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Zehn Dinge, die ich an dir hasse

Teil der Bandserie
von

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Wieder wie früher?

In den nächsten Tagen versuchte Charly immer wieder Andi zu erreichen, aber wenn er anrief, war nur der Anrufbeantworter dran und bei Andi zuhause öffnete ihm auch keiner, wenn er klingelte! Charly hatte ein ungutes Gefühl.

Deswegen ging Charly am Donnerstagnachmittag zu Andi und versuchte wieder, ob er öffnen würde, aber nichts rührte sich. Er ging ums Haus herum und schaute durch jedes Fenster, nirgendwo konnte er Andi sehen. Schon ziemlich besorgt sah er dann durch die Terrassentür. Das Wohnzimmer war leer und er wollte sich schon umdrehen und wieder gehen, als er Andi sah. Der lag im Flur auf dem Fußboden und rührte sich nicht mehr. Auch, als er an die Scheibe klopfte.

Charly schrie in seiner Verzweiflung auf: „Scheiße, Andi!“

Er rannte so schnell er konnte zu Andis Gartenhaus, da er wusste, dass dort ein Schlüssel hing, falls Andi sich mal ausgesperrt hatte. Er griff hinter die Tür und zog den Schlüssel heraus. Dann rannte er zur Haustüre zurück und schloss sie ganz schnell auf.

Als er bei Andi angekommen war, ließ er sich auf die Knie fallen und legte Andis Kopf vorsichtig auf seinen Schoß.

„Andi, jetzt sag doch was! Bitte wach auf! Verdammt Süßer, du darfst jetzt nicht einfach so aufgeben! Bitte wach doch auf! ANDI!“

Das half alles nichts, Andi rührte sich nicht. Charly war so durch den Wind, dass er es nicht mal schaffte einen Krankenwagen zu rufen. Charly hob Andi mit Tränen in den Augen hoch und trug ihn ins Schlafzimmer. Er legte Andis Beine hoch und redete weiter auf ihn ein.

„Mensch Kleiner! Mach doch keinen Scheiß! Ich brauch dich doch so sehr! Was soll ich denn ohne dich machen, Liebling! Schatz! Ich liebe dich! Du darfst jetzt nicht einfach schlafen! Du musst aufwachen! BITTE! Ich tu alles für dich, aber bitte wach auf!“

Nach einer Weile besann er sich endlich darauf einen Arzt zu rufen, aber in dem Moment, in dem er aufstehen wollte, kam Andi endlich zu sich.

„Gut sei dank, Andi! Ich hab mir solche Sorgen gemacht! Wie geht’s dir?“

Andi sah sich verstört um und wusste nicht wie er ins Bett gekommen war: „Beschissen!“

„ Soll ich dir irgendwas machen? Willst du einen Tee oder ne Suppe?“

„ Ein Tee wäre sehr nett!“

„ Soll ich den Arzt anrufen?“

„ Nein, passt schon, mir geht’s gut!“

„ OK!“

Charly ging in die Küche und machte Wasser warm. Dann setzte er Andis Tee auf. Als er zurück ins Schlafzimmer kam, lag Andi im Bett und starrte an die Decke. Eine ganze Weile sprachen sie nicht miteinander. Es war eine komische Spannung zwischen ihnen und jeder von ihnen glaubte allein daran schuld zu sein. Aber keiner von den Beiden wusste auch genau, warum sie schwiegen! Irgendwann setzten sie sich zusammen ins Wohnzimmer und sahen fern und Charly stand immer wieder zwischendurch auf, um Andi einen Tee oder etwas zu Essen zu holen. Er kümmerte sich sehr um Andi, was diesen riesig beeindruckte. Es war wie früher. Der eine von beiden hatte sich immer um den anderen gekümmert, wenn dieser krank war. Und wenn es sie beide erwischt hatte, lagen sie nebeneinander bei einem zuhause und stritten sich darum, wer den Tee jetzt holen musste.

Irgendwann war es dann plötzlich 23Uhr und die beiden waren hundemüde.

Charly stand auf und wollte nach seinen Sachen greifen: „Also Andi, ich glaube du hast jetzt alles was du brauchst! Ich fahr jetzt mal nach Hause.“

„Du glaubst doch nicht, dass ich dich in dem Zustand noch Autofahren lass! Du fällst doch fast vor Müdigkeit um! Du kannst bei mir im Bett schlafen, das haben wir ja schon öfters gemacht. Also komm!“

„Aber…“

„Keine Widerrede! Was nützt es mir, wenn du mit deinem Auto am nächsten Baum landest, weil du am Steuer eingeschlafen bist! Du kippst ja jeden Moment um!“

Charly gab nach: „Na gut!“

Sie verzogen sich beide in Andis Schlafzimmer und legten sich ins Bett. Bald darauf waren beide eingeschlafen.
 

Am nächsten Morgen war Andi als erster wach. Er setzte sich auf und sah auf den schlafenden Charly und dachte nach.

„ Vielleicht war es wirklich nur ein dummer Scherz und wir werden wieder Freunde! Obwohl er ja richtig süß aussieht, wenn er schläft! Wieso ist das Leben nur so kompliziert? Warum können wir nicht einfach wieder Freunde sein?“

Ihm ging es schon viel besser.

Charly wachte langsam auf und sah sich um. Er blickt zu Andi, der ihn anlächelte: „Na, gut geschlafen?“

„Ja! Richtig gut!“

Charly beugte sich vor und küsste Andi. Dieser war so verwirrt, dass er nicht wusste wie er reagieren sollte. Erst als Charly ihn losließ, kam Leben in ihn. Er stieß ihn von sich, sprang aus dem Bett und schrie Charly an: „RAUS!!!!“

Charly wich zurück: „Aber Andi ich…“

„RAUS! Ich will dich NIE WIEDER sehen!“

Charly starrte Andi an und rannte dann mit Tränen in den Augen raus zu seinem Auto und fuhr los. Was hatte er nur wieder falsch gemacht? Andi sah so süß aus! Und das Lächeln! Was war falsch an einem Kuss?

Er fuhr zu Steffen und klingelte bei diesem. Total verschlafen und nur mit Boxershorts bekleidet, öffnete ihm dieser die Tür!

„Morgen, Steffen! Ich brauch deinen Rat!“

Steffen gähnte und sah auf die Uhr: „Das ist schön Charly, aber es ist 7Uhr morgens!“

„Na und?“

Steffen trat zur Seite: „Ja stimmt! Schlaf ist sowieso ungesund! Komm doch rein!“
 

Sie gingen in Steffens Küche, wo dieser sich gleich einen Kaffee aufsetzte und Charly sich auf einen Stuhl fallen ließ: „Also, was gibt es denn?“

„Es ist wieder wegen Andi!

„Wegen Andi? Ist er immer noch sauer?“

„Schlimmer! Schon wieder!“

Steffen sah Charly verwirrt an: „Schon wieder? War er zwischendurch etwa nicht sauer? Hab ich irgendwas verpasst? Ihr habt euch doch nicht versöhnt! Er war also sauer!“

„Von gestern Nachmittag bis heute Morgen nicht!“

„Und was hast du jetzt schon wieder angestellt?“

„Ich bin gestern Nachmittag zu Andi gegangen, weil ich mir Sorgen gemacht habe. Er hat nie abgehoben, wenn ich angerufen habe und auch nie die Tür geöffnet. Ich bin ums ganze Haus herum und hab ihn nirgendwo gesehen. Dann hab ich im Flur gefunden. Er lag da und hat sich nicht gerührt. Kannst du dir vorstellen, wie es mir ging?“

Steffen stand das Mitleid ins Gesicht geschrieben: „Ich glaub schon! Anscheinend ziemlich beschissen!“

„Er lag da wie tot! Ich hatte solche Angst. Ich hab den Schlüssel geholt und bin zu ihm rein. Er hat sich ne ganze Weile nicht gerührt und ich hatte solche Angst um ihn!“

„Wieso hast du nicht den Notarzt gerufen?“

„Steffen, daran hab ich nicht gedacht. In meinem Kopf war nur noch Andi. Andi, Andi, Andi ich konnte nichts mehr anderes denken. Ich hab ihn dann ins Schlafzimmer getragen und dann ist er endlich zu sich gekommen.“

„Hab ihr euch dann wieder gestritten?“

„Nein, ich hab ihn einen Tee und etwas zu essen gemacht und wir haben fern gesehen. Es war eigentlich alles ganz cool. Nur wusste irgendwie keiner von uns, was er sagen soll! Es war ne komische Situation. Am Abend haben wir erst gemerkt, wie spät es ist, als wir fast eingeschlafen sind. Ich wollte dann noch heimfahren, aber Andi hat mich nicht mehr fahren lassen.“

„Damit hatte er vielleicht auch Recht! Hast du dann auf seinem Sofa gepennt?“

„Ne, da fällt man ja schon runter, wenn man sich nur auf die Seite dreht. Ich hab mit ihm zusammen in einem Bett geschlafen.“

„Oh je!“

„Naja so schlimm war es gar nicht! Wir haben uns hingelegt, sind eingeschlafen und das war’s!“

„Und heute Morgen hat Andi dich gesehen und dich rausgeschmissen!“

„Nein! Als ich aufgewacht bin, war er schon wach! Er hat mich so lieb angelächelt und ich musste ihn einfach küssen!“

Steffen schaute wissend: „Und dann hat er dich rausgeschmissen!“

„Ja! Was war daran falsch?“

„Charly, er ist sauer auf dich, seit du ihm gesagt hast, dass du ihn liebst! Er denkt, du verarschst ihn und jetzt hast du ihn geküsst! Also was hast du falsch gemacht? Ich würde mal sagen: Alles!“

Charly war einer Verzweiflung nahe: „Was soll ich jetzt bloß tun?“

„Vielleicht hilft es ja, wenn du so tust, als wäre nichts gewesen! Wenn du so weiter machst, wie vor 2 Monaten! Wenn du dir das alles hier wegdenkst und einfach weiter versuchst nur sein Kumpel zu sein!“

„ Ich weiß nicht! Das kann ich nicht!“

„Was willst du denn sonst machen? Du hast dir die Suppe eingebrockt und musst sie jetzt auch wieder auslöffeln! Ich kann dir das nicht abnehmen, so gern ich es auch tun würde! Das ist ganz allein deine Aufgabe!“

„ Aber ich liebe ihn doch! Ich kann doch nicht einfach so tun, als ob nichts gewesen wäre und Andi und ich noch die besten Freunde wären. Er ist so süß! Irgendwann würde ich ihn wieder küssen. Und dann ist es genauso wie jetzt!“

„ Du musst versuchen deine Kontrolle zu bewahren. Du musst dich zurückhalten und nur daran denken, dass du Andi niemals verlieren willst!“

„ Das kann ich nicht! Ich muss ihm nur in die Augen schauen und ich hab mein Tun nicht mehr unter Kontrolle. Bei mir setzt jedes bisschen Verstand aus. Ich kann mich dagegen nicht wehren! Es passiert einfach! Ich bin wie in Trance! Es ist als würde ich schweben und von jemand anderem gesteuert werden!“

„ Du musst es trotzdem versuchen, wenn du Andi nicht verlieren willst.“

„ Vielleicht hast du ja recht! Ich muss es zumindest versuchen! Mehr als schief gehen kann es ja nicht!“

„Das ist die richtige Einstellung, Mann! Es wird schon irgendwie gehen! Du bist nicht allein! Vielleicht läuft dir dann irgendwann ja mal ein süßer Mann über den Weg.“
 

Als Charly wieder zuhause war, dachte er lange nach. Über alles! Wie Andi und er sich damals kennen gelernt hatten. Über ihre Eltern! Wie viel Spaß sie zusammen hatten! Und wie das jetzt alles geendet war.
 

Zur gleichen Zeit bei Andi:

Nachdem er Charly rausgeschmissen hatte, war er weinend zusammengebrochen. So fand ihn Harry, der mal wieder nach ihm schauen wollte: „Hey Andi! Was ist los? Deine Tür stand offen! Ist irgendwas passiert?“

Andi schluchzte: „Charly war da!“

„Was hat er denn jetzt schon wieder angestellte? Langsam kommt mir das ganze ein bisschen komisch vor!“

„Erst hat er mir wohl das Leben gerettet. Ich war gerade auf dem Weg in die Küche, um mir noch einen Tee zu machen, als mir plötzlich schwarz vor den Augen wurde. Als ich wieder aufwachte, lag ich in meinem Bett und Charly war da. Er hat sich um mich gekümmert und mir meinen Tee gemacht. Ich dachte, alles wird wieder gut! Es war so wie früher, als wir noch Freunde waren. Er war immer für mich da, wenn ich krank war!“

„Aber?“

„Er war am Abend so müde, dass er fast im Stehen eingeschlafen wäre. Ich hab ihn dann natürlich nicht mehr Autofahren lassen! Er hat mit mir in meinem Bett gepennt.“

„Und was hat er gemacht!“

„Am Abend nichts! Als ich am nächsten morgen aufgewacht bin, schlief er noch! Er sah so süß aus! Er ist dann auch aufgewacht und plötzlich hat er mich einfach so geküsst!“

„Das ist doch schön!“

„War es ja auch!“

„Aber?“

„Er hat es wieder nicht ernst gemeint!“

Harry wurde etwas laut: „Ich glaub es nicht! Da küsst dich der Typ, in den du schon so lange verliebt bist und du zweifelst wieder an seiner Ehrlichkeit! Das darf doch nicht wahr sein! Wieso gibst du ihm nicht einfach eine Chance? Er kann sie nicht nutzen, wenn du sie ihm nicht gibst! Vielleicht meint er es ja wirklich ehrlich! Vielleicht redest du dir ja nur was ein! Und Charly ist doch zumindest bi! Vielleicht ist er ja doch in dich verliebt! Vielleicht ist er doch ehrlich zu dir?“

„Das hab ich auch mal gedacht! Es gab schon mal so einen Typen in meinem Leben! Erst hat er einen auf guten Freund gemacht und dann hat Michael mir gesagt, dass er total in mich verknallt ist! Ich hab ihm das geglaubt und irgendwann hab ich ihn und seine Freunde belauscht und gehört, dass er mich nur verarscht hat! Er hat sich damit gerühmt, mich kleinen Schwulen verarscht zu haben! Weißt du, wie weh das tut?“

„Aber nur, weil dieser Michael so war, heißt es nicht, dass Charly auch so ist!“

„ Aber er ist so!“

„ Vielleicht ja, aber du solltest ihm trotzdem noch eine Chance geben!“

„Ich lass mich nie wieder so verletzen!“

„Ich muss das wohl akzeptieren!“

„Irgendwie werde ich das schon schaffen!“

„Das wirst du wohl! Aber wenn du so weiter machst, wirst du dich selbst zerstören!“

Andi begann wieder heftig zu schluchzen: „Ich weiß es doch! Aber ich kann nicht anders! Ich krieg ihn nicht aus meinem Kopf und dabei will ich doch!“

„Ich sag dir jetzt was, worüber du nachdenken sollst! Nimm es dir ein bisschen zu Herzen und vielleicht hilft es dir ja! Kennst du den Spruch: Kein Mann der Welt ist deine Tränen wert und der, der es doch ist, würde dich nicht zum Weinen bringen!“

„ Er ist es aber wert, dass ich wegen ihm weine!“

„ Siehst du, dann tu was, damit er dich nicht mehr zum Weinen bringt!“

„ Das kann ich nicht! Weißt du, manchmal gehen mir so Gedanken durch den Kopf, ich weiß nicht mehr was ich glauben soll! Ich sitzt oft Stundenlang da und dann schreib ich plötzlich Gedichte oder Songtexte. Es ist alles so verwirrend. Hier lies mal:“

Mit den Worten warf er Harry eine Mappe zu: „Den letzten Songtext hab ich gestern geschrieben!“

Harry schlug den Hefter auf und las das erste Gedicht. Es ging wie so viel andere Gedichte in der Mappe um die Frage „Liebst du mich?“

„Ich wünschte, ich könnte dir die Antwort auf deine Frage geben! So kann ich nur hoffen, dass du sie irgendwann bekommst! Eine wahre Antwort! Ich wünschte es wäre ‚Ja!’!“



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