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Kurzgeschichten

24-Stunden-Schreibaufgabe
von

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Chamber of Horrors

Nervös betrat eine junge Frau den Eingangsbereich von Madame Tussauds in der Marylbone Road in London. Mit zittrigen Händen schob sie ihren weitkrempigen Hut gerade, der ihren Kopf zierte. Ihre braunen Haare waren kaum zu erkennen, da sie gemäß der Mode der frühen 20er Jahre kurz geschnitten waren.

Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie zum Kartenverkauf ging. Sie räusperte sich kurz, als der Verkäufer sie zuerst nicht wahrnahm.

Doch dann blickte er auf. »Verzeihen Sie, Miss, wie unhöflich von mir. Was kann ich für Sie tun?«

Aalglatt wie seine Frisur, dachte sie sich, antwortete dann auf seine Frage: »Ich bin Miss Annabelle Eltringham und habe…«

»Miss Eltringham!«, fiel ihr Gegenüber ihr ins Wort. »Mr. Randall hat von Ihnen gesprochen und mir mitgeteilt, dass Sie heute kommen würden.«

Er nahm ihre Hand und hauchte einen Kuss auf die Haut.

Annabelle errötete und entzog ihm ihre Hand. »Mr. Joseph Randall erwartet mich. Würden Sie ihm bitte mitteilen, dass ich eingetroffen bin?«

»Entschuldigen Sie meine schlechten Manieren«, erwiderte der Mann und griff nach dem Telefonhörer. Er drehte an der Wählscheibe und wartete einen Moment. »Mr. Samuel Cartwright aus dem Eingangsbereich, Mr. Randall. Miss Eltringham ist soeben eingetroffen. Ja, Mr. Randall, ich werde sie zu Ihnen Büro bringen.«

Samuel legte auf und schenkte Annabelle ein Lächeln.

Am Liebsten würde sie genervt ihre Augen verdrehen, aber das wäre ihm gegenüber unhöflich. Ihre Mutter würde sie züchtigen, wenn sie erführe, wenn sie dies gemacht hätte. Besonders dann, wenn es sich um ein Mann handelte, der in den Augen ihrer Mutter ein Heiratskandidat sein könnte.

»Darf ich Ihnen meinen Arm anbieten, Miss?«

Annabelle hatte gar nicht gemerkt, dass Samuel bereits neben ihr stand. Sie sah den Arm unentschlossen an, hakte sich aber dann doch ein.

»Vielen Dank«, murmelte sie und zog ihren Hut etwas tiefer ins Gesicht, damit er nicht sah, wie ihre Wangen sich wieder rötlich verfärbten.

»Sie sind nicht oft in männlicher Gesellschaft, Miss Eltringham?«

Annabelle deutete mit einem leichten Kopfschütteln ihre Antwort an.

Sie gingen an den ersten Wachsfiguren vorbei. Neugierig betrachtete sie die Figuren wie Virginia Woolf und Oscar Wilde. Auch William Shakespeare zog sie in den Bann.

»Kennen Sie Mr. Randall persönlich?«

»Wieso fragen Sie, Mr. Cartwright? Ihre Neugierde übersteigt mein Maß an Geduld. Ich habe mich als Mitarbeiterin hier beworben. Vor kurzem habe ich mein Studium in Kunst und textiles Handwerk abgeschlossen und denke, dass ich mit meinen Fähigkeiten hier gute Arbeit leisten werde«, erklärte Annabelle stolz.

Samuel lächelte wieder und führte sie in einen dunklen Gang.

Sie presste sich an ihn, da ihr die Angst den Atem nahm und sie noch kaum selbst gehen konnte.

»Da muss wohl eine Glühbirne defekt sein, Miss. Ich werde es dem Hausmeister melden, nachdem ich Sie zu Mr. Talbot gebracht habe.«

Annabelle nickte und keuchte nur ein leises »Ja«.

Cartwright führte Sie weiter durch die Dunkelheit. Er spürte, dass Annabelle neben ihm vor Angst zitterte.

»Es sind wohl alle Glühbirnen ausgefallen«, wimmerte sie leise. Dann spürte sie einen Lufthauch im Nacken. Überrascht blickte sie über ihre Schulter zurück. Genau in diesem Momente wurde das Licht heller und sie erkannte eine Fratze, die sie anknurrte.

Erschrocken kreischte Annabelle laut auf. Dass Samuel belustigt kicherte, hörte sie nicht.

Nun gingen überall Lichter an und sie erkannte Menschen auf Foltergeräten. Gierige Hände griffen nach ihr, doch bekamen sie sie nicht zu fassen. Direkt vor ihr tauchte wieder ein entstelltes Gesicht auf.

»Bitte machen Sie, dass es aufhört«, schluchzte Annabelle. Sie presste ihr Gesicht in seinen Jackett-Ärmel und verlor fast ihren Hut.
 

«Wenn es Ihnen nichts ausmacht, können Sie Mr. Cartwright nun loslassen, Miss Eltringham«, sprach eine Person sanft auf sie ein.

Die Angst war noch nicht ganz verschwunden, als sie Samuel losließ und ihr violettes Kleid glattstrich. Sie zitterte am ganzen Leib

»Mr. Randall, Sir. Verzeihen Sie bitte«, schluchzte Annabelle. »Es war eben einfach furchtbar.«

»Was war furchtbar? Mr. Cartwright?«

Samuel wurde von Joseph Randall, einem Mann gehobenen Alters, mit einem Blick bedacht, der jeden das Fürchten lehren würde.

»Ich habe lediglich die Abkürzung zu Ihrem Büro genommen, Mr. Randall«, antwortete Cartwright ehrlich.

Joseph seufzte. »Sie können Miss Eltringham doch nicht durch die Chamber of Horrors führen, ohne sie zu fragen. Das arme Ding zittert wie Espenlaub.« Er wandte sich Annabelle zu. »Kommen Sie in mein Büro. Möchten Sie zur Beruhigung eine Tasse Tee trinken?«

Sie nickte nur und verschwand mit ihm in dem Raum.

Annabelles neuer Chef bot ihr den gemütlichen Ledersessel vor seinem Schreibtisch an. »Setzen Sie sich doch. Der Tee wird gleich kommen.« Joseph Randall nahm selbst Platz. »Verzeihen Sie das Benehmen von Mr. Cartwright. Wenn Sie wollen, dann werde ich ein ernstes Wort mit ihm sprechen.«

Verdient hätte er es, dachte sie zornig.

»Miss Eltringham, ich möchte Sie herzlich Willkommen heißen bei uns im Madame Tussaud’s. Ihre Fähigkeiten haben mich und meine Atelierleiterin Victoria Bailey überzeugt. Ich hoffe, die Arbeiten, die Sie uns zugeschickt haben, waren nicht nur die besten.«

Die Tür ging auf. Eine dickliche Frau mit Locken stellte ein Tablett mit zwei Tassen edlen Porzellans und einer Teekanne auf den Schreibtisch ab. Annabelle erkannte am Zwiebelmuster, dass es sich um Meißner Porzellan handeln musste.

Die Frau goss Tee in die Tassen. »Möchten Sie Milch und Zucker zu Ihrem Tee, Miss?«

»Ja, Ma’am, aber ich werde mir dies selbst so nehmen, wie ich meinen Tee zu trinken pflege.«

»Hab vielen Dank, Molly«, sagte Joseph, als diese noch einen Teller voller Toffee abstellte. Dann verließ Molly leise das Büro.

»Nach unserer Teepause werde ich Sie ins Atelier bringen.«

Annabelle nippte stumm an ihrer Tasse.
 

Annabelle betrat das Atelier und sah sich mit großen Augen um. Sie kannte viele Künstlerateliers, aber so ein großes hatte sie noch nie gesehen. Sie war von den vielen Leuten beeindruckt, die überall im Raum arbeiteten.

Auf allen Tischen waren unfertige oder fertige Köpfe aus Wachs verteilt. In einer Ecke erkannte sie, wie zwei Näherinnen ein Kleid fertigten.

Eine blonde Frau in einem weißen Kittel gehüllt kam auf sie und Joseph Randall zu.

»Jospeh! Wie ich sehe, bringen Sie mir die neue Mitarbeiterin. Miss Eltringham, nehme ich an. Guten Tag, ich bin Victoria Bailey und von nun an Ihre direkte Vorgesetzte. Ihre Arbeiten haben genau unserem Konzept entsprochen und da wir wegen dem letzten Krieg zurzeit unterbesetzt sind, bin ich um jede Fachkraft froh, die Talent besitzt und sich bei uns bewirbt.«

Annabelle schenkte ihr ein höfliches Lächeln. »Das ist zu viel des Lobes, Mrs Bailey. Ich habe kaum praktische Erfahrungen und hatte teilweise sehr viel Zeit für meine Arbeiten. Aber ich denke, mit Zeitdruck kann ich auch sehr gut umgehen.«

»Das freut uns zu hören«, lachte Jospeh laut. »Ich lasse die Damen nun alleine. Victoria, seien Sie bitte nett zu Miss Eltringham.«

»Ich bin zu allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen nett, Joseph«, mahnte Victoria. »Hier hat sich noch niemand über meine Qualitäten als Vorgesetzte beklagt.«

»Das weiß ich, Victoria«, antwortete Joseph. »Haben Sie viel Spaß mit ihrer neuen Arbeit, Miss Eltringham.«

Dann verschwand er aus dem Atelier.

»Nun, Miss Eltringham, zeige ich Ihnen Ihren Arbeitsplatz. Ihre Aufgabe wird es sein, fertige Gesichter zu bemalen. Fotografien, die nachkoloriert worden sind, dienen Ihnen als Vorlage. Ebenso werden Sie unseren Näherrinnen helfen. Kennen Sie sich mit der Restauration aus?«

»Ein wenig, Mrs Bailey. Unser Professor hat das Thema nur angesprochen. Aber ich habe mich in meinen lesungsfreien Tagen in den Kunstraum gesetzt, in dem die Bildrestauration gelehrt wurde. Meine Mutter hat mir daheim gezeigt, wie man Stoffbezüge ausbessert.«

»Das ist gut, wirklich gut«, sagte Victoria leise. »Diese Kenntnisse können Sie auch hier einbringen. Sie wissen ja: der Krieg. Wir haben aber seit 1918 wieder sehr viel aufbauen können.«

»Schrecklich, dass so viel zerstört wurde. Ich verstehe einfach nicht, wie Menschen so etwas machen können«, erboste sich Annabelle. »Ich verstehe nichts von der Politik, aber Kriege sind in meinen Augen sinnlos!«

»Wie Recht Sie doch haben, Kindchen. Ich habe meinen Mann in Deutschland verloren. Aber ich denke, die Menschheit hat daraus gelernt und es wird nie wieder einen Weltkrieg geben. Noch einen wird die Welt nicht verkraften.« Victoria seufzte traurig. »Genug der Melancholie. Sollten Sie noch Material benötigen, im Lager hat es Pinsel und Farbe.« Victoria deutete auf eine schwere Stahltür. »Der Raum diente uns als Bunker, als London aus der Luft angegriffen wurde.«

Annabelle legte ihre Hand auf die Schulter ihrer Vorgesetzten. »Sie haben mein Beileid. Auch ich habe Vater und Brüder verloren.«
 

Der letzte Atelierarbeiter verließ den Raum.

»Machen Sie das Licht aus, wenn Sie gehen, Miss Eltringham?«

Müde von der Arbeit und vom schlechten Licht nickte sie. »Ich werde daran denken.«

Dann widmete sie sich wieder dem Wachskopf.

An ihrem ersten Arbeitstag hatte sie ein mit Brokat verziertes Seidensofa restauriert. Es hatte viele Brandlöcher. Sie tat ihr Bestes, in dem sie im Lager nach den richtigen Farben und Stoffen suchte. Sie war des Öfteren unsicher und holte sich Rat bei Victoria.

Nun beugte sie sich über den Kopf von Queen Elizabeth I. und malte ihr die dünnen Augenbrauen auf, doch dann merkte sie, dass sie vergessen hatte, der Königin ihre typische Blässe aufzuschminken. Verzweifelt legte sie den Pinsel beiseite und griff nach einem Schwamm und der weißen Farbe.

Sie legte ihre Utensilien vor sich hin und legte stöhnend ihren Kopf in die hohlen Hände. Als sie ihren Kopf in den Nacken legte, gähnte sie herzhaft. Annabelle reckt sich und lockerte ihre steifen Gelenke.

Ihre Kehle brannte vor Durst, da die Luft in den letzten 15 Minuten sich erwärmt hatte und somit sehr trocken war.

Annabelle ging zum kleinen Waschbecken um sich dort ein Glas Wasser zu holen. Als sie den Hahn aufdrehte, kam zuerst kein Wasser, sondern nur Dampf aus dem Rohr.

»Was?«

Sie drehte den Hahn noch weiter auf. Annabelle hielt ungeduldig einen Becher darunter. Ein kochendheißer Wasserstrom schoss aus dem Hahn. Vor Schmerzen gepeinigt riss Annabelle ihre Hand zurück. Die Haut war gerötet und schlug Blasen.

»Was ist hier los?«

Um nach dem Rechten zu schauen, verließ sie das Atelier. Im Gang roch es stark nach Rauch. Annabelle hustete, als sie sich weiter vorwagte. Nach ein paar Schritten kam sie an Josephs Büro vorbei. Laut klopfte sie an die Tür.

»Mr. Randall? Sind Sie noch da?«

Es kam keine Antwort. Auch sie versuchte die Tür zu öffnen, scheiterte Annabelle. Joseph Randall war nicht mehr im Haus.

Verzweifelt schlang sie ihre Arme um ihren Oberkörper und ging mit schnellen Schritten Richtung Ausgang. Ehe Annabelle sich versah, befand sie sich in der Chamber of Horrors. Sie kannte nur diesen einen Weg hinaus.

Mit gesenktem Blick hastete sie durch die engen Gänge und versuchte, nicht die Wände zu berühren. Vor ihr leuchtete es rötlich. Der Qualm nahm zu und wurde dicker.

Qualvoll hustete Annabelle. Sie ging in die Knie und hielt ihre Hand vor ihrem Mund. Ihre Augen tränten vor Hitze.

Ich will nicht sterben. Nicht hier und nicht jetzt!, dachte sie verzweifelt und rief: »Hilfe!«

Annabelle hoffte, dass noch Mitarbeiter in ihrer Nähe sein würden. Sie wimmerte, als heißes Wachs auf sie hinabtropfte. Immer noch saß sie auf dem Boden. Starr vor Angst wagte sie es nicht, aufzustehen und zu fliehen.

»Hilfe«, sagte sie schluchzend und senkte ihren Kopf.

Kaum hatte sie das Wort ausgesprochen, hörte sie Schritte, die sich ihr näherten. Hoffnung regte sich in ihr und sie hob den Blick. Die Tränen verschleierten ihr Blickfeld und sie erkannte nur eine verschwommene Silhouette.

»Miss Eltringham?«

»Mr. Cartwright? Oh mein Gott! Bin ich froh, dass ich nicht alleine bin. Was ist hier los?«

Samuel zog Annabelle auf die Beine und meinte mit schneller Stimme: »Es brennt hier. Wir müssen hier so schnell wie möglich weg, sonst verbrennen wir bei lebendigem Leib.«

Mit ihr an der Hand lief Samuel in die Richtung, aus der Annabelle gekommen war.

»Mr. Cartwright! Das ist die falsche Richtung!«

Er warf einen Blick über seine Schulter. Dicker, schwarzer Rauch erfüllte die Gänge und auch einzelne Flammen züngelten bereits an den Möbeln und Gemälden.

»Nein, dort steht bereits alles in Flammen, Miss. Beim Atelier muss es einen Notausgang geben.«

Keuchend stolperte Annabelle hinter Samuel her. Sie sah, dass sein Jackett bereits ein paar Brandlöcher hatte und eines noch schwelte. Sie legte ihre Hand auf das Loch und verzog ihr Gesicht vor Schmerz. Aber es hatte sich gelohnt: Es glimmte nicht mehr.

Die Beiden erreichten eine Tür, an der ein Schild mit der Aufschrift Notausgang hing. Samuel griff nach der Klinke und brüllte vor Schmerz auf.

»Was?«, rief Annabelle in Panik.

»Diese Klinke ist verdammt heiß! Verdammt!«

Überrascht darüber, dass er in ihrer Gegenwart fluchte, bemerkte sie nicht, dass durch den unteren Türschlitz auch Qualm drang.

Leise fluchend zog Samuel sein Jackett aus und wickelte es – so es ging – um seine Hand. Wieder legte er die Hand auf die Klinke. Sachte drückte er sie nach unten, als Annabelle den Rauch realisierte.

»Samuel! Tu das nicht!«

Er sah sie überrascht an und öffnete dabei die Tür.

Der vorhandene Sauerstoff verband sich mit den Flammen hinter der Tür; eine Walze aus Feuer und Rauch bahnte sich durch den Gang.

Samuel reagierte schnell und warf sich als Schutz auf Annabelle. Ein Sternenhimmel explodierte vor ihren Augen, als ihr Kopf auf dem Boden aufschlug. Benommen nahm sie die Hitze wahr, die sich um sie herum ausbreitete.
 

Ihre Gedanken wurden wieder klarer. Annabelle hatte keine Ahnung, wie lange sie bereits bewusstlos auf dem Boden lag.

Das Knistern von Feuer wurde immer lauter und sie erkannte die Gefahr, in der sie sich befand. Annabelle wollte sich aufsetzen, doch eine schwere Last drückte ihren Körper wieder nieder.

Sie erkannte Samuel, der auf ihr lag. Die Feuerwalze hatte ein großes Loch in sein Hemd gefressen und die Haut warf Brandblasen.

Verzweifelt schüttelte sie den Mann auf ihr. »Los! Aufwachen! Das Feuer ist fast hier, bitte!«

Doch er reagierte nicht.

Mit viel Mühe zog sie sich unter ihm hervor und stand mit wackeligen Beinen auf. Sie sah zurück. Eine kleine Chance erkannte Annabelle, denn das Feuer hatte die Tür zum Atelier noch nicht erreicht.

Immer noch schwach beugte sie sich zu Samuel hinunter und griff nach seinen Armen. Sie legte ihr gesamtes Körpergewicht in jeden Schritt und zog ihn langsam aber stetig in Richtung Atelier.

Die Anstrengung und die Hitze ließen ihren Schweiß nur so aus ihren Poren laufen. Ihr Herz raste und durch den Rauch bekam ihr Körper sehr wenig Sauerstoff, der dringend benötigt wurde.

Ihr Kreislauf war kurz davor zusammenzubrechen, als sie keuchend die Tür erreichte. Mit zittriger Hand öffnete sie diese und trat sie auf, sodass die Klinke gegen die Wand schlug.

Wieder griff sie nach Samuel und zog ihn in den Raum.

Hastig schloss sie die Tür und setzte sich erschöpft auf einen Stuhl. Blind griff sie nach einem Stück Stoff und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Sie legte ihren Kopf in den Nacken. Aus ihren Augenwinkeln sah sie, dass sich auch hier bereits der Qualm durch den Türspalt drückte.

Ohne zu überlegen sprang sie auf und lief zum Lager. Mit ihrer verbliebenen Kraft öffnete sie die schwere Eisentür. Auf wackeligen Beinen eilte sie zurück zu Samuel.

Sie zog ihn in das Lager. Mit verschwommenem Blick zog sie die schwere Tür zu und erkannte, dass sich Flammen bereits durch das Holz der Tür fraßen.

Das Schloss rastete ein.

»Geschafft«, seufzte Annabelle, sank zu Boden und fiel in eine Ohnmacht.
 

Ein defektes Kabel hatte 1925 den Brand im Museum ausgelöst. Viele der Exponate fielen den Flammen zum Opfer, darunter auch die prachtvolle Kutsche Napoleons, die mit viel Liebe zum Detail erstellt wurde. Doch konnten viele Gussschablonen geborgen und viele der Figuren nachgestellt werden.

Annabelle und Samuel wurden von Feuerwehrleuten im Lager geborgen. Jedoch erlagen sie an ihren schweren Brandverletzungen und einer Rauchvergiftung.

Drei Jahre hatte es gedauert, bis das Tussaud’s wieder aufgebaut war. Hinzu kamen ein kleines Kino und ein Café.

Der Friede dauerte nur zwölf Jahre. 1940 wurden das Kino und der größte Teil der Ausstellungsräume beim Bombenangriff auf London während des Zweiten Weltkriegs zerstört.

Ironischerweise überlebte die Statue von Adolf Hitler diesen verheerenden Angriff.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Death_Cookie
2007-11-24T21:40:02+00:00 24.11.2007 22:40
wahnsinn, echt mitreisend ^^



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