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Ungewöhnliche Liebe

von

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Gefühle in die mal (ganz) andere Richtung

Als die Schule endlich zu Ende war, lief ich mit Jeanine quatschend die Straße entlang. Wir waren perfekt auf einer Wellenlänge. Ich musste grinsen.

Nine hatte sich wieder eine Zigarette angezündet und erzählte von ihrer Familie. "...Mein Dad und meine Mom hatten sich also dann nach 1 1/2 Jahren getrennt. Naya, da war ich halt gerade mal... n knappes halbes Jahr alt.

Ich hatte immer gedacht, ich hätte gar keinen Dad. Naya, meine mom hatte es mir dann als ich 12 war erzählt und ich hatte mich auf die suche gemacht. Ich wünschte ich hätte es gelassen..." sie zog an ihrer Zigarette und atmete ein.

"Warum?" Ich sah sie von der Seite fragend an. "Naya, ich hatte erfahren, dass er nur ein Typ ist, der Kinder in die Welt setzte, trinkt, kifft und schon fast 6 Frauen hatte." Ich sah nachdenklich drein.

Sie musste es ja schon schwer gehabt haben, wenn man so einen Vater kennen lernt...

Ich schüttelte mich. "Aber ein gutes hatte es schon..." Ich sah sie erstaunt an. "Dass du ihn dann überhaupt kennen gelernt hast und wusstest dass du einen Vater hast?" fragte ich. Sie schüttelte den Kopf. "Nein, ich hab meine Geschwister kennen gelernt... Oder eher Halbgeschwister" Ich sah sie erstaunt an. "Geschwister? Wie alt ?" Sie hob die Hand hoch und zählte mit der Zigarette zwischen den Lippen ab.

"Alsooo... Tobi er ist 12, dann Max 15, Nico sein kleiner Bruder, er ist jetzt drei. Naya Nico ist nicht gerade mein Bruder, aber zu mindestens ein klitze kleiner Teil. Dann noch Sarah, sie ist 7 und zuletzt Hannah, die Schwester von Tobi. Sie ist auch so um die 15." - "Wow! So viele Geschwister! Hast du mit allen Kontakt?" Sie schüttelte den Kopf. "Nein, Sarah, Nico und Max kenne ich nicht. Aber Hannah und Tobi" Sie grinste. "Die sind beide voll gut drauf. Vor allem Hannah. Wow, wäre ich ein Typ, würde ich sie für mich beanspruchen" Ich lachte laut los. "Huh, deine Schwester muss sich vor dir in Acht nehmen. Vorsicht Hannah, Jeanine ist unterwegs und hat es auf dich abgesehen"

Ich lachte und rannte los, in der Phantasie, dass sie mich nun schnappen will. Doch Sie grinste rannte mir tatsächlich hinterher und rammte mich leicht. "Man bist du fies" Ich stolperte, fing mich aber schnell wieder und lächelte "Tya, das bin ich". Sie nahm einen letzten Zug an ihrer Zigarette und warf den Stummel fort. "Ausserdem, du nennst mich immer Jeanine! Du kannst mich ruhig Nine nennen. Ich finde das viel besser" Ich grinste und nickte.

Nine! Und schon ist unsere Freundschaft ein wenig enger. Sie ist echt gut drauf!

"Naya meine Mom arbeitet jetzt in einer Firma, die massig Kohle schiebt. Sie verdient auch voll viel. Nur ist sie so ziemlich nie daheim und daher bin ich immer alleine daheim. Ich verbringe dann meine Zeit damit entweder draußen in der Gegend rum zu gammeln oder daheim zu chilln. Ach, kein Plan. Irgendeine Beschäftigung finde ich immer und wenn ich dann am Ende mit Mädchen flirte“ Ich sah sie interessiert an. „Mit Mädchen flirten…?“

Sie nickte. „Ja. Weißt du, im Gegensatz zu allen anderen Leuten… bin ich… naja… ich will dich nicht erschrecken aber ich…“ – „Du stehst auf Mädchen!“ beendete ich ihren Satz. Sie nickte. Mein erstaunen und Respekt vor ihr wuchs. „Kommst du denn damit klar? Ich meine… wirst du da nicht dumm angemacht oder so?“ Sie schüttelte den Kopf. „Bisher weiß das niemand! Du bist die erste der ich das gesagt habe. Naya okay, jetzt mal abgesehen von den Mädchen, die auf meine Anmachsprüche eingehen. Aber die kennen mich nicht also von daher… und meine Mutter weiß es auch“ – „Und warum sagst du mir so etwas? Ich meine, wir kennen uns ja auch gerade mal von der Arbeit und jetzt von der Schule!“ Sie sah mich leicht herausfordernd an.

„Ich finde dich interessant. Darum“

Mir blieb die Luft weg. Ich spürte eine leichte Unsicherheit in mir und das schien sie zu merken. „Hey, das war nicht im Sinne einer Anmache oder so gemeint. Ich meinte das, weil ich dich kennen lernen will und ich denke wir werden noch gut Freunde“ Sie lief ein Stück voraus.

Ich bin doch so dumm. Jetzt hatte ich genau diese Reaktion drauf gehabt, die andere Leute auch hätten. Okay, sie ist ein Mädchen das auf Mädchen steht, aber denn noch ist sie wie jeder andere, der nur dann Mädchen anmacht, wenn sie sich nach Liebe sehnt. Das heisst aber nicht dass sie jeden anmacht!

Ich schüttelte den Kopf und schloss wieder auf. „Es tut mir leid, so wollte ich jetzt nicht reagieren…“ murmelte ich und fuhr mir durch die Haare. „Es hat mich jetzt nur ein wenig irritiert. Weißt du, ich bin es zwar gewohnt so etwas zu hören, aber dann nur von Mädchen, die zu dumm sind und nicht sehen dass ich gar kein Junge bin“

Sie seufzte. „Ist ja schon gut. Ich hätte das nicht sagen dürfen…“ Wir blieben an einer Straßenecke stehen. Ich sah traurig zu Boden.

Warum bin ich nur so eine Idiotin?

Ich krampfte meine Hand zur Faust.

Ich versaue mir immer wieder alles bevor ich überhaupt nachdenke was die Konsequenzen sind.

Ich spürte wie sie ihre Hand unter mein Kinn legte und schon sah ich auf, in ihre Nachtschwarzen Augen. Unergründlich, dunkel und geheimnisvoll. In meinen Händen kribbelte es.

„Lass uns Freunde sein okay? Nicht mehr. Ich verlange nichts von dir, außer dass wir Freunde werden und bleiben. Oder ist das ein Hindernis für dich, dass ich auf Mädchen stehe?“ Ich schüttelte den Kopf.

„Nein, es ist kein Problem“ Ich schob ihre Hand weg und hielt sie fest. Dann grinste ich. „Weißt du… Ich könnte mir auch vorstellen auf die andere Linie zu steigen… Bei solchen Girls wie zum Beispiel du!“ Sie lachte. „Du bist echt verrückt“ Sie zog ihre Hand weg und drehte sich um. „Wir sehen uns Morgen Kia“ Ich sah ihr nach wie sie in die Hofeinfahrt einbog und im Haus verschwand. Dann setzte ich meinen Weg nach Hause fort.

Dies war einer der Tage, der nach Nines auftauchen mein Liebesleben mit Kay aus dem Ruder brachte.
 

Ja, eine Freundschaft bauten wir auf. Auch wenn ich jetzt ein klein wenig abstand von ihr hielt, versuchte ich trotzdem alles von mir zu geben.

Sie war glücklich darüber.

Die Herbstferien rückten näher. Und damit auch Kathys Geburtstag. Kathy und ich trafen uns so oft wir konnten. Sie ging auf ein Wirtschaftgymnasium und wollte danach weiter studieren. Ich stellte ihr einmal Nine vor und sie war auch hin und weg. Nun hingen wir oft zu dritt in unserer Freizeit herum.

„Sag mal… Kia?“ Ich öffnete meine Augen und linste zu ihr hinüber. „Hm…?“ Kathy rutschte näher an mich heran. „Was ist eigentlich mit Kay los? Als wir gestern weg waren hat er sich ganz komisch benommen!“

Ach Kay… Er hat sich auch ganz schön verändert! Seit dem er seine Ausbildung angefangen hatte, ist er mal gut drauf, dann mal wieder nicht. Es lag einfach an seinen neuen >Freunden<. Ich konnte sie nie leiden…

„Ich weiß es nicht!“ brummte ich und schloss wieder meine Augen. „So?“ Ich hörte wie sie sich neben mich legte. „Er hat mit Marc geredet und meinte dass du so langsam wieder…“ Sie senkte die Stimme und kicherte „…Zu einem Jungen Mutierst“ Ich starrte sie an. „Was bitteschön?“ Sie lachte laut los. „Ja, das hat er behauptet. Er meinte seit dem du da mit ihr befreundet bist…“ sie deutete auf Nine, die etwas abseits stand und Zigaretten an Kiosk kaufte.

„… wäre es mit dir noch extremer. Du hättest auch wieder deine Haare deswegen ganz kurz schneiden lassen und so“ Sie lachte auf. „Er dachte sogar du hättest etwas mit ihr angefangen“

Also DAS schlägt ja das Fass zum Boden aus.

Abrupt setzte ich mich auf. „Mit Nine läuft nichts!“ Kathy starrte mich erschrocken an. „Kia, das habe ich auch nicht behauptet“ Ich hob die Hand „Aber Kay glaubt das?“ Sie nickte. Ich knurrte und verschluckte mich selbst bei meinem fluchenden Wortschwall. Kathy klopfte mir behutsam auf den Rücken bis ich mich wieder beruhigt hatte. „Also… dieser Idiot. Er null Vertrauen zu mir! Wenn ich jetzt mit Nine zusammen wäre, warum bin ich dann noch bei ihm? Ich könnte doch einfach tschüss sagen und verschwinden oder?“ Kathy lachte.

„Ja ein Idiot ist er schon“ Sie legte sie wieder hin und ließ die Sonne auf ihren Bauch scheinen. „Aber… jetzt mal ehrlich, unter Freunden. Kann da nicht mal was werden…?“ – „Kathy!“ Entsetzt starrte ich sie an „Mein Gott, sag mal ist bei euch allen jetzt die Sicherung durchgebrannt? Seit wann denkst du ich stehe auf Mädchen…?“ Kathy schirmte ihre Augen vor der Sonne ab. „Nein, ich dachte nur weil… Nine ja auf Mädchen steht und so. Dass es da vielleicht bei euch gefunkt hatte oder so“ Mein Mund klappte auf. „Woher weißt du…?“ – „Weil sie es mir auch erzählt hatte“ Kathy grinste mich an. „Weißt du, so schlimm wäre das ja nicht“ Sie kicherte. „Wäre ich nicht mit Marc zusammen, hätte ich mich auch schon längst an dich ran gemacht“ Mir blieb die Spucke weg

War das da meine beste Freundin, die mir jetzt diesen Bären aufbinden wollte? Seit wann denkt sie so? Mit mir zusammen? Was ist denn interessant an mir, dass jetzt alle was von mir wollen?

„Du machst Witze!“ Ich grinste schief. „Nein, das ist mein Ernst“ Kathy setzte sich auf und sah mich ernst an. „Kia, es gibt da wirklich so einige Dinge, die du nie über mich gewusst hast, auch wenn du meine beste Freundin bist. Selbst Marc weiß nicht alles über mich“ – „Du willst mir doch jetzt nicht auch noch verklickern dass du auf Mädchen stehst oder? Also dass du dann Bi bist… oder?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Was ist daran so schlimm?“ Sie hob die Hand und strich mir über den Hals. „Wie wär’s?“

Das war zu viel.

Ich stand auf. „Ich glaube du hast nen Sonnenstich!“ meine Stimme zitterte. Dann rannte ich los, an den anderen Liegeplätzen von Besuchern vorbei. „Kia! Das war doch nur Spaß!“ rief mir Kathy hinterher. Doch ich wollte nicht hören, rannte an den See und sprang ins Wasser.

Gut, erst mal abkühlen. Vielleicht hatte ja auch ich einen Sonnenstich? Vielleicht hatte ich mir das Gespräch eben nur zusammen halluziniert? Ich war total verwirrt. Was sollte diese scheisse nur? Warum spielten jetzt alle um mich herum verrückt? Kay, der jetzt auch noch herum spinnt ich wäre mit Nine zusammen, Kathy die mich jetzt so verarscht? Meine Welt war ein einziges Puzzle und ein Teil passte nie zu einem anderen. Es ergab keinen Sinn.

Ich tauchte auf und schnappte nach Luft. Dann schwamm ich ein paar Züge tiefer ins Wasser hinein.

Was sollte ich jetzt nur tun? Sollte ich Kathy echt glauben? Ihre Augen entsprachen genau dem was sie zu mir sagte. Sie ist meine beste Freundin. Eine Freundin die das Leben genießt und immer das positive sieht.

Ich tauchte wieder ab und strampelte wie wild.

Mensch Kia! Was soll das alles? Du bildest dir das jetzt nur ein und nur weil Nine dir sagte dass sie auf Mädchen steht!

Ich stieß die Luft aus.

Aber eigentlich… Kathy hatte Recht. Seit dem ich mit Nine nun befreundet bin, habe ich wieder einen Instinkt von einem Jungen entwickelt. Kay hatte extra so lange versucht mich zum Mädchen zu bringen, doch jetzt ging alles wieder in die Brüche. Kein Wunder dass er dann denkt dass ich etwas mit Nine hätte!

Meine Lungen fingen an zu pochen. Sie wollten hoch, an die frische Luft! Doch ich tauchte immer tiefer und landete irgendwann auf den Boden. Erschreckte Fische stießen auseinander.

Hier war es still. Auch wenn sich hier alles bewegte, war es still. Ich sah zur Oberfläche wo die Sonne drauf schien. Ein kalter Abgrund und über mir die Sonne. Ich grinste. Langsam fing es an in meinen Ohren zu rauschen. Ich musste hoch zur Oberfläche und das so schnell wie möglich. Meine Hand griff unbewusst in den Schlamm und hielt ihn in der Faust. Dann stieß ich mich vom schlammigen Boden ab und schwamm in langen Zügen nach oben. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Bin ich tatsächlich so tief getaucht?

Nur sehr langsam kam mir die Wasseroberfläche entgegen. Meine Lungen waren kurz vorm Platzen und vor meinen Augen tanzten Sternchen. Ich wollte atmen, verschluckte eine Ladung Wasser und fing an zu husten, verschluckte wieder Wasser. Plötzlich spürte ich, wie mich jemand packte und mich hoch zog. Als ich durch die Oberfläche stieß schnappte ich nach Luft und hustete mir den Teufel aus dem Leib. „Sag mal bist du verrückt?“ Das war Nines Stimme die sich fast überschlug. Sie packte mich unter den Schultern und verhinderte so, dass ich unterging während ich hustete. Kathy war direkt daneben und klopfte mir energisch auf den Rücken. „Mensch Kia! Was sollte das?“ Ihre Stimme zitterte leicht.
 

Etwa vor Wut weil ich kurz davor war zu ertrinken? Oder einfach nur aus Erleichterung dass ich wieder atmete?

Ich beruhigte mich langsam. „Geht’s wieder?“ Kathy sah mich besorgt an. Ich nickte. „Du bist echt bescheuert!“ Nine ließ mich los und schwamm mit kräftigen Zügen zum Ufer. Ich sah ihr durch Trüben Augen nach. „Was ist denn jetzt los?“ Ich hustete wieder. Kathy schwamm voraus. „Wütend ist sie. Das ist aber total Verständlich“ Meine Brauen zogen sich zusammen.

„Du bist gerade kurz davor gewesen drauf zu gehen! Wir dachten dir wäre etwas passiert weil du nicht mehr aufgetaucht bist!“ Sie stieg aus dem Wasser und half mir auf. „Und nur weil ich mit dieser scheisse angefangen hab…“ murmelte sie und sah mich traurig an. Ich schüttelte den Kopf und keuchte. „Ich war selbst dumm. Tut mir Leid“ Wir liefen zu unserem Platz, wo Nine dabei war sich ab zu trocknen. Wütend schmiss die das Handtuch in ihre Tasche, legte sich hin und schloss die Augen.

Kathy sah mich entschuldigend an. Doch ich sah über ihren Blick hinweg, setzte mich neben Nine hin und schwieg einen Moment. Kathy sah sich um und lief dann weg. Sie wollte uns alleine lassen. „Nine…?“ Ich brachte ein leises krächzen heraus. Scheisse, das kommt davon! Etwas mehr Mut Mädchen!

Ich räusperte mich. „Es tut mir Leid…“ Nine schnaubte. Ich sah mich um. „Ich wusste selbst nicht was gerade los war. Ich hatte irgendwie eine Kurzschlussreaktion weil Kathy mich verarscht hatte und…“ – „Das war ja nicht zu überhören“ knurrte sie. Ich bemerkte dass sie verletzt war. Ich seufzte und fuhr mir durch die Haare.

Was sollte ich zu ihr sagen? Ich wusste ja noch nicht einmal warum ich ausgerastet bin als Kathy mit mir darüber gesprochen hatte.
 

Ich wollte gerade den Mund aufmachen, als sie sich aufrichtete, meine Gesicht in ihre Hände nahm und mir nahe kam. ZU nah. Ich spürte ihren Atem auf meiner Haut, sah in ihre dunklen, unergründlichen Augen. „Mach das bitte nie wieder“ flüsterte sie. Ich konnte mich nicht losreißen, konnte nicht zurückweichen wie ich es eigentlich wollte. Mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Ich sah sie nur an. „Versprichst du mir das? Ich… und Kathy werden dich nie wieder auf so etwas ansprechen okay?“ Sie strich mir über die Wange. Mir wurde es warm. Zu warm. Ich nickte langsam. Sie ließ mich los und legte sich wieder hin. Immer noch erschrocken saß ich da und mein Herz raste.

Was sollte das? Ich will das nicht! Damit hintergehe ich Kay nur!

Ich versuchte mich zu beruhigen. Kathy kam wieder zurück und sah mich besorgt an. Doch dann schüttelte sie den Kopf, setzte sich neben mich und öffnete eine Packung Chips. „Will jemand was?“ Sie reichte sie an Nine weiter. Diese setzte sich auf, fing an zu grinsen und nickte. Erst jetzt bemerkte ich dass ich immer noch diesen komischen Schlamm in meiner Hand hielt. Ich stand auf und lief zum Wasser. „Wag es ja nicht wieder rein zu springen!“ rief mir Kathy hinterher.

Ich hob die Hand. Das war nicht nur Schlamm was ich in der Hand hatte. Das war noch etwas anderes. Ich watete bis zur Hüfte ins Wasser und wusch meine Hände. Als sich der Dreck von dem Gegenstand löste, kam ein Ring zum Vorschein. Ich hob ihn mir vor die Augen und betrachtete ihn genauer. Er glänzte golden und oben war anstatt einem Edelstein ein klitze kleiner Kompass eingebracht. Ich starrte auf den Pfeil, der herumwirbelte und nicht stehen blieb. „Was’n das für ein komisches Ding?“ Ich drehte ihn zwischen meinen Fingern. Dann zuckte ich mit den Schultern und steckte ihn mir an den Finger.

So ausgefallen der Ring auch wirkte, er war etwas besonderes, wie ich später erfahren sollte.

Es hört sich zwar komisch an, aber es war wie in Fluch der Karibik, der Kompass von Jack Sparrow. Er zeigte immer das an, nach dem man sich am meißten sehnte.

Und so war dieser Ring auch.

Und er reagierte immer auf meine Gefühle.
 

Ich hatte Kathy den kleinen Vorfall schnell verziehen und wagte mich hin und wieder auf dieses Thema hinaus, wenn wir alleine waren. Ich erzählte ihr von meinen Gefühlen zu Kay und zu Nine. Kathy nickte nur und zuckte abwechselnd mit den Schultern. „Du brauchst einfach mal einen Kick“ riet sie mir. „Bei wem klopft dein Herz höher…?“ Ich dachte nach. „Für Liebe: Bei Kay. Für was weiß ich was: Nine“ Kathy schüttelte resigniert den Kopf. „Ich geb’s auf. Du willst einfach nicht einsehen dass du in das Mädchen bist“ – „Ich bin nicht in sie!“ Kathy deutete auf ein Bild, auf dem Ich, Nine und sie selbst frech in die Linse grinsten. „Was fühlst du wenn du sie ansiehst…?“

Herzrasen auf 180, Puddingknie, Fieber, Uhrwerk klickern!

Ich schüttelte den Kopf. „Gute Freundschaft?“ fragte ich vorsichtig. Kathy stöhnte auf. Sie schlug sich gegen die Stirn und murmelte vor sich hin. Ich rutschte nervös hin und her. „Naya okay, Ich… werde da immer nervös. Bekomme Herzklopfen, freue mich total auf sie… aber das ist auch fast so, als würde ich dich immer treffen“ Kathy grinste. „Mensch Kia. Das überrascht mich aber“ Ich sah sie verwirrt an. Plötzlich beugte sie sich zu mir vor und gab mir einen Kuss. Schneller als ich überhaupt etwas machen konnte, ging sie wieder zurück und packte ihre Sachen zusammen. „Ich gehe jetzt! Überleg es dir noch mal… Nine ist wirklich ein süßes Ding, dass sehe sogar ich ein“ Ich sah sie wütend an. „Mensch, wenn du so scharf auf sie bist, dann trenn dich von Marc und schnapp du sie dir!“ Kathy schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht in ihrem Interesse, sondern du!“ – „Was?“ Kathy hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund. Ich stand auf und packte sie am Arm „Was hast du gerade gesagt?“ Kathy schüttelte energisch den Kopf. „Vergiss es Kia! Ich habe nichts gesagt!“ Sie riss sich los. „Ich muss jetzt. Und keine Sorge, der Kuss…“ Sie drückte mich an sich und küsste mich sanft „Hat keinerlei Bedeutung“ Sie wich aus als ich ihr eine scheuern wollte. „Warum kämpfst du dagegen an?“ Kathy lachte und rannte zur Tür raus. „Du hast sie nicht mehr Alle!“ schrie ich ihr hinterher und knallte die Tür zu. Wütend schlug ich auf meinen Boxsack ein. Plötzlich hörte ich einen Pfiff. Ich lief zu meinem Fenster und packte vorher noch eines meiner Kissen. „Kia, was ich dir noch sagen wollte…“ Kathy wich dem Kissen aus das ich ihr gegen die Birne werfen wollte. „… Es wäre besser wenn du mal wieder die alte Kia ans Steuer lässt und nicht dieses kitschige Mädchen, das du da zur Schau stellst!“

Das hat gesessen!

Ich sah sie mit offnen Mund an. „Du hast dich wirklich zu krass verändert. Ich will auch lieber die alte Kia und nicht die von Kay!“ Ihre laute Stimme wurde zu einem murmeln. „Ich will meine alte Freundin zurück“ Dann lief sie mit eilenden Schritten um die Ecke und war verschwunden. Ich stand immer noch am Fenster und starrte hinaus.

Ja, die alte Kia.

Sie hatte Recht, ich habe Kay an mir herumpfuschen lassen. Er hat mich so zu sagen verändert. Vielleicht mochte ich ja noch halbwegs aussehen wie ein Junge und hatte auch noch solche Macken, aber der Hauptsächliche Teil war verschwunden. Stattdessen war eine Person hervor getreten, die einfach so lebte wie es ihr gesagt wurde.

Kay sagt, ich sollte mich nicht von anderen beeinflussen lassen. Kay sagt, ich solle aufhören die Mädchen verrückt zu machen. Kay sagt Kay sagt Kay sagt…

Was sagt Kia?

Schon nach drei Wochen bemerkte Kay eine Veränderung an mir. Vielleicht mag es daran liegen, dass ich nicht oft daheim war und mehr lernte aber vielleicht lag es auch daran, dass ich etwas nachdenklicher wurde und sehr wenig über meine Schule und so gut wie gar nichts über neue Freunde (damit machte er Andeutungen auf Jeanine) erzählte. Und dass ich wieder wie am Anfang wurde. Frech, eigensinnig und durch und durch wie ein Junge. Er verstand nicht, warum ich wieder die Kia wurde, die er hatte versucht zu verändern. Tja, wenn er wüsste…

Jeanine und ich sahen uns immer öfters, nach der Schule, in der Arbeit oder einfach so am Abend, wenn ich mir sicher bin dass Kay keine Zeit für mich hatte. Wie sie versprochen hatte, hielt sie sich zurück. Für sie zählte nur die Freundschaft. Ich wusste nie genau wie ich mich gegenüber ihr verhalten sollte. Deshalb versuchte ich die alte Kia wieder heraus zu holen, so wie es Kathy wollte. Ich dachte aber nie genau darüber nach was passieren könnte ‚wenn’… , sondern ließ meine Gefühle entscheiden. Doch ich denke, die Vernunft wäre besser dran gewesen. Das Problem lag dabei, dass ich nun etwas Neues, Interessantes gefunden habe. Etwas, auf das ich mich immer freue wenn wir uns treffen, traurig wenn wir uns trennen und schließlich denke ich am Ende darüber nach. Etwas stimmte da nicht. Und das war Nine. Auch wenn ich am Anfang dagegen angekämpft hatte, hatte Kathy Recht. Ich sollte alles seinen lauf lassen. Zudem… Ich war schon immer neugierig. Warum also nicht auch mal etwas neues Probieren…?



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