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Was Mut bewegt

Du bist nicht auf der Welt, um zu schweigen
von

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Planänderung

Eine Woche kam und ging, Blaise tauchte nicht auf. Dabei hatte Draco sich Tag und Nacht den Kopf darüber zerbrochen, wie er Luna am Ehesten für sein Vorhaben gewinnen konnte. Es stimmt, was Blaise ihm gesagt hatte. Sie waren beide noch sehr jung. Andererseits war Lucius Malfoy mit 15 bereits mit Narcissa Malfoy verlobt gewesen. Obwohl Draco zugeben musste, dass das nicht nur eine andere Zeit gewesen war, sondern auch eine ganz andere Gesellschaftsschicht. Luna stammte zwar aus reinblütigen Verhältnissen, doch hatten ihre Eltern nie in den Kreisen verkehrt, wie die Malfoys. Kreise, in denen Macht, Geld und der Blutstatus eine übergeordnete Rolle spielte und Liebe eine Nebensache war. Dass seine Eltern nicht aufgrund tiefer Gefühle den Bund der Ehe geschlossen hatten, war Draco klar. Schließlich hatte sein Vater oft genug andere Frauen gehabt, womit er Narcissa natürlich tödlich gekränkt hatte. Ja, es gab Dinge an Lucius Malfoy, die fand Draco schlecht. Die gefielen ihm einfach nicht und obwohl er selbst gewiss kein Kind von Traurigkeit gewesen war, was Sex anging und kurzlebige Affären, jetzt, wo es Luna in seinem Leben gab, da interessierten ihn andere Weiber einfach nicht. Keine von ihnen wäre auch nur annähernd in der Lage gewesen, die als verrückt geltende Ravenclaw zu ersetzen. Es mochte ja absurd klingen, doch dieses knappe Jahr, das Draco nun mit Luna zusammen war, hatte ihn vielleicht nicht vollkommen zu einem anderen Menschen gemacht, doch es hatte ihn erkennen lassen, was wirklich wichtig war. Dass es nicht darauf ankam, viel Geld zu besitzen oder reinen Blutes zu sein. Viel mehr, dass zählte, was für ein Mensch man war. Ob man Moral hatte. Mutig war, so wie Luna. Sie ahnte es ja nicht einmal für wie mutig Draco sie erachtete. Vermutlich hätte sie das in arge Verlegenheit gestürzt. Es war wirklich niedlich, wie rot sie manchmal noch wurde, wenn intimere Dinge zwischen ihnen gesprochen wurden. Eigentlich hätte sie ja mittlerweile daran gewöhnt sein müssen. Aber vielleicht gab es auch einfach Sachen, an die man sich niemals gewöhnte, selbst wenn man sie jeden Tag erlebte. Draco konnte schließlich selbst nicht fassen, wie ihm zumute war. Das ganze Geschwätz über Seelenverwandtschaft und dass man mit einer Person bis ans Lebensende glücklich werden konnte, hatte er nie geglaubt. Im Gegenteil, er hatte über die Leute gelacht, die es für bare Münze genommen hatten. Solche Gefühlduselei war ihm immer lächerlich erschienen, als sentimentaler Kinderkram. Was auch daran liegen mochte, dass die Ehe seiner Eltern nicht auf Liebe und gegenseitigem Respekt gebaut war, sondern schlicht und ergreifend dem Beschluss der Familienoberhäupter der Blacks und Malfoys. Shit happens, konnte man getrost dazu sagen. Obwohl Draco zugeben musste, dass zumindest seine Mutter mehr für Lucius empfand, als bloße Zuneigung. Leider hatte dieser diese Tatsache nie wirklich zu würdigen gewusst. Stattdessen hatte er Narcissa immer wieder mit seinen Seitensprüngen und Affären gedemütigt und ihr wehgetan. Es war ein Wunder, dass sie das all die Jahre ertragen hatte. Ja, dass sie Lucius nicht einen Fluch nach dem anderen auf den Hals gehetzt hatte. Daran musste wohl Narcissas Erziehung schuld sein. Aber auch im Haus der ehrwürdigen Blacks gab es schwarze Schafe, Dracos Tante Andromeda zum Beispiel. Sie hatte sich gegen ihre Eltern aufgelehnt und war mit einem Muggelstämmigen durchgebrannt. Man konnte sie nur dafür bewundern. Immerhin hatte sie damit viel Courage bewiesen. Vor allem aber auch, dass es sich für die Liebe zu kämpfen lohnte. Dass man Dinge erreichen konnte, wenn man daran glaubte und dass es einem egal sein konnte, was Andere darüber zu sagen hatten. Solange man mit seiner Entscheidung glücklich war, war alles in bester Ordnung.
 

Und Draco war mit der seinen ziemlich glücklich. Es Luna schmackhaft zu machen, war eine andere Geschichte. Natürlich wurden sie beide 17 und 16 Jahre alt, aber das war noch immer verdammt jung. So wie Draco seine Freundin einschätzte, wollte sie zunächst die Schule beenden und danach ein paar verrückte Reisen unternehmen, um nach so absurden Wesen wie Schrumpfhörnigen Schnarchkacklern und der gleichen zu forschen. In der Hinsicht verstand Draco Luna zwar nicht recht, aber er akzeptierte es. Etwas Anderes blieb ihm auch nicht wirklich übrig. Andererseits musste er zugeben, dass er gern ein wenig mehr von der Welt gesehen hätte. Bislang kannte er ja nur Großbritannien und die Provence. Mit Luna an seiner Seite konnte Draco sich sogar vorstellen, Muggelstädte zu besuchen und deren Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Was ziemlich deutlich zeigte, zu was für einem verliebten Idioten er mutiert war. Noch vor einem Jahr wäre er niemals auf solch abwegige Ideen gekommen. Offensichtlich stimmte dieses Sprichwort, das besagte, dass die Liebe einen Menschen veränderte. Allerdings fand Draco, dass er sich durchaus zum Besseren geändert hatte. War vermutlich Ansichtssache, so wie fast alles andere im Leben auch.

Schließlich, nachdem Draco wirklich stundenlang über das Thema 'Bis in alle Ewigkeit' nachgedacht hatte, waren ihm doch noch die rechten Worte eingefallen. Und eine Verlobung bedeutet ja nicht automatisch, dass tatsächlich geheiratet wurde. Das war zwar die Intention dahinter, doch wenn es wider Erwarten nicht funktionieren sollte, nun, dann war das eben so und dann mussten sie beide damit irgendwie klarkommen. Draco fühlte sich aber bedeutend wohler, wenn er wusste, dass Luna und er einmal den Bund der Ehe miteinander eingehen würden, vor allem auch die unmittelbare Zukunft betreffend, die so düster erschien, das weniger beherzte Menschen sich sicherlich längst ins Ausland oder in den Tod abgesetzt hätten. Draco war aber kein Hasenfuß und Luna genausowenig. Sie hatten beide kein leichtes Schicksal gehabt, besonders Luna nicht. Vor nicht allzu langer Zeit hatte Draco erst erfahren, wie Lunas Mutter ums Leben gekommen war und dass sie selbst anwesend gewesen war. Im zarten Alter von acht Jahren mitzuerleben, wie die eigene Mutter starb, das war grausam, keine Frage. Dagegen sah Voldemort ja schon fast alt aus.

'Schluss jetzt mit all diesem sinnlosen Gegrübel!', befahl Draco sich energisch. Obwohl Blaise nicht gekommen war und Draco somit nicht richtig vorbereitet, wollte er sein Vorhaben in die Tat umsetzen. Er wollte Luna bitten, nach der Schule seine Frau zu werden, Mrs Draco Malfoy. Allein beim Gedanken daran fuhr sein Magen Achterbahn. So was fragte man schließlich nicht jeden Tag. Schon gar nicht ein Mädchen wie Luna Lovegood.

'Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, heißt es nicht so?'

Gedacht, getan. Draco erhob sich aus dem alten Sessel im Wohnzimmer und suchte die Küche auf, wo seine Mutter und seine Freundin bei einer Tasse Tee zusammensaßen und Narcissa anscheinend einen Schwank aus ihrer Jugend zum Besten gab. An den Anblick hatte Draco sich noch immer nicht wirklich gewöhnt, obwohl es ihn natürlich mit Freude erfüllte, zu sehen, wie gut seine Mutter mit Luna klarkam. Ein leichter Weg war es nicht gewesen, das musste er zugeben. Fasziniert von dem Anblick, der sich ihm bot, blieb er einen Moment einfach still im Türrahmen stehen und betrachtete die beiden Frauen. Sie waren so beschäftigt, dass sie ihn gar nicht wahrnahmen. Das konnten auch nur Frauen schaffen. Draco grinste leicht. Ja, diese Wesen hatten so manch seltsame Eigenschaft und doch übten sie solche Anziehungskraft auf Männer aus. Schon eine merkwürdige Angelegenheit, dieses Mann- Frau- Ding.

Dann beschloss Draco jedoch, dass es an der Zeit war, zur Tat zu schreiten. Also räusperte er sich vernehmlich, um die Aufmerksamkeit der Damen zu erringen. Zwar dauerte es einen Moment, doch schließlich kam die erwünschte Reaktion. Sie sahen auf und in seine Richtung. Beide musterten ihn mit fragendem Blick.

„Lu? Hast du einen Moment Zeit für mich?“, fragte Draco leise.

„Natürlich.“

Mit einem Nicken erhob Luna sich. Bevor sie sich jedoch zu ihrem Freund gesellte, wandte sie sich noch einmal an Narcissa.

„Danke für das Gespräch, Mrs Malfoy. Es war wirklich sehr interessant.“

Also, Manieren hatte Luna immerhin. Und obwohl sie schon mehrere Monate zusammen in ein und demselben Haus lebten, wagte sie es noch immer nicht, die Mutter ihres Freundes zu duzen. Narcissa war ihr gegenüber zwar aufgetaut, ganz erheblich sogar, doch Luna hatte dennoch Respekt vor ihr.

„Keine Ursache, Luna.“, erwiderte Narcissa mit einem leichten Lächeln, dann machte sie eine Handbewegung, die verdeutlichen sollte, dass die beiden jungen Leute sich endlich entfernen sollten. Das taten sie denn auch. Obwohl draußen wenig erbauliches Wetter herrschte, hatte Draco das Gefühl, es eher in der freien Natur vollbringen zu können als im Inneren des Cottages.
 

Natürlich war Luna mehr als nur neugierig, was Draco an einem so ungemütlichen Tag dazu veranlassen konnte, sie zu einem Spaziergang einzuladen. Doch sie hielt brav ihren Mund, während sie beide vom Cottage weg und in Richtung der Steilküste wanderten. Cornwall war zu jeder Jahreszeit eine echte Augenweide. Wilde, unberührte Landschaft. Genau nach Lunas Geschmack. Devon war zwar auch ganz nett, aber ihr zu kultiviert. Ehe sie sich in diesen Gedanken vertiefen konnte, hielt Draco plötzlich an. Er ließ Lunas Hand los und schluckte. Offensichtlich hatte er ihr etwas Unangenehmes mitzuteilen. Unwillkürlich biss Luna sich auf die Unterlippe. Ein schrecklicher Verdacht bemächtigte sich ihrer. Was, wenn Draco die Schnauze voll hatte von ihr? Was, wenn ihn das Zusammenleben mit ihr so dermaßen nervte, dass er nicht mehr mit ihr zusammen sein wollte? Er hatte doch nicht etwa vor, mit ihr Schluss zu machen?

'Oh, bitte, bei Merlin und allen Hexen und Zauberern, lass es alles sein, aber nicht das!', flehte Luna innerlich. Sie würde es nicht ertragen, wenn Draco ihr jetzt eröffnete, dass alles vorbei war. Ihr war doch aufgefallen, wie schweigsam und in Gedanken versunken Draco die letzten paar Tage gewesen war. Weil sie nicht dreist sein wollte, hatte sie nicht nachgehakt. Doch insgeheim hatte Luna ihre eigenen Schlüsse aus dem merkwürdigen Verhalten ihres Freundes gezogen. Es musste offensichtlich ein Problem geben. Inständig hoffte sie, dass nicht sie dieses Problem war. Dass er nicht vorhatte, sie zu verlassen. Dann würde sie sich von der blöden Klippe stürzen. Auch, wenn das melodramatisch war und unsinnig.

„Luna?“, riss Draco seine Freundin aus ihren bangen Gedanken.

Sie schluckte, dann sah sie ihn ängstlich an.

„Ja?“

„Ich habe wirklich viel darüber nachgedacht. Das ist dir vermutlich aufgefallen und es tut mir Leid, dass ich dich so lange im Unklaren darüber gelassen habe, worüber ich gegrübelt habe. Es fällt mir noch immer nicht leicht, vor allem nicht, es auch auszusprechen. Es zu denken und zu beschließen, ist etwas vollkommen anderes, als es dann auch tatsächlich laut zu sagen, es dir ins Gesicht zu sagen.“

Zaghaft lächelte Draco seine Luna an. Die jedoch weitete entsetzt ihre silbergrauen Augen. Sie hatte Recht gehabt mit ihrer Vermutung! Er wollte mit ihr Schluss machen! Verdammt! Sollte sie versuchen, ihn vom Gegenteil zu überzeugen? Ihn anbetteln, es sich nochmal zu überlegen? In Tränen ausbrechen und versuchen, damit sein Herz zu erweichen? Das hieße sich erniedrigen. Natürlich hatte Luna ihren Stolz, doch Draco war ihr tausendmal mehr wert. Wieder schluckte sie, ehe sie das Wort ergriff. Ihre Hände hatten sich zu Fäusten geballt. Die Fingernägel stachen spitz in den Handballen. Es tat weh. Doch nicht einmal halb so weh, wie den Schmerz, den Luna in ihrem Herzen verspürte. Nein, es durfte nicht einfach hier enden! Das konnte nicht sein! Nicht nach allem, was sie gemeinsam durchgemacht hatten! Sie würde um ihn kämpfen und nicht einfach so das Feld räumen. Das musste er doch wissen oder kannte er sie gar nicht so gut, wie sie geglaubt hatte?

Mit Schrecken musste Luna feststellen, dass sie sich nicht mal mehr exakt daran erinnern konnte, wann sie das letzte Mal miteinander geschlafen hatten. Das war doch der Anfang vom Ende einer jeden Beziehung! Ginny hatte schon oft davon gesprochen, dass dem so war und Luna, die ja keine Vergleichsmöglichkeiten hatte, hatte ihrer rothaarigen Freundin das natürlich aufs Wort geglaubt.

'Scheiße!', durchzuckte es sie, dann aber riss sie sich zusammen und sagte endlich etwas. Ihre Stimme bebte und Tränen wollten über ihre Wangen rinnen, die alabasterfarbene Haut benetzen.

„Draco... ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe, aber ich schwöre, ich werde es ändern! Nur bitte... bitte, du darfst jetzt nicht diesen Fehler machen.“

Perplex blinzelte ihr Freund sie an. Wovon faselte Luna da eigentlich? Was für einen Fehler sollte er nicht begehen? Sie um ihre Hand bitten? Wie konnte sie davon wissen? Irgendwie war Draco gerade extrem verwirrt.
 

Leise schniefte Luna. Die Tränen ließen sich nun nicht länger im Zaum halten.

„Du darfst nicht mit mir Schluss machen, Draco!“, platzte sie schließlich heraus, ihn dabei flehentlich ansehend. Noch deutlich verwunderter starrte er Luna an. Wieso glaubte sie, dass er sie verlassen wollte? Irritiert schüttelte er den Kopf, dann machte er einen Schritt auf sie zu und zog sie fest in seine Arme, drückte sie an seine Brust.

„Du Dummerchen, wie kommst du denn auf die absurde Idee, ich könnte unsere Beziehung beenden wollen?“, hakte er leise nach.

Luna konnte nicht antworten. Obwohl Draco ihr soeben bestätigt hatte, dass er überhaupt nicht daran dachte, sie abzuservieren, liefen die Tränen nur so. Vielleicht war es auch einfach nur enorme Erleichterung und deswegen heulte sie zum Steinerweichen? Jedenfalls dauerte es ein Weilchen ehe Luna sich so weit gefangen hatte, dass sie sich anhören konnte, was Draco ihr eigentlich zu sagen hatte.

„Wirklich, Lu, du spinnst. Ich will ganz bestimmt nicht mit dir Schluss machen. Es hat einen ganz anderen Grund dafür, dass ich mich in den letzten Tagen so merkwürdig verhalten habe.“, hob Draco an, während er mit einer Hand sachte über ihren Rücken strich. Er musste sich kurz räuspern. Langsam wurde es ernst und er ziemlich nervös.

„Hatte ich dir erzählt, dass sich zwei Kameraden aus meinem Haus im Sommer miteinander verlobt haben? Montague und Riddle. Nicht, dass ich Riddle besonders gut leiden könnte. Sie ist zwar eine ganz anständige Jägerin- was glatt untertrieben war, wie Draco genau wusste, aber mochte Catherine nun mal nicht-, aber das war's auch schon.“

Wieder eine Pause. Das wurde ja langsam zur Gewohnheit hier. Nervig.

„Jedenfalls waren sie beide etwa in unserem Alter. Hm, nun gut, ein Jahr älter jeweils. Was ich eigentlich sagen will... Ich habe mir viele Gedanken um die Zukunft gemacht. Auch wenn wir beide nicht aktiv daran beteiligt sind, denke ich, dass der Dunkle Lord geschlagen werden wird. Eines Tages auf jeden Fall. Ich mag Potter zwar nicht, aber er wird das Ding schon schaukeln. Hat halt ein unverschämtes Glück, der Junge.“

Und er schweifte ab und erzählte einen Stuss, der absolut nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun hatte. Verdammte Nervosität!

„Also, Gedanken um die Zukunft. Es sieht momentan zwar nicht danach aus, als würden wir jemals unseren Schulabschluss machen, dennoch... habe ich mir Gedanken gemacht. Es waren wirklich ernsthaftere und sie hatten mit uns, unserer Beziehung zu tun. Weißt du, du bist die erste Frau, die ich liebe und daran wird sich nichts ändern. Niemals. Deswegen möchte ich dich auch immer bei mir wissen. Nicht als meine Freundin, nicht als meine Gefährtin, sondern als etwas sehr viel Wichtigeres.“

Diese Unterbrechung war nun wirklich nötig. Luna hatte während seines kleinen Monologs die Ohren gespitzt und fragte sich allmählich, worauf Draco da eigentlich hinaus wollte. So ganz kapierte sie das alles nicht. Draco hingegen schon Luna nun ein Stück von sich weg, legte eine Hand unter ihr Kinn und hob es sanft an, damit sie ihm in die Augen sehen konnte, wenn er endlich den Schritt wagte.

„Luna, ich liebe dich so sehr, dass ich den Rest meines Lebens mit dir verbringen möchte und deswegen tue ich jetzt etwas vollkommen Verrücktes.“, warnte er sie vor. Dann schluckte er nochmal. Verdammt, er musste es endlich hinter sich bringen! Aber irgendwie hatte er Angst... obwohl die ziemlich unbegründet war, denn immerhin hatte Luna ihn noch vor wenigen Minuten angefleht, nicht mit ihr Schluss zu machen. Wie wahrscheinlich war es dann, dass sie von seiner Idee abgestoßen sein würde?

„Kurz und gut, auch wenn wir beide noch unglaublich jung sind, Luna, wie ich sehr wohl weiß und ich hoffe, du lässt es dir wenigstens durch den Kopf gehen, bevor du deine Entscheidung triffst... Ach, verdammt! Was ich eigentlich sagen möchte, ist doch Folgendes. Ich liebe dich, ich will dich immer bei mir haben und deswegen möchte ich dich bitten, mich zu heiraten und meine Frau zu werden.“
 

Atemlos sah Draco seiner Freundin in die Augen. Diese war zunächst so dermaßen perplex, dass sie einfach nichts sagte. Stattdessen klappte ihre ungläubig die Kinnlade herunter. Sie war 16 Jahre alt und ihr Freund hatte ihr soeben einen verdammten Heiratsantrag gemacht. Bei Merlins Bart, fantasierte sie etwa? Wollte Draco tatsächlich, dass sie, Loony, die Verrückte, die nächste Mrs Malfoy wurde? Im Ernst?

„Ich muss dringend was gegen meine Halluzinationen unternehmen...“, murmelte Luna kopfschüttelnd. Dann aber erinnerte sie sich daran, dass Draco gewiss eine Antwort von ihr erwartete. Also unterließ sie ihr Selbstgespräch und sah ihn stattdessen an.

„Du weißt, dass deine Familie das nicht gut finden wird? Dass sie über uns tratschen werden? Dass sie glauben werden, ich wäre schwanger oder so einen Unsinn?“, hakte Luna nach.

Langsam nickte Draco. Ja, er war sich dessen durchaus bewusst. Und es interessierte ihn nicht die Bohne.

„Vollkommen egal. Ich möchte mit dir zusammen sein und zwar für den Rest meines Lebens.“, wiederholte er stur. Innerlich aber befürchtete er, dass Luna ihn abweisen würde. Dass sie ihm erklären würde, dass sie nicht seine Frau werden wollte oder konnte, weil sie so vielen Widerständen ausgesetzt sein würden. Dass sie zu jung wären. Dass sie doch jetzt noch nicht entscheiden konnten, ihr Leben miteinander zu verbringen. Doch Luna dachte gar nicht daran, solchen Unsinn von sich zu geben. Nachdem sie die Information gebührend verarbeitet hatte, blieb ihr nur noch eins zu sagen.

Tief holte sie Luft, dabei Draco direkt in die Augen sehend.

„Ich will deine Frau werden. Mehr als alles andere.“

Ungläubig blinzelte Draco sie an. Dann zog er sie erneut an sich, zerquetschte sie in seinem Überschwang fast, doch das kümmerte ihn im Moment überhaupt nicht. Nein, er war viel zu glücklich, um an etwas anderes denken zu können, als dass er und Luna für immer zusammen gehören würden. Als Luna leise quiekte, registrierte Draco endlich, dass er sie wohl ein wenig zu fest gehalten hatte. Brav löste er seinen Griff ein wenig, entließ sie aber nicht aus seinen Armen. Das war schließlich der Ort, an den sie gehörte.

„Blaise sollte mir eigentlich den Ring der Malfoys mitbringen diese Woche, aber er ist nicht gekommen.“, ergriff Draco schließlich wieder das Wort.

Mit großen Augen sah Luna ihn an.

„Auch noch ein Ring? Das war ja von langer Hand geplant, du Schurke!“, lachte sie, ihn scherzhaft in die Seite boxend.

„Au, du brutales Weib!“, jammerte Draco, konnte aber sein Amüsement kaum verbergen - wozu auch?, „Na ja, ich geb es zu. Und zu einer Verlobung gehört nun mal ein Ring. Vor allem bei uns Malfoys. So ist das eben. Tradition.“

„Wieso hast du nicht auf Blaise gewartet?“, wollte Luna neugierig wissen. Das interessierte sie nun doch. Leise seufzte Draco.

„Weil ich nicht mehr warten konnte, ich wollte einfach eine Antwort haben. Schließlich habe ich lange darüber nachgedacht und es letztendlich für richtig befunden.“

Da war in der Tat was dran, wie Luna zugeben musste. Also gut, das akzeptierte sie.

„Und wie stellst du dir das alles vor?“, fragte sie sogleich weiter.

Diesmal antwortete Draco wie aus der Pistole geschossen.

„Nun ja, erstmal machen wir beide unseren UTZ, Schule ist schließlich wichtig, auch wenn wir gut und gerne vom Vermögen meiner Eltern leben könnten. Ich denke aber mal, dass du gern einen Beruf erlernen würdest, oder?“

Mit einem Nicken bestätigte Luna diese Annahme seitens Draco. War ja auch nicht anders zu erwarten gewesen. Immerhin kannte er seine kleine Loony mittlerweile gut genug, um das einschätzen zu können.

„Wie gesagt, zuerst die Schule, danach können wir von mir aus auf der Stelle heiraten. Wenn du aber noch warten möchtest, ist das auch vollkommen in Ordnung. Immerhin wissen wir nicht, wie lange Voldemort noch Terror verbreitet und solange das der Fall ist, können wir nicht nach Hogwarts zurück und -“

Mitten im Satz brach Draco ab. Er hatte den Namen des Dunklen Lords ausgesprochen. Er hatte ihn laut gesagt. Mitten in die kühle Herbstluft hinein. Verflucht! Wie hatte ihm nur so ein dummer Fehler unterlaufen können? Auch Luna schaltete sofort.

„Wir müssen weg hier!“, brachte sie noch hervor, ehe sie sich von Draco losmachte und Fersengeld gab. Er folgte ihr auf der Stelle. Schließlich war er nicht scharf darauf, von den Greifern erwischt zu werden. Schon ertönte Appariergeknall hinter ihnen, doch weder Luna, noch Draco achteten großartig darauf. Sie rannten einfach weiter, weiter, in der Hoffnung, dass die Greifer sie nicht verfolgen würden. Was natürlich dumm war.
 

Dank des straffen Tempos, das die beiden Hogwartsschüler vorgaben, erreichten sie das Cottage schnell. Oder viel mehr den Ort, wo es sich einmal befunden hatte. Denn sie fanden nur noch Trümmer vor, die leicht rauchten. Das Dunkle Mal schwebte drohend über ihnen. Vor lauter Aufregung und Rennen war es ihnen nicht einmal aufgefallen. Ein fataler Fehler, den sie bitter würden büßen müssen. Die Greifer hatten sie zwar abhängen können, doch dafür waren sie gleich einem Haufen Todesser in die Arme gelaufen, die nicht mal ihre obligatorischen Masken trugen. Nun, da Voldemort an der Macht war, konnten sie es wagen, sich offen zu zeigen ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Und sie genossen es zweifellos.

„Wen haben wir denn da?“, ließ sich einer der Todesser vernehmen.

Mit Schrecken erkannten sowohl Draco, als auch Luna Fenrir Greyback, den skrupellosen, gewalttätigen Werwolf.

„Wenn das mal nicht Lucius' kleiner Balg ist. Und Xenophlius Lovegoods Goldstück von Tochter.“

Greyback näherte sich den Teenagern mit einem hämischen Grinsen. Auf ein kurzes Nicken seinerseits wurden Luna und Draco von zwei anderen Todessern gepackt und somit an einer Flucht gehindert.

„Wisst ihr, wir haben euch schon gesucht und es hat uns ziemlich ärgerlich gemacht, dass wir euch nicht finden konnten.“

Aus der Nähe sah Greyback noch widerlicher aus als man es von den Fahndungsplakaten des Zaubereiministeriums kannte. Seine Zähne waren widerlich gelb und er stank so abartig, als habe er sich zuletzt vor einem Monat gewaschen. Was vermutlich stimmte und noch eine großzügige Schätzung war.

„Aber dann haben wir einen entscheidenden Tipp bekommen und jetzt sind wir hier.“

Der Werwolf klang ziemlich zufrieden.

„Wo ist meine Mutter?“, begehrte Draco unklugerweise auf. Dass er praktisch gerade sein Todesurteil unterschrieben hatte, kümmerte ihn nicht. Viel lieber wollte er wissen, ob es Narcissa gut ging bzw. ob sie noch am Leben war. Wenn nicht, dann würde er Greyback eigenhändig den schmutzigen Hals umdrehen, das schwor Draco sich.

Auf Dracos Frage hin brach der Werwolf in lautes Gelächter aus.

„Was glaubst du denn, wo sie ist, hm, Malfoy?“, zischte er dem blonden Jungen dann entgegen, dabei unappetitlicherweise Spucke verlierend. Angeekelt drehte Draco sein Gesicht zur Seite. Zu einer Antwort war er nicht fähig. Ihn quälte gerade ein ausgesprochen penetranter Brechreiz, was bei Greybacks Nähe auch kein Wunder war.

„Du willst also verstockt sein, ja? Nun, dann muss ich vielleicht deiner kleinen Freundin wehtun, damit du antwortest.“

Prompt tat Greyback einen Schritt auf Luna zu. Sein Gesicht näherte sich ihr und er schnupperte an ihrem Hals. Dabei seufzte der ungewaschene Mistkerl wohlig auf. Offensichtlich fand er Luna äußerst appetitlich.

„Lavendel...“, murmelte Greyback genüsslich, ehe er wieder einen Schritt zurücktrat, um Luna ins Gesicht sehen zu können. Ihre grauen Augen brannten vor Empörung und Zorn. Ein Anblick, den Greyback noch anziehender fand, als ihren Duft. Grob packte er mit zwei Fingern Lunas schmales Kinn.

„Was würdest du davon halten, du kleines Miststück, wenn dich mal ein richtiger Mann rannehmen würde?“

Lunas Antwort war ziemlich klar und deutlich. Sie spuckte Greyback einfach ins Gesicht. So viel Ekel hatte sie noch nie zuvor empfunden. Da war ja Nevilles Kuss noch angenehmer gewesen als die Nähe dieses widerlichen, stinkenden Handlangers Voldemorts. Greyback war natürlich nicht begeistert von Lunas Reaktion. Zwar ließ er ihr Kinn los, jedoch nur, um auszuholen und sie so heftig zu ohrfeigen, dass ihr Kopf zur Seite flog und sie Nasenbluten bekam.

Voller Empörung heulte Draco auf, sich energisch gegen den Griff des Todessers wehren, der ihn festhielt. Doch vergebens.

„Du kleine Schlampe!“, zischte Greyback Luna an, ehe er sich wieder Draco zuwandte.

Das hämische Grinsen war zurück auf dem Gesicht des Werwolfs.

„Ihr zwei kommt mit uns. Der Lord erwartet euch schließlich schon sehnlichst.“

Auf ein Zeichen Greybacks hin setzte sich die versammelte Mannschaft in Bewegung. Etwa 50 Meter von der Stelle, wo einstmals das Cottage der Malfoys gestanden hatte, hielt Greyback an. Wie auf Kommando disapparierten die Todesser mit ihrer Beute.



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