Zum Inhalt der Seite

Yeh Zindagi Hai.

Neue Chance, neues Leben?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Streit

Shruti hatte gerade die Wohnungstür hinter sich verschlossen und sich zu Atul umgedreht, als sie einen peitschenden Schmerz in der Wange spürte und daraufhin rücklings zu Boden taumelte. Entgeistert schaute sie auf und direkt in Atuls eiskalte Augen.

„Hast du etwa geglaubt, dass ich dir das durchgehen lasse?!“, fragte er sie mit schneidender Stimme. Shruti stiegen daraufhin vor Angst und Schmerz Tränen in die Augen, doch sie schaffte es, sich wieder aufzurappeln – auch wenn ihre Beine so zittrig waren, dass sie das Gefühl hatte, dass sie jeden Moment nachgeben würden.

„Ich habe dir alles gegeben! Was also willst du immer wieder von diesem Kerl?!“, hakte Atul wütend nach, als Shruti ihm nicht antwortete. Sein tiefer Zorn stand ihm buchstäblich ins Gesicht geschrieben, weshalb Shruti es kaum wagte, etwas zu sagen. Doch da sie wusste, dass dies womöglich ihre einzige Chance war, nahm sie all ihren Mut zusammen und überwand sich, endlich auszusprechen, was sie schon immer dachte.

„... Ich weiß nicht, wovon du sprichst...“, meinte sie mit zittriger und leiser Stimme. „In all den Jahren hast du mir nichts gegeben – weder Zuneigung noch Aufmerksamkeit oder Interesse. Immer war deine Arbeit das Wichtigste. Und wenn du doch mal zu Hause warst, war unsere Ehe ein bloßes Nebeneinanderherleben...“ Während sie sprach, traute sie sich nicht, ihm in die Augen zu sehen. Ihre Angst war einfach zu groß.

„Ach, tatsächlich?!“, entgegnete er schnippisch. „Und wessen Schuld ist das? Du warst es schließlich, die darauf bestanden hat, in Nagiranpur zu bleiben, obwohl du wusstest, dass das für mich nie in Frage kommen würde. Dass ich dieser Bitte nachgekommen bin, machst du mir jetzt zum Vorwurf? Das ist doch wohl ein Witz!“

Überrascht stellte Shruti fest, dass Atul relativ sachlich blieb. Und so brachten seine Worte sie auch zum Nachdenken. Hatte er wirklich Recht mit dem, was er sagte? War es ihr selbstsüchtiger Wunsch gewesen, der ihre Ehe von Anfang an sabotiert hatte? Sie konnte nicht leugnen, dass das wohl tatsächlich eine große Rolle gespielt haben musste, doch auf Atuls Verhalten ihr gegenüber konnte das keinen so großen Einfluss gehabt haben.

„Vielleicht hast du Recht...“, gestand sie ein. „Die große Entfernung zwischen uns wird Gift für unsere Ehe gewesen sein, aber war es nicht deine eigene freie Entscheidung, wie du dich mir gegenüber verhältst? Ich habe nie nette Worte von dir gehört oder das Gefühl vermittelt bekommen, dass ich dir wichtig wäre...“ Eine Träne bahnte sich ihren salzigen Weg über ihre Wange, während sie sprach. Sie hatte sich am Anfang ihrer Ehe wirklich viel Mühe gegeben und versucht, Atul näher zu kommen und ihn aufzutauen, doch sie war bei ihm immer wieder auf Granit gestoßen. Irgendwann hatte sie es aufgegeben und sich mit ihrem Schicksal abgefunden.

„Und habe ich nicht versucht, dass in den letzten Wochen nachzuholen?!“, brauste Atul plötzlich auf und wandte sich unvermittelt um, um ins Wohnzimmer zu gehen. Irritiert schaute Shruti ihm hinterher, bevor sie sich dazu entschloss, ihm zu folgen.

„Was willst du damit sagen?“, wollte sie wissen und stellte sich vor ihren Ehemann, der auf der Couch Platz genommen hatte. Er hob seinen Blick und schaute ihr direkt in die Augen. Sein Ausdruck hatte sich verändert – seine Wut schien sich mit Verzweiflung vermischt zu haben.

„Denkst du, ich habe dich zum Spaß nach Delhi geholt?!“, entgegnete er. „Ich habe versucht, nachzuholen, was wir in den letzten Jahren versäumt haben. Wir sind immer weiter auseinander gedriftet, ohne uns jemals richtig angenähert zu haben. Dieses Loch habe ich versucht zu überwinden...“

Seine Worte überraschten Shruti. Hatte er tatsächlich auf seine eigene Art versucht, ihre Ehe noch zu retten? Bedeutete sie ihm nach alldem, was geschehen war, etwa doch etwas? Dieser Gedanke erschien ihr so absurd, dass sie es einfach nicht glauben konnte.

„Doch anstatt mir entgegenzukommen, wirfst du dich in die Arme von diesem Basta...“, fuhr er fort, doch noch ehe er zu Ende sprechen konnte, unterbrach Shruti ihn. „Ich liebe ihn.“ Diese Worte entglitten ihrem Mund noch ehe sie darüber nachgedacht hatte. Seine Verblüffung stand Atul ins Gesicht geschrieben und Shruti rechnete jeden Moment damit, dass er wieder seine Beherrschung verlieren und sie schlagen würde, doch stattdessen stützte er seine Ellenbogen auf seine Knie und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. Er verharrte einige Augenblicke in dieser Position, in denen Shruti vor Aufregung beinahe das Herz in der Brust explodierte.

„Verschwinde.“, meinte er schließlich nach einer Weile. Seine Stimme war ruhig und er schaute nicht auf. Er saß einfach da und starrte zu Boden.

Shruti fühlte sich plötzlich vollkommen taub. Sie wollte noch etwas erwidern, doch ihre Stimme versagte ihr. Wie in Trance lief sie ins Schlafzimmer, packte ihre wichtigsten Sachen in einen Koffer und verließ nach einem kurzen Blick zurück auf Atul, der noch immer regungslos auf der Couch saß, die Wohnung.
 

Als Shruti mit ihrem gepackten Koffer das Haus verließ, stand plötzlich und unvermittelt Sudhir vor ihr. Er musterte sie besorgt, sagte aber nichts.

Sie erwiderte seinen Blick und kam dadurch nach und nach langsam wieder zu Sinnen, sodass sie erst jetzt realisierte, was eigentlich vor wenigen Minuten geschehen war. „Es ist vorbei...“, entfuhr es ihr leise – mehr zu sich selbst als zu Sudhir.

„Was ist passiert?“, erkundigte er sich verblüfft und trat einen Schritt auf sie zu. Dabei bemerkte er die rote Stelle auf ihrer Wange, die Atuls Ohrfeige hinterlassen hatte. „Hat er dich etwa schon wieder...?!“, brauste er auf, doch Shruti unterbrach ihn, indem sie noch einmal wiederholte: „Es ist vorbei.“

Sie schaute ihn an und spürte, wie sich die Starre, in der sich ihr Körper befunden hatte, langsam löste und ihre Knie begannen, weich zu werden. Sudhir konnte gerade noch rechtzeitig reagieren und sie auffangen, bevor sie in sich zusammensackte. Unschlüssig, ob er sie mit in sein Hotel nehmen oder besser in ein Krankenhaus bringen sollte, hielt er sie im Arm und entschloss sich schließlich für ersteres.
 

Nach einer kurzen Taxifahrt im Hotelzimmer angekommen, legte er Shruti auf seinem Bett ab und platzierte ihren Koffer auf der Couch. Anschließend machte er einen Lappen nass und legte ihn Shruti auf die Stirn.

Er wusste nicht, was passiert war und er machte sich Sorgen. Was hatte Atul mit ihr gemacht, dass sie plötzlich ohnmächtig geworden war? Außerdem hallten ihre Worte „Es ist vorbei.“ in seinem Kopf wieder und er fragte sich, was sie damit gemeint hatte. Die Tatsache, dass sie ihren gepackten Koffer bei sich hatte, ließ doch nur einen Schluss zu oder? Er hoffte inständig, dass sie möglichst bald wieder aufwachen würde, damit er sicher sein konnte, dass es ihr gut ging und damit er endlich Klarheit bekam.
 

Als Shruti wieder zu sich kam, wusste sie nicht, wo sie war. Erschrocken setzte sie sich auf, musste sich aber sofort wieder hinlegen, da ihr von der schnellen Bewegung plötzlich schwindelig wurde. Als sie die Augen wieder öffnete, ließ sie es langsam angehen und schaute sich erst einmal im Zimmer um. Dabei bemerkte sie Sudhir, der neben ihr im Bett eingeschlafen war. Erleichtert schlussfolgerte sie, dass sie also in seinem Hotelzimmer sein musste.

Vorsichtig, um Sudhir nicht zu wecken, stand sie auf und holte sich ein Glas Leitungswasser aus dem Badezimmer, da sich ihre Kehle staubtrocken anfühlte. Gerade als sie ausgetrunken hatte, spürte sie, wie sich zwei starke Arme um ihre Mitte schoben und wie sich ein warmer Oberkörper gegen ihren Rücken drückte.

„Geht es dir besser?“, fragte Sudhir leise und drehte Shruti zu sich herum ohne seine Umarmung zu lösen. Sie lächelte schwach und nickte. „Ja...“ Nach einer kurzen Pause fragte er schließlich noch einmal: „Was ist vorhin passiert...?“ Shruti schloss die Augen und lehnte ihre Stirn gegen sein Schlüsselbein. „Ich habe Atulji meine Gefühle für dich gebeichtet...“, antwortete sie. „Dann hat er mich rausgeworfen...“

Sudhir traute seinen Ohren nicht. Er schob sie ein Stückchen von sich weg, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Er wollte etwas sagen, doch er fand nicht die richtigen Worte. Seine Freude darüber, dass nun anscheinend der Weg für ihre Liebe frei war und das Bedauern, dass er Shruti in die Situation gebracht hatte, dass sie von ihrem Ehemann verstoßen wurde, hielten sich die Waage und er wusste nicht, wie er seine Gefühle ausdrücken sollte.

Shruti konnte in seinem Gesicht und in seinen Augen sehen, wie hin und her gerissen er war. Es fiel ihr schwer, seinen Blick auszuhalten und so zog sie ihn wieder fester in die Umarmung und vergrub ihr Gesicht an seinem Hals. Sie schaffte es, die Tränen, die ihr in die Augen stiegen, herunterzuschlucken und meinte dann mit erstickter Stimme: „Bring mich zurück nach Nagiranpur...“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück