen Augenblick verweilte ich um die Straße abzusuchen. Es war nichts und niemand zu sehen. Mit dem nächsten Atemzug rannte ich los. So schnell wie möglich musste ich daheim sein; Damon würde es sicher interessieren, dass ich einen Vampir entdeckt habe. Zumal dieser Vampir auf jeden Fall etwas zu verbergen hatte. Doch wie konnte ich mich aus der Ich-hau-mal-eben-ab-um-zu saufen-Nummer raus reden? Es war klar, dass er das heraus finden würde; der fette Barkeeper roch ja nach mir – mal von meinem blutverschmierten Kleid abgesehen. Ob Damon mich wohl manipuliert, um die Wahrheit zu erfahren? Zutrauen würde ich es ihm auf jeden Fall. Er war einfach unberechenbar.

Zu Hause angekommen, versuchte ich mich an ihm vorbei zu schleichen. Er saß im Wohnzimmer und trank – vermutlich – Scotch. Verdammt, er hatte auf mich gewartet. Hmpf.

„Hübsch.“, sagte er. Nicht mal eine Sekunde später stand er vor mir und deutete mit hochgezogener Augenbraue auf mein Kleid. Ich bekam ein klein wenig Angst.

„Ich will nicht darüber reden.“

Seine Augen blitzten kurz auf; es schien ihn zu ärgern, dass ich ihm nicht sagen wollte, was passiert war. Ich schluckte meine Angst hinunter und trat an ihn heran. Voller Hoffnung legte ich meine Hände auf seine Brust, stellte mich auf meine Zehenspitzen und küsste ihn vorsichtig. Sofort war er Feuer und Flamme. Wir waren Feuer und Flamme. Fest zog er mich an sich heran. Seine Zunge wanderte von meinen Lippen zu meinem Hals. Sanft saugte er an meiner Haut. Ich konnte seine Eckzähne spüren. Er wirbelte mich herum und schmiegte sich gleich wieder an meinen Rücken. Weiterhin kostete er meine Haut und glitt immer wieder mit seinen Zähnen an meine Haut. Ich stöhnte auf – und dann war alles vorbei. Er löste seine Zunge von mir und hielt mich an den Händen fest. Ich war in die Falle getappt.

„Du riechst nach Alkohol.“, flüsterte er mir barsch ins Ohr.

Unter meiner Haut kribbelte es. Die Angst kam langsam, aber sicher zurück. Erneut versuchte ich sie hinunter zu schlucken – erfolglos. Sollte ich ihm die ganze Wahrheit erzählen? Dass ich mich jeden Tag betrank? Und das nur um mein schlechtes Gewissen zu verdrängen? Sollte ich wirklich?

Sanft drückte er mich an seine Brust und roch an meinem Haar. Er hatte meine Angst gespürt und jetzt wollte er sie mir nehmen.

„Damon...“, seufzte ich, „...es tut mir Leid.“

„Was tut dir Leid?“ Er schnupperte nach wie vor an meinen Haaren. Zärtlich massierte er meine Handrücken. Ich würde jeden Moment durchdrehen. Wenn er so weiter macht, dann wird mein Verlangen nach ihm zu groß.

„Hör auf!“, sagte ich entschieden und wand mich aus seiner Umarmung. „Ich sag dir ja schon, was passiert ist.“

Mit hochgezogener Augenbraue sah er mich abwartend an.

„Ich... Ich war mich betrinken.“ Für einen kurzen Moment ließ ich den Satz einfach so in der Luft hängen. Damon zeigte keine Reaktion. „Ich mache das jeden Tag. Aber heute überkam mich der Hunger und dann... Ich hab den Barkeeper... Ich hab meinem Hunger nachgegeben.“, seufzte ich. Damon hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt.

„Hat dich dabei jemand beobachtet?“, fragte er tonlos. Scharf sah er mich an. Übelkeit kroch in mir hoch und mehr den je hasste ich mich für meine Tat.

„Ja.“ Schnell schloss ich meine Augen. Ich wollte Damons Gesicht nicht sehen. Seine Augen, die mich gerade scharf durchbohrten. Konnte ich nicht unsichtbar werden?

„Was?!“

Erdboden, bitte tu dich auf!

„Ich... Es war ein Vampir.“, sagte ich schnell. Ich kniff meine Augen so sehr zusammen, dass es schmerzte. Damon sagte nichts und nichts verriet mir, ob er sich bewegte oder nicht. Ängstlich linste ich unter dem rechten Augenlid hervor. Ausdruckslos stand er vor mir. Noch nie hatte ich seine Augen so glanzlos gesehen. Seine Mundwinkel hingen nach unten. Sein Gesicht sagte mir absolut gar nichts. Was war denn los mit ihm?

„Damon...“, flüsterte ich und trat einen Schritt auf ihn zu. Er zuckte kurz zusammen, so als würde er aus einer Art Trance erwachen. Sofort war er wieder er selbst.

„Wie sah der Vampir aus?“

„Ich weiß nicht... Es war dunkel und... Sie trug einen langen Umhang.“

„Sie?“

„Die Gestalt. Ich kann nicht sagen, ob sie männlich oder weiblich war. Sie hat nur an der Tür der Bar geschnüffelt. Sie hat nach etwas gesucht. Und... sie verschwand, nachdem... nachdem...“, meine Stimme brach ab. Plötzlich war da diese große Scham in mir. Ich war ein Vampir und doch schaffte ich es nicht, vollkommen lautlos durch die Nacht zu laufen. Erbärmlich. Schlichtweg erbärmlich.

„Nachdem was?“, fragte er barsch. Seine sonst so schönen Augen waren zusammengekniffen. Ein dünner Schlitz, der mich erschüttert und sauer zugleich musterte. Hastig schluckte ich den Kloß in meinem Hals hinunter.

„Nachdem ich es geschafft habe, Lärm zu machen.“ Erleichtert atmete ich aus. Es war so, als ob eine nieder drückende Last von mir abfallen würde. Doch das schlechte Gewissen, dass ich immer hatte, wenn ich ihm in die Augen sah, war nach wie vor präsent.

„Emilie...“, seufzte Damon. Im nächsten Moment drückte seine Hand fest gegen meinen Kehlkopf. Ängstlich sah ich ihn an. Würde er mir wirklich etwas antun? War ich ihm so egal? Liebte...er mich denn nicht? „Pass das nächste Mal besser auf.“, sagte er leise und bedrohlich. Dann ließ er mich los. Ich versuchte das unkontrollierte Zittern meiner Hände in den Griff zu bekommen, doch es war zwecklos. Erst jetzt fiel mir aus, dass meine Zähne ebenfalls klapperten. Wo war mein Selbstbewusstsein hin? Verzweifelt suchte ich es. Oh, da war es ja! Es lag ganz unten, begraben von Scham und Angst. Mist. Ich zuckte noch immer unkontrolliert. Damon stand vor mir. Er beobachtete mich. Fieberhaft suchte ich in seinem Blick ein bisschen Wärme. Doch da war nichts. Ausdruckslos sahen sie mich an. Mechanisch drehte ich mich und ging auf die Treppe zu. Ich wusste nicht wie ich nach oben kam, aber ich lag im nächsten Moment in Damons Bett. War ich so sehr mitgenommen, dass ich sofort wieder alles vergaß?

Wie im Trance zückte ich mein Tagebuch und begann zu schreiben...
 

Schrecklich kalt. Seine Augen waren so schrecklich kalt gewesen. Doch warum wünschte ich mir... Warum wollte ich unbedingt... Wieso konnte Damon jetzt nicht einfach her kommen und zu Ende bringen was er angefangen hatte? Woher kam das drängende Verlangen nach dem Tod? War mir mein Leben nichts mehr wert? Oder lag es daran, dass mein Selbstbewusstsein heute das erste Mal seit...seit jenem Tag...fast vollständig verschwunden war? Was war nur mit mir los? Ich konnte Damon vertrauen. Er hatte es mir doch gesagt. Und doch hatte ich Angst verspürt, als ich in seine leeren Augen blickte. So leer, so kalt.

Jener Tag...

Niemand wusste was damals geschah. Niemand sah es. Niemand war dabei. Niemand konnte sie verzweifelten Schreie meiner Eltern hören, als... als...
 

Ich klappte das Büchlein zu und schob es zurück unter meinen Kopfpolster. Noch war ich nicht in der Lage darüber zu sprechen. Die Erinnerung daran war noch zu lebendig.

Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass ich noch immer das blutige Kleid trug. Angewidert verzog ich das Gesicht und stand auf. Hastig zog ich mich vollkommen aus, schnappte mir ein Handtuch und stellte mich unter die Dusche. Während das heiße Wasser den Dreck von mir wusch, konzentrierte ich mich auf Damon. Er war nicht mehr im Haus; so wie ich ihn kenne, wird er die komplette Gegend nach dem Vampir absuchen. Sollte er doch.

Während ich in meine Haare das Haarshampoo ein massierte, genoss ich dessen erfrischenden Rosenduft. Anschließend spülte ich das Shampoo wieder aus meinen Haaren und trat aus der riesigen Dusche. Gemächlich wickelte ich mich in das flauschige cremefarbene Handtuch und band meine langen Haare zusammen; so wie ich es immer machte. Dann ging ich zurück ins Schlafzimmer, zog meine schwarze Lieblingsunterwäsche an und suchte mir eine bequeme, dunkle Jeans und ein blau-weiß gestreiftes Top, das auf der linken Seite mit einer großen, hellblauen Blume bedruckt war, heraus. Ich zwängte mich in die enge Jeans, zog das Top und band meine Haare mit einem Haargummi, auf dem eine große, ebenfalls blaue Blume befestigt war, zusammen. Um daraus den perfekten Look zu machen, schlüpfte ich in meine schwarzen Pumps. Ich liebte diese Schuhe mehr als jedes andere meiner Kleidungstücke. Zufrieden betrachtete ich mich in dem großen Spiegel und machte mich dann, mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen, auf den Weg zu Elena und Stefan.
 

„Elena ist nicht da.“, sagte Stefan während er mich freundschaftlich umarmte. „Sie ist mit Bonnie unterwegs.“ Erst jetzt viel mir auf, dass es bereits wieder hell war.

„Gut.“ Ich löste mich aus seiner Umarmung. „Ich wollte sowieso nur mit dir reden.“ Die Idee war mir erst auf dem Weg hierher gekommen, aber sie war brillant. Stefan würde mir sicher helfen; das lag praktisch in seiner Natur. „Lass uns ein wenig im Wald spazieren gehen.“, bot ich an und war schon wieder aus dem kleinen Häuschen verschwunden.

Elena und Stefan wohnten in einem modernen Haus etwas abseits von Mystic Falls. Es war bei weitem nicht so groß wie die Villa in der Damon und ich lebten, aber es reichte für die Beiden. Außerdem holte sich Stefan nicht andauernd irgendwelche fremden Weiber ins Haus.

Langsam schlenderten wir in den kleinen Wald, der hinter dem Haus lag. Nebelschwaden bedeckten unsere Füße und hier und da war eine Krähe zu hören. Mir war nicht kalt, obwohl ich nur so wenig trug.

„Also, was gibt es?“, fragte mich Stefan, nachdem wir eine Weile gegangen waren. Er rieb sich die Hände. Anscheinend war ihm kalt. Ob es wohl daran lag, dass er sich von Tierblut nährte und ich letzte Nacht Menschenblut getrunken hatte? Oder lag es einfach nur am Alkohol, der sicher noch in meinem Blut war?

„Ich möchte meine Eltern ausfindig machen.“, sagte ich und wartete seine Reaktion ab.

Er blieb stehen und sah mich ein wenig irritiert an. „Ich dachte, deine Eltern sind tot?“

„Ja... Also... Ich bin mir nicht ganz sicher.“ Ich schluckte, doch diesmal war mein Selbstbewusstsein genau dort wo es sein sollte. „Hör mal, ich weiß, dass das sehr überraschend kommt.“

„Ja, das tut es.“, sagte er leise. „Warum hast du behauptet, dass deine Eltern tot sind?“

Ein kurzer Schmerz zuckte in meiner Brust auf und ehe ich mich versah, dachte ich an die erste Begegnung mit Damon... „Als er mich fand, also Damon, da war sein Gesicht so voller Wut. Blut klebte in seinen Mundwinkel, seine Augen waren rot. Ich hatte so panische Angst vor ihm. Er sah so schrecklich aus. Er fragte nach meinen Eltern. Und da... Ich log ihn an. Ich musste meine Eltern um jeden Preis beschützen. Ich dachte, er würde ihnen was antun.“ Meine Stimme brach ab. Sanft schloss Stefan mich in seine Arme und strich beruhigend über meine Haare.

„Also leben sie?“, fragte er nach einer Weile und schob mich sanft von sich weg.

„Ich weiß es nicht.“, gab ich zu. Ich wusste es wirklich nicht. Ich... Ich... Nein, ich konnte nicht einmal daran denken.

„Du weißt es nicht?“ Skeptisch sah er mich an. Ich schüttelte einfach nur den Kopf und blickte zu Boden. Mit aller Kraft unterdrückte ich die Erinnerungen an... an... damals. Ich konnte einfach nicht daran denken. Es tat zu weh. „Ich werde die helfen, sie zu finden.“, sagte Stefan schließlich und schloss mich wieder in seine Arme.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  JD1990
2010-09-19T16:18:31+00:00 19.09.2010 18:18
So nach längerer Zeit komme ich auch mal dazu wieder deien FF zu lesen XD
Tolles Kapi^^
Ich würde ich freuen wenn ihre Eltern nochleben würden. ^^

Lg Kari
Von:  IgelCheen
2010-07-30T17:08:59+00:00 30.07.2010 19:08
mir gefällt das kapitel :) ich bin wissbegierig wie es weitergeht .... ich muss sagen das du damon sehr ... realistisch beschreibst ... das gefällt mir weil ich praktisch auf entzug bin was damon angeht :D *semptember entgegenfieber* :) also wirklich gut :) bin gespannt wies weitergeht *--*

glg


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