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Zwischen Leben und Sterben

von

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Erwachen

Wenn sie morgens erwachte, war die Welt wieder in Ordnung, alles vergessen. Ihre Tränen waren getrocknet, der Hass in ihrem Inneren abgeflaut, nur um von neuem geschnürt zu werden.

Dann wachte sie auf mit einem Lächeln auf den Lippen, putzte sich sorgfältig ihre Zähne, zog sich an, um sich auf den Weg zur Schule zu machen. Jeden Tag.

Wenn sie dort ankam, saß sie noch da, stand rum, beobachtete die Menschen, las selten etwas, bis der Unterricht begann. Erst dann brach die Welt über ihr zusammen, Trauer legte sich wieder auf ihr Gemüt, auf ihr Herz. Panik machte sich in ihr breit.

Es passierte nichts neues, der Unterricht ging von statten wie jeden Tag. Vorne redete der Lehrer belangloses Zeug, zumindest kam ihr es wie welches vor, während im Hintergrund alle tuschelten, redeten und auch lachten. Meistens einfach so über ihre eigenen Witze, doch manchmal auch über das stille Mädchen mit den roten Haaren.

Wie immer versteckte sie sich, starrte auf ihre Fingernägel, versuchte die Tränen zu unterdrücken, irgendwie den Worten des Lehrers zuzuhören. Es klappte nicht.

Alles zog an ihr vorbei, rauschte durch ihr Bewusstsein, viel zu schnell, als dass sie es hätte aufnehmen können und der Tag war wieder vorbei.

Red erschrack, als sich ein Schatten über ihren Tisch legte.

„Red?“, der Deutschlehrer kam auf sie zu, hockte sich vor ihrem Tisch hin. Entsetzt angesprochen zu werden, starrte sie ihn an, verkrampfte automatisch ihre Finger. „Ich weiß, dass du gerne schreibst und so weiter und ich wollte dich deswegen fragen, ob du nicht Lust hast einen Schreibwettbewerb der Schule mit zu planen.“

Langsam begannen ihre Augen zu glänzen, Freude tat sich in ihr auf und gleichzeitig sprang ihr Herz auf, sie konnte wieder spüren, wie es schlug.

„Wie kommen sie aufgerechnet auf… mich?“, ihre Stimme klang viel zu hoch, unbenutzt. Sie selbst erschrak bei dem Klang ihrer Stimme.

„Na ja, du siehst nicht immer glücklich aus und ich dachte, vielleicht könntest du daran Freude haben. Also, was meinst du?“

Heftig nickte Red, ließ ihre Haare schütteln. „Jajajajajajajajaja~ Ich will da mitmachen!“

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht verschwand der Lehrer, winkte ihr noch zu, meinte noch schnell: „Versteck dich nicht immer im Klassenraum, frische Luft soll nicht schädlich sein wie ich gehört habe.“

Wieder mit einem bitteren Lächeln schaute sie ihm hinterher, blieb dann alleine in dem Raum zurück. Von Draußen hörte sie die Stimmen unzähliger Kinder in ihrem Alter, älter als sie, sah aus dem Fenster wie sie spielten und lachten.

„Wann darf ich auch so lachen?“, leise seufzte sie in sich hinein, setzte sich wieder an ihren Platz, wartete auf den Gong der die nächste Stunde ankündigte.

Dann kam plötzlich Wolf in den Raum, legte den Ranzen ab und setzte sich an den Platz direkt hinter ihr, wie immer. Doch dieses Mal hatte sie das Gefühl eine Veränderung wäre da, etwas Neues zwischen den Beiden.

Unter großer Anstrengung drehte sie sich um, blickte sie an, versuchte sich nicht wieder von ihr abzuwenden.

„Du wolltest mir doch gestern etwas sagen, ne?“, begann sie langsam, wartete auf ihre Aufmerksamkeit, auf ihren Blick, „dann bist du weggelaufen… was wolltest du eigentlich sagen?“

Kurz setzte ihr Herz aus bei ihrem Blick, ein Schauer, positiv oder negativ?, stieg ihren Rücken hinauf.

„Ach, vergiss es. Ist bestimmt nicht wichtig gewesen…“, schnell wand sich Red wieder ab, krallte ihre Hände um den Füller, schrieb wieder auf dem Papier Worte nieder.
 

Es war bestimmt nicht wichtig.
 

Es war bestimmt nichts Wichtiges.
 

Warum fühlte sie sich plötzlich so unwohl? Warum hatte sie das Verlangen zu weinen, zu schreien, davon zu laufen?

Und… warum wurde ihr so heiß?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-02-13T15:46:19+00:00 13.02.2009 16:46
Wow, toll, dass es hier vergleichsweise schnell weitergeht!
Auch dieses Kapitel hat mir gefallen... und ich mag es, wie man den Titel auf die Veränderung übertragen kann, auf den Ausbruch aus der alltäglichen Monotonie...

Es freut mich, dass Red immerhin einen netten Deutschlehrer hat, so etwas ist eine Menge wert. Es ist toll, wenn wenigstens einer freundlich zu einem ist, obwohl er einen nicht kennt, nichts weiß...

Aber ich hoffe, dass die Mitschüler nicht noch "freundlicher" werden, wenn sie spitz kriegen, was da geplant ist. Na ja.
Vielleicht haben die Beiden es bis dort hin endlich geschafft, miteinander zu reden, vielleicht stützen sie sich ja gegenseitig, wenn das der Fall ist.
Ich hoffe es.

Es war wieder schön zu lesen, nur sind mir ein paar Ungereimtheiten beziehungsweise Verbesserungsvorschläge aufgefallen/ in den Sinn gekommen.

>nur um von neuem geschnürt zu werden.
Heißt das Sprichwort nicht, dass etwas, z.B. Feuer, geschürt wird?
Wenn nicht, ist das interessant zu wissen, es ist erstaunlich, in wie vielen Fassungen so manch ein Sprichwort im Umlauf ist...

>als dass sie es hätte aufnehmen können und der Tag war wieder vorbei.
Dieses "und der Tag war wieder vorbei" würde sich als eigenständiger Satz besser lesen lassen, so wirkt es, als sollte möglichst viel in den Satz, als wäre das einfach mal so dazu gepackt worden.

>Red erschrack,
Da ist ein "c" zu viel.

Aber sonst ist dieses Kapitel super,
Liebe Grüße, Polaris


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