Zum Inhalt der Seite

Tarot

OS-Sammlung
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Mond - Finde mich

Tarot – Der Mond

Dunkelheit, Unsicherheit, Angst
 

Finde mich
 

Körper an Körper.

Starre, leblose Augen.

Bleiche, eingefallene Gesichter.

Sein eigener Blick wanderte über jeden einzelnen Menschen. Er kannte die meisten davon nicht. Da und dort erblickte er ein bekanntes Gesicht, doch es war nicht dasjenige, das er so verzweifelt suchte.

Seine Schritte waren schleppend, er hatte nur noch wenig Kraft. Die schwarze Robe, die seinen Körper verdeckte, zog seine Schultern herunter. Sie war von Blut getränkt und hing schwer herab. Am liebsten würde er sie ausziehen, doch damit würde er die Aufmerksamkeit der anderen auf sich lenken und nachher würden sie noch denken, er sei ein Verräter. Das konnte er sich nicht leisten.

Nur, wo war das eine bekannte Gesicht, das er so sehnlichst zu sehen wünschte?

Das Gras unter seinen Füßen war an manchen Stellen rot verfärbt, eins der vielen Anzeichen dafür, dass hier noch vor kurzem ein Kampf stattgefunden hatte. Überall liefen nur noch Menschen in schwarzen Kutten umher, suchten nach Verletzten, die ihrer Seite angehörten.

Mit müdem Blick nahm der junge Mann dies zur Kenntnis. Er jedoch suchte weiter.

Er wusste eigentlich ganz genau, dass er denjenigen nicht unter diesen Menschen hier finden konnte. Schließlich war doch er die Hoffnung der anderen Seite.

Schon ganz zu Anfang hatten sie gewusst, dass sie niemals zusammen bleiben könnten, ganz egal, welche Seite in diesem Krieg den Sieg erringen würde.
 

„Bitte.. Ich will nicht.. Lassen wir den Krieg doch einfach Krieg sein und gehen irgendwo hin, wo uns niemand kennt!“

„Du weißt genauso gut wie ich, dass wir das nicht machen können.“

„Lass mir doch meine Träume.. Ich habe so lange schon nicht mehr träumen dürfen.“
 

Noch mehr Leichen. Sie nahmen einfach kein Ende.

Überall lagen sie, meist nebeneinander. Ein grauenvoller Anblick, den der junge Mann schon viel zu oft hatte ertragen müssen.

Nicht nur jetzt, nicht nur hier. Zu anderen Zeiten, an vielen anderen Orten.

Doch das war Vergangenheit. Er wusste, dass die Zukunft nicht besser aussehen würde, aber dennoch hoffte er darauf.

Jetzt wollte er einfach an das Hier denken und seinen Liebsten nur schnell finden. Sehen, dass es ihm gut ging, dass er die böse Macht doch noch auslöschen konnte und sie vielleicht noch eine Chance hatten. Eine kleine, geringe Chance..
 

„Wenn die gute Seite gewinnt, dann werde ich sterben. Das weißt du.“

„Wenn die böse Seite gewinnt, dann werde ich sterben. Ich hoffe, das weißt du auch.“
 

Wie lange suchte er denn jetzt schon? Er hatte das Grasland hinter sich gelassen, die vielen Leichen sah er nicht mehr. Nur noch vereinzelte.

Bäume säumten nun seinen Weg. Aber auch an ihren Stämmen klebte Blut.

Wie um alles in der Welt war es dorthin gekommen?

Der junge Mann schüttelte müde den Kopf. Er war kaum zu einem anderen Gedanken fähig, als ihn zu finden. Er musste ihn finden.

Sein Schritttempo wurde langsamer. Die Wurzeln und Äste, die sich ihm in den Weg stellten, musste er überwinden und aufpassen, dass er sich nicht darin verhedderte. Er konnte sich keine Verzögerung leisten. Vielleicht brauchte der andere ihn.

Die Robenträger traf er nicht mehr an. Mit ihrer Suche nach Verletzten waren sie noch nicht bis in den Wald hervorgedrungen. Zu seinem Glück höchstwahrscheinlich.
 

„Du hast es deinem Vater nicht gesagt, oder?“

„Nein oder willst du etwa, dass ich sterbe?“
 

Er kämpfte sich weiter durch den Wald. Beachtete seine eigenen Schrammen nicht, die von den Ästen und Sträuchern herrührten.

Vor ihm lichteten sich die Bäume, die zuvor dicht an dicht gestanden hatten. Bisher war ihm keiner entgegengekommen. Kein Verletzter, der seine letzten Kräfte gesammelt hatte, um es hier noch raus zu schaffen.

Seine trüben Augen schweiften über die kleine Lichtung. Die Büsche am Rand waren angesengt, die Äste der Bäume waren zersplittert.

Sofort erwachte sein müder Geist wieder.

Hier musste er sein! Hier hatte der entscheidende Kampf stattgefunden, er war sich sicher!

Kaum eine Sekunde später und er hatte die letzten Bäume hinter sich gelassen.

Ihm stockte der Atem. Das Blut, das er vorher an den Bäumen gesehen hatte, war nichts im Vergleich zu dem, was hier in der Lichtung zu finden war. Was zuvor an der roten Flüssigkeit nicht zu sehen war, war nun umso deutlicher erkennbar.

Seine Beine begannen zu zittern, drohten unter seinem Gewicht nachzugeben.
 

„Du lässt mich nicht allein, nicht wahr?“

„Nein, niemals.“
 

Tränen brannten in seinen Augen.

Dieses Schlachtfeld.. Es konnte einfach niemand überlebt haben, der hier gekämpft hatte.. Das ganze Blut.. Es konnte nicht nur von einer einzigen Person stammen, die hier den Tod gefunden hatte.

Nun knickten seine Knie endgültig zusammen. Er fiel nach vorne, stützte sich mit den Händen auf dem Boden ab. Blonde schmutzige Haare fielen ihm ins Gesicht, doch er achtete kaum darauf.

Die Robenträger, die Verletzten, die Leichen.. All das war aus seinen Gedanken gewischt.

Ein erstickter Laut kam aus seinem Mund, als er versuchte zu schreien, nach seinem Geliebten zu rufen.

Das Geräusch wandelte sich zu einem Gurgeln. Tränen lösten sich aus seinen Augenwinkeln, rannen seine Wangen hinab, die von dem vorigen Kampf unzählige Schürwunden davongetragen hatten. Er kniff die Augen zusammen, er wollte nichts mehr von alledem sehen.
 

„Hast du mich angelogen?“

„Wann?“

„Als du sagtest, dass du bei mir bleibst.“
 

Er hatte ihm nicht beigestanden, er hatte ihn allein gelassen..

Nur mit enormer Willensanstrengung schaffte er es, seine Augen wieder zu öffnen. Eigentlich wollte er das Schlachtfeld nicht mehr sehen.

Er wollte nicht wissen, was für Qualen sein Geliebter hatte erleiden müssen.

Das Blut troff von einzelnen Blättern.

Wie gebannt starrte er einen dieser Tropfen an, wie er sich am Rande des Blattes sammelte und so schwer wurde, dass er zu Boden fiel.

Es erschien ihm alles so unwirklich und surreal. Er konnte einfach nicht fort sein.

Sie hatten doch soviel zusammen erlebt, soviel durch gestanden. Da konnte er doch nicht einfach verschwunden sein.. Oder etwa doch?

Kraftlos ließ er sich auf den Boden fallen, rollte sich auf den Rücken.

Über ihm konnte er den leuchtend blauen Himmel sehen. Ein hohles Lachen entfloh seinem Mund.

Die Natur machte sich über die Menschen lustig. Wie dumm sie doch waren, wenn sie Krieg führten, obwohl sie doch ganz genau wussten, dass es nichts brachte.

So vielleicht könnte die Natur denken, dass sie nun einen Grund hatte, den Himmel in diesem wunderschönen Blau erstrahlen zu lassen.

Sie verspottete ihn. Verhöhnte ihn.
 

„Du liebst die Natur so sehr.. Ich kann das nicht verstehen.“

„Warum denn nicht? Sie ist einfach wundervoll. Jeden Tag geschehen in der Natur so viele Wunder und wir wissen sie einfach nicht zu schätzen.“
 

Wieder wollte er schreien, wollte die Natur dafür verfluchen, dass sie da war, wollte alles verwünschen, was ihm unter die Augen kam.

Doch er konnte nicht. Jedes Mal brach nur ein Krächzen aus seinem Rachen hervor. Kein wirkliches Wort, kein Buchstabe.

Ein Vogel kreischte laut auf, flog direkt über die Lichtung. Selbst die Tiere begannen ihn zu verspotten.

Was hatte er nur falsch gemacht, dass man ihn nun so sehr bestrafte?

Er legte den Arm über die Augen.

Kein Licht, keine Hoffnung.

Auch als Blätter eines Gebüsches raschelten, machte er sich nicht die Mühe aufzusehen.

Es war alles verloren. Er hatte alles verloren, alles, was ihm etwas wert gewesen war.
 

„Draco? Es ist geschafft.“

„Ein Glück, Harry.“

Zaghaft fanden die Hände der beiden Jungen zueinander.

Die Sonne schien. Der Himmel war blau. Ein Vogel trillerte sein Lied.

Und irgendwo ganz weit weg spürte man bereits die Folgen des Krieges. Nur hier, auf dieser Lichtung, waren sie noch nicht angekommen.
 

***



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-09-21T19:45:04+00:00 21.09.2009 21:45
Ich hab noch was vergessen XP
Dieses Kapitel hat mich an ein Lied erinnert,
das die Stimmung und die Hoffnung am Ende gut wiederspiegelt

Pur - Bis der Morgen kommt
http://www.youtube.com/watch?v=1KqARo0r7mc
das ist der Link dazu =)

Bussi
Aki ;)
Von: abgemeldet
2009-09-21T19:40:03+00:00 21.09.2009 21:40
Hay =)
Na toll *grummel*
Nur weil ich Schmerzen in meiner Hand hab -.-
Zweite Zeile, klein Aki ist schon etwas skeptisch...

Rees schrieb:
"es ist so, als wenn dray wieder nach langer zeit nach hause gekommen ist und man hat das gefühl von hoffnung und das alles wieder gut werden kann, wenn das leben mal nicht so klappt, wie man es selbst möchte und man echt schlechte tage hat..."

Hach ja, da hast du völlig Recht ;)
Seine Gedanken kreisen nur um den Schwarzhaarigen und dann,
man meint, er hätte alles schon verloren,
dann findet er ihn und beide zu einander
und man spürt richtig die Hoffnung, dass alles besser werden wird,
jetzt da sie zusammen sind. =)
Mir ist richtig das Herz aufgegangen
Das ist so ein Gefühl, das kann man gar nicht beschreieben...
Es ist, als hätte jemand dein Herz in der Hand,
die ganze Zeit, während des Lesens und dann am Ende,
wo die beiden zu einander finden,
spengt diese unsagbar, greifbare Hoffnung
diese Hand, welche dein Herz umklammert einfach weg
und es fühlt sich an, als ob du zum ersten Mal wieder richtig
frei atmen könntest.

Ha, ich hab mal Rees nicht alles nachgeplappert =))
Freu mich wahnsinnig auf nächsten Monatag
Bussi
Aki ;)
Von:  Rees
2009-09-21T18:16:44+00:00 21.09.2009 20:16
hey ho^^
ich mach hier mal gleich weiter...
( und diesmal ist es mein sieg aki)

es ist so traurig...
drays gedanken sind so traurig...
ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll... und traurig ist eindeutig nicht das richtige wort...
so wie dray dort durch die gegend wandert und imma wieder die gesprächsfetzen zwischen ihm und harry...
es ist so...
aba es ist auch romantisch...
wie die beiden an ihrer liebe festhalten, obwohl ihnen klar ist, dass das nicht wirklich funktionieren kann..
und der schluss ist total toll...
da kommen einem echt die tränen..
es ist so, als wenn dray wieder nach langer zeit nach hause gekommen ist und man hat das gefühl von hoffnung und das alles wieder gut werden kann, wenn das leben mal nicht so klappt, wie man es selbst möchte und man echt schlechte tage hat...

so genug von diesem gerede...
freu mich auf ein neues kap und *Knuddel*
Rees


Zurück