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Drachenherz

Ein kleiner Zujin Roman
von

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Falkenjagd

Es gab tatsächlich keine Küsse am nächsten Tag.

Er hatte gewonnen! Warum zum Teufel fühlte er sich dann nicht so?

Morgens, auf ihrem Weg zur Arbeit hatte Jin ihn nicht ansehen können, ohne vor Verlegenheit zu glühen. Was einerseits überaus befriedigend war, andererseits aber bedeutete, dass sie eigentlich nur gradeaus blickte.

Abends dann, war die Sachlage genau umgekehrt.

Je dunkler es wurde, umso vorsichtiger mied Zuko Berührungen, Blicke, Gassen, Brunnen. Kurz und gut, alles, was seine verdammte Lust auf den Plan gerufen hätte.

Nicht dass die eine Einladung gebraucht hätte. Wo sie auch hingingen, seine Begierde schien sich bereits häuslich nieder gelassen zu haben.

Was hätte er nicht darum gegeben, Wasserbändiger zu sein.

Und Jin?

Sein Teehauslämmchen tat nicht gerade viel, um die Situation zu entschärfen.

Sie lächelte, lachte, schwatzte, tanzte und wuselte um ihn herum, fasste immer wieder nach seinen Händen, berührte ihn ...

Sie spielte mit dem Feuer! Und an ihren Augen konnte er sehen, wie gut sie das wusste.

Die kleine Hexe wollte ihn also aus er Reserve locken?

Diesmal nicht. Oh nein!

Er hatte sie abends abgeholt. Gut!

Sie waren etwas Essen gewesen. Gut!

Dann wollte Jin das Strassentheater ansehen. Gut!

Alles schön und gut. Aber jetzt war Schluss!

Spazieren gehen? Das konnte sie ihrer Tante erzählen!

Ihr so genannter Spaziergang würde in einer sehr verfänglichen Situation enden, soviel stand fest.

Er konnte es sehen. Jedes mal wenn er in ihre funkelnden Koboldaugen blickte. Seine Jin hatte beschlossen, ihren Kopf durchzusetzen, und in diesem schienen gefährlich leidenschaftliche Küsse neuerdings eine zentrale Rolle zu spielen.

Also bugsierte er sie, nachdem Bo, der vielleicht traurige, vielleicht aber auch nur mies bezahlte Clown, seinen letzten Applaus kassiert hatte, nach Hause.

Schnurstracks. Ohne Umwege.

Weder ihr „Oh sieh nur, da ist eine Abkürzung!“ (Ach ja? durch eine SACKGASSE, Schätzchen?) noch ihr „War das nicht eben mein Kater da drüben?“ (war das Vieh nicht ursprünglich Orange gewesen?) ließen ihn von seinem Weg abkommen.

Er hatte es sich GESCHWOREN, heute nichts Unschickliches zu tun.

Die letzten paar Häuserblöcke sah Zuko sich daher mehr oder weniger gezwungen, sie beklagenswert ungalant hinter sich her zu schleppen, bevor seine verdammte Libido noch Amok lief.

Er stellte sie vor ihrer Tür ab und verschränkte sofort die Arme vor der Brust. Bevor sie die Dinger um irgendetwas oder irgendjemanden schlingen konnten.

„Gute Nacht“, sagte er knapp.

„Gute Nacht? Gut? Ja. Bestimmt wird sie das. In meinen Träumen kann ich Dir ja schließlich die schrecklichsten Dinge antun, nicht wahr?“

Zukos Braue hob sich zögernd.

„Warum ... solltest Du das tun? Hast Du das Bedürfnis danach?“

„Nein! Aber so wie Du Dich aufgeführt hast, könnte man es meinen!“

„Ich hab mich aufgeführt?“

Also, er sah das genau anders herum.

Jin schnaubte verächtlich, dann begann sie in tiefstem, rauen Bass, ihn zu imitieren. „Aber Jin, doch nicht da lang! Jin, wo willst Du hin? Jin, schleppst Du mich etwa in eine dunkle Gasse? Jin, vielleicht unterlässt Du diese Albernheiten! Jin, atme doch bitte in die andere Richtung! Jin, beweg Dich doch einfach nicht beim Gehen!“

„Ich fragte lediglich, ob Du nicht weniger ... enthusiastisch Gehen könntest. Alles hat gewackelt.“

Na, wundervoll, Zuko, warum stellst Du Dich nicht gleich vor ein Erschiessungskommando?

„Gewackelt?“, zischte Jin und schenkte ihm ein Zweizahnreihenlächeln, weil in diesem Moment eine Nachbarin vorbei ging. „Waren es wenigstens die richtigen Stellen? Habe ich mich sonst noch irgendwie billig verhalten? Vielleicht beim Essen? Sicher entsprechen meine Manieren nicht Deinen sonstigen Massstäben. Ebenso wenig, wie mein Enthusiasmus. Lass mich doch das nächste mal bitte vorher wissen, wann mein `Enthusiasmus´ angebracht ist, und wann nicht - Guten Abend Herr Zui! - dann kann ich ihn nämlich vorher abbestellen. Du wirst bestimmt besser klar kommen, wenn ich weiss, wann, wo und wie ich enthusiastisch zu sein habe! Am besten mach ich mir einen Schalter dafür. Grün: Jin lässt sich bewusstlos küssen! Rot: Jin will nichts von mir und hält die Klappe! Na, wär das nicht TOLL?“
 

Zuko blinzelt.

Ein Erschiessungskommando wäre ihm bedeutend lieber gewesen. Und schneller!

„Jin, Du weisst verflucht genau, dass ich nicht so denke! Ich weiss Deinen Enthusiasmus mehr als zu, äh ... schätzen. Ich wollte heute nur ausnahmsweise den Anstand wahren. Das verdammte Problem bin ich. ICH, nicht Du! Ich kann mich einfach nicht beherrschen, wenn wir uns...“

Dann ging dem erhabenen Diener der Sonne ein Licht auf.

Beherrschung schien das Stichwort zu sein.
 

„Du willst mich nur wütend machen, damit ich die Fassung verliere, und Dich küsse, nicht wahr?“, fragte Zuko.

Anklagende, schuldbewusste Jade blickte zu ihm auf.

„Ja“, gab Jin kleinlaut zu. „Klappt wohl nicht?“

„Fast, Kobold, fast.“

„Warum bestimmst eigentlich Du, wann es Küsse gibt und wann nicht?“

Bestimmen? Sie hatte ja keine Ahnung!

Er war so selbstbestimmt, wie ein Schluckauf, wenn es darum ging, sie zu küssen. Die meisten waren ihm einfach ... rausgerutscht.

„Weil ich viel größer bin!“

Als sie ihm frech die Zunge rausstreckte, hätte sie ihn beinahe soweit gehabt.

Aber eben nur beinahe. Ah, er musste wirklich auf der Hut sein.

Sie war so verdammt verlockend.
 

„Jin, bitte. Ich muss meine Sinne beieinander halten! Morgen steht ein äußerst wichtiger Termin an. Deshalb werde ich in der Frühe auch auf keinen Fall kommen können.“

„Ein Termin? Lee! Warum sagst Du mir sowas denn nicht? Wenn es für Dich wichtig ist, will ich das doch wissen!“

Jin seufzte. Ihr wurde klar, dass ihr adliger Teeschubser wohl zu lange das Verhalten einer grantigen Auster an den Tag gelegt hatte, um diese Verschlossenheit nun innerhalb weniger Tage abzulegen.

Wahrscheinlich würde er dazu mehrere Reinkarnationen brauchen.

„Ich ... wir äh, der Termin beim Kanzler steht endlich an und wenn dieses Gespräch erfolgreich verläuft, wird sich der Erdkönig vielleicht bereit erklären, übermorgen eine Audienz abzuhalten.“

„Lee! Das ist ja wundervoll! Aber bestimmt will Euer Lord das Gespräch mit dem König noch vorbereiten. Wenn Du also Abends auch keine Zeit hast, versteh ich das.“

„Die Vorbereitungen sind alle abgeschlossen. Ich werde mir die Zeit einfach nehmen.“

„Ja?“ Gott, er war so … süss! „Aber, falls Du doch nicht kommen kannst, weiss ich ja warum“, murmelte Jin.

Er nickte. Sie auch.

Er strich ihr mit der Fingerspitze eine Haarsträhne hinters Ohr.

Sie zupfte seinen Kragen zurecht.

„Gute Nacht“, flüsterte Jin.

„Gute Nacht.“

„Also bekomm ich heute wirklich keinen?“

„Nein, Frechdachs, heute nicht.“

Auf dem Weg zurück zum Palast musste Zuko ständig an ihre verflixte, vorgeschobene Unterlippe denken.

Oh ja, er hatte gewonnen, aber es fühlte sich überhaupt nicht so.

Allem Anschein nach lenkte das Nicht-Küssen ihn mindestens ebenso sehr ab, wie das Küssen.

Verdammt, dann hätte er ja doch unsittlich sein können.
 

An diesem Abend erhielt General Iroh einen Brief seiner Schwägerin, in dem sie ihre Ankunft in Ba Sing Se ankündigte.

Sie brachte alle möglichen Gründe vor, die diesen Besuch überaus nötig und sinnvoll machten.

Doch Iroh wusste, Ursa hatte einfach nur Sehnsucht nach ihrem Sohn.

Seit sie damals zurück gekehrt war, hatte die Unruhe, mit der sie jahrelang hatte leben müssen, sie nicht wieder losgelassen. Sie war unstet und reiselustig, konnte es an keinem Ort lange aushalten.

Ein Überbleibsel ihres Lebens als Flüchtling.

Zudem wusste sie wohl manchmal nicht so recht, wie sie mit diesem `neuen´ Zuko umgehen sollte, der sie nicht mehr zu brauchen schien.

Aber immer wenn sie eine Zeitlang fort gewesen war, zog es sie mit aller Macht nach Hause. Und das war immer der Ort, an dem ihr Sohn sich aufhielt.

Iroh dachte an die Zeit zurück, zu der sie alle geglaubt hatten, die Frau des Feuerlords sei tot. Er hatte an dieser Theorie allerdings immer leise Zweifel gehabt.

Dann, kurz vor Kriegsende, waren Gerüchte laut geworden, das Weib Ozais lebe noch. Und die Jagd hatte begonnen.

Eine Jagd auf Zeit. Eine Jagd um Leben und Tod.
 


 

Agnam Ba, Territorium der Feuernation, 5 Jahre zuvor
 

An den nördlichen Ausläufern des roten Gebirges klammerte sich das Kloster Agnam Ba an den steilen Osthang des Mongke.

Die umliegenden, kleinen Häuschen des gleichnamigen Dorfes schmiegten sich an die altehrwürdigen Mauern, als suchten sie Schutz vor der knorrigen, skurrilen Dunkelheit des nahen Kiefernwaldes.

Etwas anderes aber suchte dort Deckung.

Eine reglose Gestalt hockte im Geäst einer verkrüppelten, alten Kiefer und wartete darauf, dass das letzte Schimmern des Abendrots in samtenes Blaugrau übergehen würde.

Die roten und schwarzen Zeichen auf dem Gesicht des jungen Mannes wiesen ihn als einen Yu Yan aus, einen der meisterlichen Bogenschützen in den Diensten Seiner Hoheit, Feuerlord Ozai.

Doch dies war kein bloßer Yu Yan.

Dieser Schütze war einer der legendären Feuerfalken.

Nur eine Hand voll ausgesuchter Meisterschützen bildeten diese absolute Eliteeinheit des Feuerlords. Leise, verstohlene Einzelkämpfer, die aus dem Hinterhalt zuschlugen. Tödlich, kalt, präzise.

Die traditionelle Bemalung verdeckte die die obere Gesichtshälfte des Feuerkalken wie eine Maske. Sie zeigte die stilisierte Darstellung eines fliegenden Greifvogels, dessen Schnabel an der Nasenspitze des Kriegers auslief. Einerseits diente dies zur Abschreckung von Feinden, andererseits aber auch dazu, das Gesicht des Trägers weitgehend unkenntlich zu machen.

Ein Falke, dessen Identität ans Licht kam, konnte ebenso gut gleich sein Testament machen.
 

Als das Zwielicht begann, die Konturen der Welt zu verwischen, zog der Feuerfalke einen speziell präparierten Pfeil aus seinem Köcher, befestigte geschickt ein dünnes, aber strapazierfähiges Seil daran, und spannte kraftvoll den Bogen.

Seine Augen wurde schmal, fixierten ihr Ziel und tausendfach erprobte Konzentration leitete den surrenden Pfeil, bis er tief in das Holz eines Fensterrahmens einschlug.

Nachdem zwei Minuten vergingen, ohne dass Alarm geschlagen wurde, hängte der Schütze einen Haken in das Seil und ließ sich geräuschlos zur äusseren Mauer des Klosters gleiten.

Seine Mission war klar. Aufspüren, Isolieren, und Verschleppen der Zielperson.

Es musste heute gelingen. Eine zweite Chance würde es nicht geben, denn Sozins Komet würde Übermorgen zur Mitternacht in die Atmosphäre des Planeten eintreten. Übermorgen würde die wichtigste und verheerendste Schlacht dieses Krieges gefochten werden.

Und er war nicht der Einzige, der hinter dieser speziellen Beute her war.
 

Der Feuerfalke hatte den Grundriss des uralten Gemäuers genauestens studiert. Jedes noch so kleine Detail befand sich in seinem Kopf.

So fand er, lauschend, tastend und schleichend mühelos seinen Weg in den inneren Ring, wo sich die Schlafquartiere der ehrwürdigen Schwestern des Lichts befanden.

Er war schon fast am Ziel, die Kammer musste sich ganz in der Nähe befinden. Der enge, feuchte Gang, in dem er sich befand, krümmte sich nach Nordosten. Es war die vierte Tür auf der rechten Seite.

Er lauschte angestrengt. Kein Laut drang zu ihm. Weder aus den Kemenaten, noch aus dem Gang. Die strengen Klosterregeln kamen ihm zupass. Sie machten das ganze Unternehmen so berechenbar.

Der Falke schlängelte sich durch das schmale Fenster, das sich links der Tür befand, nach draußen und hangelte geschickt zu einem anderen; dem Fenster einer kleinen Schlafkammer. Es stand ein wenig offen, doch für die Zwecke des Jägers genügte es. Eine großzügige Hand voll Mohnstaub, durch den Spalt geblasen, würde dafür sorgen, dass das Opfer von seiner Entführung nichts mitbekam.

Er kletterte zurück und ließ sich leise wieder in den Gang fallen.

Vorsichtig schlich er an der Mauer entlang, bis er die betreffenden Tür erreicht hatte. Die Schlafkammer war tatsächlich unverschlossen.

Das Ganze hier glich eher einem Spaziergang, als einer geheimen Mission.

Doch er hütete sich davor leichtsinnig zu werden.

Dafür war die Zielperson bei weitem zu wichtig.

Lautlos öffnete er die Tür, schloss sie hinter sich und näherte sich einer schmalen Pritsche. Der etwas zu langsame, tiefe Atem seines Opfers sagte ihm, dass der Mohnstaub seine Wirkung entfaltet hatte. Um das Narkotikum nicht selbst zu inhalieren, handelte der Feuerfalke rasch und schulterte die bewusstlose Gestalt.

Es wurde Zeit, zu verschwinden.

Er stieß das halb offen stehende Fenster vollends auf und lauschte. Einzig das Zirpen kleiner Zikadenfrösche drang an sein Ohr

Schnell befestigte der Feuerfalke ein Tau am Fensterstock und ließ sich mitsamt seiner Fracht auf den Hof hinuntergleiten. Im Dunkel verborgen huschte er zur Außenmauer, an der er zuvor ein Seil hatte hängen lassen. Der Kraftakt, das Gewicht gleich zweier Personen nach Oben zu schleppen, ließ ihn leise keuchen. Auf der anderen Seite, endlich wieder festen Boden unter den Füßen, schleppte der Jäger sein Opfer in das undurchdringliche Dunkel des Kiefernwäldchens.

Der Rest war ein Kinderspiel.

Zwei im Wald angebundene Reitstrausse brachten ihn und seine Beute schnell zu einer kleinen, versteckten Hütte.
 

Die Soldaten, die zwei Stunden später laut und rüde die klösterliche Ruhe störten, fanden nur eine aufgebrachte Äbtissin und haufenweise verstörte, schlaftrunkene Nonnen vor.
 

Vorsichtig legte der Falke seine kostbare Beute auf ein schmales Bett.

Die betäubende Wirkung des Mohnstaubs würde bald nachlassen, aber noch war Zeit genug, die Reittiere sicher zu verstauen und ein Feuer zu entfachen.

Nachdem dies getan war, setzte er sich und betrachtete zum ersten Mal die Person, die zu entwenden sein Auftrag war.

Die Frau trug die schlichte, strenge Tracht einer Ordensschwester. Sie war schön.

Dichter hatten einst diese Schönheit besungen. Die Schönheit von Ursa Tatzu, Eheweib von Ozai.

Alter und Kummer hatten Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen, aber anhaben konnten sie ihr nichts. Selbst bewusstlos strahlte sie Würde und Anmut aus.

Dann begann sie sich zu regen.

Der Falke zog sich blitzschnell in die Schatten zurück und wartete ruhig.

Als Ursa langsam bewusst wurde, dass sie sich nicht mehr in ihrer kargen Kemenate befand, fuhr sie hoch. Panisch glitt ihr Blick durch den Raum, um an einem schemenhaften Mann hängen zu bleiben.

Die Panik wurde sofort versteckt und hinterließ nur kühlen, distanzierten Hochmut. Kerzengerade sass sie da.

„Wer seid Ihr?“, verlangte sie zu wissen.

„Nur ein Jäger, Hoheit!“ Die Stimme des Falken war emotionslos.

„Ein Jäger?“ Sie stieß ein hartes Lachen aus. „Ich bin kein Wild! Und jetzt zeigt Euch gefälligst!“

Als der Mann ins Licht trat, hatte Ursa Mühe, ihr erschrockenes Keuchen zu unterdrücken.

Ein Feuerfalke!

Ozai hatte sie also gefunden! Nach all den Jahren.

Sie hätte dem Drang, in die Feuernation zurückzukehren niemals nachgeben dürfen. Doch sie hatte sich eingebildet, zur Zeit der Wiederkehr des Kometen hier sein zu müssen, in der Nähe ihrer alten Heimat. In der Nähe ihrer Kinder. Pure Sentimentalität! Sie war ihren Kindern keinen Schritt näher gekommen.

Und nun hatten Ozais Häscher sie letztendlich aufgespürt.

Sie verbarg ihre Furcht hinter eines Maske des Hochmuts.

„Ozai schickt also einen seiner kostbaren Falken, um mich zu holen? Ich fühle mich geehrt!“

„Ozai? Nein. Der Feuerlord schickt mich nicht“, erwiderte der Falke, blickte sie jedoch nicht an.

Ursa erhob sich, versuchte die Wirkung des Schlafmittels abzuschütteln und richtete sich zu ihrer vollen Größe auf.

„Natürlich schickt er Dich! Die Feuerfalken unterstehen seinem direkten Befehl!“

„Nicht alle! Einige wenige haben sich dem Widerstand angeschlossen.“

„Dem Widerstand?“ Ursa lachte freudlos. „Du meinst diese Gruppe zahnloser, alter Männer und bartloser Jungen?“

„Ich spreche von dem Widerstand, der Ozais Untergang sein wird!“ Der Mann sprach mit ruhiger, kalter Überzeugung.

„Dann weisst Du mehr als ich. Es liegt nicht in Ozais Natur, unterzugehen.“

„Er wird es! Auf die ein oder andre Art, wird er es. Selbst wenn wir scheitern sollten. Es werden andere kommen.“

Ursa beobachtete den Falken misstrauisch.

„Und wer innerhalb dieses Widerstandes hätte wohl Interesse an meinem Schicksal?“, fragte sie spöttisch.

„Ozai hat Interesse an Euch, Mylady. Das genügt uns. Außerdem habt ihr wohlmeinende Freunde in unseren Reihen.“

„Freunde? Wen?“ Die Frage wurde scharf gestellt. Konnte es sein, dass Zuko vielleicht ...

„Es steht mir nicht zu, Euch dies zu sagen.“

„Natürlich“, schnaubte Ursa.

„Ihr solltet jetzt ruhen, Hoheit. Die morgige Reise wird anstrengend.“

„Wohin bringst Du mich?“

„Auch dies kann ich Euch nicht sagen.“

„Du kannst mir also nichts sagen, erwartest aber, dass ich Dir vertraue?“

„Euer Vertrauen ist nicht von Nöten. Ich habe Euch aufgespürt und werde Euch morgen am vereinbarten Ort abliefern.“

Seltsamerweise beruhigte Ursa diese Aussage weit mehr, als irgendwelche Beteuerungen es vermocht hätten.

Und so tat sie was nötig war, wie sie es immer tat.

Sie legte sich schlafen. Niemand würde davon profitieren, wenn sie morgen keinen klaren Kopf hätte. Am wenigsten sie selbst!
 

Der Falke jedoch schlief nicht.

Beute, die nicht erlegt war konnte fliehen.
 

Noch vor Sonnenaufgang brachen sie auf und ließen das rote Gebirge endgültig hinter sich. Der Feuerfalke schien es eilig zu haben, denn er gönnte den Straussen erst eine Rast, als die Sonne bereits Höchststand erreicht hatte.

Rasch versorgte er die Tiere und reichte der Frau des Feuerlords Wasser und eine karge Malzeit, bevor er sich selbst den gleichen Luxus gönnte.

Den ganzen Tag über hatten sie noch nichts gesprochen.

Nun ergriff Ursa das Wort.

„Der Widerstand … Glaubst Du wirklich, ihr könntet es schaffen, Ozai zu stürzen?“

Er zuckte mit den Schultern.

„Allein sicher nicht. Aber wir sind nicht die einzigen Gegner, die er hat.“

„Du meinst den Avatar?“

„Ja.“

„Ich hörte, er sei nur ein Kind.“

„Ja. Doch er hat Unterstützung.“

„Vom Widerstand?“

„Das auch.“

Ursa schwieg, während ihre zarten, eleganten Finger achtlos das Brot zerkrümelten. Sollte sie die brennendste ihrer Fragen wirklich stellen?

Sie musste es einfach!

„Meine Kinder … auf wessen Seite stehen sie?“

„Das wisst ihr nicht, Hoheit?“

„Nein. Ich war zu isoliert. Eine der wenigen Nachrichten, die mich erreichten, war die über die Rückkehr des Avatar.“

Der Feuerfalke zuckte mit den Schultern.

„Eure Kinder folgen ihrem Vater.“

Ursa stieß den angehaltenen Atem aus.

„Auch mein Sohn?“

„Ja.“

„Weisst Du das mit Bestimmtheit?“

„Euer Sohn kehrte aus der Verbannung zurück und schwor Eurem Gatten die Treue.“

„Verbannung?“ Ursa war aufgesprungen. „Ozai hat ihn verbannt?“

„Das wusstet Ihr nicht?“, fragte er ungerührt.

„Nein! Nein, ich wusste es nicht. Ich konnte es nicht riskieren, mich nach den Vorkommnissen hier zu erkundigen!“

Sie lief unruhig auf und ab.

„Wann wurde er verbannt?“

Der Falke schnalzte ungeduldig mit der Zunge.

„Wen schert das? Ich glaube vor drei oder vier Jahren.“

„Wann kam er zurück?“

„Vor ungefähr drei Monaten. Hoheit, wir sollten weiter!“

„Warum wurde er verbannt?“

Der Falke begann die Strausse wieder aufzusatteln.

„Warum?“, verlangte Ursa zu wissen.

„Soviel ich weiss, zeigte Prinz Zuko vor versammeltem Hofstaat beschämende Feigheit.“

„Du lügst!“

„Das ist es, was man erzählt Hoheit. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Und nun, sitzt bitte auf!“

„Wie kannst Du es wagen? Mein Sohn ist nicht feige!“

„Nein? Wie Ihr meint, Mylady. Und doch verriet er General Iroh!“

„Iroh?“

„Euer Schwager hatte Prinz Zuko während der Verbannung unter seine Fittiche genommen. Doch Euer loyaler Sohn hatte nichts besseres zu tun, als ihn an Euren Gatten auszuliefern.“ Es war das erste Mal, dass der Falke zornig klang.

„Ausliefern? Iroh Tatzu?“

„Der General gilt bei Hof als gesuchter Verräter, da er den Avatar unterstützt. Aber er konnte fliehen. Er ist eine unsrer größten Hoffnungen im Kampf gegen Eueren Gatten. “

„Iroh wird als Verräter gesucht?“ Ursa war fassungslos.

Mit einer ungeduldigen Geste beendete der Falke das Gespräch und bedeutete ihr, endlich aufzusitzen.
 

Für den Rest des Weges schwieg die Feuerlady.

Sie hätte ihre Fragen gar nicht erst mit diesem Fremden erörtern dürfen.

Doch ihre Sorge war einfach zu groß gewesen. Jetzt allerdings war sie noch größer.

War alles, was sie getan hatte, um ihren Sohn zu schützen, vergebens gewesen?

Er lebte. Aber der Pfad, den er eingeschlagen hatte, führte unweigerlich ins Verderben.

Sie hatte damals nicht bleiben können!

Sie hatte ihre Kinder verlassen müssen, hatte sie nicht länger den Unterschied zwischen Richtig und Falsch lehren können. Wenn sie geblieben wäre, hätte sie ebenso gut Zukos Todesurteil unterzeichnen können.

Ihr Mann hatte seinen Erstgeborenen verabscheut. Und zwar vom ersten Moment an, als er in die Augen des Säuglings geblickt hatte.

Nun, sie waren in der Tat seltsam gewesen. Nicht dunkel und blicklos, wie bei anderen Babys. Von Anfang an hatten sie ihre hellgoldene Farbe gehabt, hatten gesehen. Forschend, wissend.

Ozai hatte in diese Augen geblickt, die den seinen so ähnelten, und sein eigen Fleisch und Blut gehasst. Gehasst und gefürchtet. Ursa hatte nie gewusst, woher diese Furcht kam. Aber sie war da. Ihr Sohn war das Einzige auf dieser Welt, das Ozai Tatzu wirklich fürchtete.

Irgendwann hatte Ursa schließlich sogar die Angst gepackt, ihr Mann könne Zuko beseitigen wollen.

Das allein war der Grund gewesen, fort zu gehen.

Von dem Augenblick an, als sie erfuhr, wie ihr Gatte seinen eigenen Vater hatte ermorden lassen, wusste sie, dass er dabei war, seine größenwahnsinnige Vision einer neuen, unbesiegbaren Feuerdynastie zu verwirklichen.

Die Jahre zuvor war sein Wahn stetig weiter gewachsen.

Er faselte von einem ewigen Reich, von einer unsterblichen Linie allmächtiger Feuerlords.

Paradoxerweise war dieser Fanatismus das einzige gewesen, was Zuko vor seinem Vater geschützt hatte. Als Feuerlord bräuchte Ozai seinen Erben. Einen männlichen Erben!

Er mochte seiner Tochter Azula zwar den Vorzug geben, aber beerben würde sie ihn nie. Eine Frau auf dem Drachenthron würde Ozai, mit seinen archaischen Vorstellungen, niemals dulden.

Falls er aber einen weiteren männlichen Erben gezeugt hätte, wäre Zukos Leben keinen Pfifferling mehr wert gewesen.

Als neuer Herrscher hätte Ozai alles daran gesetzt, seine Frau erneut zu schwängern. Und zwar so lange, bis sie ihm einen weiteren Sohn gebar.

Darum war sie geflohen!

Ohne sie konnte er keine legitimen Kinder zeugen. Er brauchte sie.

Wenn nicht lebend, dann eben tot.

Ihr Ableben hätte es ihm ermöglicht, sich ein neues Weib zu nehmen, um einen weiteren Erben zu bekommen. Aber ohne Ursas Leiche, die er dem Feuer übergeben konnte, durfte er keine andere Frau ehelichen.

Diesem uralten Gesetzt musste sich selbst der allmächtige Feuerlord beugen.

Solange sie also verschwunden blieb, würde Ozai Zuko am Leben lasen.

Und nun musste Ursa erfahren, dass ihr Sohn auf der gegnerischen Seite stand.

So konnte sie für keine der beiden Parteien den Sieg erhoffen.

Der Sieg des Widerstands würde Zukos Tod bedeuten.

Der Sieg Ozai aber wäre der Untergang für sie alle.
 

Am späten Nachmittag erreichten die beiden Reiter ihren Bestimmungsort. Die alte, augenscheinlich verlassene Festung stammte noch aus einer Zeit, in der das Feuer nicht ausschließlich der Zerstörung gedient hatte.

Stumm und abweisend, der Zeit trotzend, thronte die Ruine auf einem hohen, riesigen Felsen.

Hierhin brachte der Falke seine Beute. Aber so sehr Ursa sich auch anstrengte, konnte sie doch keinen Hinweis auf die Anwesenheit von Mensch oder Tier ausmachen. Die alte Trutzburg lag verlassen und öde vor ihnen.

Nachdem sie abgesessen waren, scheuchte ihr Begleiter die Reitstrausse mit zwei energischen Schlägen davon. Die Tiere schienen ihr Zuhause zu wittern, denn ohne zu zögern rannten sie den Weg, den sie eben gekommen waren wieder zurück.

Der Falke führte Ursa nun tiefer in das zerfallene Gemäuer, stets darauf bedacht, die Spuren, die sie hinterließen, sofort wieder zu verwischen.

An einer unscheinbaren Mauer bedeutete er ihr, stehen zu bleiben.

Er schien einen komplizierten Mechanismus zu aktivieren, denn nach kurzer Zeit öffnete sich ein Durchgang.

Als er sie aufforderte voran zu gehen zögerte Ursa kurz.

Wenn sie erst diesen Gang betrat, würde sie ihr Leben denen anvertrauen, die sich dort unten befanden. Doch es lag ohnehin nicht mehr in ihrer Hand, was machte es also noch für einen Unterschied?

Sie ging in den kleinen, steil abfallenden Tunnel und ließ sich von den knappen Anweisungen des Feuerfalken durch ein wirres System aus Stollen und Gängen leiten.

Scheinbar endlos gingen sie durch die feuchte Kälte, bis sie endlich vor einer niedrigen Holztür anhielten.
 

Der Feuerfalke klopfte kurz und eine dunkle Stimme forderte sie auf, einzutreten.

Ursa war überrascht, als sie über die Schwelle trat.

Der Raum war zwar klein, jedoch prächtig ausgestattet. Überall war Sonnenmarmor zu sehen, filigranste Intarsien schmückten Wandverkleidungen aus Ebenholz und die kostbaren Möbel waren mit Gold und Purpurlack überzogen. Diese Zimmer wirkte, als gehöre es zum Feuerpalast.
 

„Hoheit! Was für ein Glück, Euch wohlbehalten zu sehen!“

Ein hochgewachsener Mann verbeugte sich tief vor Ursa.

„Kommandant Kuroto?“

Der Falke hatte sie also belogen!

Er hatte sie direkt in die Höhle des Löwen geführt. Kuroto war der loyale, ehrerbietige Anführer der königlichen Leibgarde.

„Ja, Hoheit. Ich nehme an, nach Eurem langen Weg seid Ihr erschöpft. Ich werde Euch umgehend in ein Quartier bringen lassen. Es ist zwar nicht besonders luxuriös, dafür aber um so sicherer.“

„Ich habe in den letzten Jahren sehr gut ohne Luxus gelebt, Kommandant! Und bevor ich mich ausruhe, hätte ich gerne einige Erklärungen. Auf wessen Seite steht Ihr?“ Ruhig wartete Ihre Ladyschaft auf Antwort.

„Auf der Seite der Feuernation, Mylady. Was bedauerlicherweise nicht die Seite Eures Mannes ist. Euer Gatte ... Ich fürchte, er ist verrückt geworden. Die Feuernation darf seinem Pfad nicht weiter folgten.“

„Ist das auch Euer Ernst, Kommandant?“, fragte Ursa misstrauisch.

„Ich fürchte, ja.“ Die Miene Kurotos verfinsterte sich. „Sollen wir wirklich warten, bis nichts mehr übrig bleibt? Bis das Feuer sich selbst verzehrt hat? Ich hatte Seiner Lordschaft die Treue geschworen, aber er verrät sein Volk! Ich ...“ Er holte tief Luft. „Ich bin der Anführer des Widerstands, Hoheit“ Fast trotzig sah er seiner Fürstin in die Augen.

„Ich kannte Euch als einen ehrenhaften, aufrechten Mann, Kommandant. Und so werde ich hoffen, dass Ihr der Selbe geblieben seid und Euch vertrauen.“

„Ihr ehrt mich, Mylady!“ Der Kommandant verbeugte sich erneut, dann fuhr er fort. „Ich würde Eure Fragen gern weiter beantworten, doch meine Agenten konnte Euch erst in letzter Minute ausfindig machen und so bleibt leider keine Zeit. Ich muss zurück in den Palast, Vorbereitungen für morgen treffen.“

Auf ein kurzes Klingeln trat ein Soldat in der Uniform der fürstlichen Leibgarde ein. Er salutierte zackig.

„Ich verstehe, Kuroto. Und ich danke Euch! Dir danke ich ebenfalls.“ wandte Ursa sich an den Falken.

Wie üblich sah er ihr nicht in die Augen.

Mit einem letzten, nachdenklichen Blick auf ihren `Entführer´ folgte die Feuerlady dem Leibwächter in ihre neue Unterkunft.
 

Als die Tür sich schloss blickte der Kommandant seinen Agenten an.

„Ich gratuliere zum Erfolg der Mission!“

Während er sprach, hatte er eine Tür geöffnet, die zu einem steil ansteigenden, schmalen Stollen führte. Sie hatten keine Zeit zu verlieren.

„Danke!“ Der Falken neigte den Kopf.

Die beiden Männer stiegen den Gang nach oben.

„Ihr habt ihr also nicht gesagt, wer Ihr seid?“

„Warum hätte ich das tun sollen? Sie kennt meinen Namen, aber mich kennt sie nicht.“

„Sie kennt Euch nicht? Sie ist Eure Mutter, Hoheit!“

„Ja. Aber für den Augenblick muss ich mich auf meinen Vater konzentrieren, nicht auf meine Mutter, Kuroto.“

„Ihr habt wahrscheinlich Recht. Nach der Schlacht werdet Ihr alle Zeit der Welt haben, sie wieder kennen zu lernen.“

Würde er das? Hätte er noch Zeit?

Oder wäre der morgige Sonnenaufgang der letzte, den er sehen würde? Zuko wusste es nicht. Es war auch nicht wichtig. Wichtig war nur, seinen Vater aufzuhalten.
 

Mittlerweile waren die Männer am Ziel. Von nun an galt es, keinen Laut mehr von sich zu geben.

Kuroto öffnete eine Eisentür und hangelte sich vorsichtig nach draußen, denn die Tür mündete direkt in die gemauerte Wand eines kleinen, vernachlässigten Brunnens, der sich in einem der unzähligen Innenhöfe des Palastes befand. Der mit Wasser gefüllte Grund der Zisterne lag gute vier Meter unter ihnen.

Oberhalb der Tür waren unauffällige Tritte in die Mauer gearbeitet, an denen die Männer sich nun nach Oben arbeiteten.

Als sie den Brunnenrand fast erreicht hatten, überprüfte Kuroto mit Hilfe eines Spiegels, ob die Luft rein war.

Sie war es. Schnell kletterten sie hinaus.

Die Gefahr war gebannt. Sollten sie nun entdeckt werden, so wären sie nur der Kommandant und ein Feuerfalke, der seine Anweisungen entgegen nahm.

„Ihr solltet verschwinden, Hoheit. Schließlich muss Prinz Zuko heute wieder von der Falkenjagd heimkehren.“

Zuko nickte und salutierte.

Dann hastete durch den Palast, in Richtung des Haupttors. Agni sei Dank fiel er niemandem auf. Ein Feuerfalke in Eile war derzeit ein gewohnter Anblick.

Als er auf Höhe des verhassten Thronsaals war, ließen seltsame Geräusche ihn aufhorchen.

Kampflärm? Im Thronsaal?

Was ging dort vor sich?

Ein berstender Laut veranlasste Zuko zu einem kleinen Sprint.

Als er dort eintraf, traute er seinen Augen nicht.

Der Avatar? Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?

Die Sache war ganz anders besprochen gewesen!

Ein Mitglied des Widerstands, Fon Sowieso, stand über General Iroh in Kontakt mit der kleinen Truppe um den Avatar.

Die verschiedenen Angriffe waren minutiös aufeinander abgestimmt worden.

Was tat Aang also hier?

Jetzt? Allein?

Verlieren. Soviel stand fest!
 

Durch eine dicke Rauchwolke konnte Zuko sehen, wie sein Vater arrogant und siegesgewiss auf den am Boden liegenden Jungen zuging.

Wie hatte Aang nur so dumm sein können, sich dem Feuerlord allein entgegen zu stellen? Vor allem jetzt, da der Komet langsam begann, seine Wirkung auf die Feuerbändiger zu entfalten?

Dieses Unterfangen hätte vielleicht Erfolg gehabt, wenn Aang, wie ursprünglich geplant, während der Sonnenfinsternis zugeschlagen hätte. Aber damals war er für einen Kampf zu schwer verletzt gewesen.

Genau wie jetzt.
 

Denk nach, verdammt! Denk!

Hektisch jagten Zukos Blicke durch den Raum.

Der Kronleuchter!

Er zog einen Pfeil, zielte und schoss.

Krachend schlug das riesige Metallgestell direkt hinter Ozai auf den Boden.

Der Feuerlord wirbelte herum und zuckte zur Seite als er versuchte diesen neuen Feind dingfest zu machen.

Aufgewirbelter Staub und Mörtel trübten die Sicht und hinderten die Atmung.

Zuko hechtete zu Aang, packte blind nach einem Stück Kleidung und zog den Jungen mit sich. Blitzschnell rollte er ab und nahm hinter einer der riesigen Säulen Deckung.

Er hörte Ozais Wutgebrüll, als dieser merkte, dass seine Beute plötzlich verschwunden war.

Zuko atmete panisch.

Denk schneller!

Er griff blindlings nach einen der kleinen, herumliegenden Marmorbrocken und schleuderte ihn in eine entfernte Ecke des Thronsaals.

Er versuchte gar nicht erst, herauszufinden, ob sein Vater auf dieses Manöver hereinfiel, sondern katapultierte sich mitsamt seiner Last in Richtung Ausgang.

Er rannte. Rannte so schnell, wie er noch nie in seinem Leben gerannt war, um eine Ecke.

Noch eine!

Jetzt rechts!

Da! Da war der Gang mit der Geheimtür. Hinter sich hörte er zorniges Gebrüll und das schnelle Staccato wutentbrannter Füsse.

Schneller! Er musste schneller werden!

Wenn Ozai um die Ecke kam, und noch sah, wie sich die Tür schloss, wäre Alles verloren.

Zuko schlitterte auf die Tür zu, riss noch im Lauf, an dem Teil des Holzpaneels, das den geheimen Mechanismus aktivierte. Fast wäre er in der scharfen Kurve, die er nahm, gestürzt. Doch er strauchelte nur kurz.

Mit letzter Kraft warf er sich samt Aang hinter die Tür, und zog sie zu.

Keuchend lehnte er an der Wand.

Nicht so laut, Idiot!

Hatte Ozai sie noch gesehen?

Zuko hörte das Toben seines Vaters durch die Tür. Sein Herz pumpte panisch. Doch dann entfernten die rasenden Schritte sich.

Es hatte also doch sein Gutes, dass er als Kind seine Nase ständig in die staubigen Bücher und Aufzeichnungen gesteckt hatte, um den Sticheleien seiner Schwester und den Schmähungen seines Vaters zu entkommen.

So hatte er damals die alten, vergessenen Pläne des Feuerpalastes entdeckt.

Das Wissen um versteckte Türen und geheime Gänge hatten ihn so manches mal vor Unannehmlichkeiten bewahrt. Dass sie einmal sein Leben retten würden, hatte er allerdings nie geahnt.

Aang atmete schnell und flach.

Verflucht … Verflucht!

Dieses dumme Kind!

Zuko glaubte ziemlich gut, zu wissen, was den Avatar dazu bewogen hatte, sich Ozai allein zu stellen.

Bescheuerter, hirn- und sinnloser Edelmut.

Um keinen seiner Freunde in Gefahr zu bringen hatte der Bengel lieber die ganze Welt in Gefahr gebracht.

Agni!

Wenigstens wurde sein eigenes endlich Keuchen ruhiger.

In welchem Gang waren sie? Ah ... Nordnordwest.

Zwei mal links, rechts, links, viermal rechts, dann wären sie im Freien.

Zuko schulterte den Verletzen und lief los.

Wenigstens wusste er sehr genau, wo das Lager des Avatar zu finden war.
 

Katara stapfte unruhig durch das Lager.

Wo zum Teufel war er?

Musste er ausgerechnet heute ihrer aller Nerven strapazieren?

Sie blickte zu Iroh. Selbst er wirkte besorgt. Sehr besorgt. Er wusste ebenso gut, wie sie, wie unvernünftig Aang sein konnte; Avatar hin, Avatar her.

Das Fehlen von Appa, Aangs Flugbison, verhieß ebenfalls nichts Gutes.

Sokka kam angekeucht.

„Nichts!“ Er stützte sich mit den Händen auf seinen Knien ab und rang nach Luft.

Iroh stand auf. Sie mussten etwas tun. Aber was? Er lief im Kreis.

Toph kam aus dem Wald, vielleicht hatte sie ...?

„Er ist nicht da“, sagte sie schlicht.

Verdammt, wenn selbst Toph ihn nicht spüren konnte …

Da stand er nun, ein alter, nutzloser Mann, der es nicht einmal schaffte auf einen kleinen Jungen aufzupassen.

Aber er hatte es ja auch nicht geschafft, auf dieses andere Kind Acht zu geben, das ihm anvertraut worden war. Hatte es nicht geschafft, ihm den richtigen Weg zu zeigen.

Beim Gedanken an Zuko wurde Iroh die Kehle eng.

In diesem Augenblick meldete sich Toph zu Wort.

„Moment! Ich kann Vibrationen spüren. Da kommt jemand auf uns zu gerannt. Aber es ist nicht Aang! Dazu ist er viel zu schwer!“

„Versteckt euch!“, zischte Iroh.

Doch es war bereits zu spät. Denn dieser jemand rannte zu schnell.
 

Ein Mann stürzte ins Lager.

Iroh holte zischend Luft.

Ein Feuerfalke! Einer der gefährlichsten Gegner, die Ozai aufzubieten hatte.

Zumindest mit guter Deckung und aus der Distanz. Aber so?

Keuchend? Vor Erschöpfung strauchelnd?

„Halt!“, befahl er den Kindern, die schon drauf und dran waren, alles, was sie aufzubieten hatten gegen den Eindringling zu schleudern.

Der Störenfried ließ etwas von seiner Schulter gleiten. Orange und Gelb blitze auf.

„Aang!“ Dieser Ruf kam aus mehreren Mündern gleichzeitig.

„Mein Gott, Aang!“

„Junge? Junge, wach auf!“
 

Onkel Irohs Stimme!

Zuko rang verzweifelt nach Atem, doch beim Klang dieser Stimme merkte er, wie sich sein Innerstes zusammenzog vor … Sehnsucht.

Ja, es war Sehnsucht.

Sehnsucht, dem einzigen Menschen, der immer zu ihm gehalten hatte, zu sagen, dass er ihn nicht verraten hatte!

Sehnsucht, nach der Vergebung, Liebe und Güte, die dieser Mann ihm immer geschenkt hatte.

Er musste fort.

Sollten sie ihn erkennen, hätte er bestimmt keine Zeit mehr, für Erklärungen.

Auch, wenn alles in ihm danach drängte, seinem Onkel zu sagen, WER ihn aus dem Kerker befreit hatte.

Aber, was würde dies schon ändern?

Zuko ging langsam rückwärts.

Verschwinde! Los doch!

Unbeachtet drehte Zuko sich um.

Er ging. Langsam zuerst, dann begann er wieder zu rennen.

Wenn er nicht bald im Palast auftauchte, würden unangenehme Fragen aufkommen.

Zu genau diesem Zeitpunkt erfuhr Feuerlord Ozai vom Verrat seines Kindes. Jemand würde heute noch sterben müssen.
 

Zuko kam viel zu spät am Treffpunkt an.

Die Wächter, allesamt Mitglieder des Widerstands, hatten schon fast ohne ihn aufbrechen wollen.

In fliegender Hast wusch er die Farbe vom Gesicht und zog sich um, während er mit seinen Begleitern eine passende Ausrede für die verspätete Rückkehr ihrer Jagdgesellschaft zurechtlegte.

Eines der Reit-Rhinos wäre durchgegangen, würden sie erzählen und der wütende Prinz hätte getobt, er ginge nicht ohne das Tier nach Hause.

Bestens! Klang schließlich ganz nach ihm, oder?

Nachdem er Schminke und Verkleidung erfolgreich losgeworden war, würde nun also das eigentliche Theater beginnen.
 

„Prinz Zuko!“ Der persönliche Kammerdiener Ozais kratzbuckelte vor Zuko. „Hoheit! Wo wart Ihr nur? Euer Vater wünscht umgehend, Euch zu sprechen?“

„Ach ja?“, schnauzte Zuko. Er übergab den auf seinem Handgelenk sitzenden Raubvogel einem bereitstehenden Falkner. „Er kann morgen mit mir sprechen, ich bin völlig durchgefroren, weil diese Idioten ein Rhino davon rennen ließen!“

„Umgehend, Hoheit!“, säuselte die glatte, unheilvolle Stimme.

Prinz Zuko schnaubte wütend und machte sich auf den langen Weg zu den Gemächern des Feuerlords.

Als er sich näherte, öffneten die Wachen sofort die großen Flügeltüren. Er wurde also tatsächlich erwartet.

Seine Nackenhaare begannen zu kribbeln.

Außer seinem riesigen, alles in den Schatten stellenden Vaters war auch seine jüngere, ebenfalls alles in den Schatten stellende Schwester anwesend.

Die Geisseln seines jungen Lebens, wieder einmal in trauter Einigkeit.

Zuko verbeugte sich tief.

„Vater, Ihr wolltet mich...“

„Schließt die Tür!“ die Stimme seines Vaters klang wie ein Peitschenknall.

Schnell kamen die Torwächter dem Befehl nach.

Zuko schluckte. Wenn Ozai so schlechte Laune hatte, war der Leittragende meist sein Sohn.

Azula warf ihm einen spöttischen Blick zu.
 

„Warum kommst Du so spät?“, verlangte sein Vater zu wissen. "Du solltest bereits heute Nachmittag zurückkehren!"

„Eines der Rhinos ging durch, ich wollte nicht ohne ...“

Der Feuerlord schnalzte nur geringschätzig mit der Zunge.

„Du kannst also nicht mal mit einem dummen Reittier umgehen? Warum wundert mich das nicht?“

Zuko blickte zu Boden, als beschämten ihn die Vorwürfe seines Vaters.

Doch über diese Scham war er längst hinaus. Er hatte all dies schon hundert mal gehört.

„Deine lächerlichen Versuche auf dem Gebiet der Falkenjagd interessieren mich nicht, Zuko! Setzt Dich da hin!“

Der angewiesene Platz befand sich gegenüber von Azulas Stuhl.

Zuko war sich fast sicher, dass seine Nackenhaare inzwischen waagrecht vom Hinterkopf abstanden.

„Ich möchte, das keiner von Euch beiden in den nächsten fünf Minuten das Wort ergreift, ist das klar?“

Die Kinder Seiner Hoheit nickten.

Azula entspannt, Zuko starr.
 

„Mir ist heute Abend etwas zugetragen worden, dass unsere Situation von Grund auf ändert.“

Der Feuerlord begann, um die beiden Sesseln herum zu gehen.

„Wie ich erfahren musste, haben sich einige eurer ... Machenschaften meinem Wissen bisher entzogen.“

Er verharrte hinter Zuko.

„Machenschaften, die ich nicht billigen kann!“

Er ging weiter.

„Wie sich herausstellte, wurde hinter meinem Rücken ein kleines Komplott geschmiedet.“

Die Hand Seiner Lordschaft strich sacht an der Kopflehne von Azulas Sessel entlang.

Scharf beobachtete Zuko seine beiden Verwandten.

Azula blinzelte verunsichert. Dann starrte sie ihrem Bruder plötzlich panisch in die Augen, als ihr Vater sie hart im Nacken packte. Die klauenartigen Nägel Ozais bohrten sich in den weissen Hals seiner Tochter, die sich nicht mehr bewegen konnte; gelähmt, da er zielgenau den entsprechenden Punkt ihres Nervensystems getroffen hatte.

„Sag, Püppchen ... bedeutet Dir der Name Dai Li etwas?“

„I ... ich ...“

„Was? ... Ich kann Dich nicht verstehen.“

Zuko sah Todesangst in den Augen seiner kleinen Schwester.

Azula ... die sich noch nie vor irgendetwas gefürchtet hatte.

„Die Dai Li, mein liebes Kind“, säuselte Ozai trügerisch sanft. „Sind die Geheimagenten des Erdkönigreichs. Äußerst schlagkräftig! Äußerst hinterhältig! Doch nicht so hinterhältig wie Du, nicht wahr? Mein eigen Fleisch und Blut. Es hat sich nämlich heraus gestellt, dass Du mit ihnen einen Pakt geschlossen hast.“ Ozai beugte sich vor und brachte seine Wange direkt neben Azulas. „Vielleicht sollte ich dies noch erwähnen: In ebendiesem Augenblick, sterben Deine getreuen Dai Li in einem Hinterhalt meiner Feuerfalken!“

Unter den scharfen Fingernägeln Ozais bildeten sich erste Blutstropfen auf der zarten Haut seiner Tochter.

„Du wolltest den morgigen Tag nutzen, um Deine eigenen Pläne zu verfolgen, nicht wahr, mein Engel? Ich sollte durch den Kampf mit dem Avatar abgelenkt und geschwächt und dann von Dir und Deinen Dai Li endgültig abserviert werden. Ist es nicht so, meine Kleine? Du willst also meinen Thron? MEINEN Thron?“
 

Am Blick seiner Schwester konnte Zuko sehen, dass all dies der Wahrheit entsprach.

Sie hatte also wirklich gelogen.

Ihm gegenüber hatte sie behauptet, die Dai Li als Überraschungselement gegen den Avatar einsetzen zu wollen.

Doch als Zuko gemerkt hatte, wie sie ihre kleine, feine Truppe vor ihrem Vater verheimlichte, hatte er seine eigenen Schlüsse gezogen. Und leider Recht behalten.

Sie hatte also sowohl ihren Vater als auch ihn beseitigen wollen.

„Weisst Du, Püppchen,“ Ozai beugte sich noch dichter über seine Tochter, sprach sanft in ihr Ohr. „Du warst schon immer diejenige, die selbst meine kühnsten Erwartungen noch überflügelt hat. So auch diesmal! Dein Mut erfüllt mich mit unbändigem Stolz. Bedauerlich nur, dass er kleiner ist, als Deine Dummheit und Deine Gier ... mein Engel.“

„Ich hätte ... den Thron ... nie ... bekommen ...“, ächzte Azula angestrengt unter dem unbarmherzigen Griff ihres Vaters. „Obwohl Zuko ... ein ... Schwächling ist.“ Ihre Stimme war kaum zu verstehen

„Nein“, flüsterte Ozai an ihr Ohr. Sanft strich er über das Haar seiner Tochter. „Aber Du hättest gelebt!“
 

Zukos Hände krampften sich um die Armlehnen.

Erstarrt blickte er seiner Schwester in die Augen. Sie flehten um Hilfe.

Noch nie hatte er Tränen darin gesehen, noch nie Verzweiflung.

Sie sah aus, wie er sich fühlte.

Als Ozai nun auch noch eine zweite Hand an den Hals seiner Tochter legte, sprang Zuko auf.

"NEIN!"
 

Die folgenden Bilder würde Zuko eines Tages vielleicht vergessen können, auch wenn sie ihn vor Entsetzen lähmten. Doch das Geräusch von Azulas berstendem Genick sollte nie wieder aus seinem Gedächtnis getilgt werden.

Fassungslos starrte er seinen Erzeuger an.

Ohne das geringste Bedauern hatte Ozai Tatzu das Lebenslicht seiner brillanten, geliebten Tochter ausgelöscht.

Nein, nicht geliebt.

Niemals geliebt!

Nun erkannte Zuko, dass sein Vater Azula ebenso wenig geliebt hatte, wie ihn.

Lord Ozai war unfähig zu lieben, war es vielleicht immer gewesen.

Und dieser Hülle hatte er einst väterliche Gefühle abtrotzen wollen?

Er schmeckte Galle, bitter und scharf.

„Wage es nie wieder, mir zu widersprechen!“, zischte der Feuerlord. „Du kannst nun gehen, mein Sohn!“ Das letzte Wort klang wie ein Fluch. „Und schick jemanden, der diese Sauerei entfernt.“

Zuko schaffte eine letzte Verbeugung und verließ das Zimmer.

Er ging durch die Korridore, zu seinen Gemächern.

Auf dem Balkon angekommen erbrach er sich.
 

Nachdem da nichts mehr war, das er von sich geben konnte, stand er mit zitternden Knien auf.

Statt hier zusammenzuklappen, sollte er aus dieser Situation lieber neue Entschlossenheit schöpfen!

Er musste Kuroto von den Vorfällen erzählen.

Also trat der Sohn von Ozai dem Vernichter, erneut vor die Tür.

Kalt wies er eine der Wachen an, in den Gemächern Seiner Lordschaft aufzuräumen.

Dann schritt er zu den Räumen des Kommandanten der Leibgarde.

Als er nach kurzen Klopfen eintrat, blickte Kuroto erstaunt auf. Er sah sofort, dass etwas nicht stimmte.

„Hoheit! Was kann ich für Euch tun?“

Nachdem die Tür geschlossen war, griff der Kommandant zu einer Feder und schrieb auf ein Blatt Papier.

  `Was ist passiert?´

„Eure Wachen, Kuroto, taugen nicht einmal für die Jagd!“

  `Azula ist tot. Sie wollte die Dai Li benutzen, um auf den Thron zu kommen.´

„Eure Schwachköpfe haben alles ruiniert, weil sie ein Rhino laufen ließen!“

„Hoheit!“ Der Offizier war blass geworden. „Das ist ja schrecklich!“

„Solange Ihr nur etwas daraus lernt!“

  `Um die Dai Li brauchen wir uns nicht mehr zu kümmern!´

„Ich ... Gut. Es wird nicht wieder vorkommen, mein Prinz!“

„Das will ich auch hoffen!“, schnauzte Zuko in seinem unausstehlichsten Ton, drehte sich um und knallte bei seinem Abgang mit der Tür.
 

Trotz seiner Befürchtungen, er könne vielleicht keine Ruhe finden, sank Zuko vor Erschöpfung in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Kurz vor Sonnenaufgang weckte ihn etwas.

Er stand auf, ging auf den Balkon um das Licht dabei zu beobachten, wie es langsam den Himmel eroberte.

Samtenes Grau, das zu pulsieren begann, von Violett durchströmt. Eine kleine Sichel fahlen Lichts, die sich langsam ausdehnte und die bizarre, zerklüftete Silhouette der entfernten Bergkette entlang wuchs. Mattes Gold, das an den Rändern schließlich ausfranste und zu strahlen begann.

Das Glühen überhauchte vereinzelte Wolken mit sanftem Rosé.

Dann - endlich - loderte es auf zwischen Himmel und Erde, und der Horizont begann zu brennen.

Gold, Orange, Ocker, Rot, Violett, Flieder schmolzen ineinander, bis die Herrlichkeit der Sonne alle Farben in den Schatten stellte und den Tag der letzten Schlacht anbrechen ließ.
 

Überwältigt und geblendet schloss Zuko die Augen.

Sein vielleicht letzter Sonnenaufgang war der schönste Anblick seines Lebens gewesen.

Doch dann zuckten Bilder durch seinen Kopf. Bilder grüner, strahlender, lachender Jade.

Nein.

Das Schönste, was er je betrachtet hatte, würde er nie wieder sehen, denn es war unendlich weit fort.



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Kommentare zu diesem Kapitel (12)
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Von:  Boahencock-
2021-04-29T11:20:14+00:00 29.04.2021 13:20
Sie hatte also sowohl ihren Vater als auch ihn beseitigen wollen.
Aber dazu kamm es nicht.

Was ist das Bitte schön für ein Vater der seine Kinder Abgründig hast.
Und dann noch der oberhammer,  er hat seine Tochter getötet.
grrrrrrrrrrr 😡😡😡

Ich konnte mich hineinversetzen als wäre ich dabei gewesen.

Was für ein Kapitel.
😼😉😼
Von:  Advertisement
2010-10-18T02:51:42+00:00 18.10.2010 04:51
...wow. oO
[ich hab mich jetzt seit den ENS so durch die Kapitel gelesen, aber jetzt mache ich erstmal Pause, weil ich müde bin. x"D Und eigt. wollte ich ja Sims spielen gehen, aber deine FF hat mich davon abgehalten. o.o Das ist schonmal was.. 'großes', dass mich einfacher Text so fesselt. xd]
Du hast einen unglaublich schönen Schreibstil, vieles wird detailliert und metaphorisch beschrieben. <3 Ich konnte ja gar nicht mehr aufhören. o.o
Vor allem mag ich, wie du in den vorherigen Kapiteln zwischen Jin und zuzu immer sanft an der Adult-Grenze umhergestrichen bist. [...und vor allem, wie schnell das zwischen den beiden ging. xD Ich hatte mich schon auf so ein ewiges Hin-und her eingestellt, ohne, dass etwas 'großes' passiert. Das war eine nette Abwechslung. [...und ich sollte mir das für meine eigene FF merken. xD [die nicht Zujin ist. Ich frage mich gerade, ob ich die überhaupt hochladen darf, ohne das Mexx macken macht...wayne.]]
Du 'portionierst' die Szenen deiner FF sehr schön. Also, du hälst dich nicht solange an einer Szene auf, dass diese langweilig wird, sondern wechselst immer früh genug. :3 [...weil es einige FF's gibt, wo der Autor auf 5 Seiten die Beschaffenheit eines o815-Steins beschreiben muss...x"D]
So.
Jetzt aber mal speziell zu diesem Kapitel. xD
Als ich fertig war, ist mir erst wieder klargeworden, dass das ne Zujin-FF ist. x"D Ob das nun gut oder schlecht ist, darüber lässt sich streiten, aber das Szenario war etwas ganz anderes, und auch eine mehr oder weniger willkommene Abwechslung. Teilweise. o.o [...weil ich es nicht mag, wenn meine Lieblingschara's sterben. D: aber gut, ist deine FF xd]
Am Anfang musste ich mich erstmal neu einfinden - was aber vllt. auch an der Uhrzeit liegt.. oO - aber dann hat mir die Enntwicklung der FF sehr gut gefallen, vor allem, weil sich alles aufeinander aufgebaut hat. :D
Die 'Sitzung bei Papi' ...mwah. Daran hätte ich nicht mal im Traum gedacht, dass du sowas geschehen lässt. D:
Sorry, dass ich das jetzt schreibe, aber es war so widerlich als ich vom 'berstendem Genick' gelesen hab. o.o Erstmal hatte ich selbst ein sehr widerliches Gefühl im Nacken, und dann musste ich an dieses Geräusch in natura denken. Als ich kleiner war, hatte meine beste Freundin einen Hamster, und wir haben mit ihm gespielt, und ihr kleiner Bruder war dabei, wollte den Hamster auch mal halten und dann hat der Dussel zu doll zugedrückt. >____< ich kriege heute noch Gänsehaut wenn ich daran denke. Andererseits war der ein Kind, letztlich waren wir doof, weil wir ihn den Hamster halten ließen [*schwafelt*|D]...aber nja. :/ Ist jetzt wahrscheinlich doof, Azula mit einem Hamster und Ozai mit dem kleinen Bruder meiner Freundin zu vergleichen... *hüstel* Aber es ging mir nur um das Geräusch an sich. ^^"
Aber es ist beruhigend, zu wissen, dass Azula nicht [wie scheinbar in der Serie...ich will wissen, ob sie besuch kriegt -.- ] im Gefängnis vor sich hin lebt und Däumchen dreht. Außerdem macht sich der Vater der beiden gut als kaltblütiger Mörder. [auch wenn er in der Serie ein schönes Lachen hat. xD]
...
Genug davon. o.o
Ich freue mich jedenfalls richtig, nachher weiterzulesen. :D
Hehe. :D
Von:  Bernsteinseele
2008-02-05T17:23:51+00:00 05.02.2008 18:23
Ah den Rückblick find ich toll ... dass du auf das Verschwinden der Mutter und Zukos heimlicher Arbeit gegen seinen Vater eingegangen bist :)

Vorallem die Beschreibung der Feurfalken find ich interessant ^^
Von: abgemeldet
2007-09-20T07:05:38+00:00 20.09.2007 09:05
Waaaaas? Kein Kuss???
Die arme Jin! ^-^
Und ich Arme! Steh voll auf Deine Kussszenen... *rotwerd*
Aber bei Azulas Tod habe ich meine Entenpelle ja auch gekriegt...
Von: abgemeldet
2007-09-19T17:33:40+00:00 19.09.2007 19:33
Ich bin zwar auch der Meinung, dass der Kuss nichts bedeuten muss, allerdings finde ich das Bild nicht unbedingt Zujin-freundlich. Es sei denn alles kommt so wie in deiner Geschichte^^ (pls Brian und Mike, pls).
Da ich aber leider nicht glaube, dass Jin nochmal von mir gewünschte Rolle spielt, hoffe ich lieber, dass sie gar nicht mehr vorkommt. Zuko allein bleibt, dann kann ich mir nämlich vorstellen dein Fic wäre echt XD
Von:  Xanderle
2007-09-19T16:42:09+00:00 19.09.2007 18:42
Ja, das kannte ich... muss leider zugeben, dass ich sonst nicht auf die Idee gekommen wäre^^
War aber ne tolle Inspiration ;D und eine Bestärkung aller Zujin Fans...
ICH denke nämlich, der Kuss im Trailer (Zuko, Mai) wird überbewertet!
Is aber nur meine bescheidene Meinung, lol.
Von: abgemeldet
2007-09-19T14:56:53+00:00 19.09.2007 16:56
Hi hab mal ne Frage, kennst du dieses Bild : http://community.livejournal.com/jin_zuko/13677.html?view=36461#t36461

Denn wenn nicht, dann kann ich dir nochmals zu deinem Genie gratulieren, dass du tatsächlich auf die gleiche Idee kommst wie Macher von Avatar.
Falls man das Bild nicht ohne Anmeldung sehen kannst, es ist ein Auschnitt eines Magazins in dem Zuko mit Mai in Ba Sing Se über einen Marktplatz läuft und die Beiden dann Jin begegnen.
Von: abgemeldet
2007-09-18T20:32:20+00:00 18.09.2007 22:32
Da nich für;) und du hast es ja echt gut geändert, so finde ich es wirklich schlüssiger. Verdammt jetzt hab ich ja gar nichts mehr zum kritisieren^^
Hab übrigens deinen Fic schon heftig weiter empfohlen und immer nur Lob danach gehört.
Hoffe mein JinxZuko Fic wird nur annähernd so gut.

Von:  suz
2007-09-18T20:15:21+00:00 18.09.2007 22:15
hallo
das kap war einfach super
besonders gut ist dir die beschreibung von azulas verrat und tod gelungen
gruz suz
Von:  Tamatoshi
2007-09-18T17:16:57+00:00 18.09.2007 19:16
ah, hab noch vergessen zu fragen: kannste mir vll ne ENS schicken wenns weiter geht???
pls schreib schnell weiter^^


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