Der Abend ist lang
Der Abend ist lang
(Sanjis Sicht)
Verdammter Mist, warum muss ich gerade heute mit diesem griesgrämigen Algenschädel herumsitzen? Der geht mir doch eh dauernd auf den Sack mit seinem gleichgültigen Getue! Das nervt! Und wie! Es ist nicht zu fassen, wie die anderen mir so eine Gemeinheit antun konnten! Eigentlich sind sie ja nicht im Geringsten schuld daran, denn das Los hat entschieden, wer auf der Flying Lamb bleiben muss, um sie zu bewachen. Aber warum gerade ER und ich? Warum gerade WIR BEIDE????
Dieser Herbstabend ist eigentlich zu schön, um sich zu ärgern.... Der glutrote Sonnenuntergang spiegelt sich im klaren Wasser, am Strand der Herbstinsel laufen die rotbraunen bis schwarzen, flinken Eichhörnchen eifrig und schnell durch das rot-gold-braune Blättermeer, aus dem manchmal Blätter wie flüchtige Vögel hochfliegen, wenn der Wind sie durch die Gegend weht. Es ist so idyllisch und ruhig hier, ein richtiges Paradies..... Ich würde jetzt so gerne mit Nami durch den nahe am Strand gelegenen Ahornwald spazieren, dem müden Gezwitscher der letzten Vögel zuhören und die Muster, die die Sonne auf Namis herbstlauborangefarbenes Haar zaubert, betrachten. Das wäre ein perfekter Abend.......Anstatt dessen sitze ich hier missmutig an Deck, starre an dem griesgrämigen Schwertfuchtler vorbei, ins Wasser. Es ärgert mich, hier zu sitzen und nichts zu tun. Nicht einmal reden können wir miteinander. Wir schweigen uns gegenseitig ins Gesicht und werfen einander als einziges Zeichen der Aufmerksamkeit höchstens einen mürrischen Blick zu, der, wenn Blicke töten könnten, uns beide schon längst in den Sarg befördert hätte. Ich will ihn nicht ansprechen und er mich wahrscheinlich genauso wenig. Es ist hoffnungslos, mit diesem Kerl einen schönen Abend zu verbringen. Da wäre es ja noch schöner, sich bis zum Umkippen zu betrinken oder sich aus purem Jux ein Bein abzuhacken.
Obwohl....., wenn ich ihn länger betrachte muss ich feststellen, dass er gar nicht so hässlich ist. Seine Augen sind schön- so geheimnisvoll und tiefgründig wie ein Smaragd mit leichtem Goldstich..... richtige Katzenaugen, die einem den Verstand rauben können, wenn man nicht vorsichtig ist. Der Mund ist eigentlich auch ganz in Ordnung. Sein Gesicht ist ein Gesamtkunstwerk aus vielen unterschiedlichen Faktoren, die hier perfekt zusammenwirken. Irgendwie verstehe ich meinen plötzlichen Sinneswandel fast selbst nicht. Vielleicht ist es ja gerade das, weil er im Moment gar nichts sagt und keinen gehässigen Spruch über mich loslässt, so wie er es normalerweise tun würde, was mich ziemlich stört und aufregt. Ich mixe mir einen Cocktail, vielleicht bessert sich ja dann meine Stimmung etwas, was ich aber unter diesen Umständen leider zu bezweifeln wage.
Irgendwie war es mies von mir, ihn einfach so sitzen zu lassen. Das macht man eigentlich echt nicht. Ich muss ihn unbedingt nach drinnen holen, sonst ist er wohlmöglich beleidigt und das möchte ich heute AUSNAHMSWEISE nicht erleben! Puh, der Drink lockert meine Stimmung schon etwas. Es ist immer gut, wenn man einen „Blue Wodka“ bei sich hat. Hoppla- er kommt?! Hätte ich jetzt echt nicht erwartet, dass er sich irgendwann von seinem dämlichen Posten wegbewegt und hier hereinschneit. Verdammt, sieht er geil aus! Muss wohl wieder trainiert haben......und wenn er dann noch ohne Hemd herumläuft, läuft allen regelrecht das Wasser im Munde zusammen...............
So, das war´ s fürs Erste. Ich hoffe, das Kapitel hat dir trotzdem gefallen, obwohl es etwas kurz geraten ist......... Fortsetzung folgt bald. Und manche meiner Beschreibungen oder Formulierungen solltest du vielleicht galant übergehen, sonst bekommst du garantiert Lachkrämpfe.... Liebe Grüße, Kuina-chan