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Wollt ihr die Wahrheit hören...?

Bela x Farin
von

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Post

Ein kleines Kaff in der Nähe Hamburgs:

Jan saß an seinem Küchentisch. Er starrte gedankenverloren auf den Schreibblock, den er vor sich liegen hatte.

'Soll ich oder soll ich nicht?'

Seine Gedanken begannen zum wiederholten Mal an diesem Tag zu wandern, und wieder einmal sah er diese Augen vor sich.

'Seine Augen waren das Erste, was mir an ihm aufgefallen ist. Sie haben mich damals schon fasziniert. Es war ... wie Liebe auf den ersten Blick, nur aufgrund seiner Augen. Ich vermisse diese Verbundenheit, die ich nur mit ihm kenne.'

Der Kuli zwischen seinen Fingern war wieder am Rotieren.

'Ich habe bei einem Typen noch nie etwas vermisst! Doch dann hab ich ihn kennengelernt ... und er hat mein Leben einfach total auf den Kopf gestellt. Jetzt haben wir uns schon eine Ewigkeit weder gesehen noch gesprochen und ich vermisse ihn tatsächlich. Das sollte mir vielleicht echt zu denken geben!'

Stirnrunzelnd schob Jan den Block von sich. Er stand auf und kochte sich einen Tee.
 

Mit der dampfenden Tasse in der Hand setzte er sich wieder an den Tisch. Während er pustete beäugte er kritisch das Schreibzeug. Von neuem Tatendrang gepackt, zog er es wieder zu sich heran. Dann zögerte er erneut.

'Soll ich wirklich? Na ja, schließlich habe ich die Band damals aufgelöst. Er würde mit Sicherheit nie über seinen Schatten springen, selbst wenn er den gleichen Wunsch hätte. Dafür ist er einfach viel zu stolz! Allerdings hatte ich bisher ein Wiederaufleben der Band ja auch immer wieder abgelehnt ... Vielleicht packen wirs aber auch mit King Kong doch noch und der Versuch, musikalisch selbst etwas auf die Beine zu stellen, ist noch nicht ganz zum Scheitern verurteilt ...'

Über den letzten Gedanken schüttelte bitter grinsend den Kopf.

'Guter Witz! Muss ich mir merken. Wem mache ich denn hier überhaupt etwas vor? Ich war einfach zu feige, mal offen über diese scheiß Gefühle zu sprechen. Das klingt als wäre ich in ihn verknallt! Oh man, das ist echt absurd! Ich will einfach nur meinen besten Freund zurück und mit ihm Schrammeln was das Zeug hält ...'

Dieser innere Konflikt machten ihn langsam rasend. Überhaupt war er in der letzten Zeit überaus angespannt und unausgeglichen. Es machte einfach keinen Spaß mehr, wenn man wusste, dass die Lieder, die man schrieb, ohnehin niemanden interessieren würden. Mit den Ärzten war das anders.

'Verdammt, ich vermisse ihn! Ich will ihn endlich wiedersehen!'

Resigniert seufzend setzte er den Stift aufs das weiße Blatt Papier.

„Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als endlich diesen verfluchten Brief zu schreiben.“
 

Zwei Stunden und noch ein paar Anläufe später war er endlich mit dem Geschriebenen zufrieden und machte sich sofort auf den Weg zum nächsten Briefkasten, bevor er es sich nochmal anders überlegen konnte ...
 

Zur gleichen Zeit in Berlin:

„Mensch, Felse, beeil dich mal, wir hab nicht den ganzen Tag Zeit.“, wurde durch den Flur gerufen.

Rod klopfte kurz an, bevor er das Zimmer seines Freundes und ehemaligen Bandkollegen betrat. Er fand ihn auf dem Bett liegend vor, den Kopf in sein Kissen vergraben.

„Hey, wasn mit los dir? Hast wohl gestern wieder zu tief ins Glas geguckt?!“

Fragend blickte er auf das Knäuel hinab, doch mehr als ein Brummeln war von diesem nicht zu hören.

„Hast dus schon wieder vergessen? Heute ist doch dieser Geheimtipp aus England in der Stadt!“

„Lass mich in Ruhe, könnt ja auch allein hingehen.“, maulte Bela genervt und verschlafen.

Er drehte seinen Kopf etwas und sah Rod nun an. Dieser erschrak etwas, als er Belas Gesicht sah. Er war blass, die Augen blutunterlaufen, der Kajal verschmiert und die Haare klebten ihm strähnig auf der Stirn.

Der Chilene wohnte seit einiger Zeit mit in Belas Wohnung, vorher war er bei seiner Freundin untergekommen, doch diese Beziehung war jetzt Geschichte. So war Bela neben seinen anderen Untermietern - die beiden Ladies, die nur für 'ein paar Tage' bleiben wollten, woraus mittlerweile schon 2 Monate geworden waren - wenigstens nicht mehr der einzige Kerl in dieser Bude.

„Felse, wie siehst'n du aus? Hast du etwa geweint?“, fragte er ehrlich betroffen.

„Ich sagte doch, lass mich in Ruhe!“

Ertappt und leicht beschämt drehte er sich wieder weg. Das hatte ihm gerade noch gefehlt.

„Das werde ich ganz sicher nicht, Dirk. Du bist mein Freund, und ehrlich gesagt, siehst du momentan so aus, als könnte man dich hier so nicht alleine lassen. Ich sag den Mädels, dass sie erstmal ohne uns los gehen sollen ...“

Etwas frustriert sah Bela Rod hinterher als er das Zimmer verließ. Er dachte an seinen Traum und wieder kamen ihm die Tränen. <Sie waren zusammen im Urlaub auf Zypern. Drei Tage vor der Heimreise kam Jan mit einem ernsten Gesichtsausdruck zu ihm. 'Dirk ich muss mit dir reden ... wir sollten die Band auflösen.'> Von diesem Traum war er lange Zeit verschon geblieben, doch nun war er mal wieder da.

Langsam drehte er sich auf den Rücken, rieb sich die Augen etwas trocken und starrte an die Decke. Ihm war klar, dass Rodrigo jetzt nicht so einfach locker lassen würde. Obwohl der Chilene eigentlich eher ruhig war, benahm er sich wie eine besorgte Mutter, wenn er sah, dass es einem seiner Freunde schlecht ging.

„So, die beiden Aussies sind weg, und jetzt erzähl!“

Bela sah auf, resignierte und rutschte dann ein Stück, damit sich Rod hinsetzen konnte.

„Ich ... ich weiß doch auch nicht ...“, druckste er herum.

„In letzter Zeit denke ich sehr viel über ... ich denk sehr viel nach.“, versuchte er nicht gleich alles preiszugeben.

„An früher?“, fragte der Chilene gerade heraus.

Bela starrte ihn ungläubig von der Seite an. 'Bin ich echt so leicht zu durchschauen?'

„Die Zeit vor S.U.M.P. und Depp Jones, hab ich recht?“

Rod schaute ihn prüfend an.

„Ja ...“, bestätigte Bela etwas zögernd.

„... die Zeit war einfach toll, alles lief gut, wir waren erfolgreich, bis ...“, schwärmte er, musste schlucken und atmete einmal tief durch.

„... ja bis Jan dann auf die Idee kam, die Ärzte aufzulösen. Ab da wars nicht mehr so toll. Versteh mich nicht falsch, ich fand die letzten Jahre auch geil und natürlich bin ich auch froh, dass ich dich kennenlernen durfte, aber ... manchmal wünsche ich mir einfach die alten Zeiten zurück. Konzerte zu denen mehr als nur 180 Leute kommen und nicht die Hälfte von den gleich nach den ersten zwei Songs wieder geht.“

Bela hatte den Kopf gesenkt. Er fummelte nervös an seinem Bettbezug rum und traute sich nicht, Rod anzusehen. Dieser musterte ihn allerdings ganz genau.

„Bist du sicher, dass die schlecht besuchten Konzerte deine größte Sorge waren?“

Er sah ihn durchdringend an.

Bela lief ungewollt rot an.

„Das ist nicht so einfach... ich... Jan hat mir damals mit der Auflösung das Herz gebrochen. Nicht nur wegen der Band...“, sagte er und merkte erst jetzt, wie zweideutig seine Aussage war.

Er hoffte, dass Rod ihm das jetzt nicht auf die Goldwaage legen würde. Er schob lieber noch einen etwas eindeutigeren Satz hinterher.

„... vor allem halt wegen unserer einmaligen Freundschaft!“

Doch Rodrigo ließ sich von Bela nichts vormachen. Wenn die Trennung einer Band jemanden erst so dermaßen in den Drogensumpf zieht und dann Träume heraufbeschwört, die ihn zum Heulen brachten, dann ist da mit Sicherheit nicht nur eine, wenn auch einmalige, Freundschaft geschieden worden. Er ließ es aber vorerst auf sich beruhen und wollte Bela lieber etwas ablenken.

Mit etwas fröhlicheren Gedanken machten sich dann auf den Weg zum Konzert.
 

Zwei Tage später war Rod schon früh auf den Beinen. Die Bauarbeiten vor dem Haus ließen ihn nicht lange schlafen.

Nach einem spärlichen Frühstück beschloss er, sich etwas zu bewegen, sich die ein oder andere Wohnung anzusehen - denn diese Couch war echt eine Zumutung - und er wollte sich endlich ein paar neue Gitarrensaiten besorgen.

Nach drei Stunden kam er von seiner Tour wieder zurück. Er nahm, umsichtig wie er nun mal war, auch gleich die Post mit hoch. In der Wohnung angekommen schmiss er sie zunächst auf den kleinen Schrank im Flur. Jetzt war erstmal seine Gitarre dran, denn die lag schon unglaubliche vier Tage mit zwei fehlenden Saiten rum. Danach machte er sich daran, die Post zu sortieren.
 

Bela wollte nicht aufwachen - noch nicht. Wieder träumte er. Alles war gut, Jan hatte die Ärzte NICHT aufgelöst und sie waren noch immer die besten Freunde.

Es war also kein Wunder, dass er fluchte, als er durch ein unsanftes Rütteln aus dem Schlaf gerissen wurde. Der Baulärm interessierte ihn einen Scheißdreck, doch wenn ihn jemand einfach so aus heiterem Himmel betatschte, war er empfindlich.

„Du hast Post bekommen ...“

Schnaubend zog Bela sich die Decke über den Kopf. Er war leicht fassungslos.

„Und deswegen musst du mich wecken?!“, murmelte er ungehalten.

„... von Jan.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-08-09T13:55:59+00:00 09.08.2009 15:55
Du darfst mich steinigen, weil ich deine FF bisher noch nicht kommentier habe >.<
deshalb bekommst du jetzt zu jedem kapi nen kommi:

Also: für den anfang gut!!^^
ich mag wie du die gedanken formulierst total gern! Das passt so schön^^ Und Fus zweifel kommen auch wunderbar rüber! *gg*
Von:  zitroneneis84
2009-07-20T05:25:55+00:00 20.07.2009 07:25
Ja! :-D

Klingt schon mal vielversprechend. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

LG zitroneneis


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