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Was Mut bewegt

Du bist nicht auf der Welt, um zu schweigen
von

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Die ganze Wahrheit

Kapitel Achtzehn: Die ganze Wahrheit
 

Die Ferien vergingen rasch. Silvester kam und ging, aber Luna konnte dem neuen Jahr nicht viel abgewinnen. Sie brannte darauf nach Hogwarts zurückzukehren und Draco zur Rede zu stellen. Natürlich hätte sie ihm auch eine Eule schicken können. Aber das war eine Sache, die sie lieber persönlich klären wollte, zumal es ein sehr brisantes Thema war. Luna wollte zuerst beleidigt sein, weil er ihr nichts gesagt hatte. Dann kam ihr der Gedanke, dass Harry Unrecht hatte. Und schließlich erklärte sie sich, als alles gegen Draco sprach, dass er wohl kaum in der Welt herumposaunen konnte, dass er ein Todesser war. Zum einen war Luna sich ganz sicher, dass er nicht unbedingt freiwillig Voldemort folgte, zum anderen wusste sie, dass Lucius Malfoy in den Diensten des Dunklen Lords stand.

‚Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm... Bestimmt wäre es unstandesgemäß gewesen, wäre Draco nicht Anhänger Voldemorts geworden...’

So überlegte Luna die restlichen Ferien hin und her. In ihrer letzten Nacht zuhause tat sie kein Auge zu, weil sie immer wieder daran denken musste, dass Draco ihr etwas so Wichtiges verschwiegen hatte.

‚Ich hätte ihm helfen können, diese Bürde zu tragen...’

Im Morgengrauen dämmerte Luna schließlich ein, wurde aber schon bald von ihrem Vater aus den Federn geholt, um sich für die Rückreise nach Hogwarts fertig zu machen. Xenophilius hatte seine Tochter mit Sorge beobachtet in den letzten Tagen. Sie war ungewöhnlich schweigsam gewesen. Er wusste nicht, wie ihr Benehmen in der Schule war, aber ihm gegenüber hatte sie noch nie ein Blatt vor den Mund genommen. Er hatte jeden Kummer mit ihr teilen dürfen, regelrechten Anteil an ihrem Leben gehabt. Wie es schien, war es damit nun vorbei. Natürlich tat es weh, das einzige Kind erwachsen werden zu sehen und zu wissen, dass das kleine Mädchen groß geworden war. Was ihn früher so mit Stolz erfüllt hatte, machte ihn nun besorgt. Ja, Luna war alles andere als dumm, dennoch wünschte er, sie würde ihm erzählen, was sie so niederdrückte, ihr den Appetit vermieste, die Nächte schlaflos machte und die Tage grau und schwer. Aber Xenophilius sagte nichts. Wenn seine Tochter darüber sprechen wollte, würde sie es tun. Und wenn nicht, hatte er eben Pech gehabt. Da konnte er noch so neugierig sein.
 

Dieses Mal beschloss Luna, sich nicht die Gesellschaft ihrer Freunde anzutun. Seit dem verhängnisvollen Weihnachtsessen bei den Weasleys fühlte Luna sich äußerst unwohl bei dem Gedanken, mit einem von ihnen in Kontakt zu kommen, was vor allem an dem Gespräch lag, das sie belauscht hatte und dessen Gegenstand sie stückweit gewesen war. Sie wollte nicht wieder mit Fragen konfrontiert werden, bei deren Antwort ihre Freunde ihn Ohnmacht gefallen wären. Und vor allem hatte sie keine Lust, sich Spekulationen über Draco hingeben zu müssen. Sie würde schon früh genug erfahren, was Sache war.

Luna hatte Glück. Sie fand ein einsames Abteil ganz am Ende des Zuges, wo sie sich hinter dem neuesten Klitterer versteckte und so tat, als interessierten Schnarchkackler sie ungemein. Ihre Gedanken allerdings rasten. In einem fort kreisten sie allein um Draco.

‚Aber wenn er ein Todesser wäre, dann hätte er die Tätowierung.’, überlegte sie, ‚Und ich hab ihn so oft ohne Hemd gesehen... Zugegeben, auf seinen Unterarm habe ich jetzt nicht so sonderlich geachtet, aber das Mal wäre mir aufgefallen. Ganz bestimmt!’

Sie seufzte. Warum war das Leben nur so schrecklich kompliziert?

Genau das fragte sich auch Draco, der vergebens versucht hatte, einen Blick auf Luna zu erhaschen. Sie musste wohl schon lange vor ihm in den Zug gestiegen sein. Dabei quälte ihn eine kaum benennbare Sehnsucht. Er wollte ihr Lächeln sehen, das Glänzen ihres Haares, wollte ihren Duft wieder um sich haben, sich in ihren tiefgründigen Augen verlieren und von ihren Lippen das verbotene Himmelreich kosten.

Doch so wie es aussah, musste er sich noch mindestens einen Tag lang gedulden. Draco glaubte nicht, dass er direkt nach dem Abendessen Zeit haben würde, mit Luna zu sprechen. Zumal der Dunkle Lord während der Ferien einige Todesserversammlungen abgehalten hatte, zu denen er allesamt von seiner Tante Bellatrix geschleift worden war. Die Lage im Manor war noch immer angespannt und wann immer Narzissa ihrer Schwester begegnete war da diese unangenehme Spannung zwischen ihnen, so dass Draco das Gefühl gehabt hatte, sie würden sich im nächsten Moment an die Kehle springen, um sich gegenseitig die Augen auszukratzen. Bellatrix war ihm noch unheimlicher, als ohnehin schon. Seit diesem Vorfall mit dem Cruciatus- Fluch benahm sie sich ihrem Neffen gegenüber so honigsüß und krankhaft liebevoll, dass Draco am Liebsten hatte brechen wollen. Aber es war ja allgemein bekannt, dass Bellatrix Lestrange nicht mehr alle Nadeln an der Tanne hatte. Draco konnte das nur bestätigen.
 

In Hogwarts angekommen erwarteten sie wieder einmal die von den Thestralen gezogenen Kutschen. Um nicht ihren Freunden ausgesetzt zu sein, quetschte Luna sich zu ein paar Hufflepuffs aus dem siebten Jahrgang. Diese waren zwar etwas irritiert, hielten aber den Mund, was Luna überaus erleichterte. Kaum hatten sie das Schlossportal erreicht, sprang Luna vom Wagen und eilte der warmen Eingangshalle zu. Sie kam sich zwar ziemlich dämlich und paranoid vor dabei, konnte aber einfach nicht anders. Um ihren Koffer musste sie sich glücklicherweise auch nicht kümmern. Das erledigten die Hauselfen. Nur ihre Umhängetasche sollte sie besser in den Schlafsaal bringen und ihre Schuluniform anziehen. Gesagt, getan. Zum Glück war das Passwort über die Ferien nicht geändert worden, so dass Luna nicht erst einen Vertrauensschüler auftreiben musste.

Die Zugfahrt erschien Draco wie eine halbe Ewigkeit. In Gedanken war er nur bei Luna, konnte es kaum erwarten sie wiederzusehen. Als der Zug schließlich in Hogsmeade hielt, sprang Draco auf, was ihm ein paar merkwürdige Blicke von seinen Hausgenossen eintrug. So durch den Wind hatte man den Eisprinzen von Slytherin noch nie gesehen. Draco aber war das völlig egal. Er wollte nur so schnell wie möglich ins Schloss, sich umziehen, zum Abendessen gehen und danach Luna abpassen.

‚Länger halte ich es nicht aus. Ich muss sie einfach sehen!’

Zwar hatten sie sich Eulen geschickt, doch hatten die Briefe seiner Freundin distanziert geklungen. So ganz anders, als das Schreiben, welches sie ihm am Weihnachtsmorgen gesandt hatte, nachdem sie sein Geschenk ausgepackt hatte.

‚Ob etwas passiert ist?’, überlegte er, während er durch das Schlossportal trat und sich auf den Weg Richtung Kerker machte. Doch weiter sollte er nicht kommen.

Plötzlich legte sich eine Hand auf seinen Arm, umfasste diesen und zerrte ihn hinter sich her. Draco brauchte mehrerer Sekunden, bis er begriff, dass es Luna war, die ihn da mitschleppte. Er war erleichtert. Sein Warten hatte also ein Ende. Und das ihre auch. Noch ahnte Draco ja nicht, dass das folgende Gespräch kaum so verlief, wie er es geplant hatte.

In einem verlassenen Gang, der nur von flackerndem Kerzenschein erleuchtet wurde, weit ab von den Hauptkorridoren, blieb Luna schließlich stehen. Sie wandte sich zu Draco um, ihr Gesicht wie eine steinerne Maske. Sie schluckte.

„Kann es sein, dass es da ein paar Dinge gibt, die du mir nicht erzählt hast und von denen ich vielleicht wissen sollte?“, eröffnete sie sogleich das Feuer.

Verdutzt starrte Draco sie an. Damit hatte er nicht gerechnet.

„Wie wär’s mit einem ‚Hi, schön dich endlich wiederzusehen, ich hab dich vermisst, Schatz.’?“, erwiderte er, nachdem er seine Fassung halbwegs zurückgewonnen hatte. Luna sagte gar nichts darauf.

„Was ist los mit dir, Luna? So kenn ich dich gar nicht.“, wollte Draco wissen.

Sie aber schwieg, hielt den Blick gesenkt, hatte die Hände zu Fäusten geballt. Draco legt seine Hände an ihre Schultern und schüttelte sie sanft.

„Was ist los? Sag’s mir!“, verlangte er.

Endlich hob sie ihren Blick. Er stockte. Tränen schimmerten in ihren Augen, ihr Blick war anklagend und verzweifelt zugleich. Mit zitternder Stimme berichtete sie von dem Weihnachtsessen bei den Weasleys im Fuchsbau. Als sie bei dem Gespräch angelangt war, das sie heimlich belauscht hatte und erwischt worden war, dämmerte Draco langsam, was hier los war. Er schluckte.

„Weißt du, ich dachte nach allem, was in den letzten paar Monaten passiert ist, nachdem du mir gesagt hast, du liebst mich, vertraust du mir nicht genug, um mir zu sagen, dass du ein Todesser bist?“

Lunas Stimme war schneidend geworden. Dass er ihr nichts davon erzählt hatte, verletzte sie mehr, als sie wahr haben wollte. Draco war ganz beklommen zumute. Es war doch nur zu ihrem Schutz gewesen...

„Also? Stimmt es? Hat Harry Recht?“

Aber sie wartete gar nicht mehr auf eine Antwort. Stattdessen griff sie nach seinem linken Arm, packte ihn und riss den Ärmel seines Hemdes nach oben, bis der Ellbogen sichtbar war. Ihr stockte der Atem. Ja, da war sie, die Tätowierung, die ihn als einen von ihnen auswies. Plötzlich fühlte Luna sich ganz schwach auf den Beinen. Ihr war furchtbar schlecht. Die Wahrheit tat weh. Und er? Stand nur da, sagte kein Wort, schien aber mindestens so beschämt zu sein, wie sie für ihren Ausbruch.
 

Eine ganze Weile lang schwiegen sie. Immer noch war Dracos Arm entblößt und immer noch konnten sie beide diese schreckliche Wahrheit klar und deutlich sehen.

„Luna...“, durchbrach Draco schließlich das drückende, unangenehme Schweigen zwischen ihnen, „Es gibt einen sehr, sehr guten Grund dafür, dass ich dir das hier – bei diesen Worten wackelte er leicht mit dem Arm- verschwiegen habe.“

Weiter kam er nicht, denn Luna wurde langsam wütend. Sie hasste Lügen, sie hasste Unehrlichkeit. Aber am meisten hasste sie enttäuschtes Vertrauen.

„Ach ja? Und was soll das bitte gewesen sein?“, fauchte sie.

Natürlich war sie sauer. Draco konnte sie gut verstehen, weswegen er auch völlig ruhig blieb. Sich anzuschreien brachte rein gar nichts.

„Ich... ich wollte dich beschützen, ich wollte nicht, dass du in die Sache reingezogen wirst. Du bist doch noch so jung und so unschuldig und verträumt. Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass ER – damit war Voldemort gemeint- Wind von dir und mir bekommt und mich zwänge, dir ein Leid zu tun. Abgesehen davon habe ich mich ganz einfach geschämt, Luna. Vor dir, weil du so aufrecht und ehrlich bist. Du sagst frei heraus, was dir durch den Kopf geht. Du hättest dich niemals zwingen lassen, ihm zu dienen. Aber ich... ich bin nicht so gut wie du. Ich bin eine Schlange, im wahrsten Sinne des Wortes. Alles, was ich je wollte, war, dich in Sicherheit zu wissen.“

Emotionslos hörte Luna ihm zu. Das war ja alles schön und gut, aber es entschuldigte nicht im Mindesten, dass er ihr kein Vertrauen entgegen gebracht hatte. Und das war es, was ihr so wehtat. Mit allem anderen hätte sie umgehen können, aber damit nicht.

„Bitte, Luna. Der Lord zwingt mich, einen schrecklichen Auftrag zu verfolgen. Natürlich will ich es nicht tun, aber mir bleibt nichts Anderes übrig. Er würde sonst nicht nur mich, sondern auch meine Mutter töten. Du verstehst bestimmt, dass ich nicht sterben will. Und das Letzte, was ich wollte, wäre, dass jemand anderes mein Versagen büßen muss. Deswegen wollte ich es dir auch nicht sagen. Denn wenn der Lord wüsste, wie sehr ich dich liebe und brauche, um nicht wahnsinnig zu werden vor Angst und Selbstekel, würde er dich als Druckmittel gegen mich verwenden. Das will ich nicht. Du sollst nicht leiden, Luna.“

All diese Worte sprudelten nur so aus ihm hervor, wie aus einem kaputten Springbrunnen. Ja, er wollte sein Herz erleichtern, seine Last mit ihr teilen. Es war an der Zeit auch das letzte Geheimnis zu lüften und ihr die ganze schreckliche Wahrheit zu sagen. Auf die Gefahr hin natürlich, dass sie ihm sagte, ER sei das Hinterletzte und sie wolle ihn nie wieder sehen, nie wieder etwas mit ihm zu tun haben wollen. Draco Malfoy stand Todesängste aus in diesen Minuten, da er Lunas Urteil erwartete.

Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sie den Mund, um ihm ihre Entscheidung mitzuteilen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  PoS
2009-08-15T18:05:28+00:00 15.08.2009 20:05
Du bist böse.
Einfach nur böse und gemein.
Ich würde ja gern mal Deinen Unterarm sehen.
Da ist bestimmt auch so ein Dunkles Mal.

Aber ansonsten ganz großes Kino, Süße.
Hat mir sehr gut gefallen.

Bye-bye
my little Queen of Words


Von:  H-A-N-A
2009-08-15T16:40:11+00:00 15.08.2009 18:40
aaaaaaaaahhhhh
*kreischend in kreis renn*
wie kannst du jetzt aufhörn???? ;___;
oh gott ich sterb tausend tode x__x
ich will doch wissen was Luna sagt <3
aber trotzdem ein tolles Kapi ^^

glg Flower-chan ♥


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