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Träume

von

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KAPITEL 6
 

Als Farin Urlaub am nächsten Morgen erwachte, registrierte er höllische Schmerzen im Kreuz und im Nacken, noch bevor er die Augen öffnete. Er stellte fest, dass er sich in sitzender Position befand und richtete sich langsam auf. Mit schmerzverzerrtem Gesicht reckte er sich und öffnete die Augen. Er saß an seinem Schreibtisch, vor ihm lagen viele angefangene Papierbögen. Um ihn herum lagen noch viel mehr zerknüllte. Er nahm das Blatt Papier, das oben auf dem Stapel lag, in die Hand und las die ersten Zeilen:
 

„Ich wünsch´ mir, dass ich dich vergessen kann,

ich würd´ dich gerne einfach ignorier ´n ,

ich bin mir sicher, irgendwann wird das auch einfach über Nacht passier´ n“
 

Farin entrang sich ein schiefes Grinsen, und da kamen sie auch schon, die Gedanken und Erinnerungen, die er ursprünglich verdrängen wollte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm allerdings, dass er dieses Vorhaben auf später vertagen musste.
 

Er sprang auf, schaffte einen neuen Weltrekord im Frühstücken, Anziehen, Richten und Aufbruchbereit-Sein in weniger als einer halben Stunde, spurtete aus dem Haus, in den Wagen, drehte den Zündschlüssel um und düste zum Studio. Geschwindigkeitsbegrenzungen und Anschnallpflicht wurden kurzzeitig zu Fremdwörtern. Wozu war er schließlich Rockstar und somit reich?
 

Vor dem Tonstudio angekommen rauschte er auf den Parkplatz und rammte nur beinahe Rods Wagen, als er in die Parklücke schoss. Wär aber egal gewesen, Rod ist schließlich auch ein reicher Rockstar. Farin stieg aus seiner Kutsche, drückte im Rennen den Zentralverriegelungsknopf seines Autoschlüssels und spurtete ins Gebäude. Drinnen schloss er die Tür hinter sich, stützte seine Hände auf die Knie und hechelte, als ob er gerade den Marathon-Lauf absolviert hätte. So ein Scheiß, dachte er erschöpft, ich glaube, ich werde doch langsam zu alt für sowas.
 

Als er den Kopf hob, erblickte er Rodrigo, der ziemlich belustigt an seinem Kaffee nippte.
 

„Was grinst´ n du so?“ fragte Farin ihn leicht gereizt, der das gar nicht lustig fand.
 

„Ich find´s nur geil, wie du hier gerade mitten auf´ m Flur stehst und so keuchst, wo du doch sogar eine geschlagene Stunde zu früh dran bist. Manchmal ist dein Drang zum Perfektionismus echt´ n bisschen übertrieben.“
 

„Nee, ne?!“ fragte Farin atemlos und glaubte, er habe sich verhört. Eine Stunde zu früh dran??? Und dafür hat er sich so beeilt?? Farin war kurz vorm Zusammenbruch. Das durfte jetzt nicht wahr sein…
 

„Ist aber eigentlich gut“, setzte Rod erneut an, „Bela ist nämlich auch schon da. Das heißt, wir können früher anfangen. Was ist eigentlich los mit dir, Jan? Kann mich nicht daran erinnern, wann du das letzte Mal etwas durcheinander gebracht hast.“
 

Farin hörte Rods besorgte Frage gar nicht mehr. Bela ist schon hier… Verdammt! Farin hatte bisher noch keine Gelegenheit sich zu überlegen, wie er auf ihn zugehen sollte.
 

„Hey, Großer! Gehen wir oder was?“ Rod stand neben Farin und sah ihn wartend an. Dieser blickte ihm kurz ihn die Augen, nickte knapp und so machten sie sich auf den Weg zum Aufnahmeraum.
 

Schon von draußen konnte man Bela vernehmen, der wild auf seine Drums einschlug. Uwe drehte an irgendwelchen Knöpfen und versuchte den Lärm, den Bela veranstaltete, zu übertönen. Als Farin und Rod den Raum betraten, hielt Bela inne und drehte den rechten Stick zwischen seinen Fingern. Er sah Farin an, doch dieser hatte sich der Crew zugewandt und sprach etwas mit ihnen, das Bela nicht verstand. Schließlich kam er hinter seinem Schlagzeug hervor, und alle kamen für eine Arbeitsbesprechung zusammen. Die Songs wurden endgültig festgelegt, die Instrumentalisierung besprochen, und ca. eineinhalb Stunden später konnte man mit den Aufnahmen beginnen. Bela hatte jedoch so seine Probleme beim Drumming, und dieses Instrument wurde bei den Ärzten grundsätzlich zuerst eingespielt. Er verpatzte sein Einsätze, verspielte sich, kam aus dem Takt. Irgendwann schleuderte er seine Sticks durch den Raum, brüllte ein entnervtes „Ach, Scheiße!“ und ging von seinem Schlagzeug weg. Er lief einige Schritte unruhig durch den Raum und stemmte die Hände in die Hüften, während er ausatmete. Die anwesenden zuckten nur die Schultern, Farin jedoch beobachtete Bela und es wurde ihm schmerzlich bewusst, dass er einem klärenden Gespräch nicht aus dem Weg gehen konnte, denn wenn es nicht an dem vorigen Abend lag, woran sonst?
 

Bela verließ den Aufnahmeraum, ignorierte gekonnt die verwunderten Blicke seiner Kollegen und ließ sich gegen eine Wand plumpsen, an der er angelehnt stehen blieb. Farin warf ihm dann und wann verunsicherte Blicke zu, die Bela an sich abprallen zu scheinen ließ. Keiner traute sich zu fragen, weshalb Dirk Felsenheimer so einen schlechten Tag erwischt hatte. Farin, der wieder den Arbeitsmodus aktiviert hatte, schielte unruhig zur Uhr hinüber und dann zu Bela. Dieser drehte seinen Kopf zufällig einen Lidschlag später in Farins Richtung, sodass ihre Blicke sich trafen. Beiden war dieser Moment etwas unangenehm, doch sie wollten auch beide dieses Duell nicht verlieren.
 

„Na, wat is´ denn nu?“ fragte Farin in die Stille des Raumes hinein. Belas leicht verwirrten Blick ignorierte er einfach.
 

„Wie, wat is´?“ Bela zog die Augenbrauen leicht zusammen, da er keinen blassen Schimmer hatte, was Jan Vetter da von ihm wollte.
 

„Ick dachte, du wolltest dich mit mir noch kurz unterhalten, bevor´s richtig losjeht. Haste doch gestern Abend am Telefon noch jesacht. Du weißt schon… „ endete Farin bedeutungsschwanger und wies mit dem Kopf in Rodrigos Richtung. Er hoffte inbrünstig, dass Bela seine Andeutung verstand und sah ihm fest in die Augen. Komm schon, steig drauf ein!
 

Bela erwiderte Farins Blick, kniff kurz die Augen zusammen, warf einen flüchtigen Blick auf Rod, dann verstand er. Langsam hob er den Kopf, sein Mund verzog sich zu einem Grinsen.
 

„Ach sooo, DAS meinst, ja richtig! Wir ham da ja wat kleenet vorbereitet!“ Bela grinste Rod jetzt breit an, und auch Farin lächelte in die Runde. Die Stimmungslage entspannte sich endlich, und Rod warf seinen beiden besten Freunden äußerst verwirrte Blicke zu.
 

„Ihr Schlawiner habt wieder irgend´ ne total irre Idee, was?“ fragte die Managerin Axel Schulz, aber Farin und Bela lächelten nur geheimnisvoll.
 

Schließlich gingen „die Grinsekatze“ und „Der Graf“ durch die Tür und verließen den Raum.
 

„Wohin?“ fragte Farin Urlaub nur knapp.
 

„Balkon“ kam die Antwort ebenso knapp zurück.



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