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Das Leben danach

Kriegsende und jetzt?
von

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Sonntag Teil IV

Kapitel 13
 

Jesse trat auf die Seite und ließ den Fremden an seinen Platz. Als April von dem seltsamen Typen aus dem Auto gezogen wurde, erblickte sie ein großes schwarzes Raumschiff. Sie musste nicht auf den Namen des Schiffes sehen um zu wissen vor welchem sie stand. Einiges wurde ihr nun klar. Dieser Typ musste ein Bekannter von Trista sein, denn er war ein Weltraumpirat. Und soweit der weibliche Star Sheriff wusste, hatten die Outrider nie etwas mit den Piraten gemeinsam gemacht. April hatte dieses Schiff noch nie zuvor gesehen, aber sie wusste dass ein anderes Sondereinsatzkommando des KOK auf Jagd nach diesem Weltraumschiff war. Die Weltraumpiraten streunten bereits durch das neue Grenzland bevor die Outrider überhaupt aufgetaucht waren, enterten Schiffe und scheuten auch nicht vor Outriderschiffen zurück.

Ihr wurde so einiges klar. Dann war dieser Fremde also ein Pirat. Doch Piraten hassten Outrider und Outrider hassten Piraten, warum halfen dann die Piraten Jesse Blue? Wegen Trista? Und wie kam Trista überhaupt zu den Weltraumpiraten?

Jesse beugte sich nah zu ihrem Ohr: „Ich sehe das es in deinem hübschen Köpfchen rattert. Ich nehme an du weißt vor welchem Schiff du stehst!“

„Black Treasure!“ Monoton und leise kam die Antwort, während April das schwarze Schiff musterte. „Ich habe sie noch nie zuvor gesehen!“

„Das könnte daran liegen, dass du dem Sondereinsatzkommando Outrider eingeteilt warst!“

April sah sich um. „Wo sind wir hier überhaupt? Yuma hätte dieses Schiff sofort gestellt, wenn sie es gesehen hätten!“ Sie standen auf einem verlassenen Fabrikgelände. Die einzelnen Hallen zerfielen langsam um nach und nach zu Ruinen zu werden. Zwischen zwei Hallen bot sich genug Platz um ein großes Raumschiff zu landen. Natürlich war die Black Treasure kleiner als Ramrod, denn keines der Schiffe kam an ihren Ramrod heran. Doch sie wusste, dass es für ein Piratenschiff groß und dennoch sehr schnell und wendig war. April hatte sich aus Neugier mit einem ihrer Kollegen ausgetauscht und viele interessante Dinge erfahren. Das Schiff war mit der neuesten Technik ausgestattet, bot viel Platz und war wohl eines der teuersten Schiffe im neuen Grenzland.

Plötzlich spürte sie einen festen Handgriff an ihrem Oberarm. Zwei Finger drückten sich in ihr Fleisch. Schmerzhaft biss April die Zähne zusammen. Wenn der Typ noch fester drückte, würde er ihren Knochen zermalmen. Mit einem kräftigen Ruck zog er sie hinter sich her. Zu schwungvoll denn die Blondine strauchelte und fiel zu Boden. Zum Schmerz im Arm kam nun auch noch ein brennender Stich in ihren Knien.

Genervt zog der Fremde sie wieder auf die Beine und zerrte sie mit.

Schmerzhaft biss sie die Zähne aufeinander. Er hätte doch etwas sagen können, sie wäre schon mitgekommen. Was blieb ihr denn anderes übrig? Ihre Hände waren nach wie vor an ihrem Rücken gefesselt. Sie hatte kaum Kraft sich zu befreien und selbst wenn ihr die Flucht gelingen sollte, wäre Deena immer noch in ihrer Gefangenschaft.

Jesse marschierte neben April. Immer wieder wechselte sein Blick von dem Star Sheriff zu dem Piraten. Wobei er sie besorgt musterte und ihn mit seinen Augen zu malträtieren versuchte.

April suchte die Gegend nach Deena ab und fand sie mit Trista beim Einstieg.

Sanft aber bestimmt dirigierte die Braunhaarige die neue Privatärztin von Jesse durch den Gang in den hinteren Teil des Schiffes. Der Gang war hell erleuchtet und Deena konnte Türen zu ihrer linken Seite ausmachen. Diese führten bestimmt zu den Unterkünften der Besatzung. Ihr Blick wich zu Trista und die Ärztin konnte die entschlossene Braunhaarige von der Seite mustern. Wohin wurde sie gebracht? Und wieso kannte sie sich auf diesem Schiff so gut aus? Sollte sie es wagen? Sollte sie Trista fragen? Sie hatte doch gesehen, dass die Braunhaarige sie am liebsten hätte laufen lassen wollen. Wieso machte sie das alles? Wieso half sie Jesse Blue? Und was war das überhaupt für ein Schiff? Wo würden sie sie hinbringen? Doch schon blieben sie vor einer verschlossen Tür zur linken Seite stehen. Trista öffnete sie und stieß Deena voran, hinter sich die Tür wieder schließend. Dieser Raum war viel spärlicher beleuchtet als der Gang. Mit wenigen Schritten waren sie am anderen Ende des Zimmers angekommen und die Brünette ließ Deena los. „Hier bleibst du erstmal! Wenn du etwas brauchst, ich werde immer wieder nach dir sehen!“

Deena setzte sich und kaum das sich ihre Augen an den wenig beleuchteten Raum gewöhnt hatten fand sie Tristas Augen. „Warum?“

Eine Spur Traurigkeit erschien in den blauen Augen. Ehe die junge Frau antworten konnte, öffnete sich die Tür und zwei finstere Gestalten traten ein. Beide trugen ähnliche Kleidung wie der Fremde, der sie abgeholt hatte. Leise unterhielten sie sich und warfen hin und wieder Blicke zu der schwarzhaarigen Frau.

Deena saß in einer Ecke gekauert und zog ihre Beine an sich. Ihre Hände konnte sie immer noch nicht frei bewegen, da diese hinter ihrem Rücken gefesselt waren. So sehr sie sich auch bemühte, sie fand einfach keine angenehme Sitzstellung. So gab sie es auf und beobachtete die drei ängstlich. Wo war bloß April? Wo haben sie sie hingebracht? Sie hatte sie nicht mehr gesehen, seit sie aus dem Auto gestiegen war. Ihre Sorgen stiegen ins Unermessliche, denn sie wusste, dass nur Jesse Blue bei ihr war. Um sich abzulenken besah sie sich diesen Raum genauer. Er erinnerte sie, von der Größe, an ihr kleines Büro im Krankenhaus. Mit dem Unterschied dass ihr Büro hell erleuchtet war, während dieser Raum nur von wenig Licht erhellt wurde. Durch die spärliche Beleuchtung wirkte alles finster und gefährlich und in Deena stieg eine Unbehaglichkeit auf, die sie noch nie zuvor erlebt hatte.

Plötzlich erklang ein Schrei.

Ein Schatten hüllte sie in Dunkelheit. Ein kräftiger Schlag traf sie auf ihren Hinterkopf und alles wurde um die Ärztin herum schwarz.
 

Fireball saß in seiner Wohnung im Dunkeln und Stillen. Er schien so leblos, doch in seinem Kopf ratterte es ohne Pause. Seine Gedanken kreisten um April und Deena. Was konnte passiert sein? Wo konnte sie sein? Wer hatte noch alles seine Finger mit im Spiel? Gegen Trista konnte sich April doch verteidigen. Sie legte im Karatekurs die Jungs reihenweise auf die Matte, da wird doch eine Frau ein Leichtes für sie sein. Zudem war seine Kollegin nicht ein kleines, schüchternes, naives Blondchen, sondern eine toughe, kluge, junge Frau, die keineswegs auf den Mund gefallen war und der man nichts vormachen konnte. Sie behielt in jeder Situation einen klaren Kopf. Wie konnte es dann nur zu so einer undurchsichtigen Lage kommen?

Er überlegte wann er sie zuletzt gesehen hatte und mit wem. Doch ihm fiel nur ein, dass er sie zuletzt in der Bar gesehen hatte. Ihr nicht ganz so schönes Gespräch kam ihm wieder in den Sinn. Verzweifelt ließ er seinen Kopf hängen und raufte sich mit den Händen die Haare. Es war zum Verrücktwerden. Wieso konnte er nicht mehr mit ihr reden? Sie hatten sich alles anvertraut und plötzlich benahm sie sich als hätte es ihre Freundschaft nie wirklich gegeben. Was war nur passiert? Er überlegte wann das ganze überhaupt passiert war. Seit dem die Outrider besiegt waren, oder hatte es schon seit ihrem gemeinsamen Urlaub nicht mehr so funktioniert? Fireball konnte es nicht sagen.

Die Ohrfeige hatte damals eine klare Ansage gehabt, in seinen Augen zumindest. Doch diese Situation hatte er völlig falsch interpretiert. Zum Glück hatten sie das klären können, wenigstens zum Teil. Was war außerdem noch vorgefallen, dass er sagen und machen konnte was er wollte und sie immer damit verletzte?

Ein leises, aber durchdringendes Klopfen ließ ihn aus seinen Gedanken schrecken. Innerlich fragte er sich, wer das jetzt sein konnte. Kommandant Eagle wollte sich übers Telefon melden. Saber und Colt würden erst morgen auf Yuma eintreffen. Sonst fiel ihm keiner ein, der ihn aufsuchen würde. Langsam erhob sich der junge Mann von der Couch um nachzusehen, wer vor der Tür stand. Konnte es vielleicht sogar April sein? Ein Ruck ging durch seinen Körper und er eilte zur Wohnungstür. Wenn es April war… Er war sich sicher, er würde sie nie wieder gehen lassen.

Mit einem Satz war er bei der Tür und riss diese auf. „April?“, raunte er, als er direkt in zwei wasserblaue Augen sah.

„April?“ Das Wort wurde ihm teilweise etwas ungehalten zurückgeworfen. „Es tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, Fire!“

Es war Mandarin, die nach ihrem Freund sehen wollte, da er ebenfalls leicht niedergeschlagen am Vormittag wirkte. Wütend stemmte sie ihre Hände in die Hüfte, rümpfte ihre Nase und schüttelte ihren roten Schopf. Das war doch das höchste aller Gefühle. Sie kümmerte sich um ihn, opferte sich für ihn auf, wartete schon solange darauf ihm nahe sein zu können und dann dachte er nur noch an April? Mandarin musste schnellstens einen Riegel vorschieben. Er musste lernen nicht mit ihren Gefühlen zu spielen. Doch das tat er jedes Mal wenn er den Namen von Miss Eagle erwähnte. Sie drehte sich auf dem Absatz um und marschierte zurück zu ihrem Appartement.

„Mandy? Was ist denn?“ Etwas verwirrt hatte er ihre Reaktion beobachtet und folgte ihr auf den Flur um zu sehen, wo sie denn hin wollte.

„Ist schon gut, Fire. Gute Nacht!“ Die Rothaarige stand vor ihrer Tür und zog ihren Schlüssel hervor.

„Mandy, es tut mir leid! Ich mache mir nur Sorgen um sie. Sie scheint verschwunden zu sein! Bitte, geh nicht einfach so. Lass uns drüber reden!“ Fire wusste nicht mehr was er denken sollte. In letzter Zeit kannte er die Zickerein nur von April, doch das auch Mandarin diese Marotten hatte war ihm neu.

Als der Sterncaptain seine Worte hörte, verharrte sie kurz. Auch wenn April für sie eine Konkurrentin darstellte, so war sie noch immer eine zuverlässige Kollegin und auch Freundin gewesen. Es schien wirklich etwas vorgefallen zu sein. So beschloss Mandarin ihm ein letztes Mal zu verzeihen und trat wieder auf seine Wohnung zu. Besorgt musterte sie nun ihren Freund. „Was ist passiert?!“

„Komm erstmal rein!“ Fireball hielt seine Tür auf und ließ seine Nachbarin eintreten. Dann kochte er ihnen erst einmal Tee, ehe er sie informierte.
 

Schweigend hatte Colt die Rechnung bezahlt und war mit Robin aus dem Restaurant verschwunden. Er kochte immer noch über die Unfähigkeit seines besten Freundes. Konnte er nicht einmal auf April aufpassen ohne dass gleich etwas schief ging? Er fragte sich was er schon wieder verpasst hatte. Sobald er seinen Hombre sah würde er ihn zu Kleinholz verarbeiten. Und nicht einmal der Schwertschwinger würde ihn dieses Mal aufhalten können.

In Robin sah es nicht sonderlich anders aus. Sie verstand nicht, wie April plötzlich verschwinden konnte. Sie konnte sich keinen Reim auf das Verschwinden der Freundin machen. Und wieso war Fireball nicht zur Stelle gewesen? Was war bloß in Yuma passiert?

Vergessen waren Colts Worte, sein schüchternes und verlegendes Handeln, sein geplanter Heiratsantrag… Vergessen war der ganze schöne Abend. Beide sorgten sich um April und hofften dass ihr nichts Schlimmeres passiert war.

In Gedanken versunken fuhren sie zu Ted um Josh abzuholen. Der kleine Junge war quicklebendig und hatte einen riesigen Spaß gehabt. Auf der Heimfahrt erzählte er in einer Tour was sie gemacht hatten.

Dass Colt und Robin nur mit einem halben Ohr zuhörten, merkte der Kleine in seinem Eifer gar nicht. Doch für die Erwachsenen schien es eine willkommene Abwechslung zu sein. Nachdem Colt geparkt hatte, schickte Robin ihren Bruder sofort ins Bad. Er sollte sich fertig machen und schon mal ins Bett gehen. Sie und Colt würden später noch bei ihm vorbeisehen.

Kaum war der Cowboy ins Haus getreten, schwank sein Blick zur besagten Schublade.

Robin blieb kurz stehen und drehte sich ihm zu. Sie beobachtete ihn und seine Reaktionen. Langsam trat er auf die Schublade zu und öffnete sie. Er nahm seinen Blaster heraus und hielt ihn in seinen Händen. Unbewusst verengten sich seine Augen.

„Glaubst du etwa…?“ Robin wagte kaum den Gedanken auszusprechen.

„Wir wissen nicht, was passiert ist, aber als Star Sheriff muss man immer vom Schlimmsten ausgehen. Ich kann nicht sagen, was es ist, aber mein Gefühl sagt mir, dass mehr hinter der ganzen Sache steckt.“

Robin trat mit gesenktem Kopf auf ihn zu und stellte sich hinter seinen Rücken. Ihre Augen waren geschlossen, während sie ihre schlanken Arme um seinen Bauch schlang. Ihren Kopf lehnte sie an seinen breiten Rücken und atmete tief seinen Duft ein. Wenn es so schlimm war, wie er meinte, würde er wieder für längere Zeit gehen. Sie wollte ihn nicht gehen lassen. Nicht schon wieder, nicht noch einmal. Sie wollte nicht wieder Angst um ihn haben, sich Sorgen machen und einfach nur abwarten ob er wieder lebend zu ihr zurückkam. Sie wollte ihn hier bei sich haben. Bei sich selbst und Josh.

Josh… Er hatte sich so über Colts Rückkehr gefreut und wenn er nun erfuhr, dass er wieder gehen musste… Sie wollte sich nicht vorstellen, wie Josh reagieren könnte.

Colt legte seine Waffe zurück in die Schublade und schloss sie wieder. Morgen nahm er sie mit, aber heute Nacht brauchte er sie nicht. Sanft aber bestimmt löste er Robins Arme von sich und drehte sich ihr zu. „Ich werde jetzt zu Josh gehen und sagen, dass ich morgen wieder abreise. Und dann werde ich mich ins Bett verziehen. Morgen wird ein anstrengender Tag.“

Robin hob ihren Kopf und suchte seine Augen. Ein Lächeln trat auf ihre Lippen. Sie wusste dass ihr Denken egoistisch war und sie konnte auch in seinen Augen sehen, dass ihm dieser so schnelle Abschied nicht gefiel.

„Ich komme auch mit!“
 

Saber und Sincia saßen schweigend beim Essen. Den Gemüseauflauf hätten sie nach dem Telefonat beinahe vergessen, wenn der Ofen nicht gepiepst hätte. Es war eine unangenehme Situation. Saber fühlte sich verpflichtet etwas zu sagen. „Hör zu. Sobald wir April gefunden haben, werde ich zurückkommen und Joanna von diesem Mann trennen! Hörst du? Ich habe es dir versprochen, und ich werde dieses Versprechen auch halten.“

Sincia blickte auf und sah ihm lange nachdenklich in die Augen. Sie konnte sich auf ihn verlassen, ohne Frage, doch viel mehr sorgte sie sich im Moment um ihn. Er war schweigsam gewesen, seit dem sie das Gespräch beendet hatte. Immer wieder fragte sie sich, was ihm durch den Kopf ging.

In seinem Blick veränderte sich etwas. „Glaubst du mir etwa nicht?“

„Wieso?“, stutzte sie und ihr wurde bewusst, dass sie nicht reagiert hatte. „Saber, ich weiß, dass du deine Versprechen hältst. Am wichtigsten ist jetzt die Suche nach April. Das weiß ich. Viel eher mache ich mir Sorgen um dich. Was geht in dir vor?“

Saber schüttelte seinen Kopf und unterdrückte ein Schmunzeln. „Ich habe mir nur Foltermaßnahmen für meinen Piloten überlegt. Dieses Mal wird er mir nicht so leicht davon kommen. Nicht mal wenn sich mir Colt mit seinen Waffen in den Weg stellt.“

Erschrocken blickte Sincia ihn an. Solche Worte hatte sie noch nie von ihm gehört.

„Keine Angst, er wird das überleben, immerhin weiß ich nicht wie ich April erklären soll, warum Fire nicht bei der Suche mit dabei ist.“ Ein schelmisches Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen und auch Sincia lächelte wieder.

Gemeinsam aßen sie auf und wuschen das Geschirr ab. Danach wollte Saber sich seine Schlafcouch richten als Sincia an ihn herantrat. „Ich… Saber, ich möchte…. Ich wollte dich fragen, ob du… würdest du… bei mir schlafen wollen?“ Mehr als errötet senkte Sincia ihren Kopf und konnte somit nicht mehr sein Lächeln sehen. Zaghaft trat er auf sie zu und schloss sie in seine Arme. Ganz sanft drückte er ihr ein Küsschen auf die Stirn und führte sie ins Schlafzimmer.
 

Josh saß in seinem Bett und blickte aufmerksam zwischen Robin und Colt hin und her. Er wollte nicht so recht glauben, was er gehört hatte und erwartete noch ein „April, April“, oder „War nur ein Scherz“, doch nichts dergleichen passierte. „Ehrlich?“ Seine Augen zeigten plötzlich soviel Traurigkeit, doch er riss sich zusammen. Er war doch schon groß und er wusste dass Colt Aufgaben hat und ihn das neue Grenzland brauchte.

„Ja, Kleiner, es tut mir leid“, bekümmert sah der Cowboy seinen kleinen zukünftigen Schwager an. „Aber ich werde wiederkommen.“ Colt wuschelte Josh durch die Haare.

„Das weiß ich doch“, winkte der Junge ab und gab sich cool.

Robin stand in der Tür und beobachtete ihre zwei Männer.

„Ich bin weg wenn du aufstehst und dich für die Schule fertig machst. Also wir sehen uns bald, ja, Partner?“

„Klar! Bis bald, Colt!“

„Gute Nacht!“

Der Cowboy erhob sich und verließ das Zimmer des Jungen. Robin lächelte ihn noch kurz an, löschte das Licht und folgte Colt ins Schlafzimmer.

Beide machten sich Bettfertig und der Cowboy schlüpfte unter die Decke. Robin löschte das Licht und kroch zu ihrem Liebsten ins Bett. „Finde April und bring sie gesund nach Hause, versprich es, Colt!“

In der Dunkelheit konnte er sie nur schemenhaft ausmachen. So sah er auch nicht das Glitzern einer einzelnen Träne in ihrem Auge. Sie sorgte sich nicht nur um die Freundin, sondern auch fiel ihr der Abschied schwer.

„Das werde ich!“ Und sie wusste dass er das tat.
 

Mandarin trank einen Schluck ihres Tees und starrte fassungslos auf die Tischplatte vor sich. Sorge breitete sich in ihr aus und auch spürte sie ein ganz ungutes Gefühl in der Magengegend. Mit ihren blauen Augen blickte sie den Rennfahrer an. „Wann hast du sie zuletzt gesehen?“

„Gestern Abend in der Bar“, antwortete Fireball brav.

„Und weißt du was sie heute machen wollte?“

„Nein, woher denn? Sie redet ja nicht mehr mit!“

Aus dieser Antwort konnte sie die Enttäuschung heraushören. Aber wenn sie nicht mit ihm redete, hatten sie auch keinen Anhaltspunkt. Etwas irritiert beobachtete sie ihren Nachbarn. Sie traute sich kaum zu fragen, doch die Neugier siegte mal wieder. „Wieso redet sie nicht mehr mit dir?“ Die Blondine und der Hitzkopf schienen beste Freunde gewesen zu sein. Seit wann war dieses Verhältnis gestört und warum? Aufmerksam betrachtete sie ihn und versuchte anhand seiner Reaktionen oder Blicke auf die Lösung zu kommen.

Fireball druckste. Er wusste nicht was er ihr erzählen sollte. Sollte er es ihr überhaupt erzählen? Vielleicht konnte sie ihm ja helfen eine Lösung auf seine viele Fragen zu finden. Unentschlossen, was er nun tun sollte, knetete er seine Finger, während seine braunen Augen auf den Teppich stierten.

Sie erhielt keine Antwort, so sehr sie ihn auch anstarrte. Er hüllte sich in Schweigen und wollte sie wohl nicht an diesem Thema teilhaben lassen. Vielleicht ging es sie ja wirklich nichts an und er wollte sie einfach nicht verletzen. Sie wandte ihre Augen ab und starrte in ihre Teetasse. Ihre Finger hielten diese fest umklammert und wurden durch die noch heiße Flüssigkeit gewärmt. „Schon gut, Fire. Du musst es mir nicht erzählen!“

Der Rennfahrer stutzte und blickte den rothaarigen Sterncaptain überrascht an. Er wollte ihr soeben sagen, was alles geschehen war, doch ihre Worte stoppten ihn ehe er richtig starten konnte.

„Es tut mir leid! Ich wollte nicht neugierig sein!“

Ihre blauen Augen beobachteten die farbige Flüssigkeit in ihrer Tasse. Traurigkeit und Enttäuschung aber auch Verständnis konnte Fireball herauslesen. Unbehaglich rutschte der Japaner auf der Couch umher, ehe er seine Sitzposition wechselte. Er schwang seine Beine auf die Sitzfläche und kreuzte sie zum Schneidersitz. Mit seinem ganzen Körper war er nun der zierlichen Rothaarigen zugedreht. „Du bist nicht neugierig!“ Überrascht blickte sie auf. „Vielleicht kannst du mir helfen Licht in die Dunkelheit zu bringen?“

Sie beobachtete ihn aufmerksam. Wieder tauchte die Neugierde auf. Vielleicht erfuhr sie so etwas vom Leben auf Ramrod. Auch sie stellte die Tasse auf den kleinen Couchtisch ab und setzte sich Fireball gegenüber. Sie zog ihre Knie an sich und umschlang sie mit ihren Armen. Mandarin schenkte ihm ihre volle Aufmerksamkeit.

Der Pilot fuhr sich unbeholfen mit einer Hand durch die Haare, da er nicht wusste was er ihr genau erzählen sollte, doch dann brach es einfach aus ihm heraus. „Ich bin ein Idiot!“

Etwas erschrocken über diese Aussage riss Mandarin ihre Augen auf. „Nein, das bist du nicht“, beruhigte sie ihn.

„Doch genau der bin ich – in ihren Augen! Ich weiß nicht was ich bei ihr falsch gemacht, dass sie so sauer auf mich reagiert.“ Hilfe suchend blickte er sich im Wohnzimmer um, doch niemand konnte ihm die Antworten liefern, die er suchte. Nervös faltete er seine Hände im Schoß und suchte ihre blauen Augen. Nur ein Blick in Aprils blaue Augen hatte gereicht um ihn zu beruhigen.

„Hast du mal etwas zu ihr gesagt oder etwas gemacht worüber sie nicht lachen konnte?“ Mandarin fühlte sich unbehaglich, denn Fire verlangte von ihr in diesem Moment der Freund zu sein, den er brauchte. Das sie aber eine Frau war, die ihn mehr mochte als einen Freund, erschwerte diese ganze Situation für den Sterncaptain gewaltig.

Fireball erstarrte. Er konnte Mandarin nicht von dem Versuch des Kusses erzählen. Der gemeinsame Urlaub ging niemanden etwas an, außer April und ihn.

Irritiert musterte die junge Frau ihren Nachbarn und schlug sich plötzlich mit der flachen Hand an ihre Stirn. Natürlich hatte er etwas getan, das bei April ungut aufkam. Mandarin selbst war dabei gewesen, auch wenn sie sich gewünscht hätte nicht anwesend zu sein. Bevor der Rennfahrer nachfragen konnte, klärte sie ihn auf. „Du hast sie aus deiner Wohnung geworfen.“

„Ja“, gab Fire kleinlaut zu. „Das wollte ich nicht. Außerdem weiß ich nicht mal mehr den Grund dieses Streits!“ Er wirkte zerknirscht und absolut ratlos.

Zaghaft legte Mandarin eine Hand auf seine ineinander verschränkten Finger. Eindringlich blickte sie ihm in seine braunen Augen. Eines wurde ihr jetzt klar und diese Erkenntnis war keine erfreuliche. Ihr Herz zerbrach in diesem Moment in tausend Scherben. Der Schmerz raubte ihr die Stimme. Nachdrücklich verfestigte sie ihren Griff, während sie flüsterte: „Ich verstehe April nicht. Aber ich weiß jetzt, dass du sie liebst!“

Errötet und absolut erschreckt wich Fireball zurück und entzog ihr seine Hand. Unbeholfen und tollpatschig versuchte er sie nun von ihrem Gedanken abzubringen. „Nein, nein, da irrst du dich! Ich mag sie, ja, aber ich...“, er brach ab. Er brachte es nicht fertig seine Freundin so sehr anzulügen wie er Saber angelogen. Und selbst bei seinem Boss war es ihm mehr als schwer gefallen, doch es musste sein. Wenn Saber es erfahren hätte, hatte er die Pflicht alles zu hinterfragen; Die berechtigten Fragen über den gemeinsamen Urlaub der Kollegen zu stellen. Anschließend hätte er Meldung erstatten müssen und das wäre das vorzeitige Aus für April und ihn gewesen. Unsicher blickte er Mandarin an. Dieselbe Pflicht hatte auch Mandarin als Sterncaptain. Selbst wenn es Team Ramrod auf absehbare Zeit nicht mehr geben würde, noch waren sie ein Team. Die Entscheidung würde in zwei Wochen anstehen und ab diesem Termin wären sie aus der Spezialeinheit entlassen. Bis dahin konnte ihnen, April und ihm, alles und jeder noch einen Strick draus drehen.

Fast flüsternd wich er aus: „… ich mach mir nur Sorgen!“

Mandarin wünschte sich in seinen Kopf. Sie würde ihn gerne verstehen. Sie wollte wissen was er dachte, denn aus seinem Gesichtsausdruck konnte sie nicht viel schließen. Auch verwirrte sie seine Aussage. Es lag auf der Hand wie er fühlte, doch er leugnete alles. Vergebens ignorierte sie das schmerzliche Gefühl in ihrer Brust. Langsam stiegen ihr die Tränen hoch und mühsam kämpfte gegen sie den Kloß im Hals. „Ich mach mir auch Sorgen“, stimmte sie mit leiser Stimme zu. „Ich verzieh mich dann mal. Informierst du mich, wenn du etwas weißt?“ Der Rennfahrer nickte und wollte soeben aufstehen, doch Mandarin hielt ihn zurück. „Lass mal, ich finde allein zur Tür. Bis dann!“ Sie stand auf und war auch keine Minute später zur Tür raus. Kaum hatte sie die Wohnungstür hinter sich geschlossen flossen die ersten Tränen. Sie musste einsehen, dass sie gegen April keine Chance hatte.
 

Deena kam langsam wieder zu sich. Erst verschwamm alles vor ihren Augen als sie ins dürftige Licht blickte, doch nach und nach wurde ihr Blick besser. Sie war wieder allein im Raum. Was war nur passiert?

„Hey, da bist du ja wieder“, drang eine sanfte Stimme an ihr Ohr. „Geht’s wieder? Du hast einen ganz schön mächtigen Schlag abbekommen.“

Zu schnell drehte sie ihren Kopf in die Richtung aus der die Stimme kam und wurde prompt mit einem starken Pochen bestraft. Sie kniff vor Schmerz die Augen zusammen, doch als sie sie wieder öffnete blickte sie ihrer besten Freundin in die Augen. „April?“ Die Ingenieurin nickte erleichtert. „Was ist passiert?“ Deena fasste sich mit ihrer Hand an die Schläfe und kniff erneut die Augen zusammen als das Pochen wieder auftrat.

„Dieser Mistkerl. Er hat mich hierher gebracht und statt mich sanft abzuliefern, hat er mich gestoßen.“ April stemmte wütend ihre Hände in die Hüfte und überlegte sich bereits wie sie ihm das wieder heimzahlen könnte. „Ich bin auf dich geflogen und du hast dir deinen Hinterkopf an der Wand gestoßen. Totaler Knock- out!“

„Aber“, versuchte Deena einen Einwand, doch April unterbrach sie sofort wieder. „Vor lauter Wut über diese Grobheit ist Jesse hochgegangen. Er hat getobt und geschimpft und hat für mächtig Trouble gesorgt.“

„Was? Eine Schlägerei?“

„Nein, Trista ist zuvor eingeschritten und auch der Kapitän der Black Treasure hat sich persönlich die Ehre gegeben und uns einen Besuch abgestattet.“

„Black Treasure?“

„Du Ärmste, du warst ganz schön lange weg“, April stützte sich auf ihre Arme und blickte ihrer besten Freundin besorgt ins Gesicht. „Wir sind hier auf einem Piratenschiff. Es ist eines der gefürchteten Schiffe im neuen Grenzland.“

Deena blickte April verständnislos an. „Piraten…“

„Ja, ich weiß zwar immer noch nicht, wie Trista und Jesse mit Piraten zusammen kommen, aber den Zusammenhang finde ich auch noch raus.“ Entschlossenheit strahlten Aprils blaue Augen aus.

Erschöpft wischte sich Deena über die Augen. All die Informationen waren noch ein wenig viel für die Ärztin. Langsam warf sich ihr Gehirn wieder an und sie versuchte die letzten Stunden nochmals hervorzurufen.

Sie war gefesselt auf dieses Schiff gebracht worden, hatte Trista und die finsteren Gestalten beobachtet und plötzlich war alles weg. Moment… Deena blickte wieder zu April, anschließend auf ihre Hände. „Ich war gefesselt!“

„Ja, das haben wir auch Jesse zu verdanken!“ April hob ihre Hände hoch und betrachtete sie genauer. Selbst die Handschellen hatten ihre Druckstellen auf ihrer Haut hinterlegt. Nicht nur dass ihr Oberarm geschwollen und blau angelaufen war, nein auch ihre Knie schmerzten und nicht mal ihre Hände sind verschont geblieben.

„Ich hab wirklich einen Schlag auf den Kopf bekommen, denn ich versteh das alles nicht.“ Deena schüttelte verwirrt ihren Kopf und suchte erneut die Augen ihrer Freundin. „Wieso ist Jesse plötzlich so nett und setzt sich für uns ein?“

Doch diese Frage sollte ihr unbeantwortet bleiben, denn April hatte selbst keine Ahnung wieso er dies plötzlich tat. Überfragt zuckte sie mit ihren Schultern und blickte mit demselben unschlüssigen Blick zurück.

Die Ärztin wollte soeben aufgeben und das Gesagte sacken lassen, als ihr noch etwas einfiel. „Wenn wir frei sind, dann können wir doch abhauen, oder nicht?“

April ließ sich wieder auf ihren Hintern plumpsen und lehnte sich an die Wand. Erschöpft schüttelte sie ihren blonden Schopf. „Nein, leider nicht. Wir befinden uns irgendwo im All und ohne Schutzanzüge können wir nicht da raus. Zudem haben sie uns eingesperrt. Es gibt auch keine Möglichkeit das Schloss zu knacken. Immerhin sind das Piraten und die wissen wie man etwas sicher einschließt.“

„Dann sind wir also verloren“, schlussfolgerte Deena und ließ sich ebenfalls wieder an die Wand sinken.

„Vorerst können wir nichts tun. Wir müssen abwarten was Jesse mit uns vorhat“, verharmloste April die Worte ihrer Freundin. Doch selbst hatte sie sich auch schon mit diesem Gedanken befasst. Wenn sie überhaupt jemand bereits suchte, hier, irgendwo im neuen Grenzland, würde ihre Rettung sie niemals finden.
 

Jesse Blue stand auf der Brücke und blickte hinaus ins schwarze All. Ein hämisches Grinsen hatte sich auf seinen Lippen ausgebreitet. Sie waren bereits weit genug von Yuma entfernt. „Diese dummen Star Sheriffs“, murmelte der Blauhaarige. Keine Flotte war da, um die Black Treasure aufzuhalten. Seine größten Feinde waren nicht zur Stelle, um ihrer Kollegin zu helfen. Sie wussten nicht einmal wo sich die Wissenschaftlerin befand. Und schon gar nicht ahnten sie wer seine Finger im Spiel hatte. Alles hatte perfekt geklappt. Sein ganzer Plan war genau aufgegangen und Trista hatte große Arbeit geleistet. Seiner Rache stand nichts mehr im Weg und April war nicht nur in seinem Besitz, sondern dazu auch noch der Schlüssel seines Plans.

Die Tür hinter ihm öffnete sich mit einem Zischen um sich auch kurz darauf ebenso laut wieder zu schließen. Wutschnaubend trat Trista auf ihn zu. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und warf ihm missbilligende Blicke zu. „Musste das sein? Du kannst froh sein, dass ich für dich ein gutes Wort eingelegt habe!“

Jesse beachtete sie gar nicht: „Dieser Klotz hätte sich ja mal benehmen können!“

„Das ist doch die Höhe, Jesse. Du weißt genau was ausgemacht war.“ Wütend funkelten ihre blauen Augen. Sie war sauer. Das ernste Gespräch mit dem Kapitän der Black Treasure steckte ihr noch in den Knochen.

„Ich weiß es!“, fuhr er sie ungehalten an. „Dennoch werden wir die Ärztin brauchen.“

Sie wusste dass er Recht hatte und ihr Zorn verflog. Zustimmend nickte Trista. Sie senkte ihre Augen und ließ ihre Arme hängen. Deena wurde gebraucht mehr denn je. Jesse hatte zwar die Operation hinter sich gebracht, dennoch mussten seine Wunden versorgt werden. Trista fühlte sich nicht in der Lage ihn länger zu pflegen und die Ärztin war am besten für diesen Job geeignet. Immerhin hatte sie als Doktor das medizinische Wissen.

„Meine Verletzung ist noch nicht überstanden. Deena wird sich weiterhin um meine Wunde kümmern“, erklärte Jesse in ruhigerem Ton. Sanft blickte er die Brünette an. „Du kennst unseren Plan und du weißt, dass ich fit sein muss.“

Trista blickte auf und sah dem Blauhaarigen ins Gesicht. „Ich weiß es, Jesse!“

Sein Gesicht verhärtete sich wieder. „Gut, dann hat sich ja alles geklärt.“

Bedrückt sah auch Trista zum Fenster raus: „Steelstone wird sich Bo vorknöpfen. Ich werde ebenfalls nochmals mit Bo reden.“

Jesse nickte, auch wenn er bereits wusste dass ihr Vorhaben nichts brachte. „Tu das! Ich möchte nicht, dass so etwas noch einmal passiert. Wir brauchen April! Sie ist ein wichtiger Teil des Plans und auch Deena wird nicht mehr grob angepackt. Ist das klar?!“

Die Tür zur Brücke öffnete sich erneut.

Trista plagten Gewissensbisse gegenüber der Ärztin. Wieder nickte sie. „Ich werde es Bo ausrichten.“

Ein Mann mit schwarzem Vollbart, schwarzem krausen Haar und zerrissener, schlabbernder Kleidung trat ein. Seine Hände hatte er in den Taschen seines Mantels vergraben.

Eisern starrte er zu seinen Gästen auf diesem Schiff. Sein Gesicht war markant und über seiner rechten Augenbraue befand sich eine sieben Zentimeter lange Narbe. Nachtschwarze Augen musterten den Blauhaarigen skeptisch, ehe sie Trista fast väterlich anblickten. Er hatte ihre Worte gehört und trat nun auf die beiden zu. „Du musst nicht mit Bo reden! Es hat sich alles geklärt!“

Trista blickte auf und wollte gerade dazu ansetzen zu widersprechen, doch der groß gewachsene muskulöse Mann gebot ihr Einhalt.

„Jesse!“

Immer noch blickte der Blauhaarige aus dem Fenster ins schwarze All. Er konnte diesen Mann nicht leiden und schon gar nicht wollte er mit ihm mehr als notwendig reden.

„Wir hatten ausgemacht, dass du ein einziges Mädchen mitbringst!“

„Ich weiß was wir ausgemacht hatten“, knurrte der Angesprochene.

„Wieso hast du jetzt ein zweites dabei? Was hast du vor?“ Dem Mann gefiel es überhaupt nicht, dass der Outriderkommandant ihm nicht den nötigen Respekt entgegenbrachte. Immerhin hatte er als Kapitän der Black Treasure das Sagen. Alles und jeder stand unter seinem Kommando. Dieser Verräter hatte sein Leben allein Trista zu verdanken und auch jetzt sollte er dankbar sein, sich wieder hier auf der Black Treasure zu befinden statt auf Yuma zu versauern.

Lange schwieg Jesse und Trista rechnete mit gar keiner Reaktion mehr. Sie verstand ihren Freund nicht. Wieso konnte er nicht einfach Danke sagen? Warum konnte er nicht einfach freundlich und nett zu ihrem Ziehvater sein? Die Braunhaarige sah wieder zu ihrem Kapitän. Seit sie von Jesse so ausgenutzt worden war, befand sie sich auf der Black Treasure. Sie hatte auf dem Schiff angeheuert und hatte sich ihren jetzigen Stand als vollwertiges Mitglied im Team hart erkämpft. Dieser Kampf war es allemal wert gewesen, denn sie hatte in der Crew eine Familie gefunden und im Captain einen Vater. Jeder hatte sie in sein Herz geschlossen und Trista hatte viel von jedem einzelnen gelernt. Seit sie ein Mitglied der Piraten war kannte sie den Konflikt zwischen Piraten und Outridern. Und sie selbst wurde somit auch ein Feind der Outrider. Sie blickte zu Jesse, der sich nach wie vor nicht rührte. Sie hatte ihn gerettet. Sie hatte sich für ihn eingesetzt, ihn verteidigt und beschützt, und sie hatte sich um ihn gekümmert, nach allem was er ihr damals angetan hatte. Und sie hatte sich erneut in ihn verliebt. Selbst jetzt half sie ihm wieder und was tat er? Er stand regungslos da, starrte in die Dunkelheit und ignorierte jeden. Enttäuscht biss sich Trista auf ihre Lippen und wusste nicht mehr was sie denken sollte.

Jesse rührte sich. Langsam drehte er sich zum Kapitän um. Seine blauen Augen blitzten Steelstone herausfordernd an. „Ich habe gar nichts vor“, antwortete Jesse mit einem boshaften Lächeln auf den Lippen. „Das zweite Mädchen war nicht geplant gewesen, dennoch ist sie sehr hilfreich! Ich werde mich jetzt zurückziehen.“ Jesse trat mit selbstsicherem Blick auf den Black Treasure Captain zu. „Sobald wir das Schiff erreicht haben, seid ihr mich los, Kapitän Steelstone.“

„Ich kann es kaum erwarten“, gab Tristas Ziehvater zurück, ohne mit der Wimper zu zucken. Sein Blick glitt zu Trista, während Jesse zur Tür hinausging.

Diese senkte beschämend den Blick und starrte den Boden an.

„Wirst du mit ihm gehen?“ Sanft aber direkt traf sie die Frage. Er kannte bereits die Antwort und auch wenn er es nicht gutheißen würde, so sollte sie ihre eigenen Wege gehen.

„Er braucht mich“, antwortete Trista mit leiser Stimme.

Kapitän Steelstone nickte und trat neben sie ans Fenster. Sein Blick glitt durch das schwarze All. „Wir werden bald das andere Schiff erreichen. Du hast noch einen weiten Weg vor dir. Ruh dich aus, Trista.“

Diese nickte und eilte ebenfalls zur Tür hinaus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  mitsuki11
2009-01-02T22:46:50+00:00 02.01.2009 23:46
Juhu es geht weiter!!! Arme April und Deena !!! Bin gespannt wann Fire, Saber oder Colt endlich mal einen Anhangspunkt finden werden!!!

Freue mich schon auf das neue Kapitel!!!

LG Mina
Von: abgemeldet
2009-01-02T11:42:40+00:00 02.01.2009 12:42
mann, wie spannend... bin ja mal auf jesse´s plan gespannt und wie fireball und april wieder zusammen finden.
Ach und übrigens, ich liebe piratengeschichten :-) Hoffentlich spielen die noch eine längere rolle in deiner geschichte :-)
Mach weiter so... freu mich (wie immer) auf mehr.

LG
Von: abgemeldet
2009-01-02T11:42:39+00:00 02.01.2009 12:42
mann, wie spannend... bin ja mal auf jesse´s plan gespannt und wie fireball und april wieder zusammen finden.
Ach und übrigens, ich liebe piratengeschichten :-) Hoffentlich spielen die noch eine längere rolle in deiner geschichte :-)
Mach weiter so... freu mich (wie immer) auf mehr.

LG
Von: abgemeldet
2009-01-01T19:02:24+00:00 01.01.2009 20:02
schönes Kapi!

Oh man, Fireball und April sind wirklich 2 Dickköpfe.
Würden die auch nur 5 miunten zueinander ehrlich sein, wären so viele Probleme aus dem Weg geräumt....hoffe Fire kann April rechtzeitig finden....


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