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Hysterische Wortausdünstungen

Zeit für ein Antitranspirant.
von

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1/3x = Satsuma

Weißes Rauschen. Blätterflattern. Der Stoff von Jahren hatte sich auf seinem Schreibtisch versammelt, mitten im konzentrischen Kreis, den das Licht seiner Schreibtischlampe schnitt. Jedes einzelne Wort auf den blütenweißen bis umweltfreundlich gebleichten Blättern bettelte um Aufmerksamkeit und schrie, gelegentlich war auch das eine oder andere durch fluoreszierende Farbunterlegung aufgestanden und zumindest dabei, sich zu räuspern. Aufgeschlagene Bücher standen an den Grenzen ihrer Territorien und knurrten einander feindselig an; sie ließen seinen Kopf dröhnen, dass seine gerunzelte Stirn zwickte und das Brillengestell auf seinem feuchten Nasenrücken Ansätze eines Schanzensprungs lieferte.

Während seine Augen wirr über die Zeilen ratterten und ein routiniert pedantischer Finger die Springerkarriere seiner Sehhilfe präzise wie ein Uhrwerk behinderte, bediente sich die andere Hand an Satsumastücken. Sie wurden auf einem Teller balanciert, der seinerseits auf einem schweigenden Bücherstapel nicht ganz rechts von dem schlimmsten Papierwust balanciert wurde. Er aß sie mit Stäbchen, damit seine Finger nicht klebrig wurden.

In seinem halbleeren Wasserglas trieb ein einsamer, dunkler Zigarettenstummel.

Daneben lag orange Haut in schmerzverzerrten Wellen am Tischrand, abgesondert von allen Lehrmaterialien, sprach Bände von irren Kannibalen wie die tote Asche obenauf von satanischen Verbrennungsritualen. Eine Erschütterung, ausgelöst durch ein spitzes Knie, das gegen durchgebogenes Holz stieß, ließ diese Evidenzien genau wie den Rest der Versammlung erzittern, und kurze Zeit später wurden sie bereits beiläufig von einem Ellbogen vom Tisch geschafft.
 

Sie witterte den Rauch, kaum dass sie wild entschlossen den Raum stürmte. Mit einem Ruck warf sie die Tür hinter sich zu und riss die Vorhänge und schließlich das Fenster auf, stolzierte dann in energischem Tatendrang zum wirren Hort des Chaos, den er seit Tagen nur noch sporadisch verlassen hatte. Einen Moment lang ließ sie ihren Blick noch auf ihm ruhen.

Seine Nasenrücken glänzte.

Dann ergriff sie sein Kinn, zwang ihn, zu ihr aufzusehen. Sie stierte direkt in seine geröteten Augen, die aufgescheucht hinter der Brille kauerten.

"Zerstreu dich!", befahl sie.

"Gerne", sagte er. Und zerfiel in seine atomaren Einzelteile.



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